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Buchdrucker zum Manteltarif. Arbeitsruhe am i. Mai- Kommunisten gegen Arbeitslose Gestern nahm die stark besuchte Generalversammlung der Berliner   Buchdrucker im Gerverkschaftshaus zu dem Ergebnis der Manteltarlsoerhandlungen Stellung. Der Gauvorfitzende Braun berichtete eingehend über die VerhanMungen. Er wies zunächst darauf hin, daß der.Lorrespondent sür Deutschlands   Buchdrucker und Schriftgießer" Recht behalten habe, wenn er vor drei Jahren aus Anlaß der Tarifoerhandlungen schrieb, der Buchdruckertarif sei so feingliedrig, daß es immer schwerer werde, noch neue Bestimmungen in den Tarif hineinzubringen. Es sei möglich gewesen, fast alle Verschlechlerungsanlräge der Prinzipale abzuwehren, in einigen Punkten sogar die bereits bekannten Ber- besserungen zu erreichen. Di« Hauptforderung war die Verkürzung der Arbeitszeit auf 42 Stunden pro Woche, um der katastrophalen Arbeitslosigkeit Einhalt zu tun. Obwohl dieses Ziel wegen der Widerstände aller Kapitalisten nicht erreicht werden konnte, bleibt die Verkürzung der Arbeitszeit das wichtigste Problem in der Gegenwart und in der Zukunft. Nach lebhafter Aussprache, in der die Kommunisten� die Ablehnung des Manteltarifs und den Streik um die 40.Stunden>Woche forderten, wurde folgende Eni- j ch l i« ß u n g gegen wenig« Stimmen angenommen: Die Generalversammlung des Vereins der Berliner   Buch- drucker und Schriftgieher steht in dem abgeschlossenen neuen Manteltarif kein« der heutigen Wirts chasts- und Arbeitsmarktlage angepaßte Aenderung unserer Arbeitsbedingungen. Die Funktionäre halten vor allem an ihrer Forderung nach einer wesentlichen Verkürzung der Arbeitszeit als eines der Mittel zur Verminderung der katastrophalen Arbeits- losigkeit unbedingt fest. Wenn die Funktionäre trotzdem den Kollegen den Eintritt in den Kampf nicht empfehlen können, so aus dem Grunde, weil bei Würdigung aller politischen und wirt- schaftlichen Widerstände«in Kampf um den Sieben- stundentag in unserem Gewerbe gegenwärlig keine Aus- ficht auf Erfolg hat. Sie fordern deshalb die Kollegen auf, sich hinter den Aufruf der Verhandlungskommission zu stellen." Bezeichnend war die Haltung der Kommunisten in der Frage der Erhöhung des Beitrages für die Arbeitslosenunterstützung. Der Kassierer Schleffler befürwortete eine Beitrags- «rhöhung um 2 0 Pf. pro Woche, und zwar soll dieser Beitrag solange beibehalten werden, bis das Defizit im Arbeitslosen- unter st ützungsfonds gedeckt ist. Während die Kommunisten auf den Arbeitsnachweisen immer große Propaganda für die Hilfe der Erwerbslosen machen, ließen sie die arbeitslosen Buchdrucker schmählich im Stich. Die Kommunisten erklärten, daß sie einer Beitragserhöhung für die Arbeitslosen nur zustimmen würden, wenn dazu das Verbands- vermögen benutzt wird. Wenn es also an das eigene Porte- monnaie geht, suchen sich die Kommunisten von einer Unterstützung der Arbeitslosen zu drücken Die Arbeitslosen werden sich dirsea kommunistischen verrat merken. Beschlossen wurde gegen einen Teil der kommunistischen   Stimmen, den Beitrag ab 16. März um 2v Pf. zu erhöhen. Zur Maifeier führte Alb recht aus, daß der Gau  « vorstand nach einem Entscheid des Reichsschiedsamts verpflichtet fei, darauf hinzuweisen, daß am 1. Mai die Arbeit nicht ruhen dürfe. Einstimmig wurde trotzdem- von der Versammlung nachstehende Entschließung angenommen: ..Die Funktionäre des Vereins der Berlmer Buchdrucker und Schriftgießer beschließen, wie in den Vorjahren den 1. Mai auch m diesem Jahre durch Arbeitsruhe zu feiern, weil dies der Bedeutung des Tages am besten entspricht. Die Funktionäre er- warten von allen Kollegen, daß sie diesem Beschluß nachkommen" Der Gauvorstand sah sich ferner veranlaßt, über das u n- °ollegial« Verhalten des Vorsitzenden des Branden- ourgischen Maschinensetzervereins. M a h l o, allen übrigen Gau- Vorstandsmitgliedern gegenüber in der Generaloersammlung B e- ' ch w e r d e zu führen. Die Versammlung billigte dieses Vorgehen > ihrer großen Mehrheit. Als Revisor für den Verbandsvorstand louode Trenste gewählt._ Nieder mit der Oppofition. Freideitfer. rechnet gründl ch mit ibr ab. Die Kommunisten wissen, wieviel bei der Wahl am morgigen Sonntag für sie auf dem Spiele steht. Di« große Freidenker- organrfation mit ihren mehr denn 606006 Mitgliedern ist ihr« letzte Hoffnung. Verlieren sie auch hier den Kampf, ist ihre Isolierung in der Arbeiterbewegung restlos vollzogen. Im Verlauf« dieses zweijährigen erbitterten Ringens zwischen Verbandslettung und kommunistischer Opposition konnte den Kam- munisten im Reiche eine Position nach der anderen entristen werden. Auf den Bezirtskonferenzen. die jetzt in Vorbereitung der Verbands- gsneralversammlung bereits stattgefunden haben, wie in Braun- schweig. Westthüringen, Brandenburg   usw. stellt« die O p p o s i t i o n nur noch eine verschwindend kleine Minderheit dar. Zu einer Anzahl von Bezirkskonferenzen, die noch bevorstehen, für die aber die Delegiertenwahlen bereits stattgefunden haben, kann- t e n die Kommunisten nicht einmal einen einzigen Delegierten durchbringen. Bei der Urwahl in Königs- berg erhielt die Opposition ein« entscheidende Niederlage, bei der Urwayl in Wuppertal  (Elberfeld  , Barmen usw.) wagt« sie es nicht einmal eigene Listen aufzustellen. Nun ist es an der Zsit, daß auch die Berlmer Mitgsiedschaft diese arbeiterschädtichen Elememe endlich abschüttelt, und zwar so gründlich, daß ihnen die Lust zu weiteren Experimenten vergeht. Es muß diesem kommunistischen   Treiben auch im Berliner   Verbände ein Ziel gesetzt werden. Sein Milglied des Freidenkerverbandes darf der Urwahl am Sonntag fernbleiben. Ss kommt auf jede Stimme an. Wahlzeit ist von 9 bis 4 Uhr. Di« Wahllokale sind den Mitgliedern bekanntgemacht worden. Versäume niemand seine Pflicht. Jeder gibt seine Stimme ab für Liste I,..Verbandsaufbau". Bantpott der christlichen Etfenvahnerbank. München  , 3. März.(Eigenberichl.) Als die Christliche Eisenbahnerbank schon längst zusammen- gebrochen war. hol die Derwaitung durch rosig geiärble Berichte bei den Geschädigten immer noch die Hoffnung genährr daß es auf Grund der vorhandenen Aktiva möglich fein werde, die geschädigten Einleger wenigstens mit einer ZOprozentigen Vergleichsquote ab­zufinden. Auf dieser Basis wurden unter Vermittlung des baye- rifchen Mimsterpräsidenten Held Verhandlungen mit der Deutschen  und Diskontobank zwecks Sarantieübernahme für«ine solche Ver- Sleichsquot« aufgenommen. Dies« Verhandlungen haben sich nun zerschlagen. Di- Dank hat nach«ingehender Prüfung der Mass« die Sicherheitsleistung für «in« Dergleichsquote von 30 Proz. abgelehnt, mit der Begründung. daß alle voraussehungen für die Eröffnung de, Vergleichsverfahrens fehle». Damit lst der Konkurs unvermeidlich.
Technische Geheimnisse des Krieges
Llraniavorirag des Dipl ing. Gergacsevicz.
Drs angekündigte Thema hatte ein« überaus zahlreiche Zu- Hörerschaft angelockt, zumal bicher öffentlich nicht gezeigte Filme und Lichtbilder mit Erlaubnis des deutschen und österreichisch:n Wehnninistmums vorgeführt werden sollten Der Vortragend« hat den Krieg während der ganzen vier Jahre als Fliegeroffizier in der Luft wie auch als Ingenieur unter Waffer mitgemacht, und selbst an der Verbesserung von Kampfmitteln wesentlichen Anteil gehabt. Die Geheimhaltung solcher Verdesserungen ist während des\ Krieges nur bis zu einem geuüffen Grade gelungen. Ein Beispiel bilden die Zeppeline. Für diese war es anfangs ein großer Mangel, daß sie von der hängenden Gondel aus bei unsichtigem Weiter dirigiert werden mußten und das Abwerfen von Bomben daher ohne sicheres Ziel geschah. Aus Vorschlag des Vortragenden wurde der Mann in der Gondel selbst mit dem Abwerfen der Bomben beauftragt. Die Gondel hing zu diesein Zweck an einem 2600 Meter langen, nur 8 Zentimeter dickem Seil unter dem Luft­schiff, das unsichtbar über den Wolken schwebte. Sie wurde ge- panzert und durch Spiegelung onsichtbar gemacht, so daß die so ausgerüsteten Zeppciin«, namentlich in den ersten Kriegsjahren, eine groß« Rolle spielten. Nachdem die Engländer durch ein neu- erfundenes Brandgeschoß einen Zeppelin nebst gepanzerter Gondel abgeschossen und die Konstruktion im wesentlichen erkannt hatten, verloren sie erheblich an Bedeutung Ebenfalls auf Vorschlag des Dortragenden und nach monate- langen Versuchen unter seiner Leitung gelang es. die Periskope von Unterseebooten durch Spiegelung unsichtbar zu machen und ihr Herannahen, das durch die bei voller Fahrt über anderthalb Meter hohe Bugwelle sich den Kriegsschiffen verriet, durch Herab- drücken dieser Welle vermittels eines eigenartig konstruierten Schwimmers auf weniger als 10 Zentimeter vollständig zu ver- bergen, so daß sie bis auf 120 Meter völlig unbemerkt dem anzu-
greifenden Schiffe nahekamen. Das Geheimnis dieser Konstruktion blieb bis zu Ende des Krieges vollständig gewahrt. Im Jahre 1916 ging sogar die Nachricht durch die Presse des In- und Aus- landes, daß es den Deutschen   gelungen sei, Unterfeeboote ohne Verisskop zu bauen. So vollständig hatte diese Konstruktion ihre Ausgabe erfüllt. Alle in voller Tätigkeit im Film vorgeführten Lustschiff« und Unterseeboot« gaben anschauliche Bilder. Daneben sah man die schrecklichen Verwüstungen, welche von den schweren Geschützen an- gerichtet wurden. Zum Beispiel einen durch eine einzige Flieger, bombe von 120 Kilogramm niedergelegten Häulerbwck in Ant- werpen, in Lüttich   10 Meter dicke Betonblöck«, die durch Geschosse aus der 42-Zentimetr-Kanone, derdicken Berta", vollständig zer- splittert waren. Und diese im Weltkrieg benutzten Kriegsmittel bezeichnete der Vortragende den heutigen gegenüber alsprimitiv" Obwohl er anfangs betont hatte, daß er ohne Tendenz für oder wider den Krieg die Ding« nur von der technischen Seite betrachten wollte, wirkten die Vorführungen von selbst als eindrucksvolle Propaganda gegen den Krieg, und auch der Vortragende konnte sich dieier Wir- kung nicht verschließen. Er warf einen Blick auf die Möglichkeit eines zukünftigen Krieges, der als Giftgaskrieg aus der Luft ge- führt, außerordentlich schnell die Einwohnerschaft volkreicher Städte zu einem schrecklichen Tode verurteilt. Es wird in einem solchen künftigen Weltkriege daher auch keinen Sieger geben. So kommt der Dortragende zu dem Schluß, daß das, was weder der Religion, noch der Staatskunst gelingen konnte, der nüchternen Technik zu leisten vorbehalten sein wird:«inen zukünftigen Krieg zu oermeiden. Es wäre zu wünschen, daß der Dortrag und die vorgeführten Filme die weiteste Verbreitung fänden. Dr. Bruno Borchaidt.
Zkvue endaü'tig iot? »Oer doppe te Dkäutigam" Hermann Haller scheint der Revue endgAng untreu ge- worden zu sein.Der doppelte Bräutigam"(nach G a n- ü i l l o t, von H a l l e r selbst und Willi Wolfs), mit dem er sich nach über einjähriger Abwesenheit im Theater am Schiff- bauerdamm den Berliner   wieder vorstellt, ist kein« Revue, hat auch nichts revueähnlickzes. Es ist ein Daudeville, ein lustiges Spiel mit Gesang und Tanz, ein Operettchen mst vielen netten Schlagern und manchem gutem Couplet mit einer flotten, etwas lauten und aufdringlichen Musik von Walter Kollo  , bei der die ulkig« Instrumentation vieisach Ueberraschungen bietet und herzliche Heiter» keit erweckt. Uebrigens bewundert man die Dauerhaftigkeit der ,.Dreigroschenoper"-Melodien, die auch hier bedenklich nachhallern. Was an den alten Haller und an feine Revuen erinnert, sind die Tänze, die großartig klappen, Schmiß und Tempo zeigen und bei der Premier« oft wiederholt wenden mußten. Auch K a i n« r s hübsche Bühnenbilder, die auf der Drehbühne schnell und gefällig zur Kind sind, zeugen von ehemaliger Revuepracht. Die Handlung selbst ist ein bißchen dünn: zwei Paare sieben sich über Kreuz. Es kommt zur Scheidung. Der ein« Partner heiratet von neuem, ohne dazu berechtigt zu sein, denn das Scheidungsurteil ist noch nicht rechtskräftig gewesen. Daher der TitelDer doppelte Bräutigam". Zum Schluß finden sich, etwas überraschend für die Zuschauer, die richtigen Paare zueinander. Aus diese Handlung scheinen Haller und Wolfs   nicht viel Gewicht zu legen. Sie fall ihnen nur den Rahmen für die Conpiets und die Tänze, kurz für einen amüsanten Unterhaltungsabend bieten Wenn sie«in paar von den Bildern kürzen, so wind ihnen das schon ge- singen, vor allem, weil die Darsteller mit bester Laune bei der Sache sind. Am flottesten und ulkigsten spielen Kurt Besper» mann, TibvrvonHalmay, Dolly Haß und I d a W ü st, die sich«inen Sonderapplaus auf offener Szene mit einem meister- hast vorgetragenen CoupletIch weiß Descheid" erstngt. Dolly Haas  und von Halmay bringen in ihr« Tänze«in« neue groteske Not«, die lauten Beifall findet. Nur Cmmy Sturm wirkt zu kompakt für den leichten Stil, den sie zu vertreten hat. Ihr feh't das Tempo und die leicht« Eleganz, die das Genre verlangt. In der Pause war der Beifall stärker als am Schluß, der die Komplikationen des Stückes allzu banal und plötzlich auflöst. Ernst Degner.
Lieder aus Oesterreich  . Ernst Kreneks Wandlung. ..Reisebuch au» den österreichischen Alpen  " nennt Ernst K r e n e k sein neues Werk, einen Zyklus von zwanzig Liedern für Gelang und Klavier. In der Tat, ein gesungenes Reisebuch, Tagebuchblätter, in Musik gesetzt. Wechselnd« Bilder von der Landschaft und von den Menschen, die sie bevölkern: Naturstimmung und Gedanken, aus solcher Stimmung geboren: Reflexionen über Welt, Zeit und Land. Die österreichische Alpenlandschaft immer wieder, die der dichtend« Musiker wandernd als Heimat neu entdeckt, hält die flüchtigen Bilder motivisch zusammen. Es ist eine aufschlußreiche Ergänzung des Bildes, das wir jüngst, imLeben des Orest  ". vom Opern- dichterkomponisten Krenek empfangen haben:«ne aufschlußreiche und, fügen wir hinzu, überraschend lympathische Elgänzung. Hier wie dort freilich dieselbe naive Unbefangenheit, und«ine gewisse Wahllosigkeit im Drabslosmusizieren, Hemmungslosigkeit im Aus- sprechen auch des Unfertigen, nur halb Gereiften. Aber was im anspruchsvollen Rahmen der Opernbühne zur fragwürdigsten Le- lastung wird, erscheint als Vorzug In der privatesten, intimsten Kunstform des Klavierliedes. Es geht sehr ungezwungen her In diesem Zyklus, ein bißchen durcheinander zwischen zarter Lyrik und derber Satire, Krenek   gibt seine Einfälle und Eingebungen. wie sie Ihm kommen, er will sich selbst geben, wie er ist. Er ver- sucht, sich in der Einsamkeit der Natur zu finden,- und in dem Widerhall, den diese in ihm weckt, dem Einfluß der Großstadt und der Atmosphäre ihres Mufikliteratentums sich zu»ntziehen. Doppell sympathische Abkehr zugleich von jener Dogmatil, die da- Svb- jektive. Persönliche in der Musik als Rückstand derRomantik" ver- achtungsvoll abtat. Ernst Krenek   hat den Mut zu seiner Persönlich- keit entdeckt, er soll und darf ihn Huben, auch wenn sein Srfl«mst» weilen noch zwischen Jazz und Schubert pendelt: doch die» freilich entspricht dem Gegensatz, den zu versöhnen gew-sstrmaßen da» innere Motiv dieses Liedwerkes bildet, den Gegensatz von Aktualität und Namr. Ein heutiger Musiker führt die Gattung des Liedes, indem er sie erneuert, wieder in die Sphäre ihres Ursprungs zurück, in die
intim-privat«. Man wird diesem Reisebuch, oder wenigstens«in- zelnen Stücken daraus, nun gewiß oft im Konzertsaal begegnen. Der Internationalen Gesellschaft für Reue Musik sind wir dankbar. daß sie uns auf die best« Art damit bekannt gemacht hat: in nicht öffentlichem Rahmen, alsKammerkonzert" im Haufe von Arthur Schnabel  , der selbst am Flügel saß. Die Musik- freunde der Volksbühne werden morgen die große Freude haben, ihn Schubert. Beethoven  , Mozart spielen zu hören. Wie er als Begleiter und Gestalter zugleich den pionistischen Teil dieser zwanzig Lieder wiedergegeben hat, das kam» nicht genug gerühmt werden. Als Sänger fand der junge Baritonist Burchard Kaiser gün- i stigste Gelegenheit, sich glücklich einzuführen. Es war, obweiöend vom herkömmlichen Konzertschema, eine durchaus erfreuliche Ver- anstaltung. Aus Wien   ist auch der Komponist Otto K l o b zu uns ge- kommen: mit der kultivierten Sängerin Zoe Prasch-For- macher und der ausgezeichneten, in Berlin   nicht mehr unbekannten Geigerin Christa Richter. Der österr«ichische Ge­sandte Dr. Frank hat den neuen Mann im Rahmen eines musikalischen Tees einem gewählten Kreis vorgestellt, und gestern war seinen Komposittonen im 2. Kammennusikabcnd der Bruck- ner-Dereinigung di« Hälfte des Programm» eingeräumt. Lieder und Kammermusik, man hört gewiß nichts überraschend Neues, aber es ist aufrichtig empfundene Musik, van Können und künstlerischem Gewissen zeugend, man hört sie gern. K. P. Japanische Blumenkultur. Schönheit, Sparsamkeit und tiefer Sinn. Für zehn Tag« sind bei T i t o t I n(Kurfürstendamm 14) Blumenanordnungen nach uralter japanischer Sitte zu sehen: Dr. W i l l i P r e n z e l, der sie in Japan   von Grund auf lernte, hat sie mit seinen Schülerinnen arrangiert. Das ist nun keineswegs eine so snobistische und fernliegende Angelegenheit, wie es zunächst scheint. Wer Blumen um sich zu haben liebt, wird eine Offenbarung erleben. Die vollkommene Schönheit, die Sparsamkeit, der tiefe Sinn dieser Anordnungen läßt uns beschämt auf unsere simpelen Vasenbüschel schauen. Dr. Prenzel hat nur die Gewächse genommen, die die Zeit bietet: italienisch« Anemonen. Narzissen. Margeriten, Rosen, afrikanische Erika: dazu Juniperus  -, Stechpalm- und Kiefernzweige. Aber die Kunst, diese Dinge zu einer geheimnisvollen und von Schönheit leuchtenden Ein- heit zu bringen, findet sich nur in der japanischen Tradition. Sie dürfen nur von vorn betrachtet werden, in japanischen Häusern stehen sie vor dem Totonoma, der Wandnische, die bei Tikotin durch vergoldete Schirme angedeutet wird. Jede einfarbig« Wandfläche würde aber, auch in unseren Wohnungen genügen. Dieser Blumenkult ist in Japan   elf. ja wohrscheinlich vierzehn Jahrhunderte alt. Es gibt zahlreiche Lehrbücher(eine Anzahl davon, durch Holzschnitte illustriert, sind mit ausgestellt) und mehrer« Schulen der Blumenlehre in Japan  . Das Arrangement Dr. Prenzels geht auf die älteste Schule zurück, die mehr als tausendjährige Erfahrung der Jkenobo, dl« ihren Sitz im Rokkakudo-Tempel in Kioto   hatte. Selbstverständlich bedeuten diese strengen Regeln der ' Blumenanordnung nur ein« Art von Grammatik, die dem peosön- lichen Geschnwck jeden Spielraum läßt, wie die Sprachregeln für den Dichter. Man wird an den sehr unterschiedlichen Anordnungen von Dr. Prenzel z. B. dreiLinien" oder Hauptkörper unterscheiden, die nach altchinesischer Naturphilosophie Erde  . Himmel und Mensch (diesen stets in der Mitte und überragend) bedeuten. Die Art der Gefäße und Befestigung der Pflanzen, die Kombination sehr bisse- renter oder auch ganz gleichartiger Gewächse steht im Belieben des Künstlers: Bedingung ist nur. daß die Stengel di« nötige Starr- heit besitzen, sich aufrecht zu halten. Eine besondere Liebhaberei sind die oft und geistreich verwendeten starren Jmmergrünpflanzen: Kiefern, Stechpalme. Thuja, Juniperus usw. Bei ollem philo- iophischen Tiefsinn wird di« Schönheit und Originalität der Anord- nungen jeden Naturfreund sofort und für immer überzeugen: das ist ein« ganz besondere und wahrhaftige Art von Blumenpsiege. Ein« deutsch  . japanische   Gesellschaft zurPslege i dieser Blumenkultur soll Im Anschluß an die Ausstellung unter dem Protektorat des japanischen Gesandten und von Frau i Sols gegründet werden. Paul F. Schmidt. Alu'eum, vortrüge?tm 9, 10 Mr.'brechen im Neuen Mi'l e um Vroi Neuflekauer über.D i e Miebelgruvven de« Zeu«. tempel« von Olvmpia", im Kaiser- Fi iedrich-Muieum Dr. Kunze über.st ran, Hai« und die bolländiscbe Genremalerei' und in der Sammluna für Deutsche V o I k« t u n d e. Kloiie, str. 3«. Dr. Habm überDer Schmuck in der deutschen Volkstracht- TeUnebmei karten 50 Vi. vor fc- oimt am Einaang. Am 14, 11 Mr. tpricht im Neuen M u i e u in Dr. Ambe« über.stamilit und Vergnügungen der alten A e g y p t e r-, Teilnehmerkarten 1 SB. vor Beginn am Eingang.