Baltlose Jugend.
Der Ueberfall auf die Großmutter.****
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Die
Wieder sind die erften Köpfe der deutschen Opernwelt im Neuen Theater in Leipzig versammelt, in dem schon traditionellen Uraufführungstheater der modernen Oper. Hat es gelohnt? Der Abend flingt in einem wüsten Standal aus. Stimmung des Hauses, mit bösem Widerspruch geladen von Anfang an, explodiert im dritten Akt, als die zunächst unklar gebliebene an, explodiert im dritten Aft, als die zunächst unflar gebliebene Tendenz geradewegs in eine drohende Gebärde wider die bürgerlichtapitalistische Gesellschaft zu münden scheint, deren Bertreter Parkett und Logen füllen. Zum Schluß, und schon in die letzten Szenen hinein, gibt's zornige Pfui- Ruje, reihenweis flüchtende Damen und Herren, ein Orchester von Hausschlüsseln. Aber dem wütendsten Proteststurm, der hier wohl je erlebt worden, trozt die Majorität der Begeisterten und der in Justament- Begeisterung Aufgereizten, die immer wieder die Autoren vor den Borhang und schließlich noch vor den eisernen Vorhang rufen: den Musiker Kurt Weill , den Dichter Bert Brecht , den Maler und Bildgestalter Caspar
Groß- e
Emme Sache, fo übei, daß man sie sich schlimmer faum denfen fann Ein Fürsorgezogling erhält nach piermonatigem Aufenthalt in der Anstalt am 5. Januar d. I. Urlaub zu seinen Eltern. Er tehrt nicht zurüd, treibt sich herum, lernt im Kademe einen arbeitslosen jungen Menschen tennen, beide haben feinen Bfennig Geld, übernachten auf Hausböden, und der Fürsorgezög ling, der schon früher einmal seine Großmutter, die immer gut zu ihm war, um 400 Mart bestohlen hatte, tommt auf den Gedanken, fie zu überfallen und zu berauben. Der andere junge Mensch ist ohne weiteres damit einverstanden; die Großmutter soll mit einem Hammer ohne Stiel niedergeschlagen werden. Wir wollten sie nur betäuben", jagten fie später. Um 8. Januar machen sie sich auf den Weg. Die Großmutter ist nicht zu Hause. Um 4 Uhr kommen sie wieder. Sie flingein, erhalten Einlaß, der neue Freund stellt fich gleichfalls als Fürsorgezögling vor. Der Hammer, ein Pfund schwer, ist, in Papier gemidelt, bereits in der Tasche des Freundes, dem Enfel kommen aber im letzten Augenblick Bedenken; er schreibt auf dem Rande einer Zeitung: Bitte mach allein, ich tann nicht und geht hinaus. Der Freund erhebt sich vom Stubí, setzt sich auf einen anderen, springt plötzlich auf die Großmutter zu, pact sie am Halse, schlägt mit dem Hammer ihr dreimal auf den Kopf, die alte Frau schreit um Hilfe, der junge Mensch wirft sie zu Boden, schlägt sie mit dem Kopf gegen die Dielen, fie umflammert seine Beme, bittet, ihr das Leben zu lassen, gibt ihm ihr Portemonnaie mit 5 Mart heraus, weist auf den Spind hin, wo er noch 13 Mart findet und, nachdem der Entel die Türe geöffnet, um sich Baletot und Schal herausreichen zu lassen, ent fernen sich beide, unter Mitnahme zweier Armbanduhren. Am 24. Januar wurde der Entel verhaftet, am 25. stellte sich sein Stomplice freiwillig. Nachdem dieser die Wahrheit gesagt, gab jener das Leugnen auf. Gestern standen beide Arno H., 17jährig, und Paul D., 21 Jahre alt vor dem Schöffengericht Neukölln. Sie erzählten wie es war. Wie sie das hatten tun können, erfuhr man nicht, das interessierte auch nicht das Gericht. Auf Beranlassung des Verteidigers hörte man nur noch, daß Arno H. als Zehnjähriger eine schwere Gehirnerschütterung mit bleibenden Folgen davongetragen, daß Paul D., von Beruf Dreher, weder Mutter noch Bater gefannt der letztere starb im Kriege und zweimal wegen Diebstahls vorbestraft ist. Weiter nichts. Allerdings war ein Vertreter des Jugendamtes Neukölln anwesend. Er hatte auch Atten über beide Jungens bei sich, gab dem Richter Aufschluß über deren Vorstrafen, und in der Bause erfuhr man Verschiedenes über die beiden, was der Staatsanwalt vielleidyt bereits bei Stellung feiner Strafanträge 2% Jahre Gefängnis für Arno H., 4 Jahre Gefängnis für Paul D. hätte wiffen sollen. Auch ein psychiatri fches Gutachten über die Folgen der Gehirnerschütterung befand sich bei den Aften. Das alles intereffierte aber, wie ge= jagt, das Gericht nicht. Mit seinem Urteil war es bald fertig: 2% Jahre Gefängnis für H., 4 Jahre Gefängnis für D.eine ,, ausreichende Sühne“. Vielleicht war das Urteil richtig, das Strafmaß gerechtfertigt, aber doch sagte man fidh: Arno 5. gehört eigentlich vor das Jugendgericht hätte auch dieses sich in feiner Weise für die Persönlichkeit des jungen Menschen interessiert und ist es nicht gewissermaßen ministerielle Borschrift Don allem anderen, auch rein. menschlichen und pädagogischen, abgesehen, in die tieferen Ursachen der Tat und ihrer Motive einzubringen? Das Schöffengericht Neukölln unter dem Borsiz des Landgerichts direktors Guhrauer scheint das nicht für erforderlich zu halten. Die gleiche Schöffenabteilung hatte es eiliger mit dem Aburteilen ais das Schnellgericht in der Dircksenstraße. Selbst dort gehen die Richter, insbesondere, wenn es sich um junge Menschen handelt, mehr auf die Persönlichkeit und die Motive der Tat ein, als vor
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dem Schöffengericht Neukölln unter Teilnahme von Laienrichtern! Was sind das für Laienrichter.
Bauwirtschaft und Bauforschung. Das Problem der Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungs.
wesen.
In der Deffentlichkeit ist bisweilen der Einbrud entstanden, daß mit der Gründung von
Reher; mit ihnen den Operndirektor Gustav Brecher , der am fünstlerischen Ereignis der Aufführung entscheidendsten und verdienstvollsten Anteil hat, den Regisseur und alle Darsteller. Wofür der Einjag der Einsatz und woher die Entrüstung?
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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny ", so heißt, ein bißchen umständlich, diese Oper, die keine ist, und so ist der Borgang: ein paar Spekulanten, als Verbrecher steckbrieflich verfolgt, gründen eine Stadt; aus Verzweiflung und aus nichts. verfolgt, gründen eine Stadt; aus Berzweiflung und aus nichts. Eine Paradiesstadt soll es werden, eine Freudenstadt irgendwo in Amerita für das Volk der Goldgräber. Für die Idee einer Freiheit, die darin besteht, daß alles erlaubt ist für die Realisierung dieser Idee sollen sie ihr Geld lassen. Es gibt nur ein Verbrechen: tein Geld haben; das Genoffene nicht bezahlen können. Der Holzfäller| Johann Ackermann , der als erster das Ideal der neuen Glüdfeligteit verfündet hat, macht sich dieses todeswürdigen Verbrechens schuldig. Seine Hinrichtung wird zum Signal für allgemeine Demonstrationen gegen die schamloseste Teuerung; als kapitalistische Repp- Unternehmung bricht die Stadt der Freuden zusammen.
Sollte gezeigt werden, wie jede Idee, wenn Menschen sich ihrer bemächtigen, verfälscht und verdorben wird? Aber eine flare und reine Idee hat dem Dichter hier wohl von vornherein gefehlt, wie es ihr, soweit sie vorhanden, an flarer und entschlossener Gestaltung fehlt. Brecht tritt nicht als Stämpfer auf in diesem frech hingeworfenen Stüd, seine Haltung ist bemußt provozierend in ihrer unernsten Saloppheit, und aus diesem Ineinander von ethisch fämpferischer Herausforderung und einer an 3ynismus grenzenden Berantwortungslosigkeit ertlärt sich ein wenig die zwiespältige Wirkung. Der brave Bürger glaubt, es handelte sich um frivole Unterhaltung und merkt nur langsam, oder er merkt überhaupt nicht, wie sich in seine Entrüstung ohnmächtige Empörung mischt; dhließlich hat er es hinnehmen müssen, daß ihm die Heiligtümer seiner Welt und Weltanschauung, ehe er sichs verjah, mit grimmigem Hohn vor die Füße geworfen werden.
beginnt, im zweiten Ati ftrupellos in rohen Theaterult ausartet Es ist viel neu und neuartig in diesem Wert, das als Komödie und sich zum Schluß ins Zeissatirische, Anklägerische erhebt. Neu, und neuartig ist der Weg, den der Komponist Kurt Weill ein schlägt; dieser Versuch, die Formen und Begriffe des Musiktheaters, wie er es, auch hier gemeinsam mit Bert Brecht , in der„ ,, Drei groschenoper " geschaffen, auf der Opernbühne anzusiedeln. Song und Jazz, um es in Schlagworten zu sagen, sind die Elemente seiner Musik. Aber diese Formen und Begriffe sind so durchaus von perfönlichem Stilwillen bestimmt, diese Mufit ist so persönlich lebendig, daß der vorgestrige Modename Jazz" in der Tat darauf nicht mehr anwendbar ist; und wie hier der volkstümlich- baladeste Typ des Kurt Weill - Songs weitergebildet, in breitere Formen übergeführt wird, das eröffnet dem Musifer neue Perspektiven. Für die Oper? Im Operntheater nicht nur, auch im Opernpublikum würde die Stadt Mahagonny es schmer haben, sich durchzusehen. Aber man wird das Werf in Berlin hören müssen.
Schillertheater.
1890 wurde das Friedensfest zum erstenmal als Bersuchsstück, herwandeln dürfen sie nur wie Marionetten des Schicksals. Gedrückt der Freien Bühne" aufgeführt. Gerhart Hauptmanns Protektoren und dumpf müssen sie bleiben, sogar psychiatrisch überlastet. Der rechneten damals nur mit der Neugierde einer Kleinen literarischen Regisseur Richard Weichert vergißt das vollkommen. Er sieht Revolutionsgruppe. Die Sitte, mit Hausschlüsseln und Kinder nicht das dunkle Seelendrama, er will nur eine spannende Handlung trompeten den Kampf um Sieg oder Niederlage des Naturalismus grell beleuchten. Er will nur die äußerlich abgeraderte Mutter, mur zu entscheiden, war noch nicht ausgestorben. Doch schon anderthalb die äußerlich vertrodnete Tochter, mur die äußerlich verhärteten Jahrzehnte später galt ,, Das Friedensfeft" als unantastbares Bert Söhne mur den turios vertrodneten Haustyrannen in seiner einer Epoche, die wenigstens auf dem Gebiet des Dichterischen jeg pittoresten Faffade zeigen. Auf diese Maste kommt es dem Reliche Revolution der Söhne gegen die Eltern und deren Stell- giffeur mehr an als auf das innere Spiel. Er falfuliert auf Film vertreter, die Erzieher, gestattete. Ja, dieser Aufstand der Jugend effett, nicht auf Herzenswirtung. Der Regiffeur dichtet das sehr gegen das Alter war zum Hauptthema der jüngsten Dramatit ge- fomplizierte Schicksalsbrama in ein Boltsstud um. worden. Sie haben alle, wie der junge Gerhart Hauptmann , am Baterhaus gerüttelt und den Weg für den Nachwuchs ausroden
wollen.
Nuancen will hole er weder sehen noch hören. Brahms und Reinhardt spielten das Stüd schwer psychologisch. Weichert läßt es wie eine Art Bro pagandaftüd für moralisierende Rotfrontjugend aufführen. tommen alle zu furz, die Alten und die Jungen.
So
Hauptmann führt den Krieg nur gerechter, wenn man will, liebevoller. Zwei Söhne und eine Tochter wollen immer wieder das Friedensfest mit dem Vater begehen, jedesmal aber scheitert ber Versuch. Barum eigentlich? Aus Ursachen, die stärker als der Mensch find, aus Schidfalsverwirrungen, die ungeheuerlicher find als die Natur. Aus theologischen Gründen: Gott war schlecht geschafft, und auch Frau Wangel vergißt ganz und gar Gerhart Hauptlaunt, als er beschloß, die Erde zu bevölkern und den Menschen Baarung und Zeugung zu gebieten. So tief schloß sich Gerhari Baarung und Zeugung zu gebieten. So tief schloß sich Gerhart Hauptmann , der 1890 als Naturalift und stupider Atheist gelästerte
Dichter, in religiöse Ideen ein. Heute spüren wir diesen Myſti
zismus viel deutlicher, als es in der Geburtsstunde dieser erneuerten das Requisit des Dramas. Die Sprechwerije Schicksalsdramatit möglich war. Der Wirklichkeit nachgeahmt wurde
Hätte Weichert nicht Propaganda treiben wollen, so würde er Frau angel bestimmt haben, weniger eine verbitterte Schlampe und mehr eine versorgte Mutter zu spielen. Beichert denkt an Typen wie George Grosz und Zille, wenn er diese dramatische Hauptfigur mann. Auch Heinrich George darf sich mit Billigung des Regisseurs mehr auf den gichtbrüchigen, gliedersteifen, lallenden Landstreicher als auf den vergrämten Bater faprizieren. Dabei zeichnet der Dichter diesen Mann als einen grübelnden, weichen, ringenden Sonderling und Gottsucher, nicht nur als einen verkrachten Polterer. Genschow spielt noch einmal, was er schon gespielt hat, den Rebellen im Erziehungshaus, wie Lampel ihn fieht. Er spielt aber
instituten und Kommissionen des Guten etwas zu viel getan wird. sich zu geben, ihr vorstädtisches Berlinern, das alles wurde dem nicht den von Mujit durchwühlten Künstler, den Hauptmann sah
Dieser Eindrud rührt zum Teil daher, daß die Deffentlichkeit von der intensiven stillen Arbeit, die in diesen Forschungsstellen geleistet wird, zu wenig erfährt.
Leben abgelauscht.
Konzert der Volksbühne.
Das Schicksalsdrama des jungen Hauptmann, der in seinem bis Die Jahrestagung der Reichsforschungsgesellschaft zum Aberglauben gesteigerten Glauben an die Unzulänglichkeit der für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen, deren Zweck Familie dem früh pessimistisch vergreiften Auguft Strindberg veres ist, die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten von Berwandt ist, muß ganz behutsam und psychologisch dargestellt werden. besserungen und Berbilligungen im Bau und Bater, Mutter, Söhne, Tochter, fie müssen alle unter einer Qual Wohnungswesen im Interesse der Bauwirtschaft zu erforschen, leiben, die aus dem Unbewußten zum Innersten hinaufdrängt. Um bemies, daß von diesem Institut sehr ernste Arbeit geleistet wird. Professor Dr. Stiedler mies in dem Hauptreferat darauf hin, daß die wichtigste Aufgabe der Reichsforschungsgesellschaft( RFG .) jei, Mittel und wege zu finden, um den Wohnungsbau für Minderbemittelte zu perbilligen. In der Frage des Gesamtausmaßes von Wohnungen, sowie ihrer Raumeinteilung, ihrer Ausstattung und Installation müsse die Bauforschung Qualitätsnormen Schaffen. Derartige Normen gibt es bisher noch nicht. Es handelt sich bei dieser Aufgabe darum, nicht nur irgendeine billige Wohnung zu schaffen, sondern den Wohntyp, der einem ganz bestimmten Typ von Menschen und ihren Bedürfnissen angepakt ist, gleichzeitig muß dieser Wohntyp aber auch den wirtschaftlichen Möglichkeiten auf das engste angepaßt sein.
Bielleicht sei es falsch, die Wohnungseinteilung in der Jegztzeit, die doch als eine Notzeit im Wohnungsbau anzusprechen fei, so festzulegen, daß ganze Generationen an diese Einteilung gebunden seien. Die Reichsforschungsgesellschaft habe daher zu prüfen, ob es nicht richtiger fei, nur die Gesamtfläche der Wohnung festzulegen, nach ihr die Hausstruktur zu bilden und diese zu bestimmen. Die innere Aufteilung der Wohnung solle man daher von der eigentlichen Struktur des Hauses ganz trennen.
Für die Wahl der Hausform sind natürlich auch hygienische Gesichtspuntte von ausschlaggebenber Bedeutung. Die Hausformen, bei denen in jedem Treppenpodeft nur zwei Wohnungen liegen, fcheinen für Stleinstwohnungen nicht wirtschaftlich zu sein. Hierfür tommen weit eher die sogenanten Dreis und Vierspänner oder auch die Laubenganghäuser in Betracht. Auch die städtebauliche Gruppierung der Hausformen ist eingehend untersucht worden. Die Hauszeilen haben die Baublöcke verdrängt. Sie sind aber nur in jolchem Abstand von einander zulässig, daß tein Zimmer der Wohmung ganz ohne direkt einfallendes Sonnenlicht bleibt.
Sehr beachtliche Studien hat die RFG. auch in der Frage der Normung von Baustoffen und Bauweisen angestellt. Auf diesem Gebiet ist auch bereits von den Materialprüfungsämtern wichtige Vorarbeit geleistet worden. Die Normungen auf diesen Gebieten werden zur Verbilligung des Bauwesens wesentlich beitrogen
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Das achte Konzert der Boltsbühne bestritt Artur Schnabel , der langjährige Stammkünstler des Berein. Neben altbekannten Sonaten von Mozart und Beethoven brachte er die sehr selten gespielte Bosthume C- Moll- Sonate" von Schubert, die an sich ein Ereignis war. Sie ist ein richtiger Außenseiter, herb, verschlossen, bis auf einige Abschnitte im Schlußsaz streng beethovenisch tonzentriert, auch ohne die„ Himmlische Länge", sicher in der Nähe seiner„ Winterreise " entstanden, nebenbei überraschend modern. Die Interpretation aller drei Sonaten war hervorragend. Was an Schnabels Spiel im allgemeinen besonders hervorzuheben wäre, ist vor allem fein ganz wunderbares Fingerspiel, eine zurechtweisung so mancher fingerfeindlichen Buchtheorien, und sein unvergleichlicher Bebalgebrauch.( Ein Beispiel für alle jungen Pianisten!) Dazu tommt das ideale Gleichmaß aller fünstlerischen Faktoren, das ihn sehr zu Unredyt manchmal in den Verdacht fühler Sachlichkeit bringt. Im Gegenteil ist er einer der wenigen Großen, bei denen man nie eine Bassage oder Berzierung hört. ohne daß sie in den Dienst des intensivsten Ausdruds gestellt wäre. Nur wo er, wie in der kleinen F.Dur- Sonate von Mozart , fast rein spielerisch wirten will, läßt er mit sich reden. Der geftrenge Schubert war ihm offenbar beer mit sich reden. Der geftrenge Schubert mar ihm offenbar befonbers ans Herz gewachsen. Diese Innerlichkeit bei aller Grazie, diese Leidenschaft bei aller Astese wird menigen zu Gebote stehen, da ja gerade die vorbildlichen Schubertspieler an den fünf Fingern abzuzählen sind. Das gewaltige Schlußwert aber, die große B- Dur Sonate Für das Hammerklavier" von Beethoven , war ein Abschiedskonzert vor seiner Amerika - Reise, das noch lange nach hallen wird. Welche himmlische Bersunkenheit im langsamen, welche unvergleichliche Fuge im legten Sag! Das war die grandioseste, pianistische und musikalische Leistung seit Jahren.
H. M.
Eine Schauspieler- Nachtvorstellung von„ Der Lügner und die Ronne mit Eurt Göz und ber Premierenbefehung findet Donnerstag, 11% Uhr, im Romödienhaus statt.
und in dem er sich sogar selbstverräterisch spiegelte. Müthel und Fräulein Koppenhöfer fügen fich allzu bereitwillig diesem auf das ganz Eindeutige hinzielenden, diesem das Bieldeutige vermeider den Stil. Frau offen entzieht sich ihrem Regisseur, indem sie mit verfeinerten Mitteln die Fassungslosigkeit der enttäuschten Seelenretterin charakterisiert. Doch Adele Creuznach greift wiederum als Friedensstifterin nur nach den gröberen, sentimentalen Tönen.
Die Zukunft des Deutschen Wörterbuchs
Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm, seit Jahrzehnten ein Schmerzenskind unserer Wissenschaft, ist mit den 14 Bänden und vielen einzelnen Lieferungen, die bisher vorliegen, noch etwa 40 Jahre von der Bollendung entfernt. Bei der letzten Reorganifation des Börterbuches, 1908, wurde eine Zentralfammelſtelle in Göttingen geschaffen. Die Schwierigkeiten der legten Zeit haben eine Neuordnung notwendig gemacht: Prof. Arthur Hübner hat durch eine Denkschrift die Wege dafür gewiesen. Eine Arbeitsstelle in Berlin , vorläufig in der Akademie, ist geschaffen morden, die die Lücken ausfüllen läßt. Eine Anzahl von Germanisten wurden gewonnen, die nach der bisherigen nebenamtlichen Arbeitsweise nie die Bearbeitung eines größeren Abschnittes hätten bewältigen können. Die Zahl der freien Mitarbeiter wird verstärkt. Wie der Archivar der Deutschen Kommission, Prof. Friz Behrend, in den Forschungen und Fortschritten" mitteilt, find die erforderlichen großen Mittel für das nächste Jahr sichergestellt worden. Beim Hundertjahrtag des Wörterbuches( die Vorrede des ersten Bandes murde erst 1854 unterzeichnet, nachdem bald nach 1837 der Plan aufgetaucht war) wird der Abschluß des ganzen in greifbar: Nähe gerückt sein; und dann wird es auch an der Seit sein, die schon veralteten Bände durch neue zu erlegen.
Anton Wildgans Burgtheaterdirektor, Anton Wildgans wirb am 1. Juli die Leitung des Burgtheaters übernehmen. Seine bereits wiederholt gemeldete und ebenso oft dementierte Berufung ist also zur Tatsache geworden, und das Burgtheater hat wieder einen Dichter zum Direttor wie einft in Bourbe und Bilbrandt.
Jannings in Wien . Die Zugvögel des Films, die seit Einführung des Tonfilms Hollywood wieder verlassen haben, find in ihre Stummfige zurüd gelehrt! Zum Zell lebren fie auch zum Theater zurüd. Emil Jannings , ber zurzeit in Bien filmt, wurde dort to flirmisch empfangen, daß er zu nächst nicht proben fonnte. Rifilo der Berühmtheit!