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Etoomvaart-Maatschappij« für ihre Dampfer, die zwischen New- Jork und Amsterdam fahren, den Preis für die Z w i f ch e n- deckpassage wieder um 6 Gulden erhöht, so daß derselbe jetzt 73 Gulden(1 Holland. Gulden rund 1,70 M.) beträgt. Dazu schreibt dieHamburgische Börsenhalle": Angesichts des steigenden Verkehrs werden die deutschen Gesellschaften, die Hamburger Packelfahrt-Aktiengesellschaft" und derNorddeutsche Lloyd ", wohl ziemlich nach der gleichen Richtung vorgehen. Wenn es sich darum handelt, das Publikum mehr zu schröpfen, sind die Rhedergesellschaften selbstverständlich sofort einig und bereit. Sollen sie aber die Arbeitsbedingungen ihrer Schiffsbemannungen verbessern, da schützt die eine die Konkurrenz der anderen vor. Landstraßen-Elend. Der Nord-ElbischeVerpfleanngsverband hat in dem Zeilraum vom 1. Oktober 18S5 bis 1. Februar 1896 in 15 von ihm verwalteten Verpflegungsstationen 13 238 Per­sonen eine Verpflegung gewährt, 1326 Personen abgewiesen. Mit sämmtlichen Verpflegungsstationen ist ein Arbeitsnachweis verbunden, wodurch insgesammt nur 240 Personen Beschäfti­gung nachgewiesen wurde. In dem angeführten Zeitraum wurden m Bereich des Verbandes 1746 Personen wegen Bettelns ver- haftet, von denen 227 der Landespolizeibehörde, d. h. dem Arbeits- Hause überwiesen wurden. In den Monaten Juni bis August betrug die Zahl der wegen Bettelns Verhafteten 1263> von denen 174 ins Arbeitshaus kamen, und dies in einem Zeitraum, der für die meisten Wanderer die b e st e Arbeitsgelegenheit bieten soll! Das Kreisamt in Offenbach a. M. hat eine Verordnung erlassen, betreffend die Aufsicht übertdie Miethswohnungen und Schlafstellen, wonach in Miethswohnungen, die aus drei und weniger Räumen oder in Kellergeschossen und nicht unterkellerten Räumen, deren Fußböden nicht mindestens 25 Zenti- Meter über der Erde gelegen sind, sowie in unmittelbarer unter dem Dach(ohne Zwischendeck) befindlichen Räumen für jeden Bewohner ein Luftraum von mindestens 10 Kubikmetern vor- Händen sein muß. Der gleiche Luftraum muß in den von Unter- nehmern ihren Arbeitern oder Lehrlingen zugewiesenen Schlaf- räumen vorhanden sein. GotVerKMAfklichrs. Tie Lackirer Berlins sind dem gefaßten Beschlüsse ent- sprechend am Montag in den Streik eingetreten. Die Situation des Streiks war am Montag Abend folgende: Bewilligt hatten 30 Werkstätten mit 154 Arbeitern, nicht bewilligt 13 Werkstätten mit 145 Arbeitern, keine Nachricht war eingelaufen von 13 Werk- stätten mit 43 Arbeitern. Achtung, Zimmerer Berlins ! Folgende Baugeschäfte haben die Forderungen: Neunstundentag und 55 Pf. Stunden- lohn, nachträglich anerkannt, und sind somit auf die Liste der Arbeitgeber zu setzen, die bewilligt haben: Prange, Stettinerstr. 19. S o b i ch o w s k i. Posenerstr. 1. Greiling , Jonasstr. 6. B e r g e m a n n, Thaerstr. 7/8. P r i t s ch. Mcrseburgerstr. 5. Hahn, Charlottenburg . Simon, Schöneberg . Koschitzki, Pallisadenstr. 74. Finn, Schiller- straße 45, Charlottenburg . Schubert, Friedrichshagen . Hardt, Rixdorf. Hadrys, Koppenstr. 13. Klenke. Görlitzerstr. 34. Peukert, Plötzensee. Falkenhayn, Schlesischestr. 5. Poppendick. Lortzingstr. 10. Lücke, Schönhauser Allee 62. Popendorf, Baumschulenweg. N e t t l a u, Antonstr. 26. G e e r d t s. Fichtestr. 19. Metze, Verlängerte Winterfeldstr. 48. Söhre , Paulstr. 14. Achtung, Mechaniker Berlins ! Die Kollegen von der Firma Sch üll in Bockenheim sind in den Streik eingetreten und bitten die Berliner Mechaniker, Solidarität zu üben. Unter- stützungen sind zu senden an: Grimborm in Bockenheim , Kurfürstenplatz 4. Der Vertrauensmann der Mechaniker Berlins . Zur Buchdrnckerbcwcgung. Das Einigungsamt des Leipziger Gewerbegerichts erließ unterm 14. März folgende Bekanntmachung: >. Die organisirte Prinzipalschaft und die organisirte Ge- Hilfenschaft der Buchdrucker Deutschlands hat den Beschluß gefaßt, eine Revision des Deutschen Buchdrucker- tarifs durch einen aus Vertretern der Buchdruckereibesitzer und der Buchdruckergehilfen Deutschlands in gleicher Anzahl bestehen- den Tarifausschuß vorzunehmen, und hat das unter- zeichnete Einigungsamt ersucht, an die Buchdruckergehilfen Deutschlands die Aufforderung zur Wahl ergeben zu lassen. Indem das unterzeichnete Einigungsamt diesem Ersuchen nach- kommt, richtet es an sämmlliche Buchdruckergehilfen Deutschlands das Ersuchen, späte st ens bis zum 25. März 1896 die Wahl von 9 Bevollmächtigten zu den Verhandlungen des Tarisausschusses und von 9 Stell- Vertretern vorzunehmen. Bezüglich der Wahl der Gehilfenvertreter gelten folgende Grundsätze: 1. Die Wählerschaft wird in neun Wahlkreise eingetheilt, die mit den neun Kreisen der Deutschen Buchdrucker- Berufsgenossenschaft zusammenfallen. Für jeden Wahlkreis ist ein Bevollmächtigter der Gehilsen und ein Stellvertreter in den Tarifausschuß zu wählen. 2. Die Wahl ist unmittelbar und geheim. Wählbar und wahlberechtigt sind alle in Deutschland aushältlichen Setzer und Drucker. 3. Die Stimmzettel müssen außer der Angabe des Namens und des Wohnortes des zu wählenden Bevollmächtigten sowie dessen Stellvertreters, die Be- zeichnung des Ortes und der Druckerei enthalten, bei welchen der betreffende Wähler beschäftigt ist. 4. Diejenigen Buchdrucker, welche zur Zeit der Wahl außer Stellung sind, werden dadurch ihres Wahlrechts nicht verlustig, doch haben sie aus dem Stimm- zettel an stelle der Firma de» Vermerkbeschäftigungslos" an- zubringen. 5. Wahlzettel, bei denen die Firma nicht ausgefüllt ist, oder die den Vermerkbeschäftigungslos" nicht tragen. sind ungiltig. 6. Mit Vordruck versehene Formulare zu den Wahlzetteln wird das Einigungsamt in der erforderlichen Anzahl an sämmtliche Buchdruckereien Deutschlands bis zum 20. März 1896 zur Abfindung bringen. Die Gehilfen werden ersucht, sich die Stimmzettel von ihren Prinzipalen aushändigen zu lassen und für jede Druckerei einen Vertrauensmann mit der Kontrolle darüber zu beauftragen, daß nur wirklich Wahlberechtigte die Wahl ausüben. 7. Beschäftigungslosen oder solchen Gehilfen, die einen Stimmzettel nicht haben erlangen können, werden solche auf Verlangen von dem Gewerbegericht Leipzig zugesendet. 8. Die ausgefüllten Stimmzettel sind bei dem unterzeichneten Einigungs- amte bis zum 25. März 1896 einzureichen. Nur diejenigen Stimmzettel werden berücksichtigt, die an diesem Tage Vorabends 8 Uhr bei dem Einigungsamt eingegangen sind. 9. Für die Wahl entscheidet absolute Stimmenmehrheit aller in einem Wahl- kreiS abgegebenen Stimmen. Bei Stimmengleichheit entscheidet das von dem Vorsitzenden des Gewerbegerichtcs Leipzig zu ziehende Loos. 10. Im Bedürfnißfalle werden die Bestimmungen des Reichstags-Wahlrechtes entsprechend angewendet. II. Die zwecks der Tarifrevision zu stellenden Anträge sind spätestens am 3. April 1336, abends 3 Uhr, bei dem unter- zeichneten Einigungsamt einzureichen. III. Der Tarisausschuß tritt am 15. April 1896 zur Berathung über den Tarif in L e i p z i g zusammen. Die Buchdrucker Stuttgarts nahmen in einer zahlreich besuchten Versammlung mit großer Mehrheit eine Resolution a», worin nach dem Bericht derSchwäb. Tagwacht" aus- gedrückt ist. daß die bekannte Leipziger Resolution nur eine Ver- schleppung der von den Gehilsen beantragten Tarisverbesserungen darstelle, die darauf abziele, die ganze Bewegung um Verkürzung der Arbeitszeit scheitern zu lassen. Die Versammlung lege den Versicherungen der Prinzipalsvertretcr nach den bisherigen Er- fahrungen keinen großen Werth bei und erwarte von den zu wählenden Gehilfenvertretern, daß sie überhaupt nur in Ver- Handlungen eintreten, wenn die Verkürzung der Arbeitszeit deren Basis bildet. In Straßburg i. E. beschloß am Sonntag eine von 400 Gehilfen besuchte Versammlung die sofortige Bewilligung des Neunstundentages k. zu verlangen und im Falle der Ablehnung zu kündigen. Die Buchdrucker in K o t t b u s erklärten sich mit der Leipziger Resolution einstimmig einverstanden, wobei sie der Hoffnung Ausdruck gaben, daß es gelingen möge, auf tariflichem Gebiete bald geordnete Verhältniffe zu schaffen. In Mainz wurde folgende Resolution gefaßt:Die all­gemeine Buchdruckerversammlung nimmt die aus den VerHand- lungen zwischen Prinzipal- und Gehilsenvertretern hervor- gegangene Resolution zur Kenntniß und bedauert lebhast, daß aus den Verhandlungen so wenig Ersprießliches herausgekommen, ist aber der Zuversicht, daß die Gehilfenvertreter in den Leipziger Verhandlungen alles eingesetzt haben, der Leipziger Resolution volle Geltung zu verschaffen. Wir erwarten, daß die Gehilfen oder vielmehr die Tarifvertreter für die Einführung des Neun- stundentages und eine 15prozentige Lohnerhöhung voll und ganz eintreten. Unter den s ch w e i zfe r i s ch e n B u ch d r u ck e r n ist eben- falls eine Bewegung für Einführung der neunstündigen Arbeits« zeit und Erhöhung der Tarifsätze im Gange. In Oldenburg hat der M a u r e r st r e i k begonnen. Nur wenige Maurer haben sich dem Ausstand nicht angeschlossen. Unter den Bergleuten im Ruhrrevier gährt es. Die Bergarbeiter-Zeitung" empfing in letzter Zeit eine Menge von Zuschriften, die die Magen der Bergleute so gepfeffert zum Ausdruck bringen, daß sie aus Rücksicht auf den Staatsanwalt nicht veröffentlicht werden könne». Besonders seien die vielen Feierschichten, die infolge der durch das Kohlen- syndikat festgesetzte Produktions- Einschränkung eingelegt werden, und die dadurch bedingte Lohnkürzung an der Erregung schuld. Um einer ernstlichen Gefahr vorzubeugen, sei es nothwendig, den Lohn derart zu erhöhen, daß trotz der Feier- schichten keine Lohnverkürznng eintrete. Die Schwäche der Berg- arbeiter-Organisation sei durchaus kein Schutzmittel gegen die wirthschaftlichen Kämpfe. Gerade hierin liege die größte Gefahr für die Allgemeinheit. Im Jahre 1889 seien es unorganistrte Arbeiter gewesen, die durch ihren Riesenausstand die Welt in Erstaunen und Schrecken versetzt hätte». Eine starke Organisation könne allein Bürgschast leisten für die Verhinderung von Aus- schreitungen. In der Strohhntfabrik von Leopold Lewy in Dresden haben sämmtliche Zieher gekündigt, weil ihnen die verlangte kleine Lohnerhöhung verweigert worden ist. In Nürnberg haben die T i s ch l e r die 56stündige Arbeits- zeit bis jetzt in 25 Werkstätten und Fabriken bewilligt bekommen. In 10 Werkstätten wird wahrscheinlich niedergelegt werden müssen. Die Holzarbeiter Fürths haben die von den Unter- nehmern angebotene Vi stündige Mittagspause bei einer Arbeits- zeit von 53�/z Stunden angenommen, unter der Bedingung, daß die restirende Biertelstunde Mittagspause ohne weitere Bewegung ab 16. März nächsten Jahres zugestanden wird. Nebenbei wird verlangt 25 pCt. Lohnerhöhung für Ueberstunden, Anerkennung der Arbeiterorganisationen und Bildung eines Schiedsgerichts für fernere Differenzen, das zu gleichen Theilen aus Vertretern der Unternehmer- und Arbeiter-Organisationen bestehen soll. Wegen Nichtbewilligung des Ueberstunden-Zuschlags und wegen Nicht- anerkennung der Arbeiterorganisation ist es zwischen den Ge- Hilfen und den Unternehmern zum Bruch gekommen. 1700 Ar- beiter sind in den Ausstand getreten. In Wie» stehen die Schneider der Geschäfte fürs eng- lischeKostüme im Streik. Sie fordern: Einführung der Tagarbeit mit einem für alle Arbeiter gleichen Lohne von 3 fl. täglich; Arbeitszeit von 312 und von 27 Uhr mit Frühstücks. und Vesperpausen; bei halbtägiger Arbeit darf die Hälfie der neun Stunden nicht überschritten werden; 15 pCt. Lohnerhöhung bei jedem Stück, das von Stückmeistern erzeugt wird; Bezahlung der Ueberstunden bei Tag mit 10, bei Nacht mit 20 Kr. Aufschlag; Beschaffung des Zubehörs durch die Meister; vierzehntägige Kündignng und Freigabe des 1. Mai; Abschaffung der Stunden- kontrolle. Die Arbeiter dieser Branche haben im Jahre nur 6 Monate Beschäftigung. Sämmtliche Böttcher des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen sind in den Streik eingetreten. Sie fordern: 1. Wieder- ausnähme von zwölf entlassenen Kameraden, 2. bei Arbeitsmangel zehnstündige Arbeitszeit, 3. wöchentliche Auszahlungen, 4. Arbeits- ruhe am l. Mai, 5. Vertrauensmänner der Arbeiter dürfen nicht entlassen werden. Aus Seraing bei Lüttich in Belgien wird telegraphirt, daß am Dienstag die Mehrzahl der Grubenarbeiter 1200 Mann in den Ausstand getreten ist. VerfNttmthittgvn. Tie Konfektions- Arbeiter und-Arbeiterinne» waren am Montag zu zwei großen Versammlungen eingeladen, für welche von der sogenannten lokalen Richtung folgende Tages- ordnung aufgestellt wurde: 1. Welche Vortheile haben wir durch den Streik errungen und wie stellen wir uns in Zukunft dazu? Die Versammlung bei Keller, Koppenstraße, war von kaum 100 Personen besucht. Das Referat hatte hier Wiesemann übernommen, der etwa folgendes ausführte: Zunächst bedauere er den schwachen Besuch der Versammlung, der jedenfalls darauf zurückzuführen sei, daß die Kollegen das Vertrauen zu der Sache verloren haben, nachdem bei der so großen Bewegung nichts wesentliches herausgekommen ist. Dies müßte eine Lehre für die Arbeiter sein, in Zukunft die Augen offen zu halten. In der That sei gar nichts erreicht. Ein Theil der Konfektionäre habe überhaupt nichts bewilligt. Der Streik durfte mindestens nicht früher aufgehoben werden, bevor nicht die Lohntarise fest- gestellt waren. Häufig werden jetzt noch nicht einmal die vorher gezahlten Preise bezahlt. In der bekannten Art schimpft Redner aus den Zentralverband und die Leitung des Streiks durch den Genossen Timm, um am Schluß seine Lokalorganisation zu empfehlen. Die Diskussion bewegte sich natürlich in derselben Tonart. Schmidt bezeichnete die Handlungsweise der Kom- Mission als einen Schurkenstreich, bei den Verhandlungen habe man sich tölpelhast benommen, die ganze Sache war eine Lumperei und kein ehrliches Geschäft, bei der die voll- gefressenen Agitatoren den Arbeiterinnen die Groschen aus der Tasche lockten. Diese dem Geschwätz einiger ehrloser bürgerlicher cilungen im Kampf gegen die Sozialdemokraten eutnommenen trade» fanden natürlich in derFrau Gubela und Frau Dm och eine weitere Ergänzung und Wiederholung. Zwei Anhänger der Zentralisation versuchten vergebens, die Fünfer- Kommission in Schutz zu nehmen und das Vorgehen Herselben klar zu machen. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: In Erwägung der nach dem Streik entstandenen Miß- stände beschließt die Versammlung, folgende Forderungen zu stellen: 1. Alle 8 Tage, des Sonnabends von 4 5Vs Uhr, Lohn» auszahlung. 2. Einen Prozentaufschlag von 3010 Pfennige zu fordern und auf keine Theilung von feiten der Meister ein- zugehen. 3. Aushängung des Lohnlarifs in sämmtlichen Arbeits- stuben und keine Vereinbarung besonderer Preise mit den Meistern. 4. Anerkennung des Arbeitsnachweises der Arbeit- nehmer. 5. Anständige Behandlung." Ein Antrag, die Agitationskommission der Damenmäntel- brauche aufzulösen, zeitigte eine lebhafte Auseinandersetzung der beiden vertretenen Lokalorganisatione». Der Antrag wurde vor- läufig abgelehnt, aber die Konimission beauftragt in 14 Tagen Bericht zu erstatten. Als Revisoren wurden gewählt: Schmidt. Muschick und Hermann. Hierauf berichtete Frau Gubela über das Einigungsamt. Herr Timm, der nach Beendigung des Abschlusses beauftragt war, zu den Tarisverhandlungen zwei Kommissionsmitglieder hinzuzuziehen, habe bisher von ihrer Seite kein Mitglied hinzugezogen. Sie erwartet, daß die dem- nächst stattfindende Versammlung zu diesem Ausschluß Stellung nimmt. Sie selbst könnte aber mit dieser Richtung nicht zu- sammenarbeiten. Weiter theilt Frau Gubela mit, daß sie von der Firma Flatow wegen ihrer agitatorischen Thätigkeit gemaßregelt sei. Zum Schluß wurden die beiden bisherigen Delegirten(lokaler Richtung) zur Gewerkschafts- Kommission zurückgezogen. Die Versammlung, die bei Ahrens in Moabit tagte, war von 16 Personen besucht und hat somit jede Bedeutung ver- loren. Etwa 2300 Buchdrucker füllten am 16. März den großen Saal der BrauereiFriedrichshain ", um den Bericht über die Leipziger Konferenz mit den Prinzipalen entgegenzunehmen. Das Referat hatte M a s s i n i übernommen. Nachdem Redner noch- mals die bekannten Gründe dargelegt hatte, welche den Antrag der Gehilfenschaft auf Tarifrevision zeitigten, wandte er sich den Leipziger Verhandlungen und derem Resultat zu. Die Prinzipale hätten erklärt, einer Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes nichts in den Weg legen zu wollen; jedoch seien sie dem Verlangen der Gehilfenvertreter nach einem Provisorium mit der Begründung nicht nachgekommen, daß sie mangels eines diesbezüglichen Auftrages außer stände seien, zu vereinbaren, daß vielleicht von dieser Woche ab bis zum defini- tiven Abschluß der Verhandlungen eine vorläufige Lohn- erhöhung und Herabsetzung der Arbeitszeit eintrete. Ihre Man- dale hätten den Herren nur erlaubt, mit den Gehilfenvertretern über die Formalitäten zu verhandeln, unter denen die Aende- rungen zu schaffen seien. Seien den Gehilfen nach langer Debatte auch verschiedene Zugeständnisse gemacht worden, so habe man nicht durchdringen können mit dem Wunsche, die Tarif- Verhandlungen schleunigst zu beginnen und zu erledige». Redner verweist auf die in Nummer 63 desVorwärts" abgedruckte Resolution. Wenn darin unter Nummer 1 bestimmt werde, daß die erforderlichen Gehilfenvertreter-Wahlen durch das Einigungsamt des Gewerbegerichts der Stadt Leipzig ausgeschrieben würden und durch Urwahlen bis zum 25. März zu erledigen seien, so hätten die Vertreter der Gehilfenorganisalion um deswillen darauf eingehen können, weil dadurch eine wirk- liche Wahl gesichert und eine gemachte Wahl verhindert werde. Auch habe man sich gesagt, daß die Mitwirkung der gesammten deutschen Gehilfenschast an dem Werk der Tarifrevision erforderlich sei. Und wenn unter 2. eine weitere Frist (bis 3. April) zum Einbringen von Anträgen an den Taris- ansschuß gesetzt sei, dann werde die Gehilfenschaft genügend Zeit haben, Anträge zu formuliren, die eine vollständige Umarbeiiung des Buchdruckertarifs anstreben. Es müßten endlich einmal die ungeheuren Widersprüche aus dem Tarif hinausgebracht werde», die zu einer wahren Anarchie der Bezahlungs- und sonstigen Arbeitsverhältnisse im Buchdruckgewerbe geführt hätten. Auch müsse man an der Lehrlingsskala vom Jahre 1830 festhalten und das später betreffs der Lehrlinge in den Tarif hineingebrachte daraus entfernen. Nicht nur nach Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit zu streben sei dringend nothwendig, sondern auch danach, den Tarif ganz eindeutig und klar zu gestalten. Gerade die Berliner hätten unter den jetzigen Unklarheiten zu leiden. Eine Neuregelung müsse ganz besonders auch die Bezahlung der Feiertage, der Ueberstunden und des Speckes erfahren. Gegen den Punkt 3, nach dem die Tarifverhandlunge» unter Zulassung von je zwei Vorstandsmitgliedern des Deutschen Buchdruckervereins und des Verbandes der deutschen Buchdrucker, sowie zweier Nicht- Verbandsmitglieder stattfinden sollen, welchen sechs Theilnehmern jedoch nur berathende Stimme zusteht, hat Redner nichts einzu- wenden. Als er Punkt 4 der Resolution zur Verlesung brachte, worin der Vorstand des Deutschen Buchdruckervereins erklärt, den vereinbarten Tarif der Hauptversammlung des Deutsche » Buchdruckervereins zur Annahme zu unterbreiten und wonach der Tarif dann spätestens bis zum 15. Mai in krast treten soll, stimmte ein kleiner Theil der Versammelten, der den weiteren ruhigen Verlauf der Versammlung dann fort- während durch Zwischenrufe und Lachen unterbrach, ein störendes Gelächter an. M a s s i n i fährt daraus fort: Es wäre ein großer Vortheil für die Gehilsen, wenn der Deutsche Buchdrucker- verein in seiner Generalversammlung den Tarif akzeptiren und dadurch eine obligatorische Verpflichtung aller Prinzipale herbei- führen würde. Man möge das nicht unterschätzen. Allerdings sei es schmerzlich, daß die endgiltige Erledigung der Tariffrage bis zum 15. Mai hinausgeschoben werden solle, jedoch vergesse man nicht, daß die Bucjdrucker in letzter Zeit überhaupt keinen vernünftigen Tarif hatten. Die Prinzipale selbst hätten bedauert, betreffs der Beschlußfassung durch die Generalversamm- lung ihres Vereins nicht über dcffen Statut hinwegzukommen. Gewiß, auch die Gehilfenvertreter auf der Konferenz seien mit dem Resultat sehr unzufrieden; es frage sich aber nur. was von längerer Dauer sei: das durch Streik oder das durch friedliche Vereinbarungen Errungene. Redner wünscht, daß der verbesserte Tarif in ruhiger friedlicher Weise eingeführt und erzielt werden möge, daß auch in der kleinsten Tretmühle tarifmäßig ge- arbeitet werde. Darauf charakterisirte er das Verhalten des Vor- standes des Gutenberg -Bundes an Artikeln aus demTypograph", nach denen die Prinzipale durch die Vereinbarungen in Leipzig denVerbändlern" gegenüber zu Kreuze gekrochen sein und ihnen, den Harmoniemenschen, einen Fußtritt versetzt haben sollen. Redner schließt mit dem Ersuchen, daß sich die Versammlung wohl nicht auf den Boden der Leipziger Resolution stellen, aber dock den Versuch machen möge, durch Delegirung von Tarif- kommissionsmitaliedern eine friedliche Lösung anzustreben: nicht eine solche für den Augenblick, sondern eine dauernde!(Lebhafter Beifall.) Winkelmann bringt eine dementsprechende Resolution ein und begründet dieselbe. An der neunstündigen Arbeitszeit, der 15 prozenligeu Erhöhung der Lohn-Grundpositionen sei aus jedem Fall aber festzuhalten. Werde dies dann nicht gewährt, so seien die Ver- Handlungen abzubrechen. An ein großes Resultat glaube er nicht. Wenn man jedoch jetzt in einen allgemeinen Streik ein- treten würde, wäre eine furchtbare Ohrfeige die Antwort, die man obendrein verdient hätte. Solcher Kampf erfordere eine günstigere Zeit.(Allgemeiner Beifall.) G e n t h e i t wendet sich dagegen, jetzt wieder in die alte Tarifgemeinschaft zu treten. Er ist dafür, daß der Tarif immer nur auf ein Jahr festgesetzt werde. Rofemann: Die Gehilfenvertreter hätten nur die Weisung gehabt, am 10. März über die Forderungen zu verhandeln, und am 11. das Resultat mitzutheilen, damit am nächsten Tage vorgegangen werden könnte, nicht aber die Erledigung bis zum 15. Mai hinausschieben zu lassen.(Lachen, Zustimmung und lebhafter Widerspruch.) Redner tritt für eine Resolution Michaelis ein, die für Prokla- mirung des Streiks ist. Nicht warten, sondern: Vorwärts!(Beifall bei der Minderheit der Versammelten.) Michaelis befürwortet des längeren seine Resolution. Bartels erklärt, die Karre sei in den Dreck gefahren, es sei nichts mehr zu machen, auch augenblicklich nicht im Wege des offenen Kampfes, die Prinzipale hätten sich schon mit ihren Arbeiten vorgesehen. Redner spricht gegen die Delegirung in die Tarifkommission. R a a b e: Wir sind jetzt erschossen; warten wir bis zum 15. Mai, dann fallen wir gewaltig ins Effen. Die Zeit vorzugehen, ist jetzt da.(Beifall bei der Minderheit.) Solomon: Jetzt in den Streik zu treten, würde einen glänzenden Neinfall bedeuten. Nehmen Sie meinen Antrag a», die Leipziger Resolution zurückzuweisen und in keine Wahl von Vertretern zur Tarifkommission einzutreten. Wenn der Ver- band sich nicht hinter Sie stellt, dann gründen Sie Lokalorgaui- sationen.(Beifall bei einem Theil der Anwesenden.) Der Verbandsvorsitzende D ö b l i n mahnt dazu, den ruhigen Verstand