(13. Fortsetzung.) Om großen Saat der Union in Lille sprach ein Metallarbeiter aus giocs: ein Mann von etwa dreißig Jahren. „Wenn wir so weitermachen, werden wir immer wieder mit Füßen getreten werden, wie Spucke an der Erde. Jeder Arbeiter denkt nur an seine Berufskollegen, cheute feiert ihr Weißen, ihr Männer des Fadens. Und wir Schwarzen, die Männer vom Eisen. kommen in den Dreck, weil man uns fünf Sous die Stund« abziehen will. Die Arbeiter sollten sich gegenseitig unterstützen. Schließlich ist unser Elend auch euer Elend. Weim ein Arbeitgeber die Ar» bciter kujoniert, freuen sich die anderen Herren. Wir müssen zu» sammen«ine Demonstration machen und zeigen, daß wir solidarisch sind.' Die Textilarbeiter stimmten dem Redner zu. Jetzt kam die Musikkapelle der Metollarbeiter. Ihre Metall- ü'strumente blitzten im Sonnenschein. Die Hitze dieses woldlosen Flachlandes brütete dumpf über der Stadt aus Ziegelsteinen. Die Kapelle spielte eine sanfte Weife. All« Äinder liefen zusammen. Die Männer liehen ihr Bier stehen, um sich einzureihen und mit- zumarschieren. Die Zahl des Zuges aus Männern und Frauen wuchs rasch. Die Kinder tummelten sich vor den Musikanten: die roten Fahnen mit den Kampfinschriften flatterten. Ein Maim entfaltete die Liller Fahne: drei schwarze Löwen auf gelbem Grund mit rotem Rand. Die spanischen Farben. Unter lautem Singen und mit kräftigem Schritt zogen die Be- ivohner der Elendsviertel aus der Straße von Wazemmes heraus. Der Gesang der Internationale einte sie. Die Belgier sangen sie auf fläinisch, die Liller im Liller Dialekt. Es war ziemlich windstill, und der Rauch der Fabrikschornsteine stieg senkrecht in die Luft. Wie schwarz« Wurfgeschosse wurden die Rauchwolken in den Himmel geschleudert. Die Ziegclsteinhäuser waren rußgeschwärzt. Schmale Durchgänge— nicht größer als die Eingänge zu kleinen Häusern— führten von den Straßen auf Höfe. Die Höfe hatten Namen nach ihren Besitzern: Bermeulen-Hof: Cor- nille-Haf. Die Größe der Höf« konnte man nach der Zahl der Menschen berechnen, die hier herausströmte. Im Hintergrunde dieser Kloaken lagen die gemeinsamen Aborte. Ilm die Pumpe her- > m. die wie der Gott dieser trostlosen Stätte in der Mitte des Hofes thronte, zogen sich Waschleinen. Hohe Fabriken und Kirchen ringsum überragten diese elenden Löcher, aus denen jetzt die Textilarbeiter bervorströmten, um sich singend und Gerechtigkeit suchend dem De- monstrationszug anzuschließen. Die Männer trugen Manchester. onzuge, die für den heutigen Tag sorgfättig gereinigt und gebürstet waren. Am Platz de Ouatre Chemins stand das Kind einer reichen Familie in der Unisorm des St.-Jsseph-Instiwts. Als es die roten .Fahnen erblickte, bedeckte«s schnell den Kopf. In den Straßen— sie trugen die Namen von Schlachten und Siegen: Eylau, Arcole, Wagram— standen die Einwohner der armen Viertel. Ihre Gesichter strahlten, denn heute beherrschten sie di« Straße. *» Langsam bewegte sich der Zug vorwärts. Jeder war glücklich, den anderen neben sich zu fühlen und in den allgemeinen Lärm miteinzustimmen. Das alte Flandern feierte fein Broquelet. Aber heute war das Fest mehr mit Wut gefüllt als mit Freude. Aus der engen, dichtbevölkerten Straße de Iuliers, in der eine Kneipe neben der anderen lag, quoll die Menge heraus und strömte i ber den Platz de la Nouvclle Avanture. Ein..fliegender' Graveur mit Aushängeschild: Schilder für Kirchenstühle! Hundehalsbänder! suchte seinen Firnistopf und feine Flasche Vitriol zu retten. Der Zug strich vorbei in der Nähe der Präfeltur und der Patronats- wohnungen Aber die Arbeiter gingen nicht bis dicht heran. Sie blieben in ihrem allen Wazemmes: in der Nähe ihrer Elends- quartiere und Schenken, wo sie die Herren waren. Hier sangen sie sich die Wut über ihr Leid vom Herzen.
Herr RenS Deprieux besuchte seine Kundschaft in Eambrai. Die furchtbare Tatze des Krieges hatte das Stadtbild entstellt. Zahlreiche eingestürzte Gebäude umrahmten die Place d'Armes. Dies Bild stimmte Herrn Deprieux traurig: er war gewohnt, materiell« Werte zu schätzen. Zerstörung widerte ihn an. Schutt- und Ziegelsteinhaufen lagen an den Stellen, an denen früher die allen kleinen Häuser gestanden hatten. Aus den fester gebauten Häusern, deren abgebröckelte, geschwärzte Mauern erhalten waren. sah man durch öde Fensterhöhl«n in den Himmel. In der breiten »eminarstraße, die weniger gelttten hatte, glänzte ein neues Schild mit goldenen Buchstaben auf schwarzem Grunde: ,Dmer Waoelct' Taschentücher. Battist und Leinen. Hinter den Fenstern der Ardeitsräume, die auf den Hof sahen, arbeiteten die Mädchen an den weißen Stoffen. Plötzlich wurde für Renä Deprieux alles hell und licht: der Batist, das Hau» und die ganz« zerstörte Stadt. Fräulein Ieam» Wavelet erschien auf der Treppe. Sie stand da wie ein« Königin. Man sagt« in Combral: ..Stolz wie ein Wavelet.' Ihre grauen Augen, Ihr Blondhaar, ihre Haut, die leuchtete, als ging« die Sonne hinter Ihr auf— alles blendete Renö Deprieux. Aber beide blieben äußerlich unbc- weg» und ernst: sie gestanden sich ihre Lieb« durch ihr Schweigen. Die laute Stimme des Herrn Omer Wavelet durchbrach den '�uber. Herr Omer war sehr«ingebildet darauf, einen Sitz in der.Handelskammer zu haben, und überhaupt ein Mann zu fein. an den man nur verkaufen konnte, wenn man ihm höchste Ehr- erbietung zollte. Jetzt sagte«r zu Herrn Renö Deprieux:„Ich bin ein treuer Kunde, trotz der Streiche, die Sie mir spielen. Ihre Lieferwar« ent- sprick,: nicht dem Muster: der Faden ist nicht gleichmäßig und reißt. Auf hundert Meter hat der Weber einen ganzen Tag Mehrarbeit. Von mir verlangt man für Fliegerleinwand bis zu dreitaufend Kilo Widerstandskraft. Ich will dos auch erreichen: aber ich muß einen tadellosen Faden haben. Meine Kunden beklagen sich. Lesen Sie bitte: „Bezugnehmend auf den Besuch unleres Herrn Eornille schicken wir Ihnen zwei Stück Ihres Artikels A. T. 28 zurück. Wollen Sie uns bitte den Empfang bestätigen..,'
Fräulein Wavelet wurde rot, weil Renä sie zu lange ansah. Sie wandte sich um und ging langsam weg. Omer Wavelet fügte noch hinzu: „Sie bleiben bei Ihren Zöllen auf irländisches Garn. Wir möchten das Garn gern.zollfrei haben, aber die Leinwand verzollen lassen. Sie sehen doch, daß Cambrai zerstört ist. Wir stehen erst wieder auf der gleichen Basis mit Irland, wenn die Sinnfeiner don die Spinnereien und Webereien zerstören. Wir wünschen das natürlich nicht. Aber wir wollen unser Cambrai retten. Wenn es hier keine Leinemvebereien mehr gibt, an wen wollen Sie dann Ihr Garn verkaufen?' Wavelets Stimme war bei diesen Worten so weich, wie man sie dem robusten Mann mit dem groben Gesicht gar nicht zugetraut hätte. „Während der fünf Kriegsjahre', fuhr er fort,„habe ich mich jeden Tag gefragt: Wird unser altes Gewerbe untergehen? Ich trug in meiner Tasche unsere schönsten Muster: Handgewebte Leinwand, Batfft aus Garn Nr. 22l). und ich sagte mir: wann werden wir wieder solche Ware herstellen? Für die Militärs bedeutete Sieg: Elsaß-Lothringen wiedergewinnen. Für mich: Wieder Batist weben. Als man auf St. Gery wieder die Trikolore gehißt hatte, habe ich gewiß mit Frankreich gefühlt: aber mehr gerührt hat mich innerlich noch das erste Stück Leinwand auf den Webstühlen. Während die deutsche Armee unser Land besetzt hatte, haben die Engländer in Paris wie wild verkauft. Die Deutschen sagten den großen Kaufhäusern und Leinenfirmen: Cambresis ist erledigt. Alle Webstuhle sind zerstört: macht mit uns einen Kaufkontrakt auf fünf Jahre. Ehe Ihr Dater anfing, die seinen Nummern herauszubringen, haben die Irländer uns beliefert. Wir haben Ihnen geholfen. Heute mühten Sie uns helfen. Die französischen Spinnereien und Webereien müssen konzernieren. Nur oereint können wir existieren. Der höchste Preis ist nicht Immer der beste. Der beste Preis ist der, der den Kunden hält. Die Gier, schnell und viel zu verdienen, hat den ganzen Handel verdorben. Wie ist Ihr Preis für das Bündel Einfchußfaden Nr. 220?' Sie kamen in einen Raum, in dem fünfzig Taschentuchsäume- rinnen den feinen Stoff unter den Nadeln der Nähmaschinen durch- gleiten ließen. Herr Wavelet klagte über die Lag« in seinem Pro- duktionezweig: „Wir kämpfen gegen die Seide. Leinen tragen an Stelle von Baumwolle war ein Luxus: mehr noch: ein Zeichen von Eleganz. Seit der Flachs infolge der russischen Revolution rar geworden ist, ist die Kundschaft zur Seid« übergegangen. Soll ich jetzt Baum- wolle. Seide oder Wolle verarbeiten? Sie können auf Ihren Mo- fchinen nur«in Material verarbeiten. Fordern Sie hohe Preise, dann zwingen Sie uns, zur Seidensabrikatwn überzugehen.' Bekümmert, daß die strahlende Ieonnc Wavelet nicht mehr da war, verteidigte Renä Deprieux mit starken Worten seine Ware: „Es sieht so aus. als ob die Leinwand besiegt ist. Aber nur Geduld. Die Baumwollspinner haben im Kriege einen großen Vor- sprung gewonnen: sie haben an die Kasernen Bett-Tücher geliefert, weil die Leinenfabriken nicht genügend grobes Leinen liefern konnten. Aber— wird die Armee immer bei der Baumwolle bleiben? Nein! Sobald die Flachsproduktion wieder auf der Höhe ist, wird die Intendantur zur Leinwand zurückkehren. Leinwand hält länger. Die Baumwolle wird aus den Kasernen genau so vsr- schwinden wie die Seide aus den Schränken der Frauen. Sehen
&t sich dnirnaf»«einen Jfdbm*r. 226« Ich fUt« gs 375 Franken. Was Haltbarkeit und Stärke anfcelangt. fa kann ich ruhig sagen: die Vorkriegsquolitot ist wieder erreicht. Di« Ehre meiner Firma ist Bürge. Prüfen Sie die Ware; dann wolle««>ir über den Preis reden. Kann Seide jemals so»»eich und fest zugleich sein?' Herr Omer Wavelet prüfte den Faden gründlich und sagt« domo „Es ist wirklich ein Vergnügen, mit einem Mann zu sprechen. der Leinen zu schätzen weiß. Baumwolle und Kunstseide kann jeder weben. Zur Leinenweberei gehört Liebe. Dem Müller ist es gleich, wovon sich seine Mühle dreht: er mahlt, was man ihm bringt: Weizen, Roggen oder Gerste. So ist das auch mit den Webern: alles durcheinander: Jute, Hanf, Flachs, Baumwolle... eigentlich zu bedauern, trotz des Geldes, das sie verdienen. Ich bin nur zu- frieden, wenn ich Flachs verarbeite. Sehen Sie sich einmal unsere Arbeit anl' Einig« Angestellte nahmen vorsichtig Stoffe au» Tannenholz- fächern. Herr Deprieux fallete sie auseinander: „Nicht eine dünne Stell«: kein falscher Faden. Alle Uneben- Helten sind mit der Schere herausgeschnitten; feineres Gewebe ist auf der ganzen Welt nicht zu haben. Wahrhaftig, wir sind die Klassiker der feinen Leinwand.'(Fortsetzung solgt.)
e Buch
Joseph Conrad : ,®cr Zreibeuier*. Weltgeschichtliche Ereignisse spiegeln sich in der Einsamkeit ent- legen wohnender Menschen. Revolution, Napoleon . Kaperkrieg ver- lieren dort ihre Bedeutung, das Gewicht schwindet. Zum ersten Mal« steigt Joseph Conrad in dem Roman „Der Freibeuter', der so eben in deutscher Uebersetzung im Verlag von S. Fischer erschienen ist, in die Vergangenheit zurück, zum ersten Mal« spielt das Geschehen vor einer histortichen Kulisse. Aber das wesentliche im Schaffen Conrads ist durch die Dertogung des Schauplatzes nicht verändert. Peyrol erscheint al» naher Verwandter der Marlowe oder Heyst. dieser ruhelosen, romantisch sehnsuchts- vollen Wanderer der Meere, lener Menschen, die außerhalb gesell- schoftlicher Bindungen stehen und nur ihrem eigenen Impuls folgen. In diesen Menschen lebt eine sonderbare Mischung von Intellekt und dumpfem Gefühl. Sie reden wenig, denn Worte berühren allein die Oberfläche, und die Augen der Conradschen Menschen haben mehr gesehen. Si« tragen mit sich die Weit« der See, die Wüsten unendlicher Wasser, die laute Geräusche verstummen lassen und wissend machen. Der alte Seeräuber Peyrol besitzt dieses Wissen um das wesentliche der Menschen und Dinge. Schwierigkeiten zerfallen vor seinem Blick, rein instinktiv durchschaut er die Well, durchschau! er den Wahnsinn Arlettes, die schwer ringend« Lieb« des Leutnants Real und die innere Haltlosigkeit und Schwäche des Jakobiners, der einmal in aufgepeitschtem Blutrausch Frauen und Kinder mordete. Die große, konzentrierte und vecwurzelle Kraft Peyrol» ordnet die Welt um sich. Und hier kommt Eonrads Ironie zum Durchbruch. Ist ein Lord Nelson mehr als dieler alle Freibeuter? Säße er in der Sldmiralität, kommandierte er die Touloner Flolle, vielleicht wäre die Schlacht bei Trafalgar anders ausgelaufen. Conrad nenm einen fein«: Romane„Spiel des Zufalls ', und auch„Der Freibeuter' könnte diesen Titel tragen, der für Conrads Schaffen symbolisch ist. Aber vielleicht steckt hinter der zufälligen Fassade eine unerkannte Verknüpfung,«in Sinn, um den man nichts weiß. Darauf liegt der Izauptakzent. auf dieser Atmosphäre der Möglichkeiten und nicht auf den nur historischen Totsachen, die Conrad mit kühler Objektivität gestaltet Milieu, Ereignisse ändern wohl die Oberfläch«, doch der Kern bleibt unverändert, und der Refrain klingt immer gleich' „Daß immerfort die Menschen sich gequält, Daß hie und da ein Glücklicher gewesen.'— t.
WAS DER TAG BRINGT.
Naturschutzparks in Frankreich . Ein Dellowstone-Park soll in den oberen Regionen der fran- zösischen Pyrenäen , und zwar in der Nähe des berühmten„Tal- zirkus' von Gavannia. angelegt«»erden, der mit seinen gewaltigen, bis über 3000 Meter aussteigenden Schneegipfeln und seinen drei- zehn Wasserfällen«in großartige» Gebirgspanoramo bietet und der Ausgangspunkt für Hochgebirgswanderungen in den Pyrenäen ist. Viele der für diese Gebirgsgegend typischen Tiere und Vögel sind bereits vom Aussterben bedroht. So sind die Tetra»(Haselhühner), der Isard(die Pyrenäengans) und der gefräßige Aasgeier ver- schwunden. Den Bouquetin, den Pyrenöensteinbock. hat das gleich« Schicksal ereilt, doch hofft man. ihn wieder ansiedeln zu können. Reservationen für wilde Tire gibt es bereit» in dieser Gegend bei Pau und unmittelbar an der spanischen Grenze; der setzt geplante Park am Talzirku» von Gaoannie soll dies« zu einem großen Naturschutzpark zusammenfassen. Di« französisch« Gesellschaft, die mit der Ausarbeitung der Pläne befchäfttgt ist, hofst, den ftan» zösischen TouringNub, den Alpenklub und die französische Geo- graphische Gesellschaft zur finanziellen Beteiligung an der Sache gewinnen zu können. In anderen Teilen Frankreich » ist in diese: Hinsicht bereits viel getan worden. Da ist beispielsweise der große Park der Camargue im Rhonedelta, der einen ertragreichen Jagd- grund der Zugvögel bildet und dabei der einzige Platz in Europa ist, wo man noch 300 bis 400 Flamtneo« in ihrem scharlachroten Federkleid bewundem kann. Kürzlich hat auch der französische Kriegsminister die„Siebcnlnseln' an der bretonischen Küste der Sociätä d'Acclimatisation zur Verfügung gestellt. Dort soll vor ollem die selten geworden« Art der Alten, der dort heimischen Tauchvögel, vor der Ausrottung geschützt werden. Ein anderer wichtiger Nationallierpark Frankreichs befindet sich auf dem Mont Pelvoux in den Alpen der Dauphins. Kälte und Sterblichkeit Ein Vergleich der Sterblichkeltsziffer in Preußen für das erste Vierteljahr 1920 mit dem gleichen Quartal des gleichen Jahres 1928 zeigt ein außergewöhnlich hohes Anwachser, der Sterblichkeitsziffer. Es starben in dieser Zeit rund 44 700 Personen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Diese Tassach« sst in erster Linie aus die ungewöhnlich stark« und longandauernde Kälte dieser Periode zurückzuführen, die die tödlichen Erkältungskrankheiten stark be- günstigt hat, vor ollem der Grippe, die in diesem Zeitraum fast bis auf das Siebenfache der Ziffer des Doriahres gestiegen sst. Auch der Sterblichkeitsanstieg bei der Lungeueittzündung war erheblich,
und selbst bei der Tuberkulose, die in den letzten Iahren fortgesetzt eine abnehmende Sterblichkeit aufzuweisen hott«,«»ar diesmal eine. wenn auch nur geringe Zunahm« oochanden. Um das Erbe Sobieskis. Einer der reichsten Fürsten des 17. Jahrhundert» war König Johann Sobiesti, der Befreier Wiens aus Türkennot. der in Polen zwei Millionen Joch Besitz und bei Lemberg S00 Dörfer befaß. Sein Enkeh Johann Sobiesti, wurde von den Russen oertrieben und floh nach Ungarn , wo er bis zu seinem Lebensende als Gast des Bischofs von Erlau unter dem Namen eines Grafen Pooder lebte. Nachdem Polen seine Unabhängigkeit wiedergewonnen hatte, tauchten zahlreiche Erben mit Ansprüchen gegen den Staat auf. Es sind dies unter anderem ein belgsscher Ingenieur. Graf Pooder, «in pensionierter Schiffskapitän Hoppe in Brüssel , und mehrere in Ungarn lebende Abkömmlinge mit dem Namen Seiff, die wieder vom Sohn des großen Johann Sobiesti. Michael, abzustannnen oo. gaben, der unter dem Namen Seiff anfangs des 18. Jahrhunderts in Raab ein einfacher Wagnermeister war, 1741 aber von Maria Theresia geadelt wurde. Die beiden Parteien waren klug genug,«inander nicht zu bekämpfen, sondern ihre Ansprüche gemein- sam durch einen Budapester Rechtsanwalt gellend zu machen. Kulturelles Mißverständnis. Aus einem der neugebauten„römischen' Wohnhäuser in den Städten Deutsch -Südtirols kam der kanalwürdige Inhalt eines Eimers in hohem Bogen herausgeflogen und klatschte auf die Straße. Alarm! Man ging der nicht landesüblichen Sache nach und stellte als Spenderin eine wackere Sizilranerin fest, die zur Kultivierung der deusschcn Barbaren dahin oerpflanzt worden war. Auf den Vorhalt der Polizei gab sie entrüstet an, in ihrer Wohnung fehle die Stätte, dl« für solche Absonderungen be- stimmt sei. Es erfolgte Wohnungsbesichtigung. Man fand, in dem Neubau ganz Natürlicherwesse ein tadellose« WC. mit einwandfrei arbeitender Spülung. Mitten im Steingutbecken aber log— ein Butterpaket in Papier ! Man versuchte'der Sizilianerin de- greiflich zu machen, daß die Butter hier fehl am Ort sei— aber sie wollt« sich lange nicht überzeugen lassen, baß bi« schön« kalte Wasserspülung zu etwas anderem als zur Rahrungsmittelkühlung da sei! Allerdings, in der sonnigen Heimat der Donna ist die Sache anders. Man braucht ja nur in einem echt italienischen Haue oder in einem königlich faschssssschcn Eisenbahnwagen dos Oertchen auf- zujuchen... Viiiticdlo.