Einzelbild herunterladen
 

Nr. 11747. 3ahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Kein Lehrer- Abbau in Berlin .

Sozialdemokratie für Einschränkung der Sparmaßnahmen im Schulwesen.

In dem Stadtverordnetenausschuß zur Borberatung der verschiedenen Anträge bezüglich der Sparmaßnahmen bei der Schulverwaltung gab der sozialdemokratische Stadtfoulrat Nydahl einen lieberblick über die Auswirkungen der Spar­maßnahmen.

Bei den zentralen Anforderungen für Bolts, Mittel- und höhere Schulen ergibt sich eine Ersparnis von 3,2 Millionen, wobei Schulbouten nicht berüdsichtigt worden sind. Bei den Berufs- und Fachschulen werden voraussichtlich rund 2 Millionen eingespart mer­den können. Die Ersparnis bei den höheren Lehranstalten für die männliche Jugend in fämtlichen zwanzig Berliner Bezirken be­trägt 1170 000 m.( unter Berücksichtigung der Schulgeld­erhöhung bai den Lehranstalten für die männliche und weibliche Jugend in Höhe von 1600 000 M.). Für die Mittelschulen ergibt sich eine Ersparnis von rund einer Biertelmillion und bei der Volks­schule eine solche von 650 000 M. Nur bei den Lehranstalten für die weibliche Jugend muß mit einem Mehrbedarf von 90 000 m. In der anschließenden Aussprache über die Frequenz wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, wonach nach dem 1. April 1930 außer den bereits vorgenommenen 40 bis 50 Kündigungen teine weiteren Entlassungen von Schulamtsbewerbern mehr ausgesprochen werden sollen. Dagegen sollen zur Erzielung einer wesentlichen Ersparnis für die während des Jahres 1930 ausscheidenden Lehrkräfte teine Ein­berufungen erfolgen. Für die höheren Schulen wurden die Frequenzen von Gerta bis Quarta auf 50, von Tertia bis

gerechnet werden.

Sensation im Scherl- Prozeß.

Der Hauptangeklagte nicht zurechnungsfähig?

Interfefuntda auf 44 und von Obersetunda bis Oberprima auf 33 feftgefeßt, wobei besonders zum Ausdrud tam, daß es sich hier nicht um Durchschnitts-, sondern um Höchstfrequenzen handelt. Es wurde dann noch ein Antrag angenommen, wonach in den unteren Klassen bei fremdsprachlichem Unterricht die Klaffen geteilt merben sollen, menn sie eine Frequenz von 44 erreichen. Es wurde weiter ein Antrag angenommen, wonach alle Schulen für bedürftige Schüler dieselbe Anzahl Freifahrscheine wie vor dem Sparerlaß er halten sollen.

Der Vorlage des Magistrats über die Erhöhung der Schulgelder an den Fach- und Berufsschulen wurde mit der Maßgabe zugestimmt, daß das Schulgeld bei den Handels, Haushaltungs-, Kinderpflegerinnen, Hausangestellten, Kunst gewerbe- und Handwerkerschulen, sowie bei den Berufskursen für Damenschneiderei und der Tischlerschule nicht von 40 auf 80 m. er­höht werden sollen, sondern nur um 20 Proz. Ebenso soll auch bei dem Seminar für Gewerbelehrerinnen, bei den geschlossenen Lehr­gängen an den höheren gewerblichen Fachschulen und bei den Auf­baukurfen an den Berufsschulen nur eine Schulgelderhöhung um 20 Broz. eintreben, wobei insbesondere noch für geschlossene Sturse an den Berufsschulen wie auch bisher eine Ermäßigung um 10 Pro3. Platz greifen soll. Die Zahl der Freistellen für fämtliche Schulen wurde im Gegensatz zur Magistratsvorlage auf 33% Proz der Solleinnahme festgefeßt. Die Magistratsporfage betr. das Schulgeld an den städtischen höheren Lehranstalten, den Mittel- und Volksschulen wurde angenommen. Dagegen wurde der Zuschlag für die Kinder auswärts wohnender Erziehungs berechtigter abgelehnt.

ftattgefunden hatte, zur Berlefung gebracht. Damals war der Bert des Pflichtteils für jedes Kind aus erster Che auf 300 000 bis 400 000 Mart geschätzt worden, während den Kindern aus zweiter Ehe nach Auszahlung des Pflichtteils etwa 6% Millionen zufallen würden. Nach dem Testament von August Scherl war die Ehefrau Kinder beider Ghen zu gleichen Teilen ausgezahlt werden. Frau Alleinerbin und nach ihrem Tode sollte das Vermögen unter die

Dienstag, 11. März 1930

zu dem Schluß, baß fo viele 3meifel an der gefunden Logit des Angeklagten vorhanden seien, daß man von tranthaften Ideen gängen und einer franthaften Störung der Geistestätigkeit im Sinne des§ 51 sprechen könne. Die Plädoyers werden voraussichtlich am Donnerstag beginnen.

Geld für die U- Bahn.

Berliner Bonfenfonsortium will 65 Millionen geben. Der Magistrat beschäftigte sich an Montag in einer außer ordentlichen Sigung mit einer Vorlage über die endgül­tige Finanzierung der zur Zeit noch im Bau be. findlichen Untergrundbahnstrecken. Bou diesen Streden soll bekanntlich die Bahn Gesundbrunnen- Neukölln am 13. April dem Betrieb übergeben werden, während die Betriebs­eröffnung der Lichtenberger Bahn durch die Frankfurter Allee zum Alexanderplatz im Herbst des Jahres zu erwarten ist. Zur betriebs­fertigen Herstellung dieser Bahnen waren am 1. Januar d. J. ins­gefamt noch 65 millionen Mark erforderlich. Der Gesamt­herstellungswert der neuen Anlagen einschließlich der zu ihnen gehörigen Betriebsmittel, Betriebsanlagen usw. wird ungefähr 350 millionen Mark einschließlich Bauzinjen betragen. Berhand­lungen mit dem Bantentonsortium der Berliner Verkehrs. Affien- Gesellschaft haben infofern zu einer Uebereinstimmung geführt, als dieses Konfortium fich bereit erklärt, die 65 Mi14 lionen Mart auf ein Jahr à conto einer von der BVG. auf zunehmenden Anleihe zur Verfügung zu stellen.

Bei dieser Gelegenheit soll auch endgültig der Betriebs- und Ronzeffionsvertrag zwischen der BVG. und der Stadt Berlin ver­abschiedet werden. Die bisher für Rechnung der Stadt gebauten Untergrundbahnstrecken sollen dann in das Eigentum der BVG. übergehen, deren Aktienkapital babei um 100 Millionen Marf erhöht werden soll. Der Aufsichtsrat der BBG. hat sich bereits vor einigen Tagen in mehreren Sigungen mit dem gesamten Fragen tomplex beschäftigt, wird aber jetzt nach der Erledigung der Materie durch den Magiftrat noch einmal abschließend zu allen Frages Stellung nehmen, ehe der Stadtverordnetenversammlung eine Vor­lage gemadyt wird. Die Vorlage an die Stadtverordnetenverfamm hung ist Ende der Woche zu erwarten.

Schluß der Beweisaufnahme eine aufsehen erregende Scherf weigerte sich, den Pflichtteil auszuzahlen, da fie diefe Summe 104 Kinder hilflos verbrannt.

Der Prozeß gegen Bruno Schert und Genossen, der jeit dem 13. Februar die Sonderabteilung des Schöffengerichts Berlin- Mitte beschäftigt, bekam in der gestrigen Sitzung an wendung und zwar dadurch, daß sich der dringende Ver­dacht herausstellte, daß Bruno Scherl in geiffiger Beziehung night voll zurechnungsfähig ist Bereits gn Anfang des Brozesses hatte der Berteidiger die Hinzuziehung eines psychiatrischen Sachverständigen beantragt, was aber vom Gericht abgelehnt worden war. Vor einer Woche famen dann aber bem Borfizenden schwere Bedenfen, und er be auftragte den Gerichtsmedizinalrat Dr. Dyrenfurth, eine Unter­fuchung des Angeffagten auf feinen Geisteszustand vorzu nehmen Dr. Dyrenfurth hat den Angeklagten mehrfach unterfucht und hat auch zu beffen Benbachtung wiederholt den Berhandlungen belgemont Gestern griff er mun zur Erstattung feines Gutachtens hirelt in die Berhandlung ein und richtete on den Angeflagten Scheri bie Aufforderung, fich über die geheimnispollen

nicht flüssig machen könnte. Wie Justizrat Goldmann bekundete, lebte sie in dem Bahn, daß sie verhungern würde. Außerdem giaubte sie auch, daß die Kinder erster Ehe bald die Erbschaft ver braucht haben würden und ihr dann doch wieder auf der Tasche liegen würden. Fizenreuter, der Bertraute von August Scherl , hatte ihr auch geraten, den Kampf mit den Kindern aufzunehmen. Die Verteidigung folgerte aus diesem Sigungsprotokoll, daß die Erbschaftsmasse damals nicht aktiv gewefen fei. Dr. Georg Scherf meinte aber, daß sich die Bassivität wahrscheinlich erst nachher her ausgestellt habe, meil sich nachträglich große Berbindlichkeiten feines Baters erwiesen hätten. Der Mitangeflagte Kaufman Brud erlitt wie schon mehrfach während der Dauer des Prozesses einen epileptischen Strampfanfall und fiel zu Boden, fo daß eine Unterbrechung eintreten mußte. Sobann erstattete Medizinalrat Dr. Dyrenfurth fein Gutachten über Bruno Scherl. Die Art und tranthaft bezeichnet werden. Brimo Scherl fei felfenfest davon überzeugt, daß ihm große Reichtümer zuständen, menn es mit rechten Dingen zugegangen wäre. Er glaube daher auch fest daran, daß niemand von ihm geschädigt worden sei. Klinisch könnte man den Zustand des Angeklagten von drei Gesichtspunften aus beurteilen: Eine 11 ebermertigteit, oder der vollendete Zu stand des§ 51 auf einer paranoiden Grundlage und drittens einen Zustand, der dem letzteren nahefommt. Der Sachverständige tam

Rinotheaterbrand bei Göul.

Tokio , 10. März.

Rach aus Soul hierhergelangten Meldungen ereignete sich der Sinobrand in dem foreanischen Hafenorte Jufan. Anläßlich des 25. Jahrestages der Eroberung Muldens durch Japan wurde eine Filmaufführung für Kinder veranstaltet, als in einem Borführungsapparat mif Benzinlichtquelle eine Explo fion erfolgte, die einen Brand verurfachte. Das Feuer breitete fich mit großer Schnelligkeit aus. In der allgemeinen Panif founter nut menige kinder gereffef merden. Die Zahl der Toten wird mit 104, der Verletzten mit 100 angegeben.

machte zu äußern, die ihn angeblich feit vielen Jahren bedroht Beise, wie Bruno Scherf fich die Dinge zusammenreinte, nugte als 3ugabfturz in 175 m tiefen Abgrund.

und verfolgt hätten. Nun legte der Angeflagte los und brachte in mehrstündigen Ausführungen seine Wahnideen zum Bortrage. Diefe gipfelten darin, daß eine Gruppe Schwerindustrieller von Rhein und Ruhr gegen ihn ein Komplott führe, um ihn zu vernichten. Weiterhin wurde bei der nochmaligen Bernehmung von Dr. Georg Scherf, dem Stiefbruder des Angeflagten, eine Aufzeichnung des verstorbenen Privatfefretärs Knappe über eine Sigung, die am 22. Juni 1921, amei Monate nach dem Tode von August Schert

Aluisio Azevedo

59]

Eine Cra& Manischer

Mietshaus

2

Der Baron gab dem Budiker einen freundlichen Klaps auf den Rüden. Sie sind ein Teufelsterl!" rief er begeistert aus. Und auf dem Heimwege führte er sich noch einmal Joao Romaos Aufstieg vor Augen; von dem alten Reid war jetzt nur noch blinde und grenzenlose Bewunderung übrig.

18

Ein firer Bursche!" murmelte er vor sich hin. Biel Kraft und absolut sicherer Geschäftsfinn. Schade nur, daß er sich mit dieser Negerin eingelassen hat. Komisch, daß ein so schlauer Kerl sich so in die Tinte hat sehen können."

Erst um zehn Uhr abends, nachdem sich Joao Romao nergemisfert hatte, daß Bertoleza feft schlief, fonnte er sich an Liborios Ronto" machen, wie er es mizigerweise nannte. Er war so müde, daß er sich faum auf den Beinen halten fonnte, und es loftete ihn Anstrengung, die Augen offen zu halten. Aber er hielt die Ungemißheit, mas die Flaschen eigentlich enthielten, nicht mehr länger aus. Also zündete er eine Kerze an und begann bei geschloffenen Türen und Fenstern den Reichtum des Geizhalfes herauszuholen und zu zählen.

Er merkte, daß die zerknitterten Scheine sich nicht aus den Flaschen schütteln ließen, sondern mit einem gebogenen Draht einzeln herausgezogen werden mußten. Aber wie ein Rind langjam an einem Bonbon lutscht, damit das Bergnü­gen länger dauere, so machte sich Joao Romas ein Fest aus dem, mas den meisten Menschen unerträglich langweilig vor gekommen wäre. In der ersten Flasche befand sich ein so faftiger Inhalt, daß sich des Budifers Lebensgeister wieder regten, und Müdigkeit und Schlafsucht verschwanden. Aber die zweite Flasche erwies sich als graujame Ent­täuschung. Die Banknoten darin waren alt unb fast alle außer Rurs, da die Umtauschfrist abgelaufen mar. Er be fam es mit der Angst, die übrigen Flaschen fönnten mo­möglich auch mur mertlojes Papier enthalten, hing fich aber pergmeifelt an die Hoffnung, die zweite Flasche sei vielleicht die ältefte gemefen

fo fuhr er mit seiner ergöglichen Arbeit fort. Als nur noch eine Flasche übrig war, jah er, daß bie Kerze niebergebrannt war und in Indeszufungen lag. Also beeilte

er sich, eine andere zu holen, wobei er bemerkte, daß es fast drei Uhr morgens war. Wie doch die Zeit verging! Wo mar die Nacht geblieben? Als er endlich mit Sortieren und Zählen fertig war, fuhren schon die ersten Wagen draußen

vorüber.

Im ganzen fünfzehntausendnierhundert und soundso viel Milreis", murmelte Joao Romas zwischen den Zähnen, ohne die Augen von den zwei Stößen Banknoten abzu­wenden. Etwas über achttausend Milreis, das heißt, mehr als die Hälfte, maren wertlose ungültige Scheine. Als er die anjah, tochte Joao Romao vor But. Er verfluchte den alten Liborio, daß er ihn so betrogen hatte, mo es doch so leicht gemesen wäre, diese alten Scheine gegen neu herausgegebene umzutauschen. Und er fluchte der Regierung, die so unehr­lich war, ihr eigenes Geld abzulehnen, bloß weil es dem Finanzamt ein Jahr zu spät vorgelegt wurde. Er bereute tief, bei Liborio feine gründliche Untersuchung gemacht zu haben, als die ersten Gerüchte von dem verborgenen Reich tum des Alten zu ihm gedrungen waren. So wird Lieber lichkeit bestraft, überlegte er tugendjam.

Aber auch so hatte ihm ja der alte Liborio faft sieben. tausend Milreis in gutem Gelde ,, hinterlassen", und der Reft war gar nicht so wertlos, wie es den Anschein haben mochte. Einen großen Teil davon, vielleicht das Ganze, fonnte er un geduldigen Runden der Benda beim Wechseln zuschanzen. Mit gültigem Gelde gemischt, würde es angenommen und mit nach Hause genommen werden. Ein paar Scheine heute und ein paar morgen, und wenn auch nachträglich Klagen eintreffen sollten, Joao Romao wußte fich ja in solchen Situationen zu benehmen. Der Instinkt sagte ihm, wann er unter vielen Entschuldigungen für so einen bedauerlichen Irrtum Geld zurückzuerstatten, und wann er hartnäckig auf feinem Standpunkt zu beharren hatte. Es tamen ja immer Leute von auswärts und vom Lande zu ihm, die nicht noch einmal umfehren fonnten oder wollten, um sich wegen eines Scheines zu beschweren. Und außerdem mar es ja gar fein Verbrechen. Das Geld war einmal gut gemejen, und er fonnte doch nichts dafür, daß man es jegt für wertlos ertlärt hatte. War es seine Schuld, daß der alte Liborio es auf gehoben hatte, ohne es umzutauschen? Gewiß nicht. Warum follte also er darunter leiden? Wenn jemand schuld hatte in diesem Fall, so mar es doch die Regierung, alfo follte man lich bei her Behörde beschweren

Daher legte der Hauswirt feine unerwartete Erbschaft forgfältig fort und beschloß, fie in einem größeren und schöneren Sao Romas anzulegen.

Bisher 30 Zote und 15 Berletzte.

New Bort, 10. März.

In der Nähe des Aurorfes Therezopolis im Stoate Rio de Janeiro entgleifte ein Eisenbahnzug und stürzte infolge Ber­jagens der Bremse in eine 175 Meter tiefe Schlucht. Bis jetzt sind 30 Tote und 15 Berlebte gezählt, bei deren Bergung fidh erschütternde Szenen abspielten.

17.

Ein paar Tage später wurde die Arbeit bei dem Neu­bau begonnen, und statt des Haufens Asche und Schutt lagen nun Ziegelsteine und Mörtel herum. Bon früh bis spät abends ertönten Hammerschläge und fügten sich der Sym­phonie aus lauten Unterhaltungen, dem monotonen hohen Falsettgefang der Waschfrauen, dem Geflapper der Bügel­eifen und dem Klopfen von Kleidern ein. Die Mieter, die durch den Brand Schaden erlitten hatten, richteten sich ein, so gut es ging. In manchen Fällen bildeten sie mit anderen einen gemeinsamen Haushalt, und wenn das nicht ging, suchten fie fich für turze Zeit ein Obdach außerhalb. Über feiner zog zu der Katzentopfgemeinde.

Zuerst wurden die neuen Häuser an Mirandas Mauer gebaut, und sobald die fleinen Wohnungen fertig maren, wurden sie auch schon bezogen, wobei früheren Mietern der Borrang gegeben wurde. Einer von den Italienern war im Santa Caja- Krankenhaus gestorben, und ein zweiter war schwer trant. Bruno lag im Hospital der portugiesischer Brüderschaft, deren Mitglied er war, und dort besuchte ihn Leocadia , die den damals von Bombinha geschriebenen Brief ignoriert hatte. Dieser Besuch führte zu einer Versöhnung. bei dem beide reichlich Tränen nergoffen, und Leocadia nahm sich vor, nach Sao Romao und zu ihrem Mann zurüdzu­tehren. Sie wurde sehr fittenstreng und duldete in ihrer Umgebung nichts, was nicht einwandfrei moralisch war.

Piedade erholte sich von ihrem Fieberanfall, mar aber vollständig verändert. Nur schwerlich fonnte man sie als die ruhige zufriedene Frau Jeronymos erkennen, die im ver­gangenen Jahr eingezogen war. Sie war sehr dünn ge­worden, ihre lebhaften Farben waren ganz verschwunden, und sie war jetzt eine häßliche Kreatur, die ewig mürrisch herumlief und vor sich hinmurmelte. Wirtlich, es ging unter den Nachbarn das Gerücht, die Seele der Here sei in jener Brandnacht in Piedades Körper eingegangen. Es tam feine Klage über ihre Lippen und niemand hörte sie den Namen ihres Gatten aussprechen.

Während der Monate, in denen Joao Romaos neues Unternehmen im Bau begriffen war, veränderte sich der Charakter der Siedlung vollkommen. Statt eines Familien­mohnhauses wurde es ein Bienenstad fleißiger Arbeiter, ein Riefenladen, mo Maurer , Tapezierer und Maler überall un­ordnung anrichteten. Die Wafchfrauen flohen auf das Feld hinter dem Hause und wuschen und hängten ihre Wäsche dort, um dem Staub zu entrinnen, den die Handwerker innen aufmirbelten. ( Fortegung folgt.)