Oiensiag ■ti.'Sl&n 1930
Unterhaltung und �Vissen
Beilage des Vorwärts
Stichard JCUlfenbeck:
Slegnerilcher
Der Tag ist regnerisch, windig und grau. Schon frühmorgens lagerte der Nebel über den Dächern, mittags mußt« man das Licht anstecken, das GeHupe der Autos und das gleichmäßige Gerassel der Straße bekommt einen melancholischen Ton. Zwischen chäuser- schatten und Bogenlompenstrahlen huschen dl« Menschen wie Ge- spenster. Don den chelmen der Verkehrsschutzleute tropft das schmutzige Wasser wie von den kahlen Aesten der Bäume. Einsam schwimmt ein Zeitungsblatt den dunklen Kanal hinab. An solchem Tage, in diesen Zeiten ein Rentier zu sein, ist kein Vergnügen, besonders, wenn man ein cholerisches Temperament besitzt und den Gedanken nicht verwinden kann, früher in einer gewisien Behaglichkeit gelebt zu haben, chugo Kießling hatte drei Angriffspunkte für feinen, jährlich wachsenden Zorn, erstens die schon längst vergangene, ihm darum aber nicht weniger gegen» wärtige und in ihren Wirkungen brennend vorstellbar« Inflation. Zweitens die Regierung, unter deren Aufsicht und Verantwortlich- keit auch das Wohlfahrtsamt arbeitete, von dem Kießling seine spärliche Unterstützung bezog. Drittens die Menschen überhaupt und chr Charakter, der, wie Kießling behauptete, früher bester g«° wesen sei, jetzt aber die Grenze des Verbrechens erreicht Hab« und von dem man nicht wisse, wohin«r noch führen werde. Gutes könne jedenfalls dabei nicht herauskommen. An schönen Tagen konnte Kießling spazieren gehen, im Park, auf einer Bank fand sich sicher dieser oder jener, der seine Welt- anschauung bestätigt«. Man beobachtete die Menschen, fand vieler- lei Gelegenheit zu abfälligen Bemerkungen, wunderte sich das tausendstemal über d!« Kurzröckigkeit und das anmaßende Gebaren der Frauen, konstatiert« mit der Zufallsbekanntschaft, daß früher alles besser gewesen sei und trank dann hin und wieder gemeinsam ein« kleine Molle für zehn Pfennig. Einen Luxus, den man sich gerade noch leisten konnte.„Gannoven sind sie", sagte Kießling. Er meinte damit die Herren von der Regierung und vom Wohl- fahrtsamt. Er hatte dieses Wort aus der Zeitung, er liebte«s, weil es eine Kenntnis der dunklen Seite der Welt einschloß. Er fühlte sich wie ein Theatermeister und glaubte, di« Dinge des Alltags gewistermaßen aus den Kulissen zu beurteilen. O ja, er wußte Bescheid. Ihm machte man nichts mehr vor. Wenn Kießling so mit seinem alten schiefen Hut, dem ab- geschabten Mäntelchen und den ausgefransten Hosen daherging, mit einem zweiten, ebenso ännlich aussehenden Individuum, in heftigem Gespräch begriffen, machte«r einen traurigen Eindruck. Er war dazu geboren, unter normalen Umständen ein guter Staats» bürger zu sein, jetzt aber in einer Lage, in der das Schimpfen und Kritisieren ihn einzig aufrechterhielt, fühlt« er sich wenig wohl. Er stürzte seine kleine Moll« hinunter, auf seinen Bäckchen er- schienen kleine rote Flecken. Da stand der Wirt und sah ihn an. Das war auch sicher ein Gannove. Alle Menschen sind Gannoven. Heute herrscht ein Kampf aller gegen alle. Das war so Kießlings Philosophie, sie besaß nicht den Reiz der Neuheit, aber das stört« ihn. nicht. Wenn er nur Gelegenheit fand, sie an den Mann zu bringen. Ganz schlimm aber stand es um Kießling, wenn es regnete, wenn so ein Tag war, wie er oben beschrieben worden ist. Dann waren die Bänke im Park leer, niemand ging spazieren, niemand zeigt« sich geneigt, die Lebens» anschauung eines schlecht gekleideten alten Griesgrams anzuhören. Himmel, verflucht und zugenäht! Das kam dann noch zu der üb- lichen Bosheit der Menschen hinzu. Was hatten sie eigentlich alle so zu rennen? Di« Menschen dort mit einer Mopp« haben eine Anslellung und verdienen gut. Die Frauen— das ist ja bekannt— tragen das Geld der Männer in di« Warenhäuser, um sich unnütze Ding« anzuschaffen. In den Autos hocken die feisten Schieber. davon wollen wir gar nicht sprechen. Da kriegt man einen Schlag- Unfall, wenn man daran denkt. Hugo Kießling dachte aber immer wieder daran, die Gedanken drehten ihm das wunde Herz um, und der Regen floß ihm in den zerknautschten Kragen. Aus der guten Zeit befaß Kießling noch einen Spazierstock mit einem Elfenbeingriss. Der Spazierstock ging mit Kießling, als wäre der noch der alte, der wußte nicht, daß er cs eigentlich mit einem Gespenst zu tun hatte. So schritten sie beide dahin und wußten mcht. wie nahe ihnen das Ende war. Die Winterzeit ist auch di« Zeit der Apfelsinen. Irgendwo, an einer Straßenecke, hatte«in Kind nichtsahnend eine Apfelsinenschale fallen lasten. Dieses Stückchen Welt, das vielleicht in Spanien oder Afrika oder sonst einem sonnigen Lande eine Herr- lich« Zeit hinter sich hatte, wurde den beiden zum Verhängnis. Kießling fetzte feinen Stock auf die Schale. Der Stock mit dem Etsenbeingriss glitt aus, Kießling fiel hin und brach sich den Ober- schenket. Die Aerzt« nannten e« eine Schenkelhaisfraktur. Da» ist ein wissenschaftlicher Ausdruck, der sicher genau weih, was er besagt, im Dolt beurteilt man aber die Sache so: Das ist so gut, als wenn sich einer den Hals gebrochen hat. Kießling führte einen Prozeß gegen den Staat: denn dem Staat gehörte das Gebäude neben der Unfallstelle. Im Armenwege zu prozessieren, ist kein Vergnügen. Man muß sich mit Geduld tvcppnen, die Termine folgen sich mit schrecklicher Langsamkeit, und niemand w«ib, was dabei herauskommt. Kießling lag fest im Bett: es dauer!« nun schon fast acht Monat«, ober sein Verstand war von der Krankheit nicht ergrissen. I« länger der Prozeß dauerte, desto unentwegter und heftiger mußte Kießling an di« Apfelsinen- schal« denken. Er umkreiste st« bei Tag und bei Nacht, unerhörte Entschädigungssummen wuchsen wie tropisch« Gewächse in seinem armen Schädel, er sah sich aus Gummi fahren und von einer Kommission begrüßt werden, die sich bei ihm wegen besagter Schale entschuldigt«. Er träumte sogar einmal davon, daß ihn der Staat auf Lebenszeit mit frischen Apfelsinen versorgen müsse. Er fieberte und nahm stark an Gewicht ob. Die Aerzt« suchten ihm di« Sache auszureden, erreichten aber nur. daß Kießling si« mit einer Flut zurückgestauter Ansichten über Gott, Well. Insiation und menschlichen Charakter übergoß. Si« verließen ihn mit großer Besorgnis. In der Wirklichkeit entwickellen sich die Ding« ganz anders. als Kießling sich dos vorstellte. Er hatte schon immer ein merk- würdiges Berhältnis zur Wirklichkeit gehabt, auch früher, als es ihm gm ging. Dos Glück behandelte«r wie etwas, das eben gut genug war, ihm di« Stiefelsohlen zu lecken, liefen die Ding« aber «inen anderen Weg als Kießling sich das dacht«, so begann er den Gekränkten zu spielen. Er hatte die Gewohnheit, die Well für sein Pech verantwortlich zu machen,«r tobte, schrie und gebürdete sich
als großer FamUIentyrann. Kießlings Frau hotte daraus schon vor der Inflation die Konsequenzen gezogen und war gestorben. Dos Geraunze und Geschimpfe hinderten nicht, daß die Klage in der ersten Instanz abgewiesen wurde. Der Portter, der gerade vor dem Gebäude stand, als Kießling stürzte, erklärte, der Rentner habe die Apfelsinenschal« vorher mft seinem Stock berührt. Er habe sie also gesehen, sie beiseite schieben wollen und sei dann erst gefallen. Er Hab« gar nicht nötig gehabt, zu fallen. Kießling habe ihm den Eindruck eines Betrunkenen gemacht. Das Gericht stellte fest, daß der Kläger täglich eine Destille besuchte, und obwohl Kießling beteuerte, sein« Geldmittel hätten ihm ni« erlaubt, mehr als ein« kleine Moll« zu trinken, glaubten die Richter dem Portter. Es gab einen Tobsuchtsanfall: Kießling versuchte auszustehen, brach aber zusammen und mußte mll Gewall ins Bett zurückgebrocht werden. Man suchte ihm klar zu machen, daß das, was das Gericht entschieden habe, durch eine Revision und«ine neue Verhandlung geändert werden könne. Die Aerzt« packten ihn bei seiner Vernunft, nannten ihn einen Dulder, der sein Recht haben müsse, erinnerten ihn an die Zeit seines guten Staatsbürgertums und meinten kategorisch, er müste lachen. Nur durch Lachen könne er das Schicksal besiegen. Kießling lachte nicht, sondern schwieg. Das Schweigen war aber viel schrecklicher als das laute Schimpfen, niemand ttaute sich mehr in sein Zimmer. Wer bei ihm gewesen war, erzählte fürchter-
liche Dinge von eingefallenem Gesicht, gelber Hautfarbe, erschrecken» der Abmagerung und Verlust der Sprache. Trotz alledem wurde Kießling eines Tages wieder hergestellt, und zwar so, daß er fast genau ein Jahr nach seinem Unglücksfall die Straße zu einem Spaziergang betreten konnte. Cs würde sich gar nicht lohnen, über das Schicksal Kießlings ein Wort zu verlieren, wenn sein Ende nicht eine besondere Note gehobt hätte. Sicherlich gibt«s in heutiger Zell viel« Rentner. die sich ein Bein brechen, nicht wissen, wie sie leben sollen, Prozesse verlieren, und sich dann umbringen. Man liest es jeden Tag in der Zeitung, Mit Kießling verlies es anders. Er dacht« sich einen Plan aus und brachte ihn zur Ausführung, sein Menschenhaß, seine ungeheure Wut gegen alles, was in der Well augenblicklich lebte, ballte die verlorenen Wölkchen seiner Tattraft zu einer Gewitter- wölke zusammen. Er kroch nun an zwei Stöcken, aber er vergaß nicht, sich mehrere Apfelsinenschalen einzustecken. Vor einem Gebäude, das durch keinen Portier bewacht wurde, ließ Kießling eine Schale fallen. Er ging hundert Schritt« weiter, kehrte zurück und fiel, mdem er mit letzter Kraft seine Krücken auf We Straße schleuderte. Wie er zu dieser Tat kam, konnten die Psychiater trotz vielen gelehrten Redens nicht sagen. Das Gericht nahm Rücksicht und v«r» urteilte ihn wegen Betrugsversuches zu einem Monat Gefängnis mit Bewährungsfrist. Die Sache endete damit, daß man Kießling auf Staatskosten in eine Jrrenhcilanstalt sperrte. So erreichte er am Ende doch noch, was ihm unklar vorgeschwebt hatte:«ine an- ständige Versorgung. Er lobt« dort noch ein halbes Jahr und starii dann an einer Lungenentzündung.
9min meiibm: Uäier titifl Sißhückeii
Fratzenschneider. Er hatte auf Rollen und konnte auf
Der kleine Jung« war«in prima ein« Kuh und«inen hellgrauen Hasen allen Vieren laufen wie ein Affe. Das waren die Vorzüge, um derentwillen er berühmt geworden war.„Franz Reiter hat einen grauen Hasen und eine Kuh", sagten die anderen Kinder von ihm,„und Fratzenschneiden kann er fein." Zlber ihre Estern hatten etwas dagegen einzuwenden. Denn Kinder sind— wohl durch di« Vererbung— schon che si« in die Schule gehen müssen, genau so töricht w>« die Erwachsenen: sie machen alles nach, was sie sehen. Die kleinen Kinder, natürlich vor allem die Iungens, alle machten si« Fratzen. „Paßt einmal aus", sagten die Eltern zu den Kindern,„euch bleiben die Gesichter beim Fratzenschneiden noch einmal so stehen— und ihr bleibt euer Leben lang mit einer Grimasse behastet." Da liefen die Kinder, jedesmal, wenn sie eine Fratze geschnitten hatten, vor den Spiegel, um nachzusehen, ob die Fratze stehen gebliebn wäre. Es war eine Erwartung ohnegleichen, dos Herz llopst« tüchtig. Aber leider war die Fratze nie stchen geblieben, nicht einmal «in kleines Stück davon. Sobald man es wollt«, ging die Fratz« weg: es war gar nichts Gefährliches dabei. Man probierte es von morgens bis zum Insbettgestecktwevden, man ging mit einer Fratze in den Schlaf hinüber— ober dos Fratzenschneiden blieb harmlos, zu einer Sensation kam es nicht. Die jungen Mädchen, die die Kinder ins Bett stecken muhten, sagten schon lange:„Do graut man sich ja reineweg vor", und sahen gar nicht mehr hin. Als nichts anderes helfen wollte, erzählten sie den Kindern von der Hölle, wo alle Untaten, die hier ungerächt bleiben, bestraft werden „Mit dem Fratzenschneiden verhält«s sich so wie mit dem Uuchen", sagten sie, ,chos wird auch in- der Hölle bestrast, ihr elenden Plagen." Ach was, unsere Gesichter sind uns nicht stehen geblieben, dos war nur Schwindel— mit der Hölle wird es dasselbe sein... dachten die Kinder und machten tüchtig weiter. Es war wie eine Seuche, die ganze Umgegend war angesteckt. Jene andere Plage, die Nachahmung der heranziehenden Feuer- wehr(„La— li— la") war eben überwunden— und nun kam diese. Eines Tages sagten die Eltern:„So geht das nicht weiter. Wir müssen das Uebel bei der Wurzel fassen", und die Tatenlustigsten unter ihnen setzten sich zu einer Abordnung zusammen, um an einem sonnigen Nachmittag chren Besuch beim Vater des kleinen Franz Reiter zu machen. Nun waren die Eltern des kleinen Franz aber von ollen Eilternpaaren das einzige, das von den Fratzen des Sohnes über- Haupt noch nichts bemerkt hatte. Nicht etwa, daß der Klsine sein« Kunst sorgsästjg vor ihnen versteckte— nein, so war«r nicht. Im Gegenteil, von seinen Ungebärdigkeiten waren st« geradezu um- mauert— so daß sie einfach gar nichts davon sahen. Diese Gleichgültigkeit mußte mtt der ganzen Lebenshaltung der Familie zu er- klären sein: jeder tat gerade dos, was er wollt«: man Ichlief so lang«, als man sichs'-isten konnte: man sang manchmal, mitunter weint« man auch... Wie sollten da des kleinen Franz mimische Liebhabereien zum TroMcm werden? Wenn Franz der Vater des Uebels war, so war Herr Reiter in den Augen der Abordnung, die bei ihm angerückt kam, der Großvater desselben. Di« Neuigkeiten, die er nun erfuhr, konnten ihn nicht unberührt lassen. Er war ehrlich erschrocken, als er von dem Aergernis hörte, zu dem sein Sohn der eigentliche Anlaß war: und ebenso ehrlich konnte«r behaupten, seinerseits niemals etwas davon bemerkt zu haben. Er versprach Abhilfe um jeden Preis— und wäre sein Junge im Haus« gewesen, so hätte er den Beschwerde- führerinnen sogleich die Lieb« angetan, ihn vor ihr Forum zu führen. Längst nach Dunkelwerden kam der klein« Franz vom Spielen zurück. Don dem Augenblick an, als er die Stubenttir öffnete, beobachiete der Bater ihn scharf. Es war nicht abzustreiten, er kam auf allen Vieren herein. Herr Reiter, irgendwie irritiert, stellte fest, daß er seinen Sohn schon öfters in diesem vierbeinigen Zustand hatte eintreten sehen. Merkwürdig, daß es ihm bis heut« unbewußt geblieben war. .„Du", sagte der Vater,.che. was heißt denn das, wie?" Franz gab«inen grunzenden Ton von sich. „Stelle dich ausrecht, aus die Beine!" kommandierte der Vater. „Ich bin doch ein Affe", sagte Franz belehrend. Er blieb vier- beinig. Und nun begann er sogar, unanzweifelbare Asfensprünge zu machen.
Da stand der Vater auf. Er versuchte den Kleinen zu fassen, aber der— ob er vielleicht den Ernst seiner Lage gar nicht ver- stand?— umhüpft« ihn mit kräftig schnellenden Sprungbeinen. Auf jede Drohung seines Vaters fand er einen Trumps, er zog Fratzen, eine origineller als die ander«, er mochte einen großarttgen Buckel, schoß Kobolz— und als sein Dater ihn dabei zu fasseir bekam und ihn gerade vor sich hinstellte, stopfte«r die Zunge unter die Unterlippe, so daß er wie«in Gorilla aussah, und mochte dazu Affenknurren. Aber gleich darauf brach er ab. In Mienen und Haltung seines Daters war etwas, das ihn ängstlich machte. Er sah den halb- offenen Mund und wie der Schnurrbart unter dem hastigen Atem leis« zittert«, die schweren A?me... Es war dos Unglück des .Kleinen, daß sein Bater seit langer Zeit nichts Erregendes erlebt hatte, sein äußeres Dasein, seine gesellschaftlichen. Verwandtschaft- lichen Beziehungen, und ach, auch fein« Ehe mit einer gar nickst reizenden Frau— das alles war so ganz ohne Sensation, ohna aufpulvernd« Bedeutung.... Aber nun, dieser Junge— der hatte sein Blut aufsteigen lassen— wie er sich immer wieder seinen Händen entzogen hatte— das wirkte wie ein seltsamer Kitzel. Der Kleine stand gerade und stumm vor dem Doter und starrt« ihn an. Und plötzlich sauste ihm«in« Ohrfeige in die Seele hinein. Au, das hat in die Seele getroffen, fühlte der Voter sofort. Der Kleine zitterte. Sein Gesicht war bloß, und während Batek und Sohn sich ansahen, bemerkte der Mann, wie das Blut des Kindes die Finger auf der Wange nachzubilden begann, rot wie Schrift auf einer weißen Seite broiintcn sie hervor. Der Vater suchte einen Uebergang, mft dem Jungen zärtllch zu tun. Er forderte ihn auf, doch wieder wie ein Asse zu sein. Das Kind sah ihm nur auf den Mund. Es mar«in merkwürdiger schräger Blick, der den Vater ttaf.— Der Mann stellte sich selber aus alle Viere und hüpfte heran. Der Junge sah ihm zu und näherte sich der Klinke.— Ich habe etwas gebrochen, wußte der Voter und ging langsam hinaus. Es war nicht mehr zu reparieren. Alles was der Mann in der folgenden Zeit auch leise versuchte— das Zarteste auf der Welt, die Unbefangenheit einer Seele ließ sich so wenig wieder» herstellen wie ein aus den Fugen gegangenes Schmetterltngsstügel» paar. Der Zugriff der Finger hatte etwas zerstört. Denn es war dem Jungen zum ersten Male geschehen, daß ein« Macht von außen in den unbekümmerten Gang seiner eigenen Welt gegriffen und zu verstehen gegeben hatte, daß noch bedeutend mehr als die eigene Person auf der Rechnung stünde. Dos war «in Ereignis in seinem Leben, es entsprach vielleicht jener ersten Gemeinheit größeren Stils, die ihn, rn längst vergangenen Tagen. von der Mutterbrust entfernt hatte, um ihn den lächerlrchen Ersatz einer Flasche zu bieten. Und nun war er endgültig mißtrauisch geworden. Es war wohl besser, man verhielt sich im Kreise der Großen still und wartete ob, bis man insgeheim, hinter ihnen her, seine Fratzen schneiden könnt«. Die Abordnung, die den Erfolg- aus ihre Rechnung fetzte, lieh sich beglückwünschen, und einige Damen, als sie einmal den Dater Franz Refters trafen, sprachen ihm ihren Dank aus. Aber der Vater sah mit einem merkwürdigen Lächeln aufs Pflaster und schwieg. Das Londoner Drury-Lone-Iheoier wurde 180 Jahre lang, bis zum Jahre 1894, jeden Abend, wenn eine Vorstellung stattfand, von einem Soldateiftrupp bewacht. Das hatte sein« Ursache darin, daß vor 180 Iahren, als der damalige englische König das Theater de- sucht hatte, ein Tumutt ausgebrochen war. Das veranlaßte den König, dos Theater unter militärische Bewachung stellen zu lassen.» Konservativ, wie die Engländer stich, erhielten sie die Bewachung durch anderthalb Jahrhunderte aufrecht, obwohl kein Anlaß mehr dafür vorlog. Die meisten blondhaarigen Kinder gibt es in Schleswig-Holstein . nämlich 43 Proz. aller Kinder, in Hannover und Brounschweig 41 Proz., in Mitteldeutschland 30 Pro.z.. in Süddeutschkand l8 bis 20 Proz. und in der Schweiz nur noch 11 Proz. Die gegenwärtige Tageslänge von 24 Stunden ist nur ein« vorübergehende. Man nimmt an, daß der Tag zur Urzeit 4 Stunden währte und daß er im Laufe der Iahrmillwnen sich noch weiter verlängern wird, bis er«ine Dauer von SS Gegenwartstagcn erreicht haben wird. Wie alt ist da» Fragezeichen? Vor dem sechzehnten Iohr- hundert war das Fragezeichen in der Schrift noch unbekannt. Eist der venezianische Buchdrucker Aldus Manutius Hot das Fragezeichen in den von ihm gedruckten Büchern— als Abkürzung des lateinischen Fragewortes Lusestio— eingeführt.