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Hitlertrupps als Prügelgarde.

Organisierter Ueberfall auf eine Parteiversammlung.

Aus dem Freistaat Oldenburg   wird uns geschrieben: Der politisch mastierte Mob, der sich heute unter dem Haken­freuzbanner fast noch wohler zu fühlen scheint als vorher unier dem Sowjetstern, versucht mit verstärkter Aktivität das politische Leben auf dem Lande zu terrorifieren. Ein besonders schwerer Fall wird uns aus einem Ort bei Delmenhorst   in Oldenburg  gemeldet, wo völkische Banden einen planmäßig vorberei teten und brutal durchgeführten Ueberfall auf eine Parteipersammlung unternahmen, ein Bersuch, der dem Gesindel allerdings dant Reichsbanner und Schupo sehr teuer zu stehen gekommen ist. L

In der oldenburgischen Gemeinde Ganderkesee   hatten die Parteigenoffen die Bevölkerung zu einer Rundgebung Gegen die

Umwälzung im Büro

In London   ist soeben eine große Büroausstellung eröffnet worden. Sie bringt zahlreiche höchst bemerkenswerte Neue­rungen auf dem Gebiete der Bürotechnit, unter anderem( oben) eine elektrisch betriebene Maschine, die selbsttätig in einer Minute 400 Briefe versiegelt und frantiert, und( unten) die größte. Buchungsmaschine der Welt für Blätter bis zur Größe von 98 X 91,5 Zentimeter.

Seuche des Nationalsozialismus!" aufgerufen, in der der Reichs. tagsabgeordnete Genoffe Tempel referierte. Während er sprach, füllte sich der Saal mehr und mehr mit nichtuniformierten Hafen­freuzlern, tails jungen Bauernburschen und Knechten, überwiegend aber mit halbstarten und lichtscheuen Elementen, die auf Laftautos von Bremen  , Oldenburg   und Delmenhorst   herangeführt worden waren. Die Gesellschaft stand unter der Führung des gleichen be­rüchtigten Lütt, der seinerzeit der Anführer bei dem Ueberfall in Schweidnih war und wegen Beschimpfung der Republik   bereits zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt werden mußte. Lütt hatte seine Kolonnen absolut in der Hand. Wie die Hezhunde waren sie auf Pfiff und Anruf dressiert.

Während der Rede des Genossen Tempel wurde im allgemeinen die Ordnung gewahrt. In der Aussprache leistete sich dann Lütt maßlose Anpöbeleien, die auf den Ton Schieberrepublit"," Gauner­republit", Bucherrepublit" abgestimmt waren. Trotzdem eine Lüge der anderen, eine Herausforderung der anderen folgte, blieben unfere Genoffen auf Aufforderung des Vorsitzenden absolut ruhig. Nach Schluß seiner Hegrede befahl Lütt feinen Rumpa nen, den Saal zu räumen. Nachdem sich die Rowdys am Aus. gang des Saales tonzentriert hatten, fegte sich die Gesellschaft, etwa 250 Mann start, wie auf Rommando in Bewegung und fiel über die überraschte Bersammlung her.

Mit Zaunlaffen, Stöden, eisernen Gartenstühlen, Tischbeinen und jedem erreichbaren Gegenstand wurde in brufalster Form auf das Reichsbanner eingeschlagen, Stühle und Bierfeidel in die Menschenfnäuel hineingeschleudert.

Da sich das Reichsbanner selbstverständlich mit aller Energie mehrte und die Banditen zu den Fenstern hinausschlug, glich das wehrie und die Banditen zu den Fenstern hinausschlug, glich das Lokal bald einem Trümmerhaufen. Beim Erscheinen der Schupo, die 40 Manm hoch in den Saal stürmte und ihre Gummitnüppel rücksichtslos auf das Hafenfreuzgesindel niederfaujen ließ, flüchteten die Burschen durch die Fenster ins Freie. Zwei Schwer und viele Beichtverletzte blieben zurück. Die Berlegten find ganz überwiegend Nationalsozialisten. Die anwesenden Landjäger, von denen einer ebenfalls verletzt wurde, bestätigten, daß

die Hakenkreuzler den Ueberfall ohne jede Veranlaffung, in ge­fchloffener Front, durch Pfiffe und SA.- Rufe dirigiert, begannen und durchführten.

Die Polizei hat die Personalien von 103 Burschen festgestellt, die einer Bremer   Rolonne angehörten. Die Leute werden fich wegen vollendeten Landfriedensbruchs zu verantworten haben. Die Methode der organisierten Sprengungsverfuche durch Konzentration ortsfremder Stoßtrupps, die auf Laftautos aus entfernten Städten herbeigeführt werden, um ländliche Gegenden politisch zu terrorisieren, muß allen Be hörden Anlaß zu schärfstem Einschreiten sein.

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Wetter für Berlin  . Stühl, wedfelnb bewölft mit eingefnen leichten Regenfällen. Für Deutschland  . Ueberall fühl, im Rüften. gebiet unbeständig, namentlich im Dften leichte Schauer, im Binnen­lande wechselnde Bewöllung.

Die Suggestion der Armut.

Bon Hans Bauer.

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Indien   liegt ein bißchen weit, und wir in Deutschland   haben; bei| und Leichtlebigsten immer in vorderster Linie zu finden sind, w. allem Willen zu solidarischem Mitgefühl für fremde Nöte, doch zuviel mit uns selber zu tun, als daß wir uns allzu ausgiebig um alle Dinge kümmern tönnten, die in Asien   diskutiert werden. So schwer es aber auch dem Außenstehenden fällt, zu einem hieb- und stich festen Urteil über alle Einzelfragen und zu einer vernünftigen Be­wertung aller jener Richtungen zu fommen, die in Indien   auf dem wertung aller jener Richtungen zu kommen, die in Indien   auf dem Plan sind: ein Name hat sich durchgesetzt, und es verbindet sich eine ziemlich fest umrissene Vorstellung mit ihm, der Name Mahatma Gandhi  . Gandhi   ist für den Boykott der englischen Verwaltungs­körper, Gandhi   ist gegen die englische Salzsteuer, Gandhi   ist für die passive Resistenz, Gandhi   ist gegen jede offene Gewalt. Gandhi   ist noch für und gegen einiges andere. Aber es ist mcht so sehr sein politisches Programm, dem er in Indien   und vor allem außerhalb Indiens   seinen Namen verdankt, sondern es sind seine Lebens­gepflogenheiten und es ist sein Lebenswandel. Beispielsweise ist ja auch in Deutschland   das Rollenfach des nationalen Befreiers gut besetzt. Bei uns gehören die Befreier durchweg den besseren Ständen

an.

Sie haben in München  , Magdeburg   oder Berlin   luguriöse Wohnungen, find im Besiz mehrerer Autos, tragen entweder eine leidjame Uniform oder einen gutsigenden Frad, lassen sich bei fest: lichem Schmaus fnipfen, und wenn sie nicht selbst vielfache Aufsichts räte sind, so gehören sie doch dem intimen Freundeskreise dieser bevorzugten Gesellschaftsaufsicht an, und das lohnt sich. Hingegen Bandhi Gandhi trägt ein Bettlerkleid, wohnt in einer Barade aus rohen Ziegeln, die von einer Leinwand über spannt ist, begnügt sich mit zweimaliger Roft täglich, die im mesents lichen aus Reis und Ziegenmilch besteht, Schmud und Kleinodien besitzt er nicht, und seine Kleidung webt er sich selber. Man könnte einwenden, daß diese Dürftigteit seines Lebens fein Beweis für die Richtigkeit seiner politischen Ueberzeugung ist, und man fönnte weiter einwenden, daß sein Verzicht auf Daseinsfreuden etwas Gesuchtes und Eigenfinniges habe. Tatsächlich lassen sich indische Anschauungen| nicht ohne weiteres auf europäische übertragen. So geschmacklos und aufreizend es anmutet, menn hierzulande gerade die Bestsituierten

Amüsante Friedhofsszenen.

Kammerspiele: Die liebe Feindin".

Der Schauplatz der Komödie von A. P. Antoine ist in allen drei Atten ein Friedhof. Friedhofsszenen sind in der Dramatit ja nichts Neues. Das Originelle an diesem Stück besteht darin, daß es nichts Gespenstisches oder Drückendes an sich hat, sondern das Schicksal auf die leichte Achsel nimmt und unpathetisch und mit Geist und Wiz die Bilanz des Lebens zieht.

Mitternacht auf dem Kirchhof. Ein Verstorbener sigt verträumt hoch oben auf seinem Grabstein, ein anderer geht fröhlich zwischen den Grabstellen spazieren. Die beiden tommen ins Gespräch. Nummer 1 hat sich wegen einer Frau eine Kugel in die Stirn gejagt. Nummer 2 meint: ,, das war eine Dummheit, vierzehn Tage Später hätten Sie darüber gelacht. Aber nein", sagt Nummer 1, ,, ich fonnte ohne fie nicht leben", und erzählt seine traurige Liebes­geschichte. Diese Erzählung- hübscher Bühneneinfall wird plastisch und geht in die fzenenmäßige Darstellung ber berichteten Borgänge über. Na also", erwidert Nummer 2, es war doch eine Dumm­heit, fich zu erschießen, ich habe nämlich die Frau zwei Monate [ päter geheiratet, und mit mir hat sie es so getrieben", worauf mir zu sehen bekommen, wie sie ihn durch Geld Selbstsucht und un­erhörte Ansprüche zur Verzweiflung und schließlich zum tödlichen Schlaganfall bringt. Da erhebt sich aus einem Grab ein dritter Toter. Es ist ihr Geliebter, den sie förperlich zugrunde gerichtet hat. Der dritte Att spielt ohne die Toten, jahrzehnte später. Die Frau, die die drei Männer auf dem Gewissen hat, tommt, das Grab ihres Mannes zu schmücken Sie hat eine ganz andere Auf­faffung über ihre eigene Rolle; sie hält sich für eine Märtyrerin

der Liebe.

Die Komödie fällt im legten Att ein wenig ab. Sie enthält aber so viele nette Einfälle, lustige Ueberraschungen und anspruchs­los vorgetragene Lebensweisheit, daß man mit Bergnügen an den amüsanten Theaterabend zurüddenkt.

So luftig wie das Stüd ist die Darstellung unter Gustav Gründgens   Regie. Otto Wallburg  , Hans Albers, Richard Romanomfti und Mathias Riemann bilden mit Lilly Darwas ein famoses Ensemble.

Am großen Strom."

Mozartsaal.

dgr.

A. von Dungern   hat uns bereits einmal das Tierleben an dem unermeßlichen Amazonenstrom im Bilde vorgeführt. Dieser neue Film aus dem gleichen Gebiete erscheint mehr wie eine Nach lefe. 1500 Kilometer ist die Expedition den Strom hinaufgefahren und bringt hier aus einem Seitenarm die Erlebnisse eines Jägers und Fallenstellers, den wir auf seinen Streifzügen begleiten. Es gibt sehr hübsche Bilder von Otto Baeder treffsicher aufgenom men von allerlei Betier nicht gewohnter Art. Wir erhalten Ein blid in das Familienleben der Kolibris, schauen den Wespen in

ihrem Bau zu, find Zeugen von Familiendramen der Silberreiher. geschildert, es stellt beinahe schon einen fleinen zoologischen Garten Ganz köstlich ist das Tierleben in und um der Hütte des Eingeborenen dar. Es wird dann ein Ausflug nach einer Hafenstadt am großen Strom felber unternommen. Bieber haben wir Einblicke in das mannigfache Bogelleben am dichtbewaldeten Ufer. Bir wohnen einer Delphinjago bei, fehen die foloffalen Rinderherden durch die Steppe jagen und sind Zuschauer bei einem Strofobilmaffater, in dem sich der Mensch als eine wahre Bestie zeigt. Aber im ganzen ist der Film doch etwas eintönig, wir sind durch die afrikanischen Tiesfilme an mehr Abwechslung und Spannung gewöhnt

Boran gingen ein Ruturfilm aus dem nordischen Wunderland, als welches Lappland mit Recht bezeichnet wird, ein neuer Tridfilm vom Roter Murr und ein Geigenjolo von Mischa Etman, das im Tonfilm sehr gut herausfam.

21.

T.

Die Prem'ere von Haus Danieft im Selfing- Theater ift auf Freitag, März, verlegt worden. Die bereits gelöften Karten find umzutauschen. Dorfräge. Km Rahmen der Humboldt Hochschule spricht Prof. a koldt. Generalbirektor ber staatlichen Mueen, über Reubauten und Neugestaltung unserer Museen", Sonnabend, 8 Uhr, Dorotheenfti. 12. Kapfabt hört Symphoniefonzert aus Dresden  . En Symptoniekonzert bes Dresdener Etaatsorchefens fonnte in Stapi abt fiber den Stunzwellen fender Königen ufterbaufen mit un ewöhnlicher Klarbeit empfangen werden. Die Entfernung Berlin  - Kapstadt   beträgt rund 10 000 Rilometer. Der Verein Künfferfelbfhlife bat fich aufgelöst, nachdem verschiedene Borstandsmitglieder wegen Differenzen mit dem geschäftsführenden Bor­figenben ausgetreten sinb.

es gilt, dem Volt Opfer zuzumuten: nicht darauf fommt es an, daß möglichst alle entbehren, sondern darauf, dafür einzutreten, daß möglichst wenige entbehren müssen. Und trotzdem: nicht nur in Indien  , wo die Abwendung von leiblichen Genüssen Wesensbestand. teil erfüllter Religionslehre ist, überall, auch im Westen, geht, zwar nicht von der Armut schlechthin, aber von der freiwilligen Armut oder wenigstens von der freiwilligen Einschränkung, eine tiefe Suggestion aus. Das nationale Wort im Munde eines Konzern­beherrschers flingt wie ein Fachausdruc, es wird zur technischen Be­zeichnung, es flingt unwahr und unwahrhaftig, im Munde eines Mannes hingegen, der, wie Gandhi  , schon einmal 21 Tage gefastet hat für seine Sache, gleichpiel ob sinnvoll oder sinnlos, flingt das Wort wahrhaftig, und man läßt sich mindestens durch den Kopf gehen, was wohl an ihm sein fönnte. Es ist ein glaubwürdiges Wort. Es lebt eine tiefe Neigung in vielen Menschen, und nicht nur in solchen, die in Indien   wohnen, sich nicht mit dem unbearbeiteten Opal einer Idee zu begnügen: sie wollen sie im geschliffenen Gefäß einer Menschenseele sehen. Das Kreuz fommt einem Argument gleich. Jesus   ist ohne den Golgathagang fein Gott mehr. In der Weltgeschichte ist das Einstehen, das Leiden für eine Idee, die Aus­gefülltheit mit ihr mindestens ebenso wichtig wie die Idee selber. Tausende, die sich für eine Sache den Mund verbrennen, leisten nicht so viel, wie ein einziger Mucius Scävola  , der sich für die Sache die Hand verbrannte. Das Maß der Durchbrungenheit des Führers von seiner Idee bedeutet Millionen einen Anhaltspunkt für den Wert dieser Idee- und einen Gradmesser für das Maß der Durchbrungen­heit vermag das Maß des Verzichts auf Lebensfomfort abzugeben. Schwere Unwetter ziehen sich über Indien   zusammen. Der Mann aus der Wohnbaracke bei Ahmedabad  , Mahatma Gandhi  , ,, der fleine Bruder der Armen", hat den Kampf angefagt. Sein Wort meht über Indien  . Sein Gegenspieler ist der Vizekönig. Bielleicht hat er Machtmittel und Ueberlegenheit genug, um mit Gandhi   fertig zu werden, aber wird er auch mit der Suggestion fertig werden, die von Gandhis Armut ausgeht?

Londsdale: Sex appeal."

Deutsches Künstlertheater.

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Es fizen um den Teetisch: Albert Bassermann   als Lord, weißhaarig, vultanherzig, 65 Jahre alt, aber noch ein beliebter Tänzer. Streichelt er die Mädchen unterm Kinn, so. 2, Adele er ist Jatob Sandrod, seine Schwester, Gattin des Bitars Tiedite. Frau Sandrod ist entzückend spinös, scheinfromm, sie wollte einmal sogar vom Tugendpfad abweichen, o nein, sie tat es nicht. Der Mann, der es erlebt hätte, erlebte es nicht, er wurde aber Erzbischof. Tiedtke leidet an schlechter Berdauung und seiner Gattin, und als er sich, der Fuchs im Talar, einen Rausch an­man weiß schon, was dabei herauskommt. Rosa dreht Baletti   nimmt auch an dieser Gesellschaft teil. Sie tut es als lustige Witwe, die über den Sex appeal   verfügt.

Was ist das? Die Engländer, die den Krieg überstanden, erlebten einen neuen Sinnenfrühling. Sie sind, wie es in Berlin  heißt, fcharf geworden; aber auch die jungen Damen bis zum Fünfzigerjahrgang. Sex appeal   ist das ewig Weibliche, das den Briten   heute weniger hinauf und hinabzieht. Die Londoner   hohe Gesellschaft fühlt sich sehr wohl dabei, zumal die Damen, die das Zaubermittel besigen, auch Pfundrenten und Wochenendhäuser und ähnliche Sorgen haben. Der Lord und die entzückende Fünfzigerin werden ein Paar, trotzdem der Lord   immer noch auf den Zwanziger­jahrgang fliegt. Außerdem werden in den drei Aften noch zwei unerlaubte Küsse verhandelt. Mady Christians  , Hans Brausee wetter und Willi Forst   sind in diese Affäre verwickelt.

Kurz, es ist eine Komödie mit mancher Spleenigkeit und Lang­weiligkeit, ein oft luftig eingefädeltes, ein oft albern plätscherndes Stüd. Spielte nicht diese Elite von Künstlern, man würde sich wenig amüsieren. So bombardieren die Prominenten das Parkett.

Wie werde ich ein Hellseher?

M. H.

Gang genau fann ich das Rezept nicht angeben, aber ich glaube, dem Bublifum, das die Absicht hat, auf diesem Gebiete etwas zu leisten, doch mit einigen müßlichen Hinweisen dienen zu fönnen. Man gehe zu den Experimentalvorträgen des Graphologen und Hellsehers" Erit Jan Hanussen  , dessen Bekanntschaft ich gestern im Beethoven- Saal machte. Man fehe genau zu, wie er es macht, und versuche es ihm nachzutun, dann ist man auf dem besten Wege, ein Hellseher zu werden. Es ist natürlich gut menn man nebenher aus Desterreich stammt und Beziehungen zu den an­deren Desterreichern hat, die die deutsche Presse mit den literarischen Mehlspeisen versorgen. Auch ist es gut. ähnliche Vornamen zu führen, die dem Publikum suggerieren, man wäre ein Magus aus dem Norden. Vor allem aber muß man die richtige Guada haben, die jeder Situation gewachsen ist.

Nun aber das Programm! Zunächst der einleitende Vortrag. Man tue sehr geheimnisvoll, fpreche vom lieben Gott im Mutter­auge und erkläre im nächsten Augenblick, daß alles natürlich zu­gehe und es jeder aus dem Publikum eigentlich auch könne.( Des nicht und hält einen für einen Bundertäter, und geht deshalb auch wegen gebe ich hier die Anleitung.) Das Publikum glaubt es doch gern in die wiederholt angekündigten Sprechstunden im Hotel, wo man feine speziellen oftultistischen Bedürfnisse weiter befriedigen Wie man Stecknadeln wiederfindet, die an der Hand ge­tann. führte Personen im Bublifum verstedt haben, ist ein uralter Ba­rietétrid, der mit Telepathie nichts zu tun hat. Auch das Heraus finden einer Telephonnummer ist teine große Kunst, wenn man sich vom Medium die Hand führen läßt. Aber es wirft immer wieder, da das Publikum solcher Beranstaltungen ja größtenteils aus Leuten besteht, die nichts sehen und doch glauben. Empfehlenswert ist es auch, einige Beispiele aus der Modefunft der Graphologie zu geben. Benn man 30 Unterschriften nachmachen tann, von berühmten Leu­teft versteht sich, deren Namen einem aus dem Publikum zugerufen werden, so gilt man schon als bedeutendes Kirchenlidt. Man fann dann schon dazu übergehen, aus Handschriften nicht nur Charakter, fordern auch Vergangenheit und Zukunft der betreffenden Person intuitionsmäßig" zu prophezeien. Biel   dramatischer aber wird die Szene, wenn man sich die Augen verbinden läßt und nun in Clairvoyance aus ein paar angegebenen Daten Monde, Diebstähle und Todesfälle retonstruiert und mit lebhafter Phantasie gestaltet. Eine irgendwie genügende Rontrolle ist dabei nicht möglich, und das Publikum ist platt über solche oftulte Kräfte( selbst wenn man fie vorher wohlweislich in Abrede gestellt hat). Es erhöht wesent­lich den Effett, wenn man bei dieser Prozedur Blut und Waf schwißt und mit großen Gesten nicht spart.