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Europas größtes Hallenbad.
Voraussichtlich wird das neue Schwimmbad Berlin-Mitte Anfang April eröffnet und damit Europas größte» Schwimmbaü der Benutzung ubergeben werden. Das Bad ge. hört zu den Bauten, die trotz der Sparmabmchmeu der Stadt Berlin zu Ende geführt wurden, da die Unterhaltungskosten und Schäden des unvollendeten Laue« die Koste» der Dollendung bedeutend über- schritten hätten. Das nach den Entwürfen von Oberbaurat I« l t- mann und Professor T e f f e n o w gebaut« Bad trägt allen Anforde- rungen nach Licht. Luft und Sonn« in hervorragender Weif« Rechnung. Das Dordergebäud«. w dem sich die Wanne»»- und medizinischen Bäder befinden, ist durch mehrere Sonnen- flächen mit dem Hinteren Gebäude. das die Schwimmhall« aufnimmt, verbunden. Di« Schwimmhalle, die unser Bild zeigt, umfaßt einen Raum von 20X60 Meter.%s Schwimmbecken hat eine Länge von bO Meter und eine Breite von IS Meter und kann damit allen sportlichen Forderungen genügen. Es vertieft sich in der Längs- richtung auf 3,5 Meter. Die großen Fenster an allen vier Seiten und eine verglast« Decke vermitteln dem Innern reichlich Licht und Lust. Im Sommer können die Fenster ganz herausgenommen werden, so daß durch den mit großen Bäumen bewachsenen Park da« Bad im Fr«i«n zu liegen scheint. Bei Sportfesten bieten die «twa 4 Meter breiten Umgänge einer großen Zuschauermeng« genügend Raum. E» sind 250 Sitzplätze und 1000 Stehplätze vorhanden. Zwei Säle für Gymnastik sind in den oberen Räumen vorgesehen. In dem vorderen Gebäude befinden sich 78 Wannen--
bäder, 74 Brausen, 24 medizinische Bäder. 50 Ruhebetten für die Benuzer der medizurischen Bäder sind vorhanden. Dt« Gesamt- anlag« gruppiert sich um 4 Binnenhöfe. Di« mofchlnellen Einrich- hingen, Filter. Werkstätte, Wäschemagazin«, Pumpenanlagen sind in einem unteren Geschoß untergebracht. Ein zweiter, mittlerer Vautrakt bildet eine 60 Meter lange, 10 Meter breite und nmd 10 Meter hohe, glasüberdeckte und vierseitig betlchtet« Hall«, in welcher die Ankleidezellen untergebracht sind. Der Bau des Bades, feit langem«in« Lebensnotwendigtett für die Bewohner des Bezirks Mitte , verdient feine Entstehung der Initiative der Sozialdemokratie. Es stellt eine neu« Großtat sozialpolitischer Kommunalpolitik dar.
Speichergroßbrand in Oanzig. «Na Feuerwehrmann getötet. V a n z i g. 12. März. Ans der Danziger Speicherinsel brach in den an der Molllou gelegenen Speichern aus bisher noch nlchl geklärter Ursache ein Brand ans, der so schnell um sich griff, daß die beiden sechs Stock hohen Gekreidespelcher bald in hellen Flammen standen. Don der Molllauseite aus wurden sieben Lösch- dampser eingesetzl. Angcsichl» der riesigen etwa zehn bis fünfzehn Meter hohen an» den Speichern heransschlageudev Flammen mußten sich die Mehren darauf beschränken, eine nebenliegende Speichere! {oioie ein kohlensäurewerk zu schützen und den Riesenbrand aus sei«« Herd zu beschränke». Leider kam bei de« Brande auch ein Fenerwehrmann um» Leben. Der 53 Jahr« alte Oberfeuerwehrmann Gustav Schln kowsti lies gerade in dem Augenblick au dem Speicher vorbei, als der Giebel mst doanerarkigem Getöse zusammenstürzle. er begrub de« Feuerwehrmann zu« Entsetzen der riesigen Zu. schanermeage. durchschlug den hölzernen Kai und stürzte ins Wasser. Die Leiche des Unglücklichen ist bis zur Stunde noch nicht gefunden worden. Zu dem Riesmbrand auf der Speicherinsel erfahren wir noch folgende Elnzelhoiten: Der Brand in dem Speicher D e o Gloria
wurde um 6.40 Uhr früh bemerkt, als schon die Flammen durch die Fenster des Speichers herausschlugen. Di« Nachricht von dem Brande verbreitete sich blitzschnell durch die Straßen der Stadt, und in kurzer Zell umsäumten Tausende von Menschen das der Brand - statte g«g«nüberliegend« Mottlauufer. Die Feuerwehr, die mit mehreren Löschzügen ausgerückt war, wurde von sieben Spritz«!»- dampstrn unterstützt, die aus zwölf Schläuchen Wasser in da» sechs- stöckig« Gebäude gaben. Als ein Glück kann es bezeichnet werden, daß kein stark«? Wind herrschte, und daß vor allem die beiden Nachbargchäude sehr fest gebaut sind, sonst wären die Folgen un- absehbar gewesen. Ein Teil de» Dachstuhl» stürzt««in, wobei der llZsährlge Feuerwehrmann unter den Drümmeru begrab«« wurde. Eine halb« Stunde später brachen mit lautem Krachen die Decken der einzelnen Geschosse zusammen und stürzten in die Tiefe. Aus den Luken der Stockwerke rieselt« unaufhörlich halb verbranntes Getreide, so daß bald hunderte von Tonneu Korn sich meterhoch in der hopfengasse aufkürmken. Di« Ursache des Brande » könnt« noch nicht festgestellt werden, doch haben die polizeilichen Ermittlungen ergeben, daß der Wächter de? Nachbarspeichers, der anscheinend nicht Im Vollbesitz seiner geistigen Kraft« ist, den Brand bereits um zwei Uhr morgens bemerkt hatt«, jedoch in dem Glauben, daß ihn de? Nachbarspeicher nichts anging«, keine Meldung erstattete. Der Brand dürfte zur Zeit als lokalisiert zu betrachten sein, wenn auch aus dem Innern des Gebäudes unaufhörlich noch Rauchschwaden hervor- dringen.
Lunglehrer bleiben. Sparmaßnahmen an der Schule stark gemildert. Der Magistrat ist de« gestrigen Beschlüssen der Stadl- verordaeienversammlnng über die Klassenfrequenz In den Schule««nd der Schulgelderhöhung in den mlllleren. höheren und Fachschulen beigetreten. Di« Befürchtung, daß mehrere hundert unserer besten Junglehrer entlassen werden müßte», ist damit gegenstandslos geworden. Erfreulich ist fern« die Tatsache. daß die Tagessachschulea. die handelsschuleu. die haushaltuugsschulen und die Fachkurse für Damen- schneideret, die fast restlos von früheren Gemeindeschülerinuen besucht werde«, nur eine Schulgelderhöhung um 20 proz. zu trage» , und nicht."'----
wie anfänglich beabsichtigt war. um volle 100 proz. Die avswärtigeu Schüler der mittleren und höhereu Schulen werde» de» einheimischen Schülern völlig gleichgestellt und habeu den geplante« Aufschlag von 25 proz. nicht wehr zu zahlen.
Oer Miibeschuldigte als Zeuge. Oer Hastprüfungstermin für die GeSrüder SNaret. Am heutigen Donnerstag, wird, wie bereit» gemeOwt,«in neuer haftprüfungstermi» für die Brüder SKarek statifinden, deren Recht»beistände erneut beantragt hatten, zu er- wägen, ob eine weiter« Jnhastterung der drei Brüder notwendig sei oder nicht. Bei diesem Lerfahren vor der 11. Strafkammer wird sich«in Kuriosum ergeben. Der Borfltzende, Landgerichtsdirektor Sternheim. Hot nämlich zu der Verhandlung den in der Strafsache Sttarek mitbeschuldigten Buchhalter Lehmann ge» laden, der in dieser Derharüllung gewissermaßen in der Rolle des Zeugen auftreten muß. Die Sklar«ks haben bis jetzt alles geleugnet, und es wird ihnen auch in d«m heutigen Termin die Frage vorgelegt werd«n, ob si« sich der ihnen zur Last gelegten Straftaten schuldig bekennen. Für den Fall, daß die drei Brüder wiederum behaupten, nichts Strafbar«? begangen zu haben, soll Lehmann ihnen gegenüber gestellt werd««, an den das Gericht dann die Frag« richten wird, ob er sein« bisherigen An-- schuldigungen aufrechterhalten kann oder nicht. llngenügende Kontrolle. Mangechafte Kontroll« hott« den bisher unbestraften Luchhalter O., der in den unter städtischer Lettung st«h«nden Berliner Lehr- und Beschästigungswerkstätt«« tätig war, zu umfang- reichen Unterschlagungen oerleitet. O. hatte früher besser« Tag« ge- sehen und war bei mehreren Aktiengesellschaften tätig gewesen, bei denen er nach seinen Angaben monattich bis zu 2000 Mark ver- diente. Durch ein Nervenleiden war er gelähmt worden, so daß er sich jetzt nur noch an Stöcken weiterbewogen kann. Dadurch ver- lor er sein« Stellung und wurde, al» er nirgend« unterkomme» tonnt«, schließlich in diesem städtischen Betrieb, der zur Beschäfti- gung von Kriegsbeschädigten, Kriegerhinterbliebenen und andere« Erwerbsbeschädigten eingerichtet war. untergebracht. Mit seinem Einkommen von monatlich 220 Mark kam er aber nach seinen Angabe» nicht au», da er erhebliche Schulden hatte. Ma er vier Monat« m dem Betrieb tätig gervese» war. nahm er wahr, daß sei» Bor » gefetzter, um eine Kassendifferenz auszugleichen, falsch« Buchungen macht«. Da die« nicht entdeckt wurde, nahm v. auf geschickte Weis« in den letzten beiden Jahren ein« Reih« von Fälschungen vor. mn aus seinen Schulden herauszukommen. Nach der Anklage hatt« er über 17 000 Mark unterschiayen. während er selbst nur einen Bettag von 12000 bi» 14000 Mark zugab.. Der Angeklagt« macht« Andeutungen, daß auch ander« Personen da» Geld belfert« gebracht hätten und daß oll- Fehlbettäge jetzt auf sein Konto ge- schrieben worden wären. Ein als Zeuge vernonnr-ener Stodtamts- rat von der Hauptprüfungsstelle der Stadt Berlin gab zu. daß die Kontrolle in jg»nem Betrieb vollkommen un- genügend war. Da» Gericht verurteilte den Angeklagte,! wegen fortgesetzter Unterschlagung zu 1 Jahr Gefängnis.
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..Der Baron wird einwilligen?'' „Bestimmt." «Sind Sie aber auch ganz sicher?" „Sehen Sie mal, wenn ich nicht ganz sicher wäre, würde ich Ihnen doch niemals dazu raten." „Hat er e« denn tatsächlich gesagt?" „Zch habe mit ihm darüber gesprochen Ich habe in Ihrem Namen ein«, Antrag gemacht: ich sagte. Äe hätten mich bevollmächtigt, ihn um die Hand seiner Tochter zu bitten. War das oerkehrt?" „Berkehrt?" Durchaus nicht. Wenn Sie ihm das ge« jagt haben und er einverstanden war, ist doch wohl alles in Ordnung?" „Llljo, wenn Miranda nicht von selbst mit Ihnen dar- über spricht, sollten Sie das Thema anschneiden, sobald Sie
ihn sehen. „Ich könnte ja auch schreiben. „Ja, da» war' ganz gut." .Und das Mädel? Für die steh ich ein. Senden Sie nicht immer noch Blumen? Na aljo. Schicken Sie nur auch weiter welche und befolgen Sie meinen Rat: schmieden Sie das Eisen, snlanae es heiß ist."-.,,..... Um auf Ieronymo zurückzukommen, so muß erzählt
er von Sao Romao nichts als Geld mitgenommen hatte und es nötig war. für die neue Wohnung Möbel zu kaufen. Und Ieronymo hatte das Sparen vergessen. Rita konnte schalten und wallen wie sie wollte, und«hr Haus war das sauberste und reizvollste der ganzen Gegend. Das Bell hatte Bor - hänge, leinene Bezüge und bestickte Parodekissen.?In den Jenstern hingen frische Äattunvorhönge, und auf r-em T'-,ch schllen niem-tts ein tadellos reines Tischtuch und»ennetten. Auch Unterwäche zum täglichen Wechseln war reichlich vor
handen. Der Steinbrecher hatte sich an zartes Porzellan und parfümierte Seife gewöhnt. Eine Blumenranke kletterte am Haus bis zum Dach empor, und die Bienen summten um die scharlachroten Blüten. Ein Käfig mit einem zwitschern- den Kanarienvogel hing im Speisezimmer, und Ieronymo hatte hinter der Küche eine kleine Dusche angelegt, da das allgemeine Bad die Bahiana anwiderte: denn in diesem Punkt war sie äußerst heikel. Aber solch« Annehmlichkeiten kosten Geld, und während der Flitterwochen arbeitet« keiner von ihnen viel. Da, Leben bestand für sie nur au» Essen und Trinken, aus Tanzen und Musik, aus Küssen und Um- armungen, Ieronymo erklärte, daß er jetzt erst wüßte, was Leben fei. während alle, die ihn kannten, sich über die Der- Änderung bei dem einst so strengen, enthaltsamen und fleißigen Portugiesen wunderten. Rita hatte den letzten Rest von Sehnsucht nach seiner Heimat und dem Schauplatz seiner Jugend au» seinem Herzen herausgerissen. Jetzt füllten sich feine Augen nutzt mehr mit Tränen, wenn fein« Gitarre die melancholischen Klagelieder Portugals ansttmmte. Auch hatte er nie mehr Appetit auf die portugiesischen Na- tionalgerichte, sondern es verlangte ihn immer nur nach den gewürzten Speisen Brasiliens . Und für die Frau seiner Jugend hatte«r keine Zärtlichkeiten mehr übrig, sondern nur für die bronzene Bahiana, die dreimal täglich badet» und sich mit den aromatischen Kräutern parfümierte, die auch er lieben gelernt hatte. Der Portugiese war durch und durch brasilianistert. Er war faul geworden, liebte Luxus und Bequemlichkeit, und verschwenderische Extravaganz trat an Stell« seiner früheren Sparsamkeit und seines Eifers, Geld anzuhäufen. Seine Well hört« jetzt bei Rita Bahiana auf, und sein Ideal mensch- sicher Vollendung war, die Mulattin zu sieben und von ihr geliebt zu werden. Firmos Tod und die Art seiner Todes beeinträchtigten ihr Glück nicht im allergeringsten. Beiden erschien der Vorfall als das Natürltchste von der Well. Firma war ein Mörder, der viele Feinde getötet und viel Böses getan hatte. Dafür war ihm das End« zuteil �e» wordsn, das er verdiente, und sein Schicksal war unvermeid- sich. Hätte ihn Ieronymo nicht getötet, so hätte es früher oder später jemand anders getan. Und wer war wohl be« reckztiater dazu alz Ieronymo. Aber Piedade de Jesus konnte sich mit ihrer Verlassenheit nicht befreunden. Anderen gegenüber klagt« sie nicht. aber zu Hause tat sie nicht« als wainen und trauern. Auch
si« war durch die Tragödie ihres Lebens so oerwandelt, daß sie der ruhigen, tatkräftigen Frau, die an Jeronymos Salle Sao Romao betreten hatte, kaum noch glich. Anfangs hatte
zu arbeiten und wurde faul und schlampig. Anfänglich be- klagten sich ihre Kunden, und dann schickten si« ihre Wäsche anderswohin. So kam es, daß sie Schwierigkeiten hatt«, ihren täglichen Lebensunterhalt zu verdienen, und es kostete sie äußerste Willenskrast, Jeronymos Ersparnisse nicht anzu- greifen, das Geld, da» für das arm« Kind aufgehoben wer- den mußt«, das ein grausigeres Geschick als der Tod zur Waise gemacht hatte. Eines Tages klagte Piedade über Kopfschmerzen. Uvbel- kell und Ohrensausen, und die anderen Waschfrauen rieten ihr einstimmig. Paraty zu nehmen. Der Rat wurde befolgt
tyr etnstlmmlg. Paraty zu nehmen, ver vtat wurde vesolgt und sie fand ihre Schmerzen und Uebelkell behoben. Am fol- ». r?. V__ m-— mjx V____ e-»___ lßl h« Schmerz in ihrem wunden Herzen eine Zeitlang betäubt«.
...... lto genden Tag wiederholt« sie da« Verfahren mlt dem gleichen befriedigenden Resultat und erkannt«, daß der Alkohol den
Don nun an gewöhnte sich die arme Frau daran, ständig wachsende Quantlläten des-feurigen einheimischen Rums einzunehmen, denn da, war das einzig« Heilmlltel gegen ihren unerträglichen Schmerz. Ieronymo hatte niemals ihrem Töchterchen erlaubt, die Siedlung zu betreten. Piedade und er besuchten sie Sonn- tags morgens in der Schule, wo si« in Pension war, aber er brachte es nicht über- Herz, das Kind mll den Sitten und Einflüssen der Siedlung in Berührung zu bringen. Jetzt aber, wo er es nicht mehr hindern konnte, tröstete sich Piedade Sonntags in Gesellschaft des Kindes. Es war jetzt ein Mädchen von neun Iahren. die das kräftige Aeuher, ihres Daters und den sanften freundlichen Ausdruck ihrer Mutter geerbt hatte. Dies« Sonntage in Gesellschaft des Töchterchens waren die einzigen Lichtblicke im Leben der armen Frau. Die alten Hausbewohner entdeckten eine be- merkenswert« Aehnlichkell zwischen der jungen Besucher!» und der nie vergessenen Pombinha, und weihten dem Gast einen großen Teil der stürmischen Zärtlichkeit, mit der sie Isabels Tochter überschüttet hatten, denn dm einfälttgen Seelen brauchten irgend etwas Höheres, das sie lieben und verehren tonnten. Sie wurde allgemein„senhortna" genannt. sFottsetzung folgt.»