Unterhaltung und ANlssen jzz wj ibw in»»«»«WSWWSWWv�U�iiMUGiuHM im■"! i im wwwwüpmi.iii[■iniBiiii i imanmmmmmtmwamtimmsmmmmm�BammKB
'IZ'Z'L Qlückliche 9nfeln Di« junge Frau, die bei der Sturmfahrt durch den ftaital so frotgodiz ihr Innerstes dem Meer anvertraute, die nur schwor, sie würde nie in ihrem Leben wieder em Schiff betreten, hat ihren Kummer längst vergessen. Und wirklich: es liegt etwas in der Luft, das sich wie ein Vorhang vor alles das legt, was war: eure wunderliche, glü�hafte Feiertagsstimnumg, die einen glauben läht, mau reiste in ein feenhaftes, paradkestscheg Zauberland jenseits aller Banalitäten des Alltags. Bar wenigen Tagen noch, als der Dampfer die Elbe hinabglitt, trachten donnernd die schweren Eis- schollen gegen den stählernen Bug: und jetzt hat sich mit lauen duften uiÄ strahlendem Sonnenschein der lieblichste, lindeste Früh- ling über das Schiff gebreitet. Die Damen sind{rnh; nicht über das prangende Blau des chnnmels und Meeres, oder über die meisterliche» Ffugspiel« der blitzenden Möwen, die wie eine Handvoll Meitzer Papierfchmtzel durch die Luft wirbeln. Gott bewahre: sie 'reuen sich, dah der Wmterschlas der sorgsam vorbereiteten Frühlings- aewanbungen nun zu Ende ist! Jeden Morgen sprudeln neue Farbenkaskaden von Kleidergedichten aus den Koffern; ach. das Leben ist so schön, und di« Schneiderrechnungen liegen zu Haufe tm Schreibtisch... Kaum eine Woche ist der elegant« U-berse-dampfer fest der Abfahrt von Hamburg umenvegs, da taucht aus posttartenblauem Meer ein schmaler Landstreif empor: Madeira , die grüne Insel der Portugiesen. Höher und höher steigt das einsame Eiland aus d, azurn«, Flut, und m it lüden hundert Weiers, die sich das Schig
dem Land« nähert, gewinnt da» Bild diese» gottbegnadeten Fleck« Erde an Lieblühkoit: die l-aichtenb-nwitzim. rotgedeckten Häuser, da« zwischen der üppige Reichtum südlichen Pslänzenwuchses. dahinter die sanft geschwungenen grünen Höhen, davor die abgriuckügc Bläue wogender See... Im Hafen von Funchal . dem„Fenchelplätz', dos in prüch- tiqcn, farbenfrohen Terrassen mit Weinlauben und Gärten am „Monte" cmporklcttert, anlern wir. Ein Schivarm l-bhaster brauner Menschen fällt über das Schiff her und überschüttet mich die an Bord Verbleibenden mit Beweisen der gesegneten Frucht- borkest dieser glücklichen Insel. Körbeweife werden Blumen und Früchte aus den Dampfer geschleppt. In possierlichem Ochsengespanu, das statt der Räder Kufen trägt, fährt man zur Zahnradbahn, die auf den„Monte" hinaus- führt. Alle Gespanne laufen hier auf Kufen, und wirklich ist das bimte Kopssteinpflaster aus Bofaitgeröll durch das ständ'gs Ab- schleifen so glatt geworden, dah die sonderbaren Gefährte nicht »nders dahingleiten als Schütten auf Schnee. Erst durch Rebenpflanzungen und blühende Gärten mit der üppigen Vegetation südlicher Länder, dann durch prachtvolle Platanen, und Eichenwälder steigt die Bahn auf die Kupp« des grünen Berg« empor. Wundervoll ist der Blick von hier. Tief unten im Tale hi« maserftche Stadt mit grauwogendem Hauser gewirr amphi theatralisch an deu Hang geschmiegt. Ringsum in blauer Unendlichkeit, goldig ergtitzernd unter den Strrchlen der Abendksmie, der Ozean. Wie ern Spielzeug kezt der grotze Dampfer in der Bucht. Boote und Barkassen aleifen gleich winzigen Insekten durch ins Wes."
Auf regelrechtem Rennschlitten gcht's wieder zu Tat. Der grauhaarig« Alte, der chn lenkt, versteht sich aus sein Handwerk nicht schlechter als der Führer eines Bobflsighs in Davos c-der St. Morig. Sommei'lich warm strahlt, als der Dampfer gen Süden die Kanarischen Inseln ansteuert, die Sonn« vom wolkenlosen Himmel. In weiter,«eher Ferne ragt nar dem Schis i eine wüß« Kuppe aus dem Meer, der Pik von Teneriffa . Wie eine zarte Wolke schcim er am Himmel zu schweben, durch breiten Dunststreis vom Horizont getrennt. Auf fast hundert Seemeilen west ist er sichtbar. In Santa Cruz de Tenerlf« legt der Dampfer ani Kai an. Rasch aus der Stadt hinaus, die wenig Sehenswertes bietet. und hinein in eine jener wunderlichen, tiefsingeschnittenen Schluch- ten, die der Umgebung von Santa Cruz ihr eigenartiges Gepräg« verliahen. Mit der tropischen Begetation, mit Agaven und riesigen Kakteen, mit üppigen Palmen und den absonderlichen, in den. Fels hrnemführenden und noch heut« bewohnten HöhlerchdMistmgen geleiten diese„Barrancos" den Nordländer in eins ganz neue, ftämdo und ungekannte Welt. In gemitzreicher Autofahrt geht e» über d« Wasserscheide der Insel hinüber nach der malerisch auf der Nardseite am Fuße des Piks gelegenen Bananen- und Orangenstadt O r o t a v a.' Kauni daß nmn den Wagen verlassen hat und durch die Anlagen geschritten ist, wird dem Ankömmling ein zauberhafter Aublick, ein Bild, das Alexander von Humboldt als eine der schönsten dieser Welt bezeich- net hat: in betörendem Farbenglanz dehnt sich— einem einzigen Garten Eden gleich— da» fruchtbar« Orotavatäl. Steil fällt es zum Meer ab, weithm den Bück über die See freigebend. An feinen Hängen in paradiesischer Füll« auf sonnigen Terrassen Palmen und Bananen, Orangen und Lianen. Kaum«inen Tag dauert die Dampferfahrt, die uns von Teneriffa nach dar zweitgrößten Insel des unter spanischer Ober- Hoheit stehenden Kanarischen Archipels , Gran Canaria , bringt. In Puerto d« la Luz, dem Hafen van Las Polmas, landen wir, und bald umgibt uns das farbenfrohe, lärmende Gewimmel der typisch südspanischen Stadt. Durch Straßen, die von wogenden Wedeln breitkroniger Kokrs- palmen überhangen v«rden, durch kiebliche Villenvorstädte mit tropischer Begotatüm. au schwindelnden Abhängen und gewaltigen Kraterkesseln enrlang, trägt un» das Auto in rascher Fahrt ins Gebirg« hinein. In engen Kehren führt di« Straße bergaufwärts: kühler wird die Lust, nordisch«: die Vegetation. Bisweilen öffnet sich in iiefeingeschnittenen Schluchten lieblicher Rückblick auf Stadt und Meer. Auf dem Rückweg besuchen wir eine« jener setlfamen Höhlen- dörfer, die auf Gran Canaria noch heute den Fremden an lin-st vergangene Zeiten gemahnen. Ein einfaches Töpfsrhandwerk' m't :»orzeitlsthen- Herstellungsgebräuchen. ist die'-Hmqicheschäftichiua- der «rspnichslosen Höhlenbewohner. In größer Zahl«erde» hier jene schmucklolen. lelMfarbeiren Krüge aus porösem Ton gebrän&f. miC sie in heißen Gegenden zum Kühlhalte» des Wässers beliebt sind. Wenn man den braunen Burschen bei ihrer Tätigkeit zusbeht, wenn man die mit dem Fuß in Bewegung gesetzte Drehscheibe und' das übrig« primitive Handwerksgerät betrachtet, so meint man wohl. in diesen abgelegenen Tälern hätten sich bis in uns«'« Tage hinein die Arbeitsweisen aus den Zeiten der Menschenwerdung erhallen...
Stichnrd Slülfenbech:
Sie fflichfreif
„Mein Klient", sagte Rechtsanwalt Rais«,„machte einen ungewöhnlich verwirrten Eindruck. Ich habe schon viele Männer ge> sehen und gesprochen, denen die Frauen fortgelaufen waren, aber dieser Herr Meißner stellte sich wirklich allzu sehr an. Er war sin kleiner, gedrungener Herr mit blondem Schnurrbart und intelligentem Gesicht. Seine Kleidung siel mir auf, er trug einen braunroten Anzug mit großen Karos, gelbe Schuh«, einen Hut mit ungewöhn- lich breiter Kramp«. Dazu schwenkte er in der rechten Hand einen kicken Stock aus Bambus, der oben einen Elfenbeinschmuck trug. Meine Augen wurden gleich darauf hingelenkt, es gibt ja oft solch« Dinge, die, mit besonderer Kraft begabt, es verstehen, die Aufmerk- samkeit zu erregen, ehe man Zeit hat. sich um and?«, vielleicht wesentlichere Sachen zu kümmern Die Elsenbeinngur stellte eine Frau dar, vielmehr den Oberkörper einer Frau, die sich durch breite mongolische Gesichtszüge auszoichnet«. Später erst erfuhr ich, daß die Elfenbeinfigur Chaag yuantz« kopierte, di« Frau des Herrn Meißner, die eine Chinesin war. Man mußt« diese Tatsachen alle einzeln aus Meißners Munde ziehen, es war eine verteufelte Arbeit, die nur hin und wieder durch das Staunen über Abjonderlichkeuen des Meißnerfchen Aeußeren oder der Meißnerfchen Art zu sprechen, uMerbrochen wurde. Es war mir bald klar: hinter dieser zusammen- gebrochenen Ehe standen eine Geschichte und ein Schicksal. Was ich erfahren habe, will ich hier wiedergeben, ich glaube, es wird Sie interessieren, weil so etwas schließlich in Deutschland nicht alle Tag« vorkommt. Meißner hatte lang« Seesahrtzfahre hinter sich, er lernte Chang ?>uantze in Formosa kennen, sie wurde dort seine Frau. Später kamen si« nach Berlin . Meißner hatte das Glück, eine unbekannte Tante zu beerben, er richtete sich einen kleinen Papierladen in Moabit ein. Das Geschäft ging gut. alles wäre zur Zufriedenheit verlaufen, wenn nicht der Wärzstreik und die Schießereien gekommen wären, dt« besonders die Bevölkerung von Moabit in Aufregung versetzten. Eine» Tages war Chang Vuantze verschwunden, sie hinter- ließ nichts, aus dem man auch nur entfernt ihren Aufenthaltsort hätte entnehmen können.„Meine Frau hat immer eine kindische Angst davor gehabt, die Menschen kömiten ins Haus kommen, sie herausholen, verprügeln, töten, umbringen. Was. weiß ich..." So sagte mir Meißner.„Wer haben Sie denn früher niemals ei» Anzeichen dafür bemerkt, das ist doch krankhast. Jemand, der in ruhigen Zeiten fürchtet, überfallen und getötet zu werden.. »Ich sagte Ihnen ja. daß meine Frau das immer gehabt hat. Run. als wirklich Gefahr war, als wir Tag und Nacht durch Schüsse auf- gestört wurden und die Leute schreiend und wutschäumend durch di« Straßen rannten, ist Chang Auantze offenbar so von der Angst mit- genommen worden, daß sie..." Nur ganz langsam wurden mir die Hintergründe dieser deutsch- chinesischen Eh« und danitT hie Charaktere klarer. Eines Tages meinte nämlich Meißner, man solle, um den Aufenthaltsort Chang 'huantzes in Erfahrung zu bringen, bei allen Zirkussen Europas anfragen: Ich staunie.„Wie so denn das...?"„Weil meine Frau Früher in Formosa und Japan im Zirkus mit mir gearbeitet Hot..."„????" Ich machte ein erstauntes Gesicht. Meißner hott« während feiner Seemannszeit einmal in Tatao, der westlich«» Hafenstadt Formvsas, sein Schiff versäumt, weil er betrunken in einem Teehaus die Abfahrtszeit Derfchlofcn hatte. Es ging ihm sehr schlecht, eine deutsche Vertretung gibt es auf dieser msel nicht, und selbst wenn es st« gegeben hätte, würde sie ihm auch kaum geholfen haben, weil deutsche Dampfer damals Forrnosa nur lehr fette» anlegten. Weißner trieb sich im Land herum, lebt« von der Mildtätigkeit der budhistischen Priester, scheute auch vor kleinen Diebstälsten nicht zurück, wenn et sich gar.nicht mehr zu helfen wußte. Eines Tages traf er in der Umgebung von Tainon auf einen Wanderzirkus, dessen Inhaber ein älterer Chinese war. Zu jener Zeit benahmen sich die orientalischen Völker noch nicht so frei den Europäern gegenüber wie heute, der Weltkrieg hott« die Achtung der weißen Rasse noch nicht untergraben. Es war sehr schwierig, dem Besitzer klarzunwchen. daß Meißner einen Job bei ihm haben wollte und daß ihm auch untergeordnete Arbeit nicht zu viel »ei. Da es ein« sprachliche Verständigung nicht gab— Meißner ver- stand außer seiner Muttersprache mir einige Wort« englisch und der Chinese nur chinesisch und japanisch— mußte man die Hände und die Ausdruckskraft� de» Gesichts zu Hilf« nehmen. Tang-shao-Di, >a hieß der Zirkusmann, führ« schließlich den gänzlich ausgepumpten Meißner vor einen Korb und machte eine Geste, er mochte hinein- kriechen. Meißner, der sich wirklich im Zustand vollkommener Wurstigkeit befand, tat das auch. Es stellte sich dann heraus, dah man ihn bei einem illusionistischen Akt gebrauchen wollte, dessen .naüpttrick darin bestand, daß von einem wild tanzenden und schwert-
schwingenden Beschwörer und Zauberer einem Menschen der Kopf abgeschlagen wurde. Dieser Mensch, dem der Kopf scheinbar ab- geschlagen wurde, sollte von Meißner dargestellt werden. Mit welchen Schwierigkeiten und Gesa?)ren das verbunden war, ist lsier nicht der Ort zu beschreiben, es sei nur gesagt, daß die primitive Zuschauer- menge unter keinen Umständen erfahren durste, der Delinquent lebe nach der Hinrichtung weiter. Die Leute mochten chrlich glauben, es werde einer geköpft. Das ist min mal so in Formosa und anderen kaum zivilisierten Gegenden. Wie das seelisch zusammenhängt, ist nicht ganz leicht zu sagen. Man weiß natürlich, daß nur das Gericht die Leute köpfen darf und kein Zirkusbesitzer, aber die Illusion ist eben so vollkommen, daß man es ruhig glauben kann. Und man will es glauben, weil ein kleiner Dlutrausch nicht zu verachten ist. Meißner spielte den Delinquenten unter einer doppelten Angst. Er fürchtete sich ehrlich vor dem Schwert seines Henker» und er fürchtete sich vor dem Publikum, das den Akt mtt wildem Gebrüll begleitet«. Ehang Pnontz« war die Tochter des alte» Tang oder Chang. Meißner hat das nie richtig verstanden. Chang Duantz« trat im Zirkus als Fischsresserin auf, sie verzehrte Goldfische, Frösche und andere unappetitliche Lebewesen und bracht« st« dann zur großen Heiterkeit de, Publikums lebend wieder hervor. Ein« barbarisch« Sache, aber gerade das richtig« für die Hautevolee von Taman. Meißner freundet« sich bald mit Chang Uuantze an. weil sie ein sanfte» Mädchen war. die« verstand, durch klein« Aufmerksamkeiten (sie wusch und flickte ihm sein« Sachen) die üble Lage zu erleichtern. Auffällig erschien es Meißner immer, wie sehr sich das Mädchen vor dem Publikum fürchtet«, si« sprach davon wie von einem bösen Geist. Meißner verstand das schließlich besser, als er mit Hilfe der Zeichensprache eines Tages erfuhr, daß der Vater Tangs, also Cliang Zuantzes Großvater, der frühere Besitzer des Zirkus, in der Näh« von Tainan vom Publikum erschlagen worden war, weil das Volk mit irgendeiner verunglückte» Illusion nicht zufrieden war. Zirkus- spielen ist dort zulande nicht so harmlos wie dei uns. In dem Maße wie Meißners Zuneigung zv Chang yuantze wuchs, ver- größerte sich auch feine Angst. Ich hätte das alles nicht erzählt, w«m es nicht eines Tages üi der Tat so gekommen wäre. Der Korb, in. dem Meißner steckte. platzte wegen Altersschwäche auseinander, der Delinquent, dessen Blut au, einer(Schweinsblase) längst in den Sand geflossen war. erhob sich vollkommen frisch. Da» Publikum geriet in rasenden Zorn, stürmte den Zirkus und steckte,«he di« Polizei Angreifen konnte. die Zelle und die Wohnhäuser in Flammen. Kein Mensch weiß, mos aus dem alten Chang geworden ist. Bon dem ganzen Zirkus blieb nur«in wüster Trümmerhaufen übrig. Meißner und Chang Duantze flohen Hand in Hand weit in das Laich hinaus und fanden schließlich cine Geiegenheii, nach Chii« zu kommen. Dort traten sie gemejMm lange Jahre, als Artisten auf,'Chang Nuantze ah ihre Fische und Meißner assistierte.. In der Eh« mit Meißner nuchernisierte sich Chang Puantzs sehr, es blieb ihr aber eine Art dämonischer Angst vor mancherlei Dingen, insbesondere aber vor einer drohenden Masse, vor Brüllen und Schießen. Ich Übertah diesen ganzen Fall jetzt ziemlich deutlich. Man darf einen orientalischen Menschen nicht mit un» vergleichen. Die Kultur der Chinesen, so oll si« ist, hat niemals gewiss« primitive Instinkte in der Seele des Menschen zerstört. Die Verehrung der Ahneil und die Furcht vor Dämonen entspringen derselben Gemüts- quelle. Das Fengschui, die Windwassertrast, ist in China «ine Art Getstergesetz. Der Mensch, der sich nicht danach richtet, bekommt«» am eigenen Leibe zu spüren. Oft«rlebie Meißner es in seiner Wohnung in Moabit : au» nichtige Ursachen geriet Chang Juantze in einen furchtbaren Er- reguugszmtand. Sie lag tagelang wie«ine Schwerkranke im Bett, phantasierte von ihrem Vater und Großvater, die sie im Traum gesehen zu haben vorgab.„Unter diesen Umständen werden Sie es vielleicht begreiflich finden, wenn ich Sie bitte, in den europäischen Zirkussen nochforschen zu lassen. Chang Duantze war mit ihrer Ver- gangenheit immer lebendig verbunden. Sie war von ihrer Artisten- kunst, der Fischsresserei, nur durch einen Schritt getrennt, ebenso wie von ihrem Vater und Großvater. Erinnerung und Leben rertvob sich bei ihr zu einem, sie war eben eine Chinesin..." Nun wollen Sie wissen, wie die Sache ausgegangen ist. Wir haben die Frau nicht gefunden, obwohl wir uns die größte Mühe gegeben haben. Artisten sind aber merkwürdig« Leute. Obwohl Meißner seine Frau sehr geliebt hat, betrecht er heute schon eine neu« Ehe, diesmäls ist e» eine Berlinerin, deren nüchtern« Gesundhett dem Papiergeschäft mehr nützen dürfte als di« Traum Phantasien der Ehang Nuantze.
ä)as ffiaSieren
Kaum einen anderen bislogischen Prozeß verfolgt der„Gent ". der sonst vielleicht nur wenig Sinn für die intimen Reize der leben- digen Natur besitzt, so rege und sargsam wie das Wachstum seiner Haare. Seine Beziehungen zu dieser Manifestation des schöpferischen Lebens sind keine friedlichen: er führt einen täglichen Komps gegen d-e Wuchskraft seiner Haar«, indem er sich rasiert, gut kontrolliert, ob er wohl rasiert sei und durch Streichen seiner Backen mehrere Male täglich den Nachwuchs seiner Härchen— mtt Mißmut— wahrnimmt. Ihm ist begreiflicherweise die tägliche Rasur„sin Crdcnrest zu. tragen peinlich". Der.Naturbetrqchter aber sieht sich einem großen Naturwunder gegenüber, und Kieles schildert Dr. Fritz Kahn in seinem„Leben des Meuschen" wie folgt.: Da läßt sich Tag für Tag jahrzehntelang die zarte Haut des Angesichts mit der ätzenden Lauge des Seifenschaums massieren. bis sie— erstes Stadium der Zerstörung— aufgeweicht ist. Dann fährt das scharf gewetzte Masser brutal über die Oberhain dahin und hobelt die Hornschicht mitsamt den aus ihr lugenden H.ia.» spitzen ob. bis die Haut glatt poliert ist. Nachdem dies geschehen. wird die Hau! zum zweiten Male eingsseist und nun noch einmal gegen den Strich der Haare geschabt. Sie duldet es— ja! Noch ist der Schaum nicht abgewaschen, und lchoi, hoben, durch den Reiz des Messers und der Lauge angeregt, mit doppelter Schnelle 60 000 Zollen ihre Kernmotore zur Zellteilung angekurbelt: noch»t das Messer nicht trocken gewischt und schon sind nickst mehr 6)000, sondern 600 000 Zellteilungen in der Tiefe der Haut zur Ausbesse, rung des erlittenen Schadens im Gang. Noch ist die Krawatte nicht gebunden, und sckpm sind es sechs Millionen, die durch den grau- samen Angriff der Stahlkllng« au? ihrem Morgenschiummer geweckt. mit ihren Chromatinlassos und Strahlensternen zum Gegenängrisf libergchen und an die zerstörte Außenweltfront der Haut hinaus- rücken. Und wenn der Herr„frisch rasieit" beim Morzenkäffe« sitzt und sich nach der Lektüre der neuesten Reichstagsrede über die elfenbeinzlati- Wange streicht und mtt Befriedigung kein Stoppelchen entdeckt, so haben sich unterdes in seiner Haut schon zwölf Millionen neue Zellen gebildet, die nun die geköpften Haara aus der Tiefe wieder aufwärtsschieben. Unmerklich langsam gehl es, aber unaufhaltsam. Man nehme eine Uhr zur Hand und verfolge den Sekundenzeiger. Mtt jedem Sekundendruck des kleinen Zeigers schieben sich gleichzettig die Haar« unseres Kopses, hunderttausend an der Zahl, um je fünfmillionstel Millimeter, d, h. alle zusaimnen um% Millimeter, vor. In 20 Sekunden sind die Haare um 1 Zeitti» meter, in einer einzigen Minute um 3 Zentimeter hervorgewachsen. Und würde man sie olle zusammen in einer einzigen Haarspitze enden lassen, so kletterte diese im Laus« eines Tages als Schling» pflanze schneller als der Kürbis des Propheten Jona die Hausmauer empor und überragte om Abend schon das Dach des Hauses! Dieses Wachstum unserer Haare hat. mit unserem Dasein begonnen und hätt seitdem ohne Unterbrechung an, Tag und Nacht, Winter und Sommer, und wahrt noch über unsere Todesstunde hinaus, denn d e Ha« h» Gestochen»«acht»«ch«mige 6aa6a