unterbrochen.
Theater und Kunst.
Noch find die Opfer und die Schäden der füdfranzöfi. Nachdenkliche Komödie in der Tribüne.
schen Ueberschwemmungen nicht genau ermittelt, und schon treffen Meldungen von einer neuen Hochwaffertataftrophe ein, 3u der in der Morgenausgabe des Borwärts" furz mitgeteilten Tatsache werden jeht folgende Einzelheiten bekannt.
Im Südwesten Frankreichs find, wie aus Paris berichtet wird, infolge 48 stündigen Regens und Schneefallen zah reiche Flüsse, so die Gave, der Adour und die Garonne über die Ufer getreten. Die Städte Tarbes , Pau, Bayonne und Foir scheinen besonders st art bedroht zu sein. In Foig befürchtet man den Bruch eines großen Staudammes. Das Städtchen Salies de Bearn steht zu dreiviertel unter Wasser. In Bayonne steigt das Waffer stündlich um 10 Zentimeter. Einige Borstädte und Ortschaften der Umgebung mußten von den Bewohnern geräumt werden. Die Telephonverbindungen mit Spanien find unterbrochen. Der Eisenbahnverkehr erteidet starte Berspätungen. Aus Bordeaug wird gleichfalls ein startes Anschwellen der Garonne und ihrer Nebenflüsse gemeldet. Der Fluß stieg gestern in 9 Stunden um 5,70 Meter. Die an einem Rebenfluß der Garonne gelegene Stadt Auch ist eben falls durch die Ueberschwemmung bedroht, da das Wasser bereits um 4. Meter gestiegen ist.
Stimmenfchwund der Kommunisten.
Wie ihre Siege aussehen.
Groß aufgemacht feierte das Organ ber Sowjetbotschaft dieser Tage das Ergebnis der Betriebsratsibahl bei der Firma Otis. Nun ist die Belegschaft dort seit vielen Jahren vollständig unter tommunistischem Einfluß. Das Ergebnis der Betriebsratswahl in diesem Jahre, im Bergleich zum Vorjahr, ist folgendes:
Rommunisten Amfterdamer.
.
1929
238
133
1930
232 Stimmen 194
So sehen die Siege der Kommunisten in diesem Jahr bei den Betriebsrätewahlen aus. Diese„ Siege", wo die Kommunisten noch eine anfehnliche Stimmenzahl auf sich vereinigen, find aber sehr spärlich. Aber auch da sind sie im unverkennbaren und unaufhaltsamen Rüdgang.
Verzweifeltes Wahlmanöver. Kommunistischer Arbeiterrat versteckt sich hinter Brolat.
Wir haben den Wahlsch windel aufgedeckt, den die Kommunisten in der Verkehrs- AG. zu lancieren versuchten, indem sie behaupteten, sechs ihrer Kandidaten seien gemaßregelt" worden. In Wirklichkeit sind diese Kandidaten eine Woche nach dem sie gefündigt waren; erst aufgestellt worden. Es fehlt der Kommunistischen Partei an zugkräftigen Kandidaten, und deshalb bemüht ste sich, bei den Verkehrsarbeitern Mitleid zu erwecken, indem sie ihre Kandidaten mit einem falschen Märtyrerschein umgibt. Die Feststellung dieses Wahlschwindels ist von dem Sowjetorgan still schweigend eingestedt morden.
Jezt wird ein anderes Wahlmanöver versucht, das aber so ziemlich das kläglichste ist, was man jemals in dieser Beziehung gesehen hat. Seit einem Jahre verharrt der kommunistische Arbeiterrat in völliger Untätigkeit. Die Gelegenheit, eine Bertürzung der Arbeitszeit zu ermöglichen, hat dieser Arbeiterrat gründlich verbaut. Nun erzählt das Organ der Sowjetbotschaft, daß der Arbeiterrat der Berkehrs- 2G am 28. Februar, also zwei Wochen vor der Wahl, beschlossen habe, die Ver türzung der Arbeitszeit des Verkehrspersonals von 8% auf 8 Stun den bei vollem Lohnausgleich durchzusetzen. Der Arbeiterrat habe jeit zwei Wochen alles aufgeboten", um Brolat diese Forderung zu überreichen.„ Brolat drückt sich aber feige davor, zu diesem Antrag auch nur ein Wort zu äußern."
Afo vierzehn Tage vor der Wahl wird wieder mal eine Entschließung angenommen. Und wenn der kommunistische Arbeiterrat nichts tut, dann ist natürlich Brolat daran schuld, der nicht seine Aufgabe darin sieht, tommunistischen Wahlmanövern eine hilfreiche Hand zu leisten.
Daß die Verkehrs- AG. mit den Gewerkschaften in einem Tarifverhältnis steht, wifien selbstverständlich die Freyer und Genossen. Wenn die„ Revolutionären " des Arbeiter. rats etwas tun wollen, dann müssen sie sich schon selbst in Bewegung feßen. Das Ganze ist nichts als. ein tlägliches Wahlmanöver.
Bier Basconzelos- Anhänger aufgehängt.
Merifo- City, 13. März.( Eigenbericht.) Auf einer Landstraße in der Nähe der Hauptstadt wurden vier an Bäumen aufgehängte Leichen bekannter Anhänger des geschlagenen Präsidentschaftskandidaten Bas conzelos aufgefunden. Die geheimnisvolle Hinrichtung hat große Aufregung hervor gerufen, da das Kriegsministerium und die militärischen Orts fommandos jede Senninis ableugnen. Unter den Toten befindet fich der Ergeneral Leon Abarra.
Berlins Vertreter im Reicherat. Der Magistrat wählte in seiner legten Sigung als Vertreter der Stadt Berlin im Reichsrat Bürgermeister Scholz und als dessen Vertreter den sozialdemokratischen Stadtrat Wuyty, die auch schon bisher dem Reichsrat angehörten.
„ Gegen den Faschismus". Der Ortsverein Tiergarten des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold veranstaltet am heutigen Donnerstag im Nationalhof, Bülowftr. 37, eine Kundgebung Gegen ben Faschismus". Es fprechen die Kameraden Dr. Stos und Bolizeioberfekretär Rothe. Die Kundgebung richtet sich gegen das nationalsozialistische Rowdytum, das allmählich zu einer ernſten Gefahr für die Bevölkerung geworden ist. Der Ortsverein Tier garten beteiligt sich an dieser Sundgebung geschlossen in Uniform. Beginn 20 Uhr, Eintritt frei.
Eine Kundgebung der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Alkoholgegner findet am Freitag, dem 14. März, abends 7% Uhr( pünft lich), im ehemaligen Herrenhaus, Leipziger Str. 3, statt. Es fprechen die Genossen Rart Severing, Marie Juchacz und Wilhelm Sollmann Thema: Sozialistische Kultur und Alfoholfrage. Rezitationen. Der Junge Chor". Eintritts. tarten unentgeltlich durch die Geschäftsstelle Engelufer 24/25 ( Gemertschaftshaus).
Alfred Savoirs neueste Komödie bildete dank seinem eigenartigen Motiv in Paris wochenlang Gesprächsstoff des theaters interessierten Publikums. Sie lief unter den Titeln: Herr Gott", Der Narr von Winterthur " und Er". In der Tribüne wird das Stüd eine ähnliche, wenn nicht noch größere Erfolgsferie erleben wie in Paris . Der Autor handelt nachdenkliche, letzte Dinge in leichtem Plauderton ab und hält die Zuschauer von der ersten bis zur legten Szene in Spannung.
"
In einem Alpenhotel, 2500 Meter hoch, tagt ein Freidenfer tongreß, der in seiner legten Sigung die endgültige Abjegung Gottes beschlossen hat. Der interessierteste Teilnehmer des Kongresses ist ein höflicher, bescheidener junger Mann, den die übrigen Mitglieder nicht tennen. Es stellt sich heraus, daß er sich im Gästebuch als Gott " eingetragen hat. Die Mehrzahl der Anwesenden lacht über ihn, bis merkwürdige Vorgänge ihn tatsächlich in übernatürlichem Licht erscheinen lassen. Das trostlose Wetter wird plötzlich besser, eine herabstürzende Lawine macht kurz von dem Hotel halt, ein Europa - Bormeister unterliegt ihm und wird zahm, ein Luderchen von Weib wird zum Engel. Wer von ihm Aenderung unerwünschter Zustände verlangt, dem erwidert er:„ Ich könnte natürlich, aber ich will nicht. Nach den ewigen Naturgesehen muß ich neutral bleiben." Schließlich zweifelt er selbst an seinem Gottestum, als ein Wunder nicht gelingt, das er vollbringen will. Endlich erscheint der Chef arzt des Irrenhauses, dem die sonderbare Persönlichkeit entsprungen Durch ein Bunder? Wer ist Er? Die Frage läßt der Autor offen. ist, um ihn wieder einzufangen. Er entkommt seinen Häschern.
Der Stoff flingt in der Beschreibung ernst und trocken, aber wie ihn Savoir behandelt, wie überraschende Einfälle sich überstürzen, wie amüsant er feinen Gott" reden läßt, wie er es als zweifelhaft hinstellt, ob ein Wunder oder der Zufall spielt, das bildet den Reiz der originellen Komödie.
#
Den Er spielt Conrad Veidt , liebenswürdig, verbindlich, bescheiden. Zu bescheiden vielleicht. Die Gestalt wäre glaubhafter, die Wirkung der Komödie tiefer, wenn er bestimmter aufträte. Dennoch celinat es ihm, alle drei Akte hindurch die Unklarheit zwischen Geiftestranfheit und Wunder aufrechtzuerhalten. Ganz reizend die Anmut der Effe Edersberg, ein entzückendes Plappermaulchen mit prachtvoller Wandlung zum ernsten, fait tragifchen Ton. Von den übrigen durch Eugen Robert alänzend geführten Darstellern ragen Ferdinand Hart und Oskar Sima hervor. dgr.
Trällerliedchen und Weltdramatik.
Neues Programm der„ Katafombe".
Im Keller des Künstlerhauses wird man mit einem neuen Brogramm empfangen. Die Ratalombe" hat sich erstaunlich schnell und gründlich durchgesetzt; man sieht: das Publikum für ein mirklich geistreiches und originelles Rünstlerfabarett ist reichlich vorhanden, und man fann beiden applaudieren: den Künstlern und ihren enthusiasmierten Zuhörern, was auch der fonferierende Dichter Werner Finf auf heitere und graziöse Weise besorgt, als Birtuose der wißig überlegenen Unbeholfenheit, ein naives Wunderkind der Ansagefunft.
Das literarische Niveau wird von Tucholski und Erich Kästner gehalten( herrlich interpretiert von Rathe Rühl und Ernst Busch , der auch einen wunderbar teutschen Professor am Mikrophon über das deutsche Trällerliedchen" die nötigen Flöten töne vorbringen läßt, das tänzerische, auf reizende parodistische Weise, von Hilde Schoop, einem Wilhelm Busch des Grotesktanzes, und den Geschwistern Witt, das sozusagen allgemein Literarische von Arnulf Schröder , der mit Hilde Schoop einen Schnellkursus im deutschen Liebesgedicht von von der Vogelweide bis zu Kurt Schwitters pantomimisch durch macht und außerdem die Kosten eines sehr ernsthaften Interviewes trägt ,, Darf das junge Mädchen allein auf den Ball gehen?", in den Masten von Hugenberg bis zu Shaw. Einen Höhepunkt bildet wie immer Hans Deppe in der Serie Heroische Frauen": wie die fächsische Mutter im Café sich und den Ihren Play schafft, wie die auf Würde und Asthma spekulierende ältere Dame am Billettschalter ihre niederschmetternde Chuzpe entfaltet, das muß man erlebt haben, um die Ueberlegenheit des weiblichen Geschlechts voll zu begreifen. Den Beschluß macht eine Szenenfolge über das Thema„ Der Weg zum Bahnhof", in dem W. Fink und Deppe neben dem gesamten Personal auftreten und die Weltdramatik von Shakespeare bis zur Habima und Carows Lachbühne parodieren. Der Beschluß, da alle Mitspieler Carows mit ungeheuren Musikinstrumenten das happy end eintrommeln, ist von überwältigender Komit.
00 sch.
Eine Wunderorgel. Ein Wunderwerk der Orgelbaukunft ist jezt im Saal Pleyel in Paris aufgestellt worden. Die Orgel fann so leicht gespielt werden wie ein gewöhnliches Klavier, denn alle Bedale, Manuale und Blasebälge werden durch 750 elektrische Drähte in Tätigkeit gejeit. Jedes der vier Manuale hat 61 Noten, und es gibt 32 Pedale. Auf den leichtesten Druck hin entfaltet das Orgelwert eine großartige Tongewalt, und der Organist kann durch den Druck einer einzigen Taste die Note in allen Oftaven und in fünf Kombinationen anschlagen. Wenn das Crescendo- Pedal gefünf Kombinationen anschlagen. Wenn das Crescendo- Pedal getreten wird, dann wird der Umfang des Tones durch ein Licht angegeben, das mit der Zunahme des Tones stärker wird. Die Orgel enthält im ganzen gegen 200 Kilometer elettrischen Draht und hat 4800 Lufiröhren. Der erste Organist, der das Instrument gespielt hat, Marcell Dupré, erklärte, daß die neue Einrichtung so viel bedeutet, als wenn man dem Organisten noch zehn Finger mehr
gegeben habe.
Der erste deutsche Farbenton film. Der erste deutsche hundert. prozentige Ton- und Farbenfilm ist soeben von der„ Detofa" fertig gestellt worden. Er heißt„ Die Nonne von Heiligenwörth".
Der javanische Tänzer Raden Mas Jodjana mit feinem neuntöpfigen Gamelen- Drchefter gattiert auf Einladung der Boltsbühne am Sonntag, ber Bolts bubne( Blatberlosung) 1,30 Mart, Blastarten für Nichtmitglieder vorm. 11, 1hr, im Theater am Bülowplak. Einlagfarten für Mitglieder 4, 3 und 2 Mart
gejest war, ist auf Tienstag, den 18. März, verlegt worden. Die Starten Die Schauspieler- Nachtvorstellung, die für heute im Stomödienhaus feft. behalten ihre Gültigkeit,
Im Ceffing- Mu'eum finbet Donnerstag, 8 Uhr, ein Baul Heyse- Abend zum 100. Geburtstage des Dichters statt.
Der Berliner Landgerichtsrat Georg Krauß , ein bekannter Spezialist für internationales Zivilrecht, bat am Mittwoch in der Aula der Sorbonne feine Dottor Differtation gebalten. Landgerichtsrat Strauß ift der erfte beutsche Student" seit dem Weltkrieg, ber das franzöfifche
Dottorat erwirbt.
E. A Dupont wurde auf mehrere Jahre ausschließlich für die Emelfa verpflichtet Dupont, ber seit Jahren im Ausland tätig war, fehrt im Dftober nach Deutschland zurüd
Werter Genosse! Es ist dem Bezirksvorstand gelungen, als Redner für die bevorstehende Veranstaltung den Genossen Löbe 31 gewinnen. gewinnen. Bir dürfen wohl als selbstverständlich erachten, daß auch dein Berband sich aktiv an unserer Feier beteiligen wird. Wir rechnen bestimmt mit eurem vollzähligen Erscheinen."
Wer von den Genossen, die sich in den Arbeiter- Turn- und Sportvereinen, den Arbeiter- Sprech- und Gefangschören führend betätigen, fennt nicht diese freundlichen Anschreiben der Parteileitung, die mindestens drei Wochen, vierzehn oder acht Tage vor dem 18. März, dem 1. Mai oder dem 9. November an unsere proletarischen Sport- und Kulturverbände gerichtet werden? Herrscht doch seit Menschengedenken die stillschweigende Vereinbarung, daß man sich an diesen Tagen der Partei zur Verfügung stellt. Ist nur erst der Saal festgemacht und der Festredner bestellt, das bißchen Drum und Dran wird rasch besorgt.
Gewiß, wir haben heute bereits Parteiseiretariate, die sich be mühen, nach bestem Wissen und Gewissen unsere profetarischen Feste würdig zu gestalten, die den 9. November mit einer Aufführung der IX. Sinfonie von Beethoven unter Leitung von Richard Strauß eder einem proletarischen Chor- oder Sprechchorwerk begehen. Ist man doch sogar in Berlin in diesem Jahre erstmalig zusammengetreten, um zu beraten, wie man die Maifeier in fünstlerischer Beziehung besser ausgestalte, als es die letzten Jahrzehnte hindurch auch hierorts geschehen ist.
tarische, revolutionäre Note. Pfeift endlich einmal auf alle überGestaltet unsere Feier. Gebt ihr ein eigenes Geficht, eine prolelieferte herkömmliche Festfultur", laßt unsere Arbeitermassen sich unmittelbar an die Genoffinnen und Genossen wenden in einer Sprache, die sie verstehen, die sie packt und aufrüttelt und im Innersten ergreift!
In diesen Tagen veranstaltete die SPD . Essen eine März- gedenkfeier, die diese Forderungen voll erfüllte. In monatelanger Vorarbeit, in die sich die Kinderfreunde, die Arbeiterjugend, proletarische Sprechchöre und Arbeiterfänger teilten, wurden die Vorbedingungen für ein Massenerlebnis geschaffen, das sich in seiner Wirkung als so stark und unmittelbar erwies, daß die plötzliche Abjage des Genossen Severing, der als Referent vorgesehen war, die Feier nicht im ceringften beeinträchtigen konnte.
"
Genosse Hans Brodmann, Leiter der Sprechchöre der SAI Effen und Werden, unterstützt von dem Musiker Ottmar Gerster , ließ in Form einer Revue die großen revolutionären Ereignisse der Weltgeschichte vor einer vieltausendföpfigen Zuhörerschaft abrollen. 3wei Stunden hielt er die Menge in atemloser Spannung. Mit der Rede des Marc Anton auf Julius Cafar( Shakespeare ) be ginnend, leitet er zu der Fabel des Tierparlaments aus Fiesto ( Schiller ), der großen Szene zwischen Marquis und König aus Don Carlos ( Schiller ), dem armen Kunrad der Bauerntriege, dem Soldatenverkauf der deutschen Fürsten aus 3wölftaufend"( Bruno Grant), Danton ( Büchner ), Jedermann ( Hugo von Hofmannsthal ) und Gedichten der 48er Revolution über, um in den Arbeitern von Wien " bis in die jüngste Gegenwart vorzustoßen. Mit dem Aufmarsch der internationalen Arbeiter schließt die Revue. Ein Anfager verbindet die einzelnen Szenen. Sprechhöre, die an den Seiten, im Hintergrund und im Mittelgang des Saales untergebracht sind, greifen mit Beifall- und Mißfallspenden aktiv in die Handlung der Einzelsprecher auf der Bühne ein. Arbeiterchōre, auf der mittleren Empore and rechts und links von der Szene aufgestellt, fingen Freiheitschöre und internationale, profetarische Lieder, während Ottmar Gerster in einer furzen, schlagfräftigen, höchst sachlich gehaltenen Musik die einzelnen Aufmärsche und Szenen der Revue untermalt und das ganze in musikalisch knapper, zwingender Form zusammenhält.
Mit wenig Mitteln, mit dem Einjaz bedeutender fünstlerischer Kräfte murde der Revue eine Wiedergabe zuteil, der ein außer ordentlicher Erfolg des überfüllten Saales beschieden war.
Das Wert wird am 22. März in Hamborn und am 23. März in Duisburg aufgeführt. Ferner ist eine Wiederholung für den 1. Mai vorgesehefi.
Wir beglückwünschen unsere Effener Parteileitung zu diesem Erfolg, der weit über Essen hinaus sich auswirken dürfte.
Walter Hänel.
Der Roman eines Gelehrtenlebens.
Der Tod des großen englischen Sprachgelehrten Prof. Josef Bright beschwört die Erinnerung an ein Gelehrtenleben herauf, das in seinem Verlauf einem Roman gleicht. Dieses Kind eines Armenhauses in Yorkshire verdankte seinen Aufstieg zum größten Teil der deutschen Wissenschaft, deren Bewunderer und Fortsetzer er in feinem Lebenswerk gewesen ist. Bright wurde am 31. Oktober 1855 in einem Dorf bei Bradford in der Einzimmerwohnung einer armen Witwe geboren, die weder lesen noch schreiben konnte und ihre vier Kinder durch Waschen ernährte. Der kleine Josef mußte schon mit 6 Jahren einen Esel von der nahegelegenen Mühle nach dem Städtchen und wieder zurüd treiben, mit 7 Jahren war er
bereits als Handlanger in einer Weberei tätig und hatte es mit 13 Jahren zum vollbezahlten Arbeiter gebracht, ohne jemals eine Schule besucht zu haben. Während des deutsch - französischen Krieges, der ihn lebhaft interessierte, fernte er in der Bibel lesen und bildete sich soweit fort, daß er als 3wanzigjähriger eine Abendschule in der Hütte seiner Mutter einrichtete und 18 Schülern nach seiner langen Arbeitszeit in der Spinnerei Unterricht gab, wobei jeder 15 Pfennig die Woche zahlte.
In diesen Jahren hatte der junge Mann aus eigenen Sträften Deutsch , Französisch, Lateinisch und Griechisch gelernt. Er studierte die Nächte bis 2 Uhr und mußte dann um 7 Uhr wieder an der Arbeit sein. Mit 21 Jahren hatte er sich 800 Marf erspart und ging nach Heidelberg , um dort zu studieren. Hier gewann er die Liebe zur Germanistit, murde, nach England zurückgekehrt, Schullehrer und ersparte sich soviel, um nach Deutschland zurückzukehren, wo er von maniftit widmete. 1888 wurde er zum Lettor der altgermanischen 1882 bis 1888 in Heidelberg , Freiburg und Leipzig sich der Gererften großen grundlegenden Wert, dem„ Lexikon der englischen Sprachen in Orford ernannt und begann nun die Arbeit an seinem
Dialette", für das er mit Hilfe seiner Frau und anderer Mitarbeiter mehr als zwei Millionen Zettelaufnahmen zusammenbrachte. Das Wert, das mit Unterstützung der Regierung 1906 vollenbet wurde, enthält über 100 000 Dialettmorte. 1901 wurde Wright als Nach folger von Mag Müller Professor der vergleichenden Philologie in Deford und hatte diesen Lehrstuhl bis 1924 inne. Er verfaßte eine große Anzahl grammatikalischer Werfe, zeigte sich als großartiger Organisator wissenschaftlicher Unternehmungen und das der Mann. der sich stets zu helfen wußte, durch den Bau seines Hauses Orford, den er mit Arbeitern ganz selbständig durchführte.