Beilage
Freitag, 14. März 1930
Der Abend
Shalausgabe des Vorwane
Das Tagebuch des Henkers
Blätter, die die Todesstrafe erzwang
Es ift psychologisch sehr interessant, daß viele Scharfrichter eine Art Tagebuch führten, um sich von dem feelischen Drud, ber auf ihnen laftete, zu befreien. Nun sind diese Tagebücher alles andere als literarische Kunstwerte, meistens find es nur trodene Rechnungsberichte.
Das älteste Bruchstüc eines Scharfrichtertagebuchs befindet sich im Stuttgarter Archiv. Es stammt aus dem Jahre 1563, die Eintragungen madhte der Reutlinger Henter.
25. Augusti. Henti man zween Männer Jac. Göttner und Mich. Hipp, die han an 5 Flecken gestohlen und auch etlich Beiber vergijit. Gah jedem auch zwei Griff mit glüender 3ang. Sein fehr erbaulich storben.
10. Decembris . Verbrennt man bre! Heren.
15. Decembris . Ward gericht ein Uebelthäter Hans Seeger. Der hat mit einer weißen Gurren( Stute) zu thun ge habt. Wie ich ihn hab lassen greiffen mit glüenden 3angen, da hat er Gott im Himmel verflucht. Da ward ihm die Zung aus schnitten und er lebendig ins Feuer worfen."
Und so fort. Gehängt, verbrannt, erfäuft, getöpft wegen Dieb. ftahls, Mordes, Hererei.
Unter den Tagebüchern der damaligen Zeit, die insofern von großer tulturgeschichtlicher Bedeutung find, als sie beredtes Zeugnis ablegen von der unheilvollen Wirkung menschlichen Aberglaubens, find die Aufzeichnungen des Nürnberger Scharfrichters Franz Schmidt die bedeutsamsten. Franz Schmidt , der im Jahre 1634 ftarb, richtete während seiner Dienstzeit 361 Personen hin und vollzog an 345 Missetätern schwere Leibesstrafen. Sein Tagebuch beginnt mit einigen furzen Säßen, die nur Namen des Verurteilten und die Art der Hinrichtung bezeichnen. Aber bald gibt er eine genaue Beschreibung der Verbrechen, versucht auch hier und da Derschiedene Berurteilte Zu caratterifieren. Schreiende Kindesmörderinnen, höhnende Mörder gespenstern durch fein Buch Falschmünzer, Hochstapler und Brandstifter. Eines Mörders Kopf lag zu des Henters Füßen, fiel wieder herum,., als ob es sich umbsehen wolt, die Zungen bewegt, den Mund auffgethan, als ob er reden molt, ben einer guten halben viertl stund, desfn ich niemals gesehen hab". Da ist die Frau, die in dem zu dem Schaffot Geführten ihren Mann erkennt und schreiend auf ihn zuftürzt. Da ist der Bursche der mit Ruten ausgestrichen murde, meil er fich als Gespenst verkleidet hatte und zu der vor Schred gelähmten Bauerntochter ins Bett gestiegen war. Dieses Tagebuch gibt Zeugnis von einer barbarischen Gesez gebung. Menschenleben waren billig wie Brombeeren. Auf geringfügige Bergehen stand die Todesstrafe, die mit dem Schwert, dem Strid vollstreckt wurde. Scheiterhaufen lohten zum Himmel empor. Und um das gemarterte Opfer, um diefen Haufen stintenben, zerfetzten Fleisches stand das gaffende Bolt. Gepußt und in auf geräumter Stimmung, in Jahrmarttsstimmung. Jubelnd, wenn das Blut des Opfers über die Planken schoß dieses Blut des Gerichteten, das in Gefäßen aufgefangen wurde, weil es angeblich Krankheiten heilte.
Auch von dem Salzburger Scharfrichter Franz Jofeph, Wohlmuth liegt eine Handschrift vor, in der er 92 Hinrichtungen beschreibt. Von den deutschen Nachrichtern der Neuzeit aber ist mertmürdigerweise fast nichts Geschriebenes in die Deffentlichkeit gebrungen. lleber die Nachrichter Schwiez. Engelhardt, Reindel und Kraus ist viel zusammenphantafiert morden, nur über Krauß und den letzten österreichischen Nachrichter Lang eriſtieren zwei Biographien, die sich auf Tagebücher der Genannten stüßen
Julius Kraus wurde im Jahre 1843 zu Behden in der Marf geboren. Sein Lebenslauf: bis zum 14. Jahr Militärmaisen haus, zmei Lehrjahre bei einem Konditor, dann Lehre bei einem Abdecker und Scharfrichter, schließlich Walze. Auf dieser Walze affistierte Julius Krautz verschiedenen Scharfrichtern bei ihren Hin richtungen. Dem Reindel in Braunschweig , dem Hamel in Sachsen . Schließlich trat er bei dem Berliner Abdeckereibefizer Bilter. als Gehilfe ein und wurde bald erster Werkführer. 1878 bewarb er sich um die offene Scharfrichterstelle in Preußen. Er bestand feine Prüfung, das heißt, er fonnte sieben die Exekution betreffende Fragen beantworten und mußte bereits zwei Tage später sein erstes Opfer enthaupten. Dieses erfte Opfer mar ödel, ber auf Wilhelm I. ein Attentat verübt hatte.
Wie Kraus erzählt, konnte er in der Nacht vor der Exekution fein Auge schließen. Er war aufgeregt, öffnete und schloß wohl unzähligemal den Kasten, in dem sich das neu angefertigte Beil befand. Am Morgen aber stand er ruhig, mit verschlossenem Gesicht auf dem Hof des Berliner Zellengefängnisses.
Hödel wurde heruntergeführt. Er nickte den Richtern kurz zu: ,, Guten Morgen, meine Herren!" Als ihm das Todesurteil verlesen morden war, fpudte er verächtlich aus. Dann fniete er nieder und legte den Kopf auf den Block.
"
-
Krauß, der merkwürdigerweise menig Verständnis für einen todesverachtenden Menschen aufbrachte, schrieb anfäßlich der Höldel Ichen Hinrichtung in fein Tagebuch: Wurde in feinen eigenen Kleidern hingerichtet. Benehmen bis legten Augenblid eraltiert frech zu nennen. Drei Gehilfen. Die Außenseite des Schajotts war mit Flor behängt." Krauß verfügte über drei Redensarten, die ständig wiederkehrten: starb fred, war feige, starb reumütig. Unter denjenigen, die nach Straußens Meinung feige" starben, befanden sich natürlich die halbbewußtlofen, brüllenden Opfer, beren Lebenswille angesichts des Schafotts noch einmal auffladerte. Von den legten Worten, welche die Verurteilten Sprachen. Jeien hier folgende erwähnt. Der Anarchist Reinsdorf rief: Nieder mit den Barbaren. Es lebe die Kommune. Macht hin!" Der Buchhalter Gebhardt hatte nur noch Angst um seine Brille, die man feiner Mutter fchiden follte. Der Batermörber Fridrich brach weinend in die Borte aus: Reißen Sie mich nicht so, ich will erft beten!" Unter den 55 Delinquenten, die Krautz während seiner Amtszeit hinrichtete, befand sich auch eine Frau. Elfe 013, die in Gemeinschaft mit ihrem Gatten ihre Wirtsfrau ermordet hatte
Die meisten Opfer tonnten nur mit Gewatt hingerichtet werden. Der Mörder Ewald schrie so laut, Der Mörder Ewald schrie so laut, daß man es in der Umgegend der Erfurter Strafanstalt hörte und fogar Kraus die Faffung verlor. Einige Berbrecher mehrten sich mit nerzweifelten Kräften. Es waren Bilder des Grauens und des Enilegens, Krauß, der zweimal die Guillotine benußen mußte,
war ein Gegner dieser Hinrichtungsart. Er vertrat die Ansicht, daß die Tötung durch Handbeil schneller vor sich gehe und die ganze Brozedur nicht so abschredend mirte.
Kraus wurde feines Amtes enthoben, nachdem er einen seiner Gehilfen durch Fußtritte vom Leben zum Tode befördert hatte. Er wurde zwar freigesprochen. weil er nachweisen fonnte, in Notwehr gehandelt zu haben, aber der Prozeß wirbelte fo viel Staub auf, daß er seinen Abschied bekam. Krauzens Nach folger im Amte wurden Reindel und Schwieß. Schwieg ver übte als Dretundachzigjähriger Selbstmord, weil er sich in Nahrungsforgen befand
Der österreichische Scharfrichter Joseph Lang, der meines Wissens heute noch lebt, erfreute sich trotz seines schaurigen Ge werbes großer Beliebtheit. Er war Feuerwehrhauptmann, Borizender eines Athletenklubs und fandidierte sogar einmal bei den Stadtverordnetenwahlen. In Desterreich, wo befanntlich die Todes Strafe abgeschafft worden ist, wurden die Hinrichtungen durch den Strang vollzogen. Da jeder Meister seine Ware lobt, hielt Lang das Aufhängen für die angenehmste und humanste Todesart. Er berichtet stolz, daß bei fast allen seinen Opfern der Tod innerhalb
Bezvaßbreis
Petaliöhrt. 18.50 & ND SH tas bona nezaus sablber Bo bewa Rancilio& 50 Lerth R Regsgebühr. Unter Kraushanb Deutschland und Defezzeidh- Ungars 8.75 92 Hz bas übrige Ansians 1- bel the fb ermmal utelung 11-21+ Soluta Baridian, Bab belteßungen neaus an Danemart Babama curemburg 6beben wa Me Somets, Eingetroombia Bef Zeitungs- Breislifte
Der Bormerts wit bir Gonna Deltage Ball Reu" erdhenu moden gith memal Goanings einmal
Telegramm- zele
Seslelbemotest Best
|
60 Sekunden eingetreten sei. Auch Lang gibt zu, daß die Mehrzahl aller Todeskandidaten seelisch und körperlich gebrochen war und man die Hinrichtung an Bewußtlosen vollzog.
Bei der Hinrichtung des M orders Schöne tl spielte sich ein Borfall ab, der die Spizen der Justiz aufs höchste erregte. Dieser Mörder, ein roher, abgebrühter Bursche, hatte so wenig Respekt vor der Würde des Gerichts, daß er den aufgeregten Beamten bei der Verlesung des Urteils unterbrach und einen AusSpruch des Göz zitierte. Band verstand diese Aufforderung falsch und legte dem Mörder sofort die Schlinge um den Hals. Als der Gerichtsbeamte mit der Berlesung des Urteils fertig war, hatte der Delinquent nichts mehr zu sagen. Denn er war bereits tot..
Sollte die Todesstrafe in Deutschland aufgehoben werden, so hat endlich ein Beruf aufgehört, der wie fein zweiter vom Blutnebel ummwölft, mit dem eisigen Hauch des Grauens umgeben ist. Verachtet, beipien stampft der Henker durch die Jahrhunderte Berachtet und bespien von der Gesellschaft, die da rief: Ich brauche dich, ich befehle dir, mir deinen Arm zu leihen; wenn du mir ihn nicht leihst, werde ich dich dazu zwingen; und wenn du ihn mir leibst, mill ich dich verachten."
Hugelgencels
edigetvaltens Rouparetezati leins ngeiges beste brudte Bort 25 Big aufäffg mal fatgebrudte Bartel, fabes Berteme Bed 30 Big Staßengefube ab Bolaffelenanigen bas erfle Bot 65 Big ebes weitere Borr 40 Bl Bot Sbar 15 Budhaben jählen fü an Borte Tauerungsauflag 50% Familian- Enseng boliatide unb Guberhaftliche Vereins- neig
22 Bie Relle sue Wuffchlag ungen fr bis de Summ willen bis& he waduittags w gauptgeibit. Berlin 6 6 Cimban webe& abgegeben werben, Geoffal 0 Uhr früh is the shaxs
Redaktion und Expedition: Sm. 68, Lindenfe.&
Ferabreder: mi Moriables. z. 13190-13197
Das Reich zur Reichsregierung
-
Montag, den 15. März 1920
Vor dem Ende
Dormorts- Verlag 6.m.b. B., SW. 66, Zindenfte.
Weenfredhez: mi ariables. Re. 1758-54
Generalfreif im ganzen Reich- Miglungene Regierungsbilbang- Widerstand ber Beamten Eisenbahuer- Ultimatum
Die beutfche Reichsregierung an dad Deutsche Wolf!
Die BeldBregierung bat, wie bie. B erialen, nachitehendes Telegramm von Dresden an die Regierungen fämtlicher Bänder gerichtet:
Defers und befums Ultimatum
Radhitt fouk Difenbahnerfreit
Berlin , 14 März Der preußische Eisenbar Deler und her Finansminifter Dr. Gübelum teilten beute bor mittag ben Herren Rapp und von Lüttmig mit, daß fie ab
Drutidyland erlebt den größten Generalfire bee es feiliczbie Bufforderung zur Stiflegung fämtlicher Eisen Patchserine gewiffentofer Abenteuer, Sinter arteht hat, den größten, ben ble Beit gefehen bathehnen cleffen würden, wenn nicht hie Baltitumtruppes benen en ernsthafter Bolitiker test, haben die Regierung, Generalftreit med om einheitlichen Bilen der gangen en Berlin gridgezogen und die Macht to ble anbe three um Blutbergießen zu vermeiden, beranlaßt. Berlin gu berbisang getragen, et toitb bon allen Borteten, it useimainen Inhaber surüdgegeben würden. Auf Buni Laffen. Die berlaffungsmähige Regierung bai ihren Sie in abrir bet Bethtsparteten, gefügt. Sozialbenwtraten, Mabes Benerallandfchaftsdirektor Rapp urbe ble grift bes Tresden und die einzige, bie bas Chaos verhindern und genieur auf bürgerlicher Seite find einig in beta abbängige, sommauifteu auf Arbeiterleite. Temperate imetums bid sum Abend. berlängert. Bonn , 000 00 Willen, auch das stärkite Weisiel, bas es gibt, dem unerträg Abrigen erfahren wir hierzu noch folgende Einzelbetten Bir erfuhen, ben Steufflichen Berkehr wait ans aufrechtlichen Zustand in her Neichshauptftabt ein Ende zu machen Dinier Dofer und Gübelum haben nicht etme tir bie guerbalten und alle Beziehunges& bes Staatskreid. Später merben fich bie Bege gewig wieder trennen, in bem preußische Beglerung mit beu ufurpatoren berhandelt. fonber Lern in Berlin abzulehnen. Mugenblid to man etuig in dem Biel: ert mis Rabbit- cbiglich im Auftrage ber vereinigten Eisenbahner Gewerb haftes an die Herren Kapp und von Lüttis bie förmli Dresden . 18. März 1920 Luftosherung gerichtet, unberzüglich.
Der Reidspräbent: @bert
Die Reichsreglerung
Cover Wettet Glesbert Roste 2.4 Geßler
Lie Streifparoir Berets am Sonnabend abenb befchloffen der gemeinen ble mettere usübung ber angemaßten Regierungsgeme Ipätestens bis Sonntag aachmittag& br Deatsche Gemertschaftsbund und die Arbeitsgemeinschaft freler Angestelltenverbäude, welche über fechs Bidionen bergigten unb bie bom beutichen Boll gewählten verfaffa beutfcher Arbeiter und Angeftelten sablen bie Herausgabe gebenben Berlammlungen im Reich und in Breußen clare gemetniamen Mufrufes zum Generalftreit, gegerdnet surten ere nachrüdlichen Hinweise auf Legien und Aufhäuser. The aber biefer Aufruf herbreitet pte furchtbaren Holger mor, batten bereits buuberilaufcube von Arbeitern in Berlin der anberufalls heftimmt eintretenden Stimzgarag be Tas Reich für die Reichsregierung und im gangen Reiche bie Arbeit fpontan niebergelegt famaten Eisenbahnberichte haben auf die Herren Diftatores Ueber die gegenwärtige Lage ber Regierung Beser Die beiden fazlaldemokratischen Bartelleitungen gaben einen sehr harten Eindrud gemacht, Gerr Stapp ift förmlich ber Regierung Ropp erlabren die... 2 gleichzeitig ebenfalls Buruje aur Stilllegung aller Betriebe zufammengefuufen. Doch hat ihn bies nicht abgehalten Gamtliche fübdeuffchen Regierungen und Militär berand fontingente, allo Bayern , Baben, Württemberg und gleich darauf den Herren Defer und Sübelum bas lächerlid Dis Demokratische Bartel amb die Zentrumspartel Kufinnen a ftellen in die fogenannte Regierung einz Gelien, ferner Thüringen und Sachfen, fowie Dledien erdärten fich fofort bezeit, ben Streif zu unterfügen, wo- treten!! Ratürlich haben bie beiben breugischen Minister burg, Gamburg, Bremen , und Oldenburg . haben fich burd hunderttausende box Mitgliedern der Hirsch- Dunderichen diefen Antrag Shroff zurüdgewiefen und außerbem bra gefchloffen auf bie Gelte der Nationalverfammlung und ber unb ber Chriftlichen Gewerkschaften( Rheinland !) mit dem Herrn Landfchaftedirettor in icharfen Borten fein eidbrüchig Regierung Ebert- Bauer geftellt. Neidspräsident bezt fozialdemokratijchen Broletariat eine gefchloffene front ge- und hochaerräterisches Berhalten vorgehalten. hat eine neue Berfügung erlassen, wonach
ellen Beauten verboten.
bar nenen Regierung Dienste zu leiften. Ber bielem Befeble gumiber banble, werbe bafür gir reng Ben Berantwortung gezogen werden. Ebenfo fel es wer boten, an die neue Regierung irgendwelche Gelder and zuzahlen. Der Beamte, der gegen diesen Befehl berstieke, we balur persönlich haftbar gemacht werben,
Der Unterstaatssetretär im Reichs- Finanzminifterium Dr. 6& röder, ber gegentvärtig die Geschäfte führt, hat lich baber auf den Standpunkt geftelt,
an bie neue Regierung irgendwelche Zahlungen nicht leißten an tönnen
bilbet haben.
Der Deutsche Beamtenbund hat mit erbrüdenber Mehrsufellen
helt ebenfalls fanulie Beamten aufgelabert, bie Arbeit ein
Die Beamten gehorchen nur Ebert- Bauer
bfage ber Unterstaatssekretare an app
Die Haltung der Mehrheitsparteien
Ble ble B. B. 92 erfahren, hat ber ehrheitsaus fahu ber Rationalversammlung eine ordnungsmäßige Sigung Temokratie und Bentrum, beteiligt waren. Es murbe babe einstimmig der Auffassung Ausdrud gegeben, daß der Militar putih ein perbrecherischer, mit allen Mitteln au befämpfender Berfaffungsbruc
abgehalten, an ber alle Regierungsparteten, Bogialbematratie,
Die Unterstaatsjefretäre Jämtlicher Reicheminrezten it unb elne Berftörung bes piebergehumbenben Birthdat traten heute zu einer Sitzung aufqmmen und fafften folgenden lebens, fowie bie Bebrohung des inneren und äußeren Frieben Bekhluk ber von famtlichen Unterftaatsfefretären nevlönlich Kahanta
Am Sonnabend, dem 13. März 1920, erließ die Rapp- Reg: e| rung einen Ufas, der das Erscheinen sämtlicher Zeitungen verbot. rung einen Ufas, der das Erscheinen sämtlicher Zeitungen verbot. 3weds Sicherung des Berbots wurden die Zeitungsgebäude befest, das des Bormarts" natürlich besonders gründlich. um die Gegenattion zu organisieren, versammelten sich einige Partei vorstandsmitglieder und Redakteure im Hinterzimmer eines Keller. totals am Belle Alliance- Plaz. Blößlich wurde die Tür aufgestoßen, ein paar baumfange Baltikumer erschienen und postierten sich, Gemehr bei Fuß. an den einzigen Ausgang des Lotais. Im nächsten Augenblid erschien jedoch ein Offizier, marf einen prüfenden Blick verschwand mitsamt den Bosten.
in die Stube unb
Es war an jenem Tage gerade Rennen in Mariendorf . Die Genoffen hatten Notizbücher in der Hand, auf dem Tisch lagen Banknoten. Renner, der er war, hatte der Kapp- Major fofort erfannt, daß es sich nur um
Buchmacher handeln fonnte.
Eine giraausgabe des„ Borwärts" ist am näch sten Montagmorgen erschienen. Eine Gruppe Don„ Borwärts" Redakteuren und Genossen die mit der Drucktechnik vertraut waren, drang um Mitternacht von den Baltikumposten unbelästigt, in das Vorwärts"-Gebäude ein, um das oben wiedergegebene Extrablatt herzustellen. Go ahnungslos und stupid war die
" 1
|
Baltikumbefagung, daß ste sogar um 5 Uhr morgens die am Sturz Rapps Arbeitenden mit heißem Kaffee versorgte. Erst als die Rotationsmaschinen unter Höllenlarm 15 000 Exemplare ausge fpien hatten, schöpfte der Rommandant der Bejagung, ein Hauptmann, Berbacht und ließ sich ein Exemplar herunterhoien: The er aber begriffen hatte, was los war, hatte man die 15 000 Stud, eine Refervemater und fich felbft längst über die Alte Jakobstraße in Sicherheit gebracht und in Spandau wurden weitere 20 000 Eremplare hergestellt...
In den Straßen Berlins schlug man sich um das Blatt. Schon die Tatsache, daß es erscheinen Lonnte, noch mehr fein Inhalt er. fütterte die Autorität der Kapp- Regierung.
"
Im Laufe des Montag irrte dann ein Kapp- Leutnant und drei Mann in Berlin umher, um einen Rebafteur bes ,,, Borwärts zu fuchen. Er hatte ein Blatt Papier bei sich, auf dem stand, daß der Vorwärts" wegen verbotswidrigen Erscheinens auf weitere acht Tage verboten sei. Das follte der Redakteur unterschreiben, denn Ordnung muß sein auch im Putsch! Aber der Redakteur mar nicht aufzufinden, das Schriftftüd blieb ununterschrieben, und die Rapp- Regierung felbft verlor die ganze Angelegenheit aus ben Augen. Offenbar hatte fie Wichtigeres zu tun.