Einzelbild herunterladen
 

Morgenausgabe

Rr. 125

A 63

47.Jahrgang

Böchentlich 85 Bt.' monatlich 3,60 TR. im voraus zahlbar, Boftbezug 4,32 m. einschließlich 60 Bfg. Boftzeitungs- und 72 Bfg. Postbestellgebühren. Auslands abonnement 6.-M. pro Monat.

Der Borwärts" erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend". Illuftrierte Beilagen Volk und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen"," Frauen ftimme". Technit". Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts"

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonnabend

15. März 1930

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die einipattige Ronparetezeile 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs. mart. Aleine Anzeigen das iettge brudte Bort 25 Pfennig( zuläffig met fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Pfennig, jedes meitere Mort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben Arbeitsmarkt sählen für zwei Borte. Zeile 60 Pfennig. Familienanzeigen Ze.le 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt. geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönboft 292-297 Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .

Vorwärts Verlag G. m. b. H.

Bostichedkonto: Berlin 37536. Bankkonto: Bank der Arbeiter. Angestellten und Beamten. Wallitr 65. Dt Bu Disc.- Gei.. Depofitenkafle Lindenstr. 3.

Kulturvernichter

Hakenkreuz und Reichswehr Safentresole furnichter

Hochverräterische Umtriebe der Nationalsozialisten. - Neue Verhaffungen.

Zur Verhaftung von Reichswehroffizieren in Ulm teilt nunmehr WTB. mit: Das Reichswehrministerium hat vor einiger Zeit durch Meldungen aus der Truppe erfahren, daß einige junge Offiziere im nationalsozia. listischen Sinne zu wirken versuchten. Da diese Versuche rechtzeitig bemerkt und abgestellt worden sind, haben sie sich auf wenige Personen beschränkt und keine Bedeutung gewinnen tönnen.

Das Reichswehrministerium hat die Angelegenheit der Reichsanwaltschaft übergeben; diese hat zwei Leutnants des Standortes Ulm und einen ehe. maligen Offizier verhaften lassen. Die weitere Bearbeitung der Sache liegt in der Hand der Reichsanwaltschaft.

*

Die Namen der aktiven Offiziere sind noch nicht befannt, bei dem ehemaligen Offizier handelt es sich um einen Ober­

leutnant a. D. Bendt.

Die Hugenbergsche Nachtausgabe" nennt die Verhaftun= gen ,, übereilte Entscheidungen", fie spricht von falschen Ge­rüchten über Rechtsputschpläne" und findet schließlich ben Dreh: Lintspolitische Propaganda, partei.. politische Agitation im übelsten Sinne."

Es handelt sich so sehr um linkspolitische Propaganda", daß die Linkspresse diese Tatsachen, die ihr seit Tagen, befannt waren, nicht veröffentlicht hat, um feine Ge rüchtbildung hervorzurufen. Es ist der Gipfel der Dreistigteit, über linkspolitische Propaganda" zu schreien, wenn Rechts putschiften aus dem Offizierkorps der Reichswehr unter der Antlage des Hochverrats verhaftet werden müssen!

Das Hugenberg- Organ behauptet dreift und gottesfürch tig, nach dem Erlaß seien übereilt auf Gerüchte hin einige Berhaftungen vorgenommen worden. In Wahrheit war der Erlaß die Folge der Verhaftungen und der Auf­dedung planmäßiger nationalsozialistischer Zerlegungsver­fuche im Offizierforps der Reichswehr.

berg bemüht, die Angelegenheit zu bagatellisieren, fie zu Man sieht, wie sich das Organ des Herrn Hugen verschleiern, fie als Propagandamanöver der Linken hinzu stellen. Das Organ des Herrn Hugenberg sucht De dung zu schaffen für hochperräterische Umtriebe. Die Nationalsozialisten gehören zum Bloc des Herrn Hugen bergman versteht, warum die Organe des Herrn Hugen­berg sich so gefliffentlich bemühen, von dem Treiben ihrer Freunde abzulenten.

Im übrigen handelt es sich nicht um einen einzigen Ein­zelfall, sondern um den systematischen Bersuch der Nationalsozialisten, im Offizierkorps der Reichs wehr Bundesgenossen für einen Rechtsputsch zu finden. Der Grlaß des Reichswehrministers läßt das deutlich genug

erfennen!

Neue Verhaftungen.

München , 14. März.( Eigenbericht.)

In den letzten Tagen sind immer wieder Gerüchte lauf geworden, In den letzten Tagen sind immer wieder Gerüchte lauf geworden, Garnisonen wegen Verfeuchung des Heeres mit natio­die von einer Berhaffung von Reichswehroffizieren in bayerischen nalfo3iatiffifcher Propaganda wiffen wollten. Die zu­fländigen Stellen beschränkten fich darauf, auf alle, Anfragen jede Auskunft beharrlich zu verweigern. Indes ist Tatsache, daß im Zusammenhang mit der fürzlich erfolgten Verhaftung eines national fozialistischen Sturmtruppführers in Kaffel ein furz zuvor aus der Das Hugenberg- Organ behauptet weiter, daß das Reichswehr in Ulm ausgeschiedener Oberleutnant und zwei jüngere Reichswehrministerium die ganze Angelegenheit Reichswehroffiziere der Ulmer Garnison am Dienstag hinter Schloß für bedeutungslos halte. Das ist eine Auslegung: und Riegel gesetzt wurden. Das bei ihnen gefundene reichlich das. Reichswehrministerium erklärt, daß die Bersetzungs- belastende material wies nach München , Ingolstadt versuche teine Bedeutung gewinnen fonnten, meil durchgegriffen wurde. Der Reichswehrminister und Regensburg , wo weitere Berhaftungen von hat die Angelegenheit so wenig für bedeutungslos gehalten, Reichswehrangehörigen, aber auch von Personen außer daß er seinen aufsehenerregenden Erlaß dagegen halb des Heeres zum Tell vollzogen wurden, zum Teil un­herausgegeben hat! mittelbar bevorstehen

Rückzug der Sowjetpolitik.

Restlose Aufgabe des Stalin - Kurses.

Kowno , 14. März.( TU.)

Wie aus Moskau gemeldet wird, hat am Freitag das Präsidium des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion unter Vorsitz Stalins folgende Beschlüsse gefaßt:

Diese Beschlüsse sind erzwungen durch die schwere Ge­fahr, mit der die Aussaattampagne durch die bisherige Bo­litit der Kollektivifierung bedroht ist. Sie sollen für die Zeit bis zur nächsten Ernte Beruhigung schaffen, um eine Ernährungstatastrophe zu vermeiden.

Nachdem die Sowjetbehörden bisher die individuellen Die Beschlüsse bestätigen offiziell die Kursschwentung der Bauernwirtschaften zwangsweise aufgelöst haben, hat Stalinschen Politik, sie sind bezeichnend für die Unsicherheit die Partei festgestellt, das eine solche Kollekti. der wirtschaftlichen und politischen Lage der Sowjetunion , visierung nicht mehr den Interessen der in die der Stalin - Kurs hineingeführt hat. Partei entspricht. Die Partei verlangt, daß die Auf­lösung der individuellen Bauernwirtschaften nicht mehr zwangsweise, sondern nur noch freiwillig er folgen dürfe. Das Politbüro der kommunistischen Partei der Sowjetunion hat beschlossen:

1. Sofortige Einstellung sämtlicher Maßnahmen gegen die individuellen Bauernwirtschaften.

2. Sämtliche Märkte sollen sofort ge öffnet werden. 3. Die Schließung von Kirchen soll sofort eingestellt werden, weil eine Schließung der Kirchen nur freiwillig mit Erlaubnis und Zustimmung des Pfarrers zustande kommen darf.

*

Das Zentralfomitee der PPR. hat die Gedankengänge des Stalinschen Artikels zu Beschlüffen verdichtet. Diefe e ſchlüſſe bedeuten einen völligen Rückzug der Sowjetpolitit pon dem Kurse des Terrors auf dem Lande.

Kapp- Putsch - Neue Putschgefahr!

Die Berliner Sozialdemokratie ruft zu einer

|

Frick zerstört die Volkshochschule .

Von Alfred Braunthal ,

Daß die Nationalsozialisten der Hort der schwärzesten po­litischen Reaktion sind, weiß man zur Genüge. In dem Augenblick aber, in dem sie in einem Lande zur Macht ge­fommen sind, zeigt es sich, daß sie auch der Hort der [ ch wärzesten Kulturreaftion find. Was heute in Thüringen vom Butschisten Frid als ,, Boltsbildungs" minister, aber unter der Mitverantwortung der Deutschen Bolkspartei, an fultureller Barbarei verbrochen wird, übertrifft die schlimmsten Erwartungen..

von der Bolkshochschulbewegung an aufbauender In feinem Lande Deutschlands ist auf so engem Raum Rulturabeit so viel geleistet, an schöpferischen Kräften soviel geweckt worden wie in Thüringen . Die Voltshochschule Thüringen , auf altem Kulturboden entstanden, in einec Stadt ihr Zentrum findend, in der sich die geistigen Kräfte einer hochqualifizierten Arbeiterschaft( 3eiß!) mit einer alten Universitätstradition glücklich verbanden, errang rajch eine führende Stellung in der ganzen Volkshochschulbewegung Deutschlands und steht bis zum heutigen Tage im Mittelpunkt der kulturellen Bestrebungen und Richtungsfämpfe innerhalb der deutschen Volkshochschule . Das ihr angeschlossene Bolts­hochschulheim Dreißigader hat den pädagogischen Ruf der deutschen Volkshochschule in alle Welt getragen. Unter der Leitung des hervorragenden Pädagogen Weitsch bild für das ganze Meß von Volkshochschulheimen, das sich wurde es in pädagogischer Beziehung zum Muster und Vor­feitdem in Deutschland ausgebreitet hat. bild für das ganze Meg von Boltshochschulheimen, das sich

Und eine weitere große Leistung hat Thüringen auf dem Gebiete des Volkshochschulwesens hervorgebracht, die der sozia­liftischen Arbeiterschaft Deutschlands besonders ans Herz ge= machfen ist: die Heimo oltshochschule Tinz, die lange Zeit die einzige und auch heute noch die größte sozia­liftische Heimschule Deutschlands iſt. Eine Generation pont Linzern" ist schon aus dieser Schule hervorgegangen. An vielen hervorragenden Stellen des öffentlichen, des Partei­und Gewerkschaftslebens stehen heute schon Menschen, die durch diese Schule hindurchgegangen sind. In jeder deutschen Stadt hat eine Reihe tüchtiger Funktionäre der Arbeiterbewe­gung diese Schulung genoffen. Ueberall hat sich gezeigt, mie eine solche Schule dazu beiträgt, den Blick des Funktionärs der Arbeiterbewegung zu weiten, wie sie ihn dazu erzieht, höchste Attivität in seinem Birkungskreis mit dem Nach­denken über die großen sozialen, wirtschaftlichen und ful­turellen Probleme unserer Zeit zu verbinden.

Mit der Boltshochschule Thüringen mußte sich die Sozialdemokratie zwar oft auseinanderseßen. Sie fonnte sich mit gewissen neuromantischen Strömungen, die dort stellenweise überwogen, nicht einverstanden erklären. Sie hatte oft genug an der Bolkshochschule Thüringen eine allzu enge Auslegung des Begriffs der ,, Neutralität" zu rügen, die der fozialen Lebenssphäre und Weltanschauung des größten Teils ihrer Hörer nicht Rechnung trug. Aber die große ful­turelle Bedeutung der Volkshochschule für die arbei­tende Bevölkerung wurde von uns immer anerkannt. Der politischen Unterstützung der Sozialdemokratie war die Volkshochschule Thüringen immer gewiß. So förderte unser

Genoffe Greil als Volksbildungsminister nicht nur die Thüringen , und auch seine Nachfolger, der Volksparteiler Heimvolkshochschule Tinz , sondern auch die Volkshochschule Leutheußer und der Demokrat Paulssen, hielten an dieser freundlichen und verständnisvollen Einstellung gegen­über der Volkshochschule Thüringen fest und fanden sich auch mit dem Weiterbestehen der Heimvolkshochschule Tinz ab, nachdem Leutheußer feststellen mußte, daß ein Abbau von Tinz auf unüberwindliche verfassungsrechtliche Schwierigkeiten stoßen würde.

Und dieses ganze große Werf der Erwachsenenbildung in Thüringen soll nun mit brutaler Faust zerschlagen werden! Der Volkshochschule Thüringen , die in Stadt und Land eine

großen Kundgebung mermübliche Arbeit leiftet, in 18 Städten örtliche Bolkshoch am Sonntag, dem 16. März 1930, vormittagschulen unterhält und durch 15 Kreisberater das flache Land 11 Uhr, nach der ,, Neuen Welt", Hasenheide. Redner: Carl Severing , Otto Wels

Parteigenossen, Arbeiter Berlins , erscheint in Massen! Der Bezirksvorstand.

[ ichen Zuschüsse gestrichen werden, ebenso der Kulturarbeit durchdringt, sollen sämtliche staat. Boltshochschule Dreißigader und den drei Wirtschafts­schulen( in Gotha , Jena und Altenburg ), in denen wichtige Arbeiterbildung geleistet wird; der Staatszuschuß für die

Simbolkshochschule Ting soll auf ein Drittel herabgefeßt mer­den, womit sie natürlich zum Absterben verurteilt würde. Diese legte Maßnahme ist besonders schlau eingefädelt. Man weiß,