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Neuer Sturm ums Gefrierfleisch. Sunke, der Bötter verbindet.

Warum der Wahnsinn der Einfuhrsperre verhindert werden muß.

Die Zollerhöhung vom Dezember für Schlachtvieh genügt den Agrariern nicht. Die Grüne Front" läuft auch wieder gegen die an sich schon auf 50 000 Tonnen gedrosselte Gefrier fleischeinfuhr Sturm. Das Volk muß sich mehren. Die Gefrierfleischeinfuhr kann scheinbar nicht zur Ruhe kommen. Obwohl seit dem 1. Mai 1928 die Einfuhrmenge auf 50 000 Tonnen pro Jahr festgesetzt ist und obwohl durch die Reichsregierung im Jahre 1923 die erleichterte Einfuhr bis zum Jahre 1933 gefeßlich zugesichert wurde, sind bereits wieder sehr maßgebende und einfluß reiche Kräfte am Wert, auch diese noch verbleibenden 50 000 Tonmen Gefrierfleisch dem deutschen   Verbraucher zu entziehen. Ohne Rüd­ficht auf die Verbraucherinteressen soll die erleichterte Gefrierfleisch­cinfuhr noch vor dem Jahre 1933 restlos unter­bunden werden.

Selbstverständlich sieht Gefrierfleischeinfuhr vom Standpunkte der Landwirtschaft anders aus als vom Verbraucherstandpunkt. Die von privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten diftierte Einstellung darf nicht verwechselt werden mit dem voltswirtschaftlichen Interesse.. Solange in einem Staat die einzelnen Wirtschaftsgruppen gezwun­gen sind, zusammenzuleben, solange müssen sie versuchen, ihre Sonderinteressen mit denen der anderen Gruppen in llebereinstim mung zu bringen.

Die Vertreter der Landwirtschaft behaupten, infolge der Gefrierfleischeinfuhr sei die Landwirtschaft nicht in der Lage, die Fleischerzeugung fo zu steigern, wie dieses zur restlosen Bedarfs deckung erforderlich sei, meil die Gefrierfleischeinfuhr die Rinder preise so niedrig halte, daß die Viehhalter keine Rentabilität finden. Hier wird offen zugegeben, daß es sich für die Landwirtschaft nicht um ein Mengenproblem, sondern um ein Preisproblem handelt.

Die Verbraucher sollen gezwungen werden, deutsches Rindfleisch um jeden Preis zu essen, deshalb soll die Gefrierfleischeinfuhr verboten werden. Die. Landwirtschaft will auf Kosten der Verbraucher ihre wirtschaftliche Lage verbessern.

Der Fleischverbrauch ist in Deutschland   im Jahre 1928 auf 54,5 Kilogramm pro Kopf gestiegen. Er ist also noch weit hinter jenen 72 Kilogramm zurüdgeblieben, die wissenschaftlich für den arbeitenden Menschen gefordert werden. Trotzdem ist nach den vorliegenden Statistiken der Freischverbrauch im Jahre 1929 wieder, und zwar auf 52,5 kilogramm, zurüd­gegangen. Aus den gewerblichen Schlachtungen und dem Ein­fuhrüberschuß flanden im Jahre 1929 mir 47,068 gegen 48,416 Ailogramm in der gleichen Zeit des Borjahres pro Kopf zur Ber­ftigung. Der Fleischverbrauch ist also 1929 weiter zurüd­gegangen, und zwar um 2,8 Pro 3.

Wird die Gefrierfleischeinfuhr verboten, dann wird der Fleisch­verbrauch noch weifer zurüdgehen, weil ein großer Teil unserer industriellen und großstädtischen Bevölkerung den hohen Preis für Frischfleisch nicht bezahlen kann. Wie die Berbraucher vom teuren Schweinefleisch zu billigem Rindfleisch abwandern, so nehmen heute die geringbefoldeten und minderbemittelten Kreise ihre Zuflucht zum Gefrierfleisch. Sperrt man die Gefrierfleisch­einfuhr, dann schließt man diese Kreise vom Fleischgenuß überhaupt aus, ohne indessen den Abnehmerkreis für deut­sches Rindfleisch vergrößern zu fönnen. Man vergrößert zwar die Not der Minderbemittelten, schafft aber der Landwirtschaft feine Erleichterung.

Trotz wiederholter Erhöhung der Bieh- und Fleischzölle in den letzten Jahren und trotz sehr starker Einschränkung der Gefrier­fleischeinfuhr sind die Klagen der deutschen   Landwirtschaft nicht geringer geworden. Aber die Reichsregierung hat neben der Förderung der landwirtschaftlichen Interessen auch noch ein tlein wenig auf die Interessen der großen Verbraucher.

Die Konsequenzen ziehen!

Aus der fommunistischen Schlappe bei der BBG. Das Mostaublatt gibt im Anschluß an das Wahlergebnis der Berfehrs- A.- G." die Barole aus, mit aller Rüdsichtslojig reit, mit bolfchemistischer Entschiedenheit die Konfe­

quenzen zu ziehen.

., Es besteht kein Zweifel daran: Der Mißerfolg ist bis zu einem gewissen Grad auf Mängel und Fehler in der Arbeit des roten Arbeiterrats, der Gewerkschaftsopposition und der Kommunistischen Partei in der Verkehrs- A.- G. zurückzuführen. In der Hauptsache handelt es sich hier um opportunistische Fehler, daneben um Set­tierertum und ungenügende revolutionäre Massenarbeit."

Besonders im Fordern glaubt man zu wenig revolutionär ge­wesen zu sein.

,, Wir haben auch bei Aufstellung von Forderungen nicht immer und nicht in allen Fällen das ausgesprochen, was die große Masse der Belegschaft für richtig und notwendig hielt."

Alles das, was das Blatt vor der Wahl als einzig richtig ausgegeben und verfochten hat, ist also hinterher weil die ganze unglaubliche Heizkampagne gegen die BBG. den gegenteiligen Erfolg hatte, falsch gewesen. Wenn jetzt aus dem Wahlergebnis mit aller Rücksichtslosigkeit die Konsequenzen gezogen werden sollen, werden auch unsere Gewerkschaftsgenossen es nicht versäumen dürfen, die Konsequenzen für die gewerkschaftliche Organisation zu ziehen, ſelbſt auf die nicht zu fürchtende Gefahr hin, deswegen in der Roten Fahne" beschimpft zu werden.

Wir haben unsere freigewerkschaftlichen Organisationen nicht in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut, um sie jetzt von den Moskauer  Mamelucken im Bunde mit den revolutionären" Unorganisierten zerschlagen zu laffen. Aus dieser Entschlossenheit ergeben sich ohne weiteres die Konsequenzen für die auf dem Boden der Amsterdamer Gewertschaftsrichtung stehenden Arbeiter der Berliner   Verkehrs- A.- G.

Waffer:, Boden- und Lufthygiene. Ein Gang durch eine wissenschaftliche Landesanfalt. Die Mitglieder und die Gäste der Arbeitsgemeinschaft für Forst. schutz und Naturkunde( Arfo) hatten durch einen Besuch der Breu­Bischen Landesanstalt für Wasser, Boden und Lufthygiene in Berlin- Dahlem   anregende und in höchstem Maße belehrende Stunden.

Abteilungsdirektor Prof. Dr. Wilhelmi erörterte zunächst die Aufgaben der Landesanstalt, die vor 28 Jahren, als Abwasserbeseitigung und Trinkwasserversorgung neue Formen an­nahmen, auf Wunsch der Städte und der Industrie als wissenschaft. liches Institut entstand. Städte und Industrien haben die Anstalt auch reichlichst unterſtügt. Jest   jedoch unterhält sie sich zum größten

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masse Rücksicht zu nehmen, die besonders bei schlechter Wirtschafts: lage nicht in der Lage ist, die fortgesetzten Erhöhungen der Lebens mittelzölle und der Berbraucherabgaben abwälzen zu können. Die Einfuhrsperre bringt sicher eine erhebliche Schädigung der groß­städtischen Verbraucher, wogegen der Nutzen für die Bieherzeuger gleich null ist.

Reichsernährungsminister Dietrich hat selbst

in seiner Broschüre Ein Jahr Agrarpolitit" folgendes gesagt: Auf die Beseitigung des zollfreien Gefrierfleischfontingenta wird m. E. von landwirtschaftlichen Kreisen eine Anstren gung gerichtet, die diese Angelegenheit nicht wert ist. San­delt es sich dabei doch nur um 1 bis 2 Proz. der gesamten in Deutschland   verbrauchten Fleischmerge, monon der Haupttoit nicht in den freien Verkehr kommt, sondern an Kommunen und Konsumvereine abgegeben wird. Der Preisdrud von dieser Seite fann also nur unbedeutend sein. Mit Rücksicht auf die minder bemittelte Bevölkerung fann vorläufig noch nicht auf die Einfuhr von billigem Gefrierfleisch verzichtet werden. Es ist auch fraglich, ob den Interessen der Landwirtschaft mit einer Aufhebung des zollfreien Kontingents gedient märe."

In der Tat betrug die Gefrierfleischeinfuhr in den besten Bei­ten, als die Einfuhr noch vollständig frei erfolgen fonnte, nicht mehr als 2 kilogramm pro Kopf und Jahr. Sie ist inzwischen auf 1 Rilogramm pro Kopf und Jahr zurüd gegangen. Was dem Bauern nicht schadet, heißt hungern für die Hermften.

Wie hat nun die Gefrierfleischeinfuhr auf die deutschen  Bichbestände gemirti?

Die beste Aufklärung darüber gibt die Gegenüberstellung der Bichbestände in den Jahren 1913 bis 1928. Der Rindvichbestand betrug:

1913. 1928 1929

"

18 474 377 Stüd

18 414 136

"

.

18 008 429

"

Danach ist der Rindviehbestand gegenwärtig wieder annähernd so hoch wie im Jahre 1913. Die Biehhaltung ist also durch die Gefrierfleischeinfuhr durchaus nicht geschädigt worden. Dagegen hat die Gefrierfleischeinfuhr den deutschen  Biehbestand geschont und überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen, ihn wiederum auf diese Höhe zu bringen. Gleichzeitig fonnte durch die Gefrierfleischeinfuhr in den verflossenen zehn Jahren die Fleisch­versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden. Auch heute noch wäre die Gefrierfleischeinfuhr im Umfange von mindestens 120 000 Tonnen jährlich notwendig, um die Be­völkerung mit Fleisch zu angemessenen Preisen qusreichend ver sorgen zu fönnen. Nicht eine Herabsetzung, sondern eine Erhöhung der billigeren Gefrierfleischeinfuhr wäre zu einer ordnungsmäßigen Ernährung der Bevölkerung notwendig, nachdem der Fleischver brauch wieder rückgängig ist und erst 52,5 Kilogramm pro Kopi gegen die notwendigen 72 Kilogramm beträgt.

Soll die Leistungsfähigkeit der deutschen   Industriearbeiter er­halten bleiben, dann ist eine Steigerung des Fleischverbrauchs gerade bei den arbeitenden Schichten notwendig. Der Fleischbedarf des Arbeiters ist durch die stärkere Industrialisierung und Rationali­fierung heute erheblich größer.

los

Gefrierfleisch wird im kleinhandel rund 30 Proz billiger als Frischfleisch verkauft. Dieses Fleisch den großstädtischen Berbrauchern zu entziehen, bedeutet nichts den großstädtischen Verbrauchern zu entziehen, bedeutet nichts anderes, als ihnen einen Teil ihres Einkommens weg­nehmen. Die minderbemittelte großstädtische Bevölkerung ist heute mindestens ebenso schuhbedürftig wie die deutsche Landwirt­fchaft. Sie fann verlangen, daß die Reichsregierung und der Reichstag   auch für sie da sind.

Teil selbst, durch Abgabe gebührenpflichtiger Gutachten. Wenn nämlich bei irgendeiner Stadt mit den Kläranlagen, den neuen Wasserwerfen usw. etwas nicht stimmt, wird von der Anstalt cin Gutachten eingefordert. Auf diese Weise wird praktische Arbeit geleistet. Darüber hinaus pflegt man die wissenschaftliche Forschung beamte, Sanitätspersonal aus. und übt auch noch eine Lehrtätigkeit für Kreisärzte, Meliorations­Die Aufgabe der Anstalt ist also nicht mir eine hygienische, sondern auch eine wirtschaftliche und, soweit Naturschutz in Frage fommt, auch eine ethische.

Abteilungsleiter Prof. Dr. Helfer besprach in feinem Referat über Wasserverunreinigung und Naturschuß beson­ders die Maßnahmen, durch die man bei der Anlage von Klär anlagen zugleich dem Natur- und Vogelschuß dienen fann. Durch Bilder zeigte er, wie man Kläranlagen zweckmäßig und unzweckmäßig in das Landschaftsbild bringt. Die Kläranlage foll dem Auge möglichst unsichtbar sein. Am besten ist es, wenn man sie im Wald verstecken kann. Wenn das nicht angängig ist, soll man sie wenigstens mit Anpflanzungen umgeben. Diese Anlagen, wie sie der Ruhrverband, der sehr viel zur Reinhaltung der Ruhr tut, angelegt hat, tönnen ideale Bogelschußgehölze werden.

Interessante Ausführungen machte Dr. Peus über Natur schuh   und die Bekämpfung der Wald- und Wiesen mücken. Die Hausmüden überwintern im Keller; man fann sie leicht befämpfen. leicht bekämpfen. Anders aber verhält es sich mit der Sommer bekämpfung der Stęchmücken. Man bekämpft sie wirkungsvoll, wenn man ihren Larven die Möglichkeit des Atmens unterbindet. indem man das Wasser mit einer dünnen Delschicht überzieht. Die Larpen fallen hierdurch in wenigen Stunden dem Erstickungstod und der Bergiftung anheim. Mitunter aber ist die Stechmüdenplage eine derartige Last, daß fich eine radikale Geländeumgestaltung empfiehlt. Grober Unfug ist es natürlich, mena städtische Vers waltungen alle Teiche einfach mit Del übergießen lassen. Sie schädigen dadurch alles mögliche andere Leben und vernichten die. Stechmüden nicht, die mur in fleinsten Tümpeln zu Hause sind. An der Oftjee ist marcher Badeort durch die Stechmückenplage wirtschaft: lich geschädigt, und dort gilt es, einen vernünftigen Ausgleich zu finden, bei dem man Notwendigkeit und Folge genau mileinander abwägt. Auf die Unterſtükung durch die Vögel fann man sich nicht allein perlaffen, denn die Bögel freffen nur wenig Stechmücken und verringern fie daher nicht wesentlich.

leber Industrieabaafe und FortJchu sprachen Prof. Dr Tiegs und Dr. Liesegang. Durch Berunreinigung der Luft kann man theoretisch piele Schädigungen der Vegetation nachweisen, praktisch tommen aber nur geringe Schädigungen vor. Die ich meflige Säure, die den Wafferhaushalt der Bilanzen ftört, führt praftisch zu einer Bertrocknung. Die gleiche Erscheinung tritt auch ein, falls der Grundwasserstand sich sentt. Man muß daher mit den Behauptungen über die verheerenden Wirkungen von Rauchschäder sehr vorsichtig sein. Aus wirtschaftlichen Maßnahmen werden sie schon von den Fabriken selbst bekämpft, und manche Gas­und Säureentwicklung, mit der man früher nichts anfangen fonnte, wird heute wiederum ausgenußt und dem Broduktionsprozeß bis zum allerletzten Rest dienstbar gemacht.

An die volkstümlich gehaltenen Borträge schloß sich ein Rund. aana durch die Anstalt, die durch ihr reiches Anschauungsmaterial neue Belehrungsmöglichkeiten bot.

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Arbeiterfunk- Feierflunde in der Krolloper.

Fast allzu bescheiden nannte sich eine Veranstaltung des letzten Sonntags ,, Arbeiterfunttag 1930", die in ihrer Gesamtheit zu den schönsten Veranstaltungen der Arbeiterfulturbewegung dieses Binters zu rechnen ist. In erster Linie ist das dem Reichsinnen­minister Severing und jenen hervorragenden Berliner   Künstler: zu danken, die sich in uneigennütziger Weise in den Dienst der guten Sache gestellt hatten. Die ganze Veranstaltung wurde durch Rund­funt übertragen.

Reichsminister Severing begann seinen Vortrag mit der humorvollen Feststellung, daß auf einer Veranstaltung, die dem Rund­funt gewidmet ist, diesmal nicht wie üblich ein Bestreter der technischen Wissenschaft, sondern er als Zenfurminister spreche. Auch der Rund­funt ift noch einer Zenjur unterworfen, die in Deutschland   notwendig sein wird, so lange nicht Lessings hohes Toleranzideal verwirklicht ist. Die Rundfunkhörer müssen zu gegenseitiger Duldsamkeit erzogen werden. So lange dieses Ziel nicht erreicht ist, sind die Rundfunk­übermachungsausschüsse unentbehrlich. Der Rundfunk soll doch gerade der Verständigung der einzelnen Teile unseres Bolles und weiter der Völkerversöhnung dienen. Nur dürfe man Bölkerversöhnung nicht mit geistiger Kirchhofsruhe gleich stellen. Der Minister weist mit eindringlichen Worten auf den guten 3med der Veranstaltung, Arbeitslosen Rundfunkgeräte zu beschaffen, hin und sagt: Unsere Gegner haben die Veranstaltung als Freidenfer tundgebung bezeichnet. Wie aber auch die persönliche Einstellung der Zuhörer sein mag, der 3med ist einem Stück praktischen Christen­tums gleichzustellen. Oder ist es nicht wertvoller, chriftlich zu handeln als vom Christentum zu reden.( Starter Beifall.) Man hat uns ferner porgeworfen, wir störten den Boltstrauertag. Das er­scheint uns allen als unmöglich. Auch wir sind heute bei unseren Toten, aber die beste Gefallenenehrung besteht doch wohl darin, daß wir, wie hier die Lebenden bitten und ermahnen, es nicht zu neuen Kriegen kommen zu lassen, damit nicht spätere Geschlechter über die in einem neuen Weltkrieg Fallenden trauern müssen. Gerade der Rundfunk ist berufen, diese hohe fittliche Mission zu erfüllen, Brüden zu allen anderen Nationen zu fchlagen und mit ihnen gemeinsam im Dienst der Brüderlichkeit, der Mensch­lichkeit, der Völkerversöhnung und des Bölkerbundes zu arbeiten.

Unter den fünstlerischen Darbietungen stellte die Verlesung eines Briefes von Rosa Luxemburg   aus dem Gefängnis durch Agnes Straub   den Höhepunkt des Gebotenen dar. Gertrud Eysoldt  brachte Walt Whitmans herrlichen Hymnus des internationalen.Ge­danfens: ,, Gruß an die Bölker" zum vollen Tönen. Nicht minder start und eindrucksvoll brachte Theodor 200s Verhaerens Arbeit" zum Ausdrud. Mit der suggestiven Kraft, die ihm gegeben, sprach Alfred Beierle   Freiligraths   Apotheose des geistigen Arbeiters: Requiescat", und weiter die von Béranger dichterisch ,, Die heilige Allianz der Bölker", geformte Bölferbundsidee: Franziska Kinz   unterstrich Rilkes ,, Delbaumgarten" wirfungs­voll durch dramatische Geste und Heinrich George   lieh 3erfaß ,, Sieg der Freude" seine starte Männlichkeit. Besten Lobes mert Sinfonieorchester des Deutschen ujiterverbandes unter der Leitung von Alexander 3enfar. Die tänzerische Leichtigkeit des dritten Satzes der 6. Sinfonie von Tschaikowiti gelang ihm ebenso gut wie der heroisch­dramatische Ernst der Beethovenschen Egmont" Duvertüre.

mar das

Ohne Auto durch Afrika  ."

murde.

Das Auto, dieser moderne Siebenmeilenstiefel, führt den ele­ganten Reisenden auf das bequemste rund um die Welt. Wenn man aber zu Fuß geht, hat man gar mannigfache Strapazen zu ertragen, doch ist man der Landschaft näher, und mit den Menschen wird man wirklich bekannt. Das zeigt der neue Afrifafilm recht deutlich, der bei einer Matinee der Sozialistischen Arbeiterjugend Groß- Berlin im vollbesetzten höbus- Balast vorgeführt Jam Borgstädt drehte diesen Film, der uns von Dschibuti   nach Dire Daua   und von dort über Harrar nach Addis­Abeba führt. Lernt man erst die vollgepferchten Bagen der äthio­ pischen   Eisenbahn fennen, wird man später 3euge der beschwer­lichen Wanderungen in die Negerländer am Matjigebirge und im Bafo- Hochland. Ueber Wolamo, Kambata und Ost- Guragi geht es dann zurück nach Addis- Abeba. Dabei kommt die Expedition durch Urland, das vorher wohl faum von eines Europäers Fuß betreten wurde. Wir lernen die Lebensweise der Mossi- und Tin- tin- gei­Neger kennen und sehen ferner, wie fleißig überall der Neger iſt. Bir gewahren, wie die bessinier, die so stolz auf ihr Urdhristentum find, frei und offen als Stlavenhalter auftreten. Unterschiedlich find fie in ihren Kulturen, die Abessinier, die Galla und die verschiedenen Negerstämme, aber ihre Arbeitsmethoden sind alle so primitiv, daß sie ihnen nur eine ganz anspruchslose Lebenshaltung gestatten. Die Verkehrsmittel sind mitunter derartig unzulänglich, daß sie Men­schenleben gefährden, wie die aufgeblasene Ziegenhaut, die als Fähre" über den reißenden Senti- Strom dient. Das alles wird uns in schönen, klaren, stets eindrucksvollen Bildern geschildert. Wir bewundern die romantische Landschaft am Hawaschfluß. wir be­trachten die Hausarbeit im einsamsten Negerdorf, und wir tauchen unter in dem Gewimmel von Addis- Abeba  , dieser Großstadt, die fein System in ihren Fußgängerverfehr brachte, in dem sich der einzelne fortbewegt mit einer findlichen Freude am Gedränge und Geschiebe. Dieser Film ist ein Geschenk an alle die Menschen, die nicht nur sehen, sondern auch lernen wollen.

Der zweite Film 3m Schatten der Maschine" ist eine wundervolle Filmmontage. Sie zeigt die Maschine als Diener, als Helfer, als Herr des Menschen, als ein ungeheures Machtmittel der Arbeitgeber.

Sächsische Metallindustrielle fündigen.

Die Bereinigung der Berbände fächsischer Metallindu­strieller in Chemnih hat den Manteltarif für die sächsische Metall­industrie zum 30. Juni 1930 gekündigt.

Eisenbahnstreit in Argentinien  .

Buenos Aires  , 17. März. Der Eisenbahnverkehr gerief in ganz Argentinien   in­folge der ständigen Streifs und Sabotageatte ins Stoden. Die Lebensmittelzufuhr in die Städte fiößt auf Schwierig. feifen, namentlich das notwendige Mehl kann den Bädereien nicht rechtzeitig zugestellt werden.

Zeilstreif bei Sfoda in Pilsen  .

In den Stodawerfen haben vier Abteilungen die Arbeit eingestellt, weil Vertreter der Arbeiterschaft bei den Berhandlungen über verschiedene Angelegenheiten ständig auf eine spätere Beit vermiesen wurden und nach Meinung der Vertreter der Arbeiterschaft durch diese Verzögerungen wichtige Arbeiterintereffen gefchädigt mürden.