Ausbau der Berufsschulen.
Die Forderung des Tages.
In der Montagfißung des Bandtags gedachte zunächst Bräfi| bent Bartels in einem Nachruf des am Montag vormittag plöglich verstorbenen Abg. Otto Charlottenburg( Dem.), den das Haus stehend anhört.
Hierauf gibt Abg. Ladendorff( Wirtsch.- P.) außerhalb der Tages. ordmung eine Erklärung ab, in der er sich auf die in einer früheren Landtagssigung gemachten Mitteilungen des Ministerpräsidenten be zieht, wonach der Vertreter der Wirtschaftspartei bei Verhand fungen über ihren evtl. Eintritt in die Regierung diefen Eintritt mit der Begründung abgelehnt habe, daß die Wirtschaftspartei fich damit des wirksamsten Agitationsmittels begebe. Diese Mitteilungen, die auch im Reichstag der Abg. Lipinski( Soz.) wiederholt habe, feien unzutreffend. Hierauf wird die zweite Lesung über den
Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung beim Abschnitt„ Gewerbliches Unterrichtswesen" fort gefeßt. bg. Duddins( Komm.) erklärt, daß die angestrebte Reform der Gewerbelehrerausbildung nur Sand in die Augen der Arbeiter fei und deshalb von seiner Fraktion abgelehnt werde. Abg. Heidenreich( D. Vp.) stimmt der Reform der Gewerbelehrerausbildung zu, die neben praktischer Ausbildung den Lehrern auch betriebswissenschaftliche Kenntnisse übermittelt. Eine BollEine Boll atabemisierung sei abzulehnen. Hier sei Gelegenheit, in das Be rechtigungswesen eine Bresche zu legen.
Seine
Abg. Kohrt( Wirtsch.- P.) hält grundsätzlich die Vereinheitlichung der Gemerbelehrerausbildung für notwendig. Bor einer Ueber akademisierung fei jedoch zu warnen, und langjährige praftifche Tätigkeit in Gewerbebetrieben müsse Voraussetzung sein. Frattion stimme der Reform zu, lehne aber die fechsfemeftrige Aus bibung ab. Ein Eingriff des Ministers in die Koalitionsfreiheit des Handwerks müsse scharf zurückgewiesen werden.
Handelsminister Dr. Schreiber
erflärt dazu, daß ihm ein Eingriff in die Koalitions freiheit bes Handwerts fern liege. Es gebe nur einen Stand, in dem ein Roalitions3 wang besteht, und das sei beim Handwert durch die Innungen der Fall. Er müffe fich aber dagegen wenden, baß sich 3 wangsinnungen politisch betätigen. Es sei unzulässig, daß Mitglieder, die zwangsweise den Innungen beitreten müffen, politifchen handwerterbünden zuge führt werden. Was würde wohl die Wirtschaftspartei zu der Er richtung von Zwangsgewerfichaften sagen?
-Abg. Kniest( Dem.): Wenn man, wie die Wirtschaftspartei, bas Handwerf bauernd in feiner Ertragsfähigefit herabfeßt, müsse schließlich die Auffassung Platz greifen, daß ihm nicht mehr zu helfen fei. Auch mit dem deutschen Handwerk werde es wieder aufwärts gehen. Mit der Gewerbelehrerausbildungsreform würden in Zufunft die Praktiker feineswegs zu fürz tommen. Seine Frattion
glaube nicht, daß innerhalb des praktischen und theoretischen Unterrichts noch Zeit für Religionsunterricht als ordentliches Behrfach bleibe.
Abg. Nowat- Gleimig( Soz.):
Wir stellen mit Genugtung fest, daß sich der Gedanke der Berufsschulen bei den Parteien durchgesezt hat. Bestehende Meinungs verschiedenheiten werden durch die praktische Arbeit ausgeglichen werden. Daß der Wert der Wirtschaftsschulung allge mein anertannt wird. beweisen die erheblichen Aufwendungen der Industrie für die Dinta", Betriebswerkstätten und Zeitschriften. Auch die Arbeitnehmer treiben seit Jahrzehnten praftische Wirt fchaftsschulung. So veranstalten die freien Gemertschaften alljährlich für ihre Mitglieder start behuchte Fachkurse und geben insgesamt Zeitungen und Fachzeitschriften in einer Auflage von zehn Mittionen heraus. Diese Schulung ist zweckbedingt, denn im Vordergrund steht das Ringen um die Seele des Arbeiters. Im Gegensatz zu den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden follen tünftig die Berufsschulen die Gesamtheit der in der Berufs ausbildung stehenden Arbeiterschaft erfassen, wozu das tommende Berufsausbildungsgesetz eine geeignete Grundlage bietet.( Sehr wahr! bei den Soz.)
Die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse, Technisierung, Rationalisierung, Typisierung entseelen die Tätigkeit des Arbeiters.
( Sehr wahr! bei den Goz.) Er produziert nicht mehr, er nimmt an dem Werkstüd nur Einzelhandlungen vor, ohne zu dem Pro duft in innere Beziehungen zu treten. Diese Tatsache wird allgemein anerkannt. Als weiteres Moment für die Notwendigkeit der Berufsschulen tommt die
vollkommen veränderte Existenzgrundlage des Handwerks hinzu. Mir wird von Handwerksmeistern glaubhaft versichert, daß fie mehr als 70 Prozent ihrer Zeit für das herein bringen von Aufträgen und für die Flüssigmachung von Bahlungen verwenden müssen, denn bekanntlich werden heute Handwerferrechnungen mur in Wechseln bezahlt, die fast nicht unterzubringen sind. Die vielen Konkurse in Handel und Gewerbe zwingen viele Handwerksmeister zu einer förmlichen Jagd hinter ihren Forderungen( hört, hört! bei den Soz.)
ordnet. Er halte auch ein enges Zufammenarbetten ber Gemerbe ärzte mit den Organen der Gewerbeaufsicht für notwendig, um Ge fundheitsschädigungen zu vermeiden.
Damit ist die zweite Lesung des Etats der Handels- und Ge werbeverwaltung erledigt. Die Abstimmungen über die dazu gestellten Anträge finden später statt.
Es folgt die zweite Lesung des Haushalts der Staatlichen Porzellanmanufaftur.
In der Aussprache erklärt
Abg. Lehmann- Hirschberg( Soz.),
daß die Wirtschaftlichkeit der Manufattur nicht nach den üblichen Gesichtspunkten beurteilt werden tönne. Ein solches Unternehmen habe als Musterinstitut für das Rungewerbe andere Aufgaben, Trog der neuen Leitung fei zu beklagen, daß der Angestelltenapparat in einzelnen Teilen überfest ist und die Renta bilität des Instituts beeinträchtigt. Das sei z. B. in der Reparaturabteilung der Fall, während in der Malerei Beute beschäftigt find, die bis heute noch nicht gezeigt haben, was sie leisten können. Hoffentlich finde nunmehr auch nach jahrelangen Stämpfen die leidige Angelegenheit der Versorgungstaffe ihre endgültige Lösung, nachdem der Finanzminister seinen Widerstand gegen die Aufnahme aller Zusammenarbeit zwischen Leitung und Betriebsrat nicht das im Intereffe des Instituts erforderliche gute Einvernehmen.
Nach kurzen Ausführungen der Abgg. Hoffmann( Komm.) und Haase- Liegnitz( Wirtsch.- P.) wird die Aussprache geschlossen.
Die häufige Abwesenheit des Meisters zwingt zu einer Erim Betrieb Beschäftigten aufgegeben hat. Leider bestehe in der gänzung der Lehre durch die Berufsschule, weil der theores fische Lehrunterricht eines Berufsschullehrers in der Werkstatt zu fostspielig und betriebsstörend sein würde, obwohl das eigentlich das Gegebene wäre. Dieselben Handwerksmeister wären mit einer theoretischen Unterweisung ihrer Lehrlinge im Betrieb durchaus einverstanden, den Gedanken aber, durch einen Religionslehrer an einigen Stunden in der Woche Religionsübungen abhalten zu lassen, haben fie einmütig als absurd zurückge. wiefen. Woraus zu ersehen ist, wie wesensfremd der Religionsunterricht der Berufsschule ist.( Sehr wahr! bei den Soz.)
Hierauf vertagt sich das Haus auf Dienstag 11 Uhr. Tages ordnung: Hauszinssteuer, Grundvermögenssteuer, zweite Lefung der Berordnungen über die Aufhebung der Fideikommisse.
Klein Mecklenburgs Gorgen.
Bon der Berufsschule muß gefordert werden, daß sie den jugendlichen Arbeiter und Lehrling in die Zusammenhänge des Wirtfchaftslebens einführt, ihn mit seiner veränderten Stellung im Birt. Der Landtagspräsident muß zurücktreten, weil er von teurer schaftsleben und mit den Gesezen vertraut macht und ihn zu einem freudigen Mitarbeiter am heutigen Staate erzieht.( Beifall bei den Soz.)"
Ministerialdirektor Merten stellt fest, daß dank der Initiative des Ministeriums durch die Landratsämter das Netz der Berufsschulen wesentlich ausgedehnt wurde. Die weitere Ausdehnung der Berufsschulpflicht sei für viele Gemeinden eine Raum- und Finanzfrage. Neben der Berufsschule müßten wahlfreie Kurse gehen für alle diejenigen, die den Drang haben, weiter zu streben. Die Fachschulen erfreuten sich eines ausgezeichneten Rufes im In- und Auslande. Die mit dem Rüdgang der Geburten zu erwartende Verminderung der Berufschupflichtigen folle zu feinem Abbau des Behrperfonals führen. In der Haltung der Kommunisten sei ein fdywer verständlicher Widerspruch festzustellen. Im vorigen Jahr hätten fie die Reform der Berufsschullehrerausbildung gefordert. Jegt aber lehnten fie diefelbe ab, obwohl damit das Berechtigungswesen fiegreich durchbrochen wird.
Abg. Mantle( 3.) hält für die Ausbildung der Gewerbelehrer 4 Semester bei Bolfsschullehrern für ausreichend; dagegen würden Leute aus der Pragis damit nicht auskommen. Auch die Welt anschaunting müsse nach der religiösen Seite hin in der Berufsschule
gepflegt werden.
Damit schließt die allgemeine Aussprache. In der Einzel beratung tritisiert Abg. Berten( Soz.) die Antwort der Regierung auf die sozialdemokratische Anfrage über die Vermeidung von Härten bei Stillegungen und Rationalisierungen als völlig unzu
reichend.
Abg. Fritsch( Soz.)
nor
bemängelt, daß von Gewerbeaufsichtsorganen bei Stillegungen den Unternehmern viel zu weit entgegengekommen wird. Darüber ei besonders in der schlesischen Textilindustrie lebhafte Klage geführt worden. Die nervenaufreibende Arbeit als Folge der Rationalifies rung jei gesundheitsschädigend, wenn jetzt z. B. eine Arbeiterin 1500 bis 1800 Spindeln bedienen müffe. Betriebe werden stillgelegt und hinterher mit Doppelschichten micder eröffnet. Bielfach werden die Betriebsräte bei solchen Entscheidungen überhaupt nicht herangezogen. Gleichfalls verdiene die Tätigkeit der Schlichtungsausschüsse schärffte Kritit, wenn diese angesichts der Arbeitslosigkeit ohne Anhören der Betriebsräte die Arbeitszeit auf 54 bis 60 Stunden wöchentlich festlegten.
Handelsminister Dr. Schreiber erklärt, daß die Stillegungsver. ordnungen reichsgefeßlich festgelegt und die Einwirkungen Breußens mur beschränkte find. Die Heranziehung der Betriebsräte bei Entscheidungen über Stillegungen seien von seinem Ressort aus ange
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Verwaltung schreibt.
Neuffrelih, 17. März Der Montagsfizung des Medlenburg- Strelizer Landtags lag ein Antrag der deutschnationalen Fraktion vor, in dem der Rüdtritt des sozialdemokratischen Landtagspräsidenten Dr. Foth gefordert murde, weil dieser durch einen Aufsatz unter der Ueberschrift: 100 Kilometer von Berlin Mecklenburg- Strelitz , der ft a a tsrechtliche Naturschußpart, das am teuersten regierte Land" in einem Berliner Montagsblatt das Ansehen und die finanziellen Interessen des Landes Medienburg- Strelitz aufs fchwerste geschädigt habe. Landtagspräfident Dr. Foth erflärte noch vor Eintritt in ble Tagesord nung seinen Rücktritt. Er fügte jedoch hinzu, daß er von dem veröffentlichten Auffah nichts zurüdzunehmen habe. Summ Nachfolger Dr. Foths auf dem Präsidentenstuhle wurde der bisherige Borsigende der sozialdemokratischen Landtags. frattion, Genoffe Bartofch. gewählt, während Genoffe Dr. Foth von der Fraktion zu ihrem Borsigenden bestimmt wurde.
Als Nachfolger des Abgeordneten Offo- Charlottenburg, der am Wunderlich Charlottenburg in die demokratische Fraktion des Montag plöglich verstarb, tritt die Sozialbeamtin Frau Dr. Frieda Preußischen Landtags ein.
Die Leiche des Erdiktators Primo de Rivera ist am Montag eingesargt und in der Nacht zum Dienstag mit dem Süderpreß nach Madrid befördert worden. Primo ist in der Ordenskleidung der Montagvormittag fand in dem Sterbezimmer des Hotels Du BontLaienbrüder vom Karmeliterorden in den Sarg gelegt worben, Ant Royal eine Totenmesse statt, an welcher der Sohn und die beiden Töchter des Verstorbenen sowie einige persönliche Freunde des Ber -> storbenen teilnahmen.
( Gewerkschaftliches stehe 2. Beilage.)
Berantwortlich für Bolitik: Dr. Cutt Geyer; Wirtschaft: G. Rlingelhöfez:
Gevertschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schitowski; Cotales und Sonstiges: Frik Raritädt: Anzeigen: Th. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Vorwärts Berlag G. m. b. S.. Berlin Drud: Borwärts.Buchdruderet und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co., Berlin 6. 68, Lindenstraße 3. Sierzu 2 Beilagen und Unterhaltung unb Wiffen.
Heute Dienstag
Leipziger Str.( Versand- Abt.)
Obst
Eh- u. Kochäpfel Pfund 0.20 Kaliforn.Acptel Plund 0.45 Apfelsinen hell und
Halbblut, Dutzend von 0.65 an Jaffa- Orangen 5 Stück 0.55 Bananen 3 Pland 0.95
Königstraße Rosenthaler Str. Gemüse
Weißkohl dänisch, Pfund 0.05 Möhren gewaschen, Pfund 0.05 Rot- Wirsingkohl 0.12 Schwarzwurzeln Pid. 0.24 Blumenkohl Kopf von 0.30 an
Wurst
Sülze Schweinefleisch, Pfund 0.72 Dampfwurst.. Pfund 1.00 Leberwurst Mamathar] 120 Jagdwurst.... Phund 1.45 .. Ptund 1.45
Mettwurst Branschwelg. Nel 1.45 Feine Leberwurst 1.80 Teewurst..... Pfund 1.80 Speck tett, Pid. 1.20 mager 1.55
Käse u. Fett Camembert vollfett 0.22 Schachtel Limburger halblett, Ptd. 0.48 Steinbuscher vellt, Pid. 0.96
Schweizer danisch., Pfund 0.90 Holländer volllett, Pld. 1.05 Edamer..voillett, Pfund 1.05 Schweizerkäse bayerischer, volfett, Pfund 1.28 an Margarine... Plund 0.50 Tafelbutter Ptd. 1.62 1.68 Kokosteit. 1- Plund- Tafel 0.50 Dän. Butter LQualit, Ftd. 1.88
Großer Verkauf
soweit Dorrat
Moritzplatz
Plund
Sowell Dorral, Mengenabgabe vorbehalten. Obst n. Gemilse werden nicht zugesandt.
Frisches Fleisch Rinderkamm u. Brust 0.86 Schmorfleisch mit Knochen 1.10 Gulasch 0.95 Liesen 0.75 Gehacktes..... Pfund 0.85 Kalbskamm u. Brust Pid. 0.74 Frische Bratwurst Pfd. 1.20 Schweinerücken. Bellage 1.08 Schweineschinken Bellage1.18 Hammelvorderfi. Pfund 1.04 PRIMA GEFRIERFLEISCH Rinderkamm u. Brust 0.82 Rinderleber....... Pfund 1.20
Geflügel
Plund
Pid.
Gänse gefroren... Pfund von 0.75 AD Wolgahühner Pfund von 1.10 an Suppenhühner 1.15 Enten... s Pfund von 1.30. 10 frische Eier. You 0.78 an
frisch ge schlacht. Pfd
an
an
Fische
Dorsch... Pfund 0.12 0.18 Kabeljau ohne Kopf, 0.20 an gz. Fische, Pfd. Bratschollen 3 Pfund 0.28an
an
Grüne Heringe 3td. 0.35 Zander gefroren, Pid. von 0.60 an
Räucherwaren
Bücklinge Pind von 0.25 an Sprotten.. Pfund von 0.30 an Flundern.. Pfund von 0.30 an Seclachs Fleckheringe
Kolonialwaren
Plund 0.45 Pfund 0.45
Amerik. Reis. Pland 0.32 Makkaroni Bruch, fund 0.42 Hartgries, Schnittnudeln Pid 2 0.46 Eler
Grüne Erbsen Fund 0.18 Weiße Bohnen Pld 2 0.26 Linsen.Pfund 8.42 0.32 Frisch gebrannter Kaffee eigene Rösterel, Phund von 2.00 am
Konserven
4/1 Dose
Karotten geschnitten.. 0.35 Gemüse- Erbsen. 0.55 Kohlrabi mit Grün... 0.58 Brech- u. Schnitt- Bohnen 0.00 Haushalt- Gemüse 0.78 Gem. Gemüse mittelfein 1.10 Konfitüre Eimer Pflaum. 0.92
1/1
31 Dose
Junge Erbsen mittelfein 0.90 Haricots verts mittelfele 1.00 Apfelmus 0.58 Pflaum. 0.60 Mirabellen, D. 0.57 0.98 Rote Rüben...... 0.60 Sentgurken D. 0.32 0.78 Kürbis ..... 0.80
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