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Oer Tag der Märzgefallenen. Wallfahrt zum Kämpferfriedhof im Friedr chShain. Ein trüber Regenlag der heutige Gedenktag der Revolution von tS4L. Zum zrveiundachtzigslen Male ehrt da, Berliner   prolelariat die Barrikadenkämpfer von einst, seine Helden. Ilm 8 Uhr ist es so still uns ruhig auf dem kleinen Friedhof im Friedrichs Hain wie sonst immer. Der Wärter stellt noch die Kranzhalter auf, reinigt sie vom Schneeschmug der letzten Tag«; im eben geöffneten Tor postiert sich die Ehrenwache des Reichsbanners mit der Fahne in den Farben, die den toten Freiheitskämpfern Symbol waren. Schon kommen die ersten Be- sucher zum Schauen und zur stillen Andacht: Arbeitslose Männer und Frauen, Proletarier wie die von damals, die von einer besseren Zeit träumten. Schnell wirft dieser und jener Passant«nen Blick zum Friedhof hinauf, ein Postbote macht aus seinem Bestellgang vom nahen Krankenhaus her den kurzen Umweg am Tor vorbei. Kranzdelegationen erscheinen, der Ortsaucschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkjchaftsbundes erfüllt als erster seine Dankespflicht, die Abgesandten vomVorwärts", vom Parteivorstand und der sozialdemokratischenReichstagsfraktion bringen riesige Kranzgewinde.Den Vorkämpfern der Republik" widmen die letztgenannten das Tonnengrün. derVorwärts" schrieb auf seine rote Schleife: .sIhr   sänket dahin im Kampfgewühl Ihr wieset uns das hehre Ziel. Wir führen aus, was Ihr ersehnt, Bis rings die West die Freiheit krönt!" Das Bezirksamt Friedrichshain  , das den früher arg vernach- läfsigten Friedhof sauber pflegt, widmet seinen mit schwarzrot- goldener Schleif« geschmückten Kranz«Den Kämpfern von 1848": Vorwärts immer, rückwärts mmmer", gelobt das Reichsbanner im Bezirk Friedrichshain   mst seiner Spende. Die Ankommenden mehren sich, Delegationen aus den Werkstätten und den großen Be- trieben bringen zum Test großartige Gewinde mst Sprüchen, die heute kein« Polizeischeere mehr abschneidet. Die kommunistischen  Organisationen, die sich sonst im revolutionären Ueberschwang nicht genug tun konnten, fehlten bis gegen 1l> Uhr vollkommen. Di« Belegschaft des.,Dorwärts"-Betri«bes hat einen Kranz ge- sr.ndt mst der Inschrift: Kampf um Freiheit und Streben zum Lichl Bleibt uns wie euch einst heiligste Pflicht." Daneben war e'm großer Kranz des Bezirksverbonds der Sozialdemokratischen Partei zu scheu. Das Berliner  Reichsbanner und der Ortsverein Prenzlauer Berg  sandten Kränze mst schwarzrotgoldenen SlhUisen. Recht zahlreich sind die Kränze der Berliner   Gewerkschaften. In den Vormittags- stunden kamen noch Kranzdelegattonen des AfA-Orts- k a r t e l l s, des Verbandes der Zimmerer, des Eisenbahner- verbandes und des Gesamtverbondes oer Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe. Auch die Belegschaften des Ullstein- und Scherl-Derlags und die Demokratische Partei ehrten die Märzgefallenen durch Kranzspenden. Auch das Grab des im November 1918 gefallenen gingen Sozialisten Habersath war überreich mst Blumen geschmückt.
Nietzsches Zusammenbruch. Aach   unveröffentlichten Dokumenten.
Die Ltntersuchnng gegen Krau Momm. Berliner   Psychiater hinzugezogen. Die Frau des Regierungspräsidenken Momm hat nach dem gestrigen Geständnis vor der Potsdamer Slaatsanwalkschaft einen schweren Rerveazusammenbruch erlitten und. muh auf An- raten des ilrzkes zunächst einige Tage Ruhe haben, bevor die Der- nchmuvgen sorlgcführt werden können.?m wesenilichen hat Frau Momm alles zugegebeu und es handelt sich eigentlich nur noch darum, ihr die beiden Personen gegenüberzustellen, denen sie die Veräuherung de» Famillenbesshes übertragen hatte, von der Potsdamer Slaatsanrvaltschast ist beschlossen worden, den Leiter der Charite in Berlin   zu bitten, zwei Psychiater zu benennen, die Frau Momm aus ihren Geisteszustand untersuchen sollen. Di« Polizei ist im Augenblick noch bemüht, festzustellen, wo- her das Wertzeug stammt, mst dem Fvau Momm die Ein- brüche vorzutäuschen versuchte. Es besteht ein gewisser Verdacht, daß der junge Mann, der ihr behilflich war, das Tafelsilber bei Althändlern anzubieten, auch die Bohrer, Stemmeisen usw. besorgt hat. Wenn das der Fall sein sollte, würde sich die chandlungswoise des Uhrmacher», um den es sich hier handelt, allerdings in einem anderen Licht darstellen. Juristisch liegen die Dinge so, daß Frau'Momm in drei Fällen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen die Aachen-Mün- chener Versicherungsgesellschaft getäuscht und' somit einen B e- trug verübt hat. Frau Momm führte einen chaushalt im großen Stil. Es wurden Schutben über Schulden gewacht, so daß selbst kleine Kaufleute kerne Zahlung mehr erhalten konnten. In dieser Bedrängnis Ist Frau Momm dann wohl auf den Gedanken getom- men, sich irgendwie Geldzu beschaffen. Sie fingiert«»«ehrere Einbrüche, bracht« die angeblich gestohlenen Gegenstände beifeit« und ließ sich von der Versicherungsgesellschaft aus ihre Dieb- stahlsanzeigen hin mehrmals Beträge auszahlen. Es wurde zunächst behauptet, daß Frau Momm den größten Teil des Geldes für die Unterstützung einer religiösen Sekte verwendet haben soll. Diese Annahme hat sich nach den Feststellungen jedoch als irrig erwiesen. Inzwischen sind auch die beiden Helfer«s bandest sich um einen befreundeten Regierungsrvt der Familie und einen Potsdamer Uhrmacher ermittet! worden, die Frau Momm beim Verlausen des Tafetsilbers und anderer Gegenständ« behilflich waren. Wie Frau Momm selbst angibt, hat sie ihren Helfern er- zählt, daß sie überflüssiges Silber verkaufen wolle, um einer in Rot  geratenen Familie zu helfen._ Großer Fabritbrand in Neukölln. In der vergangenen Nacht brach in der Hammerkopf. s a b r i t von Launisch in der Sander st raßeN in Neukölln aus noch unbekannter Ursache F e u e r aus. Di« Räume der Fabrik befinden sich im vierten Stockwerk des Quergsbäudes. Gegen �2 Uhr wurde von dem«ächter plötzlich ein starker Feuer. schein bemerkt. Di- Feuerwehr rückt« zunächst mst zwei Löschzügen an. Inzwischen hatten die Flammen fast die ganze viert- Etage erfaßt und mußten drei weitere Züge nachalarmiert werden. Au» zahlrsichen Schlauchleiwngen wurde lange Zest hin- durch Wasser gegeben. Trotzdem konnte nicht verhindert werden. daß auch der größte Teil de« Dachstuhles von den Flammen ersaßt und in seiner ganzen Ausdehnung vernichtet wurde. Die Auf- räumungsarbeiten dauerten bis in die Moogenstunden hinein. Erst gegen 1410 Uhr vormittags konnte die Brandwache zurück- Woge» verde». Der Schaden ist sehr erheblich.
Test dreißig Iahren ist Friedrich. Nietzsche   körperlich begraben. Sest dreißig Jahren haben seine Ideen die Böller der Erde erobert. Test dreißig Iahren hat der Nietzschesche Gedanke auch viel soziales Narrentum und polstische Verrücktheit gedeckt. Wild gewordene Ausleger maßten sich an, der Vision vomUebermenfchen" den Sinn unterzulegen, daß die Feindschaft gegen die Banalität gleich- bedeutend mit dem Recht auf Menschenschmderei wäre Man weiß, daß der Philosoph zehn Jahr« lang im Irrenhaus zerfiel, jeden Tag spürbarer, jeden Tag tragischer und zum Schlüsse so tierisch, daß es sogar die abgehärteten Aerzt« vor solchem Anblick jammerte Die Familie, besonders die Schwester, Fraa Förster-Nictzsche, klagt« nur das unerforschliche Schicksal an, das fulminante Genie böswillig zer- stört zu haben. Aber die gelehrten Aerzt« suchten nach der natür­lichen Ursache dieses Unterganges Sie entdeckten, daß der große Mann ungesunde- Däterblut geerbt hatte. Diese gefährlich« Konsti- tutior soll er dann durch erworben« Syphilis   noch weiter geschwächt haben und so ein Opfer der Paralyse geworden sein Die einen 1 diagnostizieren absolut auf Syphilis und Paralyse die anderen i schließen auf«ine Gehirnerkrankung, die den Patienten nicht unbe- dingt als einer. Büßer für seine bescheidenen Iugendvergnügungen erschemen läßt. Wie dem auch sei, sicher ist. daß Nietzsches Crtran- kunz noch heute ein Thema ausregenöer Auseinandersetzungen bildet. Nun wird Dr. E. F. Po dach, ein schätzenswerter Populari- sator naturwissenschafllicher Erkenntnis, nächstens im Verlag Niels Kampmann(Heidelberg  ) ein neues Buch über Nietzsches Zusammenbruch veröffentlichen. Bekannte und auch noch unveröffentlichte Dokumente werden dort zusammengetragen. Und keine Dichterphantasi« könnte die Krankheitsgeschichte, die sich so auf- rollt, erschütternder erfinden. Nietzsche   übersiedelt von der Einsamkeit des Engadins noch Turin  . Er will auch inmitten der prächtigen Paläste und pompösen, Straßengalerien Einsiedler bleiben. Nichts Geringeres plant er als die Umwertung aller Werte" und die Schöpfung desAntichrist". Di« Worte, die er findet, und die Gedanken, die er sonnt, sprengen jede Ueberlieferung. Da beginnt er plötzlich, seine Freunde mit fest- samsten Kundgebungen zu überraschen. Georg Brandes   und August Strindberg  , aber auch d«r treue Peter Gast   empfangen Zuschriften, die in keinem Zug« einem gewöhnlichen Briefe ähneln. Aus perga- mentenen Riesenbogen, die den Blättern einer Reichsbulle gleichen, erfahren die Bewunderer, daß Nietzsche   sein Recht auf«in Welt-. königstum geltend machen will. Er offenbart, daß er eigentlich der Kön'a von Italien   ist. Cr wird die Monarchen der Erde nach Rom  vor Gericht laden. Besondere Feindschaft hat er dem deutschen  Kaiser Wilhelm II.   geschworen, den er bald in der ewigen Stadt erschießen wird. Die Freunde lachen zimächsO Sie sind entzückt über die herrliche Spötterstimmung. Die blendenden Botschaften sind nicht mit dem bürgerlichen Namen, sondern mit dem Signum des großen Julius Cäsar   unterzeichnet, lind Strindberg nimmt das feurige Spiel auf, indem er seine Antworten alsDeuz rnaximus optimus", als der himmlische Herrgott selber, ausfertigt. Bald erfuhr man. dieses Spiel sei nicht eine heitere Komödie, sondern das düsterste Trauerspiel. Der Denker, der sich als Nachfahr und Wiedergeburt der schönsten Gottheit des Dionysos   und der gütigsten Gottheit Jesus Christus   ausgegeben hatte, hatte schon in der Tollheit gesprochen. Er hatte in Turin   deutliche Spuren des Wahnsinns gezeigt. Durch Tobsucht, die Tag und Nacht nicht auf- hörte, brackt? er seine Wirt-leut« zur Verzweiflung. Professor Over- deck, der Baseler Freund, der den Zusammenbruch ahnt, eilt noch Italien  , um den Kranken so schnell wie möglich in ärztliche Obhut zu bringen. Unter unsäglichen Mühen gelingt die Ueberführung nach Basel  . Nietzsche   Höst dauernd schwungvolle Reden, in denen er seine Verwandtschaft mit allen Kronenträgern der Welt behauptet Er schläft nicht, er singt, er johlt, er will die Wände hochklettern, stürmisch umarmt«r jeden, der ihm entgeoentritt. Er trotzt allen Beruhigungsmitteln. Er tänzev, sein« Gebärden sind die aus- schweifenden Gesten eines Berauschten. Vor diesem Anblick ist Over- deck,«in gläubiger Theologe, so entsetzt, daß auch seine Gedanken
sich verwirren. Wie, wäre es nicht die menschlichste Wohltat an dem Leidenden gewesen, wenn er den Mut gesunden hätte, das zerstörte Genie einfach umzubringen und so vor weiteren Qualen zu be- wahren? Dem Verfasser unseres Nietzscho-Buches wurde gestattet, die bisher unbekannten Protokolle und Tagebücher zu studieren, die die Baseler und hernach die Ienenser Psychiater über ihren berühmten Patienten aufzeichneten. In den ersten Jahren des Siechtums funkelte es noch in dem zerbröckelten Gehirn. Doch meistens verlor der Kranke den Faden und prahlte nur mit feinem Wellregententum. Er erzähste von seinen Legationsräten und Lakaien. Das Vokabular, dessen er sich bediente, war gespickt mst majestätischen Ausdrücken. Ob er auf dem Transport in ein schmales Sondercoupe oder nachher in seine vergitterte Jrrenzell« geführt wurde, er bedankte sich stürmisch und überschwenglich für den sürstlichen Empfang. Er begrüßte die Personen seiner Umgebung mst höchsten Potentaten- titeln, genau st>, wie es einstmals der wahnsinnige Hölderlin   pflegte. Aber er tut auch das Nutzloseste, dos den Wahnsinnigen so kläglich charakterisiert Papierschnitzel und Lumpen sammelt er und oerbirgt alles das so verschmitzt, als hätte er einen Kronschatz zu hüten Bald hat er entdeckt, daß er der Gebieter aller Hohenzollern   ist und taiser- licher als Wilhelm II.  , den er so vor Gericht zstiert, um ihn erschießen zu lassen. Als Gebieter der Hohenzollern   besiehst er den Wittels- bachern in Bayern   und den Zähringern in Baden, auf die Herrscher. rechte ihrer Dynastien zu verzichten und sich ins Privalleben zurück- zuziehen. Er beseitigt nicht nur Wilhelm II.  , scndern auch den Fürsten Bismarck und schließlich die Antisemiten, die ihm«in besonderer Dorn im Auge sind. Kurz vor dem Zusammenbruch sandte Nietzsche   seine Schmäh- schrist gegen Richard Waoner hinaus. Sie erzielte mehr gegen die Wagnerianer als gegen Wagner selbst. Getroffen werden sollten vor allem die Banreuther Vasollen, die schon frühzeitig anfingen, deutschtümelnd und rassenbegeistert den Judenhaß und tausend andere Borniertheiten zu predigen. Dieser Hast klang noch seltsam in die Wahnsinnsjahre Nietzsches hinüber. Balo glaubt er, der ongetrauie Gemahl Cosima Wagners zu sein. Bald beschuldigte er sie, ihn hinterlistig in das vergitterte Haus gelockt zu haben. Aeußerlich bewahrte er noch die Würde Es war den Ienenser Aerzten sogar angenehm, wenn er sich mit Besuchern gesellig'nner- hielt. Der Zerfall des Kranken stockte dann. Der ständigste Besucher war ein« Weile Dr. Langbehn, derRembrandtdeutsche", auch«in besessener Schwärmer, der viel Unheil in unreifen Köpfen anrichten sollt«. Langbehn redete sich ein, Nietzsche   sei gar nicht krank, sondern nur vom Teufel besessen. Er wollte dem oerehrten Mann den Teufel aus dem Leibe treiben, und solange quacksalberte«r mystisch an seinem hilflosen Opfer herum, bis die Aerzte ihr Veto«inlegten. Diese Aerzte, Otto Binswanger  , ein großer Mediziner und Menschenfreund, und sein damals noch junger Assistent, Theodor Ziehen  , der später aus Psychiatrie und Spekulation eine sehr originelle Weltanschauung zusammenbaute, gönnten ihrem Patienten die Bewegungsfreiheit, so lange es irgend ging. Die Mutter, die Pastorwitwe, übersiedelte von Naumburg   nach Jena  , um in der Nähe ihres Sohnes zu sein. Am Tage blieb er in ihrer kleinen Wohnung und phantasierte gewaltig auf dem Klavier. Oder sie getestete ihn ins Grüne, wo sie dann vor ihm herwandelte, und er folgt« ihr gehorsam, wie ein kleines Kind wie ein unterwürfige« Tier. Schlafen kehrte er artig in die Irrenanstalt zurück. In den jetzt zum erstenmal veröffentlichen Protokollen liest man, daß Frau Nietzsche  beschränkt" war. Was lallte sie denn anders gewesen sein, diese Sorgenmutter, die das Glück und dos Leid hatte, einen der genialsten Europäer zur Welt zu bringen? Daß sie ihrem Herzen mehr glaubte al? den Aerzten, daß sie besonders jeden Tag an die Wiedergesundun«. ihres Sohnes glaubte und sich durch unverbesser- liche Hoffnung dem Pessimismus der Aerzt« widersetzte, ist ja so natürlich. In zehn Iahren des Warten» und Bangens mußte üe allerdings«rfabren, daß die Klilgheit der Aerzte schärfer gesehen hatte als die Mutterliebe. Nox Hocbdorl.
Marcett Galzer gestorben. Zw Alter von Zähren ist der bekannte vortragskünfiler Mar cell Salz er. der schon lange Zeil herzleidend war. in seiner Mahnung in VersinLichkerfelde an einem herz- schlag gestorben. Wer kennt ihn nicht, den kleinen, schlanken Herrn im taillierten Gehrock und mit der Krawatte, die zu einem kunstvollen Plastron geknüpft ist? Drei dick« Lexikonbände liegen auf dem Stuhl, damit der Herr Professor über den Tisch sehen kann. Mst zarten, manchmal abrupt abreißenden Gebärden illustriert er seinen Vortrag. Alles lebt an dem Menschen. Das Gedicht, die Novelle oder die Anekdote erhält in seiner Interpretation sprühendes, wirklichkeitsechtes Leben. Da oben auf dem Podium sitzt fast ein Virtuose der Verwandlungs- kunst, ein Herr, der die grotesken Grillen der Menschen aufstöbert und damit die anderen zum Sachen bringt, doch in diesem Lachen liegt keine Schärf«, kein« beißende Irom«, sondern versöhnlicher und verstehender Humor. Dieses Lachen zeigt ejL Herz, das mit den Menschen sich lt. War dieser kleine Mann nur ein Humorist? O nein, er war viel mehr. Wenn er Liliencron   oder Dehmel sprach, dann kam ein gestastender, großer Künstler zum Vorschein, der in der ersten Reche stand. Marcell Salzer   begann in Wolzogens titerarischem Ueberbrettel. Brennerts..Hasenpfote', in der er dm zweiten Kanzlisten spiest«, bracht« ihm dm ersten großen Erfolg. Aber er blieb nicht bei der Bühne. Er bereist« als Vortragsmetfter Deutschland   und auch das Ausland. Ueberoll fand er durch seinen warmen Humor Lieb« und begeistert« Verehrung. Salzer war eine einzigartig« Erscheimmg. Viele versuchten, seine Bohnen zu beschreiten, aber erreichten ihn nie.
der. Die Schauspieler benehmen sich, als ob sie auf der Bühne ständen, sie reden sind reden und man hört kein Wort. Wenn aber einmal eine Texteinlage kommt, dann haben die Sprecher aus- gerechnet Stockschnupfen. Das bei einem Sportfilm unbedingt nötige, mitreißende Tempo wird nie erreicht. Jede Kleinigkeit ist gedehnt und wirkt gequält. Selbst ine Boxkämpfe, die für den Sportsrnann interessant sind, haben nicht mehr den Reiz der Neu- hest: weil wir sest ein paar Iahron im Beiprogramm jeden großen Boxkomps in der Welt sehen. Noch dazu mit Zeitlupenaufnahmen und allem Raffinement, auf das sich die photographisch tüchtigen Amerikaner verstehen. Max S ch m elin g kann, obwohl er mühe- voll stets in die allerbeste Pdsilwn gebracht wird, vor dem Kurbel- tasten als schöner Mann nicht bestehen Daher macht Reinhold S ch ü n z e l, der Regisseur, etwas in Nachtkustur und zeigt ohne Behang di« Kehrseite von Maxens fabelhast durchtrainiertem Kör­per. Reinhold Schünzel   hatte für sich selbst ein paar Paradeszenen zurechtgelegt. Er wirkt« als Ansager am Mikrophon. Da er aber überhaupt nicht zu verstehen sst. bereitete er sich«inen regelrechten Reinfall. Olga Tschechows ist sehr wirkungsvoll als verführe­rische Dame. Diesen Film sollt« man unter den Reklamen zeigen; denn den Anspruch aus einen Spielfilm kann er nicht«cheben.«. d.
Liebe im Ring." Terra-Lichispiele und llniverkum. Dieses Filmmanuskript hat nur einen Gedanken, nämlich die Spekulation auf ein gutes Geschäft. Dreht« man doch einen Film für den von starkem Reklamegeschrei umtobten Schmaling. Maxe, der von einer alten Mutter(Frieda Richard  ) betreut wird, steht zwischen zwei Frauen. Di« eine ist ein« groß« Kokotte, die ander« ein braves Mädel aus dem Volk. Max gewinnt die ehrlich Liebende und auch noch zwei Boxkämpfe. Diese Geschichte wird uns als sogenannter Tonfilm serviert, mst einer Abweichung vom rein Optischen, di« totsöchlich bedenklich stimmt. Beim stummen Film bemühten sich die Photographen um Lichteffekt«, beim Tonsilm spiest di« Photographie offenbar gar keine Rolle mehr, gar las bietet sog« wehr als einmal unklare LS»
Umgruppierung in den Berliner   Museen. Der Umzug der deutschen   und anNken Sammlungen ganz oder teilweise in die neuen Häuser Am Kupfergraben, di« ihrer Voll­endung im Herbst entgegengehen, bringt auch in den alten Gebäuden der Berliner   Museen wichnge Veränderungen. So hat im Alten Museum   am Lustgarten der archaische Saal der frühen griechischen Bildwerke wohttuend an Raum gewonnen, er wurde von den Architeklurstücken befreit, die in das Architekturmussum im Neubau abgewandert sind. Aufs geräumigste wird sich jetzt die Kunst der Etrusker entfallen können, für die ein völlig neuer Saal geschaffen wird. Uebrigens kann das neu« Pergamon-Museum   erst vom 1. Oktober d. I. an zugänglich sein und wegen der großen Bau- arboitar jetzt niemandem Zutritt gewährt werden. Auch im Kaiser.Frredrich-Museum hat der Umzug begonnen, ! und der Saal mit der mittelalterlichen Kunst Oberdeutschlands, im Erdgeschoß, mußte bereits geräumt werden. Di« übrigen Räume mst deutschen   Bildwerken bleiben noch bis zum April zugänglich. Im Sonnner wird die Aufstellung im neuen Haufe beendet sein. Eine Abonnementsgemeinschaft der R« i n ha rd t- B ü h n e n und der Staatstheater wird erwogen. So sagt ein in Zjfcaterkreis«» verbreitetes Gerücht. Beschlossen ist noch nichts.