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Sonnabend

22. März 1930

Unterhaltung und Wissen

Anna Siemfen: Jugend und Buch

Zum Tag des Buches

,, Bozu braucht ein junger Mensch zu lesen? Laß ihn sich ordentlich den Wind um die Nase wehen und sich in der Welt um­gucken. Das wird ihm nüzlicher sein, als wenn er sich den Kopf mit Bücherweisheit vollstopft." Die Ansicht hört man nicht selten. Und für die Mädels gar wird das Bücherlesen sehr oft als ein höchst unpassender Lurus betrachtet, nur geeignet, ihnen den Kopf zu ver­drehen. ,, Kochen und Strümpfestopfen ist ihnen viel gesunder." Wie alle falschen Auffassungen, hat auch diese einen richtigen Kern, den nämlich, daß all unser Lernen und Erkennen vom Leben und von der eigenen Anschauung anfangen muß. Ein Gramm Er­fahrung ist mehr wert als ein Pfund erlernte Wissenschaft. Nun brauchen wir aber gar nicht zu fürchten, daß unsere Jugend ohne Lebenserfahrung bleibt. Das fam fehr behüteter und verwöhnter bürgerlicher Jugend passieren. Und die erwächst dann vielleicht zu einer lebensfremden Bücherweisheit. Aber unsere merftätige Jugend wird von frühester Kindheit an so in die Wirklichkeit hineingestoßen, mit ihren Nöten vertraut, vor unausweichliche Aufgaben gestellt, daß Lebensfremdheit ihre letzte Gefahr ist.

Eine andere Gefahr aber ist sehr dringend. Unser aller Leben ist heute ungemein verwidelt. Tägliche Einzelschicksale sind abhängig von sehr großen und entfernten Ereignissen. Eine neue Erfindung in Amerika   macht deutsche Arbeiter brotlos. Ein Fortschritt am Laufenden Band macht die Berufslehre von einigen Tausend Jugend­lichen unnüß. Der Beschluß einer internationalen Konferenz belaftet den Lohn eines jungen Arbeiters mit neuen Steuern, verkürzt oder verlängert seine Arbeitszeit. Das Leben, das wir um uns sehen, ist unbegreiflich und unerklärlich, wenn wir nicht lernen, hinter diesem Leben die großen Zusammenhänge zu sehen, die Bedingungen, unter denen es entstanden ist, die Tendenzen, nach denen es fich weiter entwickelt. Dazu hilft uns das Buch. Und es ist für unsere Gegenwart ein ebenso unentbehrliches Werkzeug geworden, wie dem Höhlenmenschen sein Fauststein, dem Landsknecht   seine Muskete, dem Schiffer sein Kompaß: eine Waffe im Daseinstampfe, ein Orientie rungsmittel, das uns zeigt, wo wir stehen. In der Jugend bilden sich die Gewohnheiten. Darum ist es nötig, daß gerade der Jugend­liche zu lesen und das Buch zu gebrauchen lernt, zur Freude, zum Werkzeug, zur Waffe. Die Schule tönnte darin viel tun. Und wenn Die alte Schule oft dabei versagt hat, so hilft die neue heute schon fehr oft gewaltig beim Lesenlernen", das heißt bei der Gewöhnung an das Buch als Ergänzung und Hilfe unseres Lebens. Aber sie fann im allerbesten Fall nur einen Unjang machen. Die ent­scheidende Zeit der Entwicklung, des Erlebens und also auch des Besens beginnt erst nach der Schule. Und in dieser Zeit gerät der junge Mensch unter eine Masse der verworrensten und oft schäd­lichsten Einflüsse. Ebenso wie das Kino, dies fabelhafte Bildungs­mittel der Masse, heute zu neunzig Prozent eine verfitfchte, ver­fälscht- verlogene Welt darstellt, ebenso ist's mit dem Buche. Und meil junge Menschen erlebnishungrig, abenteuerlustig und fast un­beschränkt gutgläubig sind, deshalb hat hier die Kitschindustrie sehr leichtes Spiel, und Schundgeschichten sind fast immer ein ganz sicherer geschäftlicher Erfolg.

Aber auch, was man so gute Literatur" nennt, ist oft ganz ungeeignet, unserer Jugend zu helfen. Und wer meint, es sei damit getan, diese Meisterwerfe anzupreisen und anzubieten, der ist im schweren Irrtum. Jedes Buch ist aus einer bestimmten Situation,

paßt, paßt durchaus nicht immer für Fünfzehnjährige, und was ein Professor oder eine Gesellschaftsdame gern liest, wird zumeist für einen Schlosserlehrling oder eine Kontoristin wenig erfreulich und noch weniger nüßlich sein.

10. Beilage

des Borwärts

Zehen des rechten Fußes und den rechten Handteller gebrochen hat. Die letzte Strecke troch ich auf allen vieren. Endlich stand ich ermattet oben am Ne- thung- la vor einem engen Felstor. Wie zum Lohn für die große Anstrengung, zeigte mir die Natur nach Südwesten ein unvergleichlich wunderbares Panorama. In Dieser Richtung führte, scharf eingeschnitten und steil abfallend, das ich einen Teil des tiefblauen Sees erhaschen, der einem von hohen Abstiegstal zum Tang- ra- tjo. Durch die Kimme der Kulisse konnte Bergen umfäumten Binnenmeer glich.

"

Der steile Abstieg war drei Kilometer lang. Der lehmige Hang mar aufgeweicht. Mit meinen Stiefeln ohne Sohlen" glitt ich Unsere Bücherindustrie aber versagt hier und muß versagen. dauernd auf dem steilen Pfad aus. Schutt, nichts als Schutt, über Die will einfach verkaufen. Und ihr Dienst am Kunden besteht vor den ich hinwegturnte. Meine Gedanken vereinigten sich einzig auf allem darin, ihm einzuhämmern: Du sollst und mußt Bücher die Instrumente; sie durften feinen Schade leiden. Endlich wurde faufen". Das ist auch der Fehler des deutschen Buchtages, der heuer der Weg flacher, die seitlichen Felshänge steiler, und dann trat ich zum zweitenmal begangen wird. Auf ihm wird das gute Buch" hinaus auf die oberste der den Geespiegel 150 Meter überragenden als Gut an sich angepriesen. Das ist es auch. Es ist ein Mittel zum Terrassen. In ungefähr 20 Stufen bezeichnen sie das frühere Ufer Leben, ein Werkzeug im Lebenstampf und eine geistige Nahrung, des Sees in flarer Weise und liefern den deutlichen Beweis, daß um unser Leben reicher und tiefer zu machen. Darum ist aber auch die Seen vor langer Zeit eine größere Ausdehnung hatten, und daß das Buch des Arbeiters und das Buch der Arbeiterjugend etwas ihr Wasserspiegel wesentlich höher lag. Sir Henry Hayden meint, ganz anderes als das Buch des Bürgertums. Es ist ein Mittel, daß die oberste dieser Terrassen wohl so alt wie die Eiszeit unserer Bewegung, ein Mittel, junge Menschen zu flaffenbewußten, Europas   ist, denn die Ablagerungen, die ursprünglich horizontal tampfbereiten, farblickenden und zielbewußten Mitarbeitern zu waren, haben jetzt Senkungen von 25 bis 30 Grad zum See hin machen. und zeigen somit an, daß seit der Ablagerung eine beträchtliche Bewegung in der Erdkruste   stattgefunden hat".

Dem dient die Arbeit unserer Bildungsorganisation, unserer Buchverläge, unserer Buchgemeinschaften, der Zeitschriften, die wie die Sozialistische Bildung" planmäßig in die Welt des Buches eine führen, der Bücherkataloge, die wir herausgeben. Wir tönnen auf diese Arbeit schon heute mit Stolz blicken. Ein Jugendlicher, der fich orientieren will, findet da reichliches Material. Ich glaube jogar, wenn er das Jugendschriftenverzeichnis mit feinem Nachtrag sozialistischer Jugendliteratur in die Hand nimmt, das der Bildungs ausschuß der Sozialdemokratischen Partei herousgebracht hat, so wird ihm beinahe bange werden vor diesem Reichtum. Und hier hätte dann die planmäßige Arbeit der Jugendorganisationen und der mitteilungsblätter und Zeitungen einzusehen. Die haben Wegweiser zu sein. Wenn die großen Parteiveranstaltungen sieben, sondern und sammeln, so haben sie auf die einzelnen Situationen und den einzelnen Menschen die Anwendung zu machen.

Ich bin der festen Ueberzeugung, daß jeder Mensch von Natur aus Bücherleser ist, weil nämlich jeder Mensch von Natur aus neugierig ist, oder genauer gesagt, unterhaltungs- und erkenntnis hungrig. Aber allzu oft gerät so ein hungriges Menschenkind zuerst an ein Buch, das ihm nicht schmeckt. Es ist zu fdymer, zu fremb, zu unverständlich. Und schon ist es abgeschreckt, vielleicht für's Leben. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit eines Landmädels. Es war lug, aufgeweckt, sehr lebendig, aber lesen wollte es nicht. In den Büchern steht doch nur fremdes Beug." Bis es über Friedesinschens Lebenslauf" von Sohnren geriet. Ja", fagte fie höchst befriedigt, sowas erleben wir auch". Und von da ab gewöhnte sie sich auch daran zu lesen, was andere erleben, wenn es nur lebenswirflicy war. Nicht immer geht jo der Weg. Oft geht er umgefehrt, von fremden und bunten Abenteuern zum Interesse am eigenen Alltag und seiner Bedeutung.

Wir haben hier eine ganz große und ganz wundervolle Arbeit zu tun. Die Bücher find uns Riftung und Waffen für des Tages Kampf. Wir haben die großen Rüstkammern mit Fleiß gesammelt und fertig zum Gebrauch. Nun heißt es, unsere Jugend, mit ihnen bekannt, mit diesen für sie geschmiedeten Werkzeugen und Waffen vertraut zu machen.

Dazu soll uns der Tag des Buches" dienen, aber nach ihm jeder Tag der Arbeit an unserer Sache, die ja Sache der Jugend

Zeit, Lebenserfahrung heraus geschrieben und daher auch für einen bestimmten meiten oder engen Leserkreis. Was für Fünfzigjährige| und ihrer Zukunft ist.

Nun bog ich, der Karamane vorausschreitend, scharf nach Norden ab und folgte dem See einige Kilometer nördlich, und zwar dort, wo von den Bergen, die wir eben überquert hatten, zwei scharfe, vielgezadte, mit Felstürmen versehene Felsrippen gegen den Gee vorspringen und jäh gegen diesen abstürzen. Unzählige Lha- tsas frönen die Spigen. Auch am Fuß. der Steilwände fehlen solche nicht. Grade diese Stelle ist wohl eine der schönsten in Tibet  .

Lewer dot als Sklav!"

Zu einer Gedenffeier an den Freiheitskampf der Stedinger Bauern, der im Jahre 1230 begann, hatte man sich dieser Tage an dem St.- Beit- Denkmal auf dem einstigen Schlachtfelde von Altenesch vereinigt. Dieser Untergang freier Bauern, die nach ihrem alten Schwur, Lewer bot als Sllav" handelten, ist eine jener ergreifenden geschichtlichen Tragödien, die Hermann Lübbing   in einem Band der bei Eugen Diederich in Jena   erscheinenden Sammlung ,, Deutsche Boltheit" unter dem Titel Stedinger, Friesen, Dithmarscher" an­schaulich erzählt hat. Die Sumpfgebiete an den Niederungen der Weser von Oldenburg   und Bremen   abwärts um die Hunte und Jade bis ans Meer wurden zu Anfang des 12. Jahrhunderts von holländi­schen und anderen niederdeutschen Bauern tultiviert und zu einem blühenden Landstrich gemacht. Aber es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Die Erz­bischöfe von Bremen   suchten sie durch 3wingburgen zu unterdrücken, die die Stedinger im Jahre 1204 zerstörten. Seitdem wütete der Kampf zwischen den kirchlichen Gewalten und dem fühnen Bauernoolt. Die Stedinger hatten sich mit harten Schlägen ihre Selbständig­feit ertrogt, aber auf die Dauer konnten sie der Uebermacht nicht widerstehen. Im März 1230 hatte der neue Erzbischof von Bremen  , Gerhard II, eine Synode einberufen, auf der furchtbare Antiagen gegen die Stedinger als heidnische Ketzer erhoben wurden. Der Kirchenbann wurde über das Land verhängt, und Bapst Gregor IX.  ließ 1232 zu einem Kreuzzug gegen die Stedinger predigen, worauf Kaiser Friedrich   II., der den Bauern früher wohlgewogen gewesen war, fie in des Reiches Acht tat. So zog sich denn ein furchtbares freilich noch stark genug, um das Kreuzbeer im Winter 1232 zurüd­Gewitter über die Unbotmäßigen zusammen. Die Stedinger waren

her: Wir rutschen dem Abgrund zu

Wilhelm Filchner  :

Der Astenforscher Dr. Wilhelm Filchner   spricht heute abend im| bäche der Schutt aufgeweicht ist und die Tiere einbrechen können. Rahmen der Vortragsabende des Reichsausschusses für sozialistische Vor uns ragt im Nordwesten eine gewaltige Steinpyramide auf. Bildungsarbeit im Plenarsaal des Reichstages über seine gefahr. Westlich von dieser steilen Pyramide liegt unser Paß. volle China   und Tibeterepdition 1925/28. Aus diesem Anlaß bringen wir aus dem einzigen Buch Dr. Filchners über dieses abenteuerliche Unternehmen( ,, Om mani padine hum", mit vielen Abbildungen und Kunstdrucktafeln, Ganzleinen 15 M.) mit Genehmigung des Verlages F. A. Brockhaus, Leipzig   eine fesselnde Textprobe. Es ist erschütternd, zu lesen, wie fich der Forscher, gebrochenen Leibes, unter der Last schwerer wissenschaftlicher In strumente mühsam durch die riesigen Weiten Tibets   und Chinas  schleppt.

*

25. Dez.: Der heutige Marsch ist für die Tiere wiederum an­strengend. Dauernd geht es bergauf, bergab über viele flache Höhen­zungen hinweg. Wir sind an diesen Weg gebunden, weil das tiefer­liegende ebene Gelände sogar jetzt im Winter so start verjumpft ift, daß die Tiere dort einfinlen müßten.

Endlich betreten wir eine fandige, mit Schuft durchmischte Ebene, in die von Norden her ein doppelgipfliger, mit Sand über­deckter Rücken vorspringt. Am westlichen Fuß dieses Rüdens tommt von dort her, das Sandsteingebirge durchsägend, in einem scharf eingefurchten Tal ein mehrarmiger Fluß heraus, der in einem weiten Delta in den Ngang- tsi- tso einmündet. Das Gebiet heißt: Marthung; es ist im Sommer von gefährlichen Sümpfen durch setzt. Diese Zone treuzte Sven Hedin  , als er fübwärts nach dem Ngang- tsi- tso zog. Bald hernach kurze Raft an einem weiteren, aus den Bergen kommenden Fluß beim Bulaplag Ur- ge. Alles flappte auch hier wie am Schnürchen. Nun geht es über einen vom Gebirge aus jeewärts streichenden verwitterten Felswall, dessen steinige, scharffantige Oberfläche den unbeschlagenen Pferden unbehaglich ist. Eine weite Ebene, dann stoßen wir hinter einem isolierten Fels. rüden zwischen den mit großen Gazellenherden bevölkerten Bor bergen der Seeumrandungskette bei sintender Sonne auf Tschu- gyur. Bor uns im Westen ragi maffig imb mächtig ein Steinmaffin auf, das zu der den Ngang- tsi- tso im Norden umrandenden Sandstein. Pette gehört, die uns vom Tangra- tjo trennt,

Die Jats treffen erst nachts ein.

Der oberste Teil des Hochtales ist erreicht. Jenseits eines ver= eiften, vielfach verschlammten Baches, inmitten dieser eisigen Hoch gebirgswelt feste Belte, umgeben von Jat- und Schafherden. Nun beginnt in einer muldenartigen Rinne der Anstieg über Schutte und Trümmerfelder zum Paß hinauf. Dort oben begrüßen uns zwei mannshohe Lha- tfas mit luftig im Winde flatternden, bunten Tüchern und Fähnchen. Diefen fügen auch unsere tibetischen Führer dem Brauche gemäß neue, rote, gelbe und grüne hinzu.

Jenseits des Basses ferbt sich scharf ein Teil ein. Hier führt unser Weg steil hinab zwischen glattem Fels und Schotter. Eine gefährliche Passage, denn die Bergwasser sind vereist; auch der ganze Steilhang ist mit Eis verkleidet. Wir haben teine Eispidel, um in diese Rastaden Stufen zu schlagen. Wir helfen uns, jo gut es geht. Wer Stiefel hat, muß sie ausziehen. Die Tibeter fommen gut vorwärts, weil ihre Schuhe meist mit Bollfohlen versehen sind. Ganz merkwürdig aber ist es, wie sicher die Jaks auf diesem glatten Boden gehen. Eine Gemse fönnte sich nicht gewandter in solchem Gelände bewegen. Ich atmete erleichert auf, als meine Tiere diese gefährliche Stelle des Hochtales hinter sich hatten. Hier fam von rechts eine felfige tiefe Seitenschlucht; das Haupttal fiel jetzt fanfter ab. 3ur Rechten stürzte ganz steil das Sandsteingebirge herab, die mestliche Fortsetzung der obenerwähnten hohen Felspyramide am La- u- la. Bald nahm uns ein Talfefsel auf, in dem der Bach, dem wir bisher gefolgt waren, in einem von Norden kommenden starken Fluß einmündet. Die vereinigten Wasser ziehen von dort nach Südwesten weiter im engen Tal.

Wir folgten diesem Flusse nicht, sondern überquerten ihn und feßten dann erneut zum Aufstieg an über den westlich aufragenden felfigen Rüden, der uns noch vom Tangra- tso frennt.

Dieser Aufstieg brachte eine gewaltige Anstrengung. Mein Pferd versagte bald. Das Tier war ohnehin schwach und hatte den legten Paß mit Inapper Not genommen. Auch einer der Jaks tam nicht weiter. So mußte ich denn mein schweres Instrument und das Statin auf den Rüden nehmen und teuchte, aus mehreren Bunden blutend, die ich mir beim Klettern an dem scharfen Geftein zu gezogen hatte, aufwärts. Wenn mein Freund Jad nicht zu Hilfe gelommen wäre und sich meines Bierdes angenommen hätte, würde spielen sich solche Transporte nicht so einfach ab wie in unseren Tiefebenen. Das Herz schlägt bort zum Zerspringen, und dem fräftigsten Manne geht der Atem aus, wenn er obendrein eine schwere Laft auf dem Rüden hat und, wie ich, als Zugabe die

zuschlagen; fie bedrohten sogar Oldenburg   und Bremen   und besiegten ein neues Kreuzheer in der Schlacht beim Hammelstamper Walde. 1234 aber erschien ein neues, noch stärferes Heer, das die Stedinger von zwei Seiten angriff und wie in einer Zange packte. Nun wurden die Bauern erst bei Steengraven und dann bei Altenesch nach grimmiger Gegenwehr aufs Haupt geschlagen. Die Schwerter der Ritter hielten blutige Ernte; nahezu 5000 Stedinger fielen, darunter viele Frauen und Kinder, und das ganze Bolt wurde aus­gerottet. Erzbischof Gerhard II.   teilte sich mit dem Grafen von Oldenburg in das Stedinger Land   und setzte neue Ansiedler als abhängige Lehnsteute ein.

Warum tanzt die Tanzmaus?

Die aus den Schaufenstern der Tierhändler wohlbekannten mieb­lichen kleinen japanischen Tanzmäuse fallen durch den wunderlichen Bewegungsdrang auf, der sie unaufhörlich im Kreise herumlaufen läßt und den Anschein erweckt, als ob die Tiere tanzten. Zeitweilig ruhen sie aber völlig. Ernst Wolf in Heidelberg   stellte sich, nach einem Bericht der Beitschrift für vergleichende Physiologie", die Aufgabe, den zeitlichen Verlauf und den Wechsel dieses Bewegungs­triebes zu untersuchen. Die Tiere, die sich hauptsächlich nach dem Gefichtefinn orientieren, Fische und Bögel, bewegen sich ebenso wie die Menschen nur am Tag; in der Nacht ruhen sie. Andere Tiere wieder haben innerhalb von 24 Stunden mehrere Perioden der Ruhe und Bewegung. Man stellte bei weißen Mäufen jogar 16, bei grauen 19, bei weißen Ratten 10 folcher Perioden fest. Die weißen Mäuse zeigen nach jeder Periode lebhafter Bewegung eine solche des Fressens; man fönnte annehmen, sie verschaffen sich durch Be wegung erst den richtigen Hunger. Ratten waren lebhafter, wenn ihre Ernährung mangelhaft war. Bei Bienen stellte man einen Zeit­finn fest, indem sie nach 24 Stunden immer an dem Futterplatz erschienen, auf den sie dressiert waren.

Die Tanzmäufe wurden in eine leichtbewegliche Trommel ge­sperrt, deren Schwankungen beim Tanzen der Maus aufgezeichnet wurden. Mäuse amerikanischer und deutscher Buchten verhielten fid) ganz gleich. Sie hatten zwei Hauptzeiten des Bewegungsdranges, beim Aufgang und Untergang ber Sonne, und waren etwa sechs Stunden täglich mit Tanzen beschäftigt. Brachte man sie dauernd in einen dunklen Raum, dann war ihr Zeitgedächtnis jo zuverlässig, daß fie mit einen Schwantungen, auch ohne das Tageslicht zu fehen, diese Perioden einhielten. Bei Tieren aber, die im Dunkel zur

Welt gekommen waren, und nie das Licht der Welt" erblickt hatten, maren diese zwei Gipfel des Bewegungsbranges zeitlich ganz ver­schoten, das Zeitgedächtnis war nicht vererbt worden.

26. Dez.: Nun folgt der allmähliche Aufstieg nach dem hohen La- u- la. Auf halber Höhe ein tief eingelagerter, vereister Tümpel. ich den Paß wohl nie überwunden haben. Bei 5000 Meter Höhe Flug von 2800 Kilometern in 29 Stunden auf abgesteckter Bahn ge Der Hochtalcharafter prägt sich immer schärfer aus,

Bangfam ziehen die feuchenden Tiere mit ihren schweren Laften bergan. Un steileren, abschüssigen Stellen muß durch Menschen nachgehoffen werden, befonders in jenen Zonen, mo durch Gebirgs

Kleinflugzeugrekord. Der italienische Flieger Donati foll einen macht haben. Damit wäre der bestehende deutsche Reford von 1600 Kilometern gebrochen. Die Maschine des Italieners hatte 85 PS. Die Leistung ist eine sehr große, da die Strede etwa der Entfernung von Baris nach Moskau   gleichkoment. 2