kapitalarm, daß wir aus Gig««m nur langsam vorwärts kommen. Wenn wir im Ausland wieder Vertrauen in die deutsche Finanz- Wirtschaft bekommen, so wird das der gesamten deutschen Wirtschaft in allen ihren Zweigen nützen. Man wird diese Mittel, die herein- strömen, nur dann gut verwenden rönnen, wenn zu der Sanierung der Kasse ein ernster Wille hinzukommt, den Ausgaben in Reich, Ländern und Gemeinden zu steuern und zu einer Senkung der Steuern zu gelangen. Wir haben den ernsten Willen dazu� Was wir im Augenblick schaffen, ist nur die e r st e Etappe zu der zweiten und wichngeren, zur Sanierung und Cmlasrung der deutschen Winjchast. Ich glaube an die Lösung dieser Aufgabe. Wir machen zur Zeit«rne schwere Vertrauenskrise durch. Eine chofsnungslosigkeit liegt auf großen Teilen des deutschen Volkes, ein großer Tech strömt in die Lager der Radikalen ab. Ich glaub«, diese Strömung und diese Hossnungslosigkeü würden wir am besten überwinden, wenn wir positive Arbeit leisten, die nicht an einem Tage erledigt ist, die jahrelanges Ringen notwendig inacht Es heißt nun. langsam die Masten davon zu überzeugen und zur Ertenntms zu bringen, daß, wenn aus manchen Gebieten die Abweg« weiter begangen werden, sich dies letzten Endes gegen die Masten selbst kehren muß und in einer riesigen Arbeitslosigkeit ausmünden wird. Wem es ernst ist um das Wohl des Ganzen, der wird eintreten müsten für eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die die Fehler der Vergangenheit oermeidet und zu besseren wirtschaftlichen Verhält- nisten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber führt. Diese Schwierig- testen sind nur zu überwinden in nüchterner Arbeit und zähem Ringen derer, die guten Willens sind. Ich wende mich gegen den hoffnungslosen Pessimismus, der weit« Kreis« ersaßt hat. Wir haben doch in den letzten zehn Jahren im besetzten Gebiet Stunden und Monat« erlebt, die sorgenvoller waren und beffnungsloser als die gegenwärtigen. Dank der großen Arbeit Stresemanns sehen wir die Sonne der Freiheit über dem Schein ausgehen. Wir wollen nicht den Glauben an die Kraft unseres Voltes verlieren, kämpfen wir deshalb gegen Pessimismus und choffnungslofigkeit. wenn wir wollen, haben wir in einem Zahr die Finanzen des Reiches in Ordnung gebracht und in einem 3ahr die Sentnng der Sievern und Entlastung der Wirts chaft. An uns liegt es, ob wir obsieaen oder verzagen. Nach Erstattung des Organisationsberichts durch Staatssekretär a. D. Kempkes waren die Arbeiten des Parteitages erledigt. In seinem Schlußwort wies der Ehrenvorsitzende Dr. Kahl darauf hin, daß sich während der ganzen Tagung in allen Fragen volle Ein- mütigkeit ergeben hob«. Niemand wisse, welches schließlich der Aus- gang unserer gegenwärtigen politischen Katastrophe sein werde, das hänge teils von Umständen ab, die dem Einfluß der Partei ent» zogen seien, teils auch von der persönlichen Einstellung. Geheimrat Kahl schloß seine Ausführungen mit einem begeistert ausgenommenen Hoch auf das Vaterland und erklärt« darauf den Parteitag für geschloffen._ Freie Sozialistische Hochschule. Filchner über seiue Tibetreise. ------ Der berühmte deutsche Asionfovscher Dr. Wilhelm Filchner sprach am Sonnabend im überfüllten Plenarsaal des Reichstags für die Freie Sozialistisch« Hochschule über sein« große Expedstion durch Tibet 1825—1928. Begrüßungsworte sprach Ztetchstagsprästdent Lob«. In dem Bortrag schilderte Dr. Filchner kurz den Zweck der Expedition, die einen riesigen Weg zweimal durch Innerasien zurück- legte. E» handelt« sich darum, die Beobachtungen der magnetischen Strömungen der Erde, die für Rußlands Indien und QfhWa bereits beobachtet waren, zu vervollständigen und die riesige Lücke im Ber- mestung«netz zu schließen. Furchtbar« Schwierigkeiten entstanden aus dem furchtsamen Aberglauben der Bevölkerung, au» den Defürch- tungen der chinesischen und tibetanischen Behörden vor politischen Agenten und aus der Geringfügigkeit der für die Expedstion vor- handenen Mittel. Außerordentlich interessant« Schilderungen von Eigentümlichkesten des tibetanischen Volkslebens an Hand von aus- gezeichneten Farbenlichtbildern schlössen den Vortrag ab. Staatssekretär a. v. Heinrich Schulz dankte dem Redner «nd feierte sein« Energie, die trotz furchtbarer Not Wichtiges für die Wissenschaft erringen konnte.
Woldemarasmus lebt noch. Litauische Offiziere wolleu mitregiereu. Sowno. 22. März.(Ost-Expreß.) In Kowno tagte der erwestert« Borstand der Regierungspartei, woran sich alle Minister beteiligten. Di«.Lüdische Stimm«"' will wissen, daß nach längerer Diskussion der Beschluß gefaßt wurde. die Regierungsgrundlage durch die Hinzuziehung gewisser Minder- h e i t e n gruppen zu erweitern. Es wird behauptet, daß die Stellung des Mmisterpräsidenten Tubjalls erschüttert sei, da radikale Osfizier« seinen Rück- tritt fordern, da er gegenüber der Opposition„zu schlapp" sei. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß angesichts dieser Angriff« Tub- jalis bei den bisher in Opposition zur Regierung stehenden Minder. hesten Unterstützung sucht.
Verzweiflungstampf der Frau Hanau . Zwangsernähnmgsvorstoß.siegreich" obgewehrf. Varl». 22. März.(Eigenbericht.) Die Zwangsernährung der Direktvnn der„Gazette hu Franc", Frau Marth« Hanau , die«nn Sonnabend in den 21. Tag ihres Hungerstreiks eingetreten ist, hat zu einer Reihe von Zwischenfällen Anlaß gegeben. Trotzdem die Aerzt«, um den Wider- stand der Streikenden zu brechen,«in Dutzend Kranken- wärter mobil gemacht hatten, sind am Sonnabend alle Versuche a e s ch« i t e r t. Frau Hanau zerbiß eniweder den Gummischlauch der Magensvnde, mst dem ihr die Nahrung in den Mund eingeflöst werden sollt«, oder aber sie steckte sich zwei Finger in den Mund und gab so die widerwillig aufgenommen« Nahrung sofort wieder von sich. Nach drei derartigen Gewaltkuren war sie s o e rs ch ö pf t. daß die Aerzte au, Deiorgnis für ihr Leben von der Zwangs- crnährung Abstand nahmen._ ■DU innere Vevzinsteoer. Das Reichsfinoiuministerimn hat am 19 dM dem Kabinett den Entwurf-In« Gesetze» über eine Aus. gl«! ch s steu e r auf Mineralöle(Mineralölsteuer) vor- gelegt. TluablSiier im Lnlerhau». Während der letzten Unterhaus. irnun? warf ein Mann von der Publitumstribüne ein Paket Flug. blöster st�den Saal unter dem Rufe:„Nieder mit dem Jmpenalis- u!us, nied erm iide r Arbesterregierung!" Der Ruhestörer wurde aus htnr Das Flugblatt verlangt die Freilassung von 31 indischen Arbeiterführern, die fest einem Jahr« in Meerut gefangen Schotten werden.
Prospertty— ein schönes Wort! Aber wie steht es in der Wirklichkeit?
31«« York , Mstt« März. Prosperität, ein schönes Wort. Amerika nennt es mit Stolz sein eigen, bchcmptet, der Well überhaupt erst das Massenevangeldum materieller Wohlfahrt und Reichtum verkündet zu hoben. Prosperität ist für Amerika , was sahrhinchertealte Kitllurschötze für Europa , die philosophisch« Abgeklärtheit des Konfuzius für China , Weisheit und Wissens reife'für den Orient stich. Eine Fahrt durch die Dereinigten Staaten überzeugt, daß Prosperität mehr als eine bloße Tatsache ist, die dazu noch von bösartigen, kritisch eingestellten Individuen angezweifelt wird.„ProJperity"" ist ein Begriff. Ein Begriff, der so in das Fleisch und Blut der amerikanischen Nation überge- gangen ist, daß mit ihm und unter ihMall« Sunden de» Systems zugedeckt werden, dem Amerika die Vaterschaft an seinem materiellen Wohlergehen zuschreibt' Seit Oktober des Vorjahres haben die Dinge ein andere» Gesicht angenommen. Hier knackt es und dort bröckelt es hörbar. Die Börsenkrachs haben zu einer Ernüchterung geführt, die verzweifelte Aehnlichkeit mit einer kernigen Katerstimmung Hot. Aber aller Katzenjammer kann die Tatsache nicht aus der Well schaffen, daß dieses Land sin unerhörtes Bild inateriellen Wohl- befindens bietet. Statistiken erzählen der staunenden Well von einem Ratio nalrelchlum von 360 Milliarde» Dollar im Jahre 1928, dem 321 Milliarden Dollar in 1922 und lumpige 186 Milliarden in 1912 gegenübergestellt werden. Eine imposant« Zahlenparade, die den Leser erschauern macht. Der Antril des ein- zelnen wird auf 3000 Dollar und im Staate New$«1 sogar auf 3513 Dollar berechnet. Selbst wenn die Entwertung des jetzigen Dollar gegenüber dem Dortriegsdollar um 37 Proz. in Betracht ge- zogen wird, bleibt das Wachstum innerhalb 16 Jahren geradezu erdrückend. Man kann von vornherein einwerfen, daß allen Bergleichen und Statistiken im Leben eines 110-Millionen-Dolles nur sehr be- dingter Wert zukommt. Mit Schaudern gedenkt man der Wirtschafts- statiftiken im Krieg«, mst denen alles von der ausgezeichneten Er- nährung eines Volkes mit Dörrgemüse bis zu den über alles be- friedigenden Ergebnissen des„Stahlbades" bewiesen werden konnte. Nichtsdestoweniger, die amerikanischen Wirtschaftszifiern bleiben eindrucksvoll und können nicht einfach mit ablehnender Gest« bei- feite geschoben werden. Aber weil es sich um Feststellungen gigantischen Ausmaßes Handell, die für die Beurteilung der wirtschaftlichen Log« der ameri kanischen Massen im Auslande von ungeheurer Bedeutung sind, tut ein Körnchen Salz mehr denn je not. Statistiken haben bekanntlich Janusgesichter. Aus dem Herzen derselben amerikanischen Massen kommen Statistiken, die ein wesentlich anderes Bild präsentieren, ohne deswegen die Richtigtest der gegebenen Zahlen anzuzweifeln. In ihnen wird festgestellt, daß dos. vurchschniklsgehalk des amerikanischen tohaangesiellle« und Arbeiter» pro Zahr 1893 Dollar betrögt, in gewissen führenden Industriegebieten sogar nur 1200 Do l l a r. Dabei darf nicht vergesse» werden, daß sich unter dieser Kategorie zahlreich« Professionelle und höher bezahlte Angestellte befinden, deren höheres Einkommen durch geringer« Einkünfte der Arbeiterschaft wettgemacht wird. Nach amtlichen Kalkulationen ist ober ein derartiges Durchschnittseinkommen nicht mchr als die Hälfte des amerikanischen Lebensminimums, das heißt eine» t h e o r e- tischen Minimums mst komfottabler Lebensweise und Gesund-
„Maschinist Hopkins." (krstoufführung in der Städtischen Oper. Eine Arbeiteroper, ein Arbeiterdromo, stark in der Idee und in der theatralischen Wirkung. Großer Erfolg, nur ansang« bestritten. doch anwachsend bis zum Schluß zugleich mit der Handlung, die in einem szenisch grandiosen Finale ausklingt. Ungezählte Hervorrufe für den Dichterkomponisten Max Brand und all« Beteiligten. K. P.
heitspflege. Man kann sich daraus«in Bill» machen, wie das wirtliche Lebensminimum eines Arbeiter» in den Tex'.ilgebieten des Südens aussieht, der bei außerordentlich teurer Lebenshaltung weniger als 1200 Dollar pro Jahr verdient. Neben dem Arbester und Angestellten muß noch der ameri- tanischeFarmer berücksichtigt werden, der in den letzten Iahren trotz aller Vundcshilse, die übrigens auch mehr auf dem Papier steht. wirtschaftlich mehr und mehr absinkt. Ist doch in landwirtschaftlichen Untersuchungen der Universität Chicago fest- gestellt, worden, daß demameritanischen Farmer n.ster den gegen- wärtigen Umständen nur noch ein kleiner Schritt von der Servilität europäischer Landwinschaft trennt.\J. Da» sind die harten Taffachen und nicht die munderschönen Theorien. Dabei find die alarmierende Arbriksloflgkeil. das hohe Preisniveau und die Arbeitsbedingungen noch keineswegs in Anschlag gebracht worden. Amerika nach Florida . den New-Dorter Wolkenkratzern und den Rieseneinkommen einer Handvoll Leute zu beurteilen, wäre genau so urwerständiich als die Wirtschaftslage des deutschen Metallarbeiters cm den Finanzen der Thyssen und Borsig zu messen. Wirtschafts krisen und Massenelend bringen auch hierzulande bittere Zweifel an der vermeint- lichen Unfehkbarkest der vom Kapitalismus gepredigten Lehren mst sich. Sieben fette Jahre haben in Amerika allen Sinn für eine nüchterne Abschätzung der Taffachen und Möglichkeiten verschwinden fassen und eil« falsche Sicherheit geschaffen, die jetzt im An- gesichte von Millionen Arbeitsloser ins Bodenfaf« abzusinken droht. Seit Monaten ist die amerikandsch« Nation, soweit sie nicht am Schraubstock und laufenden Band« steht, mst der Lösung des nationalen Preisrätsels der Prosperität beschäftigt, ohne bisher zu einem abschließenden Urteil gekommen zu sein. Worauf es m Wirklichkeit ankommt, ist nicht, theoretische Preisfragen zu lösen, sondern sich ein ungeschminktes Bild der Wirischastsfag« des man of tbe»treet, des gewöhnlichen Mannes, zu machen. Niemand wird an Hand dieser unbestreitbaren Tatsachen behaupten können. daß sein wirischastKcher Zustand sehr ermutigend ist.
Oie Affen Stalins. Wctttauf im Umfallen. Die Schwenkung Stalins zieht notwendig«in« Schwenkung der Komintern nach sich. Das Ekki hat kürzlich die Kommu- mstische Partei in der Tschechoslowakei in einem seiner bekannten Briefe verdonnert—, nun zittert die Zentral« der KPD . Deutsch - fand» vor einem Ekki-Brief. Sie stellt bereits um! Das Organ der Rechtskommunisten berichtet darüber unter der Ueberschrist: ,Lm Schwänze der russischen Wendung": „Im Zentralkomitee der KPD. herrscht groß« Der- wirrung. Einer sucht dem anderen in der Wendung zuoorzu- kommen. Ulbricht (der Pol-Leiter von Berlin . Die Red.) macht bereits wieder Spitzenreiter. In einer Berliner Zellenversammlung erklärte er, daß nach den Betrieberatswahlen die Kampfleitungen und Komitees in den Betrieben liquidiert würden. Es sollen Mai-Komitees gebildet werden. In diesen Mai- Komitees sollten„selbsiverstänblich"(!) auch sozialdemokratische Arbeiter vortreten sein, so„wie die Partei das bercits immer verfochten habe".(!) Noch am Sonntag schrieb die„Rote Fahne", daß derjenige«in Verräter am Proletariat sei. der mit Sozialdemokraten bei Gewerkschasts- und Betriebsratzwahlen auf einer gemeinsamen List« steht.„Verjagt di« Sozialfaschisten aus den Betrieben", ist noch heute di« offiziell« Losung der Partei, und mst diesen selben.Sozialfaschisten" sollen jetzt selb st verstand» lich gemeinsam« Mai-Komstee» gebildet werden. Dies« pathoio- gischcn Führer— so schreibt das rechtsiommuirisissche Blatt weiter— müßten doch die Arbeiter allesamt als Idioten hasten: sie fthcn den Klassenkampf lediglich aus der jämmerlichen Perspektive ihres Feldwebelhirns, sie glauben, daß man mit den Ar- britern nach beliebigem Reglement exerzieven kann. Da irren si- sich gewaltig."