Der Schrei nach Kohle.
Wie der Fünfjahresplan in Sowjetrußland fiegt.
Der Fünfjahresplan scheitert. Die Sowjetzei! ingen phanta-| bas legte Quartal des vorhergehenden Jahres. Erst durch die fteren dafür von einem Vierjahresplan. Der sozialistische Wett Schaffung einer Sturmbrigade gelang es, die Produktion über die eifer", die industriellen Sturmbrigaden", sollen nun das Wunder vorgesehene Norm zu erweitern. Daß derarige heroische Anstren fertigbringen. Der Wetteifer erlahmt aber zusehends von Tag zu gungen nicht von nachhaltiger Dauer sind, ist ja bekannt. Tag. Die industriellen Sturmbrigaden der fommunistischen Jugend finden in Wirklichkeit nur schwache Verwendung, die richtige Dr. ganisation fehlt, die Komfomo zen schlagen tatenlos ihre Zeit tot.
Neben täglichen Alarmrusen der gesamten Sowjetpreffe tönt immer lauter der Ruf nach Kohle. Kampf um die Kohle," heißt es da;„ Die Verschuldung des Donbeckens dem Lande gegen über wächst von Monat zu Monat. Die Schuld an der Nichterfüllung des Programms trifft die Leitung. So fann es nicht weitergehen."
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Die Prawda vom 29. Februar rechnet in einem spaltenlangen Artikel mit den Hauptmängeln der Kohlenproduktion ab.
3m letzten Drittel des Wirtschaftsjahres und den ersten zwanzig Tagen des Februar hat das Land 1400 000 Tonnen weniger erhalten, als planmäßig vorgesehen war,
obgleich, wie das Blatt fagt, die Auflagen bei einer marimalen Ausmuzung der Arbeitskraft und der Maschinen leicht zu vermirf Ilchen gewesen wären. Allein das Donbeden hat im Laufe der legien fünf Monate 727 370 Tonnen Rohle unterproduziert. In der Erfüllung des Planes stehen die letzten vier Monate hinter den gleichen Monaten des vorjährigen Wirtschaftsjahres zurück.
Auch die Mechanisierung der Produktion hat dem Plan nicht entsprochen; auch sie bleibt im Vergleich zur Mechanisierung im Borjahre zurück. Schlimm steht es mit der Verwirklichung des Importplanes. Die ausländischen Bohrmaschinen treffen nur ganz allmählich ein und. selbst unter die verschiedenen Bergwerke verteilt, werden sie nicht voll ausgenutzt. Es gibt Schächte, wo dies mur bis zu 30 und 40 Broz geschieht. Die Förderwege find in feiner Weise den neuen Maschinen angepaßt. Doch nicht nur an den Bohrmaschinen fehlt es, auch an dem verschiedensten notwendigsten Material, wie Holz, Metall, Ziegel, Seile usw. Der Mangel an letzteren stellt einfach den Betrieb einer Anzahl Schäcyte in Frage.
Es gibt überhaupt fast tein Material, das in genügender Menge vorhanden wäre.
Hinzu kommt der wechselnde Bestand der Bergarbetter. So haben 3. B. allein im Januar 1400 Heuer das Donezbedan verlassen. Der Mangel an Heuern beträgt allein im Donezbeden 3500 Mann.
Sieht man sich die einzelnen Bergwerfe und Schäch.e näher an, so erhält man ein noch trüberes Bild. Eine andere Nummer der Prada" berichtet über den größten Rohlentruft im Donez becken, die Luganfletohle. Er vereinigte 120 Schächte. Im ersten Quartal des Wirischaftsjahres haben diese Schächte nur 94,2 Broz. des vorgesehenen Planes erfüllt. Im Februar wurde es nicht beffer. Neben wenigen Schächten, die eine Ueberproduktion geleistet haben, gibt es folche, die nicht mehr als 69 Pro3. geliefert haben. Ungeheuer start ist das Feiern verbreitet. Es fehlt an Aufsicht und Leitung. Der Selbstfostenpreis der Kohle hat mit 60 Pf. pro Tonne die Beranschlagung überschritten. In dem Schacht Brjant sind von elf Bohrmaschinen nur sechs richtig in Arbeit, von den 28 in Stalinopol nur 17. Auf dem Schacht Tschaikino stehen sämtliche vier Bohrmaschinen ſtill
Ein anderes Beispiel: Der Schacht Kapitalnaja", einer der größten innerhalb der Tschistjafowschen Bergwerfe, ist gleichzeitig auch der schlechtefte. Die Auflagen find nur mit 65 Broz. erfüllt morden. In den sämtlichen Schächten überschritt der Selbsttojtenpreis die Beranschlagung mit 15,6 Proz 200 Rohlenzüge blieben unausgeführt dank der Nachlässigkeit der Berwaltung. Das erfte Quartal bes neuen Wirtschaftsjahres gab schlechtere Resultate ale
Da nimmt es wetter nicht wunder, baß sich die sweftija" vom 8. März aus Nowosibirst drahten läßt, a
daß die Trattoren ohne Brennmaterial daffehen; zur felben Zeit tommt aus Safan die Meldung, daß bis zum 5. März nur 20 Proz. des erforderlichen Brenn. ft offs herbeigeschafft ist. Die Fabrifen geben also teine Trattoren und wo Traktoren vorhanden sind, da fehlt es an Brennstoff! Aber die Sowje.preffe phantafiert weiter: Den Fünfjahresplan in vier Jahren! Papier ist geduldig.
Der Schacht Lidijewka ist ganz mechanisiert. Die Maschinen Kollektivierung mit Orchestermufit."
werden aber nur zu 60 bis 70 Proz. ausgenutzt, der Selbstkosten. preis für die Tonne Kohle beträgt daher stait der vorgesehenen 7 Rubel 66 Ropefen 19 Rubel. Die Förderungswege find derart, daß feine Schicht ohne Unfall abgeht. Fast in jedem Schacht liegen die Förderwagen unausgenutzt da; zur selben Zeit wird aber über Mangel an Förderwagen geflagt. Tritt eine Arbeitsschicht um 5 Uhr an, fo beginnt fie in Wirklichkeit mit der Arbeit erst um 7 Uhr.
Nun fönnte man glauben, daß, wenn Rohle in ungenügenden Mengen produziert wird, ihre Qualität dafür um so höher ist.
Die„ Jsweftija" vom 9. März tlagt aber:„ Asche statt Kohle". Die Menge der untauglichen Steinmischungen der Kohle machte allein für das Donezbeden im vorigen Jahre 20 000 Waggons aus. Das Bezirkskomitee von Luganit hat deshalb die Forderung aufgestellt, daß das Donezbecken im Jahre 1929/30 ein Produktionsprogramm derart erfüllt, daß 40 Millionen Tonnen nicht Asche enthalten, sondern wirkliche Kohle. Es wird nämlich jetzt so ge macht, daß bei der Ablieferung der Kohle dem Empfänger einfach eine falsche Analyse eingehändigt wird. Also nicht nur Nichte: füllung der Pläne, sondern auch Produzierung einer derartig schlech ten Kohle, daß dadurch das produzierte Quantum sich noch um ein beträchliches verringert so flagt das Blatt.
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Bie tatastrophal die Lage ist, erfennt man an einem Aufruf des Zentralfomitees der fommunistischen russischen Bartei an das Bezirkskomitee von Schachty .
Es erhebt darin die schwersten Borwürfe gegen die totalen Partei organisationen, ble es nicht verftanden haben, durch Attivität der Partei und Gewerkschaftsfunktionäre der Produktion im Donez beden ein richtiges Tempo zu geben und macht eine Reihe von Borschriften mit dem Ziele, die Mängel zu beheben. Schlimm sieht es auch mit dem anderen Brennstoff aus, mit dem Naphtha. Die Prawda" vom 3. März berichtet, daß neft nur 84,8 Proz. der planmäßig vorgesehenen Menge geliefert hat. Die sweftija" vom 10. März nennt die Ursachen dafür. Auch hier wird das erforderliche Material und das erforderliche Maschineninventar mur mit großen Verzögerungen geliefert. Die neuen Bohrmaschinen stehen still, weil es an Röhren mangelt. Eine Anzahl alter Naphthaquellen droht stehenzubleiben Auch fehlt es an 3ement. Das Fehlen von elektrischen Leitungen verhindert die Elektrifizierung ber in Batum neu erbauten Fabriken.
Die Prawda" vom 7. März läßt sich aus Batu telegraphieren: Eine Konferenz der Fabriken, die den Trust Asneft zu versorgen haben, hat festgestellt, daß die Aufträge in unerhörter Weise So hat der Naphthatrust zum Beispiel unerfüllt bleiben. nicht erhalten 9500 Meter zehnzölliger Röhren und 1200 zwölf zöllige Röhren, brei und vierzöllige Röhren sind ganz ausgeblieben. Bon Schlössern zu Bohrröhren sind nur 8 Proz. geliefert worden. Die Fabrik von Colomna hat statt 26 Pumpen nur 6 gefandt; die Fabrit von Sormowo ftatt 134 Schlüssel zu den Bohrröhren 52, Hafen für die Aufzüge statt 19 nur 8, die Fabrit Lenin feinen einzigen Meter von den bestellten 2500 Metern anderthalbzölligen Röhren; die Fabrif von Taranrog hat den Auftrag über 1500 Meter vierzölliger Naphthaleitung in Eile unausgeführt gelaffen. Sechszöllige Leitungen hat es ftatt 22 000 Meter nur 11 600 Meter geliefert, achtzöllige ftatt 14 000 nur 6000, zehnzöllige überhaupt nicht ufw.
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Die Prawda berichtet über einen selbst für Sowjetrußland ungewöhnlichen Fall der Kollektivierung: In dem Städtchen Medyn in Mittelrußland wurde von der kommunistischen örtlichen Organi sation ein Tag der Bernichtung des Großbauern organisiert. Bon uniformierten Abteilungen wurden die einzelnen Häuser besucht und die geringfügigsten Gebrauchsgegen stände enteignet. In den Häusern und Hütten ließen sie nur die leeren Wände zurück. Die Kommunisten beschlagnahmten Wäsche, Küchengerät, felbst Spielsachen und Puppen. Die Stollettivierung dauerte drei Tage. Zu den Haussuchungen spielten zwei Orchester auf. Nach Beendigung dieser Kollektivierung" wurde von dem Stadtsowjet an Stalin ein Telegramm gesandt, in dem mitgeteilt wurde, daß ,, der Klassentampf in dieser Stadt mit einem vollkommenen Sieg des Proletariats geendet habe".
Die heiße Dniestr: Grenze. Schwerer rumänisch- ruffischer Zwischenfall. Bukarest , 22. März.( Eigenbericht.) Aus der beffarabischen Hauptstadt Rischinew wird ein Zwischenfall gemeldet, der ernsthafte diplomatische Folgen haben
tann.
In der Nähe der Stadt Tighina beobachteten rumänische Grenzpatrouillen auf dem Dnjestr einen Rahn mit der Somjet flagge, der auf das rumänische Ufer zusteuerte, dort anlegte und dem mehrere Personen entstiegen. Als die Patrouille die Perfenen aufforderte, stehen zu bleiben, die Kahninfassen aber die Flucht ergriffen, feuerten die Rumänen. Die Bootsinsassen warfen darauf drei Bomben gegen die Rumänen. Der Patrouillen führer wurde auf der Stelle getötet, mehrere Beamte sdywerverlegt ins Krantenhaus gebracht. Nach diesem Zwischenfall bestiegen die von dem russischen Ufer des Dnjestr gekommenen Berfonen den Kahn und fuhren zurüd. In einem auf der russischen Seite des Dnjestr bereitgestellten Auto führen die Banditen davon.
Die Young- Geſche veröffentlicht. Die foeben
Die foeben ausgegebene Nummer 7 des Reichsgefahblatts Teil I enthält die Gefeße über die Haager , Konferenz einschließlich Bankgesez, Reichsbahngesetz. das deutsch - amerikanische Schuldenablommen und den Sachverständigen plan vom 7. Juni 1929.
Ein roter Sonntag foll der 30. März in Zürich werden. Reichsdeutsche Rotfrontbündler sollten beilnehmen. Die Regierung bringt das Berbot des Bundesrates vom 1. Februar 1929 über das Tragen der Rotfronttämpferbekleidung auf Schwetzer Gebiet durch Aus länder in Erinnerung. Innis ga
Todesurteile in Palästina. Fünf Araber wurden megen Mordes zum Tode und zur Zahlung von 1000 Pfund Sterling an die Familien ihrer Opfer verurteilt.
( Gewerkschaftliches fiche 2. Beilage.)
Berantwortlich für Bolitik: Dr. Curt Geyer ; Birtschaft: G. Klingelhöfez; Gevertschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schilowsti; totales und Sonstiges Frik Raritäbt: Anzeigen: Th. Glode: sämtlich in Berlin . Drud: Barwärts- Buchdruderet Berlag: Formärts- Berlag G. m b. S. Berlin und Berlagsanftalt Van! Singer u. Co.. Berlin SW 68 Lindenstraße 3. Hierzu 4 Beilagen und Unterhaltung und fen".
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