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Ein feltsamer Beleidigungsprozeß. Brennende Wälder im Sturm.

Von den eigenen Kindern des Giftmordes beschuldigt.

Vor dem Richter stehen ein Ministerialober- fich stellt das Urteil fest, daß auch nicht der Schimmereines fetretär, feine Frau und ein Montagemeister.| Berdachtes gegen die Mutter besteht. Man beschuldigt sie einer falschen eidesstattlichen Versicherung Das menschliche Mitgefühl steht ohne Zweifel auf seiten der und der üblen Nachrede. alten Frau, deren Lebensabend durch Klatsch und Verdächtigung gestört wurde.

Im Jahre 1921 war der alte Herr J. in Zinnowitz   gestorben. Seine Frau wohnte mit ihm in einem kleinen Landhäuschen. Der Montagemeister ist der Sohn, der Ministerialobersekretär der Schwiegerjohn der betagten Frau. Sie reden sich ein, daß unmög­lich der gemütliche, lebensfrohe 3. eines natürlichen Todes gestorben sein könne, nein, seine Frau, ihre Mutter, ihre Schwiegermutter habe ihn vergiftet. Sie erzählen, fie flatschen, sie geben fogar eine eidesstattliche Versicherung ab. Die alte Frau 3. will sich schützen gegen Angriffe und üble Nachrede; sie flagt. Bor Gericht crweist sich die schwere Anschuldigung als törichtes, jeder Grund­lage ermangelndes Geschwä ß. Auguste I., die heute über 80 Jahre alt und frant und gebredlich ist, hat mit ihrem Manne die Goldene Hochzeit gefeiert, immer war sie ihm eine gute Ehefrau, immer lebten die beiden glücklich und zufrieden. Aber auf der an­deren Seite stellt sich heraus, daß die drei Menschen auf der An­flagebant unter einer merkwürdigen, geradezu suggestiven Bor eingenommenheit litten, daß sie selber fest glaubten, mas sie sagten und herumtrugen. Der Staatsanwalt beantragt wegen falscher eidesstattlicher Versicherung und übler Nachrede je einen Monat Gefängnis mit Bewährungsfrist. Das Gericht kommt eben auf Grund dieser suggestiven Boreingenommenheit zum Freis spruch auf Kosten der Staatstafse: Die Angeflagten waren von der Richtigtet ihrer Behauptungen überzeugt. Aber ausdrüd­

Pech muß man haben. Leere Geldschränke und doch Gefängnis. Der Geldschranktnader gehört unter den Ganoven gewisser. maßen zur Aristokratie. So einen schweren Jungen stellt man sich vor mit einer dicken Marie, in Lackschuhen, Smoking, in den Dielen des Westens seinen guten Tag dahinlebend. Die Wirklichkeit sieht

aber mitunter ganz anders aus.

Zwei Pechvögel dieser Branche standen gestern vor dem Schöffengericht Berlin- Wedding  - der eine 5. als Angeklagter, der andere F. als Zeuge. F. mar nämlich bereits in der Sache wegen versuchten schweren Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden; bloß wegen versuchten Diebstahls? Ja, weil der aufgeschmeißte Geldschrank leer war; beim besten Willen war nichts mitzunehmen. Die beiden arbeiteten schon seit langem zusammen und haben auch schon seit Monaten Bech. Im August waren sie in Dresden  ; der Geldschrank in der Konfum genossenschaft war leer. Auch die Septembertour nach Stettin  brachte nichts ein. Raum hatten sie den Geldschrank im Zollamt aufzuschweißen begonnen, da wurden sie gestört. Die Polizet, die sie von ihren Vorstrafen her fannte, tam ihnen auf die Spur; fie waren gezwungen, sich zu verbergen und beschlossen im November einen neuen Einbruch in der Tegeler Krantentaffe. Det Geld jchrant war leer! Eigentlich nichts fonderlich Rühmliches; gute Banoven hätten die Sache beffer ausbaldowern follen. Als aber die Tante des F. in der Zeitung von dem Einbrudy- las, konnte sich dieser nicht enthalten zu sagen ,,, Das waren wir". Dann stöberte ihn die Polizei auf, er gestand den Dresdener Einbruch, hinterher den Stettiner, schließlich, als er der Tante gegenübergestellt wurde, auch den in der Tegeler   Krantentaffe und gab auf Befragen zu, daß H. in diesem Fall mit von der Partie gewesen sei. F. wurde ab­geurteilt, auch H. wurde ausfindig gemacht und hatte sich nun zu verantworten. Er bestritt, mit dabei gewesen zu sein. Ein Alibi fonnte er nicht erbringen. F. blieb trok Ermahnungen des Bor­

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Der Landjäger versagte.

Bekanntlich ist die schwere Bluttat der Nationalsozialisten in Röntgental nur dadurch möglich gewesen, daß der zuständige Land­jägermeister Gudat seine Pflicht in erheblichem Maße verletzte, in­dem er auf die Bitte um Schuß der Reichsbannerleute nicht reagierte, sondern es unterließ, den Bedrängten Hilfe zu leisten. Es ist nicht anzunehmen, daß die Nationalsozialisten in das Lokal hineinge: chossen hätten, wenn sie gewußt hätten, daß der Landjäger unter allen Umständen Ernst machen würde. Infolgedessen wurde die Republikanische Beschwerdestelle Berlin   bei dem zus ständigen Regierungspräsidenten in Potsdam   vorstellig und bean­tragte die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen den Landjägermeister Gudat mit dem Ziel der Dienstentlassung ohne Bension. Darauf hat der Regierungspräsident in Potsdam   der Republikanischen Beschwerdestelle unter dem 15. März folgenden Bescheid erteilt:

,, Auf das gefällige Schreiben vom 11. März 1930 teile ich mit, daß das Verhalten des Landjägermeisters Gudat in Röntgental an läßlich der bekannten Verhältnisse der Gegenstand einer Unter­suchung ist, nach deren Abschluß das Erforderliche von mir ver­anlaßt wird."

fizenden bei seinem Geständnis. H. lachte ihn aus. Haft du mir nicht einen Kasfiber aus dem Gefängnis geschrieben, als ich noch frei war, und stand nicht darin, daß ich nicht dabei war? Der Stajfiber wird vorgelegt. Es hilft alles nichts.

Das Gericht glaubt dem Geständnis des F. und verurteilt 5. wegen versuchten schweren Diebstahls zu 9 Monaten Gefäng nis. Das Dresdener   und Stettiner Bech harren noch der Erledi­gung. Auch Geldschrankknacker sind nicht auf Rosen gebettet.

Heute Eröffnung der Reichsgaffwirtsmesse.

Schreckensnächte in Siebenbürgen  .

Bukarest  , 22. März.( Eigenbericht.)

In den Waldungen von Siebenbürgen   ist seit 48 Stunden eine ungeheure Feuersbrunst im Gange. Der Brand nimmt infolge eines außergewöhnlich starken Sturmes fortgesetzt an Umfang zu. In einem Umkreis von 30 Kilometer bildeten sich innerhalb weniger Stun­den 400 Brandherde, von denen einer größer ist als der andere. Es ist fast unmöglich, die sich unter der Bevölkerung einzelner bedrohter Ortschaften abspielen­den Schreckensnächte zu beschreiben. Der Sturmwind ist derartig, daß Tausende alter Bäume entwurzelt und die Dächer von Hunderten von Scheunen abgeweht wurden. Der telephonische Verkehr mit der Brandgegend ist seit Sonnabend mittag unterbrochen, da die Telegraphen leitungen durch den Sturm vollkommen zer­

stört sind.

Gourmenia total pleite.

Ermittlungsverfahren gegen Direktor Liemann.

Im Gourmenia Konturs, der zur Zeit wegen Man­geis an masse überhaupt nicht durchführbar ist, wird nunmehr auch die Staatsanwaltschaft eingreifen, und zwar auf Grund einer Strafanzeige, die gegen den früheren Geschäftsführer des Unternehmens, Josef Liemann, aus Gläubigertreisen er­ftattet worden ist.

Es wird behauptet, daß Liemann sich des Vergehens gegen das Kontursgefeß schuldig gentacht und daß er seine Gläubiger über den Umfang feines Unternehmens und seine Kreditwürdigkeit durch Vor­Spiegelung falscher Tatsachen getäuscht habe. Zur Zeit werden die notwendigen Ermittlungen zur Nachprüfung dieser Anschuldigungen Josef Liemann selbst ist von der Kriminalpolizei durchgeführt. bisher, wie von ihm nahestehender Seite mitgeteilt wird, weder vorgeladen noch in dieser Sache vernommen worden, sondern weiß nur von anderer Seite, daß man gegen ihn eine Anzeige erstattet habe. Er bestreitet entschieden die ihm darin gemachten Vorwürfe, die nach seiner Auffassung nur erhoben worden sind, um durch das Druckmittel einer Strafanzeige Geld von ihm zu erhalten. Er selbst habe nicht einen Pfennig beiseite geschafft und werde seit dem Zusammenbruch der Gourmenia- Betriebe von Berwandten und Freunden erhalten.

Ein neuer Komet.

entdeckt worden, der bis ungefähr 21 1hr am westlichen Gestern ist im Sternbilde des Widder ein neuer Romet Horizont beobachtet werden kann. Der Komet ist siebenter Größe und schon durch kleinere astronomische Fernrohre sichtbar. Liebhaberastronomen Wilt in Krafau. Die Entdeckung erfolgte durch den als Kometenentdecker bekannten

Der Tote im Keller.

Heute vormittag um 10% 11hr wird die Reichsgastwirtsmesse Berlin   1930 eröffnet. Ebenso wie in den Vorjahren bietet die Reichsgastwirtsmesse, die in der größten alle des Aus­stellungsgeländes in Wigleben untergebracht ist und eine Fläche von rund 16 500 Quadratmetern bedeckt, einen guten Ueber blid über das deutsche Gastwirtsgewerbe. Bei einer gestern ver­anstalteten Borbesichtigung fonnte man feststellen, daß über 400 beutsche Firmen ihre Fabritate ausgestellt haben; mehr als 500 Standnummern verteilen sich über die große Halle. Die Be­deutung des Gastwirtsgewerbes tritt besonders in die Erscheinung, wenn man bedenkt, daß dieses Gewerbe mehr als 1 750 000 Berfonen fund in der Neuen Königstraße. Ein Meter des Hauses Gerüchte von einem Verbrechen fnüpften sich an einen Leichen­Brot und Arbeit gibt us befonders erfreulich tam festgestellt nr. 33 hatte gefteri im Keller zu tun und nahm einen widerlichen werben, daß in dielem. Jahre auch zahlreiche Firmen ansgestellt Geruch wahre forschte der deiache nach und fand in einem abc haben, die die herffellung alfoholfreier Getrante begeschlagenen Wintel, in dem allerlei Gerümpel, alte Mafrage treiben. Die Bewag zeigt einen Stand Das elektrische Schlaraffenland", der besondere Beachtung finden wird. Bei der heutigen Eröffnungsfeier der Messe wird für das Ausstellungs­und Messeamt Stadtrat Czeminski die Eröffnungsansprache halten.

Die nächste Stadtverordnetenverfammlung findet am Donner's tag, dem 27. März 1930, statt. Beginn der Beratungen um 16% Uhr.

auf die Elektrische nach der Stadt warteten. Ich bin bereit, Ihre Bemühungen zu belohnen."

Wieviel?" erfundigte sich Botelho, und seine blassen Augen leuchteten auf.

,, Hundert Milreis."

,, Nein, das Doppelte." ,, Also schön, zweihundert." ,, Einverstanden. Ich werde zu Ihnen kommen und mir Papiere holen, die Sie von Bertolezas Herrn haben, und eh Sie sichs versehen, sind Sie sie los."

die

,, But, ich werde Ihnen alles zurechtlegen." ,, Ueberlassen Sie die Sache nur mir", wiederholte der alte Spizbube. Warum fonnte alte Spitzbube. Was Bertoleza angeht, tönnen Sie fich schon als frei betrachten."

Nach einiger Zeit fragte Botelho, ob Bertoleza Stlapin war, als Joao Romao sie zu sich nahm. Die Frage brachte den Budiker auf eine glänzende Idee. Er hatte daran ge= dacht, sie als Geistestrante im Pedro II   Asyl unterzubringen. Aber jetzt bot sich ein anderer Plan dar. Warum konnte er sie nicht ihrem Herrn zurückgeben? Sie regelrecht wieder zur Sklavin machen? Es würde gar nicht schwer sein, über­legte er. Es wäre nur nötig, ihrem Eigentümer mitzuteilen, wo sie steckte, und ihn mit der Polizei auf sie zu heben. Also war er entschlossen, Botelho um seine diesbezügliche Mei­nung zu fragen.

,, Sie war es und ist es auch noch."

,, So, sie ist also Sklavin? Gehört sie Ihnen?" ,, Nein, sondern einer gewissen Familie Freitas de Mello den Vornamen habe ich vergeffen. Sie leben irgendwo auf dem Lande. Zu Hause habe ich Papiere über sie. Sie ist ihnen ausgerüdt, und die Leute haben ihre Spur ver­

loren."

,, Na, dann ist der Fall ja einfach. Schicken Sie sie ein­fach ihrem Herrn zurüd."

,, Aber wenn sie nun nicht gehen will?"

Nicht gehen will? Das ist ja gut. Was soll sie denn Aber sie wird darauf bestehen, sich ihre Freiheit laufen Aber sie wird darauf bestehen, sich ihre Freiheit kaufen

tun, wenn die Polizei sie holt?"

zu wollen."

Na, dann soll sie sie nur ruhig faufen, wenn der Herr damit einverstanden ist und sie das Geld hat. Das geht doch Sie nichts an. Wenn sie dann zurückommen will, laffen Sie sie nicht herein, und wenn sie Sie beläftigt, dann be schweren Sie sich bei den Behörden. Ja, mein Freund, so etwas muß man eben gründlich machen oder gar nicht. Nach der Art, wie sie da bei Tisch mit Ihnen gesprochen hat, sollten Sie sich doch flar fein, daß es feinen Sinn hat, es mit Güte bei ihr zu versuchen. Sie spürt doch offenbar teine Dankbar feit für all das, was Sie die vielen Jahre hindurch für sie getan haben. Auch abgesehen von Ihrer Heirat ist sie ge­fährlich, und Sie sollten bestimmt versuchen, sie loszuwerden." Joao Romao hörte zu und lief schweigend und be­ruhigter neben ihm her. Sie waren jezt am Strande.

,, Wollen Sie die Sache erledigen?" fragte er, als sie

20.

Von der Zeit an schien Bertoleza noch düsterer und mürrischer als vorher; sie murmelte immer vor sich hin und sprach mit Joao Romas nur, wenn es unerläßlich war. Es hatte sich zwischen ihnen ein Abgrund gebildet, so daß beide geschraubt und verlegen waren, wenn sie zufällig zusammen­tamen. Die arme Frau lebte in ewiger Angst, war voller Borahnungen und glaubte bestimmt, sie würde früher oder später ermordet werden. Sie nur, was sie selbst gefocht hatte, und wenn sie hinter sich Schritte hörte, schrat sie zu­fammen. Nachts verriegelte sie ihre Tür und band sich den Schlüssel ums Handgelenk; das leiseste Geräusch von draußen wedte sie auf und verfekte sie in eine fo fieberhafte Er­regung, daß fie jedesmal drauf und dran war, um Hilfe zu fchreien. Aber trotz ihrer seelischen Zerrüttung war ihr blühte wie immer. Die Nachfragen nach den Produkten ihrer törperliches Wohlbefinden ausgezeichnet, und das Geschäft Küche hielten sie rege, und es tam nie vor, daß das ge­spannte Verhältnis zwischen ihr und dem Wirt ihren Fleiß beeinträchtigte. Täglich wurden ganze Ballen von Waren vom Zollamt abgeladen, und eine Tonne Wein nach der an­deren rollte durch die breite Tür des Lagerhauses. Denn Joao Romao hatte ein Engrosgeschäft angefangen, das sich binnen Jahresfrist erstaunlich ausgedehnt hatte. Was für ein Unterschied zwischen seinem Personal jezt und der Zeit, als Domingos und Manoel hinterm Ladentisch   standen, und Joao Romao mit einem einzigen Kellner im Restaurant be­diente. Jetzt hatte er ein Heer von Angestellten, ein fom pliziertes Personal mit verschiedenen Schreibern und Buch­haltern, einem Einfäufer, einem Raffierer und einer Anzahl Korrespondenten, die täglich Hunderte von Briefen in ver­schiebenen Sprachen aus Joao Romaos Büro fortschickten. Auf einem Büfett waren verschiedene Speisen angerichtet, Schinken, mehrere Sorten Käse und alle nur erdenklichen Ge­tränte. Hier wurden die großen Transaktionen beraten, es

und dergleichen lagern, die Leiche eines unbekannten Mannes, die schon start in Verwefung übergegangen war. Der bis 3 Wochen in dem Wintel gelegen haben. Die Kriminalpolizei  Tote fann, wie ein hinzugerufener Arzt feststellte, schon 14 Tage des 10. Reviers, die in Kenntnis gefeßt wurde, ermittelte, daß der ältere Mann, der etwa 55 bis 60 Jahre zählen mag. in jener Gegend des öfteren kleine Gaben erbeten hat. In dem unbenuzten Keller­perschlag hat er vermutlich auch genächtigt und ist dabei vom Tode überrascht. worden. Ein Berbrechen liegt nicht vor. Die Leiche wurde beschlagnahmt und dem Schauhause zugeführt.

| wurde über Anleihen entschieden, Kauf und Verkauf von Staatspapieren und Aktien war ein alltägliches Ereignis und erregte feinerlei Aufsehen. Alle tamen sie hin die großen und die kleinen Kapitalisten, Leute, die ihr Geld an­legen und solche, die welches leihen wollten. Börsenmafler, die Joao Romao sprechen wollten, während seine Ange= stellten mit Staatsbeamten unterhandelten; Theaterunter­nehmer und Zeitungsbefizer suchten turzfristige Anleihen, um über eine drohende Krise hinwegzukommen. Witwen wollten ihre Pension beliehen haben. Studenten, Söhne von Joao Romaos Kunden, ließen sich Geld vorstrecken; die Werfführer vom Steinbruch und anderen Unternehmungen legten ihre Abrechnungen vor und fassierten das Geld für ihre Arbeiter ein. Rechtsanwälte und alle möglichen Leute famen hin, und jeder wollte den Kapitalisten für irgendeinen besonderen Plan interessieren; meistens hatten sie eine Aften­tasche unterm Arm, und eine Zigarette hing ihnen über das unrasierte Kinn. Wahrlich, Joao Romas war ein großer Geschäftsmann geworden, eine Macht, einer der Finanzfelsen, auf dem der Wohlstand der Stadt ruhte.

Und ebenso wie feine Handelsunternehmungen gediehen, blühte auch sein Haus immer mehr auf. Es fonnte nicht mehr jeder erste beste einziehen. Nein, feineswegs. Jegt war es nötig, Referenzen beizubringen und eine Raution zu stellen. Die Mieten waren gestiegen, viele ärmere Fa­milien waren ausgezogen, es wohnten jeht weniger Wasch­frauen da, und Sao Romao wurde von Handelsleuten, Studenten und Handwerfern und so weiter bewohnt. Die Siedlung wurde immer aristokratischer.

feriös aussehender Mann mit weißem Backenbart, der Im. Erdgeschoß wohnte zum Beispiel ein Schneider, ein zwischen zwei Gesellen an der Maschine saß. Auch seine Frau, eine Lissabonerin mit rötlichbrauner Gesichtsfarbe und üppiger Geftalt, half ihm bei der Arbeit. Sie hatte einen recht ansehnlichen Schnurrbart und etliche Bartstoppeln am Rinn und war sehr tüchtig. Nebenan wohnte ein Uhrmacher, ein kleiner Mann mit einem fahlen Schädel, der aussah wie eine Mumie und stundenlang mit einer schwarzumrahmten Lupe im Auge über seinen Tisch gebüdt faß. Und noch weiter vorn ein Schildermaler, der den Vorübergehenden eine Probe feines Kannens bot, er hatte nämlich mit soviel Geschick eine Weinrebe um sein Fenster gemalt, daß die be­wundernden Nachbarn sie echter fanden als eine wirkliche Weinrebe, und ihre Begeisterung nährte fich besonders an den Bögeln mit dem glänzenden Gefieder, welche sich vor­fichtig auf den schlanken Aesten wiegten. Ein Zigarrenmacher hatte nicht weniger als drei Wohnungen gemietet, wo er mit vier Töchtern und drei Söhnen sein Geschäft betrieb.

( Fortsetzung folgt.)|