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Der Dolchfloß eines Narren.

Ludendorff wütet gegen Hindenburg .

München , 27. März.( Eigenbericht.) Die deutschen Rechtsbolsdjemiten haben enttäuscht und ver ärgert von dem einstigen Retter" Hindenburg Abschied genommen. weil er in der Frage der Haager Abkommen nicht der Hugenberg . Ichen Katastrophenpolitik zu Willen war. Nun fällt auch Luden dorf in besonders abgeschmadter feindseliger Weise über den Reichspräsidenten her. Er holt aber meiter aus, als die Leute um Hugenberg und Hitler , die in ihrer Mut einen Gegensatz zwischen den Generalfeldmarschall und dem Reichspräsidenten Hindenburg zu fonftruieren fuchen. Nach Ludendorffs Anschauung über Hindenburg , der er eineinhalb Seiten seiner ,, Bolks­warte" widmet, stand Hindenburg schon als Generalfeldmarschall im Dienste jener überstaatlichen Mächte, die im Gehirn Ludendorffs eine fo grauenhafte Verheerung angerichtet haben. Jezt auf einmal hören wir aus dem Munde Ludendorffs, daß nur er selbst der Held war, als der Hindenburg während des Krieges dem deutschen Bolke immer hingestellt wurde.

Ich bin so schreibt Ludendorff wörtlich- ,, schuldig vor der Weltgeschichte, nicht darauf geachtet zu haben, daß Herr Paul von Hindenburg den Fürsten und dem Bolte ganz anders hin­gestellt wurde und sich selbst auch ganz anders hinstellte, als er war. Ja. ich habe mich seinerzeit sogar auch bewegen lassen, ihn in Meinen Kriegserinnerungen" dem Bolte zuliebe menschlich ganz anders darzustellen, als ich es in meiner ersten Bearbeitung streng den Tatsachen entsprechend getan hatte. Ich glaubte dem deutschen Bolke zu dienen, indem ich ihm zu einem Helden verhalf, an dem es sich aufrichten konnte. Leider überblickte ich erst im Jahre 1927 vollständig die Zusammenhänge des 9. November 1918, und jetzt erst erfonnte ich Herrn von Hindenburg ganz."

Dann tommt eine ganze Spalte, in der Ludendorff sich als den verkannten Freund des armen Boltes, Hindenburg aber als den herzenstalten Egoisten hinstellt. Er fühle sich ver­pflichtet, dies noch zu Lebzeiten Hindenburgs öffentlich auszu sprechen. Heute stelle er gegenüber dem Offiziersbund, dem Stahl­helm und allen Frontkameraden fest und spreche es öffentlich aus, daß Herr Paul von Hindenburg das Recht ver scherzt hat, sich auf die große Schule der Pflicht­erfüllung der alten Armee zu berufen. Hinden­ burg habe am 9. November 1918 die berüchtigte Offiziersverfamm lung veranlaßt und in einer Form gestattet, die der Pflichterfüllung des alten Heeres völlig widerspreche. Hindenburg habe dem Raiser, seinem obersten Kriegsherrn, die Gefolgstreue des alten Heeres aufgefagt, während auch schon von der obersten Heeresleitung Fäden zur Revolution nach Berlin liefen. Hindenburg habe seinem obersten Kriegsherrn den unseligen Rat gegeben, nach Holland zu gehen. Hindenburg habe Sol datenräte im Heere eingeführt. Alles das habe der Bflichterfüllung des alten Heeres widersprochen, habe aber auch der Bflicht gegenüber dem Vaterlande widersprochen, denn dadurch wäre erst die Auslieferung der Deutschen an die feindlichen Mächte mög­lich geworden. Generalfeldmarschall von Hindenburg habe lieber in der schlimmsten Krise der deutschen Geschichte rücksichtslos gegen seinen obersten Kriegsherrn und rücksichtslos gegen das furchtbare Schicksal des Bolles mit seiner Berson die volle Berantwortung für die Berwirklichung und Sicherung der Revolution und deren furcht baren Folgen übernommen und erntete den verdienten Dank. Generalfeldmarschall von Hindenburg habe nach den Gefeßen des alten Heeres das Recht verwintt, bas feldgraue Soldatentleid des alten Heeres zu tragen und es mit sich in das Grab zu nehmen.

Bier schwere Jahre hindurch- so schließt Ludendorff hat Generalfeldmarschall von Hindenburg militärisch all das getan, was ich ihm jagte. Diese Worte wird er nicht befolgen, aber die Weltgeschichte weiß, wie das alte Heer über Pflichterfüllung

denkt."

Gifterzeugung auf Gerichtsbefehl.

Ein Urteil des Obersten Landgerichts in München . Eine Reihe von Prozessen beschäftigte feit längerem die baŋe­rischen Gerichte. Der Prozeßgegenstand ist durch seine Besonder heit wohl geeignet, das öffentliche Intereffe für sich zu beanspruchen. Der Sachverhalt ist turz folgender:

Bor dem Kriege verpflichtete sich ein Pfälzer Bergwerfsbefizer zur Erzeugung und Verwertung eines neuen Blausäure präparats. In Kriege fam es nicht dazu, und jetzt ist die Fa­britation von Gasen, die zu Kriegszwecken verwendet werden fönnen, verboten. Dennoch hat jüngst das Oberste Landgericht in München durch Urteil bestimmt:

1. die Errichtung einer für genanntes Gas geeigneten Fabri­tationsanlage,

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Thüringisches Staatsministerium.

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Frid: Zunächst wollen wir einmal vom Reich Aufklärung verlangen, warum eine Leberwachung Thüringens überhaupt notwendig ist.

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Stürmischer Auftakt in Paris .

Die Linke verlangt Bertagung bis Briands Rückkehr nach Paris .

Paris , 27. März.( Eigenbericht.) im Falle einer Zahlungsverweigerung Deutschlands selbst einen Die franzöfifche Stammer hat am Donnerstag die Debatte Zahlungsaufschub in aller Loyalität von Amerika zu verlangen. über die Ratifizierung des Young Planes und der Der Zwischenruf Blums wurde auch von den Bänken der Re­Haager Berträge begonnen. Die Debatte fegte in ziemlich nergierungsparteien lebhaft mit Beifall begrüßt. Der Antrag Marin vöser und konfuser Stimmung ein, die sich vor allem wurde fodann durch einfaches Handaufheben mit überwältigender aus der viel tommentierten plößlichen Abreise Briands Mehrheit abgelehnt. Doch ehe noch die eigentliche Debatte be. nach London am Vorabend der Young- Debatte herleitet. Man ift ginnen kann, werden zwei weitere Bertagungsanträge sich hier in allen Lagern darüber einig, daß die objektive Lage in gestellt. Der Abgeordnete der unabhängigen Linken, Guernut, London die Anwesenheit Briands nicht unbedingt erfordert hat beantragt die Bertagung auf unbestimmte Zeit, um gegen die und seine Reise zumindest um ein bis zwei Tage aufschiebbar Methoden der Regierung zu protestieren, die der Kammer nicht gewesen wäre. Unter diesen Umständen tann man sich faum dem genügend Zeit gelassen habe, einen Gesezentwurf von solcher Trag Eindrud entziehen, daß Briand durch seine Abreise der Debatte in weite und Wichtigkeit vorher zu studieren. Guernut zog feinen der Kammer bewußt ausweichen wollte. Bertagungsantrag später zurüd, nicht aber der raditale George Meyer, der erklärt, es fei

Als Motiv für diese Haltung werben zwei Möglichkeiten ge­nannt. Nach der einen habe Briand es mit Absicht darauf angelegt, den Kampf für die Ratifizierung Zardieu allein ausfech ten zu lassen, nachdem Tardieu bei den Haager Berhandlungen alles getan hatte, um Briand in den Hintergrund zu drängen. Nach der anderen soll es noch am Mittwoch eine

unmöglich, die Debatte über den Young- Plan in Abwesenheit Briands abzuhalten, zumal zwischen Tardieu und Briand Meinungsverfchieden beiten über wesentliche Buntte des Planes beſtünden. Tardieu versucht die Existenz dieses Konfliktes zu leugnen. findet aber mit seinem Dementi selbst auf den Bänken der Re­gierungsparteien wenig Glauben

Die Debatte wird immer stürmischer und zwar por

heftige Auseinandersehung zwischen Tardieu und Briand über die Interpretierung der Haager Santiionsformel gegeben haben. Briand habe dabei den Standpunkt vertreten, baß allem als Tardieu in gewohnt herausfordernder Art der Binten felbst im Falle einer Berfehlung Deutschlands gegen den neuen Reparationsplan Frankreich in seinen Santtionsmaßnahmen an die normirft, ihr Eintritt für Briand fei lediglich ein innenpolt. internationalen Abmachungen, so vor allem an den Kellogg - tisches Manöver mit dem Siel, ihn zu stürzen. Schließlich Batt gebunden sei, also nur zu wirtschaftlichen und finanziellen stellt er die Bertrauensfrage gegen den Meyerschen Ver Sanktionen greifen dürfe. Tardieu habe sich demgegenüber auf den tagungsantrag, der nach langer Debatte, an der sich u. a. auch die Standpunkt versteift, daß bei einer böswilligen Berlegung des Sozialisten Grumbach, Brade und Léon Blum , somie Young- Planes der Artikel 430 des Friedensvertrages under. Herriot beteiligen, ändert in Kraft trete, daß demnach Frankreich das Recht habe, zu einer militärischen Wiederbefehung der Rheinlande zu schreiten, ohne daß Deutschland darin einen feindlichen Att erbliden dürfe.

Den Kampf in der Kammer eröffnete der rechtsradifale Abg. Marin, der gewissenhaft die alte Balze über die Gefahren der Rheinlanbräumung, die Notwendigkeit des Dffupa­tionspfandes usw. ableierte und formel den Antrag auf Ab. fegung von der Tagesordnung stellte

Tardieu erwiderte furz und forderte Marin auf, feinen Antrag zurüdzuziehen. Aber dieser beharrte auf seinem Standpuntt und führte das alte Argument vom Mangel eines rechtlichen Zusammen­hanges zwischen der deutschen Reparationsschuld und den inter allierten Schulden an Amerita ins Treffen.

Darauf erklärte Léon Blum , daß auch ohne juristische Ver. 2. die Ausgestaltung dieser Fabritationsstätte mit einer Bereinbarungen Frankreich tatsächlich jederzeit die Möglichkeit habe, fuchsanstalt für eine Jahrestapazität von zunächst 360 000 Kilogramm.

Was bedeutet das praktisch? Blausäurepräparate sind heute in der Industrie nicht unterzubringen. Sie tönnten nur auf Vorrat, also für Kriegszmede bestimmt, hergestellt werden. Die Her­stellung zu Kriegszmeden ist aber durch ein deutsches Reichsgesetz verboten. Kann ein Reichsangehöriger durch Gerichtsurteil zur Uebertretung eines Reichsgefeßes gezwungen werden?

Kabinett Jan Pilsudski kommt.

Ohne seinen Bruder?

Warschau , 27. März. Der designierte Ministerpräsident Abg. Johann Pilsudski hat die Beratungen mit den Bertretern der Sejmfrattionen abgeschlossen. Danach besprach er sich mit seinem Bruder Marschall Bilfubfti. Man rechnet damit, daß es dem Abg. Pilsudsti gelingen wird, eine Regie­rung zu bilden. Doch glaubt man aus Aeußerungen von ihm schließen zu können, daß er im Sommer den Sejm auflösen und Neuwahlen ausschreiben wird. Wie verlautet, wird Marschall Pilsudski der Regierung seines Bruders als Kriegsminister nicht angehören. Der Marschall dürfte sich dann mit der Stellung eines Heeresgeneralinipetteurs begnügen und als Kriegsminister einen feiner Generale designieren. Johann Pilsutsti war bisher

Richter in Wilna .

Im Unterhaus teilt der Kriegsminister Tom Shaw auf Anfrage mit: Während des Kriegs wurden 264 Soldaten wegen Dejer tion und 18 wegen Feigheit erschoffen. 3mei Offiziere mur den wegen Fahnenflucht erschossen und ein weiterer Offizier megen Mord" und Fahnenflucht.

Die russische Spionage. Berhaffung eines rumänischen Bürgermeiffers.

Bufarest, 27. März.( Eigenbericht.)

Die Polizei verhaftete den Bürgermeister der bessarabischen Stadt Ctiuleni, als er im Begriff stand, den Dnjestr zu überqueren und das ruffische Ufer zu erreichen. Der Bürgermeister, der in den Boot völlig überraschend festgenommen wurde, hatte eine per schlossene Attentasche mit, in der fich Spionagematerial zugunsten Rußlands befand. Der Bürgermeister erflärte, das Material von einem hohen Offizier erhalten zu haben. So gelang es, eine umfangreiche, von Rußland ausgehaltene Spionageorganisation zu entdecken, der zahlreiche hohe Offiziere der rumänischen Armee angehörten. Die Organisation lieferte vor allem Material über die Gliederung, Zusammensetzung und Ausrüstung der rumä nischen Regimenter.

Aus dem Reich Bethlens. Polizeiaufsicht für Macdonald- Lefer.

Budapest , 27. März.( Eigenbericht.) Eine sozialdemokratische Interpellation über die Verfolgung von Candarbeitern durch die Behörden berichtet u. a., daß in dem Bezirt Elek die poft die Gendarmerie vom Briefempfang der Landarbeiter regelmäßig verständigt und dann sofort Haussuchungen vor­genommen werden. So iff fürzlich bei Candarbeitern u. a, auch die Broschüre Macdonalds: Wenn die Arbeiterpartei an die Regierung kommt beschlagnahmt worden und die Besitzer unter Polizeiaufsicht gestellt worden, so daß fie jede Woche zwei Tage allein mit der Meldung bei den Bälteln verbringen müssen.

mit 319 gegen 262 Stimmen abgelehnt wurde. Die Sigung wurde sodann auf Donnerstagabend vertagt, da nachmittags der Senat über die Kredite für die neuen Minister in Anwesenheit Tardieus sein entscheidendes Wort zu sprechen hat.

Knappe Senatsmehrheit für Tardieus neue Ministerposten.

Paris , 27. März.( Eigenbericht.)

Der Senat hat am Donnerstag nach Lebhafter Debatte die Kredite für die neuen Minister und Unterstaats. fetretäre der Regierung Tardieu bewilligt. Die Bea milligung erfolgte mit Inapper Mehrheit von 20 Stimmen. 145 Senatoren stimmten für, 124 gegen die neuen Kredite, die von der Finanzkommission des Senats abgelehnt worden waren.

Abgesetzter Militär gehorcht nicht. Die Difiziere von Barcelona wollen ihren Generalfapitan behalten.

Madrid , 27. März

Gerüchtweise verlautet, daß sich der von der Regierung abgesetzte bisherige Generalfapitän non Barcelona , General Barrera, geweigert habe, seine Stelle aufzugeben. Nach der Vorschrift müßte er bis zum Eintreffen seines Nachfolgers feine Machtbefugnisse an den Militärgouverneur übergeben. Barrera hat das abgelehnt. Die Truppen der Garnison Barcelona find in Berettschaft in Den Kasernen. Die Kommandeure sollen auch am Mittwoch wieder dem General Barrera ihre Anhänglichkeit und Sympathie zum Aus­brud gebracht haben.

Ein Löwe bricht aus-

und verlegt fünf Personen schwer.

Kihingen( Reg.- Bez. Unterfranken), 27. März. In dem zur Zeit hier gafflerenden 3irfus Fischer ereignete fich heute abend ein furchtbares Unglüd. In der Menagerie brach beim Umsetzen der Tiere ein Löwe aus. Bei dem Versuche, ihn wieder einzufangen, wurden fünf Personen von dem Löwen schwer verlegt. Sie werden sämtlich dem Krankenhaus zugeführt. Zwei der Verlegten, die Dompteure Heinrich und Leo, haben so schwere Bißwunden erhalten, daß an ihren Aufkommen gezweifelt wird.