Alkoholdebatte im Reichstag.
Unwürdige Rede eines Wirtschaftsparteilers.
In der Freitagfizgung des Reichstags gab vor Eintritt in die| Der Redner wendet sich dann gegen die Arbeiterschutzbestimmungen, Tagesordnung
Abg. Diez( 3.) eine Erklärung ab, in der er sich gegen die Darstellung wendet, die die Deutsche Tageszeitung von der Hal tung des Zentrums bei der Ausschneßberatung des Gaststätten gefezes gegeben hat.
Als der Präsident dann die auf der Tagesordnung stehende zweite Beratung des Notetats aufruft, rufen die Kommunisten: So bleibt der Nachruf für die Regierung?"
"
Abg. Torgler( Komm.): Der sogenannte Notetat ermächtigt die Regierung zu Ausgaben. Wir haben aber jetzt teine Regierung. Einer nur geschäftsführenden Regierung fann man doch eine solche Ermächtigung nicht geben. Nachdem die Sozialdemokratie den verDienten Fußtritt bekommen hat, biedert jie sich heute im ,, Borwärts" mieder in elender und würdeloser Weise bei den bürgerlichen Par teien an. Der sozialdemokratische Abg. Reil veröffentlicht ein Finanzprogramm, das er einen Tag nach dem Hinauswurf der
der Wirt habe gar nicht die Zeit, alle diese Gefeße zu studieren. Die ausgesprochenen Trinfertypen früherer Zeit gibt es gar nicht mehr, dazu haben gewiß die Gewerkschaften beigetragen, aber auch die Gastwirte selbst. Unter schaltender Heiterfeit ergeht sich der Reiner Dann in Untersuchungen über die Möglichkeit, zu erfennen, ob jemand schon betrunken ist; er appelliert dabei an die Erfah rungen der Zuhörer. Bis z. B. der Schuhmann, der sich doch bei seinem schweren Nachtdienst auch mehrfach erfrischt", mehrfach erfrischt", mit einem Gast darüber ins Reine fommt hat sich der Zustand verändert!( Stürmische Seiterfeit.) Am schlimmsten ist das bei den Akademikern.( Gelächter.) Gewiß, wenn man in später Stunde Leute fieht, die stumpffinnig immer noch ein Bier trinken, da möchte man ein Instrument haben, um sie ins Bett zu jagen. Ich habe
Sozialdemokraten aus der Regierung als eine Einigungsgrundlage ausschuß des Bezirksverbandes Brandenburg - Grenzmark Gemäß§ 27 2bsah 2 des Bezirksstatuts beruft der Bezirksden diesjährigen
mit den bürgerlichen Parteien bezeichnet.
Weitere Wormeldungen liegen nicht vor.
Nach Ablehnung aller Alenberungsanträge wird der Notetat in zweiter und dritter Beratung angenommen.
Die zweite Beratung des Gaststättengesetes wird dann fortgesetzt.
ordentlichen Bezirksparteitag
volles Verständnis für den Standpunti ber Frau( große Heiter teit), das schönste ist ihr mütterliches Gefühl, nur wird es oft am falschen Objekt angewendet. Der Staat ist teine Gouvernante, deshalb fort mit der Polizeistunde! Nicht die Wirte. sondern die Gäste verlangen längeres Offenhalten.( Widerspruch von den Demofraten.) Sie wissen es, Herr Külz!( Große Heiterteit.) Es find nicht wenige in diesem Haus, mit denen ich darüber gemeinsame Erfahrungen habe( lebh. Heiterkeit),
wie hochgestellte Männer hinter verhängten Fenstern fihen und, wenn der Schuhmann flopft, das Heil in der Flucht suchen. Frühe Sperrstunde für Tanzunterhaltungen ist ganz verfehlt, der Lanz ist doch die anständigste Form, die beiden Geschlechter einander näherzubringen.( Schallende Heiterfeit.) Bedenken Sie doch, wenn man die jungen Leute in die finstere Nacht hinausjagt! Es ist ja in den einzelnen deutschen Ländern verschieden. Am Rhein , wo der Kollege Sollmann wohnt, da ist man schon in einer halben Stunde fröhlich, bei uns an der Wassertante dauert das zwei Stunden.( Große Heiterfeit.) Machen Sie es doch so, wie wir, als mir jung waren, da tanzten mir bis 5 und 6 Uhr. Dann aber ging jeder nach Haufe. Um diese Zeit fehen die jungen Mädchen auch nicht mehr so verführerisch aus.( Stürmische langanhaltende Heiterfeit.)
Abg. Sparrer( Dem.): Die Relation von Gaststätten zur EinBedentlich sind auch die Bestimmungen über die Polizeiſtunde und wohnerzahl läßt sich ohne große Ungerechtigkeiten nicht durchführen.
über das vollständige Schnapsverkaufsverbot an Lohntagen. Die demokratische Frattion wünscht ein solches Berbot nur für Stunden, nicht für den ganzen Tag.
Abg. Bides( D. Bp.): Von einem Anwachsen der Kriminalität Infolge alloholischer Erzesse tann nicht gesprochen werden. Die zu Sonntag, den 27. April, vormittags 9.30 Uhr, nach Berlin , Todesfälle infolge von übermäßigem Alkoholverbrauch sind zurüdPrinz- Albrecht- Straße 5( Landtag).
Tagesordnung:
gegangen. In Nordamerika ist die Zahl trotz der Trockenlegung mehr als dreimal so hoch. Zu begrüßen ist das Schnapsverbot für Turn, Spiel- und Sportplätze. Mit der Relationszahl und dem Reflameverbot tann die Truntfucht nicht bekämpft werden. Wir
1. Die politische Lage( Referent: Genoffe Otto Wels , M. d. R.). bitten um eine Regierungserklärung, wonach die für die süddeutschen 2. Geschäftsbericht( Berichterstatter: Wilhelm Krüger). 3. Wahl von zwei Genoffinnen zum Bezirksvorstand.
4. Anträge, soweit sie durch vorstehende Tagesordnung nicht erledigt sind.
Die Wahl der Delegierten erfolgt entsprechend den Bestimmundes§ 31 Absatz 2 auf den Konferenzen der Unterbezirke. Es
Abg. Köfter( Wirtschaftsp.): Gegen den Versuch, den Bedürfnis: nachweis für die Schanttonzeffionen einzuführen, hat sich schon der frühere Reichspräsident Ebert, der damals Gastwirt und Mitglied der Bremer Bürgerschaft war, gewendet. Ebert, der bis zu seinem Tode Mitglied des Deutschen Gastwirteverbandes war, hat damals in der Bürgerschaft eine sehr fluge Rede gegen die Einführung des Bedürfnisnachweises gehalten. Wie soll denn jeder Gastwirt altoholfreie Getränke führen? Sicher nicht durch Selterwasser und Brauselimonadetrinten ist Herr Sollmann ein so tüchtiger Mann geworden, und seine Freunde Wels, Scheidemann und Simon beweisen doch, daß Nichtabstinenten auch patente Kerle sein tönnen. ( Große Heiterkeit.) Auf meine Frattion will ich gar nicht zurüd- gen greifen.( Stürmische Heiterfeit.) Manche Wissenschaftler beweisen, find zu wählen: bag Alkohol dem Menschen nüßlich ist Probieren geht über Studieren!( Anhaltendes Gelächter links. Präsident Lobe erfucht um Mäßigfeit auch im Lachen.) Die Kaffee, Tee- und Schokoladetrinker follten bedenken, daß Bier aus deutscher Gerste gemacht und von deutschen Arbeitern hergestellt wird.( Abg. Dr. Breitscheid: Wollen Sie nicht Ernährungsminister werden?) Sie, Herr Breitscheid , würde ich für dieses Amt nicht vorschlagen, Ihr Aeußeres gäbe nicht die befte Reflame( Heiterfeit), Sie haben nicht gemig Hamburger Fassung.( Gelächter.) Heute fann einer Abgeordneter, hoher Beamter, sogar Schumann werden, ohne befonderen Befähigungsnachweis, aber Gastwirt nicht! Bei der Erteilung und Entziehung von Konzeffionen müßten auch die berufs ständischen Organisationen mitwirken. Der Wirt ist bei seinen Gästen eine hochangesehene Persönlichkeit, tann großen Einfluß ausüben und tut es auch. Aber bei den Behörden ist er nicht genug
geachtet. Gute Führung eines Gasthauses fann nur die einwand freie Persönlichkeit des Wirtes verbürgen.( Abg. Torgler: Und die gute Qualität der Ware!) Ich weiß, Herr Torgler , bag Sie ein besonderer Renner find( Stürmische Heiterfeit.), ich bedaure mr, daß es Ihnen nicht beffer anfchlägt.
DON
in Unterbezirken bis zu 1000 Mitgliedern 3 Delegierte, von über 1000 bis 2000 Mitgliedern 4 Delegierte, für jedes weitere angefangene Tausend ist ein weiterer Delegierter zu wählen, wenn die Zahl der Mitglieder im angefangenen Tausend 250 überschreitet.
Mehr als 8 Delegierte dürfen von einem Unterbezirf nicht entfandt werden. Bei der Wahl der Delegierten sind die weiblichen Parteimitglieder im Verhältnis ihrer Zahl zu berücksichtigen.
Wir fordern die Ortsvereine auf, zu vorstehender Tagesordnung des Bezirksparteitages Stellung zu nehmen. Anträge für den Bezirksparteitag sind bis spätestens eine Woche vor seinem Stafffinden bei dem Bezirksvorstand einzureichen.
werden gebeten, rechtzeitig ihre Meldungen dem Bezirksjekretariat Delegierte, die vom 26. zum 27. April Nachtquartier wünschen, zugehen zu lassen. Der Bezirksvorstand, 3. 2: Wilhelm Srüger.
Realrechte vorgesehene Frist erst drei Jahre nach dem Infrafttreten des Gesetzes ablaufen soll.
Abg. Dr. Kahl( D. Bp.): Der Zusammenhang zwischen Alkoho lismus und Verbrechen ist viel stärker, als die Statistik feststellen fann. Zum Glück wird Trunfenheit nicht mehr als mildernder Trunkenheitsverbrechen im neuen Strafgefeßentwurf start verschärft. Umstand angerechnet. Mit vollem Recht sind die Bestimmungen über Der Wirt täte mir leid, der nicht zu erkennen vermöchte, ob ein Gaft betrunken ist, in welchem Fall er ihm nach dem Gesetz nicht mehr Alkohol geben darf. Wir sind mit der Absicht des Gesetzes einverstanden, beantragen aber
Streichung der Bestimmung, wonach die Konzeffion bei Nichtbefolgung der Arbeiterschutzvorschriften entzogen wird. Diese Bestimmung widerspricht der Reichsverfassung insofern, als fie eine schmere Beeinträchtigung des gewerblichen Mittelstandes bedeutet. Mit dem Zweck des Gesetzes, den Schuh vor Alkoholismus , hat diese Bestimmung nichts zu tun. Die Arbeitszeitbestimmungen lassen sich nach der Natur des Gastwirtsgewerbes nicht schematisch
durchführen.
Die Beratung wird abgebrochen.
Abg. Haak( Dnat.) bekämpft in einer Erklärung die Darstellung Sigungen nicht vorgesehen. Sollte der neue zu ernennende Reichsdes Abg. Diez( 3.) vom Beginn der heutigen Sitzung. Präsident Löbe: Für Sonnabend und Montag haben wir fanzler darum bitten, so würden wir am Montag zusammentreten. Das Haus ermächtigt den Präsidenten, Zeitpunkt und Tagesordnung der nächsten Sizung zu bestimmen. Schluß 17% Uhr.
Gleichsam dem Zuge der Zeit nach Konzentration folgend, hat das Jahr 1929 für Deutschland alle Krisenmöglichkeiten, die für ein Land und seine Wirtschaft bestehen, in seine kurze Zeitspanne zusammengedrängt. Es brachte uns die Aufrollung bedeutsamer innen- und außenpolitischer Probleme, die unsere politische und wirtschaftliche Entwicklung wiederholt in große Gefahren und Schwierigkeiten führte. Die Zuspitzung der Verhältnisse auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten erzwang ferner einen unaufhaltsamen Niedergang, ja teilweise einen hemmungslosen Zusammenbruch an den großen Weltbörsen, und schließlich lösten die durch die verfehlte Wirtschafts- und Finanzpolitik von Reich und Kommunen erforderlich gewordenen Maßnahmen zur Sanierung der öffentlichen Finanzen eine weit um sich greifende Vertrauenskrise im Lande aus, die durch zahlreidie Zusammenbrüche in der bereits schwer kämpfenden Privatwirtschaft eine verhängnisvolle Verschärfung erfuhr.
Der Zustand tiefgehender Depression hält auch im Augenblick der Niederschrift dieses Berichtes an, Denken und Handeln im Wirtschafts- und öffentlichen Leben beherrschend, trotzdem in der Zwischenzeit gewichtige Ursachen der Krise beseitigt oder ihre allmähliche Entfernung durch die seither beschrittenen Wege der Gesundung erkennbar sind. Dieser seelische Zustand eines großen Volkes ist eine der bedenklichsten Folgen des Krisenjahres 1929, und man muß sich mit ihm vielleicht noch mehr beschäftigen, als mit den materiellen Verschiebungen, die dieses Jahr zur Folge gehabt hat. Das deutsche Volk kann sein hartes Schicksal nicht meistern, wenn die starken, in ihm ruhenden Kräfte mit ihrem Reichtum an schöpferischen und konstruktiven Ideen von einem lähmenden Pessimismus, von einer hoffnungslosen Resignation zerstört werden. Es darf zu den großen materiellen Verlusten, die der Verlauf des alten Jahres wieder so deutlich erkennbar gemacht hat, nicht auch noch das Hauptaktivum einbüfen, das ihm bisher den Wiederaufbau aus den vernichtenden Wirkungen des verlorenen Krieges ermöglicht hat, nämlich den zukunftsfrohen Willen zur Arbeit. Dieser Arbeitswille, wird auch über die Enttäuschungen des Jahres 1929 hinweg wieder zum lebenerweckenden Faktor unserer Entwicklung werden, wenn wir den Glauben an uns selbst, an die gesunde Struktur unseres Volks- und Wirtschaftskörpers nicht verlieren. Aus diesem Glauben müssen wir die Energien schöpfen, die wir jetzt mehr als je gebrauchen, nachdem das vergangene Jahr in außenpolitischer Hinsicht die große Hoffnung begraben hat, die wir an die Ueberleitung des Dawes- Planes zu einer neuen, grundlegenden vertraglichen. Regelung der Beziehungen Deutschlands zu den Partnern dieses Planes geknüpft hatten.
Der in diesem Augenblick zum Bestandteil unserer zukünftigen Lebensgrundlagen werdende Young- Plan ist der Gegenstand heftigsten innen- und außenpolitischen Streites gewesen. Auch bei der Schaffung dieses Planes hat man zu wenig die einem derartigen Vertragswerk notwendigen menschlichen und seelischen Voraussetzungen berücksichtigt und hat sich im Kampf zwischen Erwünschtem und Erreichbarem zu stark in rein materielle Forderungen verloren, die nicht das letzte Ziel in der Welt- und Menschheitsentwicklung, in dem internationalen Zusammenhang und Zusammenklang der Wohlfahrt eines Landes mit derjenigen der übrigen Länder darstellen können und dürfen. Vielleicht hat dieser zähe Kampf um das Materielle direkt und indirekt der Welt viel größere Verluste gebracht, als bei einer rücksichtsvolleren Einstellung zu den Leistungsmöglichkeiten eines mit großen Schwierigkeiten ringenden Volkes rechnerisch für die Weltwirtschaft sonst jemals eingetreten wären.
Auch bei dem Aufbau des Young- Planes ist, wie häufig bei den Problemen der Gegenwart, die Lösung durch politische Kräfte kompliziert worden. Die Pariser Verhandlungen haben sogar zeitweilig währungstechnische Befürchtungen ausgelöst, die uns seit langem als Schreckgespenst unter dem Begriff Transfer- Krisis des Dawes- Planes vorschwebten und die die Ursache waren, daß wir uns zu früb an den Verhandlungstisch gesetzt haben. Gerade diese außerhalb der eigentlichen wirtschaftlichen oder finanziellen Entwicklung stehenden Einflüsse haben die Krisis des Jahres 1929. teils cingeleitet. teils in empfindlicher Weise verschärft. Niemand in Deutschland kann mit der schließlich gefundenen Lösung zufrieden sein. Dennoch wird sich das deutsche Volk uneingeschränkt zu den Worten seines Reichspräsidenten bekennen und den angenommenen Young- Plan als eine Grundlage unserer bestehenden Verhältnisse hinnehmen müssen. Wir dürfen uns jetzt nicht in einen uferlosen innernolitischen Kampf. der vielfach in parteinolitische Zerrissenheit ausgeartet ist, verlieren, sondern müssen mit entschlossener Energie eine einheitliche Zielsetzung für die Ausgestaltung unseres nationalen Lebens anstreben.
Mehr und mehr wächst die Einsicht, daß wir die privatwirtschaftlichen Grundlagen unseres Landes völlig zerstören, wenn wir fortfahren, parteipolitisch bedingten staatlichen und sozialen Wünschen, unbekümmert um die Kräfte und Einnahmemöglichkeiten der Wirtschaft, ein williges Ohr zu leilren. Man darf die Ausbreitung dieser Erkenntnis, die auch die arbeitenden Massen zu erfüllen beginnt, als ein günstiges Vorzeichen für das Gelingen kommender Reformen auffassen. In diesem Zusammenhang verdient die Tatsache Hervorhebung, daß vor kurzem die gesamte Arbeiterschaft des Stahlwerkes Becker von sich aus an die Werksleitung mit dem Angebot herangetreten ist, mit einer 10-15% igen Lohnsenkung einverstanden zu sein, um so das große Werk vor der Stillegung zu be
Kommanditgesellschaft auf Aktien
Bericht der persönlich haftenden Gesellschafter
wahren, und es muß als ein erfreuliches Symptom verbucht werden, wenn z. B. im Novemberheft 1929 der Sozialistischen Monatshefte" in einem Artikel Kapitalbildung" folgende Sätze veröffentlicht wurden:„ Wer arm ist, kann nur durch Sparen und Arbeiten wieder zu Wohlstand gelangen, nicht aber durch gesteigerten Güterverbrauch. Diese Binsenwahrheit muf man leider gegenüber manchen Volkswirtschaftslehrern in unseren eigenen Reihen heute ausdrücklich betonen.... Diese Vermehrung des Kapitals muli keine Vermehrung des Privatkapitals sein. Diese ganze Betrachtung ist überhaupt unabhängig von der Wirtschaftsform, sie gilt für cine sozialistische Wirtschaft so gut wie für die kapitalistische. Auch die sozialistische Gesellschaft muf! ja Kapital bilden", d. h. genügende Rücklagen zur Fortführung und Erweiterung der Produktion machen. Auch in ihr gibt es einen Widerstreit zwischen den Menschen der Gegenwart, die möglichst viel verbrauchen, und den Menschen der Zukunft, die sparen und die Produktion verbessern und erhöben wollen. Das ist auch heute die große Frage. Der Sozialist hat alle Veranlassung, die Lage zu sehen, wie sie ist und sich auf die Seite der Arbeit für die Zukunft zu stellen." Wenn sich auf der Grundlage soldier Erkenntnis eine Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erreichen ließe, würden wir die Basis gewinnen, die den menschlichen Ausgleich in dem Gegensatz von Arbeit und Kapital herbeizuführen vermöchte, an dem jeder einzelne von uns das gleiche Interesse hat.
Wenn auch der deutsche Kapitalmarkt bisher noch nicht genügend erstarkt ist, so enthalten die bisher betrachteten Tatsachen dodi auch für ihn eine günstige Prognose für die nächste Zukunft. Gerade in letzter Zeit ist auch eine kursmäßige Aufbesserung aller deutschen Rentenwerte im Inund Auslande erfolgt, und die unnatürliche und unberechtigte Spanne zwischen unseren im Auslande notierten festverzinslichen Werten gegenüber ausländischen gleichrangigen Werten beginnt sich zu vermindern. Die notwendige Entwicklung des inländischen Rentenmarktes würde wesentlich gefördert werden, wenn es, was nach den Ankündigungen des Finanzministers zu erwarten ist, zur endlichen Beseitigung der Kapitalertragssteuer käme. Man wird bei der Aufgabe dieser Steuer ebensowenig einen Unterschied zwischen neuen und alten Emissionen machen dürfen, wie man auf die Dauer auch nicht darauf wird verzichten können, die Dividendenwerte in die Befreiung von der Kapitalertragssteuer einzubeziehen. Es ist für uns von ganz besonderer Wichtigkeit, daß bei. Beteiligungen des Auslandes an deutschen Werten eine möglichst hohe Kapitalisierung der Rente eintritt, um die Gefahr eines zu billigen Verkaufes von Substanz, die infolge der niedrigen Bewertung unserer Aktienwerte naheliegt, nicht noch ohne Not zu vergrößern.
Wenn man es unternimmt, die Ursachen und vor allem die Wirkungen der starken Depression des Jahres 1929 objektiv zu würdigen, muß man auch diese vorläufig unaufhaltsame Verbesserung des internationalen Geld- und Kapitalmarktes in ihrer Rückwirkung auf die Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Wirtschaft in Betracht ziehen. Ein derartiger Ueberblick über den Ablauf des alten Jahres in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht läßt erkennen, daß Deutschland in der politischen Uebergangszeit zum Young- Plan und der damit verbundenen, in währungstechnischer und finanzieller Hinsicht sehr kritischen Situation außerordentliche Leistungen vollbracht hat, indem es sich ohne Rückgriffsmöglichkeiten auf den inländischen oder ausländischen Kapitalmarkt durch eine schwere Krisis durchgerungen hat. Diese Tatsache bietet Veranlassung genug, wenn man auch auf Grund der Erlebnisse des Jabres 1929 für die Atmosphäre allgemeinen Mißtrauens und starker Mutlosigkeit Verständnis haben kann, ihr dennoch heute überzeugt entgegen
zutreten.
Die produktionstechnischen und betriebstechnischen Grundlagen der deutschen Industrie sind gesund. In diesem Zusammenhang verdient auch die günstige Entwicklung der Zahlen der Handelsbilanz Erwähnung. Deutschland wurde in diesem Jahr zum zweitgrößten Exporteur der Welt. Das muß man um so höher bewerten, als es sich dabei nicht um eine Verschleuderung vorhandener Vorräte, sondern zum allergrößten Teil um Ausfuhr der FertigwarenIndustrie handelt, die damit ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt trotz aller Zollschranken bewiesen, bat. Der Exportüberschuß dieses Jahres ist freilich zu einem Teil auch dadurch hervorgerufen, daß der Kani alimport und damit die Wareneinfuhr zurückgegangen ist. Immerhin zeigen die Handelsbilanzen der letzten Jahre die stetige Fortentwicklung unserer Ansfuhr, die vom Jahre 1926 bis zum Jahre 1929 annähernd um 3 Milliarden Reichsmark gestiegen ist. Es ist auch bemerkenswert. daß der Anteil an der Weltausfuhr seit dem Jahre 1924 gleichmaßig gestiegen ist, nämlich von 6,5 Milliarden 6.1% im Jahre 1924 auf 6.5 Milliarden 11.3% im ersten Halbjahr 1929 und 3.5 Milliarden 12.0% im dritten Vierteljahr 1929. Der Anteil der deutschen Ausfuhr an der Weltausfuhr betrug demgegenüber im Jahre 1913 13,6%. Es ist notwendig, daß wir auf diesem Wege unsere Leistungsfähigkeit und unsere eigene Kapitalbildung stärken. Wir werden damit auch den Beweis erbringen, daß unsere erhebliche Auslandsverschuldung, im ganzen gesehen, in der richtigen Weise für produktive Zwecke zur Verbesserung unserer Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt verwendet wurde.
SUM
Die Forcierung des Exportes darf freilich auf die Dauer nicht unter dem Druck eines nicht entwicklungsfähigen Inlandsmarktes erfolgen, denn die großen Produktionsstätten unserer Industrie bedürfen eines sicheren Rückgriffes
auf einen eigenen, großen Absatzmarkt im Inland. Eine freie Entwicklung des Baumarktes ist hierfür eine der unerläßlichen Voraussetzungen. Die Doch immer bestehende Zwangswirtschaft im Wohnungsbau sollte jetzt endlich beseitigt werden, um die privatwirtschaftlichen Kräfte für die auf diesem Gebiet liegenden großen Aufgaben und Möglichkeiten zur freien Entwicklung gelangen zu lassen. Die immer wieder betonte Befürchtung, daß diese Beseitigung noch nicht möglich sei, können wir nicht teilen. Die Erfahrung lehrt, daß die Aufhebung, staatlicher Zwangsmaßnahmen die privatwirtschaftlidhe Initiative belebt und damit die wirtschaftliche Entwicklung in gesunder Weise fördert. Die bestehende Besserung auf dem Kapitalmarkt dürfte die Möglichkeit bieten, die Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft herbeizuführen.
Die weitere Verschärfung der Krisis unserer Landwirtschaft im Jahre 1929 hat gerade die Entwicklung des inländischen Marktes ungünstig beeinflußt. Die Ueberwindung dieser Krisis bleibt nach wie vor ein Problem der Zukunft, dessen Lösung nicht leicht sein wird und nur durch die systematische Behandlung der einzelnen Aufgaben dieses gesamten Fragenkomplexes in einer langen Zeitspanne erfolgen kann, wobei der Schwerpunkt bei der intensiven Behandlung einer agrarischen Veredlungswirtschaft liegen muß. Wir werden auf diese Weise auch zu der notwendigen Senkung des Importes an Agrarprodukten und damit auch von dieser Seite her zu großen Ersparnissen kommen, die die Kaufkraft der Bevölkerung günstig beeinflussen werden. Die geringe Konsumfähigkeit unseres inneren Marktes ist eindringlich gegen Ende des Jahres hervorgetreten, als seine Belebung nicht einmal durch die Tatsache bewirkt werden konnte, daß die großen Verbände in der Eisenindustrie für 10 Jahre in besonders festgefügten Formen zustandegekommen waren. Das kann aber die große Bedeutung und Tragweite dieses Ereignisses nicht herabmindern, das die Gewährleistung für eine ruhige und stetige Entwicklung dieser ausschlaggebenden Industrie in sich birgt.
Es ist eine Konsequenz ihrer natürlichen Aufgaben, daß die Banken in Zeiten wie den gegenwärtigen mehr als andere Unternehmungen den Rückwirkungen aller Krisenerscheinungen und ungünstigen Ereignisse ausgesetzt sind. So hat auch die Entwicklung an den Börsenmärkten ihr Eingreifen in besonderer Weise notwendig gemacht. Die Banken waren zwar auferstande, den kursmäßigen Entwertungsprozeß aufzuhalten, haben aber doch in der schwierigen Periode, in der die Effekten vom In- und Auslande gleichzeitig in verstärktem Maße angeboten wurden, durch eine intensive einzelne und allgemeine Interventionstätigkeit eine hemmend wirkende Kursregulierung vornehmen können. Trotzdem blieb die Börse unter dem Einfluß der Vertrauenskrise und der Atmosphäre von Depression und Nervosität, und es hat sich allmählich ein Kursniveau sowohl in den festverzinslichen Werten als in den Aktien gut fundierter Unternehmungen herausgebildet, das selbst unter Berücksichtigung der vielen konjunkturellen Schwierigkeiten eine objektive und sachliche Begründung nicht mehr finden kann. Die veränderten Geld- und Kapitalmarkiverhältnisse des In- und Auslandes können auf die Dauer nicht ohne Einfluß auf die Kursgestaltung auch der deutschen Werte bleiben, zumal die technischen Verhältnisse der Börse gute Voraussetzungen dafür bieten. Von wesentlicher Bedeutung wird es dabei auch sein, inwieweit es nun endlich gelingen wird, eine Reform der den gegenwärtigen Bedürfnissen nicht mehr gerechtwerdenden Börsenorganisationen auf breitester Grundlage durch
zuführen.
Unter vorsichtiger Bewertung aller Aktiven ergibt sich laut Gewinn- und Verlustkonto unter Einrechnung des Gewinnvortrages per 1928 in Höhe von
ein Bruttogewinn von Nach Absetzung
der Handlungsunkosten mit der Steuern mit
verbleibt ein Reingewinn von dessen Verteilung wir wie folgt vorschlagen:
Tantleme des Aufsichtsrats Zuwendung an den Pensionsfonds für Beamte
so daß als Vortrag auf neue Rechnung verbleiben.
RM. 3119 172.17
RM.
3 030 349.20 75 773 942,02
RM. 56 706 018,60 7 268 751.23 insgesamt: 63 974 769.83 11 799 172,17
BM.
7 200 000,-
480 000,-
1 000 000,-
insgesamt: 8 680 000,-
Die persönlich haftenden Gesellschafter Dr. Beheim- Schwarzbach
Dr. Rosin
Bodenheimer Dr. Strube
Goldschmidt