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r. 155 47. 3abrgang 1. Beilage des Vorwärts

Hochhaus in der Königstraße.

TOTECT A

Im Reigen der Hochhäuser, die in den letzten Jahren an verschie banen Buntten Berlins in die Höhe geschoffen sind, erscheint mun auch an einer Stelle, wo man es am wenigsten permutet hätte nämlich in der Nähe des Rathauses in der Königstraße-, das Stahl, sfelett eines Hochhauses, das durchaus in amerikanischer Baumeise hochgeführt wird. Mit Rücksicht auf die in Aussicht genommene Verbreiterung der Königstraße um 16 Meter ist die Front des neuen Hochhauses um dieses Maß zurückgenommen worden. Als Provisorium wird jedoch ein zweigeschossiger Laden- und Cajevorbau bis an die alte Straßenfront heranreichen, der dann nach endgültiger zurück. fegung der Bauflucht wieder abgerissen wird. Das Haus, das mit der zweiten Front am hohen Steinweg steht und mit seinen ,, amerikanischen Ausmaßen einen seltsamen Kontrast zu dem im Hintergrund des Hohen Steinwegs auftauchenden uralten Turm der Marienkirche bilden dürfte, wird 32 Meter hoch und enthält neun Geschosse, die für Laden und Büros der Firma Salamander" be­flimmt sind. Der 1. Stod ist für ein Café- Restaurant vorgesehen.

Neu ist die Art und Weise, wie ein Grundrißfeld von 4 Stüßen zuerst in der vollen Höhe hergestellt wurde, so daß auf diesem ein Siran mit einem 16 meter ausladenden Schwenform aufgestellt werden konnte, welcher die Baumaterialien für seine ganze lim gebung hochbefördert. Die benfbar schnellste Ausführung des Stahl. gerüftes murde baburch ermöglicht, In menigen Wochen wird der Rohbau fertig fein, da das Ausmauern in den verschiedenen Stod merten gleichzeitig porgenommen wird. Groß ist das Interesse der Baffanten in der belebten Königstraße für das Tag für Tag fort­schreitende interessante Wert neuzeitlicher Architeftenfunst. Auch ein Zeichen unserer in den Fußtapfen Amerifas wandelnden Zeit, an ben wichtigen Buntten der Stadt Geschäftshäuser aufzuführen, deren Dimensionen zwar noch nicht an die amerikanischen Wolfentrager heranreichen, aber fie doch zu ihrem Vorbild haben. Der Loeser­Burg und bem Rathreiner- Hochhaus" in der Botsdamer Straße folgt nun das Salamander- Hochhaus" in der Königstraße, und es ist anzunehmen, daß uns die nächsten Jahre eine ganze Anzahl

Großfeuer in Bremen .

N

SO

ähnlicher Hochhäuser befcheren werden. Entwurf und Bauleitung des Hochhauses in der Königstraße hat Architett Schaudt,

festgestellt als ein aus Jcarie in Griechenland gebürtiger Christa Caryfalis, Nachweislich find ihm im Hamburger Gebiet in 127 Fällen Auftraggeber ins Garn gegangen und haben einen Ber luft von einer Million Mart zu beflagen.

Lagerhaus eingestürzt. Riefenmenge Baumwolle verbrannt Bremen, 1. April In einem Lagerichuppen des Speditionsgefchäftes P. H. Ulrichs u. Co. in der Libauer Straße brach am Dienstag nachmittag Feuer aus, das sehr schnell um fich griff. Da in dem etwa 900 Quadrat meter großen Schuppen etwa 2000 Ballen Baummolle lagerten, bildete fich eine fehr farte Rauchentwidlung. Die Feuerwehr verfuchte, das Feuer mit 14 Schlauchleitungen zu befämpfen, founte aber erit erfolgreich eingreifen, nachdem eine halbe Stunde nachbar Ausbruch des Feuers das Doch des Cagerhauses jum größten Tell eingestürzt war. Ungefähr ein Biertel der bort lagernden Baumwolle i vernichtet worden, Ueber die Entstehungsurfache ist nach nichts bekannt. Es ist aber nicht ausgefchloffen, daß die Baum. wolle, die von der Aatmauer aus eingeladen war, unterwegs Funfenflug bekommen hat, wodurch dann später das Feuer entfland. Der Schaden dürfte durch Versicherung gebedt fein.

Feffnahme eines Millionenbetrügers.

Seit drei Jahren wurde von den internationalen Polizei. behörden ein Großbetrüger gesucht, der viele Firmen in der Schweiz , in Belgien und im Hamburger Stadtgebiet um erhebliche Summen geschädigt bat. Jezt ist es gehungen, feiner in Tournai in Belgien habhaft zu werden. Er wurde in Haft genommen und hat bereits ein Teilgeständnis abgelegt. Der vielseitige Betrüger ist

5]

tokolle

Rist

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Raubüberfall auf einen Chauffeur.

Die Räuber mit der Beute entkommen.

Auf der Straße pon Mittenau nach Berlin murhe in ber narganganan Nacht der Kraftdroschtenführer Orra Ahrend aus Waldenferstrae non unbekannten Männern angefallen und beraubt

Mittwoch, 2. April 1930

Es gilt der sozialen Republik !

Heute Reichsbanner Demonftrationen.

Das Berliner Reichsbanner veranstaltet heute, um 20 Uhr, auf nachstehenden Plägen vier große Kundgebungen:

Rudolf- Wilde- plag vor dem Schöneberger Rathaus ( Arels Westen). Redner Dr. Mischler.

Brunnenplah( kreis Norden), Redner Ministerpräsident a. D. Stelling.

dam.

Oranienplah( Kreis Säden), Redner Heinrich Cöffler. Kastriner Platz( kreis Offen), Redner ofhe- Pols­

An die Kundgebungen schließen sich ausgedehnte Ummärsche durch den entsprechenden Stadtteil an.

Alle Republikaner werden aufgefordert, an diesen Kund­gebungen, für die das Thema der Mahnruf Boff hab' achi!" gilt, feilzunehmen.

Tragödie einer jungen Mutter. Zwei Leichenfunde aufgeklärt.

Bor einigen Tagen wurde, mie mir mitteilten, aus der Spree hinter dem Charlottenburger Schloßgarten die Leiche eines fleinen Kindes gelandet. Wie sich jetzt herausgestellt hat, steht dieser Fund im Zusammenhang mit dem Verschwinden einer noch jungen Frau. Seit etwa brei Wochen wurde aus der Huttenstraße bie 27 Jahre alte Frau G. G. mit ihrem Söhnchen Alfred permißt. Es ist jetzt festgestellt, daß Frau G. als Leiche aus der Havel gelandet wurde und daß das Knäblein, das man aus der Spree barg, ihr Kind war. Der Kleine litt an epileptischen Krämpfen, und seine Leiden gingen der Mutter so zu Herzen, daß sie beschloß, es durch den Tod zu erlösen. Sie marf das Kind in die Spree und suchte selbst den Tod in der Havel .

Ohne Paß über die Reichsgrenze.

23 Zeilnehmer des Bauernfongreffes verurteilt. Der Schnellrichter beim Amtsgericht Berlin- Mitte perurteilte die 23 verhafteten Teilnehmer bes europäischen Bauerntongreffes( 17 Bolen, vier Tschechoslowaken, einen Italiener, einen Südflawen) wegen Baßvergehens, und zwar drei Mitglieder bes polnischen Sejms zu einer Geldstrafe von je 35 Mart und die übrigen Angeklagten zu drei Tagen Gefängnis unter Anrechnung ber zweitägigen Polizeihaft. Sie wurden für schuldig befunden. unbefugt die Reichsgrenze überschritten zu haben und ohne Poß nach Berlin gekommen zu sein.

Das Verfahren gegen Busch.

Stadtrat Bui, der in dlesen Tagen nach Berlin zurück­gefommen ist, bat fich der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt und soll, wie mir hören, in ben nächsten Tagen vernommen werden. mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Beschuldigten werben. die Bernehmungen nur während weniger Stunden am Tage er. folgen fönnen. Busch hat der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, baß er fich schriftlich in ausführlicher Weise au den Beschuldigungen äußern molle, ble gegen ihn erhoben worden find, namentlich zu den Bes bauptungen feines früheren Angestellten Feliz Günther, der übrigens Stadtrat Busch gegenübergestellt merden soll.

Ahrend hatte von Berlin aus einen Herrn und eine Dame nach mittenau gebracht und wollte jest mit feinem Wagen zurüdfahren In der Dranienburger Straße in Wittenau rief tha plöblich sin etma 30 Jahre alter Mann an. Ahrend, der glaubte, eine neue Fuhre zu bekommen, fuhr an die Bordschwelle heran und hielt. Der Fremde riß aber die Tür zu dem Führersiz auf und schlug mit einem harten Gegenstand dem Fahrer auf den Kopf. Zur gleichen Zeit tamen von rechts noch zwei andere Männer, die sich an dem Weber- Straßenbahn- Bordertüren wieder offen. fall beteiligten. Dem Chauffeur wurde sein grauer, wildlederner Geldbeutel mit 43 m. gestohlen. Dann ergriffen die Wegelagerer die Flucht und entfamen. Der Mann, der den Chauffeur anrief, trug feinen Mantel, einen dunklen Anzug und eine Schiebermüze, die belben anderen fann ber lleberfallene nicht beschreiben. Das Raubdezernat der Kriminalpolizet hat die Ermittlungen nach den Tätern aufgenommen.

Woher wissen Sie bestimmt, baß es Herr Rift mar, ben Sie überfesten?" ,, Er hatte eben wieder seinen schwarzen Mantel an." So, hai niemand sonst einen schwarzen Mantel bei euch?" ..Alch wo, doch keinen so mit Gürtel in der Mitte." Und sein Gesicht fahen Sie auch?"

PA

M

Herausgegeben Esther Grenen gemelen fein

Protokoll aufgenommen mit dem Zeugen Christian Hansen, geb. 1874 in Sandrup , evangelisch, ledig, derzeit Fährmann auf Herrn Peter Andersens elektrischer Fähre von Lyno.

Sie wiffen, Herr Hansen, daß hauptsächlich auf Ihre polizeilichen Angaben hin der Schriftsteller Torben Rift gestern auf Lyno verhaftet murde."

Jawohl, Herr Amtsrat"

Und Sie sind sich ferner bewußt, daß Sie mit der feften Behauptung, Sie hätten Herrn Rift inapp vor der Explosion übergelegt, eine schwere Beschuldigung gegen einen Wienschen erheben und damit eine schwere Verantwortung auf sich laden?"

Jamoht. Herr Gerichtsrat, aber ich fann nichts dafür." Was soll das heißen?"

Ich war noch nie bei Gericht, Herr Rat." Laffen Sie das, ich bin fein Rat="

Ja, also ich war noch nie bei Gericht, in meinem Leben nicht, Herr Jakobsen, ich bin ganz und gar unbescholten, und wenn ich jetzt hiersteh, so sind das nur die Beute pom Aften blad, die gaben mir ja feine Ruhe nicht mehr."

Ja, aber Mensch, mas foll bas heißen! Haben Sie nun Herrn Torben Rift am 11. Juni um 2 Uhr nachts nach Lynö übergelegt oder nicht? Denten Sie nach, ehe Sie fprechen!"

Ich fanns wirklich nicht so genau sagen. Hah mir das Datum nicht gemerkt.

Herrgott, ich meine natürlich die Nacht, in her bas Babe haus pon Aarefund brannte. Sie gaben boch bei der Bolizei olles schon hoargenau an. Haben Sie ihn hamals über gelebt?

Na selbstverständlich, das werd ich doch missen. Wie oft foll ich denn das noch erzählen?"

Nee, dafür hatte er ja ben Stragen hochgestellt." Jemand anderer fönnte es nach Ihrer Meinung nicht Ja, wiffen Sie, Herr Richter, das meint ich erst auch. Aber dann fagten die nom Aftenblad, fie hätten so ichon ge­fchrieben, es ist ein gewiffer Schriftsteller mit schwarzem Mantel gewesen und er soll sich nur melden, wenn er ein gutes Gewissen hat. Hätt ihm ja teiner nichts getan."

,, Das gehört nicht hierher. Sind Sie bereit, zu be­fchwören, daß es Herr Nift gewefen sein muß, obwohl fie fein Gesicht doch gar nicht gesehen haben?"

Natürlich."

Infolge des marmen Frühlingswetters, bas einen wesentlichen Rüdschlag voraussichtlich faum erwarten läßt, hat ble BBG. ange ordnet, Daß vom 10. April ab die Bordertüren der Straßenbahnen wieder wie in den Vorjahren zum Ein- und Ausfeigen freigegeben werden. Diese Maßnahme hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt, de sie zu einer beschleunigten Ab­wicklung des Berkehrs an den Haltestellen beiträgt.

das Mädel hatte' nen Bademantel und da dacht ich mir noch, perflucht, dacht ich mir, so ein verrücktes Frauenzimmer, um die Jahreszeit badet man nicht und noch dazu so spät."

Und was fprachen die beiden? Denten Sie doch einmal genau nach, Herr Hansen, alles, was Sie jetzt aussagen, fann sehr wichtig werden. Waren die beiden zärtlich mitein­ander wie ein Liebespaar, Sie wissen schon, oder waren fie mehr so wie junge Leute, die eben einander fennen?"

,, Was der Herr Rift ist, der spricht ja nie piel und war auch da sehr still. Aber die Offipowna die schwagte wie toll, und richtig, jept weiß ich, auf einmal rief sie aus: D weh, ich habe den Schlüssel vergessen!" Und dann gebs ein Suchen und Kramen in allen Taschen, aber fle fand ihn denn boch. Was war das für ein Schlüffet?"

EA

Wie soll ich bas wissen?"

und wohin gingen die beiden? Gegen Sändrup zu ober gegen Aarefund?"

Sa. Ich danken Ihnen, Herr Sansen. Sie haben ja

Und ist es wahr, daß er auffallend haftig hinter dem an dem bewußten Abend auch Fräulein Moriflow von Lynö Obstgarten von Herrn Andersen verschwand?"

Ja gewiß.

Und marum erftatteten Sie nicht gleich eine Anzeige? Wenn so ein Unglüd passiert, muß man doch alles besonders genau nehmen."

Gott , mer bentt gleich so etwas Schlechtes." Kennen Sie Herrn Rift gut, ich meine dem Aussehen nach. Und wie mar denn bas Licht in blejer Nacht, hätten Sie ihn überhaupt genau erkennen tönnen?"

Das Licht war so wie immer um bald zwölf nachts im Junt. Schummerig. Natürlich hätt ich ihn erfannt, menn er mir die zehn Dere mit dem Gesicht nach vorne gegeben hätte." Unb jagen Sie mal. Sie fannten auch Fräulein Morislow?"

60

Die Offipomna? Das will ich glauben. Das Mäbel ist doch in einem fort hin und her gefligt. Die hatte logar ein Fährenabonnement. at die Difipomna auch manchmal mit Torben Rist die

Fähre benußt?"

B

Mein..bas heißt doch... einmal Wann?"

O

Ma, lang mirbs nicht bar lain."

Um welche Tageszeit?"

Auch so um acht, halbneun, bas weiß ich genau. Denn

nach dem Feftland übergelegt. Erinnern Sie sich noch, wie fie gefleibef war?"

faß

Weißes Kleid und blaues Band."

Was für ein blaues Band? Schleife? Krawatte? Wo denn diefes blaue Band?"

Halt fo um den Hals rum. Kann mohl eine Krawatte gewesen sein. Aber es war nicht gebunden."

Rann es dieses blaue Band gewesen sein?" Donnerwetter, wo haben Sie denn das her?. Na, schon möglich, es war eben auch ein blaues Band."

Heller, dunkler?"

Also, Herr Richter, jetzt ist 9 Uhr vormittags und vor uns ist eine weiße Stadtmauer. Die Difipomna aber ist schon gegen Sonnenuntergang übers Waffer gefahren. Wie soll denn das jetzt dasselbe Blau fein."

,, Da haben Sie recht. Aber sonst tönnte es dasselbe Band gewesen sein."

Sonst ist es ganz genau dasselbe Band." Besten Dant, Herr Hansen. Ich werde sie in den nächsten Lagen ficher noch einige Whale parladen müssen. Halten Sie fich bereit."

Kal Amtsgericht Sändrup, 21. Juni 1929. gez. Christian Hansen. H. G. Jakobsen.­( Fortjegung folgt.)