Donnerstag
3. April 1930
Michael Sofchtschenko:
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Der intelligente Hund Polarlicht und Weltraumecho
Der Privatbeamte Nikolai Brjussom drehte dem Kriminal| meiner Genoffin zu machen, und dabei verdanken mir schon drei beamten eben den zweiten Knopf ab und sah ein bißchen ängstlich tleine Bälger auf dem Lande ihr Hungerleben! Ueberhaupt ist auf den Polizeihund herab, der an feinen Schuhen herunschnüffelte. mein Paß gefälscht! Ich werde schon ein ganzes Jahr wegen eines Das arme Tier war so mager, daß ihm die Rippen herausstanden. Versicherungsschwindels gesucht!" Aber vielleicht bewirkte eben die mangelhafte Ernährung seine geistige Ueberlegenheit. Für einen Hund hatte er ein merkwürdig intelligentes Gesicht.
,, Genoffe", sagte er zu dem kleinen Mann mit dem schnauz bärtigen Gesicht eines Wachtmeisters in Zivil ,,, auf ein paar Rubel foll's mir nicht ankommen. Jedenfalls muß meine goldene Uhr wieder her, und sollten Sie es auch nötig finden, das ganze Haus auf den Kopf zu stellen. Man hat mir die Uhr bestimmt zu Hause geflaut, denn ich trage sie nie, höchstens bei feierlichen Gelegenheiten. Das letztemal hab' ich sie bet Lenins Begräbnis getragen. Seither hat sie meine Schreibtischlade nicht mehr verlassen."
Der Kriminalbeamte midte verständnisvoll mit dem Kopf. Machen wir," brummte er zuversichtlich.
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Natürlich hatten sich eine Menge Leute auf dem Treppenabsatz vor der Wohnungstür des Privatbeamten versammelt. Und mun Das edle Tier warf die ließ der Geheime" seinen Sund los. Schnauze in die Luft, als wollte es sie zuerst von allen anderen darin verfangenen Düften fäubern, schnupperte dann im Zickzack am Boden herum und sprang auf einmal die alte, briefäugige Polja am, die Haushälterin der Nachbarwohnung. Sie freischte auf und ver suchte, die Leute mit dem Ellbogen beiseite stoßend, davonzulaufen. aber der Hund hatte sie mit den Zähnen am Rodzipfel und brachte fie auf der Treppe zu Fall.
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Wimmernd fiel sie vor dem Geheimen" auf die Knie. Ja!" Schluchzte sie ,,, verhaften sie mich! Bestrafen Sie mich! Ich brenne Schnaps! In meinem Keller fönnen Sie fünf Kübel finden! Ja, nicht mur, daß ich den Staat betrüge, schädige ich auch noch meine Käufer, indem ich Brennfpiritus zu meinem Schnaps mische! Ich gestehe ja alles! Verhaften Sie mich! Nur lassen Sie mich nicht totbeißen von diesem schrecklichen Hund!"
Man übergab ihn, che ihn noch seine Quartierfrau und ihr Töchterchen lynchen konnten, der Polizei. Der Hund aber biß den biederen Hausverwalter fräftig ins Bein.
,, Au!" rief der Alte, bu tust mir ja meh! Laß mich lieber verhaften! Die Kosten der letzten Hausreparatur betragen nur die Hälfte dessen, was ich verlangte! Das übrige ist in meine Taschen geflossen! Ich habe dafür meinen fträflichen Lüsten gefröhnt!" Gin wahrer Hagelschlag von Büffen ging über ihn nieder. Er atmete erst erleichtert auf, als er im grünen Polizeiauto faß Der Privatbeamte Nikolai Brjussow trat von einem Fuß auf den anderen. Er nahm heimlich einen Zehnrubelschein aus der Tasche und reichte ihn hinter dem Rücken dem Führer des Spürhundes hin.„ Führen Sie ihn wieder weg", flüsterte er, ich habe Er kam nicht weiter Schon stand der Hund auf den Hinterpfoten und legte ihm die vorderen auf die Brust. ,, Die goldene Uhr" rödjelte er vor Angst ,,, die hat ja gar nie mir gehört! Mein Bürofollege Aratom hat sie mir zum Kommissionsverkauf gegeben, und ich habe sie einfach versetzt! Brüder, was sollte ich tun? Ich mußte. doch sagen, sie sei mir gestohlen worden!"
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Nun hätte der Hund, der mir zum Aufspüren des Diebes der goldenen Uhr bestellt war, eigentlich nichts mehr im Hause zu suchen gehabt. Er lieferte aber noch ein paar Fleißaufgaben. Ohne mehr lange herumzuschnuppern, padte er, was ihm gerade vor die Schnauze fam, und fing noch fünf Sünder. Der eine förderte ein falsches Startenspiel zutage, der andere bekannte seine gewisse strafbare Borliebe für fleine Kinder, der dritte gab zu, daß er an arme Teufel Speisefoda als Kotain verfaufte, der vierte brachte sein Und die Uhr?" fragte der Geheime". Wo haben Sie die Steuerbekenntnis, das noch tintenfeucht war, und stellte es vor den goldene Ilhr?" Augen des Geheimen richtig, der fünfte geftand fogar, vor drei Bon einer Uhr weiß ich nichts," beteuerte die alte Polja, Jahren seine Frau in die Newa geworfen zu haben. aber alles andere ist Wort für Wort wahr."
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Die alte Polja wurde den unten wartenden Polizisten über geben, und der Geheime" setzte feine Recherchen fort. Rs- ts!" machte er zu feinem Hund, so wie man eine Kinder neckt, und drückte ihm die Schnauze wieder auf den Boden.
Und der Polizeihund medelte fröhlich mit dem Schwanz und stieß dann mit der Schnauze ziemlich gleichgültig auf den jungen Genossen aus dem dritten Stod, der offenbar äußerst neurasthenisch mar. Denn auf die gelinde Berührung des Hundes fiel er auch fchon um und jammerte wie ein Verurteilter vor seinem Henter: Beiß mich nicht, Hündchen, liebes, gutes, ich gestehe ja alles! Meine Hausfrau wundert sich, wieso sie soviel elektrischen Strom verbraucht. Höre, ich heize heimlich einen Kacher damit, worauf ich jeden Abend, menn Ihr Töchterchen zu mir hereinhuscht, den Tee bereite! Ich habe dem Töchterchen versprochen, sie dauernd zu
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Alles ergriff vor Entsegen die Flucht. Als einzige Beute blieben der Kriminalbeamte und ich zurück. Der Hund sah einen Augenblick in die Luft, als dente er nach. Damn machte er einen Satz auf seinen eigenen Herrn zu. Und siehe: Der Geheime knickte zusammen, fiel vor seinem Hund auf die Knie und stotterte: Beiß mich nicht tot, du liebes, du herziges Hündchen! Es ist ja wahr, ich nehme Bestechungsgelder und laffe den wüftesten Raubmörder frei, wenn er entsprechend blecht! Aber schone mich, und ich werde dich von dem Futtergelde, das mir der Staat für dich gibt, wieder anständig verpflegen und mir feinen Buttfi amehr dafür kaufen!"
Ob sich der Hund feines Herrn erbarmte, das weiß ich nicht. War es nicht möglich, daß dieser unheimliche und schon roch, Bar es nicht möglich, daß dieser unheimliche und schon roch, woher ich diese und meine anderen Geschichten beziehe? Na, ich hatte gute Gründe, eiligst die Flucht zu ergreifen.
Der„ Zauberer" von Schenectady
Der andere Inp ist der Zauberer, der Forscher, der mit Dingen hantiert, die weit über dem Verständnis des einfachen Mannes liegen. An der Spitze dieses Typs steht heute Einstein. Steinmetz fonnte es feinerzeit mit ihm an Bekanntheit aufnehmen."
Charles Proteus Steinmetz ! Nur wenige Eingeweihte der| lichkeiten. Edison und Marconi find gute Beispiele dieses Typs. Elettrotechnit tennen bei uns diesen Namen und verehren seinen Träger als einen der großen Erfinder, aber dieser Mann, der in den Bereinigten Staaten neben Ebison einen fast legendären Ruhm besitzt und dort als der größte Bahnbrecher der Elettrizitätswirt schaft verehrt wird, sollte auch bei uns mehr bekannt sein, dem er war ein guter Deutscher, hieß eigentlich Karl August Rudolf Stein metz und war 1865 als Sohn eines Lithographen in der TauenhienDas romanhafte Schidsal dieses straße zu Breslau geboren. genialen Geistes erzählt Jonathan Norton Leonard in seiner Biographie ,, Das Leben des Karl Proteus Steinmei", das soeben in deutscher Uebersetzung bei der Deutschen Verlags anstalt in Stuttgart erscheint. Als kind entwickelte sich Steinmetz so schlecht, daß er Zeit seines Lebens ein mißgestalteter Krüppel blieb, tlein, hochrüdig, mit dünnen Beinchen, dadurch um so ähn licher dem antifen Schmiedegott Vulkan, dem er auch sonst in seinem Laboratorium glich, wenn er Wunder der Technik verrichtete und u. a. künstliche Blitze schmiedete. Als Student der Mathematik und Naturwissenschaften an der Breslauer Universität geriet er in fozialistische Kreise, wurde Herausgeber der sozialisti. schen ,, Boltsstimme", und da ihm während des Sozialisten gesetzes die Berhaftung drohte, flüchtete er nach der Schweiz , von wo ihn ein dänischer Freund im Zwischended nach der Neuen Welt mitnahm. Da er fein Englisch fonnte, auch kein Geld und keine Arbeit vormies und dazu frant und vertrüppelt war, sollte er nicht hereingelassen werden, und nur der Geschicklichkeit des Dänen gelang es, diesen Mann durchzuschmuggeln, der so Unendliches für die amerikanische Wirtschaft leisten sollte.
Nachdem er zunächst in New Yort bei einem alten deutschen Achtundvierziger Eichenmener für 12- Dollar in der Woche unter grfommen war, gelang es ihm dann, eine Anstellung bei der General- Electric- Gesellschaft zu finden, an deren gewaltigem Heranwachsen er bedeutenden Anteil hatte. Da er sich als zu unpraktisch erwies, machte man ihn schließlich zum beratenden Ingenieur, dem in seinen wissenschaftlichen Forschungen und Versuchen freie Hand gelassen wurde. So leitete er in der neu entstandenen ,, Stadt der Elettrizität“ Schenectady das Versuchslaboratorium, und von hier giug fein später fagenhaft gewordener Ruhm als der Zauberer" und Herenmeister" von Schenectady aus. In seinem Wert über Den Wechselstrom hatte er der Elettro'edynit eine neue Welt eröffnet, und ihm gebührt ein Teil Ehre für jede, wenn auch mur indirett Durch Wechselstrom betriebene Maschine".
Das amerikanische Bublifum verstand nichts von den Großtaten, die dieser unscheinbare, gnomenhaft wirkende, sonderlingshafte Mensch vollbracht hatte. Sein Name war mit etwas Geheimnis: vollem und lebegreifbarem verknüpft; es bildete sich um ihn zu Lebzeiten eine Legende, die ihn mit dem Glorienschein eines Halb gottes umgab. Hauptsächlich waren es einige überall verbreitete Geschichten, die ihn so populär machten. Bon seiner Gutmütigkeit erzählte man z. B., daß ihn eines Tages mitten im Winter ein Freund in seinem Laboratorium besuchte; es brannte kein Feuer im Ofen, und bei der empfindlichen Kälte arbeitete Steinmetz, in mehrere Mäntel gehüllt, an seinem Tisch. Was ist denn los? Warum heizt du denn nicht?" fragte der Freund. Steinmek blidte mit verlegenem Lächeln von seiner Arbeit auf und zeigte nach dem Ofen, der mit zertmülltem Papier gefüllt war. Eine Maus hat dort gerade Junge gefriegt", sagte er. Ich fann sie erst heraus. nehmen, wenn sie ein bißchen größer geworden sind." Eine andere Erzählung, die durch die ganze Preffe immer wieder die Runde machte, bezog sich auf seine leidenschaftliche Vorliebe für das Rauchen. Er war nie ohne Zigarrenstummel zu sehen. Als nun die neuen Gebäude in Schenectady eingerichtet wurden, die feuer: gefährlich waren, wurde auch an Steinmetz' Laboratorium ein Schild angebracht Rauchen verboten". Als Steinmez am Morgen an seine Arbeit gehen wollte und dieses Schild erblickte, nahm er seine Zigarre noch fester zwischen die Lippen und ging spornstreichs wieder nach Haufe. Der Berwaltung schicte er nur eine furze Bemerkung:„ Rauchverbot Eintrittsverbot für Steinmez." So mußte man an seinem Laboratorium das Schild wieder entfernen Als dann schließlich gegen Ende seines Lebens Steinmetz noch eine Apparatur erfand, mit deren Hilfe er durch einen gewaltigen Kurzfchluß einen künstlichen Blizschlag hervorrufen fonnte, da wurde er vollends zu einer Sagenfigur, die unter die Götter des amerika. nischen Pantheons aufgenommen war."
3wel neue Stoffe. Ueber die Entdeckung zweier neuer Elemente wird in Reclams Univerfum berichtet. Es handelt sich dabei um zwei sogenannte Jfotopen des Wasserstoffes, d. h. Stoffen, die fich nicht in ihren chemischen Eigenschaften, aber im Atomgewicht von einander unterscheiden. Während der Sauerstoff das Atomgewicht 16 hat, haben die beiden neuen Elemente die Atomgewichte 17 und 18. Sie wurden in den oberen Luftschichten der Erde aufgefunden, und es ist gelungen, sie durch Atomzerirümmerung mit Hilfe der AlphaStrahlen tünstlich aus St cftoff herzustellen. Die Neuentdeckung ist wissenschaftlich von großer Bedeutung, da sich dadurch zum ersten mal die Möglichkeit eröffnet, ein Element aus einem anderen fünft
Steinmetz gehörte berselben Klasse an wie Newton, Beibniz, Einstein und die anderen Theoretifer, beren abstraktes Denten Menschen mit weniger durchdringendem Blick die Erfindung praf. tischer Maschinen ermöglicht hat", schreibt der Verfasser.„ Seine größten Leistungen waren die Methoden der Handhabung des Wechselstroms. Wenn Forscher in die Vorstellungswelt der Masse dringen, so erscheinen sie gewöhnlich als zwei allgemeine Typen. Da ist einmal der Erfinder, der Schöpfer neuer Bequemlich aufzubauen.
Ein unerschöpflicher Reichtum an Naturschönheiten ist dem Süd länder geschenkt; aber eine Naturerscheinung gibt es, die fast auss schließlich dem in dieser Beziehung weniger verwöhnten Nordländer vorbehalten ist: das Nordlicht. Bis ins 16. Jahrhundert hinein verwechselte man es mit Kometen ; die mahre Aufklärung seiner Natur gelang aber erst in den letzten zwei Jahrzehnten, dank der unermüdlichen Forschungsarbeit meist nordischer Gelehrter, namentlich der bahnbrechenden Theorien des Professors Karl Stormer in Olo, der dieser Tage vor der Deusden Physikalischen Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag über die Ergebnisse seiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit auf diesem Gebiet hielt.
nimmt, hat der strenge Ordnungefinn des Naturforschers in Bogen, Alle Erscheinungen, die das Auge des Laten wahllos in sich aufFäden, Strahlen, Wolken, Bänder, Kronen und Draperien klassisi ziert. Es gibt darunter auch pulsierende Draperien, d. h. solche, die ihre Lichtstärke in Perioden von 10 bis 20 Sekunden ändern. Wenn man Nordlichter in seltenen Fällen sogar im Süden bis nach Aegyp ten und Indien gesehen hat, so sind sie doch am häufigsten in den Polarländern. Berbindet man die Linien gleicher Häufigkeit, dann fomunt man zu rings um die Pole sich ziehenden, unregelmäßigen Kreisfiguren. Die Linie größter Häufigkeit zieht sich über das No de fap, Alaska , die Hudsonbai , Labrador und den Süden Islands. Dort fann man 100 Erscheinungen jährlich beobachten, in Deutschland nur zwei jährlich, die meisten in Schleswig- Holstein . Die egafte Beɔbachtung geschieht jetzt auf photographischem Weg, der zuerst 1892 von einer deutschen Expedition nach Bossekop mit Belichtungszeiten bis zu fieben Sekunden eingeschlagen wurde. Störmer gelang es dann auf den Expeditionen der Jahre 1910 und 1913 die Zeiten bis auf eine Sekunde herabzudrücken. Er benüßtz einen von Professor Krones konstruierten Phototheodoliten, mit dem zugleich Aufnahmen gemacht und die Höhe der Erscheinung gemessen werden fann. Das Verfahren der Höhenmessung ist ähnlich wie die in der Landvermessung üblichen, indem von zwei um eine bestimmte Länge entfernten Beobachtungsstellen das Nordlicht anvisiert, die Neigung des Fernrohrs zur Erde in Wintelgraden gemessen und daraus die Höhe berechnet wird. Von diesen Beobachtungsposten befand sich meistens der eine in Oslo , der andere in Orten bis zu 100 Kilometern entfernt davon. So wurden Hunderte von Höhenbestimmungen angestellt und gefunden, daß zwei Marima der Häufigkeit in einer Höhe von 100 und 106 Kilometern über der Erde waren. 94 Proz. traten in einer Höhe von 90 bis 128 Kilometern auf; einzelne be= fanden sich aber in Höhen bis zu 300 und 1000 Kilometern. Manche wurden von mehreren Stationen gleichzeitig beobachtet und ihre Spektrallinien aufgenommen, von denen eine grüne, vom Leuchten des Stickstoffs herrührende, besonders charakteristisch ist. Die No d lichter find am höchsten bet Sonnenauf und untergang. Man fann hier geradezu von einer Gezeitenbewegung fsprechen. Die Berechnung zeigte auch, daß manche Nordlichter noch von der Sonne beleuchtet sind, wenn die Erde längst im Schatten liegt, und daß diefe von der Sonne erleuchteten viel schmächere Strahlen aussenden. Die Erklärungen für die feltsamen Bolarlichterscheinungen stügten sich von jeher auf die Theorie des Magnetismus. Birkeland unternahm folgenden Bersuch: Er schloß einen fugelförmig um midelten Magnet in einen Glasschrant, der luftleer gepumpt wurde, bestrich die Kugel mit einer unter Rathodenstrahlen leuch.enden Masse, und ließ diese Strahlen nun auf die Kugel strömen. Da leuchteten mur gewisse Zonen um die Pole herum auf, andere blieben ganz dunkel. Störmer stellte nun von 1904 bis 1907 in 5000 Stunden dauernden Berechnungen die hiermit in Einflang stehende Theorie auf. Die Gonne sendet dauernd Kathodenstrahlen sowie Korpustein aus, von denen ein Teil der zur Erdnähe gelangenden von den Polen wie in einem Trichter eingefangen wird. Die Kraft, die dies bewirkt, ist der Erdmagnetismus. Berechnungen schwierigster Art zeigten, daß es um die Erde herum einen wulftförmigen Mantel geben muß, in den die Strahlen nicht eindringen können, der von ihnen immer gemieden wird, wie dies auch Birkes lands Bersuche in Gestalt der dunkeln Flecken der Magnetfugel demonstrierten. Störmer baute auch zur Berdeutlichung Drehto modelle für die berechneten verwidelten Bahnen der Strahlen. Manche von ihnen rotieren in Spiralform um eine Mittellinie. Durch diese Theorie tonnten sehr viele Nordlichterscheinungen erflärt werden. Eine Bestätigung und Ergänzung erhielt sie durch die eigentümliche Erscheinung des Kurzwellenechos. Sendet man nämlich Radiofurzwellen von etwa 23 Meter Länge in den Raum, dann fann man ihre Wiederkehr in etwa einem Drittel der aus. gesendeten Stärke bis zu fünfzigmal in Abständen von 13 bis 30 Sekunden beobachten. Dieses Weltraumecho murde am besten in 2000 Fällen in Indochina wahrgenommen. Seltsamerweise hört es während einer totalen Sonnenfinsternis völlig auf. Man führt diese Erscheinung darauf zurück, daß sich unter dem Einfluß der Sonnentathodenstrahlen wohl in einer Entfernung von mehreren Millionen Kilometern um die Erde eine elektrisch geladene Wand oder Hülle gebildet hat, die die Kurzwellen wie ein Echo zurückwirst. Die Stärke des Echos hängt vom Stand der Sonne im Verhältn's zum magnetischen Erdäquator ab. Deshalb hörte das Echo im Herbst vorigen Jahres auf und trat, der Theorie entsprechend, Mitte Februar 1930 wieder auf. In Europa tann das Echo nur sehr selten beobachtet werden.
Ein Museum des Aberglaubens Kopenhagen hat ein neues Museum erhalten, das wertvolle Sammlungen aus der Geschichte der Medizin enthält. Die auss gestellten Stücke stammen 3. T. aus den ältesten Irrenhäusern Dänemarts. Es ist eine unheimliche Schau von Zwangsjacken, Zwangs. stühlen, Leberriemen und anderen Instrumenten, mit denen man früher die Geisteskranken quälte. Ein Saal veranschaulicht den Aberglauben in der Boltsheilkunde. Dort sieht man Wildschweins und Fuchszähne, mit denen man früher Cholera und Pest beschwor. Ein Schweinstopf in filberner Fassung half" gegen Haarausfall . Bärentagen galten als Mittel gegen Rheumatismus , während ein mit geheimnisvollen Inschriften versehenes Kreuz, ein sogenanntes Boftafreuz, feinem Träger Schuh vor allen Krankheiten versprach. Unheimlich mutet die Tracht der Beftärzte an: roter Mantel, roter Hut, eine Gesichtsmaste mit langem, vogelartigem Schnabel in blauer Farbe. Sehenswert ist auch eine Ausstellung von alten Mitrostopen, deren Wert nicht in ihren Gläsern, sondern in der schmuckvollen Ausstattung der Röhre bestand. Die Kinderjahre der Apoihete werden in einem Laboratorium veranschaulicht. In fahlem Licht schimmern Dejen, Retorten, Kolben, die an das Studierzimmer eines mittelalterlichen Alchemisten erinnern. Es gibt ferner die Giftmasken, die bei der Bereitung von giftigen Medikamenten getragen wurden.