Lindeiner Wildau- Ablehnung Nr. 2.
Auch in Prag will man ihn nicht.
Prag , 4. April. ( Eigenbericht.)
Das Hauptorgan der tschechoslowakischen Sozialdemp. tratie, Bravo libu"( Wolfsrecht), bespricht die angeb Tiche Absicht des Rabinetts Brüning, Seren v. Lindeiner Mildau als Gesandten nach Prag zu schicken und lehnt diesen Plan im Interesse der Versöhnungspolitik ent. schieden ab.
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Bravo Lidu" schreibt:
Die neue deutsche Reichsregierung beabsichtigt, verschiebene Aenderungen in der diplomatischen Bertretung des Deutschen Reiches durchzuführen. Wie wir erfahren, steht auch Prag in Erwägung, wo die Reichsregierung anstatt des deutschen Gesandten Dr. Koch den früher deutschnationalen, jegt voltstonservativen Abg. von Bindeiner- Wildau ernemmen will. Seine Person fommt auch für den Londoner Botschafterposten in Frage, aber das Organ der in England regierenden Arbeiterpartei, ber Daily Herald hat sich gegen eine solche politische Schiebung aus gesprochen. Der Abg. von Lindeiner- Wildau ist in allen außenpolitischen Reichstagsdebatten der Nachkriegszeit ats
J
Exponent des nationalistischen Flügels
aufgetreten. Noch in der legten Zeit, schon als Mitglied der volts fonfervativen Gruppe, hat er scharf ablehnend gegen den Joung Plan gesprochen, und er hat sich überhaupt immer als ausgefprochener Gegner ber offiziellen deutschen Ver föhnungspolitik gezeigt.
Die Tschechoslowakei wird immer bei allen Attionen mittun, die der Konsolidierung und Friedensfeftigung in Europa bienen. Die tschenflowakische Sozialdemokratie hat sich bei diesen Aktionen immer hinter den Außenminister Dr. Benesch gestellt.
Die Ernennung eines Polififers vom Schlage dieses Herrn Lindeiner- Wildau zum Gesandten in Prag würde faum zur Weiterentwicklung der vorerwähnten Tendenzen beitragen. Die tschechoslowatische Sozialdemokratie würde diese Ernennung nicht mit Befriedigung aufnehmen, sondern sie als störend für die Berföhnungs- und Berständigungspolitik betrachten.
Die Helden drehen sich nicht flint genug und fliegen. Brandlers Wochenblatt bringt die Mitteilung, daß der bisherige Leiter der RPD. Gewertschaftszentrale, Paul merter, über die Wendung" gestürzt ist. Das tam munistische Oppositionsblatt berichtet:
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Merter hatte, vom unentwegten Obernarren ofowity angespornt, versucht, die bisherige Zaftit des 3st. weiter zu vertreien. Während der Tagung des Etti versuchte er offen und fraftionell für die Beibehaltung der glorreichen Linie zu wirken. Eine Nummer der Internationale" war schon mit einem dies. bezüglichen Artikel ausgebrudt, als die höhere Gemalt eingriff. Die Nummer wurde eingestampft, Paul Merter
fekt!"
als Leiter der Gewerkschaftsabteilung abge Mit Merker ist der bisherige Chefredakteur der ,, Roten Fahne", Werner Hirsch , einer der Maiprovokateure, in die Wüste ge jagt worden. Auch gegen Remmele war Adon bas Meller gejagt worden. Auch gegen Remmele war Achon das Melſer gewegt Das Opfer betam jedoch Wind von der Sache, feste fich flugs hin und schrieb einen Artikel, der ben Remunele pon gestern nerleugnete!
Die Rote Fahne nennt Merter und Gefolgschaft jest intsopportunistische Settierer" und broht ihnen Hinauswurf an, weil sie Don einer organisatorischen Sen. trafftelle aus frattionelle parteifeindliche Borstöße machten. Die Angegriffenen setzten sich dadurch zur Wehr, daß fie in den Zellen- und Funktionärsigungen Ausschlußanträge gegen Remmele und Neumann einbringen laffen.
Beschleunigte Strafverfolgung. Wichtige Verfügung des Preußischen Juftizminifters. Der preußische Justizminister Dr. Schmidt hat foeben eine Berfügung erlaffen, in der er darauf hinweist, daß die Wirkung der der
Nationalpolitik und Speckzoll.
Speck zoll
ROL
NATIONALP
2304
Einmal, einmal muß och Nationalpolitik vor Gped oll geben!"
Ongenbergs Gonelldienst" am Toge vor dem Umfall.
Nieder mit der Nationalpolitik- Hoch der Speckzoll!
Die Provokation von Lens.
Blutschuld der Kommunisten. - Unter Führung eines ehemaligen Mönches.
Paris , 4. April. ( Bon unserem Korrespondenten.)
Die letzten franzöfifchen Nachwahlen haben mit einem tatastrophalen Rüdgang der kommunistischen Stimmen geendet. So marschiert in Frankreich die tommu nistische Weltrevolution" und der Tag der legten Stichmahlen, der 30. März, war feine Ausnahme in biefem seit vielen Monaten zu beobachtenden„ Siegeszug".
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Diefer 30. März war aber auch in einer anderen Richtung ein Marfstein des tommunistischen lassenfampfes und einer seiner bekannten Siege". Irgendeines Erfolges muß fich doch die Pariser Zentrale im Monatsbericht und gegenüber den russischen Auftraggebern rühmen. Mit der Bourgap.fie, mit den fapitalistischen Ausbeutern, mit ben Militaristen und Imperialisten ist nicht gut Kirschen essen. Das wiffen die Herren von der Mostauer Filiale, die heute
vom ehemaligen barmherzigen Bruder Florimond Bonte geleitet wirb. Was bleibt also? Die Arbeiterschaft! Die hat einen breiten Rüden. Da läßt sich gut tanzen, besonders, menn che malige Offiziere und ein ehemaliger Mönch statt dem Ererzierzeglament und bem Ratechismus munmehr Karl Marg und Friedrich Engels zittieren, auf die Bibel Statins iwo ren und täglich ihre Bannfde gegen die Soglaffafchiften und Sozialperräter schleudern. Siege her! Die Beltrebelution braut Beiden Sind fie nicht vom Bürgertum zu haben, muß fie die Arbeiterfaft ftellen. Die hat fie am 30. März in Frankreich liefern müssen. Nach altem Rezept: In Lens, der Hauptstadt des Bergarbeiterbezirtes, haben die Sozialisten und Gewerkschaften eine Friedensfundgebung einberufen. Hervorragende Rebner sollen über die Notwendigkeit der europäischen Abrüstung sprechen und zugleich foll diese Sundgebung die Rechtsregierung Tardieu über die Stimmung und über das Betfangen der französischen Arbeiterschaft unterrichten. Frankreich rüftet zum Angriffstrieg gegen Rußland , der bewaffnete Einfall ber Imperialisten steht bevor", Jo lautet es Tag für Tag in biden Lettern in der tommunistischen Humanité". Hal.et Euch bereit jür bie Abwehr, mahnt sie die Arbeiter. Was wäre also die logische Folge, wenn die sozialistische Partei und die Gemertschaften zu einer Friedensdemonstration aufrufen, die die RPF nie zustande bringen jedes triegerische Abenteuer zu unterstützen! Statt deffen: Flug blätter im gesamten Bergarbeitergebiet, Leitartikel über Bettarifel in der humanité", den Sozialfaschisten " bie Sade volt zu hauen, ihre Demonstration auseinanderzujagen und ihnen die Arbeiterfäuste" zu zeigen. Die kommunistischen Barteimitglieder in Bens und in allen umliegenden Städten und Dörfern erhalten Marschorder für den 30. März. Ganze fünfhundert Mann start gehen sie dann auf, gegenüber fünfzehntausend Gezialisten und Gewerkschaftlern, die mit Hunderten von roten Fahnen und Musikkapellen durch die Stadt marschieren. Der fozia liftische Bürgermeister läßt vorsorglich am Borabend alle Wege von umberliegenden Steinen fäubern, er lehnt jedz ihm angebotene Boligciverstärkung ab, weil die Gewerkschaften ihre eigenen Droner bestimmt haben Da die Kommunisten mit ihrem fläglichen Aufgebot teinen Staat machen fönnen, schmuggeln sie sich zwischen die Fünfzehntausend, provozieren Heber. fälle auf Fahnen, Schlägereien und ähnliche Streiche, und weil fie damit dan Erfolg des sozialistischen Riefenaufgebots nicht hindern tönnen, ziehen sie sich vor dem Gewerkschaftshaus zusammen, in bessen Saal die Demonstration mit einigen Reden beendet werden foll
fchießen in die Menge, zwei sozialistische Arbetter werden schwer verwundet, einer davon, wenn er am Leben bleibt, wird zeitlebens Krüppel sein. Außerdem: fünfzehn Leichtperezte. Die Zentrale hatte befohlen, die Zentrale wird ihren Sieg nach Mostau berichten. Der fatastrophale Stimmenrüdgang bei ben Wahlen und die damit verbundene Riefenblamage fann elegant übersprungen werden. Unter den vermischten Nachrichten geht die Humanité" darüber hinweg, und spaltenlang heult es und hallt es wider von den Flüchen gegen die sozialfaschistischen Arbeitermörder".
Warum wir dies so ausführlich beschreiben? Um zu zeigen, daß Deutschlanb teine Ausnahme in der fommunistischen Zaftit bildet. Dort ist es die Arbeitslosigkeit, find Not und Hunger des Broletariats gut genug, ben bunklen Hintergrund für die abgrundtiefe und verlogene Lattik der Kommunisten zu bilden, für ihre Parolen, deren Erfolg von vornherein jedem nur halbwegs Berantwortlichen flar sein müssen. In Frankreich gibt es
teine Arbeitslosen. Die Parolen bleiben dieselben, nur die Anlässe wechseln. Db Sozialisten in der Regierung sißen, oder in der Opposition verblieben sind, schadet nichts, fie müssen gebenft werden, sie find an allem fchulb. Ihnen wird ber Rampf gegen die Reaktion überlassen, die Boslösung der Arbeiter und Bauern von den bürgerlichen Bartelan, die Schulung, Belehrung und Erziehung der neugewonnenen Maffen, damit sie im. fozialistischen Lager bleiben und nicht wie Flugsand von heute auf morgen verwehen. Diese foeben vom Bürgertum gefommmenen Waffen zu fozialistisch fühlenden und benfenden Menschen zu formen, zu Helfern und Streitern im großen Emanzipationsfampf des Broletariats und der Menschheit, zu Armeen des Friedens, her allein unfere Hoffnung ist und die unumgängliche Vorauslegung und Rotwendigkeit für den sozialistischen Aufbau und Fortschritt, diese in ihrem tiefsten Sinne wahrhaft repolutionäre Dr. beit, die verbunden ist mit unfäglichen Mühen und Opfern, bas alles überlassen die glorreichen Strategen der kommunistischen Sentrale den Sozialdemokraten. Sind diese aber in einen Arbeiter. und Bauernbezirt eingedrungen, dann ranten sich an ihnen die Kom munisten wie Schmarogerpflanzen hinauf, in die sozia liftischen Bersammlungen schiden sie ihre Diskussionsredner, in die der realtionären Kandidaten wagen fie fich nicht. Sozialistische der Arbeiter gedroschen werden,
Verfügung erlassen, in der er darauf hinweist, ab einem großen wird? Diese Kundgebung für den Frieden, gegen jeden Krieg und Demonstrationen, die sollen gesprengt, dort tann auf dem Rüden
Teil dapon abhänge, daß die Strafverfahren bei aller gebotenen Sorgfalt und Gründlichkeit der Aufklärung mit mög lichster Beschleunigung durchgeführt würden. Es sei daher Bflicht der Staatsanwaltschaft, für nachdrücklichste Förderung der Strafverfahren Sorge zu tragen. Insbesondere fei eine zielbemußte, das Wesentliche non dem Rebensächlichen sondernde Aufklärung unter voller Ausnugung der zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel geboten.
Bei Strafsachen von großem Umfange soll auch geprüft werden, inwieweit von der Berfolgung einer verhältnismäßig unerheblichen Rechtsverlegung, deren Bestrafung neben der Haupttat nicht ins Gewicht fällt, abgesehen werden kann. Bielfach werde bie person fiche Bernehmung der Beschuldigten, Zeugen oder Sachverständigen durch den Staatsanwalt zur Beschleunigung des Berfahrens beitragen. Im Intereffe der Beschleunigung erscheine es weiter angezeigt, Anträge und Erfuchen an verschiedene Behörden möglichst gleichzeitig zu erlaffen und die Versendung der Strafatten möglichst einzuschränken. Um Verzögerungen bei Einholung von Gutachten von Sachverständigen zu vermeiden, Jei sine forgfältigere Auswahl, gegebenenfalls eine Bermehrung ihrer Bahl angezeigt.
Schließlich werden die Generalftaatsanwälte und Oberstaats. anwälte ersucht, darauf zu achten, daß die zur Beschleunigung der Strafverfahren erlassenen Richtlinien allgemein beachtet werden.
Die britische Kohlenbill. Neuer Kampf im Oberbaus.
London , 4. April. ( Eigenbericht.) Die Kohlengesetzgebung der Regierung ist im Unter haus in der dritten Lesung erledigt, der Kampf nach dem Oberhaus verlegt. Wie aus der konservativen Presse deutlich hervorgeht, üben die Bergherren einen starken Druck auf die Mitglieder des Oberhauses aus, um gewisse Aenderungen durchzusehen. Besonders wünschen die Grubenbesitzer die Entfernung der Klausel über die Zwangszusammenschlüsse der Zechen; sie bezieht sich auf einen Teil des Gesekes, der auf ausdrücklichen Wunsch der liberalen Partei in den Regierungsentwurf auf genommen worden ist.
Bersuchen die Türen zum Versammlungsraum zu fprengen, und als die sozialistischen Delegierten mit polizeilicher Hilfe thre Bläge eingenommen haben, wollen die Fünfhundert mit Gewalt einbringen. Droner und Demonstrationsteilnehmer werden ver prügelt, mit Gummifnüppeln und Stahlstöden bearbeitet, die Bolizei gibt Alarmschüsse ab, Angriff auf Pelizisten, bie
Ruffisches Gastspiel.
Me zweite Aufführung von Meŋerholds Theater auf Bictor Barnomstis unzulänglicher Bühne in der Stresemannstraße ge ftaltete fich zu einem ganz eigenartigen, starten Erlebnis. Bleles wurde uns offenbar von jener Kraft, die biefes neue Theater bewegt, flarer trat die Struktur Meyerholdscher Regie an den Tag als bei Gogols Rector. Man kann Einwände erheben, die von verschie benen Standpuntien bedingt sein mögen. Aber eines ist sicher: der Einbrud war tief, padend und feltfam! Eine gefährliche Art, Tendenz zu verfechten mit wirtsamen Waffen!
D. S.-M.
Blut muß fließen!
das sind ihre Siege", ihre Erfolge", das ist ihr Agitations. stoff, dann tönnen sie wieder einige Wochen wüten und den fo genannten Klaffenfampf führen, fie, diese geistlosen Söldner, von denen niemand weiß, wer fie bezahlt, für wen fie arbeiten, und von denen nur das eine sicher ist, daß sie noch vor zehn Jahren und weniger die schlimmsten Feinde der Arbeiterschaft und der fozialistischen Bewegung gewesen sind
Der Tod der schwarzen Kaiserin.
Herzschlag oder Mord?
Addis- Abeba über Rom ( Etefani- TU.), 4. April Anhänger der plötzlich verstorbenen Kaiserin 3auditu, die por etwa 1% Jahren dem Negus Tafari die Herrschaft abtreten mußte, hatten unter Führung des ehemaligen Gemahls der Kaiferin, des Ras Gugia Oli, versucht, einen Auf ft and zugunsten der Kaiferin anzuzetteln. Ras Gugja foll mit 10 000 Mann am 31. März den Bersuch gemacht haben, die Armee des Regus Tafari bei dam Drte 3 ebit zu überfallen. In der Schlacht wurde jedoch der Ras Gugfa an der Spize seiner Truppen getötet und seine Anhänger wurden zersprengt. Die Aufständischen sollen viele hunderte Tote gehabt haben. Auf die Nachricht von dem gewaltfamen Tobe bes Ras Gugja ist die Kaiserin Zauditu am Herzschlag" gestorben. Das mürde nach der Tradition des Landes heißen, dek die Reiferin nicht eines natürlichen Todes gestorben ist.
Das Unfiterrorgefeh ist jaht im Plenum des Nationalrats in Bien Den Einwand der Sozialdemokraten, daß der Entwurf der Rechtsangleichung mit dem Reich zumiterlaufe, beantwortete der Juftizminifter mit dem Hinweis auf die Einleitungsdentfchrift zur Rechtsangleichung, die Sonderregelung des Arbeitsrechtes vor. läufig zulaffe.
..Candvolt"-Salomon verurteilt. Der Redakteur der Zeitung Das Landvoll", von Salomon, hatte sich wegen Beleidigung bes Regierungspräftbenten in Schleswig Dr. Abegg und des früheren preußischen Innemminiſters Grzesinsti zu verantworten.