Sonnabend
5. April 1930
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Drahtlose Kraftübertragung Die Lefehalle im Grünen
Zu den neuen Versuchen Marconis.
In den letzten Tagen gingen aufsehenerregende Meldungen durch die Presse, in denen von den neuesten Erfolgen des bekannten italienischen Erfinders Marconi die Rede war, an diese Erfolge murden teilweise recht fühne Erwartungen gefnüpft, so daß es angebracht erscheint, einmal die gegenwärtige Lage des Problems der drahtlosen Kraftübertragung furz zu überblicken. Ueber die enorme Wichtigkeit dieser heute von zahlreichen Gelehrten und Technikern in aller Welt mit höchster Intensität bearbeiteten Frage ist faum ein Wort zu verlieren: in demselben Moment, wo die drahtlose Energielebertragung dem praktisch verwendbaren Maßstabe wirklich gelingt, müßte eine neue Epoche unserer Technik beginnen, würden unsere sämtlichen Hochspannleitungen usw. überflüssig, tönnten unsere Benzinmotore eingeschrottet werden die Möglichkeiten, die eine Lösung des genannten Problems zur Folge hätte, find völlig un absehbar im guten und im bösen.
Wie weit sind wir heute, und was bedeuten die neuen Erfolge Marconis, dem es bekanntlich gelang, auf eine Strede von 18 000 Kilometer mit Hilfe eines relativ einfachen und wenig umfang reichen Apparats die Beleuchtungsanlage des Rathauses der auftra lischen Hauptstadt Sidney einzuschalten? Soviel bisher befannt geworden ist, hat Marconi zu seinen Versuchen sogenannte ,, furze Wellen" verwendet ,, eine Wellenart also, die gerade in lezter Zeit im ständig zunehmenden Maße an Bedeutung gewinnt, namentlich auf dem Gebiet der drahtlosen Telephonie und Telegraphie und des Radios. Gerade Marconi hat sich auf dem Gebiete der furzen Wellen besondere Berdienste erworben; er arbeitet schon seit vielen Jahren ständig an der Verbesserung der mit diesen Wellen erreichbaren Wirkungen und beschäftigt sich besonders mit der praktisch außer ordentlich schwierigen Aufgabe, diese Wellen zu richten und damit zu verhindern, daß sie sich wie etwa die von den Radiosendern ausgestrahlten im Raum verteilen und so praktisch mehr oder weniger nuglos werden unter der Borausfegung nämlich, daß eine vom Sender ausgesandte Energie auch mit möglichst wenig Kraftverlust
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an einer bestimmten Stelle ankommen soll.
In bezug auf die kurzen Wellen hatten sich die Sachverständigen zunächst gröblich geirri; man glaubte, daß Wellenlängen unter 200 Meter für den Fernverkehr durchaus ungeeignet seien und gab sie deshalb in Amerika den Rundfunkamateuren zu ihren Sende
der vorgesehenen Richtung nicht mehr möglich. Es muß allerdings hierbei betont werden, daß es vorläufig weder gelungen ift, die Streuung der ausgestrahlten Energie wirklich völlig zu verhindern, und daß es fich ferner bisher stets nur um ganz geringfügige Energie. beträge gehandelt hat, die auf größere Entfernungen übertragen werden konnten. Sowie man daran geht, größere Energiemengen drahtlos zu übertragen, war wenigstens bisher schon auf ganz furze Entfernungen infolge der unvermeidlichen Streuung der Energieverlust so groß, daß von einer irgendwie praktisch verwendbaren Energieübertragung auf diesem Wege vorläufig nicht gesprochen merden kann. Alle die Meldungen, die von Erfolgen in dieser Richtung zu berichten wußten, es sei nur an die unzähligen Enten" mit den famosen Todesstrahlen" erinnert haben sich bisher stets als Irrtümer oder maßloje Uebertreibungen herausgestellt.
mas.
Ein recht vielversprechender Versuch zur Lösung unseres Bro. blems verdient dagegen in diesem Zusammenhange. erwähnt zu werden: die Experimente des amerikanischen Ingenieurs B. Tho. Seine Idee besteht darin, daß er der zu übertragenden Energie zunächst gewissermaßen einen Weg schafft, auf dem sie sich fortbemegen fann, allerdings einen unsichtbaren Weg, nämlich ionisierte Luft. Man kann mit Hilfe sehr furzer elektrischer Wellen von wenigen Zentimetern Länge die Lust auf ihrem Wege leitend machen, indem man sie ionisiert. Sendet man min zwei in geeigneter Form gerichtete parallele Strahlen der genannten Wellenart durch die Luft, so bilden sich gewissermaßen zwei unsichtbare Leitungsdrähte, auf denen man nun die eigentliche Kraft transportieren tann. Der Borgang der Kraftübertragung zerfällt demgemäß in zwei Teile: die Herstellung der beiden Strahlen ionisierter Luft mit Hilfe der sogenannten ultraturzen Wellen und zweitens der Uebertragung der eigentlichen Energie auf dem so geschaffenen Wege. Die Idee ist zweifellos recht aussichtsreich eine Lösung des Problems konnte fie allerdings vorläufig auch noch nicht erbringen, da die auf diese Weise überbrückten Entfernungen bisher wenigstens praktisch bedentungslos sind. Da die Versuche Thomas sich aber erst im Anfangs stadium befinden, könnten wir unter Umständen auf diesem Wege dem Ziele näher kommen, wenn es gelingt, die Jonisierung der Luft auf große Strecken durchzuführen.
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Und Marconis Fernbeleuchtung von Sidney? Nun- auch hier handelt es sich nicht um eine Uebertragung irgendwie nennens merler Energiemengen. Marconi hat mit Hilfe feines Apparates allem Anschein nach ein Kurzwellensender besonders hoher Quali
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versuchen frei. Durch die gänzlich unerwarteten Erfolge, die von diesen Amateuren mit relativ behelfsmäßigen Apparaten über die weitesten Strecken erzielt wurden, tam man überhaupt erst darauf, bie furzen Bellen in ihrer Bedeutung gerade für den Fernverkehrtät lediglich ein Relais betätigt, das seinerseits den Stadtstrom richtig einzuschätzen- heute ist es schon so weit, daß sich über drei Biertel des drahtlosen internationalen Berkehrs auf furzen Wellen
abipielt.
Für die Aufgabe, drahtlos Energie zu übertragen, sind die turzen Wellen aus verschiedenen Gründen besonders geeignet, ihr mich tigiter Vorzug gegenüber den langen Wellen besteht darin, daß fie fich beffer richten lajien und infolgedessen mit geringerem Energieverlust arbeiten. Man kann nämlich am Sender Spiegelungsanordnungen errichten, die es ermöglichen, den ausgestrahlten Wellen eine be stimmte Richtung zu geben und so einen fonzentrierten Strahl von Energie auszusenden. Erreicht wird auf diese Weise zweierlei: da die Wellen sich nicht mehr beliebig im Raum ausbreiten, wird Energie gespart, ferner ist die Aufnahme der gesandten Energie außerhalb
von Sidney nur in Tätigkeit fehle, nicht etma aber selbst die Be leuchtung auch nur einer einzigen Blühlampe ermöglichen Lönnte.
Erinnerungen eines Landarbeiters
Um einhalbfünf Uhr früh rüttelte meine Mutter an meinem Ropf, an meinen Schultern und Haaren. Wie aus tiefer Ohnanacht erwedend, lag ich jeden Morgen im dürftigen Bett nebenan in der Rammer unserer Wohnung. Mutter rief mit der ganzen Kraft ihrer Jeden Lungen, doch ich hörte nichts; ich schlief wie tot. Morgen im Sommer um einhalbfünf Uhr. Um fünf Uhr mußten Wenn mich Mutter dann imfere Ddyfengespanne vom Hofe fein. endlich wach hatte, sträubten sich alle meine Einne dagegen, wieder aufs neue in den Dienst zu steigen. Ich sant auf mein Lager zurück, un noch einmal das Himmlische einiger Gefunden auszutaften, jene fleine Spanne Seit des Wiedereinschlafens, bis ich dann jäh auss schreckte: Mutter rief aufs neue und rüttelte an meinen Knochen, wie der Sturmwind manches Weal an unserem morschen Stafetenroum am Garienland. Am Abend fam ich im Sommer immer sehr spät zu Bett.
Bis Sonnenuntergang ging der Dienst. Und mit dem Dienst auf dem Gute tam der in unserer Behausung. Wir, Mutter und ich, mußten an jedem Abend mit Sense und Sad heraus und Futter für unsere Kuh beforgen. Es gab auch auf unserem Hausland, auf dem wir mit viel Mühe einiges Gemüse und Frühkartoffeln anbauten, der Nebenarbeit genug. Der Schlaf des Sechzehnjährigen tam dann auch immer zu furz. Und dazu hatte mir der Meier zum Ochiengespann die schlechtesten, widerspenstigsten Quertöpfe an Ochsen gegeben, die mit mir und meinem Pflug hingingen, mohin Ich schwacher Junge war immer am Ende meiner sie wollten. Kraft und schlief am Tage immer ein, wo ich ging und stand. Wenn ich in den Frühstücks- und Besperpausen essen sollte, pergoß ich es, denn der Schlaf packte mich mit seiner erlösenden Hand und führte mich in eine schöne, bessere Welt.
Erlösung: ich tam von den Ochsen zu den Pferdegespannen. Aus Zwei harte Sommer hatte ich so verbracht, dann fam eine fleine Erlöfung: ich tam von den Ochsen zu den Pferdegespannen. Aus überzähligen Pferden bekam ich zwei in die hand gedrückt. Und ich werde niemals den Unterschied vergessen zwischen den dummen Ochsen und dem flugen, edlen Pferd.
Mit diesen zwei Pferden habe ich mich gefreut, sie geschont,
gehätischelt und gestreichelt, wo ich nur tonnte. Sie ließen sich, m Gegensatz zu dem Hornvieh, willig lenken und führen, wohin man die Pferdegespanne zogen des Morgens eine Stunde, des Mittags eine halbe Stunde später vom Gutshof. In dieser Zeit mußten mir Hilfstnechte auf dem Gutshofe andere Nebenarbeiten aus
wollte. Aber noch eine Annehmlichkeit fam dazu und beglüdte mich:
führen, wie Kompost umstechen, Holz zerkleinern, den Hof säubern usw. Es stand dann nicht immer ein ganz gestrenger Fronvogt, fondern ein ziviler Hofinspektor hinter uns.
Cines
Da machte ich eines Mittags im Hochsommer eine Entdeckung, die mir viel fürs ganze Leben eingebracht hat. Hinter dem Guts hofe führte eine steile, mit dunklen, dichten Hollerbüschen bejezte Böschung zu einer großen Wiese. Ganz windgeschützt; luden diese Gebüsche in der sonnigen Stille direft zur Einfehr ein. Dieses Troßdem bleibt bei der neuesten Leistung des genialen Italieners dichte Bufchwert grengte an einen Plaz, auf dem täglich Müll und genug des Staunenswerten übrig: die Kleinheit des auf seiner Jacht tehrricht aus dem nahen Gutsschlosse geschüttet wurde. untergebrachten Apparates, die Strecke, die er damit überbrüden mittags entdeckte ich direkt an diesem Müllhaufen einen besonders fonnte, und die Sicherheit, mit der seine Experimente funktionierten. dichten Hollerbursch, der heute erst, nad) fast dreißig Jahren, ganz Wie meit er aber dem Problem einer wirklichen Kraftübertragung plöglich vor meinen Augen steht. Dieser Busch mit seinen fnorrigen etwa schon näher gekommen ist, darüber gibt auch sein neuestes Gresten fud direkt zum Wohnen ein. Man fonnte auf seinen fnorrigen periment teinen Aufschluß auf Grund der ungeheuren Schmierig Queröften fizen, sich anlehnen und ausruhen. Und dicht daneben lag teiten, die dieser Aufgabe entgegenstehen und die vorläufig fast um der Müllhaufen mit einer wahren Fundgrube von alten Zeitungen, überwindbar scheinen, ist aber anzunehmen, daß mir noch eine gute Weile warten müssen, bis uns die elektrische Kraft drahtlos ins Dr. H. Wolterek. Haus geliefert wird. dollade
Wilhelm Heydrich: Der Gespensterfilm
Es waren führende Stettiner Zeitungen, die unser Gutsherr als Sohn eines gewesenen Stettiner Konfuls las. Ich hatte damals als Sechzehnjähriger im mahrsten Sinne des Wortes noch teine Seitung gefehen. Nur ein armseliges Sonntagsblättchen fam allmöchentlich in unsere noch armseligere Hütte. Mit einem wahren Heißhunger stürzte ich mich täglich auf diesen Müllhaufen, stöberte thn durch nach Lettüre und fand immer übergenug. Fast täglich und immer am Sonntag landete ich in diefer Lesehalle, und ich vernahm damals aus diesen Zeitungen diefes gutsherrlichen Misthaufens den ersten Pulsschlag der großen Welt.
Uber unser Infpeftor ahnte nichts. Denn als ich fast jeden
Regnerischer Spätabend in einer Kleinstadt, in die mich der dann der Borsigende, ein hartes, ftrenges Gesicht, das unbewegt mittag in Richtung noch meiner Lefeballe trabte, glaubte er immer, Zufall für eine Nacht verschlagen. Was anfangen mit den ein schien. jamen Stunden bis zur Schlafenszeit? Da fällt mir im Lokalblättchen eine Rinoanzeige ins Auge:
Tragödie der Liebe"
Ein gewaltiger Film von Verbrechen und Leidenschaft! Mit Emil Jannings in der Hauptrolle.
Ich war wie elektrisiert. Im Jahre 1923 hatte ich in Berlin einige Male den Aufnahmen dieses Films beigewohnt. Regisseur und Schauspieler waren mir belamit. Ich hatte Joe man im Atelier umbertoben sehen, hatte mit Jannings eine verbotene Zigarette im Winkel geraucht, hatte über die schnippischen Bosheiten Erifa Gläßners gelacht und mit den anderen in der Kantine zu sammen gegessen. Das war mun sieben Jahre her. Und heute, in diesem Krähwinkel , solite ich den alten Film mun wiedersehen! ,, Herr Ober, zahlen! Und wo ist das Kino?" Dunkel die Straßen, naß und schlüpfrig das Pflaster. Die Fenster mit Holzläden festverschlossen. Die Schritte hallen in der
Etille mieder.
Den fleinen Tanzsaal, in dem das Kino eingerichtet ist, füllt feuchter Menschendunst. Ich finde einen Sitzplatz in der Ede und warte nun auf die Tragödie der Liebe mit Emil Jannings , die mich die Misere des leeren Abends vergessen lassen soll.
Noch quält sich ein harmlos blödsinniger Beifilm damit ab, die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Es gelingt nur mangelhaft. Dann folgt eine Pause, und endlich beginnt der Jannings - Film.
Ich bin versunken in Erinnerung. Welch ein unerhörtes Durch einander von Verbrecherliebe, Treulosigkeit und Mord! Welch eine Summe von Unmöglichkeiten, die nur durch Jannings große Kunst erträglich werden. Alles so fern, so halb vergessen, wirklich lebendig nur der eine Mensch, der inzwischen soviel mehr geleistet hat! Dennoch- ich grüße die Menschen dort oben im Bilde still ich grüße die Menschen dort oben im Bilde still für mich. Ich glaubte ihre Stimmen wieder zu hören, ihr Lachen und ihr- Schimpfen. Denn ohne Aufregung und Schimpfen geht cs ja beim Film nicht ab.
Bei seinem Anblid wurde mir eisialt
Das war Albert Batry. Und diefer Mann mar nor vier Jahren gestorben, und ich hatte seinem Beichenbegängnis bei gewohnt!
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ich suchte die Latrine auf. Und bedürftig, tief Atem holend, seufzte er dann: ,, Bann wirst du nur deinen Durchfall los werden, du fiehst gang blaß aus. Der Abermste! Er wußte von nichts!
Emil Petrich.
Und weiter der Berteidiger. Das war Fris Ribarb, Neues Mittel gegen das Rauchen
der noch vor Patry zu Grabe getragen worden ist!
Und weiter weiter. In der Menge der Mitspielenben ertannte ich sie jetzt. Der Dide dort, der sich den Apfel schälte, tot! Die junge Schauspielerin, die jetzt leidenschaftlich auffpringt,
tot! Und der und jener von den Episodisten idy erinnerte mid) plößlich mit ftummem Grauen- tot- tot- im Laufe dieser sieben Jahre gestorben und nermodert!
Berstört starrte ich auf die weiße Band, über welche biefe Leichen hinweghufchten, geftitulierten, lachten und Erregung mimten Batry schwingt die Glocke, und statt feines strengen Gefichts sehe ich plötzlich einen grausamen Totenkopf über dem Richtertatar. Fritz Richard zeigt mit fnödernem Totenfinger auf Emil Jannings . Die schöne, junge Frau blickt aus schwarzen, leeren Augenhöhlen ous Das Fleisch des dicken Mannes auf der Gedemi Bilde heraus. schworenenbank zerfällt, verwest plöglich vor meinen sehenden Augen!
Tote find auferstanden und spielen ein fputhaftes Leben. Sitzen zwischen Lebendigen und geraten mit ihnen in Streit. Der tote Baben verurteilt den lebenden Jannings. Der tote Fritz Richard tröstet den lebendigen Arnold Korff in seinem gemimten Leid. Ein Reigen von Gespenstern wirbelt vorüber. Tod
und Leben mischt sich durcheinander. Und ich höre die Stimmen der Toten, den flugen Patry, den sartastischen Richard...
Es war nicht mehr zu ertragen. Ich taftete mich aus dem dunkeln Saal hinaus. Die wenigen Minuten voll unheimlicher Erscheinungen und Bisionen hatten mir den Schweiß auf die Stirn getrieben. Tote, deren Särge ich einft hatte in der Erde verschwinven sehen, waren wieder vor mir auferstanden. Es war zu unverhofft gewesen, als sie dort oben im Bilde auftauchten.
Wohl eine Stunde lief ich im Regen unther, um darüber hin So tam denn der große Schluß heran, die Gerichtssigung, und wegzukommen und ich habe in diefer Nacht viel geschlafen. Jeben in Großaufnahmen zogen die einzelnen Röpfe vorüber.unbefalls werde ich umreprisen nicht so bald wieder ansehen, wenn ich Die Staatsanwälte; ihre Gesichter famen mir befannt vor, aber weiß, daß einft in dem Film jest längst Berstorbene mitgespielt ich konnte mich der Namen nicht erinnern. Die Richter, bas Bu haben. Es ist nicht angenehm, Tate mieber lebendig merben zu blitum, Romparfen, Typen, auf die ich mich wieder befann. Und I sehen. DA
Es ist eine allgemein befannte Tatsache, daß die Entwöhnung vom Rauchen außerordentlich schwierig ist. Oft so schwierig, daß die Soankheiten der Atmungsorgane viel leichter ertragen werden als etwa die Enthaltsamkeit von Nikotin, welche allein eine grund. legende Behandlung und damit eine Heilung möglich macht. Das Zigarettenrauchen ist deshalb am meisten gefürchtet, weil faft mur der Sigarettenrauch inhaliert wird, während Pfeifen oder Zigarren nur in den feltensten Fällen durch die Lunge" geraucht werden. Soeben berichtet mun Dr. J. Gutmann, München , über eine von ihm beobachtete Tatsache, welche auf medikamentöser Behandlung beruht und das Rauchen unerträglich macht. Gutmann ging dabei von dem Gedanken aus, daß das Mittel, mit welchem man das Rauchen befämpfen müßte, mur ein Mittel fein konnte, welches ift das Transpulmin", mit dem feit neuer Zeit Lungenaffeftionen durch die Atmungsorgane ausgeschieden wird. Ein solches Mittel erfolgreich behandelt werden.
Auch diese Beobachtung, die wir eine neue wertvolle Entdeckung nennen tönnen, beruht, wie so oft in der Medizin, auf einem Zufall. Ein Kranker, so erzählt Gutmann, der megen einer frankhaften
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Erweiterung der feineren Verzweigungen der Luftröhre mit dem obengenannten Mittel behandelt wurde, hörte auf zu rauchen, weil thm nach Besserung war ihm das Rauchen wieder gestattet worden die Zigarette nicht mehr schmeckte. Sie ließe nach dem Inhalieren einen eigenartigen, unerträglichen Geschmack im Munde zurück. Nachdem die Transpulminfur beendet war, konnte der Patient wieder die Zigaretten sehr gut vertragen, so daß der Gedanke, daß nur das Transpulmin an dem schlechten Geschmack schuld war, nahe lag. Meilere Untersuchungen ergaben dann auch die Tatsache, daß gerade das Gemisch Transpulmin plus Zigarettenrauch fou angenehm empfunden wurde. Die Behandlung besteht also einfach darin, daß ein fleines Depot von Transpulmin in der Gefäßnustu. latur angelegt wird, welches allmählich durch die Lungen aus. geschieden wird. Da die Injektionen absolut schmerzlos find, wird die neue Behandlungsmethode des Rettenrauchers" wohl bald überall Unmenbung finden.