HÄt von soziaLflksHer Seit«, auch in« falschen LorfleLungsn üb« d?« überragende Bedeutung der KapUalliildung der oberen Einkommen- schichten zerfrört. Besonders das auischluhreich« statistisch« Material, das der Präsident des Statistischen Raichsamts, Professor Wagemann. vorlegt«, erbrachte den Nachweis, welch große Bedeutung die Sparquote bei de» vnlecea Ed». kommen für die gesamte SapltalbUduug hat. So glaubt das Statistische Reichsamt nachweisen zu können, daß zwar die Spar q u o t« bei den höheren Eintoimnen größer ist als b« den unteren, daß aber der Anteil der untere« SintaminanK. beziehe? an der Kapitalbildung nahezu doppelt so groß ist wie der der oberen Einkommensbezieher(wobei freilich die Akku» mulation in den Betrieben— Selbstfinanzierung— nicht berück- sichtigt ist). Die Ziffern, zu denen das Statistische Reichsamt gelangt, sind freilich nur innerhalb gewisser Zehlergrenzen gültig, sind aber doch so aufschlußreich, daß die wichtigsten von ihnen hier wiedergegeben werden mögen.
Stud. jur. pinle jun. und Fabrikant Pinke sen. für Hngenberg.
Dies« außerordentlich interessant« Tabelle beweist, was man bisher, nur ahnte, aber auch richwngsmäßig, ohne Artspruch aus statistische Exaktheit, noch nicht deutlich genug wußte: die ElnkommensempfSnger unter 8000 Mark, das heißt die breiten Massen, trugen zur Sapitalbildung fast doppelt so viel bei als die Bezieher höherer Einkommen. Auch diese Zifferu beweisen, daß e» nicht nur sozial unerträglich. sondern eine volkswirlschasillche Illusion wäre, van einer sioanz» voNtischea Mehrbelastung der unteren Einkommen eschlchten. der wichligsteu Sapilalblldungsquelle. eine Steigerung der Sapilalblldung zu erwarten._ Jetzi wird es schlimmer! llasreiwittige Verteidiger der sozialdemokratischen Koalitious Politik. Wir lssen in der Wochenschrist„Das freie Wort' folgende höchst zutreffende Bemerkungen:' „Um jeden Parteigenossen davon abzuhalten, übe? die Bedeutung der sozialdemokratischen Regierungsbeteiligung im Reich un- gereiht zu urteilen, feien ein paar Auslassungen der„Koten Zahne' hier zur Aufklärung verwendet: Das Zentralorgan der KPD. begrüßt das Kabinett Brüning(Sonnabend, den A. März 1SZÜ> alerBeginn der Bürgerbünkdiktatur..Lohnsenkung und ünfer» ftüßungssbbeui ist das Programm.'„vi« kraftvoll« Staatspolitik. das soll d«r nunmehr«insetzend« radikale Unterstützungsabbau fern." Die Fahne' weift darauf hin. daß bereits am 26. Mqrz die„Kölnisch« Zeitung' Lohnsenkungen gefordert hätte und knüpft daran die Bemerkung:„Das war noch zur Zeit des sozialdemokratischen Koalitionsregimes. wieviel schlimmer wird es jehk werden!' Das mögen nun die kommunistischen Arbeiter verstehen, wie sie können. Bis jetzt hat man ihnen«inzersdet, daß der sozialsaschistischs Verrat das a! l e r s ch l i m m st« für di« Arbeiter sei. Jetzt auf ein- mal erfahren sie, daß ohne Sozialdemokraten alles noch sehr viel schlimmer werden wird.„Abbau der legten kümmerlichen Reste der Sozialpolitik, neue Verschandeln ng der ohnehin zerlöcherten Arbeitslosenversicherung. Abbau der Löhn« der Arbeiter in den B-- trieben, das ist das Regierungsprogramm der Hindenbnrg-Regie- rung!' verkündet die„Rote Fahne' am 30. März. Und die neue Ministerliste wird den kommunistischen Gläubigen unter der Ueber- schrift präsentiert:„Statt Geißeln Skorpione.' Wir können es uns sparen, zur Rechtfertigung der sozialdemokratischen Soalitions- Politik in den letzten eineinhalb Jahren auch nur noch ein einziges Wort hinzuzusetzen: di«„Rote Fahne' muß auch den Widerwilligsten restlos überzeugen, daß unsere Koalitionspolitik oan der Arbeiter- ichaft viele drohend« schlimme Gesahren erfolgreich abgewendet hat. Das kleinere Uebel der K oa l i ti o n s p o l i t i k ist selten so durchschlagend erwiesen worden wie gerade vom kommunistischen Zentralorgan.' Wer kennt sich noch aus? Das RichtungStreibrn in der KPO . Die Rebellion der �in k so p p ort» n istisch« n Sektierer'(der mit dem abgehalfterten Gewerkschaftsleeter der KPD . Merker in Opposition gegangenen Gruppe) nötig« die kam- munistische Parteizentrale zu außergewöhnlichen organisatorischen Schritten. In Berlin wurde als der ,�)«rd der Unruhen' der Unter- bezirk Zentrum aufgelöst. Gegen den Willen der Funktionäre und der Mitglieder wurde der Leiter diese» Unterbezirt» seines Amtes enthoben. Di« sich mit ihm solidarisierenden Funktionär« wurden ebenfalls abgesetzt. Wie der oppositionelle.Volts will«' berichtet, ist in Der- lin der größte Teil der neugeschaffenen Unterbezirt« in offener Re- bellion zum Zentralkomitee und zur Bezirksleitung der KPD . Die Bewegung ist auch auf Sachsen und aus das Rheinland überge- iprungen. Werter selbst zieht überall Fraktionen zur Fort- sührunz seiner Gew«rkschofts«kime' auf.
Professor Becker. Wie der Amtlich« Preußische Pressedienst mitteilt, hat der preußisch« Minister für Wisienichost, Kunst und Volksbildung, Grimm«, dem Borschlag« der Philosophischen Fakultät entsprochen und der, früheren Kultusminister Pros. Becker die ordentliche Professur für Islam - Wissenschaft an der Universität Berlin angeboten. Zwei Zahre Festung für 29 Artikel, in denen zum Bürgerkrieg gehetzt wurde, erhielt in Leipzig der Verantwortlich« de» kommu- nistischen.Ruhrechos', Kropp . Zm Fememordfall Zahlbusch hat sich der Generalstaatsanwalt beim Kamer gericht, einer Beschwerde des Verteidigers entsprechend, für Abtrennung de» Fall«» vom Fall Schulz« Angesetzt.
Polens Ostminderheiien. Englischer Arbeiterabgeordneter untersucht. Warschau , S. April. Oberst Malone, Mitglied der Arbeiierfroktion im britischen Unterhaus, ist hier eingetroffen. Er will nach Lemberg Weiterreisen. um vor allem die Verhältnisse in Ostgalizien und die Lage der Ukrainer kennenzulernen. Malone hat erst var kurzem an den Außenminister Henderson die Frag« gerichtet, was mit den beiden Klagen der Ukrainer an den Völkerbund gegen die pblnifch« Unterdrückung des ukrainischen Schulwesens und di« Benachteiligung der ukrainischen Bevölkerung in den Selbstoerwaltungstörperschastsn eigentlich geschehen sei. Wie verlautet, wurden diese beiden ukbaini- schen Klagen vom Sekretariat des Völkerbund «« einfach»ä acte gelext mit dem Vermerk, sie seien nicht geeignet, vom Völker- bund behandelt zu werden, worüber die Ukrainer in begreiflicher Empörung sind. Malone. der dam SIußenpolttischLn Aus-. schüfe des Unterhauses angehört, gedenkt dem festgesetzten Berufungsoerfahren gegen d«n Geschäftsführer de» Deutschen Volk»- bundes. U l i tz am 9. April in Kattowitz beizuwohnen, den er s«tt Leginn mit ganz besonderem Interesse verfolgt. Oberst Malone hat auf seiner Durchreise durch Pommerellen und Posen die Gelegenheit wahrgenommen, auch mit den Vertretern der deutschen Min« derheiten Fühlung zu nehmen, wobei er besonderes Jmeresse für die sozialen Einrichtungen und für die Lag« der deutschen Ansiedler und der deutschen Arbeiter an den Tag legt«. Di« Warschauer Presi« berichtet über Leußerungen einiger i'ozialistischen Scjmabgeordneten in einer gemeinsamen Versammlung polnischer, deutscher und jüdischer Sozialisten über da? Minder- heitenproblem. Abg. C i o l k o c Z- Krakau, der wegen in Berlin getaner Aeußerungen über di« Korridorfrage seinerzeit scharf angegriffen worden ist, stellt« fest, daß die territorialen, d. h. ge- schlossenes Siedlungsgebiet bewohnenden Minderheiten, nämlich di« Ukrainer und die Weißrussen, politische Unabhängigkeit an- streben. Diese Unabhängigkeitsbestrebungen der beiden slawischen Völker müsse auch di« polnische sozialistische Partei anerkennen: ohne diese Voraussetzung sei eine Zusammenarbeit der polnischen Sozialdemokratie mit den Sozialisten der nationalen Minderheiten nicht denkbar. Der Führer der polnischen sozialistischen Partes, N i e d z i a l k o w s k i. erklärte dazu, daß Cioltoez nur seine persönliche Meinung, nicht aber den Standpunkt der Partei wiedergegeben habe. Oer posener Magistrat zahlt nicht. Pose». 5. April. Vor dem Posener Rathaus demonstrierten etwa 100 Arbeit«?. Da man sie für Erwerbslose hielt, die da» Rathaus stürmen wollten, trieb d!« Polizei sie auseinander. Ca stellte sich dann heraus, daß es Arbeiter«ine» Industrieunternehmens waren, das für den Magistrat arbeitet. Da der Magistrat nach Angab« de» Unter» nehmens seit drei Wochen nicht bezahlte, kannte die Firma di« Arbeiter nicht entlohnen. Die Arbeiter waren vor dem Rathaus erschienen, um dem Bürgermeister ihre Lage darzustellen. Sowjeibeileid für Königin. Frau KoUontay erfüllt höfische pflichten. . Moskau . 5. April. Das Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten ha! dem schwedischen Gesandten das Beileid über das Ableben der schwedischen Königin ausgesprochen. Außerdem wird die russische Gesandt« in Stockholm . Frau Kollontay. dem König und der schwedischen Regierung das Beileid Mostaus zum Tode der schwetü- schen Königin aussprechen. Negerdemonsiraiion in Kongo . Velgiertruppen mit Steinen beworfen. Brüssel . 5. April. (Eigenbericht.) Der Gerichtshof von Bvassovill« in Belgisch-Kongo hatte einen Neger wegen Gaunerei zu 3 Jahren Haft verurteilt. Nach der Gerichtssitzung demonstrierten 1000 Neger vor dein Gerichtsgeböude. Truppen, di« herbeigerufen wurden, um die Ordnung wieder herzustellen, sollen. mit Steinen beworien worden sein, so daß zahlreich« Saldo!en verwundet wurden,. Di« Truppen besetzten daraushm die Negerftodwurtel.
(Steuerstreik in(Spanien . Feuerkampf mit der Polizei. Almerla(über Paris ), S. April.(Hooas.) Ein Teil der Bevölkerung hat sich geweigert, die Steuern zu zahlen, woraus die Polizei mehrere Pfändungen vornahm. Die Bevölkerung leistete Widerstand, mehrere Schüsse wurden auf die Polizei abgegeben, die das Feuer erwidert«. Ein Polizist und zwei Einwohner sind verwundet, mehrere Personen verhastet.
Anmerkungen. „Ich werde das Wort von der bevorstehenden De'lt- r e v o l q t i o n, sollte ich es wieder hören, mit Skepsis, wenn nicht mit Widerspruch oder Zorn ausnehmen. Amerika straft die Hoff- nung aus«ine revolutionäre llmstellung der Well der Arbeitenden Lüg«m' Dl« EnWWng d�'käpittit�ischen"Systems allein, Äs" langsame oder durch Krisen beschleunigte Evolution wird hier«ins sichere Wirkung ausüben.' Diese Worte stammen von A r j u r Holitscher, aus einem Bericht über eine Reif« in den Bereinig- ten Staaten von Nordamerika . Holitscher war bis vor kurzem ein begeisterter Lobredner der von Moskau erwarteten Weltrevolutian. Heute schwört er auf die Evolution, aus die langsame Entwicklung. Er ist also zum Reformisten geworden. Der Münzenberg -Konzern wird Herrn Holitscher wohl nicht Jveljr als Paradepferd gebrauchen können. * Der kommunistische.Llassentamps' berichtet über das Ergebnis der Parteikontroll«:„Die parteilosen Arbeiter haben uns geholfen, unsere Partei zu reinigen und innerlich zu festigen.' Es gibt immer noch etwas Neues unter der Sonne. Eine Partei, die ihre eigenen Mitglieder von NichtMitgliedern hinaus- wersen läßt, ist sicher noch nicht dagewesen. Man könnt« sich vor- stellen, daß die Sache noch weiter ginge, daß nämlich die„Partei - losen Arbeiter' eines Tages erklärten, die ganze Kommunistische Partei solle sich zum Teufel scheren. Aber selbst wenn die Kommu- nistische Partei von ihren sämtlichen Mitgliedern„gereinigt' sein sollte, so wird sie doch noch weiter bestehen. Solange nämlich, wie noch ein russischer Rubel nach Deutschland rollt. * Ganze Waggonladui�en von gefrorenen russischen Gänsen zu sehr billigen Preisen kommen heran. Dazu Wolga - Hühner, Eier in Riesenmengeu. Aepsel aus der Krim und Wein aus dem Kaukasus . Aber ftiese Herrlichkeiten sind nicht für das russisch« Volk bestimmt. Sie werden in Berliner Warenhäusern verkaust. Die Proleten in Moskau , in Petersburg und in den anderen Städten des Sowjetreichs müsien sich viele Stunden lang anstellen, um nur das Notwendigste zum Leben zu erhalten. Die Bewohner de« Berliner Westens dagegen brauchen nur telephonisch oder brieflich ihr« Dostellungen aufzugeben: sofort werden ihnen die russischen Gänse, Hühner, wird ihnen russisches Obst und russischer Woin ins Haus geschickt, so viel sie nur haben wollen.
Berichtigung. In unserem Bericht über den Lortrog des Ministerialdirektors Dr. Brecht im Langna moerein haben sich Druckiehke? eingeschlichen, di« richtiggestellt werden müssen. In dem von Brecht entwickelten Sparprogramm ist barm Punkt« der Arbeits- losenverjlcherniig statt„eine Verringerung der Leistungen' zu lesen ..keine Verringerung der Leistungen". Der Redner erklärte nur solche Reformen für möglich, die keine Verringernna der Leistungen bedeuten. Er wies zugleich darauf hin, daß in dem sozialdemo- kratischen Vorschlag der Erhöhung der Beiträge um ein Viertel Pro- xent ein großes Entgegenkommen der Arbeiter- Ich äft lieg«(nicht, wie versehentlich wiedergegeben wurde,„on die Arbeiterschaft"), da die Arbeiter doch davon die Hälfte tragen müssen, einschließlich der Aermsten, die keine Steuern zahlen. Durch Reformen allein könne man die Erhöhuirq de? Deckung nicht er- setzen. Bis über die Beitragserhöhung Beschluß gefaßt sei, bestehe eine gefährliche Lücke im Haushalt. Boykott indischer Baumwollstofshändler. Die Vereinigung der indischen Bammvollstofshändler in Bombay nahm eine Entschließung an. in der e'n sofort beginnender Boykott gegen alle ausländischen BaziMwollstosthändlcr für die Dauer van drei Monaten verhängt wird. Gefängnis für Indischen Bedakleur. Ein Redakteur der Zeitung „Arstm" in Delhi wurde wegen Aufruhrs zu neun Mo nuten Gefängnis verurteilt..,