(Schluß.) -Herr Etsans führte Herrn Dessord ans Büfett und goß ihm ein Glas Sekt ein. Es war eine erstklassige Marke, denn er bot sie im Namen der Firma Wavelet an: „Guter Wein und gutes Gewebe haben mehr in sich, als man glaubt. Eine Frau denkt, wie sie angezogen ist. Ich denke heute abend an diese furchtbare Macht„Mode". Ist das eine geistige Epidemie? Sie breitet sich aus wie die Pest. Früher machte wenigstens das Land nicht mit. Die Trachten verhinderten, daß man die Pariser Mode nachmachte. Aber die jungen Mädchen vom Lande tragen nickst mehr Grohmuttertracht: der Hut hat die Haube abgelöst. Alle Frauen hier sind leidenschaftliche Modedmnen. Gabe man ihnen die Möglichkeit der Wahl zwischen einer großen Liebe und einem stets schicken Kleid, sie würden das letztere wählen. Am meisten interessieren sich die Frauen für Toiletten. Dann kommt die Liebe, dann gutes Essen und schließlich die Kirche. Gott ist eigentlich Herrenschneider. Seine Spezialitäten— Federn und Felle— sind hauptsächlich für Männchen. Ihr Schneider zieht die Frauen reicher an.. Eine Frau will, daß man sie beneidet. Das schlimmste mora- lische Leiden für sie ist, schlecht gekleidet zu sein. Modeerklärungen haben dieselbe Kraft wie Kriegserklärungen. Allerdings trifft das auf den Anzug der Männer nicht zu. Bei Männern handelt es sich wesentlich um die Krawatte, wie bei einer Taube um den Halskragen. Seit fünfzig Iahren hat sich ihr« Kleidung und ihre Frisur wenig geändert! bei der Frau weckstelt sie in jeder Saison. Bei dem Kampf zwischen Gervebe und Haut hat die Frau zwanzig Jahre lang den Rock immer weiter gekürzt, um die Bein« zu zeigen. Heute macht si« ihn länger und weiter! di« alte Meterzahl kommt wieder. Aber das Mieder wird kürzer. Sehen Sie nur heute abend diese sonder- bare Neuheit in der Geschichte der menschlichen Kleidung:„Unten ougezogen, oben nackt." Noch haben sie allerdings nicht gewagt, die Brüste nackt zu zeigen. Borläufig nur den Rücken. Bielleicht liegt das daran, daß es selten hübsche Brüste gibt. Ich, ein Mann aus der Wäschsbranche, erkläre mich in dieser Schlacht für besiegt. Die Nacktheit ist der Feind der Wäsche. Ich habe mir das heute abend ansehen wollen. Ich grüble noch über die furchtbare Macht der französischen Mode." „Es ist eine große Macht", sagte der Schneider.„Die Franzosen sind das meistgehaßte Volk der Welt, weil die Französinnen so schön sind und all» Frauen der Welt eifersüchtig auf sie sind. In einem Schneidersalon spricht eine Ausländerin vom Schick einer Pariserin nur ganz leise. An diesem Flüstern erkennt man ihren Haß. Die Wut, mit der die feindlichen Armeen in Frankreich einfielen, hat nicht so sehr ihren Grund in der Sucht, zu plündern und unsere Wein« zu trinken, als in der Gier nach unseren Frauen. Die Schön- heit der Französin ist die Ursache dafür, daß Frankreich ia oft über- fallen wurde. Die Französin bestimmt die weibliche Kleidung in der ganzen Welt. Das oerzeiht man ihr memals. Ihre Anmut beleidigt die Mittelmäßigkeit der Frauen anderer Notionen. Man sagt von den Engländerinnen„Wie sie schön sind, fallen sie aus". Das ist eine grobe Beleidigung ihrer Rasse: denn hiermit behauptet inan ja, daß Schönheit bei englischen Frauen«ine Ausnahme ist. Geht man über den Opernplatz, dann sieht man in einer Biertel- stui»de mehr schön« Frauen als im Piccadilly in einer Woche. Viele Ausländer haben sich für Französinnen ruiniert. Seit am Hose Ludwig XIV , die vornehmsten Kavaliere von weit her ihr Geld im Spiel verloren und Dummheiten für die Hofdamen be- gingen, die schlecht gewaschen, aber wunderschön waren, hat es in der ganzen Welt«ine Art starken FamUienhah gegen Frankreich gegeben.> Di« großen Mätressen sind Französinnen. Männer aus allen Nationen kommen nach Paris , einzig und allem, um die Frauen zu sehen. Sie verschmähen ihr« Frauen, di« darüber natürlich wütend sind. Ausgeplündert kommen ste zu ihren Gattinnen zurück, die mit den Pariserinnen nicht konkurrieren können, weil sie sich nicht so anzuziehen verstehen. Das Verbrechen Fransreichs besteht m der Schönheit seiner Frauen. Nächst den Französinnen verstehen die Südameritanerinnen und die Spanierinnen am besten sich anzu- ziehen. Nationen wie Deutschland oder Amerika haben vergeblich versucht, mtt dem Pariser Schick zu konkurrieren und ohne die Schneider der Rue de la Paix auszukommen. Berlin und New Port haben sich Direktricen kommen lassen, Zeichner, Mannequins, Schnei- derinnen. Aber trotzdem das Personal den Kontakt mit Paris zu halten versuchte, wurden die Leistungen schon nach zw«! Iahren minderwertiger. Mit der Mode ist co wie mit der Weinrebe. Wenn man eine Rebe aus Bordelais nach Australien verpflanzt, bekommt man doch keinen Bordeauxwein. Ebenso ist es mit den Schneide- rinnen, die aus Paris verpflanzt werben. Nack zwei Jahren Ab- Wesenheit schaffen sie keine Pariser Mode mehr. Bei graziösen Rasten ist der Schneider überflüssig. Eine Spanierin, nur mit einem Schal bekleidet, gebt ihm den nötigen Schick durch die Anmut ihrer Be- wegungen. Es ist nur«in übergeworfenes Tuch, aber das Vibrieren des Frauenkörpers bringt in«in solches Gewebe das gleiche Leben wie ein Vogel in seine Flugfedern." Herr Etsans machte dem Schneider ein Kompliment: „Es ist immer ein außerordentliches Vergnügen, einem Mann zuzuhören, der sein Handwerk wirklich versteht." Si« gingen vorbei an zwei Polizeibeamten in Kupferhelmen mit rotem Fcderbusch. „Morgen", sagte Herr Etsans,„kriege ich andere hübsche Mi- litärs zu sehen: die Schweizer in der Kirche Saint-Honorö d'Cylau. Die Tochter meines Chefs verheiratet sich. Haben Sie auch ein BrautNcid gemacht, daß Ihrer Firma Ehr« macht?" Der Schneider antwortete:„Hier ist heute nichts mit dem zu vergleichen, was die Braut tragen wird:«in reines Leinenkleid mit Spitzenübermurf vom Gürtel bis zum Knöchel. Ein Dom aus bl«n- dendem Leinen." � Di« reiche französische Textilindustrie füllte die Kirche Saint- Honoiö d'Ey.lau. Vertreten war Wolle aus der Narmandie und aus dem Norden; Baumwolle aus den Aogestn und Ronen und Leinen aus Flandern : Spinnerei, Appretur, Bleicherei , Färb«rei: alles war da In großer Aufmachung: Die Damen mit Diamanten in den Osjren, die Herren mit Perlen i» den Krawatten. Die Fabrikbesitzer selbst saßen vor dem Altar: die Angestellten in den Seitenflügeln und nach dem Weihwasserbecken zu. Herr Stevens und Herr Debokker waren aus Courtrai zu Ehren der großen Leinc-nftrma gekommen.
Schon ziemlich angeregt vom Portwein, würdig und mit ge> röteten Gesichtern, bereiteten sie sich auf ihren Glückwunsch vor. Der Engländer auf einen stillschweigenden Händedruck: der Belgier auf eine offene Herzlichkeit:„Es ist für uns alle eine große Freude." Jfc Die Büros der Firma Wooelet und Deprieux hatten geschlosten. Die Angestellten, Männer und Mädchen, die Buch führten über Garn und Leinwind, über Verdienst und Zins, waren bei dieser Trauung anwesend: aber keine Spinnerin und kein Weber. Die Web- und Spinnstühle in Lille und Cambrai hörten nicht auf, sich zu drehen und zu krachen. Es lagen zahlreiche Aufträge vor. Die Unter- nehmer vor den Betstühlen überlegten, wie sie mit ihren Geschäften zufrieden wären: Wolle zog wieder gut an: in Baumwolle war Hausse: nur die Leinenfabrikanten hatten knapp Ware: aber gute Preise. Der üppige Goldschmuck und die zahlreichen Altarkerzen ver- breiteten Ströme von Licht unter dem Christus im Heiligenschein, der die Arme den reichon Getreuen dieser begüterten Kirche entgegen- streckte. Orgelspiel, Geigen und Chorgesang klang der sanften Braut«nt- gegen, die am Ann Rcnä Deprieux' eintrat, der rot, ausrecht, Ritter der Ehrenlegion , all die Würde entfaltete, di« sich für einen Mann gehörte, der die feinsten Garnam.imcrn In der bedeutendsten Flachs- spinnerei Frankreichs herstellte. Ieanue Wavelet betrachtete den vergoldeten Christus mit den ausgestreckten Händen. Bor ihr stießen die Schweizer im Federhnt ihre vernickelten eisernen Hellebarden kräftig aus den Fußboden. Der Brautmantel verbarg vollständig die Lehne des rotsamtenen Sessels, auf dem Ieanne saß. Sie bildete in der Kirche einen großen weißen Fleck, der wiederkehrte in einer Reihe barmherziger Schwestern, deren weiße Hauben sich leicht bewegten, während sie den Kopf.zum Gebet neigten. Der Priester legte die Hand auf die Altardecke, die Schwester Claire gestickt hatte. Zwei prachtvolle Gewebe begegneten sich: di« geweihte Decke und das Brautkleid mcs handgesponnenem Leinen mit Pariser Spitzen. Der Weihrauch, der zwischen beiden zu dem hellerleuchteten Christus aufstieg, glich den Schwaden in der Spinnerei. Schwester Elaires Hände waren gefaltet. An Stelle des Jesus in Gold und hellem Licht sah sie«inen armen Menschen, dessen bleiches Gesicht dem des alten Webers in Cambrai ähnelle. Das Meßgewand des Priesters war so dicht bestickt, daß es aus- sah, als stecke er in einer Metallrüstung mit einem roten Kreuz darauf. Vom Altar bis zu den reichen Gästen leuchtete die gleiche Pracht schönen Stoffes: das Schönste aber in dieser Schatzkammer lostbarer Arbeit war das Tiefgold der Stickerei auf dem Priester- gswond und die Zartheit des Leinens der Altardeck« und des Braut- lleides. Bei diesem Triumphzug des Gottes„Flachs" vor Jesus sah die Nonne das Bild der Spinnerinnen, di« seit so vielen Iahren Augen und Hände mißbrauchten, um den feinsten Faden der Welt zu gewinnen. Mitten unter ihnen spann die Jungfrau Maria mn Spinn- rocken. D'e alten Weber warfen das Schiffchen. Während Schwester Claire Gott um Erbarmen anflehte für die gequälte Menschheit, erschienen ihr in dieser Vision oll die Arbeite- rinnen der Nadel. Wie eine Offenbarung überfiel es ihre Seele: Jesus war nicht Helfer Im Elend: In ihm und seiner Passion ver- lö.rperte sich das Leiden selbst. Sie sah ihn und seine Mutter in- mitten der hart arbeitenden Menschheit. Christus hob nicht das Leid der Welt auf: er lehrte nur, es ertragen und lieben. » De? Geistliche iu der Mitra verkündete dem jungen Paar die hohe Ehre, die ihm widerfahren war: „Seine Heiligkeit Pius IX. nimmt teil an Eurem Glück und hat Euch telegraphisch seinen apostolischen Segen erteilt."
WAS DER T «imiminiiimiinummnHiimmmmimumiimimimmiHiraiiiniiHiutiiiiRimninituiimi Eine Inspektionsreise und ihre Folgen. Man schrieb das Jahr 18471 Aufrührerische Parolen kursierten im Lande des heiligen Stephan und veranlaßten den ungarischen Iustizmiiüstcr Balhaser Horvath, eine Inspektionsroise zu unter- nchmm Dabei kam er unter anderem auch in ein südungarisches Dorf. Sein Wagen war defett geworden und mußte gusgebessert werden. Als Horvath nun, um sich inzwischen die Zeit zu vertreiben, einen Rundgang durch das Dorf machen wollte, wurde er plötzlich von dem Dorfpolizisten verhastet, seiner schön duftenden, mit türkischen Kräutern gefüllten Tabakspfeife beraubt und dcni Dorf» richter vorgeführt. Da er zu seinem Pech keinen Pah bei sich hotte, befahl der Dorfrichter kurz, ihn an die Prügelbank zu führen und ihm dort fünfundzwanzig Hiebe zu verabfolgen. „Warum verurteilst du mich?" fragt« Horvath den Richter erstaunt. „Weil du Hundesohn es gewagt hast, in einem ungarischen Herrendorf aus deiner Pfeife zu rauchen, weil du keinen Paß hast und weil du dich außerdem noch in unverschämter Art und Weise für einen ungarischen Edelmann ausgibst, während du doch in Wirklichkeit nur ein nichtsnutziger Landstreicher und Vagat>u>»d bist", antwortete der Richter. Horvath kochte vor Wut, knirschte mit den Zähnen und versetzte, als er durch das höhnisch« Lachen des Richters auf das äußerste gereizt war, diesem Vertreter dörflicher Polizeigewalt rechts und links zwei schallende Ohrfeigen. Wacker« Panduren stürmten herbei, um ihren Vorgesetzten zu schützen. Aber der Richter brüllt« sie an:„Laßt ihn los; er ist wirk- lich«in ungarischer Edelmann; denn wenn er das nicht wärc, so würde er es nie gewagt haben, einen ungarischen Dorfrichter zu ohrfeigen". Horvath wurde nun, nachdem man ihm seine teure Tabakspfeife unter tausend Entschuldigungen zurückgegeben hatte, mit ßllen Ehren, die einem ungarischen Justizminister zutommcn, zu seinem inzwischen fertig gewordenen Wagen zurückgelcitet und tonnt« seine Reise un- behindert fortsetzen. Als er aber später wieder in Budapest war und die Iustizreform einleitete, setzte er sich zum größten Erstaunen des ungarischen
Dies war eine Auszeichnung, die man den reichen Textilsabrl« kanten, die sich zur katholischen Kirch« bekannten und der Kirche Schenkungen machten, schuldig war. Orgelspiel ertönte, Harfe und Violinen. Bei elektrischem Licht und Opernchor ging diese reiche Heirot, wie es sich gehört, oonstatten. Wenn der Geistliche sein« Mitra hob, sah man das rote Käppchen. Einige Gattinnen von Seidenfabrikanten bemängelten, daß� die Braut in Leinen gekleidet war. Aber die Spitzen und der Stoff waren so auserlesener Natur, daß alle übrigen es bewunderten, wenn sie es auch kühn fanden. Die Leinenfabritanten waren sehr stolz: sie erwarteten von dieser Schau«ine neue Konjunktur für Leinenkleider in Flandern . Schwester Claire hörte in ihrer Vision, wie Jesus leise sprach: „Sehet die Lilien auf dem Felde; sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht, und doch sage ich euch, daß Salonw in all seiner Herrlichkeit nicht gekleidet war wie cm« von chnen." Sie dachte:„Wird das Leiden ewig bleiben? Wird es immer armselig« Kreaturen aus Gottes Erdboden geben, die von Hunger und Krankheit gepeinigt, von der Arbeit verelendet werden? Dachten die Reichen hier in der Kirche nicht an die Leiden, die in das Pracht- gewand gewebt waren? Jesus selbst würde die schmutzigen Füße der Spinnerinnen gewaschen haben." Si« betet« vor sich hin:„Herr, wie können wir di« Welt vom Elend erlösen und Barmherzigkeit in die Herzen der Reichen säen? Si« ziehen chren Nutzen aus der Arbeit und genießen ihn: auf dieser Arbeit beruht ihr Wohlleben und ihr Ruhm: aber ste sehen nicht. daß ihre Freude auf Leid und järnncerlichem Tod beruht. Sie sind nicht schuldig, sie wissen nicht, was sie tun, aber erleuchte sie, das menschliche Elend zu begreifen!" Unter den acht gleichgekleideten Nonnen beugte sich ein« so tief und in solcher Selbstvergesienheit herunter, daß es aussah, als wolle sie die Erde berühren und sich ausstrecken wie«ine Tote, so wie es die Karmeliterin in Revers getan hatte. Ihr Antlitz überströmten Tränen; sie hob es zu Christus empor. Schwester Claire weinte in verzückter Ekstase. * Neben dem Weihwasserbecken stand der Buchhalter der Firma Wavelet , Herr Serre. Er roch stark nach Alkohol. Er war ein treuer, im Dienst stets nüchtemer Angestellter. Im übrigen ent- sprach seine pedantische Ordentlichkeit in der Buchführung einer ebenso pedantischen Regelmäßigkeit in seinen Ausschweifungen. Er trank jeden Sonntag die gleichen Liköre zur selben Zeit und im selben Cafä. Heute war für ihn Sonntag, deshalb war er etwas angetrunken und geschwätzig. Er äußerte sich beifällig über diese Heirat: „Garn und Leinen, das paßt gut zusammen. Die Deprieux sind eine solide Firma. Während eines ganzen Jahres habe ich nur einen einzigen Irrtum in ihren Rechnungen entdecken können. Aber schließlich kann sich jeder einmal irren. Meine Kasse ist i jour. Ich habe mit dem Chef och bis elf Uhr gearbeitet. Er war schon im Frack, als er die letzte Unterschrift machte, damit nichts liegen blieb. Er ist oft noch da, wenn schon alle nach Hause gegangen sind, und hält mich dann auch noch fest. Ein Buchhalter ist Sklave seiner Firma." Herr Ssrre klagt« nicht über seine Abhängigkeit: er war stolz darauf, als Diener mit dem Vertrauen seines Herrn beehrt zu werden.+ Herr Desiard erging sich in Lobsprüchen über die Braul: „Sie hat Haltung. Ich liebe Kundinnen, dl« ihre Vorzüge zu.- Gellung zu bringen wissen. Wir sind nur darum als Schneider be- rühmt, weil die Französinnen unsere Kleider zu tragen verstehen." Herr Etsans erwiderte: „Wir müssen unserer Kundschaft dankbar sein. Sie gibt uns ihr Geld und inspiriert uns." Er wandte sich an Herrn Tresse: „Ich erwarte Ihre Aufträge in Leinen. Es kommt wieder in Mode. Heute kann ich nicht verkaufen. Ich bin zu glücklich. Mein ganzes Streben war stets: War« verkaufen und meine Frau glücklich machen. Aber diese Heirat geht über alles. Immerhin will ich nicht Ihren Schaden: wenn Sie Neigung haben zu kaufen: ich notiere. Beruf geht doch über alles. Wieviel Stück?" Begleitet von den Tönen der herrlichen Musik, verließen Braut und Bräutigam die Kirche. Hoheitsvoll und tief bewegt, lächelte Ieanne Wavelet und suchte mit den Blicken in der Schar der Nonnen dos geliebt« Antlitz Schwester Claires. Sie fand es nicht. Eine der Schwestern von Saint Vincent de Paul war noch vertieft in ihr Gebet.
AG BRINGT. miiiraimmmRntiiimnininiunimiMiiimimimiiiiuiumamHimmimmuiinimimif Adels für die Abschaffung der Prügelstrafe in Ungarn ein. Und wenn es ihm auch nicht gelang, sie schon damals völlig zu beseitigen, so erreichte er doch, daß sie wesentlich eingeschränkt wurde. Di« Gründe, die ihn dazu veranlaßten, kann man leicht erraten. Hätte doch der Herr Minister beinahe am eigenen Leib« gespürt, wie „peinlich" die Prügelstrafe ist. Kleine Ursachen, große Wirkungen! ISO Jahre Parlamentsberichterstattung. In diesen Tagen darf man daran erinnern, daß di« parlamen. tarische Berichterstattung, so wie wir sie auch heute noch hoben, jetzt rund 15l) Jahr« alt ist. Ihre Wiege stand selbstverständlich in der 5)eimat des Parlamentarismus, in England, und h'er war es, wo sich ein Abgeordneter im Jahre 1779 darüber beklagt«, daß er in einem Morgenblatt bei Wedergabe seiner Rede etwas ganz anderes gelesen habe als von Ihm gesagt worden sei. Es sing dies damit zu- sammen, daß bis 1720 eine parlamentarische Berichterstattung in England überhaupt verboten und seitdem nur eine kurze auszugs- weise Wiedergabe der Reden gestattet war. Der erwähnt« Abgeord- net« erinnerte nun in seiner Beschwerde daran, daß Fremde, also auch Zeitungsbenchterstatter, sich auf den Tribünen beider Häuser des Parlaments nicht aushalten durften und bat den Sprecher des Unterhause», dafür Sorge zu tragen, daß diese heilsame Vorschrift streng innegehalten werde. Ihm erwiderte darauf der beruh urte englisch « Staatsmann James Fox, daß es kein besseres Mittel gebe, um einer irrigen Wiedergabe von Parlamentsreden vorzubei'gen, als die volle Oeffentlichkett oller Verhandlungen. Dann wären solche Vorkommnisse, wie si« der Vorredner beklage, ausgcsch.ossen. Denn gerade dadurch, daß jedermann zugelassen werde, sei es viel le chter. Fälschungen nachzuweisen, als wenn solch« Berichte im Geheimen hergestellt und, in mißverständlicher Weise gekürzt, verbreitet wür- den. Außerdem habe aber auch das englische Volk«in Recht, zu wissen, was in seinem Parlament vorgehe. Dieser Antrag von Fox wiirde zum Beschluß erhoben und von der nächsten Par.ameirle- session an, im Jahre 1789, wurde die Tribüne des Unter- wie Ober- Hauses den Berichterstattern aller Blätter ohne jede weitere Be- schränkung geöffnet.
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