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(1. Fortsetzung� .Letzt glauben Sie. daß ich mindestens einen Mord begangen habe." Der Franzose versucht zu scherzen. ..Aber Sie sind perfolgt." Ihr« Stimme bricht sich. Sie drückt sich fest in die Ecke. Er schlägt eine helle Lache an:Wie naiv Sie sind." Sie müssen mir alles gestehen", drängt sie. Er faßt imch der Hand, die sich ihm entziehen will.Beruhigen Sie sich, Mylady. Sie haben es mit einem Mamie zu tun, der das Gegenteil von dem ist. was Sie in ihm vermuten. Verlange ich von Ihnen ein Geständnis? Beunruhigt es mich, nicht zu wissen, wer Sie sind, und welcher Zufall, welches verworrene Geschick Sie in mein Leben getrieben hat?" Er drückt ihre Hand und hält sie fester als zuvor. Sie dürfen mich um nicht» in der Welt fragen. Ich spring« Ihnen sonst au» dem Wagen." Es schüttest und wirft sie. Un- willkürlich tlan>merr sie sich an den Mann. Er weiß, daß sie nicht aus dem Wagen springen wird und fester sitzt als zuvor. Ich will auch nach nichts mehr fremen." Sie sagt es wie ein gehorsame» Kind.Ich bitte Sie nur, gut zu mir zu sein", steht sieIch weiß ja nicht, was ich beginnen soll. Es liegt alles so dunkel vor mir. Sie können mich nicht verstehen. Ich weiß es: es ängstigt mich nicht mehr vor Ihnen. Glauben Sie mir. Und viel- leicht ist e» gerade da», was mich in dieser Stunde mtt Ihnen ver- bindet, was mich vorhin in so lächerliche Unruhe versetzt hat. Jetzt könnte ich sogar wissen, Sie wären ein Mörder, ein Dieb und wer immer, es würde mich gleichgültig lassen." Sie schweigen. Di« ernste Aussprach« ist beendet. Sie fühlen ee beide wie einen Abschnitt in dem Kapitel einer Begegnung, die sich vom anfänglich Abenteuerlichen entfernt hat. Sie haben sich nicht» mehr mittel» Worten zu sagen. Etwa» Schattenhafte» ist an ihnen. Sie sehen sich und ihr Leben nur in schwarzen Konturen, die sich verlaufen und in ein Düster verfließen. Sie werden gleichsam von ihm aufgezogen. Selten grellt ein vorübersausender Lichtstrahl her- ein. Merkwürdig, sie schrecken dann zusammen und schlagen sich ins Dunkle zurück. Haben sie vielleicht doch Angst voreinander? Ist dos nicht olles ein Verstecken in der eigenen Haut? Es ist eine gegenseitig« Ueberantwortung, aber der tierische Instinkt der mensch- lijien Kreatur geht nach Verantwortungslosigkeit. Es ist eine Ab- kfflr vom eigenen Ich, oft sogar eine Flucht. Diese Frau, die augenblicklich an der Seite eines fremden Manns» sitzt, st« mag noch so unberührt und keusch sein, der Mann könnte sie küssen, sein« Arme schonungslos um st« schlingen, sie gebrauchen und dann wegwerfen, und sie ließe es mit sich geschehen. Viellejcht bliebe sie empfindungslo» und stumpf. Aber sie würde sich ihrem animalischen Triebe vollständig unterordnen, sich über- wättigen lasten. Das sind die Gedanken des Mannes, der das Weib spürt, noch ihrem Atem lauscht. Wie ein heißer Windhauch'weht er zu ihm herüber. Sie fahren planlo, durch die Straßen und Gewinkel. Siimlos rattert der Motor, stumpfsinnig hockt der Führer auf seinem Sitz und lenkt, ohne«in Ziel zu wissen. Fährt mit lebensgefährlicher Geschwindigkeit, stoppt an. schleicht und kriecht, gleitet dahim Es kqnn Minuten, es kann Stunden dauern. Er weiß es nicht, und die beiden, die im Fond hocken, auch nicht. Wie stellen Sie sich da» Ende vor, Mylady?" Der Franzose beugt sich zu ihr hinüber. Welche» Ende ..Da» End« unserer Begegnung" Ich weiß es nicht." Wir bleiben zusammen" Vielleicht." Wieder dieses gähnende Schweigen. Diesmal ist es wie Lauern Dann:Wir können ein Etablissement aufsuchen und dort den Morgen abwarten.". Nein." Also ja", denkt der unbekannte Kavalier der noch unbekannten Dame. Er füblt sich erleichtert. Seine Unruhe, unbehagliche Ge- danken und alles, was ihn bestimmt hat, wie ein Verfolgter die Stadt in diesem-Schweinewetter zu durchhetzen und sich von dem niederträchtiaen Naß aufweichen zu lassen, fallen von ihm ab. Die schwere Walke in seiner Stirngegend hat ein scharfer schneidender Wind zerristen. Und nun oerrinnt und zerstäubt sie In das Himmel- blau seiner Gedanken, die frisch und lebendig in seinem Kopfe springen. Er findet so manches, was ihn noch vor wenigen Stunden zersägte, überflüssig, lächerlich übertrieben, einfach überspannt und seiner Lebensart gegensätzlich. Frohlaune überkommt ihn Sein romanisches Temperament lebt auf. Es wird ihm zwar nicht durch- gehen, denn er oerfügt über einen gewisten Grad kühler Be- herrschung, was feiner Charakterveranlagung und nicht einer kultivierten, gebügeltey Lebensart eytfpricht. Wäbrend er sich abschätzt, vergißt er nicht die Frau an seiner «est«. Die scheint längst nicht so ausgeglichen mit sich zu sein Sie stellt für ihn keinen herkömmlichen Fall dar. Die Sache dürste nicht so unkompliziert sein und mit sckweren Gefühlsmomenten.zusammen- hängen. Sie hat ein S�icksol. Wer weiß es? Vielleicht ist es ganz unbedeutend. vieUeickt kommt es ihr nur so bedeutend vor. Das kommt auf die Einstellung zum Leben an und auch mif die Kon- stitution des Seelenapparats. Der Herr, der sich so aufgeregt darüber unterhält, erinnert sich an das. was vor ungefähr vier Stunden geschehen Ist. Und beschließt seine Betrachtungen folgende rmaßen: Es ist alles aussichtslos, was

/JcfcfrtefißP- man beginnt, um vor sich den Hut zu lüften und zu sagen: Sie sind ein Mensch, der schwer zu leben weih, oder Sie haben gut oder schlecht getan, gescheit oder dumm, gewissenhaft oder ehrlos. Sie sind ein Schwein, warum nicht ein Kalb. Dann lacht er in sich hin- ein, hebt seine Brust und weiß, daß er über Ueberlegenheit nach Kräften verfügt. In den Gliedern prickell es ihn. Mit dieser Frau. die er aufsichtslos und ohne Ende spazieren führt, muß etwas ge> schehen. Sie gefällt ihm, mehr noch: sie hat einen ganz wilden Ein- druck auf ihn gemacht. Ihn aus seinem Kaller gerissen. Ihn gc- schleift. Also kann er sich auf dieses sinnlose Unternehmen nicht länger mehr einlassen. Uebrigens wird es dem' Chouffeur, wenn er Amerikaner ist, doch genug werden. Er wird im zweifelhaftesten, unsichersten Viertel Schanghais stoppen und sie mitten auf die Straß« setzen: denn es ist grundsätzlich unmoralisch, mit einer Dame eine Nacht lang im Auto zu fahren. Dies setzt er ihr in launiger Weise auseinander. Und min ver- wickett sich Wort in Wort, Satz in Satz. Gedanken in Gedanken, bis sich die Frau verwirrt, versängt und hilflos im Netz zappeft, nach Luft schnappend. Bei ihr ist es, als täte sie das eine nur um das andere. Ungefähr: Man rettet sich vor dem Flarnmentode, in- dem man sich vom fünften Stockwerk in die Tief« stürzt. Diese Lcgik entspricht ihrer Weiblichkeit, die für ihren Begleiter noch-un- entdecktes Neuland bildet. Seine Sinne sind geweckt. Aber nicht stellen sie seinen Verstand kalt. Er spürt nicht allein das Fleisch der Geschlechikpartnerin, sondern einen unüurchdnngbaren Komplex Der liegt im Blute. E» reizen nicht allein die natürlichen Vorzüge der Fnru, sondern auch die Undurchdringlichketten des Menschen. Begierde und Bernunft stoßen aufemander, bis sie sich gegensettig treiben und schließlich in jenem Affekt gipfeln, der Rausch heißt. Das Auto hält mit einem energischen Ruck. D.er Stoß geht beiden durch den Leib. Wir wollen ein« Kleinigkeit zu uns nehmen", sagt der Gentleman mit höflicher Förmlichkett und räckelt sich aus dem Wagen. Es ist eine enge, nicht allzu hell« Gass«, in der sie halten. Es gießt noch immer mtt eintöniger Gleichmäßigkeit. Mtt Geschick hebt der Kavalier die Dame aus dem Wagen, stellt sie In«inen mäßig beleuchteten Flur und schlägt sich mit dem Chauffeur um die Tax « herum. Der Mann am Volant ist kein Gentleman, und das Lokal nicht die American-Var. Dann empfängt ein übertrieben freundlicher Chinese, dem der Bauch zu Boden fällt, die beiden Gäste, über die er sich zu wundern scheint. Sie wollen gewiß ungestört sein, Mylady", sagt ihr Begleiter. Sie antwortet nicht. Als sie etwas sagen will, steht sie bereits in einem zierlichen, mtt Luxus ausgestatteten Räume und dem Manne gegenüber, den sie groß und forschend anblickt. Schlank und hoch die sehnige, geschmeidige Gestalt. Eine wider- standsfahige Stinte, darüber stramm gebürstet das Haar. Augen,

die lebhast und verschlagen blicken. Dagegen ein Mund, weder sirrn- ljch noch pervers, sondern nüchternste Entschlojsenhett. Im Gegen-- satz dazu ein schmales, wie ein feiner Strich gezeichnetes Schnurr- bärtchen, geschnitten nach der letzten Pariser Mode. Bielleicht sieht sie ihn auch anders, will sie ihn anders sehen. Sie nippt bloß an dem Drink, läßt die Augen von chm nuht ab. Und weil auch er die Augen von ihr nicht läßt, sehen sie sich unentwegt an und vergessen des öfteren zu sprechen. Obwohl ihre großen Augen rot umrändert sind, ihr gewiß sonst glatt gekämmtes kastanienbraunes Haar unordentlich in dünnen Strähnen über die Stirne sällt, die Flügel einer edel geschnittenen Nase stottern, der schmale ausdrucksvolle Mund zuckt und ztttert, verliert sie keineswegs an Persönlichkeit für den Mann. Dieses eng- schultrige Mädchen, vieles an ihr noch unausgeglichen und ver- holten, hält ihn in Atem. Diese augenblickliche Unordnung in ihrem Aeußeren, dos Chaotische. Verstörte verleiht ihr einen seltsamen unwiderstehlichen Reiz. Die Durchbildung des Anlitzes uns der fast noch unentwickelte junge Körper schaffen ungewöhnliche Gegensätze. Der Mann denkt nur das eine: Diesen Menschen, dieses Weib zu durchdringen, sie besitzen, sie besessen haben. -Sie nippt nicht mehr, sie trinkt. Nicht weil von nebenher ein« traurige, erbärmlich« Musik wimmert, nicht, weil das olles so ist, wie es sein muß oh, sie ist ganz unromantisch nein, sie trinkt. weil es sie fortschwemmt, sie sich auflöst in Empfindungen, die sie verwirrt haben. Und sollen wir nie einer vom anderen wissen, wer er ist", preßt sie der Mann an sich. Sagt:Ich liebe dich", weil er nichts anderes zu sagen weiß. Und sie fühlt, daß sie nicht mehr�ist, daß alles um sie ausgehört hat zu sein. Und dann wird sie müde, sehr müde, schlägt über den Tisch hin, weint, lacht, staunt mit den Augen wie ein Kind, beißt die Zähne übereinander, wirft die blut- geschwellten Lippen auf und die Arme von sich. (Fortsetzung folgt.)

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3oe£edererlllufik der llachl'. Fragil und etwas abseitig war schon Joe Lederers erstes BuchDas Mädchen George". Lavendelduft lag darüber, denn man diskutierte Dinge, die prätenziös erscheinen, weil das Leben heute die Menschen stärker durchrüttelt als vielleicht zur Zeit der Im- pressionisten. Ein Andante in tiefen Streichern, dem ein paar helle Trompeten Rückgrat gaben. Diese Instrumentation fehlt dem neuen BuchMusik der Nacht"(Universitas) der jungen Autorin. Alles geschieht hier gedämpft wie etwa in Schnitzlers ersten Prosawerken oder auch in Arnold ZweigsNovellen um Claudio". aber das Leben dieser Geschöpfe Luxuswesen, die Reichtum vor unsimsten Berührungen bewährt verläuft in zu engen, indi- visuellen Bahnen, bleibt zu sehr auf die Schicht der vom Schicksal Erwählten beschränkt, um über diesen Rahmen hinauszuwachsen. Sybil, die Junge, Reiche und Glänzende, ist durch unheilbare Krankheit ein todgeweihtes Haupt. Sie erfährt es aus einem ent­wendeten Brief ihres Berlobten an«ine Freundin und macht darauf freiwillig ihrem Leben«in Ende. Aber dieses erschütternde Thema wird nur als Melodiefetzen verwandt, hin und wieder virtuos mit Motiven der Angst vor dem.Unbekannten instrumentiert. Ii, der Hcmptsach« jedoch überwiegen andere Thepien wie das der Liebe zu einem anderen Mann. Auch hier Allgemeingültiges, wenn nicht diese Leidenschaft, jedenfalls in dieser Form, ollein In der Sphäre subtilster Gefühlskulturen möglich wäre, von Gefühiskulturen, die nur inmttten einer von materiellen Sorgen befreiten Zell und eines beruhigten Lebenerhythmus gedeihen können. Eine zarte, lyrisch verbrämte Dekadenz umweht die Menschen. Joe Lederer schlägt jetzt eine Melodie an, die andere vor ihr bester geführt haben. Sie schwebt in der Gefahr, sich zu isolieren und einem preziösen Stil und Siosfgebiet zu verfallen. Schon das BuchMusik der Nacht" klingt wieaus der Ferne längst ver- gangener Zeiten". F. Seh.

Rät seh Ecke desAbend".

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Hier heißt es, die Buchstaben so umzustellen, daß die waage­rechten und senkrechten Reihen Worte ergeben, die die gleichen sind: 1. Tierisches Arzneiprodukt: 2. Ansammlung von Himmelskörpern: 3. Toilettenartikel für Herren.* Frühlings-Problem.

A ADE E E E E H H J J J J L M MNNNRRUU

pyramidenrätsel Die Buchstaben in der Pyramide sind so um- zustellen, daß die waagerechten Reihen er- geben: l. Buchstabe: 2. weiblicher Vorname; 3. biblische Person: 4 weiblicher Bornamc; 5. europäischer Staat Die drei Seiten der Pyramide ergeben dann: 1 deutschen Flutz, 2 deutsche Funkenstation, S. europäischen Staat.*

Silbenrätsel. Aus nachstehenden 48 Silben sind 18 Wörter zu bilden, deren Anfangs- und Endbuchstaben, beide von oben nach unten gelesen, einen sozialistischen Kampfruf ergeben a a al an bürg der di di doc dour e ei en en es gue is lan land lao li lim ma m« ming nach ne ne ne o vhro po rat re ro ro rouf feau sei tai te ten ten ther ton trig vi vid Die Wörter bedeuten: 1 Musikinstrument: 2. Architektonislbe Verzierung: 3. Römischer Dichter: 4 Kletterpflanze: S. Buch der Bibel: 6. Wendenfürst; 7. Griechiiche Göttin: 8. Käseart: K Grie­chische Sagengestalt: 10. Tierprodukt: 11. Bekannt« Schreibmaschine: 12. Gebirge in Asien : 13 Deutsche Stadt: 14. Beamter: 15. Salat- pflanze; 16. Französischer Dichter-Philosoph; 17. Französisch« Land- schast; 18. Stadt am Rhein . lr. Kettenräisel. Haus, Holz, bor , Berg, Hast. Werk, Schrank, statt, Schloß. Geld. Wirt, Tür, Stück, Schast. Land. Aus vorstehenden 15 elusilbiqen Worten sind 15 zweisilbige zu bilden, wob«' jedesmal di« letzte Silbe eines Wortes di« erste des folgenden bildet.* (Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.) Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Nordpol : 8. suesz (süß): 11. an: 13. la: 14 m: 15. oh: 18. Einer: 20. Eisbaer. Senkrecht: 2. OS: 3 Rum: 4, be; 5. pst: 0. OS: 7. I; 9. Main : 10. Zahn: 12. nn; 13. So; 16. bis; 17. Lea: 19. NB. Silbenrätsel:! Weekend: 2. Anhalt: 3. Satire; 4. Bremer- ven: 5. Beorganisation: 6. Ingenieur: 7. 71.ma: 8 Goethe; Turgeniew: 10. Zehnt«: 11. Utensilien: 12. Eiweiß: 13. Höhenzug: 14. Richard: 15. Sdinson: 16. Rase.Was bringt zu Ehren, sich wehren!" Goethe. Streichrätsel:Eine Riesenmuschel ist die Welt, die als Perle dich enthält." Berwandlungsaufgab«: Petz, Pelz, Pilz, Milz , Malz. Male. Made.

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