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Beilage

Donnerstag, 10. April 1930

Der Abend

Im 12. Jahre der Republik

Anno 1930

Pädagogik für Wehrleute und höhere Schüler

Oder: Die gottgewollte Verbindung von Kreuz und Schwert

"

Im Jahre 1928 ist im Verlag von R. Eisenschmidt ein 200 Seiten startes blaues Buch mit vergoldetem Stahlhelm unter dem Titel Der Wehrmann des XX. Jahrhunderts" erschienen. Das Buch soll die Frage beantworten: Wie fönnen die Heeres­fachschulen mitwirken, um in den Soldaten Lust und Liebe zu ihrem Beruf zu wecken und zu erhalten?", ist also eine Art von Lehr­buch für die Lehrer an den Heeresfachschulen der Reichs wehr. Vor einigen Jahren, als noch Dr. Geßler im Amt war, wurde nämlich vom Reichswehrministerium ein Preisaus. fchreiben für ein Unterrichtsbuch erlaffen, das den Lehrern an Heeresfachschulen den nötigen geistigen Schliff geben sollte. Den ersten Preis erhielt ein Studienprofessor Dr. Fried­rich Schmidt in Nürnberg für das angeführte Wert.

Wir können es uns nicht versagen, an einzelnen Stichproben zu zeigen, in welchem Geist nach Ansicht des Herrn Schmidt und der damaligen Prüfungstommiffion des Reichswehrministeriums natürlich auch im Einverständnis mit Geßler der Soldat der deutschen Republik erzogen werden sollte.

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Nachdem Herr Schmidt gegen jene destruttiven und libert:- nistischen Bestrebungen" gewettert hat, die angeblich unter der ,, sehr dehnbaren Parole Freiheit die Achtung der Jugend vor Gesetz und Geschichte, aber auch vor den verschiedenen Achtungs-( ,, Autoritäts"). Kreisen: Eltern, Kirche, Schule, Staat" untergraben, proflamiert er als allein feligmachende Erziehungsmethode für Soldaten folgen des: Der Unterricht in den Heeresfachschulen muß mit allem Lebensnüzlichen und Wissenswerten die Gedanken soweit schulen, daß der Soldat den Dienst lezten Endes als Gottesdienst: weil Dienst an dem von Gott aus Land und Bolt gefügten Staat, auffaßt. Folgerichtig fann der Befehl, den ihm sein Borgesetzter erteilt, nicht in feinem eigenen Ursprung Menschenmert sein, sondern er ist Gottes Gebot, durch den Fahneneid und durch den göttlichen Ursprung des Staates, dem der Dienst gilt, geheiligt. Die Offiziere und Unteroffiziere sind nur die Dolmetscher dieses Tatwillens der heiligen Ordnung der Staatsdinge." Das Gottesgnadentum, durch das die katholische Kirche dem Priester eine Sonderstellung im Staatsverband zu verleihen versucht und auf das ein Wilhelm II. seine Macht aufzubauen ver­suchte, soll also nach dem Wunsche des Herrn Schmidt auch die unumschränkte Herrschaft des Offiziers stabilisieren. Zu welchem Ende, ist gar nicht so zweifelhaft, wenn man sich durch das Lehrbuch hindurchgeadert hat.

geblich einen Hinweis darauf, daß es Pflicht der Lehrer an den Heeresfachschulen ist, die Soldaten darauf aufmerksam zu machen, daß die Reichswehr das Heer der deutschen Republik ist, daß sie die Berfassung zu schüßen hat! Herr Schmidt läßt zwar Sturzbäche nationalistischer Phrasen auf die unglücklichen Lehrer niederströmen, aber fein Wort darüber verlauten, daß der Staat, von dem er spricht, eine Republik ist. Da gibt es ein Kapitel: Pflege der Staatsgefinnung. Und Herr Schmidt meint, das Wissen um den Kampf der verschiedenen, um die Herrschaft ringenden Staats: ideen gehöre zwar nicht in den Unterricht an Heeresfach schulen hinein, aber die Lehrer müßten es natürlich wissen. Bunftum! Daß dieses Ringen in Deutschland entschieden ist, was schiert das Herrn Schmidt?

Und diese Republik tommt doch vor..., wir haben Herrn Schmidt Unrecht getan: Dabei muß den Unterrichtsteilnehmern zum Bewußtsein kommen,

daß der Staat nie mit Regierungsform verwechselt werden darf. Gerade in unserer politisch bewegten Zeit ist diese Erkenntnis un geheuer wichtig." Und obendrein zitiert Herr Schmidt als besondere Aufklärung der Reichswehrangehörigen über ihre staats­bürgerlichen Pflichten das Wort Friedrichs des Großen:

..Es ist gleichgültig, ob ein Bolt in einer Republik oder in einer Monarchie regiert wird, die Pflichten des Volkes dem Staate gegenüber bleiben dieselben."

Das ist das einzigemal, daß Herr Schmidt es für nötig hält, den Reichswehrlehrern zu sagen, daß es auch eine Republit- zumindest geben kann. Die Form, wie das geschieht, ist so unaweideutig zweideutig, daß... Das Buch wurde von einem Reichswehrministerium der Republik preisgetrönt. Die Bildungsinspektion der Heeresverwaltung hat es abgelehnt, dieses Buch als offizielles Lehrbuch für die Lehrer an den Heeresfachschulen einzuführen: trotz Brämierung unter Geßler. Wirbegrüßen das. Aber daß ein Studienprofeffor Dr. Fried rich Schmidt die Stirn haben konnte, mit diesem Machwert an Republik teilzunehmen, und daß dieses Reichswehrminifterium_es einem Preisausschreiben des Reichswehrministeriums der Deutschen mit dem ersten Preis auszeichnete, soll darüber nicht vergessen werben. Soll vor allem nicht vergessen werden in den Zeitläuften, in denen wir uns befinden.

Siegreich woll'n wir...

Höheren Schülern zu empfehlen

Wir erhalten folgende Zuschrift:

Julius.

Bor ums fiegt der alte Fischer- Geistbed": Erdfunde für höhere Lehranstalten, Einheitsausgabe( Berfag R. Olden­bourg, Berlin - München ), herausgegeben von Richard Bitter ling und Theodor Otto, beide Studienräte an Berliner Gym najien. Die 22. Auflage von 1926 ist heute noch im Gebrauch, ob eine neuere erschienen ist, ist uns nicht bekannt, ändert an dem Sachverhalt aber auch nicht das geringste. Und dieser Sachverhalt ergibt, daß heute noch, im 12. Jahre der Republit, an höheren Lehr­anstalten trog aller Bestimmungen ein Buch Lehrunterlage fein und Ten

Shalausgabe des Vorwarn

Reichshauptstadt zum wichtigsten geistigen Anziehungspunkt für Auswärtige. Von ihnen lassen sich viele dauernd nieder und ver mehren oft jene Weltstadtbürger, die mit dem echten gut­mütigen Berliner so gern verwechselt werden.

Seite 90§ 126: Helgoland ... hat auf Befehl des Feinda bundes entfestigt werden müssen und damit seine im Kriege er­füllte Aufgabe eines Hüters der deutschen Bucht aufgegeben.

Seite 106§ 147: Es ist daher dem Deutschen Reich keine Be­wegungsfreiheit und damit teine Möglichkeit gegeben, aus der wirtschaftlichen Not herauszutommen, solange der Bersailler Vertrag, auf dessen buchstäblicher Erfüllung besonders die haßerfüllten Franzosen mit fast trant. haftem Eifer bestehen, nicht abgeändert ist.

Soweit die Kostproben. Das Gerede vom Feind, und vom Feindbund, die gehässigen Ausfälle gegen In- und Ausländer, die Verherrlichung des Krieges, die liebevollen Hinweise auf die Kaiser­zeit das alles verfolgt systematisch den Zweck, die Jugend zu haß­erfüllten Gegnern der Republik zu erziehen und ihnen die Begierde nach einem frisch- fröhlichen Revanchetrieg einzuimpfen. Hätten sich Schulmeister in Raisers Beiten Entsprechendes geleistet, fie wären in hohem Bogen herausgeflogen( wenn ihnen nicht noch etwas Schlimmeres passiert wäre) und ihr Geistesprodukt wäre fon­fisziert worden. Wie ist es möglich, daß Derartiges im 12. Jahre der Republit noch in Schulen tursiert? Es wäre Aufgabe des Kultusministers, hier einmal nach dem Rechten zu sehen.

D- P

Konkurs der Staatspädagogik?

Hans Berbig, der Verfasser der Schrift Konturs der Staats pädagogit"( 150 S., geh. 4 M., Verlag von Julius Belt in Langen­falza), ist Berufsschullehrer und hat als folder reiche Erfahrungen auf dem Gebiete der Staatsbürgerfunde als Unterrichtsfach erworben. Er verwendet für dieses Fach den Ausdruck: Staats. pädagogit. In zwingender Form weist er nach, weshalb trop der Flut gedruckter Hilfsmittel und trotz der Verteilung der Reichs­verfassung an alle deutschen Schüler und Schülerinnen der Konkurs" der Staatspädagogit eingetreten ist und eintreten mußte. In manch mal etwas weitschweifiger Weise versucht Berbig, einen gesellschafts­wissenschaftlich erfaßbaren Unterbau des staatsfundlichen Unterrichtes festzustellen. Grundsäßlich ist der Verfasser der Ansicht, daß ein Neubau des Staatsgedantens mur aufgerichtet werden fann, wenn die unterbewußten Neigungen der Jugend als Kraft­quellen aufgespürt und die darin enthaltenen Wertgefühle nußbar gemacht werden. Unter diesem Gesichtswinkel gesehen, ist das Problem der Staatsbürgerkunde bisher in teiner Weise gelöst worden. Der Konturs ist angemeldet".

Ein besonderer Uebelstand auf dem Gebiete der Staatspädagogit ist die Uneinigkeit darüber, was denn nun eigentlich zur Staats­bürgerfunde gehört. Viele zogen sich dadurch geschickt aus der Affäre, daß sie Geschichte und Staatsbürgerfunde in einen Topf warfen. Verfasser weist den Widersinn dieser Methode und zugleich ihre Gefahren in ideologischer Hinsicht nach. Naturgemäß ist der wechselnde Stoff des staatsbürgerlichen Unterrichtes in der Haupt­sache Mittel zum Zweck, und dieser Zweck ist, Staats­gesinnung zu erzeugen. Intellektuell freilich fann fie niemals

** Wie stellt sich nun dieser Lehrmeister der Soldaten, der sich mit gewölbter Brust zu den ernstdenkenden Männern mit christlicher Weltanschauung" rechnet, zum Pazifismus? Im Kapitel 9 heißt es: Wer heute die Menschen zum Soldatenmit erziehen will, stellt sich in den Widerspruch zum Pazifismus, zu einer Bewegung, die mit Sirenenmelodien den ewigen Frieden verkündet. Bölkerbundsgeist und Staaten egoismus werden dabei bewußt als scharfe Gegenfäge herausgearbeitet. ... die böswilligen Angriffe gegen den Sinn des Krieges entkräftet der deutsche Lehrer, sonderlich an einer Heeresfachschule, durch Betonung des tiefsten Sinnes des Krieges. Und dieser tiefste deng unverhohlen ist. Einige Zitate aus dem IV. Teil: Mittel- erläßlich, daß staatsbürgerliche Gesinnung ein Gefühls.

Sinn des Krieges ist nicht ,, Mord", sondern Opfer"(!). ,, Und diese gottgewollte Verbindung zwischen Kreuz

...

europa , mögen das erhärten. Zum Geleit: Im ersten und dritten Abschnitt findet ihr und Schwert fam den Deutschen immer in den Zeiten höchtet unser gegenwärtiges Nationalunglück als eine Folge des Versailler funde ergibt sich also, mit Rationalem bis zum Irrationalen vor­Not zum Bewußtsein. Gerade diese Erhabenheit, dieſer ſittlich Vertrags dargestellt. Ihr möget baran die schwere not unseres

religiösen Weihe, diesem Heiligenschein, der den Stahl. helm umgeben soll, muß der Lehrer im Unterricht in der Geschichte und im Deutschen zum Leuchtglanz verhelfen." Es mag zugegeben werden, daß die Auseinandersetzung mit dem Pazifismus in einer Heeresfachschule seine Schwierigkeiten hat. Aber daß die naive, unter jeder diskussionsfähigen Geisteshaltung stehende Belehrung" des Herrn Schmidt, die eine ernste, staatlich unterstützte Bestrebung mit der alten faiserlichen Phraseologie tot

Baterlandes begreifen lernen...

Seife 1§ 2:... Die Lage im Herzen Europas ist nach unserer jeweiligen politischen Machtstellung zu bewerten. Sie gewährt uns Vorteile, wenn wir innerlich gefestigt und start nach außen find. Wir genießen dann den Segen eines Landes, das seine geistigen wie wirtschaftlichen Güter leicht mit seinen Nachbarn tauschen und deren Erzeugnisse untereinander vermitteln kann, in­

tomplex ist, der aus dem Charakter, dem unmittelbaren Lebens­grund des Individuums" gespeist wird. Als Ziel der Staatsbürger­zudringen. Im Vordergrunde steht gleichwohl die Aufgabe, bie Grundsäge der Reichsverfassung verständlich zu machen. Berbig bedauert, daß der an den Schulen zur Verteilung tommenden Aus­gabe der Reichsverfassung eine fitschige Sammlung unerträglicher Phrasen" beigegeben ist, noch dazu in einer Sprache, die fein Jugendlicher ohne literar- fritische Schulung versteht.

Eine besondere Aufgabe des Lehrers der Staatsfunde besteht darin, die Rechtsbasis des Staates wertfrei darzustellen und den einzelne geistige, wirtschaftliche, soziale

zuschlagen bemüht ist, von einem Reichswehrministerium der Re- dem es selbst dabei gewinnt. Allerdings hat diese vielseitige Berüh und religiöse Strömungen am Ausbau der Verfassung gehabt haben. publit preisgekrönt wurde, das ist ein Minuszeichen für die Republit. rung mit anderen Völkern unseren Nationalcharafter Der Staat verlangt vom Lehrer der Staatstunde aber nicht nur

nur Kriege, Schlachten, Bahlen, usw.) tommt Herr Schmidt auch auf Bei einem Gang durch die preußisch- deutsche Geschichte( natürlich das Schauspiel ,, Das Grab des unbekannten Soldaten" des fran­ zösischen Dichters Paul Reynat zu sprechen. Reynal läßt seinen Poilu die wunderbar einfachen Worte sprechen:

Ich bin die Jugend Frankreichs , die unsterbliche und rettende Jugend, die über die Flut der Barbarei, in die das dersinkende Europa getaucht ist, die untabelige Nation zum Himmel emporhebt, um so die Ehre des Menschengeschlechtes, die Hoffnung auf den Schwur, daß es wieder schön fein wird, den Namen Mensch zu tragen, zu retten."

Auf diese friedensfreundlichen Borte des französischen Boilu soll auf Borschlag des Herrn Schmidt der deutsche Reichs­wehrsoldat mit folgendem Erguß eines rosenden Lokalanzeigers

antworten:

,, Und ich bin der tapfere Sohn einer von euch in jedem Menschenzeitalter zum Kampf um seinen Boltsboden und um fein tägliches Brot gehegten Boltsgemeinschaft.. Ich bin der letzte Hort der großen germanischen Kultur auf christlicher Grundlage, die im Auftrage des Schöpfers im Herzen Europas befruchtend wie Mairegen und erfrischend wie Morgentau wirten soll... Wir Deutsche leben des Glaubens, daß am deutschen Befen die Welt genesen soll. Deshalb erfüllen wir deutschen Soldaten ohne Uebermut und Hoffahrt, aber im tlaren Bewußtsein unseres inneren Wertes und unserer welt­geschichtlichen Aufgabe treu und start unter dem Stahlhelm unsere Pflicht."

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Studienprofeffor Dr. Friedrich Schmidt contra Paul Reynal: preisgetrönter Reichswehrgeist und französischer Geist. Die Feuerprobe hatte dieses preisgetrönte Buch in dem Kapitel: Erziehung zum Staatsmenschen abzulegen. Wir lafen und lasen, aber nirgends fanden wir auch nur ein Sterbenswörtchen über die immerhin auch schon weitesten nationalistischen Kreifen bekannte Tatsache, daß das Deutsche Reich eine Republik ist, unb daß es eine Weimarer Berfassung befigt. Wir suchten ver

geschwächt. Das Volk der Dichter und Denter" beurteilt oft

Berwirklichung von Idealen ein; für sich versäumt es dabei vielfach beffer, was anderen not ist, und setzt sich auf eigene Kosten für die die naturgebotenen Pflichten der Selbsterhaltung Seite 2§ 3: Der Versailler Bertrag hat uns mun auch des fünstlichen Schußes beraubt... Mit Elsaß- Lothringen und in Bosen und Westpreußen tamen unsere stärksten Festungen in die Hände unserer Feinde...

... Das übrige Reichsgebiet darf aber infolge des Versailler Gewaltfriedens nicht einmal durch genügend Truppen geschüßt werden. Denn das deutsche Boltsheer... ist uns vom Feind. bunde verboten worden... Von unserer herrlichen

Kriegsflotte... blieben uns nur.... feines der zahlreichen U- Boote, deren Kriegsleistungen alle Welt in Bewunderung ver fegt haben... So liegt das Deutsche Reich heute mit seinen meist offenen Grenzen völlig ungeschützt im Herzen Europas als ein Spielball frember Mächte, preisgegeben der Billfür seiner Feinde, denen es in seiner jezigen Schwäche auf Gnade und Ungnade überantwortet ist.

Seite 3§ 6: Durch den Versailler Bertrag ist die 3ahl der außerhalb unserer Reichsgrenzen wohnenden Deutschen um über 3,5 Millionen vermehrt worden. Diese Grenzlanddeutschen leiden heute um thres Volfstums willen unter polnischer, franzöfi­scher, tschechischer, belgischer und dänischer Herrschaft. Jeder Reichs­deutsche muß daher an unsere unerlösten Brüber mit dem festen Willen denten: Berloren, nicht vergessen.

... Die Deutschen werden in Europa an Seelenzahl nur von den Russen erreicht, von feinem der anderen Bölfer des Erdteils aber eingeholt... Daraus erwächst den Deutschen ein Trost, eine Hoffnung und eine Aufgabe. Seite 8& 16: Das Deutsche Reich ist der schönste Siegespreis des ruhmireichen Krieges 1870/71.

die

Seite 72& 104:... Das vornehm- stille Potsdam, ehemalige zweite Residenz des letzten Raisers... Seife 74§ 105( leber Berlin ): Seine Sammlungen, Theater, vor allem feine Konzerte und seine vielen Hochschulen machen die

Somit muß der Lehrer den Weg gehen von der Erkenntnis zum Unterricht, sondern ausgesprochenermaßen auch Erziehung der Schüler; in unserem Falle also Erziehung zum Staatsbürger. Bekenntnis auf Grund eines entsprechenden Erlebnisses im 3ög­singe. Das geforderte Bekenntnis muß erwachsen aus den Urteilen der praktischen Vernunft. Die Gegebenheiten der sozialen Welt find somit den Schülern so darzustellen, daß ihr Gewiffen mit einer Entscheidung antworten muß. Es ist also Aufgabe der Staats­pädagogik, die Normen, auf denen Staat und Gesellschaft beruhen, in gauz bestimante Beziehungen zu setzen zum Erlebnis des Jugend

lichen.

Schließlich fordert der Verfasser Lehrer, die wissenschaftlich genug sind, sich für einfache Lebenserscheinungen um eine aus reichende Begründung zu bemühen und beweglich genug, auch außerhalb der das abgelaufene Jahrhundert beherrschenden Methoden und Dogmen Weg und Ziel zu suchen" Als große Tragit der Schule betrachtet Berbig den laum zu überwindenden Umstand, daß unsere Schüler uns in dem Augenblick verlassen, wo sie seelisch am empfänglichsten werden für den wirklichen und wahrhaftigen Inhalt der Staatsbürgerkunde. Den Konkurs der Staatspädagogik macht er, verantwortlich für die Tatsache, daß die Republik es not wendig gehabt hat, sich vor formlofen Beleidigungen durch ein besonderes Gesez zu schützen.

Die Gedanken des Verfassers bieten dem Lehrer der Staats­bürgerfunde eine ganze Reihe guter Anregungen, wenn auch Kritik und Negatives überwiegen. Die Arbeit ist ein beachtenswerter Mahnruf, sich auf die Begeisterung zu befinnen, mit der in den ersten drei bis vier Jahren nach dem Umsturz die Staats­bürgerfunde betrieben und in ihren Problemen studiert wurde. Durch den Widerstand weiter Kreise der Lehrerschaft hat das wich tige Fach in den Lehrplänen leider nicht die Stellung erhalten, die es, insbesondere auch für die Bolksschule, als Mittel zum Zwed hätte haben müssen. Bielfach ist die Staatspädagogik zum Gelegen heitsunterricht herabgefunten. Db man ihr noch einmal wind in erwünschtem Maße auf die Beine helfen fönnen. erscheint heute Dr. Otto Seeling . ziemlich zweifelhaft..