Einzelbild herunterladen
 
  
züglich der in der voraufgegangenen Nummer im Anschlüsse an den Leitartikel veröffentlichteZuschrift" sei es dem Verfaffer der letzteren gestattet, folgendes zu erwidern: Nachdem am Anfang jenes Artikels rein objektiv die von dem Herrn Oberstaatsanwalt gegebene Darlegung des Herganges reproduzirt und im Anschlüsse hieran der Gegensatz der von der Straskammer und der von dem Schöffengerichte ver- tretenen Auffassung angedeutet worden war. ging Ver- sasser zu einer Kritik nicht des landgerichtlichen Be- schlusses, dem er ja zustimmt, sondern des schöffen  - gerichtlichen U r t h e i l s über. Letzteres bezeichnete er als einen Fehlspruch", eine Wendung, die schon nach allgemeinem Sprach- gebrauche sich aus einenBeschluß" gar nicht beziehen kann. Die Erklärung für das häufige Zustandekommen solcher Fehl- spräche in politischen Prozessen wurde dann in den dort an- gedeuteten Thatsachen gesucht und am Schlüsse im allgemeinen demerkt, daß vielfach die Gerichte,dessen selbst vielleicht unbewußt", sich von gewissen Anschauungen leiten laffen, die sie aus ihrem Jdeenkreise wenigstens in foro verbannen müßten. Der Vorwurf einer vorsätzlichen Beugung des Rechts, wie ihn der Herr Einsender aus jenem Artikel heraus- oder vielleicht hin einliest, ist somit weder gegen die Gerichte im allgemeinen, noch gegen das Schöffen- gericht im besonderen erhoben worden, am allerwenigsten aber gegen die Straskammer, welche das Hauptverfahren er- öffnete; der Verfasser hätte denn das, was er selbst als richtig erkennt und vertritt, als eine unzutreffende Entscheidung hinstellen und angreifen müssen. Ob das Mißverständniß darauf zurückzuführen sei, daß der Herr Einsender den Aufsatz vielleicht nicht ganz unbefangen gelesen dat. oder daraus, daß es der Verfasser an der nölhigen Klarheit in der Wiedergabe seines Gedankenganges hat fehlen lassen, kann hier füglich dahingestellt bleiben. Sollte letzteres der Fall sein, so dürfte die vorstehende Erklärung den vorhandenen Mangel zu beseitigen voll ausreichen. Dessau  , LI. März. Das Herzogthum Anhalt befindet sich in der glücklichen Lage, daß es nach einer dem Anhalter Landtag gemachten Mittheilung am l. April 1897 nicht nur keine Schulden mehr, sondern sogar noch einen Reserve- fonds von mehreren Millionen besitzen wird. Frankreich  . PariS  , 21. März. Deputirtenkammer. Unter großein Andrang des Publikums begann die Berathung über den Antrag der Budgetkommission betreffend die Ablehnung des Einkommenste uer-Gesetzentwurses. Jaurös tritt für die Regierungsvorlage ein, welche von demokratischem Geiste erfüllt sei und Handwerk sowie Ackerbau ent- lasten werde. Eine Einkommensteuer habe sich schon seit zwanzig Jahren als unerläßlich gezeigt. Wir verwerfen, schloß Redner, gewaltsame Mittel zur Verwirklichung des sozialen Fortschritts. wir werden aber aus unser Ideal zugehen, indem wir dabei immer den gegenwärtigen und früheren Zustand der Gesellschaft achten. Leon Say   bekämpft die Ausführungen Jaurös und billigt den Beschluß der Budget-Kommission. Redner be- hauptet, das Ziel der Soziakisten, trotz ihrer Erklärungen sei, das Eigenthum zu unterdrücken; die Regierungsvorlage würde ihnen dabei Hilfe leisten. Paris  , 23. März. Ministerpräsident Bourgeois wird, wie derGaulois" meldet, nicht in die Debatte über die Einkommen- steuer eingreifen, damit er, wenn die Vorlage abgelehnt wird, ein neues Kabinet bilden kann. Die sozialistischen Abgeordneten brachten am 21. März eine Vorlage ein, die bestimmt ist, die Arbeits- kommission zur Sammlung und Revision aller die Arbeit betreffenden Gesetze zu ver- anlassen, damit daraus ein Slrbeits-Gesetzbuch gemacht werden könne. Dasselbe soll 5 Abtheilungen enthalten: 1. Ar­beitsverhältnisse. 2. Arbeitsschutz. 3. Organisirung der Arbeit Vereine). 4. Rechtsprechung. 5. Strassachen. Marseille, 22. März. Die S e n a t s w ä h l e r des Departe- ments Bouches du Rhüue, Vaucluse   und Var werden in nächster Zeit Hierselbst einen Kongreß abhalten, welcher sich mit der A bschafsung des Senats befassen wird. Zum Schiedsrichter in dem französisch  - brasilianischen Konflikt wegen des Mapa-Gebietes ist der Bundespräsident der Schweiz   gewählt worden. England. London  , 23. März. DieTimes" veröffentlichen einen Brief Lord Salisbury's   an den früheren Minister Stansfeld, wonach augenblicklich der Regierung der Vereinigten Staaten Vor- schlüge für eine schiedsrichterliche Beilegung der zwischen England undAmerika bestehenden Meinungs- Verschiedenheiten vorliegen. Dänemark  . K a m m e r k o n f l i k t e. Zwischen der ersten und zweiten Kammer des dänischen Parlaments ist über das Budget wieder ein Konflikt ausgebrochen. Es ist erinnerlich, daß das Folkething der Regierung einen Theil der Militärforderungen gestrichen, gegen ihren Widerspruch die Verstaatlichung der Tampferlinie von Ebsjerg nach England und die grundgesetz- widrige Verpflichtung der offiziellenBerling'schen Zeitung" zu einer Abgabe an den Staat beschlossen hat. Der Budget- ausschuß des Landsthings hat sich in allen Streitpunkten zu gnnsten der Regierung ausgesprochen. Nach einer Version soll das Kabinet kampsmüde sein und zurücktreten, nach einer anderen soll nur der Kriegsminifter Thomsen, der zudem durch Krankheit an der energischen Vertretung seines Postens verhindert ist, und der Minister Hörring geopfert werden. Schweden  . Die Schntzzöllner haben die Erhöhung der Zölle auf Schweinefleisch durchgesetzt und die Anträge aus Herabsetzung der Gelreidezollsätze abgelehnt. Italien  . Rom  , 21. März. Depulirtenkaminer. Die von Sonnino be- antragie einfache Tagesordnung, die von der Regierung abgelehnt wird, wurde in namentlicher Abstimmung mit 219 gegen 119 Stimmen verworfen, bei 72 Stinimenthaltungen. Die Tagesordnung der Sozialisten, welche die Rückberufung der Truppen aus Afrika   verlangt, wurde durch Aufstehen und Sitzenbleiben abgelehnt. Sodann wurden die drei Artikel der Lsrlas? über den Kredit für Afrika   durch Aufstehen und Sitzenbleiben genehmigt und endlich die gesammte Vorlage in geheimer Abstimmung mit ax* geg«, W Stimmen angenommen. Hierauf vertagte sich die Kammer rn- zum 28. April. Ans der vor der Abstimmung gehaltenen Rede Rudini's heben wir die solgenben Stellen hervor: Ministerpräsident di Rudini erklärte, was die A m n e st i e betrifft, so werden die Gefängnisse niemals an Ferri und seine sozialistischen Freunde ausgeliefert werden. Es werde keine Amnestie bewilligt werden für Individuen, welche wegen gemeiner Verbrechen verurtheilt wurden, auch dann nicht, wenn diese Verbrechen mit politischen Vergehen im Zusammenhang stehen. Wenn Ferri eine Einschüchterung beabsichtige, so weise er(der Ministerpräsident) dies zurück, und wenn Ferri ihm den Fehdehandschuh hinwerfen wollte, so hebe er ihn auf(Beifall). Bezüglich der auswärtigen Politik erklärte Rudini, die traditionelle Freundschaft mit England vervollständige das System der italienischen Alliancen. Er könne nicht leugnen, daß zwischen ihm und einem Theile der äußersten Linke» eine Meinungsgemeinschaft über gewisse Punkte bestehe, aber dies sei nicht im geheimen, sondern öffent- lieh durch ein feierliches Votum in dieser Kammer kund geworden; er sei eines Sinnes mit der extremen Linken gewesen in dem Willen, die öffentlichen Freiheiten wiederherzu- stellen und in Afrika   Frieden zu schließen. Aber weder er, noch Cavallotti wollten jemals auch nur einen Theil ihrer Ideale und Prinzipien opfern. Rom  , 22. März. DerJtalie" zufolge wäre ein Telegramm des Generals Baldiffera über die Friedensverhandlungen mit Menelik   hier eingetroffen; danach lägen bisher keine Beweise vor, daß der Friede nicht unter ehrenvollen Bedingungen abge- schloffen werden könnte; allein es beständen Schwierig- ketten, welche den Abschluß des Friedens weniger wahrscheinlich machen könnten. Die Jtalie" fügt hinzu, das Ministerium ist. getreu dem Friedens- Programme, entschlossen, den entschiedensten Widerstand gewissen Forderungen des Negus entgegenzusetzen, von denen bisher nie gesprochen worden sei und deren Quelle die Negierung kenne. Soziali st en und Republikaner. Während der Verhandlungen des italienischen Parlamentes über den afri- kanischen Krieg und den von der Regierung geforderten Kredit von 130 Millionen Franken(104 Millionen Reichsmark) nahm der sozialistische Abg. Prof. Eurico Ferri das Wort zu einer viel vermerkten Rede, in der er feinen republikanischen Stand- punkl scharf kennzeichnete. Ferri erklärte, daß seine Fraktion im Gegensatze zu den von Cavallotti   geführten Republikanern durch den Rücktritt Crispi's sich nicht befriedigt er- klären könne, daß sie im Gegentheile auch zu der gegenwärtigen Regierung in schroffer Opposition verharre. Er warf der Regierung vor, daß sie die Amnestie nicht auf alle auf grund der Ausnahmegesetze und der Haß- und Verachtnngs- Paragraphen und der Bestimmungen betr. Gutheißnng verbotener Handlungen verurtheilten Personen ausgedehnt habe. Zahlreiche Leute, welche ebenfo und aus gleichen Gründen wie De Felice, Dr. Barbato und Bosco von den Militärgerichten verurtheilt wurden, schmachteten noch in den Zuchthäusern. Dann griff Ferri das neue Zirkular des Ministers des Innern an die Präfekten   an, wodurch sie beauftragt worden, Arbeiterassoziationen zu beaufsichtigen. Dieses Zirkular widerspricht der Versammlungsfreiheit und stellte sich dar als ein Eingriff der politischen Macht in das Walten der Gerichte. Der Minister möge doch darlegen, was er unter den von ihm als verbrecherisch gekennzeichneten Vereinigungen verstehe?(Starke Unruhe auf den Regierungsbänke».Wir Sozialisten werden für jede von Ihnen aufgelöste Vereinigung hundert neue gründen."(Lebhafte Bravos aus der äußersten Linken, Unruhe auf den Regierungs- bänken.) Die afrikanische Politik betrachte ich lediglich unter dem Gesichtspunkte, daß man der Armee Gelegenheit geben wollte, sich durch billige Lorbeeren von der Antipathie zu befreien, sie sich durch die blutige Unterdrückung der Unruhen in Sizilien  und Masfa Carrara erworben hat.(Ungeheure Unruhe, zahl- reiche Zwischenrufe, Ordnungsruf des Präsidenten.) Der frühere Kriegsminister Mocenni war es, der es als die Aufgabe der Armee bezeichneie, gegen die inneren wie äußeren Feinde zu dienen.(Neue Unterbrechungen.) Im Namen der sozialdemokratischen Partei fordere ich den Rückzug der Truppen aus Afrika   und die Versetzung des früheren Ministeriums in Anklagezustand. Man muß Licht in die afrikanische Angelegen- heit bringen, welche veranlaßt wurde von dem unverantwort- lichen Gewalten(Wüthende Unterbrechungen, die Kammer erhebt sich gegen den Redner, der Präsident droht mit Entziehung des Wortes, wenn er weiter in diesem Tone fortfahre, er erinnert den Redner an seinen Eid.) Ueberlassen Sie unsere Eide unserem Gewissen, welches nichts zu thun hat mit den Schmutzereien der Banca Romana.(Beifall und Unruhe.) Ja, ja. Es giebt leider Machtfaktoren, welche dem Parlamente gegenüber nicht verant- wortlich sind. Man übersehe es nicht, die Stunden der Mon« archie sind gezählt; und wir Sozialdemokraten sind, wenn wir auch auf diese rein formale Frage kein besonderes Gewicht legen, Gegner der Monarchie.(Der Lärm der Gegner übertönt die laute Stimme Ferri's. Der Präsident fordert ihn zur Zurück- nähme seiner Worte auf.) Ich habe keine Silbe zurückzunehmen. Ich konstalire einen Eingriff in die parlamentarische Rede- freiheit. Ich werde nur der Gewalt mich fügend, aufs Wort verzichten.(Neue Unterbrechungen, der Präsident unterbricht die Sitzung. Die Erklärungen Ferri's haben im ganzen Lande großes Aufsehen gemacht. Um die hochpolitische Bedeutung der republi- kanischen Erklärung Ferri's und damit der sozialdemokratischen Fraktion des italienischen Parlamentes zn begreifen, muß man sich die Feigheit vor Augen hallen, welche die republikanische Bourgeoisie Italiens   soeben an den Tag gelegt hat. Im ganzen Volke wurde die Verantwortlichkeit für die Niederlagen in Afrika   der Krone zugeschoben, die Republikaner   haben aber diese für sie so überaus günstige Situation ungenützt vorbeigehen lassen. Der Republikanismus der sogenannten italienischen Republikaner   hat sich als leere Phrase, als ein Schattengcbilde erwiesen; die Sozialisten haben nun durch ihre Propaganda für die demokratischen Ideen den Republikanern den einzigen Grund ihrer Existenzberechtigung aus der Hand entwunden. Hierin liegt die außerordentlich große Bedeutung der Erklärungen Ferri's. Die Sympathie der Sizilianer für ihre Märtyrer äußert sich in dem begeisterten Empfange, der ihnen bei ihrer Heimkehr wird. Gestern früh traf der freigelassene sozialistische Abgeordnete Bosco in Palermo   ein. lieber 6000 Personen warteten, wie dieNational- Zeitung" meldet, seit 4 Uhr nachts am Hafen. Zahlreiche geschmückte Barken empfingen ihn mit bengalischem Feuer. Aus ver Spitze des Monte Pelle- grino war ein großes Freudenfeuer angezündet. Der Triumph- zug durch die Stadt war großartig. Bosco erklärte in seiner große Begeisterung erweckenden Rede, daß er die Propaganda dem Abgeordneten-Mandate vorziehe. Gegen General Baratieri ist nunmehr vom Staatsanwall des Militär-Gerichtshofes die Anklage erhoben worden. In einem Schreiben an den König Humbert rechtfertigt General Baratieri seine Taktik. Er droht mit"E n l h ü l l u n g e n, wenn die Regierung ihn vor ein Kriegsgericht stellen sollte. Dann will er dem ganzen Lande den Beweis erbringen. daß die Verantwortlichkeit für die Niederlage bei Adua an höherer Stelle zu suchen sei. Mit Rücksicht aus die befürchteten Enthüllungen will die italienische Regierung den Prozeß in Massauah und nicht in einer italienifchen Stadt führen lassen. Spanien  . Madrid  , 23. März. Die Regierung hat beschlossen, ein voll- ständiges Memorial betreffs der den Kubanern gewährten administrativen und politischen Freiheiten zu veröffentlichen und dasselbe in großer Anzahl in Amerika   vertheilen zu lassen. Sie hofft auf diese Weise der anti-spanischeu Strömung in den Ver- einigten Staaten Einhalt zu thun. Türkei  . Konstantiuopel, 22. März. In der gestrigen Sitzung des gemischten Ruthes theilte der armenische Patriarch mit, da die Bemühungen zur Besserung der gegenwärtigen Beziehungen zur Pforte ergebnißlos geblieben seien, beabsichtige er seine Ent- lassung nachzusuchen. Ter Patriarch wurde gebeten, im Amte zu verbleiben und seine Bemühungen fortzusetzen. Konstantinopel  , 23. März. Die Meldung von dem von Turkhan Pascha auf Kreta   veröffentlichten A m n e st i e- E r l a ß bestätigt sich. Die Amnestie erstreckt sich aus alle bis zur An- kunft Turkhan Paschas auf Kreta   wegen politischer Vergehen und Verbrechen Bestraften. In K i l l i S im Vilajet Aleppo   fand ein blutiger Zusammenstoß zwischen Armeniern und M u h a- medanern statt, wobei ans beiden Seiten mehrere Personen getödtet und verwundet wurden. Amerika  . New-Dork, 22. März. Einer Depesche desNew-Iork Herald" aus Laguayra zufolge ist das venezolanische KriegsschiffMariscal Ayacuche" bei Margarita infolge einer Explosion verbrannt. Acht Mann fanden dabei ihren Tod.   Caracas  , 23. März. Die Deputirtenkammer lehnte einen Beschlußantrag ab, wonach die Aufständischen auf Kuba  als kriegführende Macht anerkannt werden sollten. Afrika  . Kapstadt  , 19. März. Es besteht die Absicht, den ganzen Schriftwechsel betreffend die Reise des Prä- sidenten Krüger nach England dem Volksraad der Südafrikanischen Republik   vorzulegen, der am 4. Mai zu- sammentritt. Der Kongostaat und die Mahdisten. Ueber die Lage am oberen Nil veröffentlicht der in Brüssel  erscheinendeMouv. geograph." eine Studie. Daraus geht hervor, daß die M a h d i st e n infolge eines Aufstandes der ein- geborenen Dinkas aus dem Bahr-el-Ghazal, wo sie das westlicher als die alte Seriba gelegene Dem-Siber(befestigter Platz von Siber Pascha) besetzt hatten, vertrieben worden sind. Am Nil haben sie Wadelai und Lado aufgegeben. Ihr südlichstes Lager am Flusse   ist Bor, nördlich des sechsten Breitegrades. Die Truppen des Kongostaales haben keinen Punkt der Enklave Lado, weder am Nil selbst noch im Innern, in Besitz, nehmen aber starke Stellungen am oberen Helle ein. Dort ist das Fort Dangu der östlichste Punkt ihrer Bertheidigungslinie. Das Fori ist mit Kanonen armirt und mit mehr als 1900 Mann unter Befehl des Kommandanten Chaltin besetzt. Alle diese Bewegungen lassen darauf schließen, daß die Kongo  -Truppen gleichfalls gegen das Mahdi-Reich in Bewegung gesetzt werden sollen. Meirijskng» (Schluß aus der 1. Beilage.) Abg. Lenzman»: Nach der Aeußerung des Kriegsministers sollte man meinen, daß ich den Schöler der Kriegsverwaltung preisgegeben habe. Ich habe ihn in Schutz genommen gegen die Angriffe des Kriegsministers. Generalmajor v. Gemmingen  : Ueber die Lieferung von Kohlen(Heiterkeit) sind besondere Vorschriften erlassen; es ist nur darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Kohlen aus Staats- gruben infolge der billigen Tarife billiger zu beziehen sind als die englischen Kohlen. Abg. Bebel(Soz.): Die Verwaltungen, welche geheimeFonds zur Verfügung haben, um Bestechungen zu üben, haben kein Siecht sich zu entrüsten und Moralität zn predigen.(Präsident v. Bnol rügt den Ausdruck Bestechungen.) Diese Fonds dienen doch zu Bestechungen. Das zeigen die Spionenprozesse im Aus- lande. Der Kriegsminister sollte erst ganz lesen, was ich gesagt habe, und nicht alles durcheinander werfen, wenn er mich hier widerlegen will. Er hat festgestellt, daß ein Soldat in Trier  eine Ohrfeige erhalten hat.(Große Heiterkeit rechts.) Die Art und Weise, wie der Kriegsminister über die Sache hinweggegangen ist, reizt geradezu die Vorgesetzten draußen im Lande zu Mißhandlungen.(Lärm rechts.) Der Königsberger Fall ist von mir richtig dargestellt worden. Er wird das gute haben, daß, nachdem ei» so durch und durch falsches und verwerfliches Verfahren des Nachexerzirens zur Ermittelung von Diebstählen seitens des Kriegsministers verurtheilt worden ist, solche Fälle künstig wahrscheinlich nicht so häufig vorkommen. Es soll unrichtig sein. daß. nachdem mein Gewährs- mann die Beschwerde eingereicht, die Leute von da ab haben nachexerziren müssen. Mein Gewährsmann ist ein sehr angesehener Königsberger Bürger, den ich dem Kriegsminister namhaft machen könnte.(Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Man ruft mir zu: Thu' es lieber nicht!(Kriegsminister: anonym!) Die Beschwerde ist also anonym eingelaufen. Ich verwahre mich jedenfalls dagegen, daß der Kriegsminister sich herausnimmt, mir grobe Unwahrheiten vorzuwerfen.(Präst- dent v. B u o l: Der Kriegsminister hat diesen Aus- druck gebraucht mit der Beschränkung: unbewußterweise!) Bezüglich des Falles Schöler hat der Kriegsminister mir nichts unrichtiges nachgewiesen. Wendland hat sich viel früher als an seinen Hauptmann an uns gewendet; wir haben ihn materiell unterstützt, wir haben es aber abgelehnt, ihm eine Stellung in der Partei zn geben, weil wir zu seiner Befähigung kein Ver- trauen hatten. Von allgemeiner Willkür habe ich nicht ge- sprachen, ich habe immer bestimmte Thatsachen angeführt. Stelle» Sie es doch nicht immer so dar, als sei alles in der Armee ideal! Die Beschwerden sind schon vorgetragen, lange che es Sozialdemokraten gab. Ich werde immer meine Schuldigkeil thun, wie ich es bisher gethan habe im Jntereffe des Vaterlandes. Abg. Graf Limburg  -Stirnm: Herr Bebel hat es mir zum Vorwurf gemacht, daß ich von seiner Methode gesprochen habe, ohne einen Beweis dafür zu erbringen. Die heutige Debatte hat gezeigt, daß ich recht hatte mit meinerMethode Bebel". Denn heute haben wir wieder zwei Fälle gehabt, auf die das paßt. Der Trierer Fall: ein Soldat hat von einem Vorgesetzten einen Schlag bekommen und ist taub geworden. Es war aber ein Kamerad.jder ihm den Schlag gab, und der Mann ist taub ge- worden. Ebenso liegt es in Königsberg  . In beiden Fällen wurde auf die Armee in ungerechtfertigter Weise ein Tadel geworfen. Wenn Ungerechtigkeiten vorkommen, so wird es der Armee angenehm sei, davon Kenntniß zn erhalten. Wenn Herr Bebel nur wirkliche Thatsachen vorbringen würde, dann würde er es verhüten, daß man von einerMethode Bebel" spricht. Abg. v. Stumm(Rp.): Herr Liebknecht ist heute soweit gegangen, den Diebstahl zu entjchuldigen und die Diebe als un- schuldige Leute darzustellen.(Widerspruch bei den Sozialdemo. kraten. Zustimmung rechts.) Wer hat geleugnet, daß auf unserer Seile auch manches geschehen ist? Der Unterschied ist nur der: Sie verherrlichen solche Unsitllichkeiten und Ver- brechen.(Zuruf links: Sie haben den Herrn v. Hammer- stein monatelung gehalten.) Wer hat Leist, Wehlan und Hammerstein vertheidigt? Gegen Peters sind Anklagen erhoben, deren Berechtigung erst die Untersnchuug ergeben wird. Ich bin erstaunt über den Mnth des Herrn Bebel, daß er überhaupt noch das Wort ergreift, nachdem, was ihm vom Kriegsminister entgegnet worden ist.(Heiterkeil rechts.) Herr Bebel hat sich in dem Trierer   Fall zum Sprachrohr einer offen- baren Lüge gemacht. Ebenso liegt der Königsberger Fall. Andere Parteien haben früher auch Militärmißhandlungen vorgebracht, aber sie haben sich nicht mit Unwahrheiten abgegeben. Herr Bebel wollte seine Pflicht weiter thun anS Liebe zu seinem Vaterlande. Die Mauserung scheint allerdings sehr weit zu gehen in der Sozialdemokratie, denn ich habe oft Zitate an- geführt, die leugnen, daß die Sozialdemokraten ein Vaterland haben. Nach dem Mangel an Vorsicht und an Wahrheitsliebe bezweifle ich, ob Herr Bebel es mit dem Vaterlande ehrlich gemeint hat. Abg. Bebel: Wer im Glnshause sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, besonders Herr v. Stumm, der in der letzten Zeit mit seinen Berichtigungen so oft dementirt worden ist wegen des Ankaufs einer Zeitung im Saarrevier. Es gehört eine sehr freie Stirn dazu, um danach hier so aufzutreten. Ich würde mich schämen, wenn ich auf solchen Dingen ertappt würde, ivie Herr von Stumm.(Große Heiterkeit rechts.) Der König-- Verger Fall hat sich als wahr erwiesen.(Widerspruch rechts.) Ich werde mich nicht beirren lassen in meinem Vorgehen. Denn Erfolge sind dadurch erzielt worden, es sind Mißhandlungen verhütet oder streng geahndet worden, die sonst vielleicht ungestraft geblieben wären. Und da? danken uns