Sonnabend 12. April 1930
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Unterhaltung und Wissen
Dr. K. Weitzel:
Takt und Rücksichtnahme
Man könnte die Gründe an den Fingern herzählen, warum sich| lasse es in das Innere eines Mitmenschen blicken, der durch schlechte bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen so manches Ehepaar Umgebung urb Mangel an Selbstbeherrschung auf Abwege geriet. nur ein Kind ,, leiſten" fann. Jedenfalls muß man dieses einzige Oder ein anderes Beispiel: Ein Bettler läutet an der Wohnungstür. Kind bedauern; denn so sehr die Eltern sich bemühen mögen, die Wie verschieden verhalten sich da oft diese und jene Eltern. Gerade auffälligsten Nachteile, die dieser Zustand für das Kind mit sich bringt, das Herz der Jugend aber ist hilfsbereit und offen für fremde Not, zu beheben: es ist und bleibt ein Naturgefeß, daß jedes Geschöpf in gerade in diesem Alter ist es eine ebenso leichte wie dankbare Auf Gemeinschaft mit seinesgleichen leben will; erst dann wird es seiner gabe, sie bei einer derartigen Gelegenheit sehen zu lehren und felbft ganz froh, erst dann wird sein Dasein von jener Frische, ihr die Augen zu öffnen. Und gerade in der Großstadt, wo wir Ursprünglichkeit und inneren Lebensfülle getragen, die das Schönste Menschen eng beieinander wohnen, wo wir uns aber so ferngerüdt am Menschen ist. Vor allem aber: das einzige Kind wird ein find, daß wir gar nicht ahnen, wer im Hinterhaus oder im Stock Egoist. Wohl ihm, wenn sich rechtzeitig ein Brüderchen oder wert über uns seinen Lebenskampf fämpft gerade hier täte es Schwesterchen dazu gesellt. Jeßt merft es, daß das Interesse der not, daß die Eltern ihre Kinder hin und wieder in das AlltagsEltern nicht mehr ihm allein gehört, es wird angehalten, in Spiel leben und in den Kreis der Mühseligen und Beladenen hineinblicken und Lärm auf das Kleine Rücksicht zu nehmen, es muß laffen. Sie lernen, erst hieraus tann jene Rüdficht fich trotz aller anfänglichen Abwehr in die Spielgemeinschaft einfügen nahme auf Menschen fließen, die nicht auf der Sonnenund dem anderen unter Umständen von seinem Eigentum abgeben. feite des Lebens geboren sind, jene Rücksichtnahme, die man wohl Leider unterlassen es Eltern meist, an diesen ersten Zwang zur als Joziale Manieren" bezeichnet hat. Doch gehört noch etwas Rücksichtnahme, wie er sich für das Kind beim Auftauchen von Ge- anderes zum Sehen: ein klein wenig Nachdenken. Wie sehr schwistern ganz von selbst ergibt, anzuknüpfen. Sie versäumen es, dies der Jugend, leider auch so manchem Erwachsenen fehlt, dafür den Kindern in jenen Jahren, wo sie mit einem guten Worte und bietet Boites frele Natur bas beste Beispiel: Papier und Flascheneiner ruhigen Erklärung jo leicht zu lenten find, innerhalb der reste dort, wo sie am schönsten ist, auf dem Wege finnlos abFamilie jene selbstverständliche Rücksichtnahme des einen auf den gerissene und weggeworfene Blumen, rücksichtsloses Stören des geriffene und weggeworfene Blumen, rücksichtsloses Stören des anderen zu einer Lebensgewohnheit werden zu laffen. Gerade in Gottesfriedens und der Mitmenschen durch Lärm und Brüllen! Familien, wo in der Fürsorge für die Kinder allzuviel des Guten Müßte es nicht überflüssig sein, die Waldwege mit einer Menge von geschieht, wo ihr Wohl und Behagen den einzigen Gesichtspunkt für Warnungen und Verboten zu versehen, müßte es nicht überflüssig die Eltern abgibt und die Kinder daher verzärtelt und unſelbſtändig sein, das Schilder an der Straße um schonende Behandlung der werden, lernen sie die Notwendigkeit, ihrerseits auf andere Rücksicht Zugtiere bitten? Daß jede Handlung, die zwecklos Leben antastet zu nehmen, nicht kennen. Ist es dann ein Wunder, wenn sie die cder gar zerstört, Roheit bedeutet, das tönnen Eltern ihren Kindern Mutter fortwährend mit ihren Anliegen belästigen, wenn sie Türen auf jedem Spaziergange nahebringen. Wecken wir in der Jugend werfen, lärmen und streiten, ihre Launen aneinander auslassen, jeden beizeiten Verantwortungsgefühl und Respekt vor dem Leben und Auftrag nur unwillig erledigen und die Jungen es für felbft zeigen wir ihr, daß jedes Leben im Reiche der Natur ebenso wichtig verständlich ansehen, daß sie in allem von Mutter oder Schwester ist wie das ihrige! bedient werden? Nein, Kinder sollen sich einordnen und nicht fich als Mittelpunkt fühlen. Sie sollen daher auch von Klein auf im Haushalt mithelfen, zu Aufgaben und Diensten herangezogen werden, dadurch beizeiten über ihr eigenes Ich hinauskommen und sich als tätiges Glied der Familie und damit eines größeren Ganzen fühlen. Nur so fann eins der Endziele der Erziehung, jene Ritterlich feit im Verhalten der Jugend zu Eltern, Geschwistern und Fremden sein, die man bedauerlicherweise heute an der männlichen Jugend immer mehr vermißt. Diese Ritterlichkeit ist mehr als äußere Galanterie und begreift Entsagung und Rücksichtnahme, Gelbft beherrschung und Wohltun in sich.
Doch nicht genug damit! Die Familie foll ja teine egoistische Interessengemeinschaft sein, sondern die Zelle des Staates. Sie ist die erste Gemeinschaft, von der aus der Jugendliche ins Leben hinausgewiesen und mit ihm befannt gemadf werden fol, fie ift Die Gemeinschaft, die ihm jetne Stellung zu den Mitmenschen por zeichnen soll. Ein fleines Beispiel. Eltern begegnen mit ihren Kindern auf der Straße einem Truntenbold. Dürfen fie fich damit begnügen, in den Kindern Abscheu oder gar Pharifäerstolz zu weden? Nein, man mede die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzudenken, man laffe das Kind einmal in den Lebenstreis des Kummers und Elends fehen, man appelliere an fein Nachdenten und
Rich. Huldjchiner: Der Optimist
Als wir vor Kobe lagen, taufte der zweite Maschinist, mein
Freund Peter Wörle, für fünfzehn Den eine Meine japanische Bull bogge, schwarz und weiß gefledi, mit langen seidigen Haaren und schlanggestrecktem Leib, ein häßliches, mißmutig dreinschauendes, galliges Bieh für meinen Geschmad ein Greuel, in Europa aber als Schoßhund sehr geschäßt.
„ Schau her!" jagte Börle freudestrahlend, eine Bracht! In Havre trieg ich mindestens vierhundert Franken dafür. Wenn ich ihn nicht noch bis Hamburg mitnehme; da weiß ich Leute, die das Doppelte zahlen."
st's wohl ein Männchen?" ,, Der Händler hat's behauptet."
Ich nahm eine hochnotpeinliche Inspektion vor, und es stellte sich heraus, daß es eine Hündin war.
,, Macht gar nichts", fagte Wörle entschloffen ,,, im Gegenteil, Hündinnen find fast beliebter. Ich nehm sie bis Hamburg mit."
Er trat ihr einen Teil seiner Koje zum Wohnen und Salafen ab, schabte ihr getrocknete Fische. die er gleich bei demselben Händler faßweise erstanden hatte, trug fie an Dect, wenn sie Regungen der Darmperistaltik verspürte, trazte sie, wenn es sie juckte, gab ihr den schönen Namen Lissy, furz, er machte ihr das Leben zum Himmelreich, obschon sie auch für ihn nichts übrig batte als ein giftiges, japanisches Knurren und der Merger über dieses Lebens Last nicht von ihren Gesichtszügen weichen wollte.
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Bier Tage darauf- wir waren schon wieder auf hoher See meldete Wörle, daß Lissy am Hals, unter den Haaren versteckt, einen eigentümlichen Knoten hätte und nicht fressen wollte. Ich untersuchte sie und sagte ihm, daß sie frant set, mehr wüßte ich nicht; er folle sie lieber schon in Havre vertaufen, menn fie bis dahin aushalte. Der Händler in Stobe habe ihn schwer betrogen.
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Ausgefaloffen!" fagte er entschieden, der Mann jah viel zu ehrlich aus. Und schließlich dreihundert Franken tann ich in jedem Fall bekommen, gezahlt habe ich aber nur fünfzehn Yen. Wo ist da der Betrug? Und wär's ein Männchen, so würde er jetzt vielleicht schont nicht mehr leben, Hündinnen sind auf See viel zäher. übrigens hat das bißchen Geschwür am Halse faum was- zu bedeuten. Im Gegenteil! Da lonnnt mit einem Male alles Krankhafte heraus."
Lissy brach ihm die Koje voll; por Flöhen wußte er sich nicht mehr in seiner Stammer zu retten; Liffy feifte ihn mißmutig an, verlor zusehends ihre seidigen Haare inid sah bald wie ein Gespenst von einem Hund in den Delirien eines Alkoholiters.
Sie erholt sich von Tag zu Tag mehr", sagte Wörle entzückt. Sie mußte fich zuerst nur an den Klimawedsel gewöhnen. Baß auf, wenn das überwunden ist, wird sie nur noch schöner und wert poller."
Er wusch ihr die Triefaugen mit Schwefelblüte aus, bedete und tämmte fie, band ihr um den Hals ein gefbfeidenes Band aus seiner legten Bigarrentifte, Ba flor de la Bjabella" stand darauf
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Er
Beilage des Borwärts
Toten und Lebendigen zu führen scheinen. Das starte Fortschreiten der Wissenschaft und Technik hat uns immer wieder auf diese Gebiete gedrängt. So hat sich der Ingenieur nicht weiter damit begnügen wollen, was ihm seine Baustoffe felt altersher boten. Er ging in den Anforderungen an sie über das Altbekannte hinaus und erlebte dabei die interessantesten Ueberraschungen. Er lernte, selbst die ,, totesten" Stoffe, die Metalle, zu ,, vergüten", zu fräftigen, darch Busätze anderer Stoffe zu verbessern, zu härten oder zu erweichen, 1o daß wir heutzutage im Besitz von Metallen sind, die das Mehrjache von dem aushalten, was man ihnen ehemals zumuten zu dürfen glaubte. Die Untersuchung des immeren Gefüges der Stoffe hat uns dann gelehrt, daß es von den verschiedenen Bearbeitungsarten, ja von der Benutzung des Stoffes abhängig ist, daß es vor allen Dingen nicht unverändert bleibt, sondern daß Umlagerungen und Beränderungen in ihm eintreten. Es ist vielleicht befannt, daß man Hölzer, die zu akustischen Zwecken verwendet werden solle, zuerst gern als Füllungen der Trennwände in Eisenbahnpersonenwagen einbaut, weil sie dort durch die ständigen Erschütterungen und Bibrationen günstige elastische Eigenschaften erwerben. Andererfeits hörte man vom„ Altern" der Metalle, worunter man allerdings die verschiedenartigsten Erscheinungen zusammenfaßte: Angriffe durch Sauerstoff- Fraß, dem ja in erster Linie auch die Gewebe unter, und erliegen, Angriffe, durch wechselnde Belastung, namentlich bei Metallen, und anderes mehr. Man spricht in diesem Zusammenhange bestimmte Beanspruchung das innere Gefüge der Stoffe fodert. bestimmte Beanspruchung das innere Gefüge der Stoffe fodert.
Eine ganz neue Erscheinung hat man in den letzten Jahren Pennengelernt, nämlich die Verfestigung von Stählen durch pulsierende Be- und Entlastung. In Amerika , in Deutschland , aber auch sonst hat man beobachtet, daß man durch gewisse mechanische Behandlung, namentlich durch pulsierende Schwingungen, Stähle fester machen kann, daß sie wertvolles technisches Hilfsmisel, von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung ausgenutzt werden kann.
Was aber ist es anderes als eine Art Leben im toten Stoff, das sich hier offenbart? 3war wissen wir noch heute so wenig wie ver 1000 oder 5000 Jahren, was das Leben eigentlich ist und wie es mit dem toten Stoff zusammenhängt. Aber hier scheinen doch die ersten zarten Brücken der Erkenntnis geschlagen zu werden. Elektrische Erscheinungen spielen dabei feine unwichtige Rolle. Und wenn wir in Analogie mit den sonstigen immer rajder erfolgenden Fortschritten der Wissenschaft hier einen Wahrscheinlichkeitsschluß wagen, so ist es die Hoffnung auf die endliche Lösung des alten Problems, das uns in der Philosophie seit Jahrtausenden unter so mannigfachen Formen und Gestalten wie: Monismus oder Duralismus", Kraft und Stojf" Geist und Materie". Theismas ober Atheismus“ ,,, Leib und Seete" narrt und beschäftigt.
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Mit Recht freuen sich Eltern, wenn ihre herangewachsenen Kinder sich in Gesellschaft gut benehmen, das richtige Wort am rechten Flecke zu sagen wissen, wenn sie höflich sind und es verstehen, mit anderen Menschen, besonders mit älteren, umzugehen, ohne mit ihnen umzuspringen. Man pflegt das„ Laft" zu nennen. ist weiter nichts als udsichtnahme, als Verständnis und Gefühl für andere, für ihre Berufe und Schicksale, ihre Rechte und ihre Sonderart. Es gibt heute Kreise, in denen er nicht viel gilt, in denen vielmehr naives Sicbreitmachen, gedankenlose Nichtachtung fremder Rechte und fremden Behagens höher im Werte stehen. Ge- Erna einem gewissen Grade angeboren und Sache des persönlichen Empfindens; wird es aber nicht von Jugend auf geübt, durch Frize wurde von einer Hündin gesäugt, aber Frize bieb ein Umgang und Beispiel im Elternhaus geschult, fo verfümmert es Fischotter. Seine rinstinkte führten ihn richtig ins Leben hinein. und wird der Persönlichkeit des Heranwachjeiden niemals die beDie Dienste der Hündm Amme nahm er als eine ibm nigdje fimmende Prägung einer gemijen höheren Kultur geben. Sönnen wir aber bei all den Intereflentämpfen und Gegenfägen der moder. nen Beit jemals auf einem anderen Wege dem Ideale der Verföhnung näher tommen als dadurch, daß mir die heranwachsende Generation anhalten, auch die Eristenzberechtigung der Anders tentenben anzuerkennen und ihnen gegenüber Rudficht und Ber-, stärdnis zu üben?
wiß ist das Gefühl dafür, was tattvoll und was tafilos ist, bis zu Bujing: Fritze, der Fischotter
Aber am zehnten Tag belam sie Krämpfe, legte sich auf die Seite, verweigerte den ihr zugedachten Löffel Rezinius und starb. Am Abend fand ich Wörle damit beschäftigt, ihr das Fell abzuziehen. Er strahlte por Freude über das ganze Gesicht.
,, Mensch", sagte ich, und deine vierhundert Franken?" ,, Soviel ist das Fell allein wert... ich hatte mal einen Assistenten, der befam für einen lumpigen Schleierschwanzfisch aus otobanta non Hagenbed siebenundachtzig Mart."
Aber der Fisch mar doch lebendig!" Nun ja, aber er mar nicht größer als fo..." Immerhin, Lissy. ist doch tot."
,, Dafür ist sie bei weitem größer als der Fisch. Und das mußt du doch zugeben, solang fie lebte, hatte ich eigentlich) allerhand Arbeit mit ihr. Run tredne ich bloß mein Fell und dann in die Rifte
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mit ihm, und das Gelb ist so gut wie da. Bielleicht fellte man gleich von Anfang an nur die Felle kaufen...
Ra, denn man zi!" sagte ich.
Gelegenheits wahe, bie hundliche Erziehung jedoch pralltecon thm ab. Er mar ich, Frize, der Fischotter. Das bedeutet für ihn, er leht ganz im glücklichen Sein. Für ihn besteht die Gegenwart aus lauter restlos ausgefoſteten Augenblicken. Schön ist die Sonne, prächtig der Regen, angenehm der Bind, der das Fell durchpuftet, famos iit das Fressen, herrlich das bauchbeschwerende Sattsein und köstlich ist der Schlaf. C.
Frige führt ein von Gittern umhegtes, forglojes Leben im 300. Mit seinen Kollegen spielt und tändelt er. Aus Uebermut macht er die tollften Sprünge und er schwimmt und taucht, als ob er dem Sprührégen der großen Fontäne Konkurrenz machen wolle.
Friße ist der erklärte Liebling der Zoobesucher. Er ist furch'bar neugierig. Meistens stellt er sich hoch, um ja alles zu sehen und oft tommt er Bitte, bitte" machend ans Gitter. Frize hat herrliche Zähne. Durch einen Biß töten fie einen großen, springlebendigen Fisch. Doch die Zuschauer füttern Frize, nach echter 300- PublikumManier, mit Erbsenschalen, Zucker und trockenen Brötchen. Fritze nimmt alles, schleppt es herum, zieht es durchs Wasser und vermanscht dann derartige Leckerbissen.
Heute stand ein Herr Direktor vor Frizens Grottenwohnung. Der Herr Direktor hatte jeinen guten Tag. Darum war er in den 300 gegangen und hatte seinen Privatsekretär mitgenommen. Das war weniger ein Anfall von Menschlichkeit, als das Bestreben. Bilder
herauszustecken. Der Herr Direttor ist nämlich groß und feist. Er
hat einen repräsentativen Bauch, den er stark betont und herausfordernd zur Schau trägt. Auf diesem Bauch wird, in großer Aufmachung, eine schwere goldene Uhrtette als Kundgebung der Wohlhabenheit ausgestellt. Ein jeder muß, ob er will oder nicht, die goldene Kette sehen. Diese Uhrtette ist Geldes wert. Ein durch die Wohnungsnot und die vergebliche Wohnungssuche schon halb
Zwei Tage darauf war Lissys Fell verschwunden. Die Ratten hatten es verschleppt oder unsere chinesischen Matrosen hatten es, mit Reis garniert, gebraten oder auch, es war nur versehentlich pom aufräumenden Steward über Bord geworfen worden. Ich war neugierig, was Wörle nun wohl sagen würde. Ich ermeschugge gewordener Mensch rechnet daher unmillkürlich aus, daß wartete Offenbarungen.
Siehst tu," sagte er, die Sache tommt nun freilich anders als ich gedacht hatte. Aber zum Glück bin ich schlau gewesen. Ich habe gleich am ersten Tag gesehen, wie Liffy die chinesische Smergdogge, die dem Alten gehört, belegt hat. Das ist eine sehr gesuchte Kreuzung, und ich bin sicher, der Kapitän schenkt mir wenigstens zwei von den Sungen. Und für cins pon ihnen tann ich in Havre oder Hamburg gut und nern meine zweihundert Franken verlangen."
Du bist ein Brachtfert" sagte ich, Gott mit dir! Die Zwergdogge ist eine Hündin, und Lissy war eine Hündin. Auf die Kreuzung bin ich neugierig."
Felix Linke:
jedes Uhrtettenglied, in Papiergeld umgesetzt, ein Siedlungshauszimmer ergäbe. Neben bewußtem Direttor trottet, folgsamer und beffer bei Fuß, als ein Hund an der Leine, der Privatsekretär. Er ist schwach und rücgratios, wie ein leicht zufammenklappbares Taschenmesser. Dann und wann sagt, laut und dröhnend, indem er den jungen Mann mit Nachnamen rust, der Herr Direktor etwas. Prompt antwortet dann der junge Mann: Jawohl, Herr Direktor." Und einzig und allein um dieses devote ,, Jawohl, Herr Direktor", wurde der junge Mann mitgenommen. Weiß doch dadurch jeder. daß der joviale Herr Direttor seinem Untergebenen auch einmal einen guten Tag gönnt.
Der Herr Direktor befiehlt dem jungen Mann, einen Apfel vom Fruchtverkaufsstand zu hoien. Geschwind wird der Apfel besorgt.
Auch die Materie lebt! Höchstpersönlich schneidet der Herr Direttor den Apfet durch und
Seit uralten Zeiten drängt sich uns der Unterschied zwischen Tobem und Lebendigem cuf. Wir haben ihn arif olles übertragen, was uns umgibt, und er scheint uns eine grundlegende Tatsache zu sein. Je weiter aber unser Wissen in das punkle Gebiet des Unbekammben vorbringt, je mehr wir dort Neuland erobern, desto mehr 3wischenstufen stellen sich ein. Wie wir uns einftmals über die flüffigen Kristalle wunderten, mit denen Prof. D. Lehmann die Belt überraschte, wie zu Anfang des Jahrhunderts der Petersburger Arzt Martin Kudud fünfiliche Zellen herstellte, die äußerlich ähnliches zeigten wie Ernährung, Wachstum, Bewegung und Fortpflanzung Durch Selbstteilung, und die fid) von den niedersten Gruppen der lebenten Bellen äußerlich gar nicht unterscheiden, so haben wir in der Verfolgung der Eigenschaften der toten Materie andererseits auch Tatsachen fenngelernt, die ebenso zu einer Ueberbrüdung des
überreicht den halben Apfel Frize, dem Fischotter, während er die andere Hälfte generös dem jungen Manne gibt. Der stammelt erfreut fein Danke schön, Herr Direktor" und beikt sogleich in den Apfel. hinein. Frizze steckt ein Pfötchen durchs Gitter, nimmt mit ganz spißer Schnauze den halben Apfel und zieht ihn durchs Wasser. Dann setzt sich Frize in Positur, nimmt das Apfelstück in seine Händchen, guckt mit den neunmal tlugen Fischotteraugen den Geber an, schüttelt sich vor Etel, gibt einen unwilligen Pfeiflaut von sich und wirft den Apfel ins Publikum.
Alles lacht und die Situation ist voller Hohn und deprimierend für den Herrn Direktor. Der geht eifenden Schrittes fort. Der junge Mann getreu neben ihm her. Noch schnell wirft er einen neidvollen Blid auf Frihe und während er den letzten Bissen Apfel terdrückt, jeufzt et, beinahe vernehmlich: Ach, möchte ich doch auch noch einmal fo unabhängig werden, wie Friße, der Fischotter."
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