Beim Titel„Gesundheitsamt" beantragen Mitglieder ver-schiedener Parteien(Abg. Podbielski und Genossen): den Reichs»kanzler zu ersuchen, für die sofortige Einrichtung von Versuchs-anstalten zur gründlichen Erforschung der Maul» und Klauen-seuche>voi> Reichs wegen und bei den einzelnen BundesstaatenSorge tragen zu wollen.Abg. Graf v. Bernstorff-Uelzen(Welfe) weist auf die Ge-fährlichkeit der ganz Deutschland durchziehenden Maul- undKlauenseuche hin.Abg. v. Podbielski(f.) bittet im Interesse des heimischenBiehstandes ebenfalls um Annahme der Resolution.Staatssekretär v. Böttichcr erklärt, die verbündeten Re-gierungen seien mit dem Ziele der Resolution im vollstem Maßeeinverstanden. Es sei ihm aber fraglich, ob die Resolution sich ihrerForm wegen zur Annahme empfehle. Im Reichs-Gesundheits-amte wie in den landwirthschafrtichen Hochschulen beschäftigtman sich unausgesetzt mit der Erforschung der Maul- und Klauen»seuche.Die Abgg. Krause(natl.) und Langerhans(frs. Vp) er-klären sich ebenfalls mit den Zeilen der Resolution einverstanden,äußern aber ähnliche Bedenken wie der Staatssekretär.Abg. Graf v. Kanih(k.) erklärt sich mit der Forderungbesonderer Versuchsanstalten nicht einverstanden, obwohl er denAntrag unterstützt habe. Es würde zu lange Zeit verfließen, ehepraktische Resultate zu verzeichnen sein würden. Das richtigstesei, die Grenzen zu schließen, wie es andere Staaten, z. B. neuer»dings Frankreich, auch thäten.Die Resolution wird angenommen.Beim Titel„Reichs-Versicherungsamt" weistAbg. Rösicke(wild) die bei der zweiten Lesung von denAbgg. Molkenbuhr und Stadthagen gegen die Berufsgenossen-schaftcn erhobenen Angriffe zurück, worauf die Diskussion überden Titel unter dem Widerspruch des Abg. Singer geschlossenwird.Beim Etat der Heeresverwaltung bringt Abg. v. Massowdie vorzeitige Veröffentlickiung des kaiserlichen Gnadenerlassesdurch den„Vorwärts" zur Sprache und fragt an, ob Anordnungengetroffen seien, daß solche unglaublichen Vorgänge sich nichtwiederholen.Kriegsminister Bronsart V. Schellendorff: Niemandem kanndie vorzeitige Veröffentlichung des Erlasses unangenehmer sein,als mir selbst. Nachdem seine Majestät den Erlaß unterzeichnetund mir eingehändigt hatte, war ich dafür verantwortlich, daßer nicht vor dem 13. Januar in die Oeffentlichkeit kam. Wenner trotzdem schon am 17. in einer sozialdemokratischen Zeitungerschienen ist, so muß ich die Schuld auf mich nehmen, und daich nicht gewohnt bin, unliebsame Vorkommnisse zu vertuschen,so sage ich kein Wort zu meiner Verlheidigung. Ich erkläre nur,daß ich Maßnahmen getroffen habe, daß nach menschlicher Vor-aussieht ein solcher Skandal nicht wieder vorkommen kann.Wenn ich heute ruhig und objektiv auf den Vorgang zurück-komme, so muß ich sagen, ich finde ihn weniger auf-fällig als typisch für unsere Zustände, denn er zeigt,daß auch in diesem Falle die Lehren der Sozial-demokralie äußerst verderblich für gewisse Elemente der Be-völkerung sind. Was Sie(zu den Soziald.) euphemistischharmlose Verwendung eines werthlosen Blattes nennen, ent-puppt sich bei näherem Zusehen als ganz gemeiner Diebstahl undf">chlerei.(Zustimmung rechts. Ruf bei den Sozialdemokraten:ächerlich!) Wenn es von der Partei als eine wohlgefälligeHandlung bezeichnet wird, geheime Erlasse zu stehlen, wie kannman sich dann wundern, wenn der Diebstahl auch zu preßgewerb-lichen Zwecken ausgebeutet wird und man schließlich die Gemeinheitder Gesinnung noch als Kulturfortschritt bezeichnet.(Sehrrichtig! Lachen bei den Sozialdem.) Die ersten Versuche, dieThäter zu ermitteln, wurden von den sozialdemokratischenBlättern mit Hohn und Spott begrüßt, und als der erste Versuchmißlang, habe ich im„Vorwärts" die stolze Zuversicht gelesen,daß es nicht gelingen werde, die Diebe zu ermitteln. Thatsächlichhat die Zeitung einen politischen Zweck mit der Veröffentlichungnicht versolgt. Es hat sich nur gehandelt um das Geschäft, umdie Reklame, um die Absicht, bei dem einsältigeren Theil derLeser den Glauben zu erwecken, die Zeitung habe Beziehungenzu den höchsten Kreisen, zum Kriegsministerium selbst.(Zu-ftimmung rechts; Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Hatdoch der„Vorwärts" geschrieben:«Dem„Vorwärts" gönnt manaber seine bevorzugte Stellung in der deutschen Presse nicht."(Große Heiterkeit.) Ist es wirklich möglich, die Sache zu beschönigen.wie es von vielen Seiten geschehen ist? Es ist festgestellt, daßeine kleine Diebs» und Hehlerbande unter den Arbeitern derDruckerei den„Vorwärts" in diesem Falle bedient hat. Diesedrei Leute mögen, bevor sie Sozialdemokraten geworden waren,ganz ehrliche und rechtschaffene Leute gewesen sein. Jetzt sindsie es meiner Ansicht nach nicht mehr und die Verantwortungdafür trägt die Sozialdemokratie.(Zustimmung rechts. Lachenbei den Sozialdemokraten.) Sie(zu den Sozialdemokraten)werden sich vielleicht eine Weile schütteln, sie bleiben aber anIhnen hängen. Ich habe ja auch schon in der Zeitung gelesen.sie haben alle Aussicht, zu Heiligen oder Märtyrern der Parteierklärt zu werden.(Heiterkeit.) Als die Leute überführtwaren, haben sie ein reumüthiges Geständniß ab-gelegt und dabei zu erkennen gegeben, daß sie sichihrer Schuld vollkommen bewußt waren. Inzwischenhaben sie Privatunterricht bekommen und haben in der Haupt-Verhandlung sich hingestellt, wie die Lämwlein, weiß wie Schnee,als die Unschuldigen. Das Gericht hat sich in keiner Weise vonden Angaben der Leute dupiren lassen und zum Ausdruck ge-bracht, daß selbst der ersolgreiche Besuch der Schule des Ver-brechens noch nicht die Berechtigung zum Stehlen gewährt.(Un-ruhe bei den Sozialdemokraten.)Da ich nun einmal das Wort habe, will ich auf dievom Abg. Bebel in der zweiten Lesung vorgebrachten Fällevon Soldaten»Miß Handlunge» zurückkommen. DerMann vom 9. Husaren- Regiment erhielt nicht, wie derAbgeordnete Bebel angab, von einem Gefreiten, sondern voneinem Kameraden eine Ohrfeige, so daß das Trommel-fell platzte; die Verletzung ist geheilt, trotzdem aber, und obgleichkein Strafantrag gestellt war, erhielt der Mann, der geschlagenhat, von seinem Eskadronchef 5 Tage Arrest, weil auch unterKameraden eine Ohrfeige nicht egal ist.(Heiterkeit.) Aber wennman jede Ohrfeige hier erwähne» wollte, die einem Genossen aufdem Arbeitsplatz oder bei sonstigen Gelegenheilen applizirt wird,wohin würde das führen.(Heiterkeit.) In Königsberg, wowegen eines vorgekommenen Diebstahls eine Abtheilung nach-exerzireu sollte, ist auf die an das Generalkommando erstatteteAnzeige nicht die Antwort gekommen, von nun an werde täglichzwei Stunden nachexerzirt werden, sondern der Offizier, der dasNachexerzieren verfügt hatte, wurde streng getadelt, und dasNachexerziren hörte auf. Also diese Fälle beweisen wieder, daßder Abg. Bebel in dem Vertrauen auf unwahre Mittheilungenvon Genossen sich hier unwissentlich zum Verbreiter von Lügenmacht und sich auch dadurch nicht beirren läßt, daß er denhöchstkommandirenden Offizier einer Provinz in den Augender Bevölkerung herabsetzt. Der vom Abgeordneten Bebelerwähnte Wendlandt wandte sich zuerst, nachdem eraus der Arbeiterabtheilung entlassen, an seinen früherenHauptmann mit der Bitte, ihm Beschäftigung zu ver-schaffen, und der Offizier entsprach auch dieser Bltte. trotzdem essich um einen Sozialdemdkraten handelt; das beweift, ivelchesVertrauen die Leute, auch wenn sie wieder in ihre Zivilstellungzurückkehren, zu ihren ehemalige» Vorgesetzten haben, und damitist erwiesen, daß jene Willkür und Ungerechtigkeit, von der derAbgeordnete Bebel spricht, im Heer und bei den Vorgesetztennicht bestehen. Der Hauptma»n"Miller, auf den der Abg. Bebelsich berief, theilt mir in einem Brief mit— ich kenne denHauptmann Miller nicht persönlich— er bedauere seine vor sechsJahren in einer, wie er jetzt erkannt habe, unbegründeten Er»reguug geschrieben« Broschüre, die noch jetzt den Anlaß zu aus»reizenden Reden bilde, und er übersendet mir zugleich eineBroschüre, in der er im deutschen Heere eine Hauptstütze derdeutschen Macht und des Friedens sieht. Die Armee ist— damitschließe ich— erhaben über die Vorwürfe, die der Abg. Bebelgegen sie richtet, und auch gegen die Anwürfe, die von sozial-demokratischer Seite alljährlich gegen sie, zum theil in meinerPerson, gerichtet werden.(Beifall.)Abg. Liebknecht(Soz.): Als der Erlaß in unsere Redaktiongebracht wurde, halte ich gedacht, es handle sich um eine ganzunbedeutende Sache; jetzt, da ich sehe, welche Wirkung die Ver-öffentlichung hervorgebracht hat, erkläre ich: der Streich hat dochgetroffen.(Lachen rechts.) Die drei jungen Leute haben un-zweifelhaft geglaubt, ihrer Partei einen Dienst zu leisten. Dasist bei allen Parteien so. daß ihre Genossen Neuigkeiten zubringen.Es ist eine ganz harmlose Sache(Lachen)— es ist eine ganzharmlose Sache, und ich beneide diejenigen nicht um ihreAutorität, die hier, nachdem sie über Männer wie Leist,Wehlan, Hammerstein lange Zeil in der nachsichtigsten Weisegeurtheilt haben, die Schale ihres Zorns über diese dreiunschuldigen Leute ausgießen. Ich hatte die Absicht gehabt, inder Generaldebatte zu reden, aber ich fühlte mich zu unwohl,um das zu lhun; jetzt habe ich wenigstens die Gelegenheit, nichtzu vertheidigen. sondern anzuklagen. Wie der Kriegsministermit dem Pathos, den er uns gegenüber immer anzuwendenbeliebt, so hat auch der Oberstaatsanwalt Drescher, der einengroßen Apparat hierzu in Szene gesetzt hatte, mit großemPathos erklärt, daß der„Vorwärts" dadurch die Tiefe seinerMoralität zu erkenuen gebe. Unsere Moralität besteht einfachdarin, daß wir Hallunken packen, wo wir sie kriegenkönnen.(Lachen rechts.) Es wird ein Moment kom-men. wo sie darüber am allerwenigsten lachen werden.Der Kriegsminister hat den Versuch gemacht, es so darzustellen,als ob diese drei unschuldigen Leute(Lachen), ja unschuldig sindsie im Vergleich zu einem Hammerfteiu, ihre erste Aussagewiderrufen hätten; sie hätten ein Privatissimum inzwischengehört. Dieses hat einfach darin bestanden, daß jene Genoffen,so will ich sie hier nennen, den Inhalt eines Protokolls, welchesihnen vorgelegt worden war, nicht als richtig anerkannt haben.Der Polizeikommiffar Schöne hat Dinge gesagt, von denensie behaupteten, daß sie nicht wahr seien. Der Kriegsminister hatgesagt, daß sie zu Parteimärtyrern geworden seien; nein, aberwir stellen sie doch unendlich höher als diejenigen, welche vonIhnen dadrüben Männer vertheidigt haben, wie einen Peters.der bis zur jüngsten Zeit Ihr Vertrauensmann war, dem SieIhre Bewunderung zu erkennen gaben. Gegenüber solchemHalunken sind sie Männer von Ehre, Männer, vor denen wirnoch Respekt haben. Man hat an ihnen all den Haß, der sichangesammelt hat im Lause der Zeit gegen den„Vorwärts", aus-lassen wollen. Sie sind in dieser Beziehung Märtyrer gewesen.Was wäre ihnen geschehen, wenn es sich nicht gradedarum gehandelt hätte, nach dem Fall Peters einmal ein Exempelzu staturren? Glauben Sie, daß ein Gerichtshof in einer solchenWeise vorgegangen wäre wegen einer Lappalie? Da sehen Siewieder einmal die Unabhängigkeit der deutschen Gerichte!(GroßeUnruhe. Glocke des Präsidenten.) Was heißt es denn, ein Akten-stück veröffentlichen? Wo ist denn die Partei, die das nicht vonihren Gegner» gethan hätte? Gerade Sie(nach rechts) haben dasgethan; denken Sie an die Zeit, da Kaiser Wilhelm I. noch Kronprinzwar. Wie wurde er von Lindenberg, einein Agenten Ihrer Parteiüberwacht! Wir hatten uns nicht bemüht, das Aktenstück zubekommen, aber der„Norddeutschen Zeitung", der wurde, als1870 gegen mich und meinen Freund Bebel einHochverrat hsprozeß angestrengt wurde, eineganze Anzahl von Aktenstücken, die auf unserenProzeß bezug hatten, von der Staatsanwalt.schaft(Hört! bei den Sozialdemokr.), also von den Kollegen desOberstaatsanwalts Drescher übergeben. Es vergingen ein PaarJahre und dann kam der Fall Antoine; jetzt hören wirwieder Klagen über Veröffentlichung von Aktenstücken und Gesetz-entwürfen in offiziösen Blättern und es ist offiziös darüber ge-klagt worden, daß in den verschiedenen Departements derRegierung ein förmlicher Wetteifer zu bestehen scheint, die Aktendes anderen Departements zu veröffentlichen. Ist das etwa in-fam gewesen? Hat man das gebrandmarkt? Nein, denn eswaren ja I h r e Organe! Sie sprechen von einem Vertrauens-bruch: Wir haben doch einen Welfenfonds gehabt; ausdem sind Hunderttausende ausgegeben, um alles das zu thun, wasSie jetzt brandmarken, um Aktenstücke zu entfernen. Unter demSoziali st engesetz sind Einbrüche undDiebstählebei den Sozialdemokraten zu Hunderten vor-gekommen. Tie Sozialdemokratie steht thurmhoch gegenüberderartigen Angriffen. Wenn man der Sozialdemokratie vor-werfen will, daß sie die Moral mit Füßen trete, daß sie gegendas Recht, daS in der Menschenbrust wohnt, verstoße, dann lachenwir. In der französischen Kammer find es unser«Genossen gewesen, welche das Panamadiebesnest auS-gehoben haben und hier im Reichstage hat es, nachdem die Staats-anwälte Jahre lang geschlafen hatten, eines Sozialdemokratenbedurft, der den Reichstag und die Regierung zur Scham rufenmußte. Wenn Sie diesen armen unglücklichen drei Menschengegenüberstellen einen Leist, Wehlan, Hammerstein, so ist das zumLachen. Sie hängen uns jene an unsere Rockschöße, Ihnenhängen diese an und Sie werden sie nicht abschütteln können.(Schluß im Hauptblatt.)Eine»» glänzenden Sieg hat die Sozialdemokratie gesternabermals bei den Gemeinderathslvahlen in A d l e r s h o f er-fochten. Unserem Parteigenossen Laube fielen 153 Stimmenzu, während es der freisinnige Gegner auf ganze 72 und derKonservative gar nur aus 49 Stimmen brachte.Acht»»ng, Töpfer! Um Jrrthümer zu vermeiden, machenwir nochmals darauf aufmerksam, daß die öffentliche Versamm-lung mit der Tagesordmmg:«Die Einigung der KollegenBerlins" morgen Abend 3 Uhr bei Fey, Brunnenstraße 134,stattfindet. Im Inserat des„Vorwärts" vom Eonnabend istdurch einen Fehler der 24. März angegeben. Im Auftrage derKommission: F. K a u l i ch.Unter zahlreicher Betheiligung ist am Sonntag unserParteigenosse, der Former G. Rehdanz beerdigt worden. DerLeichenzug, dem eine Menge Wagen folgten, bewegte sich vonder Reichenbergerstraße nach der Pappel-Allee und schwoll, jenäher man dem Friedhofe kam, immer mehr an. Eine großeAnzahl Kränze gab Zeugniß von der Pietät, welche die sozial-demokratische Arbeiterschaft ihren Tobten entgegenbringt.Eine recht angenehme Temperatur muß auf dem Jubel-'est geherrscht haben, welches die„staatserhaltenden" Parla-mentarier am Sonnabend im Reichslagshause abhielten. Die«Germania" läßt sich u. a. folgendes berichten:„Die Hochrufe aus den Fürsten Bismarck wurden von denbesonderen Freunden und Verehrern desselben mit d e m o n-st r a t i v e r Begeisterung ausgebracht, mit weit stärkerer Betonungals das Hoch auf Kaiser und Reich. Um die Sache b e»anders demonstrativ zu machen, wurden sogar nocheinige Hochrufe dem dreimaligen Hoch zugefügt— ein kind-liches Vergnügen, das die gute Stimmung nirgendwoverderben konnte. Einem mittelparteilichen Abgeordnetendes Reichstages, welcher dem Zentrumstische sehr nahe saß.passirte dabei»och das Unglück, daß er selbst in das Hochaus Bismarck einzustimmen vergaß, während er es für noth-wendig erachtete, sich umzudrehen, um anscheinend das Verhaltendes Zentrums und einzelner Zentrumsmitglieder bei diesem Toastzu beobachten und zu kontra lliren."Die«Norddeutsche Allgemeine Zeitung" aber bringt in un-heimlichem Eifer bereits den dritten Freudenartikel über diesesFest. DaS offiziöse Blatt dars jetzt gegenüber den„Reich?-feinden" demonstrativ den alten Bismarck herausstreichen, unddies geschieht in folgender Phrase:„Festruhend auf dem nationalen Grunde und allen StürmenTrotz bietend, steht der Bau des Reiches. So auch über jedeAntastung durch den Haß der Feinde oder durch den Neid derKleinen und Kleinlichen hoch erhaben steht der Name des FürstenBismarck."So die Festbetrachtung, die das offiziöse Blatt zu bringenBefehl erhalten hat. Nach solchen vom Geiste deutscher Einheitgetränkten angenehmen Stimmungsbildern kann von uns wohlohne Uebcrhebung konstatirt»verde», daß die Sozialdemokratieihre Feste denn doch anheimelnder zu gestalten weih. Selbst darinist sie den„Staatserhallenden" über.Eine Post-»»nd Tclegrapheiiagentnr»vird am l. Aprilin der Kolonie B a u m s ch u l e n»v e g eröffnet.— Am 27. März,abends nach Dienstschluß»vird das Postamt III in Friedrichsberzbei Berlin von den» Hause Frankfurter Allee 176(Ecke Jung-straße) nach dem Hause Frankfurter Chaussee 39 verlegt.Hausbesitzer-Drcistigkeit. Der Bund der Berliner Haus-besitzer-Bereine hat in seiner letzten Bundesversammlung be-schloffen, an den Magistrat eine Petition zu richten und darinzu fordern, daß der Magistrat die Erlaubniß zum Wohnenstädtischer Beamten und Lehrer in den Vororten grund»sätzlich versage und die seither ertheilte Erlaubniß ineiner bestimmten Frist»viderrufe. Zur Begründung diesesVerlangens wurde sophistisch darauf hingewiesen, daß nachden bestehenden gesetzlichen Bestimmungen der Wohnsitz der Be-amten am Amtssitze sein müsse. Jetzt wohnten aber zahllose Be-amte und Lehrer in den Vororten, genössen alle„Borthcile"Berlins, ohne zu den Lasten herangezogen zu»verden, die Stadt er-leide große Ausfälle an Stenern und die Hausbesitzer würdenbei dem Leerstehen von 39 voll Wohnungen am meiste» betroffen.Bei der Macht, welche die Hausagrarier im Berliner Gemein-»vesen einnehmen, sollten sie doch einfach dekretiren, daß diestädtische Bevölkerung ihnen den Ausfall an Mielhe für die30 000 leerstehenden Wohnungen zu ersetzen hat.Flora Gaß als Schriftstellerin. Die vielgenannte«Freundin" des Herrn von Hammerstein, Flora Gaß aus Basel,giebt(wie man der«Frkf. Ztg." aus BaselZschreibt) zwecks Ver-theidigung gegen die>hr gemachten Vorwürfe, von denen sie vieleals ungerechtfertigt bezeichnet, eine Broschüre heraus, die sichdurchiveg aus Dokumente, in erster Linie auf Briefe v. Hammer-stein's, stützen soll. Das ca. 50 Seilen starke Büchlein, das dein-nächst in einem süddeutschen Verlag erscheinen»vtrd, führt denTitel:„Meine Bertheidigung in Sachen v. Hammerstein's. VonFlora Gaß in Basel."Tic Deutsche Gesellschaft für volksthüinliche Naturkundeveranstaltet an, Dienstag, den 24. März, abends 3 Uhr. imBürgersaale des Ralhbauses einen öffentliche» Projektion--Vortrag. Herr Privaldozent Dr. med, Th. Weyl wird überdas Thema sprechen:«Wie erhalten»vir unsere Schulkindergesund?"Besuchszeit der Milseen. Amtlich wird folgendes bekanntgegeben. Das Alte und Neue Museum, das Museum für Völker-künde, das Kunstgewerbe-Museum und die National-Gallerie sindfür das laufende Jahr während der Monate April bis Septemberan den Wochentagen, mit Ausnahme der Montage, von 10 bis4 Uhr, an den Sonntagen von 12 bis 6 Uhr für das Publikumgeöffnet. Mit bezug ails den Eintritt in die National-Gallerie anden Montagen zivischen 1 und 3 Uhr gegen Meldung beimLtastellan behält es bei den bisher geltenden Bestimmungen seinBeivenden.— Nach Beendigung der Umstellungsarbeiten ist dieSammlung der italienischen Original-Bildwerke von Sonntag,den 22. d. M. ab, wieder dem Publikum geöffnet.In dem Disziplinarverfahren wider den Pfarrer Wittevon St. Golgatha hat, wie hiesige Blätter melde»,, der Evan-gelische Ober-Kirchenrath die gegen das Urtheil des BreslauerKonsistoriums vom Pfarrer Wille eingelegte Revision zurück-gewiesen. Das Breslauer Urtheil lautet bekanntlich auf Amts«enthebung.Treptow war am Sonntag das Ziel vieler taufenderBerliner und Vorortsbewohner, sodaß auf der Hauptstraße zuZeiten nur schrittweise gefahren werden konnte. Die vor-handenen Verkehrsmittel erwiesen sich als völlig unzureichendund die Lokale waren derart überfüllt, daß viele Tausende halbverschmachtet nach Berlin zurückkehren mußten, weil es nichtmöglich war, irgend eine Erfrischung zu erhalten. Die Straßenund Wege auf Treptower Gebiet waren so staubig, daß diePassanten wie die Müller al ssahen. Bis zur Eröffnung derAusstellung bleibt noch sehr viel zu thun übrig; eine ordnungs-mäßige Befestigung der Wege dürste bis dahin überhaupt nichtmehr möglich sein.Zur Rixdorfer Gcmeindewahl. Da Genosse Frese nichtHausbesitzer ist, muß für diesen eine Ersatzwahl vorgenommenwerden. Dieselbe ist auf Montag, den 30. März d. I. anberaumtworden und wird von vormittags 10 bis nachmittags 6 Uhr im«Deutschen Wirthshaus", Bergstr. 136, stattfinden. Giltig sindnur die Stimmen,»velche aus Hausbesitzer fallen.Tie Gemeinde Britz will ein OrtSstatut erlassen, nachwelchem alle männlichen Gemeindemitglieder von und bis zueinem bestimmten Alter verpflichtet sind, der freiwilligen Orts-seuerwehr beizutreten. Befreit hiervon sollen diejenigen sein,welche einen bestimmten Beitrag für Feuerlöschzwecke zu zahlensich verpflichte». In der am nächsten Freitag staltstndendenGemeindevertreter- Sitzung soll dieses Statut zur Berathung ge-langen.Modernes Deutschthum. Unter dem Verdacht, eineMajestätsbeleidigung ausgestoßen zu haben, ist am Sonnabendein Schneidergeselle in Spandau verhastet worden. Derselbewurde von seinem früheren Meister, wie man annimmt, ausRache denunzirt. Die That soll schon vor Jahr und Tag ge-schehen sein.Eine Messerstecherei, der ein Menschenleben zun, Opferfiel, hat sich in der vergangenen Nacht in der Bergmannstraßeabgespielt. Der 2öjährige Maurer Gottfried Bauer, der ausdem Kreise Torgau stammt und seit etwa sieben Jahren schonbei der Familie Luckwald in der Bergmannfiraße 96 wohnte,ging vorgestern Abend um 7ffe Uhr aus und besuchte mehrereSchankwirthschaften. Bald nach 2 Uhr früh sah man ihn aufoffener Straße mit mehreren Leuten, die vermuthlich auch schonin den Wirthschasten mit ihm zusammen gewesen sind, inStreit, der vor dem Hause Bergmannstraße Nr. 105 einen heftigenCharakter annahm. Bauer erhielt plötzlich»nit einem spitzenTaschenmesser einen Stich in den Hals, der ihm die Schlagaderdurchschnitt. Man brachte ihn zu dem im Hause Nr. 104»voh-nenden Masseur Lange, der ihm die erste Hilfe bringen sollte.Der Gestochene gab aber schon»ach wenigen Minuten seinenGeist auf. Der Stecher, ein Hausdiener aus der GneisenaustraßeNr. 81, suchte zu entfliehen, wurde aber festgenomnien und heulemorgen der Kriminalpolizei zugeführt. An dem Streite ist derErstochene nach dem Ergebniß der bisherigen Ermittelungen nichtunschuldig.Eine Radaunacht. Zu tumultuarischen Szenen kam es,wie uns ein Berichterstatter mittheilt, in der Nacht zun, Sonntagin der Gollnowstraße. Gegen VjlO Uhr abends passirten dreiGefährte des in der Brunnenstraße wohnenden Fuhrwerks-besitzers Grundmann den oben erwähnten Straßenzng. An derEcke der Gollnow- und Landwehrstraße standen mehrere Männer aufdem Fahrdamm, die trotz Zurufs des das erste Gefährt leitendenHerrn G. nicht auS dem Wege gingen. Sie hielten vielmehr das