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Dienstag 15. April 1930

Unterhaltung und Wissen

Beilage des Borwärts

Mandeville- der Auffchneider Gute und schlechte Sänger

Uns allen ist in Erinnerung geblieben, welch ein großer Lärm sich erhob, als plöglich ruchbar wurde, daß Karl Man, der große Reiseschriftsteller, alle seine Reifen nur in der Phantofie gemacht haben sollte, daß alle Erlebnisse seiner Bücher nur" erbichtet wären. Man nahm es ihm sehr übel, besonders weil er sich stets als der große Reisende hingestellt hatte. Doch auch Kal May ist nicht ohne Borgänger.

Bor nahezu 600 Jahren lebte in Belgien   ein Mann, der es fast nach besser verstand, abenteuerliche Reisegeschichten zu erdichten, Sein wirklicher Name war Jean de Bourgogne und er war als Arzt in Lüttich   gewesen. Als Schriftsteller aber nannte er sich John Man­ deville  . Jahrhundertelang war man des festen Glaubens, daß seine Erzählungen alle auf Wahrheit beruhen und daß die Welt wirklich fo ausfähe, wie er sie schilberte. Die Bilder wurden ursprünglich in französischer Sprache geschrieben, dann aber pon dem Verfasser felber ins Englische  , Lateinische und Deutsche übersetzt. Die Wahr heit dürfte sein, daß er mirklich verschiedene Länder gesehen hat und auch in Aegypten   gewesen ist, in seinem Buche aber nimmt alles ganz andere Dimenfionen an, er ist einer von den ganz großen Ausschneidern, die Weltruhm erlangt haben.

Es ist sehr fesselnd, in diesem alten Buche zu blättern und zu hören, was dieser englische Baron Mandeville" alles erlebt haben will. Er erzählt, er märe in der Büfte gewesen, in der der Turm zu Babel noch heute stände; er hätte ihn von fern gefehen, aber nicht nahe herantommen tönnen, da die Wüste wimmelte von Drachen und anderen giftigen Tieren. Besonders hübsch sind die Geschichten, die er von dem Vogel Phönig berichtet, Im Innern Aegyptens   würde von den Priestern alle 500 Jahre ein Altar er­baut, auf den sie Schwefel und andere brennbare Stoffe legten. Dann täme der Phönig geflogen, zündete selber ein Feuer an und verbrenne sidh; am nächsten Tage fänden die Priester in der Aiche  eine Schlange, am Tage barauf wäre aus der Schlange ein Bogel geworden, doppelt so groß wie ein Adler, und mit schimmerndem Gefieder. Das war der neue Vogel Phönig, der dann am dritten Tage wieder feines Weges flog, um erst nach abermals 500 Jahren zur neuen Verbrennung zurückzukehren, denn so lange währte sein

Leben.

In Aegypten   hatte Mandeville auch Aepfel   vom Baum der Er. femutnis gesehen. Wenn man sie durchschnitt, zeigte sich in ihnen ein Bild des Erlösers. Auch auf dem Berge Sinai   trugen fich felt same Dinge zu. Zu den Mönchen des dort stehenden Klosters tamen Raben mit Oliven im Schnabel geflogen, die sie den Mönchen brach ten, damit diese aus den Oliven Del für die heiligen Lampen pressen sollten.

Mandeville berichtet, Titus hätte Berufafem nur deshalb jer­stört, weil die Juden Christus gefreuzigt hatten, und um fie 311 strafen, perfaufte er sie als Slaven für dreißig Silberlinge, die gleiche Summe, für die Judas   den Herrn verraten hatte,

Das Lote Meer ist diesem Reisenden im Lande der Bhantaften ein besonderer Gegenstand des Staunens. Dieses Meer ist so felt.

Bo

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sam, daß eine Feder in seinem Wasser untersinkt, ein Stück Eisen sam, daß eine Feder in seinem Wasser untersinkt, ein Stück Gisen aber an der Oberfläche schwimmt. Auch wachsen an den Ufern des Toten Meeres   Früchte, die wie Aepsel aussehen. Schneidet mon sie aber durch, so find fie innen voll Asche und Schwefel, und das ist ein Zeichen dafür, daß die blühenden Städte, die einst hier lagen, So­dom und Gomorrha, den Weg der Berdammnis gegangen find, Das Meer an der südafrikanischen Küste kocht, so daß kein Fisch darin leben fann. Fällt ein Mensch hinein, so ist er gleich verbrüht. Seltsam ist auch, daß auf dem Berge Ararat   noch immer die Arche Noah steht, die man bei flarem Wetter aus sehr weiter Ferne sehen fann. In Arabien   hat Mandeville Täler getroffen, deren Seiten mit goldgefaßten Diamanten besetzt sind. Ehe man aber dorthin tommt, muß das Schiff an dem berühmten Magnetberg vorbei, der alle Nägel aus den Blanken zieht. Auch ist das Diamantental poll von Löwen   und Elefanten, und es gibt dort Ratten, die so groß sind wie große Hunde,

In Malarbar aber ist das Allerwichtigste zu finden, nämlich die " Quelle der ewigen Jugend" Das Wasser dieser Quelle hat einen wunderbar würzigen Geschmad, und jeden Tag hat es einen neuen Duft und eine andere Farbe. Wer dreimal auf nüchternen Magen von diesem Waffer trintt, wird, von allen Krankheiten geheilt, wieder jung. Diese Quelle entspringt dem Garten Eden.

Auf Java steht ein Königsschloß, dessen Treppen und Fenster aus purem Silber und Gold sind. Das Merkwürdigste aber sind die Bäume auf dieser Insel, die Fleisch, Honig und Wein tragen. Es gibt aber auch Bäume, von denen man Gift erntet. In der See schwimmen große Fische, und wenn der König an das Uljer fommt, Schwimmen die Fische heran und machen ihm ihre Reverenz. Dort schwimmen die Fische heran und machen ihm ihre Reverenz. Dort sind auch so große Schnecken zu finden, daß die Menschen in den Schmedenhäusern wohnen tömmen. Das Merkwürdigste auf Java Schmedenhäusern wohnen können. aber ist der See, der sich aus den Tränen gebildet hat, die Adam und Eva nach ihrer Bertreibung aus dem Baradies geweint haben. Dieser See wird von Drachen und Krokodilen bewacht. Auf Java gibt es auch sehr seltsame Menschen, manche haben einen Hunde­topf, andere nur ein Auge auf der Stirn, aber sie sind von unge heurer Größe. Manche haben auch ein Auge in der Schulter, andere mieder eine so lange Unterlippe, daß sie sie beim Schlafen wie einen Sonnenschirm spannen können. Daß die Ohren bis auf die Knie hängen, ist nichts Ungewöhnliches.

Mandeville traf bei feinen Reifen auch auf Insein, die zweimal im Jahre Sommer und zweimal Winter haiten; auch begegnzte er einem Liliputvolt, dessen Angehörige nicht größer waren als zwei­jährige Kinder.

Mandevilles Buch, das den Titel hat Reisen und Entdeckun­gen", gehört zu den meistgelesenen Schriften des späten Mittelalters und wahrscheinlich trug dieses Buch dazu bei, die Luft an Reisen und Entdeckungsfahrten zu meden. Biele spätere Schriftsteller, wie zum Beispiel Swift in seinen Gullivers Reisen", haben aus dieser ergiebigen Quelle geschöpft.

Friedrich Zobel.

Hermann Horn: Das Wrack

Als es schon dem Morgen zuging, tam Beter zu dem Leicht­anatrojen. Bud her", sagte er, fannst du das Feuer dort nicht sehen?" ach ja", erwiderte der Angesprochene, und gewahrte ein rotes Bünttchen in der Nacht glühen, bas auf und nieder soymantte, denn es mar mun ganz still geworben und hohe Dünung rüttelte das Schiff stärker denn je.

-

,, Und da is noch eins", begann Peter von neuent, unb zeigte nach einem grünen Licht zur Linken.

Die fommen auch in der Stille nicht weiter.-u regt sich aber auch fein Haudh."

Ja", erwiderte der Leichtmatrose, unb hordhte in bie Nacht, bis plöglich das Schiff überholte, erst nach rechts tief abwärts, dann nach links. Im Mannschaftsraum und in der Kajüte raffelte bas Geschirr, und man hörte eine Blechschüssel fallen und über den Boden rollend alle Bewegungen mitpoliern.

Als dies wilde Schlängeln wieder aufgehört hatte, richtete sich ber Beichtmatrofe plötzlich auf unb foarfchyte."

Es war, als rinne vor ihnen Waffer aus der Luft plötschernd auf die Meeresfläche.

Und nun jaben sie bicht neben sich auf ber Höhe eines Dünen hügels etwas riefig Dunties wie einen ungeheuren Fisch auftauchen und langsam wieder verschwinden.

regung.

Bas war das?" fragte Karl, ber Leichtmatrose, bleich vor Er Ich meiß nicht Junge, das muß' n Brad sein! Gott   ver­bamun mich, med den Alten hal die andere Bache on Ded die Borlud auf, daß mir an die Fenders kommen! Wenn es wieder.

-w

tömmt, haut es uns in Etüden.*

Der Leichtmatrose sprang mit beiben Füßen in die Höhe, wie ein aufgeschreckter Hafe aus der Sasse saust, brehte sich, und war gleich darauf in der halbbunklen Rajüte, wo es von Uhren tickte. Rapitän!" rief er. Kapitän-!" Was is

' n Brad

Das is?"

Er jah noch den Schiffer von Sofa auffpringen, dann jagte er schon wieder nach vorne, brüllte ins Logis: An Ded alle an Ded!" hörte sich gleich darauf die Keile von der Borberlute schlagen, warf Eisenstangen umher und riß die geteerte Leinwand von den schweren Bohlen, die ihm der Segelmacher mun schon ab­heben helfen fanite.

Er griff in den bunten Raum hinab, fühlte fogleich die Hölzer mit den Striden und war zwei über die Schulter und schleppte fie Dapon.

Das Ded war voll von Leuten, die in Unterhosen und im Hand im Zwielichte des Morgens mit ängftlichen Fragen umher­jchwankten.

Fenders aus der Borlud!" schrie er ihnen zu. ,,' n Wrad dicht bei an Backbord!"

Er ließ eines der runden Holzstücke über Bord und machte es an feinem Stride fest.

Beter hatte alle Braffenbündel aufammengefchnürt und hing fie über Bord, und der Schiffer stand dabei und stotterte: Wa wa mas macht ihr da

Der Matrafe jah nach, ab auch die Taubündel so tief hingen, um bei einem Zusammenstoße den Druck auf die Planten zu mila dern, und strich sich den Schnurrbart.

Wo

Es war bicht bei auf der Dinung", antwortete er dem Stapitän. ich fann nichts sehen!" Es war' n ganzes Schiff", antwortete Beter, es muß auf ber Babung treiben, da fömmt's all wieder! Fig die Fenders Die Genbers!"

Da tam die schwere, bunkle Masse wieder hoch oben auf dem nächsten Dünenhügel und schaufelte zu ihnen vorüber.

Ihr Schiff holte jetzt gewaltig über, daß das glatte Basser bis an den Rand der Reling stieg, und taumelte langsam von dem schwarzen Ungeti meg, das ihnen nachgeschwonumen fam, wie ein bürres Blatt auf stummem See dem anderen nachtreibt.

,, Es fpielt mit uns", sagte Peter aufatmend, und wenn wir näher an Band wären, fönnten mir ein hübsch Stück Geld machen." Der Schiffer schüttelte mit dem Kopf und sah auf das Brad hinüber, bas faum fünfzehn Meter von ihnen schwamm und mun deutlich sichtbar murbe, denn der Himmel hatte sich mit meitglänzen ben Wellen rostbrauner Woffen überzogen, die das fahle Licht der Nacht begleiteten, das aus der Nacht über die grauen Wasser glitt. Mit dem Morgen gewahrte man auch rechts und links die hoben, fast noch dunklen Segelmaisen von Schiffen, deren eines ge= rabe auf einer Dürung feinen schlingernden Tanz aufführie, als tehre es trunten van nächtlichen Ausschweifungen heim.

Das Brad aber lag mit zerschlagenen Relingen tief gebettet, und seine Masten waren aus dem Ded gebrochen. Man sah das Waffer in seinen offenen Luten spielen und wie bei einem Flosse über das geborstene Ded quellen.

Mitunter drängte es in Strahlen aus Deffnungen des Adhter beds, wenn die Dünung den schweren Bau aufhob, und es war traurig und einfam anzuhören, wenn es aufs Meer hernieder.

plätscherte.

Es blieb immerau ein Wellental breit seitwärts und machte ernster, stiller ihre Bewegungen auf der Dünung mit.

Ein australisches Schiff ist gegen so' nen alten Kasten gerannt und bis auf zwei Mann erimunten. Ileber taufend waren an Bord", fagte Beter. lnb jedes Kriegsschiff muß so' n Wrad in Stüde  fchießen."

Dann sah man auch, daß das Ganze einft mit blauer Farbe gestrichen gewesen war, und sie meinten, es sei wohl ein Norweger der Bauart mach. Mit dem Tage fonnte man auch am hed den Namen Autofagasta" lefen, aber feinen Hafen dabei.

Die Autofagasta" ist's", sagte Beter, und plöglich stand Jan, ein anderer Matrose des Schiffes, mit bleichem Geficht neben ihm und sagte: Dann ist sie von Christiania   und vor zwei Jahren von Guate­ mala   mit Zedernholz fort. Ich hatt' einen Bruder auf, er is nicht wiebergekommen."

,, Gott   verdamm mich", sagte Peter, bas Meer ist' ne bannig große Taffe. Wenn du daraus trintft, tömmst nicht mehr raus!" Später befahl der Schiffer, ein Boot flor zu machen und aus­zusehen. Sie spannten Troffe und ruderten das Schiff von bent un beimlichen Gaste weg.

Wenn uns der Lenz außer Frühlingsgrün und Blütenpracht noch die lange vermißten Gänger beschert, ist es den meisten Natur­freunden der höchste Genuß, in Wald und Feld dem vielstimmigen Bogeltonzert zu lauschen, als dessen Brimadonna seit undenklichen Seiten die Nachtigall gilt.

Für denjenigen, der sich eingehend mit Vogelgesang beschäftigt, ist es tein Geheimnis, daß nicht allein der Wohllaut des Gesanges oder des Schlages, sondern auch die Melodien der Lieder höchst verschieden sind. Ja, man kann den Gesang ein und derselben Art unter Umständen nach Gegenden unterscheiden, so daß man von verschiedenen Dialekten in der Bogelsprache reden tenn. Das Lied des Bogels ist nicht unbedingt ererbt, es muß zum Teil bei manchen Vogelarten sogar ganz vom Vater erlernt werden, oder aber es bleibt stümperhaft. Ein künstlich ausgezogener Baumpieper, der den Sang seines Vaters nie gehört hat, bringt später das reine Baum picperlied, während hingegen eine junge Nachtigall, ein Buchfint, die nie ihren Vater oder einen guten Artgenossen gehört haben, gewöhnlich minderwertig im Gesang sind. Junge Vögel ohne Vor­fänger lernen von irgend fremben Genoffen, was manchmal ganz schnurrig, aber felten gut flingt. Diese Fähigkeit haben sich die Bewohner des Fichtelgebirges, Thüringens  , des Harzes und anderer Gegenden zunuze gemacht, indem sie Lieder pfeifende Dompfaisen" in den Handel bringen. Unser bekannter Dompfaff, der stattliche, ruhige Bogel mit der roten Brust und der schwarzen Kappe, ist von Hause aus ein Stümper, fernt aber, jung aufgezogen, Liedchen nach­pfeifen, ebenso die Haubenlerche; während Amjel, Star und Häher mit Vorliebe Signale aufnehmen. Da Jungvögel nach dem Winter­aufenthalt meist ihren Geburtsort wieder aufsuchen, um sich in der näheren Heimat anzufiebeln, ist es kein Wunder, daß sich Dertlich­teitsraffen herausgebildet haben. So gilt die rheinische Nachtigall bei den Kennern als die beste. Jenseits der Weichsel  , an der Donau  , in Rußland  , Siebenbürgen  , Polen   usw. lebt der Eprofier oder die graue Nachtigall, so benannt zum Gegensatz zu unserer rostroten. Der Sprossergesang, den viele über das Lied unserer deutschen Sängerin ftellen, ist mächtiger, funstvoller, aber es fehlen ihm die schmelzenden Klagen. In den Grenzgebieten, wo beide Arten aufammenstoßen, gibt es sogenannte 3weischaller, die beider Gesang zu Gehör bringen,

Einen riesigen Unterschied finden wir auch beim Edelfinken, da trifft man ganz elende Stümper und große Meister, die das Renner­ohr entzücken. Diese Unterschiede im Finkenschleg hat leidenschaft­liche Liebhaber herangezüchtet, und man erzählt, daß z. B. in Ruhla  in Thüringen   ein Finfenfreund eine Kuh gegen einen Finken mit cinem bestimmten Schlage eingehandelt habe. Ein sehr beliebter und geschätzter Bogel, dessen Schlag ebenfalls sehr variiert, ist die schwarzföpfige Grasmüde oder der Mönch; da findet man leiernde Bögel, deren Lied nicht viel sagt, andere derselben Art singen so melodisch und feurig, daß es dem Lied der Nachtigall kaum nach sieht. In einem Privatpark unweit meiner Wohnung, gibt es Mönche, welche ganz anders fingen als ihre etwas weiter entfernt hausenden Brüder, eigentümlich melancholisch leierrd, während sonst der Gesang des Schwarzplättchens jubelnd ansteigt.

Daß Bögel, die nidst Originalfänger, und deren Lied sich aus den Gefängen der Nachbarn zusammenfeßt, unterschiedlich fein müssen, ist ohne weiteres zu verstehen. Der Gelbspötter, der erst Mitte Mai erscheint, ist ein wundervoller Imitator, der nur zu­weilen zu viel des eigenen, unsdönen, quetschenden Gefanges unte:= mengt. Aber auch bei dieser Vogelart gibt es große Unterschiebe. Inter   den Spöttern findet man originelle Künstler, die jetzt Nah tigall oder Buchfint vortäuschen, um kurz darauf das Gackern einer Henne pder dergleichen zu bringen. Daß der ewig vergnügte Star in Gefangenschaft Worte und Melodien lernt, ist bekannt, daß er in Freiheit mit Vorliebe den Birofpfiff nachahmt, weiß nicht jeder, und so wird oft von einem Birol in einem bestimmten Garten gesprochen, wo sich gar feiner aufhält.

Blaufehlchen bringen ebenfalls andere Bogelgefänge, dody füllt ihr Lied mur in den frühen Morgenstunden auf, wenn alles noch still ist. Ebenso geht der Gesang des rotrüdigen Bürgers oder Meuntöters, der meisterhaft die Gefänge feiner Umgebung imitiert, im allgemeinen Konzert perloren, fein Potpourrilied ist eben zu leise. Ist auch nicht jeder Bogel ein Meistersänger, im Chorus des großen Freitonzertes mirten doch alle Stimmen auf uns Menschen. Was wäre der schönste Lenzorgen mit Blütendust ohne Vogel­Franz Fuchs. gesang?

Vorgeschichte einer Seldmark

Bei der Wishing Federtitz bei Radeburg  ( Kreis Jerichow 1) wurden beim Tiefpflügen öfter vorgeschichtliche Fundstellen ange= schnitten und zerstört. Die Rettungsgrabungen, die die Landes­anstalt für Borgeschichte, Halle, ausführte, brachten interessante.Er­gebniffe über die Vor- und Frühgeschichte dieser Feldmark. Sie zeigten, daß hier neben zwei nie versiegenden Quellen seit der frühesten Borzeit Siedlungen bestanden haben.

Die ältesten Funde sind einzelne bearbeitete Feuersteinstücke aus der mittleren Steingeit( von 10 000 bis 4000 v. Chr.). Aus der jüngeren Steinzeit wurde eine Gehöftanlage mit drei Herdstellen freigelegt. Der Unterbau des Hauses bestand aus einer Packung von Findlingen. Aus der frühesten Bronzezeit stammt ein einzelner Grabfund mit drei Gefäßen. Die jüngere Bronzezeit wird durch acht Leichenbrandurnen mit schören Beigefäßen vertreten, die auf dem ganzen Gelände perstreut gefunden wurden. Aus der frühesten Eisenzeit stammt eine größere, mit Steinen umftellte Grabandage in der Nähe der einen Quelle. Daran schließt sich ein größerer mesbgermanischer Friedhof der Früh- und Mittelatènezeit. Hiervon murden 87 Gräber untersucht. Aus derselben Zeit wurde auch eine Hausanlage aufgebedt.

Als Fremdlinge treten im letzten Jahrhundert v. Chr. drei oft­germanische Brandschüttungsgräber auf. Es handelt sich um Be­stattungen oft germanischer Stämme, die aus Ost­deutschland tommend im letzten Jahrhundert v. Chr. im mittleren. Cibgebiet auftreten und dann nach Südwestdeutschland   abwandern, mo fie gemeinsam mit anderen westgermanischen Stämmen am Rhein   in den Kämpfen gegen Cafar teilnehmen, Aus dem ersten Jahchundert nach Chrifti Geburt stammen nur einige vereinzelte Funde; dann hört die germanische Besiedlung auf. Zahlreiche[ la- wische Gefäßreste, auf einer größeren Fläche zerstreut, zeigen, daß auch die in das leergeworbene Gebiet eingewanderten Slamen hier an einer größeren Siedlung saßen. Bei der Kolonifierung des Oftens wurde das Dorf wieder deutsch   und bestand als deutsches Dorf bis in das fpäte Mittelalter hinein, wo es mit vielen anderen Dörfern müft wurde.