Orchester und Dirigent, alles wirkt hier zufammen zu einem wahr haft überwältigenden Gesamteinbrud.( Kleine Zwischenfrage: wo sind die versprochenen Volkskonzerte unter Furtwängler geblieben?) Zwei Beethovensymphonien Sonntag mittag und Montag abend, dazwischen Sonntag abend Don Giovanni ": unter der nicht nur physischen Ueberanstrengung, die dies Zusammentreffen dem Dirigenten zumutet, hatte vielleicht die Oper ein wenig zu leiden. Aber eindringlicher als durch das Zufallsspiel dieser Gegenüberstellung ließ sich nicht dartun, wie hoch der Konzertdirigent Furtwängler , in der Meisterung des Apparates und der Situation nicht nur, sondern in der geistigen Beherrschung seiner Welt, den Konzertdirigenten überragt. Wer das beste für Berlin und für die Musik will, der muß wünschen, daß der große Musiker ganz auf sein ureigenstes Gebiet beschränkt bleibe. Wer das beste für Furtwängler will, der kann ihm nicht eine Tätigkeit wünschen, für die es Berufenere gibt. Klaus Pringsheim .
Unehrliche Arbeitsgerichtsbeamte.
Leute fonnten auf ihre Gelder lange warten.
Tomas si mod lite 150
Es hat immer etwas Peinliches, wenn man Justizbeamte auf| menten, die man bei Ohnmachtsanfällen der Arbeitsgerichtsbesucher der Antiagebant sieht. Vor dem Schöffengericht Berlin . brauchte, zum Ankauf von Zeitungen und dergleichen mehr. Als mitte hatten sich jetzt der Justizoberfekretär D. und der Juffiz- aber eines Tages die Existenz dieses Fonds bekannt wurde und amtmann&. vom Arbeitsgericht zu verantworten. Die Verfehlungen, man der Sache auf den Grund ging, stieß man auf die 78 M., die die ihnen zur Cast gelegt wurden, liegen bereits 5 Jahre zurüď. der Angestellten ausgezahlt worden waren. So fam man auf die Verfehlung des Justizobersekretärs; es ergaben sich auch zwei weitere ähnliche Verfehlungen.
Der Junge Chor" in der Gingakademie sezahlt worden. Das junge Mädchen kam zum Arbeitsgericht, um
In dem gewählten und interessanten Frühlingsprogramm des jungen Elitechors gab es eine Reihe von Erft- und Uraufführungen. Unter den letzteren das französische Komm mein Liebchen" mit dem feinen, eleganten Satz von Heinz Thiessen, dem fünstlerischen Leiter der höchst disziplinierten Schar, ein Stückchen echtesten Rofofozaubers, und Klaus Bringsheims heute allbekanntes ,, Arbeiterlied" für gemischten Chor( ohne Trommeln) gesetzt; fie ertönten in musterhafter Interpretation. Der tertliche Aufbau des letzteren war ein Meisterstück, ließ aber die musikalisch- elementare Wucht etwas vermissen, die übrigens auch mehr der anderen Fassung für Männerchor mit der so charakteristischen Trommelbegleitung eignet, als dieser mit dem überaus hoch gesetzten Sopran. Eine höchft begrüßenswerte Bereicherung der Chorliteratur bringt sodann die Sonnenhymne" von Mussorgiti, von Alfred Guttmann auch tertlich sehr wirkungsvoll bearbeitet. Dieser dem ,, Boris Godunom" entnommene Volkschor mit seiner völkerverbindenden Tendenz hat alle
Der 38jährige Justizobersekretär B. war angeklagt, sich in drei Fällen der Unterschlagung schuldig gemacht zu haben; der 52jährige Justizamtmann K. der Begünstigung und Unter= schlagung in je einem Falle. Die Verfehlungen waren in redyt cigentümlicher Weise ans Tageslicht gekommen. Für eine junge Angestellte waren vom Arbeitgeber auf dem Vergleichsweg 78 M. cinsich das Geld auszahlen zu lassen. Zuerst hieß es, B., der das Geld auszuzahlen hatte, sei frank. Als sie wiederfam, verweigerte man ihr den Namen des Beamten, der mit der Sache zu tun hatte. Schließlich waren die Aften weg. Das Mädchen wurde immer dringender. Sie drohte mit Veröffentlichung in der Presse. Da zahlte ihr der Justizamtmann K. die 78 M. und gab ihr noch 2 M. als Fahrgeld dazu. Der Vorgesetzte, der die Schuld seines Untergebenen beglich, entnahm aber das Geld einem besonderen Fonds, eines Fonds, der nirgends in den Büchern geführt wurde und von dem eigentlich niemand etwas ahnte. Er wurde aus den Mietgeldern gebildet, die das Varietéschiedsgericht für den Sigungsfaal im Arbeitsgericht zahlte. Das Geld wurde nach Gutdünken des Justizamtmanns zur Beschaffung von Kränzen bei Todesfällen der Beamten, zum Ankauf von Medika
Eine Firma hatte Vergleichsgelder in Höhe von 120 m. für einen gewissen G. eingezahlt. Dieser war nach Amerika gereift, bat, daß man ihm das Geld nachschicke, und erhielt keins. Statt dessen famen Briefe vom Justizobersekretär, in denen es hieß, das Geld würde zwangsmäßig eingetrieben, das Postschecktonto des Beklagten würde gepfändet werden usw. In Wirklichkeit befand sich das Geld bereits in Händen des Justizoberfefretärs. So ging es zwei Jahre lang. Dann hieß es plöglich, der Gerichtsvollzieher habe das Geld endlich eingetrieben, es sei abgeschickt. G. hat es jedoch nie erhalten. Und schließlich der dritte Fall: Für einen jungen Menschen wurde die Vergleichssumme von 50 M. eingezahlt. Sie sollte auf seinen Wunsch an seinen Bater geschickt werden. Drei Wochen waren hin, das Geld war nicht da. Es sei versehentlich nach Breslau gegangen, sagte der Angeklagte und erst nach drei Wochen als unbestellt zurückgekommen.
Das Gericht verurteilte den Justizobersekretär wegen Untreue in drei Fällen zu drei Monaten Gefängnis und sprach den Justiza amtmann frei. In der Tat eine peinliche, eine sehr peinliche Sache, Justiz beamte auf der Antlagebant zu sehen.
cupa wie die ber,„ Brüber, der Comme earthchaft auf eine Beliebtheit Auch eine Maidemonstration. t. Golange die republitaniſchen Fronttam pier in tefsanes
der ,, Brüder, Sonne entgegen". Für
Gegen Gewerkschaften und Sozialdemokratie! Selbstverständliche Voraussetzung der Demonstration am 1. Mai, zumal einer eindrucksvollen Kundgebung im Sinne des Internationalen Arbeiter- und Sozialistentongresses zu Paris , war und ist die ideelle und organisatorische Einheit der Arbeiterschaft. Der Mostauer Spätling von Arbeiterorganisation, der die Einheitlichkeit der Arbeiterbewegung vielfach zerrissen hat und sie weiterhin zu zerstören sucht, der feine einzige Aufgabe darin sieht, die Verbände der freien Gewerkschaften und die Sozial demokratische Partei fortgesetzt zu schmähen, zu beschimpfen und zu verleumden und die alle Grundbegriffe der Arbeiterorganisation
Franz ergriff Festredner Otto Hörsing Frontkämpfer im Reichsbanner gemeinsam mit der republikanischen Jugend auf der Wacht seien, werde die De motratie feststehen. Gerade jetzt müsse das Reichsa banner zeigen, daß die Einheitsfront der Republikaner unerschüiterlich ist. Die Reichsbannerleute müßten zu allen Zeiten gute Kameradschaft halten. Dann spielte das Musikkorps den Marsch „ Der Trommler der Republik", den der Neuköllner Reichsbannermann Streh I komponiert und dem Bundesvorsitzenden gewidmet hat. Unter starkem Beifall wurden die Originalnoten dem Bundesvorsitzenden übereicht. Rezitationen Beierles schlossen sich an.
erzieherische Wirkung, die von Heinz Thiessen ausgeht, der nur da und dort etwas den freien Musikanteninstinkt vermissen läßt, mar ein prachtvolles Beispiel Die hundert Männer" Hermann Scherchen , die hier, bei dieser tiefsinnigen und einschneidenden Ausdeutung ein ganz anderes Geficht bekamen. Von den eigenen Kompofitionen Thiessens aus dem Frühlingsmysterium" erzielte vor allem der rassige Arbeiterrhythmus" mit Recht wieder begeisterte Anerkennung. Den klassischen und volkstümlichen Teil verband solistisch die solide, für das Graziöse augenscheinlich begabte Pianistin Eda Harich Schneider, den modernen Teil machte Hans Eislers Duo für Violine. und Bioloncello( Ortenberg und Nowogrudsky) keineswegs mertvoller. Das ausgesprochene Talent Eislers für die Chorhöhnende ,, revclutionäre" Theorie von den klassenbewußten schlagen und dadurch das rechte Auge erheblich verletzt wurde. Er
tomposition weicht hier einer sterilen, vergrübelten Problematik, die nicht einmal handwerksmäßig auf sehr festen Füßen steht. H. M.
Gräber eines unbekannten Volkes. Wie aus Basra berichtet wird, haben amerikanische Archäologen in den letzten Monaten umfangreiche Ausgrabungen auf den Bahrein Inseln im Persischen Golf unternommen. Sie entdeckten geheimnisvolle Gräber eines bisher unbekannten Volkes, das seine Stammeshäuptlinge zusammen mit dem gesamten Haushalt zu begraben pflegte. Die Untersuchung der Grabhügel hat er geben, daß diese regelmäßig vier Schichten enthielten. In der ersten Schicht lagen die Stlaren und Diener des Haushaltes, in der zweiten Schicht die Kamele, Gsel und Pferde, in der dritten Schicht der Häuptling selbst und endlich zu oberst die Frauen des Häuptlings. Die Untersuchung der Grabhügel förderte u. a. auch Reste einer Schrift zu Tage, die man jedoch bisher noch nicht entziffern fonnte und die zweifellos vorarabisch ist.
Der russische Dichter Wladimir Majakowski hat, wie aus Moskau gemeldet wird, Selbstmord begangen. Die Gründe dafür find in Dunkel gehüllt. Majakowski mar fein franker Mensch, sondern
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llnorganisierten" aufgestellt hat, diese Spottgeburt von Arbeiterpartei erblickt auch am 1. Mai teine andere Aufgabe, als die Bekämpfung der Maidemonstration der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften.
Durch ihr provokatorisches wüftes Treiben gegen die Mai demonstrationen der Gewerkschaften hatte die KPD. das vorjährige Demonstrationsverbot herausgefordert und im weiteren Berlauf ihres unfinnigen Treibens die Opfer verschuldet, mit denen fie jetzt noch parteipolitische Geschäfte zu machen sucht. Seit Monaten, so heißt es heute in der ,, Roten Fahne", habe die KPD . ihren Maffenaufmarsch" am 1. Mai angekündigt, um 12 Uhr mittags, und nun mage(!) es die Sozialdemokratie, zu einer sozialfaschistischen" Demonftration am 1. Mai um 1 2hr mittags im Custgarten aufzurufen! Die Gernegroße, die aus der KPD. noch nicht hinausgeworfen sind, möchten also, daß die Sozialdemofraten sich unter ihr Kommando stellen. Darauf, können sie allerdings lange warten.
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Sozialdemokratie und Gewerkschaften werden dafür sorgen, daß unsere Maidemonstration nicht gestört wird. Daß sie nicht die geringste Neigung, noch gar die Absicht haben, die kommunistische Sonderdelegation zu behelligen, weiß die KPD . ganz genau. Sie werden die ,, roten Hunderttausende" unter sich lassen, aber auch zu verhindern wissen, daß die KPD. unsere Demonstration, belästigt und schifaniert".
Einige Nationalsozialisten versuchten die Feier zu stören. Sie murden aus dem Saale gemiesen. Einer der Ruhestörer schlug dabei auf den Berichterstatter des Vorwärts" ein, dem die Brille zers mußte zur Unfallstation gebracht werden, wo ihm erste Hilfe zu Teil wurde.
Mißtrauen der Mieter.
Gegen den Vertreter der Hausbesiterpartei Dr. Bredt. Der Landesverband Preußen im Reichsbund Deutscher Mieter nahm auf seiner Tagung in Halle eine Entschließung an, in der er mit lebhaftem Bedauern feststellt, daß das in Fragen des Mieterschutzes ausfaylaggebende Amt des Reichsjuftizministers mit einem Vertreter der Hausbesitzer partei, der sogenannten Wirtschaftspartei besetzt worden sei. Die deutsche Mieterschaft habe zu dem Reichsjustizminister Profeffor Dr. Bredt nicht das Vertrauen, daß er die Interessen der Mieter bei der Behandlung der Fragen des Mieterschutzes hinreichend berücksichtigen werde, zumal er gerade jezt mit einer einseitigen Kampffchrift über„ Die Wohnungszwangswirtschaft" im Inter esse des Hausbesizers an die Deffentlichkeit getreten sei. Die organifierte Mieterschaft Preußens werde die Maßnahmen des jetzigen Reichsjustizministers mit besonderem Mißtrauen beobachten und gegebenenfalls gemeinsam mit der Mieterschaft der anderen Lärder die notwendigen Kampfmaßnahmen ergreifen.
Bombenexplosion. In der Wohnung des fürzlich zurück explodierte eine Bombe. Der Anwalt wurde dabei leicht verletzt.
fräftig wie ein Hüne. Er war der Liebling der führenden kommu- Gründungsfeier des Neuköllner Reichsbanners getretenen Anwalts des städtischen Bahlausschusses von Chicago
nistischen Parteifreije. Sein Tod ist ein neues Glied in der Kette der russischen Literatenselbstmorde. Majakowski hinterließt einen Brief an die Vertreter der Sowjetregierung, der später veröffentlicht werden soll.
Die Familie Crommelynd beschwert sich darüber, daß ihr Name falsch gedruckt wurde. Der Dichter des Gewaltigen Hahnrei" zeichnet das Ende seines Namens mit einem d, nicht mit cg, wie irrtümlich im gestrigen ,, Abend" gedruckt war.
Hofflede de Groof, der holländische Kunstgelehrte und ehemalige Direktor der staatlichen Gemäldegalerie, ist im Alter von 66 Jahren im Haaa gestorben. Dr. Hofstede de Groot promovierte an der Universität Leipzig. Er hat u. a. in Deutschland als Kunstkritiker und Kunsthistorifer viel mit Wilhelm v. Bode zusaminen gearbeitet.
Störungsversuche nationalsozialistischer Burschen.
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Der Ortsverein Neukölln des Reichsbanners Schwarz Rot Gold feierte in der Neuen Weit mit einer gut gelungenen Veranstaltung seinen sechsten Gründungstag. Nad) Konzertvorträgen des Musikkorps Reichsbanner Neukölln, marschierten die Fahnendeputationen unter stürmischen Ovationen in den Saal. Backend sprach der Sprech chor für proletarische Feierstunden unter Leitung von Albert Florath und Mitwirkung von Heinrich Witte die Sprechchorsymphonie Sinan, vorwärts, hinan!", von Goethe. Alfred Beierle sprach Verje von Karl Bröger . Nach der Begrüßungsansprache des Borsitzenden
Das Lied vom braven Mann. Das preußische Staatsministe rium hat durch Erlaß vom 17. Februar 1930 dem Feuerwehrinann Dito Eichler, Feuerwache Friedenau, die Rettungsme= daille am Bande verliehen. Feuerwehrmann Eichler hat am
28. August vorigen Jahres den beim Brande Kurfürstendamm 178
durch Rauchvergiftung bewußtlos gewordenen Oberfeuerwehrmann Schiffmann unter Einsegung seines Lebens vor dem Verbrennungstode gerettet.
Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin : Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch bruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co.. Berlin SW 68. Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.
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