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Beilage

Dienstag, 15. April 1930

DieHalsentzündung Wenn man

Entstehung, Kennzeichen, Behandlung

Eine der häufigsten Infektionskrankheiten, die die gemäßigte Zone tennt, ist die Halsentzündung, deren Erreger unter den ver­schiedensten Formen von Kleinlebewesen gefunden werden. Punkt­förmige Kotten und kurze, dicke, stäbchenförmige Bakterien findet man im Ausstrich des Rachenschleims neben forfzieherartig ge­wundenen Spirillen. Bei einer bestimmten Art der Erkrankung, der Plaut- Vincentschen Angina, lassen sich neben den Spirillen noch massenhaft an den Enden zugespitzte Bazillen feststellen. Die Bezeichnung Halsentzündung" führt den Laien eigentlich irre; nicht der Hals, der ja aus den verschiedensten Geweben zusammengesetzt ist wie jeder andere Körperteil, sondern nur eine bestimmt: Partie ist erkrankt, und zwar handelt es sich um die rechts und links zwischen dem vorderen und hinteren Gaumenbogen gelegene Man= del, ein drüfiges Organ, dessen Entzündung zu einer derartigen Schwellung führen kann, daß sie fast die Passage verstopft. Das Kennzeichnende dieser Erkrankung ist eben diese Berengerung des Rachendurchgangs, und daher führt das Leiden seine Bezeichnung Angina", die aus dem Griechischen stammt und auf die Berengerung hinweist.

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Der Abend

Shalausgabe des Vorwärt

schwitzt

Das Problem der Schweissbekämpfung

Die Schweißdrüsen, die an gewissen Körperstellen sehr dicht| dunstungsfälte durch den verdampften Fußschweiß, vielleicht auch zusammenliegen, sind Ausscheidungsorgane des Körpers und dienen mancher Lungenspizentatarrh durch vermehrten Achselhöhlenschweiß. der Wärmeregulierung wie auch der Wasserver. Die Menge muß reduziert werden, indem man die Drüse zu dunstung. Die Schweiße enthalten aber auch im Wasser gelöste geringerer Funktion bringt. Was sie trotzdem produziert, muß Salze, die der Körper damit nach außen schafft. Wie beim Urin nach außen geschafft werden und sich nicht stauen. werden abgebaute Körpersubstanzen mit den Schweißen nach außen geschafft, verdampft oder an der Austrittsstelle fondensiert und niedergeschlagen.

Schweißgeruch ist der Geruch, der sich zusammenfeßt aus dem Geruche des mit dem verdampften Wasser flüchtigen Ester, aus dem an den Austrittsstellen niedergeschlagenen Gemisch von Fettsäuren und fettfauren Salzen. Sie bedingen den spezifischen Körpergeruch und auch dann, wenn sie durch Reinlichkeit" nicht prägnant hervortreten, so sind sie doch so stark, daß der geruchs­geübte Hund daran Witterung nehmen kann.

Die Schweißdrüsen können bis zu einem gewissen Grade vom sympathischen Nervensystem beeinflußt werden, die bekannte Angst schweißerscheinung, und es liegt deshalb auf der Hand, daß die Hypersefretion( übermäßige Ausscheidung) von Schweiß zum Teil mindestens eine neuropathische( nervöse) Er­scheinung sein kann wie das Erröten.

Die Angina verläuft meistens gutartig, wenn sie auch bisweilen dem Patienten heftige Unbequemlichkeiten verursacht. Das Fieber ist im allgemeinen hoch und bricht ganz plötzlich aus, im Gegensatz zur Diphtherie, zur Rachenbräune, die weniger stürmisch einsetzt, Meist aber ist die vermehrte Schweißabscheidung eine Ursache dafür aber viel gefährlicher ist. Neben dem Fieber besteht Kopf einer Stoffwechselstörung, wobei auf die Haut ein mehr schmerz, und die durch die Mandelvergrößerung hervorgerufenen als ihr normaler Weise zukommender Anteil an der Ausscheidung Schlingbeschwerden sind von Appetitlosigkeit begleitet. Die Man- aufgeladen wird. Es ist diese etwa nicht durch starke Anstrengung deln, der weiche Gaumen und die hintere Rachenwand sind im des Körpers bedingt, sondern durch reduzierte Tätigkeit anderer ganzen oder in Flecken gerötet und geschwollen, die Schleimabsonde- Organe, Nieren und Darm. Deshalb muß bei lästigen Schweißen rung ist verstärkt, und in nicht wenigen Fällen treten weißliche graue erst einmal der Stoffwechsel ernsthaft untersucht und kontrolliert oder schmierige Beläge auf, die von unerfahrenen leicht mit den werden. Bekanntlich treten bei Lungentranten durch Reduk­Belägen der Diphtherie verwechselt werden können. lotion der Lungenausscheidung von Wasserdampf erhöhte Schweiß­Es gibt Menschen, vornehmlich Kinder, die schon bei leichten abgaben ein. Kältereizen, bei scharfem Ostwind oder nassem Wetter sofort eine Angina bekommen oder bei denen die Angina als Begleiterscheinung eines Schnupfens auftritt. So leicht die Angina sich einstellt, so schnell pflegt sie vorüberzugehen, und mur selten greift fie tiefer und führt zur Bildung von Eiteransammlungen unter der Schleimhaut, die dann mit dem Messer geöffnet werden müssen. Wird die Rachenveränderung sehr auffällig, tritt gar eine Kieferklemme auf, so daß der Patient nicht einmal den Mund zu öffnen vermag, zeigen sich bei hohem Fieber Schüttelfröste, dann ist Gefahr im Verzug und es muß sofort energisch vom Arzt ein­gegriffen werden.

Die Vorzugsstellen läftiger Schweiße find Adyfelhöhlen, Fußsohlen und Zwischenzehenräume sowie die Handinnenfläche. Bei den beiden erstgenannten treten überdies durch Kleidung bedingte den beiden erstgenannten treten überdies durch Kleidung bedingte Stauungs- und Verdunstungsbehinderungserscheinungen auf, welche fich nicht nur in einer Geruchsverstärkung, sondern auch in einer Mazerierung( Erweichung, Auslaugung) der Haut äußern.

Bei der Schweißbekämpfung soll von den gerbenden Mitteln ( Formalin , Formaldehyd, Chromsäure, Alaunlösung) so menig mie möglich Gebrauch gemacht werden; denn sie töten die oberste Hautschicht ab und der an und für sich richtige Gedante, eine mider standsfähige Oberschicht zu schaffen, rächt sich funktionell am Ge­webe. Dabei haben Formalin , Alaun, Gerbsäure wenigstens feine Fernwirkungen, sie schaden mur lokal durch Verödung; indes die Chromfäure ein sehr gefährliches Gift gerade für die Nieren dar­stellt, somit Fernwirkungen auslöst.

Calze, Fettsäuren, Ester und Schmug von außen verbinden sich zu einem schädigenden Komplex, der auf die Schweißdrüsen wiederum reizend und funktionssteigernd wirkt und somit im ewigen Zirkel die Tätigkeit der Drüsen ins Unsinnige steigert. Bon den eigenen ships Ausscheidungsprodukten aufgepeitscht, steigert die Drüse ihre Tätig Bei den Leuten, die bei jeder Gelegenheit eine Angina b. feit, und die Ausscheidungsprodukte zerjeßen zunehmend die Körper­tommen, handelt es sich vielfach um eine Abmegigkeit der gesamten fette, so daß die Haut zunehmend zerstört wird. Bom Körperfonstitution. Diese Menschen haben oft eine dauernde Berquälenden Geruch für die eigene und die fremden Nasen nicht größerung der Rachenmandel, die versteckt hinter dem Gaumen­zu reden, wird auch das Schuhwert zerfressen. Das ist eine zäpfchen am Rachendach liegt und besonders häufig bei Kindein Tragödie im Ring: Hyperhidrosis( verstärkte Schweißabsonderung). mit gedunsenem Aussehen gefunden wird. Solche Kinder atmen mit offenem Murde, haben einen manchmal direkt auffällig blöden Gesichtsausdruck, schnarchen laut im Schlaf, find blaß, immer müde, unaufmerksam, und zeigen schwache Leistungen in der Schule. Se haben ewig Schnupfen und sprechen durch die Nase. Da sie wegen der schlechten Durchgängigkeit der Passage zwischen Nase und Luft­röhre schlecht durch die Nase atmen können und daher die Mund­atmung zu Hilfe nehmen, sind sie natürlich Infektionen ihrer Gaumenmandeln viel eher ausgesetzt. Das erste Erfordernis zur Heilung ist in solchen Fällen gesunde Ernährung, Aufent­halt in freier Luft, viel Sonne. Der chirurgische Eingriff kann nur die gröbsten mechanischen Störungen beseitigen und ist oft schwer zu umgehen, ändert aber nichts an der Körperkonstitution. Die Behandlung der Angina ist sehr einfach: Man steckt den Batienten ins Bett, gibt ihm, wie fich das für einen Fieberfranken gehört, nur leichte, weiche Kost, am besten ohne Fleisch und Eier, viel Gemüse und rohes Obst, und macht ihm einen Brießniz. Umschlag um den Hals. Außerdem läßt man alle Viertelstunden mit warmer Salzwasserlösung gurgeln. Statt des Koch­falzes fann man dem Gurgelwasser auch einen Teelöffel Wasser­stoffsuperoxyd oder eine Messerspitze Borag zusehen. Nach wenigen Tagen ist der Fall zur Zufriedenheit aller Beteiligten erledigt. Da die Angina ansteckend ist, soll man gesunde Personen von dem Kranten fernhalten. lleberzärtliche Mütter sollen bedenken, daß Rüffen tein Heilmittel, aber ausgezeichnet geeignet ist, dem Küssen den selbst die Krankheit zu vermitteln.

In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle werden nach der Angina keine Nachwirkungen beobachtet. Doch kann es vorkommen, namentlich, wenn man den Patienten zu früh aufstehen läßt, daß peinliche Nachfrankheiten auftreten, wie Mittelohrent zündung, Nierenentzündung, Herzmuskel- und Herzklappen­erkrankung. Wenn also die Angina auch als Feld-, Wald- und Wiesenkrankheit gilt, so darf man sie doch nicht leichtfertig über­sehen. Die Zuziehung eines Arztes ist schon deshalb dringend emp fehlenswert, weil der Laie nicht ohne weiteres imstande ist, die Angina von der Diphtherie zu unterscheiden, und mit der Diphtherie ist auf keinen Fall zu spaßen. Insbesondere die Folgeerscheinungen der Diphtherie vermögen zu tödlichen Zufällen zu führen. Di phtherieverdacht liegt stets vor, wenn das Fieber verhältnis mäßig niedrig ist, aber die Halsdrüsen stort geschwollen sind, wenn das Kind einen faden, füßlichen Geruch aus dem. Munde hat und die grauweißen Beläge fest auf den Mandeln haften. Hier ist ſtrengste Isolierung wegen der Ansteckungsgefahr erforderlich und ärztliche Hilfe sofort herbeizuholen.

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Ein gutes Mittel, die Beschwerden zu erleichtern und ins besondere das Fieber zu senken, besteht in der Regulierung des Stuhlgangs und der Darmspülung. Ein Abführ­mittel mit darauffolgendem lauwarmen Kliftier schafft eine Menge giftiger Stoffwechfelprodukte aus dem Mastbarm heraus und ändert bas Krankheitsbild in überraschend furzer Zeit in erfreulichem Sinne, sin

Die Zeit der Angina ist besonders das Frühjahr mit seinen start wechselnden Temperaturunterschieden. Die Kinder, bie den Winter in warmen Stuben verbracht haben, find dann nicht ge= nügend abgehärtet und ermischen beim stundenlangen Spielen auf der Straße leicht eine solche Infektion. Mit Rücksicht auf die Folge erscheinungen, die auftreten fönnen, wenn sie auch nicht mit Sicher heit auftreten müssen, sollten die Mütter dieser Erkrankung gründ­Curt Biging. liche Aufmerksamkeit schenten.

Die Befämpfung der Absonderung muß auf sehr breiter Basis erfolgen, indem man erst an die tieferen Ursachen heranzukommen fucht. Nervöse oder Magendarmleiden müssen erst behandelt werden und dann erst soll man versuchen, die Schweiß­drüsen zu beeinflussen, wobei man die Ausführungsgänge offen zu lassen hat. Ralte Füße und Erfältungsfrankheiten durch falte Füße beruhen in der Hauptsache auf einer übertriebenen Ber­

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Kriegsmalaria

Eine umstrittene Versorgungskrankheit Aus den Kriegsbeschädigtenkreisen erhalten wir folgende 3u­schrift:

Nahezu alle Aerzte an den Versorgungsämtern antworten auf die Frage, ob es heute noch Kriegsteilnehmer gibt, die unter den Folgen einer während des Feldzugs erworbenen Malaria zu leiden haben, mit einem energischen und gleichzeitig etwas empört flingenden Nein". Bei näherer Erfundigung, worauf diese Ansicht fich stügt, erhält man den Bescheid, daß nach dem übereinstimmenden Urteil maßgebender Autoritäten auf dem Gebiete der Tropenfrant heiten Fälle von Kriegsmalatia in den Krankenhäusern schon seit Jahren nicht mehr beobachtet werden konnten. Also- so folgern die Amtsärzte, denen die Kriegsbeschädigten zur Untersuchung sich an­vertrauen müffen gibt es auch feine oder faum noch irgend welche rentenberechtigenden Folgeerscheinungen der Kriegsmalaria mehr.

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Das Gegenteil behaupten die Kranten selber. Fast täglich laufen noch Versorgungsanträge bzw. Rentenerhöhungs­anträge bei dem einen oder anderen Versorgungsamt ein, in denen ein Kriegsmalariatranfer Ansprüche wegen seiner Beschwerden stellt. man fann nicht gut annehmen, daß alle diese Anträge fich auf wahrheitswidrige Angaben der Erkrankten stützen. Die besondere Schwierigkeit für die Antragsteller besteht nur darin, ihre Krantheit nachzuweisen, und das ist gerade bei der Malaria oder den damit in Zusammenhang stehenden Leiden alles andere als leicht.

Es besteht bei den Versorgungsärzten ganz allgemein die Tendenz, ihr Urteil über den Gesundheitszustand des Patienten ledig. lich auf den objektiven Befund zu gründen, der sich bei der Untersuchung ergibt. Mit anderen Worten: Was bei der Untersuchung nicht festgestellt oder sonst einwandfrei nachgewiesen mird, gilt als nicht vorhanden. Nun wird es aber wohl niemals| vorkommen, daß ein Malariafronter just zu der Stunde, zu der er zur Begutachtung aufs Versorgungsamt bestellt ist, einen Malaria fieberanfall oder einen Anfall, den er für Malariafolge hält, be­kommt, der den Arzt von dem Vorhandensein seiner Krankheit über zeugen könnte. Bei anderen Krankheitsarten helfen sich die Rente suchenden Beschädigten durch die Beibringung von Attesten, die ihnen von ihren Aerzten ausgestellt werden.

Es ist deshalb flar, daß dabei die energisch gerbenden Mittel ein für allemal ausscheiden müssen und auch Alkohol in einer Konzentration in einer Höhe über 50 Proz. darf nicht verwendet werden, da er sehr start gerbt. Wir müssen vielmehr mit unseren Mitteln bis in die Tiefe der Schweißdrüsen dringen und diese selber behandeln.

Am zweckmäßigsten eignen sich hier die Mittel der Phenolderi­paten, von denen sowohl die Karbolsäure wie auch das Resorcin bei dem großen Umfange der zu behandelnden Stellen noch zu starte Fernwirkungen befizen, indes die Salicylsäure richtig an­gemendet, äußerst vorteilhafte Dienste leisten kann. Man fann bei diesem Anlasse auch zugleich eine bessere Durchblutung des Fußes und eine Hemmung der Schweißzersetzung herbeiführen, indem man sich eine nicht nur geruchperdedende, sondern an sich auf die Drüsen wirksame Substanz zugibt und sich eine Waschflüssigkeit ungefähr folgender Zusammensetzung zurechtmachen läßt: mad

Salicylsäure.. Rosmarinöl

Spiritus ca. 90 Pro3. Rampher synth. Wasser.

3 Gramm

2

100

2

100

Mit dieser Schüttelmiɣtur werden die in Frage kommenden Stellen morgens und abends tüchtig eingerieben und in ganz kurzer Seit wird erst der Geruch verschwinden und dann die Schweiß absonderung langsam abnehmen, bis sie einen erträglichen Grad erreicht hat.

Die Schweißdrüsen werden in teiner Weise geschädigt, sondern nur fomeit beruhigt, daß sie nicht mehr übermäßig absondern. Die Flüssigkeit vermag auch an und für sich durch ihre Zusammen fegung die Zersetzung des Schweißes aufzuhalten und damit eine der Hauptbelästigungen zu beseitigen.

Es ist nun ein Wort über die Trodenpräparate zu sagen, wie sie im Handel sind. Sie dienen zumeist der Aufnahme des Schweißes, mobei aber gerade die start absorbierenden Stärke­puder nicht vermendet werden dürfen, weil sie mit dem Schweiß zusammen einen weiter zersetzbaren und damit reizenden Kleister bilden, und auf der anderen Seite die Talfum puder( fieselsaure Magnesia) ein mur ganz minimes Schweißbindungsvermögen, fomit einen relativ geringen Bert befizen. Einigermaßen noch verwend bar ist die Kombination Tan noform: Taltum 1: 9, ba das Tannoform nur schwach gerbend wirft. Aber sie reichen an eine inftematische Behandlung nicht heran.

Zur Geruchlosmachung hat man kaliumpermanganat und Wasserstofffuperoxyd vorgeschlagen und verwendet. Ich möchte aber hier bemerken, daß sie nicht an die obengenannte Behandlung heranreichen, weil sie den bereits durch Zersetzung entstandenen Geruch durch Drydation zwar beseitigen, nicht aber die Entstehung und die damit verbundene Reizung verhindern können.

Geradezu unangebracht ist dagegen die Bermendung von Geife. Seife, so sehr sie an anderen Stellen am Plage sein mag, hat hier eine eher erhöhende Wirkung, meil fie neue zersetzbare Stoffe zie bringt, die dann die Reizung verstärken. Zum Waschen benuke man deshalb am besten eine Borsäurelösung, nicht Borag.

Die vorstehenden Ausführungen zeigen, daß eine rationelle Betämpfung fäftiger Schweiße mit sehr vielen Traditionen brechen muß und daß sehr viele Anschauungen dringend reformbedürftig Dr. J. R. Spinner find.

Bei der Kriegsmalaria ist ein solcher Schein zwecklos. Ein Obergutachter aus den Kreisen der Versorgungsärzte, der einmal in einer Berufungsangelegenheit gehört wurde, erflärte ganz underblümt, daß er die gesamten haus- und kaffenärztlichen Atteste, soweit sie Malariafälle beträfen, als höchst unzuverlässig ablehne, und in einem vor einiger Zeit gehaltenen Vortrag führte ein Fach

arzt aus,

daß der Mehrzahl der Privatärzte mangels genügender Er-! fahrung überhaupt die Fähigkeit abgehe, die Echtheit eines Malariafieberanfalls festzustellen.

So ungünstig liegt der Versorgungsfall für die Malariafranten, und unter den Voraussetzungen, unter denen heute deren Renten­aufprüche geprüft werden, bleibt den Kranken nur noch der Weg, fich zur Beobachtung in ein Krantenhaus aufnehmen zu lassen und dort so lange zu bleiben, bis sich wieder Krankheitserscheinungen bei ihnen zeigen. Aber mer hat hierzu bei der jetzigen schwierigen Wirtschaftslage die nötige Zeit und das nötige Geld?

Richtiger oder gerechter wäre es wohl, wenn die Amtsärzte die Frage der Berentung von Malaria oder Malariafolgen einmal daraufhin nachprüfen würden, ob denn das nichtmehrvorkommen von Kriegsmalaria in den Tropentrantenhäusern dazu berechtigt, von vornherein einen grundsäßlich so besonders miß­trauischen und ablehnenden Standpunkt gegenüber den von den Stranfen behaupteten Folgeersheimungen dieser Krankheit einzu. nehmen.

Erwiesenermaßen zeifigt die Malaria zum Teil fehr schwere Folgezustände im Bereiche des Nervensystems, der Sinnesorgane, in den Kreislauforganen und den Ernährungsorganen. Benn in den Tropeninstituten seit einigen Jahren feine Parasiten bei den Kriegsmalariatranten mehr gefunden worden sind und auch wenn dort feine echten Malariafieberanfälle mehr beobachtet werden fonnten, so schließt das, doch nicht das Vorhandensein anderer Ueberbleibsel der Krantheit aus, und deshalb sollte man den vielen Klagen derjenigen Antragsteller viel energischer nach­geben, die behaupten, noch immer Fieberanfälle( wenn auch anderer Art) und andere erhebliche Beschwerden von ihrer Kriegsmálaria R. nachbehalten zu haben. hig

morgasblaring sid