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Rein Raubmord im Spreewald Appelt  

hat sich selbst umgebracht.

Der mutmaßliche Mord an dem Inspektor der Genossenschafts­molterei Appelt in Burg i. Spreewald, über den wir im ,, Abend" berichteten, hat eine überraschende Aufklärung ge­funden. Appelt ist nämlich nicht einem Berbrechen zum Opfer ge­fallen, fondern er hat in der Nacht vom Montag zum Dienstag selbst Hand an sich gelegt.

Der erste Befund ließ zunächst vermuten, daß ein Raub­mord vorliegt. Appelt hatte am Montag 20 000 Mart Lohn gelder erhalten, die der Inspektor mit einem Gehilfen zur Aus­zahlung fertiggemacht hatte. Die Lage der Leiche und audy die Ein­fchußöffnung ließen den Verdacht berechtigt erscheinen, daß Appelt von Räubern niedergeschossen worden ist. Vom Berliner   Polizei­präsidium war Kriminalkommissar Lissigkeit nach Burg ge­fahren, um im Verein mit den Ortsbehörden die Untersuchung zu führen. Der Berliner   Kriminalist fam bald zu der über raschenden Feststellung, daß überhaupt kein Berbrechen in Frage kommen fönne. Es muß jetzt mit Sicherheit angenommen werden, daß Appelt sich aus noch unbekannten Gründen selbst er­schoffen hat. Der Selbstmörder war, wie erst später bekannt wurde, Linkshänder. Da der Schußtanal von links nach rechts durch den Körper ging, entstand der Eindruck, daß Appelt das Opfer eines Verbrechens geworden war. Die Waffe ist inzwischen wenige Meter von der Leiche gefunden worden. Auch die Kaffenschlüssel haben sich angefunden und bei der Ueberprüfung des Geldbestandes stellte sich heraus, daß nichts fehlte.

Appelt war verheiratet und hatte zwei unmündige Kinder. Er war allgemein sehr angesehen.

Nach allem hat es den Anschein, daß ein Raub mord von Appelt vorgetäuscht worden ist. Man forscht nun nach den Gründen, die den Inspektor zu seiner Tat bestimmt haben. Nach Gerüchten sollen etwa 23 000 m. an dem Gesamtkassenbestand fehlen; für heute war eine Revision angesetzt. Dies hohe Manto fonnte Appelt natürlich im Augenblick nicht decken. Außer­dem hatte der Molkereiinspektor eine hohe Lebensversicherung ab= geschlossen. Da jedoch von der Versicherung bei Seibstmord der Betrag nicht so ohne weiteres gezahlt wird, hat A. vielleicht einen Raub mord vortäuschen wollen, um seine Hinterbliebenen in den Besitz des Geldes zu bringen.

Präfeftursystem für Berlin  ?

In einer Bersammlung der Fachgruppe Gemeindetechniker des Butab referierte der Vorsitzende der sozialdemo­trätischen Rathausfraktion Erich Flatau über das ,, neue Selbstverwaltungsgesetz für die Stadt Berlin  ". Der Redner ging zunächst auf die verschiedenen in Deutschland  bestehenden Gemeindeverfassungsgesetze und ihre besonderen Kenn­zeichen ein und zog Vergleiche mit der Verfassung anderer Städte von der Größe und Stellung Berlins  , wie z. B. Paris, London  , New York  . Im einzelnen behandelte er dann die Bestimmungen des Gesegentwurfes, wie er vom preußischen Innenministerium dem Staatsrat vorgelegt ist. Als Kernstück des Gesetzes sah er die Minderung der Rechte der Stadtverordnetenversammlung( Stadt­nertreter) und die außerordentliche Erweiterung der Befugnisse des Oberbürgermeisters sowie der Aufsichtsbehörde an. Wenn man noch beachtet, wieweit die Rechte der Aufsichtsbehörde erweitert feien, fäme man zu dem Schluß, daß Präfekt der Stadt Berlin   in Wahrheit nicht der Oberbürgermeister, sondern der Oberpräsident wäre. Genosse Flatau schilderte dann weiter die Beratungen im Staatsrat, der verschiedene Alenderungen vor­genommen habe und dessen grundsätzliche Stellungnahme dahin ginge, daß das Selbstverwaltungsgesetz für die Stadt. Berlin   nicht vor Berabschiedung der allgemeinen Reform durchgeführt werden dürfe. Gerade die Sozialdemokratie sei Träger des Ge­dankens einer einheitlichen Reform der Selbstverwaltungsgesetze und habe ein Interesse daran, daß für Berlin   nicht ein Ausnahmegesetz geschaffen werde.

stimmung der Versammlung.

" Zeppelin" auf der Spanienfahrt.

Das Luftschiff Graf Zeppelin  " ist Dienstag 2.12 Uhr unter Führung von Kapitän Lehmann zur Spanienfahrt aufgeftiegen. An Bord befinden sich 16 Passagiere, darunter sechs Gäste. Der Start widelte sich bei strömendem Regen sehr rasch ab und das Luftschiff entfernte sich sogleich in westlicher Richtung. Aller Vor­aussicht nach wird das Luftschiff seinen Weg über Südfrankreich  , die Biskaya  , Kap Finisterre und dann entlang der Westküste Spaniens  

Das neue Todesurteil.

Nachwort zum Jakubowski- Nogens- Prozeß.

In Neustrelit ist, wie wir meldeten, gegen August| Ländchen verfügt ja überhaupt nicht friminalistisch über die Kräfte, Mogens ein Todesurteil wegen Mordes an seinem halb bruder gefällt worden. Frau Kähler und der jugendliche Fritz wurden zu Zuchthaus oder Gefängnis verurteilt. Bir Sozialisten haben dieses Urteil vom menschlich- politischen und vom staatlich politischen Standpunkt aus zu prüfen.

einen so verwickeiten Mordfall aufzuklären. Es herrscht der Stumpfsinn der, Krähwinkelei. Von den allzuvielen Be­hörden des lebensunfähigen Staatsgebildchens, die alle miteinander verklettet, verfippt oder verfeindet sind, tritt eine der anderen auf den Fuß: Einmal will der Oberstaatsanwalt Müller gegen den Bo­Wir sind Gegner der Barbarei der Todesstrafe schlechtweg lizeichef, der die jetzt verurteilten Nogens verhaften wolte, ein Ber­und, solange die Todesstrafe geschlich besteht, Befürworter der Be- fahren wegen Freiheitsberaubung einleiten, jetzt soll gegen denselben gnadigung bei jedem Todesurteil. Wir müssen darüber hinaus Oberstaatsanwalt wegen Amtsverbrechens vorgegangen werden, das Begnadigung als unerläßlich bezeichnen, wenn ein Mensch auf letzte Urteil aber gibt ihm eine Ehrenerklärung. Den landfremden Grund von Indizien zum Tode verurteilt worden ist. Die Ver- Beamten, die aus Berlin   kamen, wurden Steine in den Weg ge­urteilung von August Nogens erfolgte auf Indizien hin. Es liegt worfen, ja es geht soweit, daß man im Lande Mecklenburg- Strelitz  weder ein Geständnis noch ein schlüssiger Tatbeweis vor. Warum von Parteien spricht, von denen die eine für, die andere gegen fonnte in Neustrelitz   der Tod des kleinen Ewald Nogens nicht geflärt Jakubowski ist. Sier kann man nicht mehr von einer einwandfreien werden? Weil einer der Hauptzeugen, mag er min Mittäter, Mit- Rechtsprechung reden, man ist beim Lesen dieser Urteilsbegründung wisser oder unschuldig sein, der Russe Jakubowski, auf Grund von versucht, anzunehmen, daß Jakubowski auch noch unter der Erde für Indizien hingerichtet worden ist. Es ist billig für das Neu- schuldig erkannt wurde, weil das Gericht allzusehr von der Un­strelizer Gericht, zu sagen, daß es der Ueberzeugung sei, Jaku- fehlbarkeit der mecklenburgisch- strelitzschen Justiz überzeugt war. Wir bomski sei mittäter" und deshalb zu recht hingerichtet worden. Die Sozialisten sind auch aus Sorge um eine einwandfreie, allen Be­Urteilsbegründung bleibt den Beweis schuldig. schuldigten alle Rechte sichernden Rechtsprechung Anhänger des Was heißen Redensarten, wie die, daß ,, manches für Jakubowski als Einheitsstaates und Gegner der Kleinstaaterei, die eines der übelsten Haupttäter spricht"? Was heißt überhaupt die Begründung der Vermächtnisse der Dynastien ist. Schuld eines Schweigenden, eines Toten auf Aussagen von Menschen hin, die der Vorsitzende selbst in den ersten Sägen seiner Urteilsbegründung als pathologische Lügner bezeichnet hat? Es sind Geständnisse gemacht, es sind Geständnisse widerrufen worden. Nichts ist geblieben als ein wüstes Durcheinander, in dem heute weder Richter noch Zuhörer zurechtfinden. Einer fönnte vieles erzählen, wenn ordnungsgemäß unter Heranziehung eines Dol­metschers, ohne Vorurteil, gegen ihn als Angeklagten oder mit ihm als Zeugen verhandelt werden könnte. Diesem aber ist der Kopf. abgehackt worden, und er ist für alle Zeiten stumm. Bir So­zialisten sind vom Gittlichen aus Gegner der Todesstrafe. Der Hall Nogens- Jakubowski aber zeigt daneben die Richtigkeit des Standpunktes des uns weltanschaulich fernstehenden greisen Rechts­lehrers Kahl, der im Strafrechtsausschuß des Reichstages die Todesstrafe ablehnte, weil sie irreparabel, nicht wieder gut zumachen ist und deshalb Unheil anrichtet.

Staatlich- politisch beleuchtet der Fall Jakubowski das Glend der deutschen   Kleinstaaterei. Der Zwergstaat Medlenburg­Strelitz hat eine Ertlave, die zwischen dem preußischen und lübecki schen Staatsgebiet stundenweit von der Landeshauptstadt entfernt liegt. Die Untersuchung des komplizierten Falles wird notdürftig durch einen gewiß redlich bestrebten Landjägermeister geführt, das ganze

Brennender Grubenschacht.

Die Belegschaft fonnte vor Schaden bewahrt werden.

katfowig, 15. April.

So mahnt der Fall Jakubowski- Nogens in zaviefacher Hinsicht, vor allem aber bestätigt er wiederum und hoffentlich bald zuletzt unsere Forderung: Fort mit der Todesstrafe!

*

Die verurteilten Angeklagten August und Friz Nogens sowie Frau Kähler werden, wie uns aus Neustrelitz   gemeldet wird, gegen das Urteil Revision beim Reichsgericht einmeichen,

Bom Reichsgericht bestätigte Todesurteile. Der IV. Straffenat des Reichsgerichts bestätigte heute durch Verwerfung der Revision das Todesurteil des Schwurgerichts Lyck vom 18. Dezember gegen den verheirateten Werksgehilfen Wittke aus Angerburg  , der in der Nacht zum 5. August 1929 ein 15 Jahre altes Mädchen mit einem Hammer erschlagen und die Leiche auf den Bahnförper gelegt hatte. Ferner wurde in der Revisionsverhand­lung im Mordprozeß Paschold- Werner vor dem I. Straffenat des Reichsgerichts die Revision Werners antragsgemäß nach etwa einstündiger Beratung verworfen. Der 57 Jahre alte Dachdecker Werner war am 6. November vorigen Jahres vom Schwurgericht Leipzig   zusammen mit seiner 21 Jahre alten Braut Paschold wegen Raub mordes an dem 45 Jahre alten verheirateten Straßen­händler Kirschberg, sämtlich aus Leipzig  , zum Tode verurteilt worden.

beutel.

Todesstrafe im Prozeß Kutzbach?

Der Antrag des Staatsanwalts.

Nach 3% wöchiger Verhandlung beantragte Staatsanwaltschafts­rat Stargardt gegen den Angeklagten Arbeiter Walter Kuzz­Am Montag abend gerief auf der Oheim- Grube bei Kattowih die Schachtanlage in Brand. Sie wurde zum größten ba ch wegen des Raubmordes am Ruinenberg   in Potsdam   die Teil zerstört Die Feuerwehren aus der Umgegend hatten Todesstraße und dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. mehrere Stunden lang angeftrengt zu tun, um den Brand zu be- Affeffor Dr. Greffin plädierte file den Angerlagten Ewald Hum fümpfen und ein weiteres Umjichgreifen zu verhüten. Die in der Grube befindliche Belegschaft von 150 Mann wurde ange­wiesen, den Schacht auf einem anderen Wege zu verlassen, da Rauchvergiftungsgefahr bestand. Der Sachschaden ist sehr erheb. lich. Der Betrieb auf diesem Schacht mußte vorläufig eingestellt werden.

Hilfe unseren Erwerbslosen  !

Abschiedskonzert der Schupo- Musiker.

Mit einem wohlgelungenen Programm verabschiedete sich das Schupo- Orchester in der staatlichen Hochschule für Musit für Diese Saison von seinen zahlreichen Freunden. Goldmarts Frühlings- Ouvertüre" leitete den Abend ein, dann folgte eine fein empfundene Lyrische Phantasie" des Dirigenten Komponisten Camillo Hildebrand  , die in dem Geigensolisten Konzertmeister Schnieber einen feinsinnigen Interpreten hatte. Graingers irische Beifall. Joseph Schmidt  , der wohl stark indisponiert, gab in Bolkstänze" fanden in ihrer überaus bunten Lebendigkeit starten Arien aus Troubadour"," Afrikanerin" und ,, Rigoletto" Proben bestfultivierter Gesangstumst. Die Ouvertüren zu Fra Diavolo" Unter den zahl und ,, Tannhäuser  " beschlossen den Konzertabend. reich erschienen Gästen fah man viele Mitglieder der Ministerien, den Potsdamer Polizeipräsidenten, Polizeivizepräsident Dr. Weiß, Polizeioberst Genz und andere.

Sterbereklame" in der U- Bahn.

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Der Vortrag des Genossen Flatau fand die geschlossene 3u- tratie hatte als einer, der ersten seine erwerbslosen Genossen Der Kreis Prenzlauer Berg   der Berliner   Sozialdemo­zusammengerufen. Viele waren dem Rufe gefolgt; junge Menschen, deprimiert über das harte Los der Arbeitslosigkeit, Grau­föpfe, denen die Not und Sorge im Gesicht geschrieben stand. Ge­nosse Seelbinder leitete die Versammlung, die von einem Re­ferat des Genossen Paul 3ippel vom ADGB  , eingeleitet wurde. Er sprach über den Kampf um die Sozialpolitik". Trotz aller Schwierigkeiten sei es doch gelungen, die grundsätzliche Anerkennung des Rechts auf Arbeitslosenversicherung aufrechtzuerhalten. An des Rechts auf Arbeitslosenversicherung aufrechtzuerhalten. An die kenntnisreichen Ausführungen des Genossen 3ippel schloß sich Klappern gehört zum Handwert und Reflame ist das halbe eine ausgedehnte Diskussion. Man spürte es den Genossen an, daß Geschäft, sagt sich der Kaufmann von heute. Zugegeben und ein es ihnen Bedürfnis war, über ihre Erlebnisse als Erwerbslose zu verstanden; nur scheint uns, daß es den Fahrgast etwas seltsam an­sprechen. Noch fruchtbarer würden sich derartige Versammlungen mutet, wenn man U- Bahnwagen auf beiden Wandseiten mit wohl erweisen, wenn man fonfretere Themen aus dem großen Ge- Sterbere flame" beflebt. Eine Sargfirma blickt voll Stolz biet der Sozialpolitik herausgreifen würde und darüber referierte. auf ihr Geschäftsjubiläum. Der Wagen ist nun voller Bildchen, die Die erwerbslosen Genossen brachten einstimmig den Wunsch zum stets und immer von einem Särglein geziert sind. Auf einem Ausdruck, daß der Bezirksvorstand häufiger derartige Ver­Ausdruck, daß der Bezirksvorstand häufiger derartige Ver- Platat wird freundlichst unverbindlicher Vertreterbefuch" angeboten. sammlungen veranstalten möge. Praktische Erfahrungen, die sich Etwas weniger Reklame wäre in diesem Falle entschieden ge­aus solchen Aussprachen ergeben, können dann bei der Gefeßgeschmackvoller. Not und Elend grinsen uns sowieso täglich und stünd staltung fruchtbar werden. lich aus allen Eden und Enden ins Gesicht.

nehmen.

Mörder Fahrdamm.

Am Dienstag nachmittag wurde der fünfjährige Wolfgang Meyer aus der Monumentenstraße 25 in Schöneberg   beim Ueber­schreiten des Fahrdammes vor dem Hause Katzbachstraße 17 von einem Last auto überfahren und schwer verletzt. Das Kind murde in das Tempelhofer   St. Josefskrankenhaus gebracht, wo es turze Zeit nach seiner Einlieferung gestorben ist.

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