Zu der Untersuchung der Bombenattentate in Oldes loe und Neumünster , die inzwischen zu insgesamt sechs Verhaftungen geführt hat, erfahren wir, daß die Auffindung der Spuren zurückzuführen war auf die Ermittlung des Ursprungs der verwendeten Materialien. Der Stieler Kriminalpolizei war es gelungen, die Fabrikanten des Koffers und der Drud: knöpfe ausfindig zu machen, wodurch es gelang, die Hamburger Bezieher festzustellen. Eine Haussuchung bei dem verhafteten Koch brachte umfangreiches Material zutage.
Koch erklärte dann in seinem weiteren Geständnis, daß er nur das Werkzeug der eigentlichen Führer gewesen sei. In der Hamburger Wohnung kamen die Bombenattentäter oft zu sammen. Aus ihren Unterredungen ergab sich, daß mindestens einige von ihnen nach Anweisungen von einer 3entralstelle her handelten. Nach der Aussage des einen Verhafteten soll noch eine dritte Bombe angefertigt worden sein. Ihr Verbleib konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Nach polizeilicher Mitteilung meigern fich die übrigen Festgenommenen, ein Geftändnis abzulegen. Ueber die Beweggründe ihrer Tat geben die Angefagten an, daß es sich bei den Attentaten um eine Demonstration gegen den Young Plan handele. Ob zu dieser Demonstration gegen den Young Plan auch der Anschlag auf das Warenhaus Ties in Hamburg gehört, versucht die Polizei noch Klarheit zu schaffen. Das inzwischen befannt gewordene Demenfi des Werwolf" erfährt dadurch noch eine freffliche Illustration, wenn man sich erinnert, daß auch bei früheren Bombenattentaten Mitglieder des ,, Werwolf" mehrfach genannt wurden.
So hatte damals der jetzt verhaftete v. Wilamowig- Möllendorf an Guido Weschte einen Brief gerichtet, der für ein sehr enges 3ujammenarbeiten schließen ließ.
200 Boote verbrannt.
Nächtliches Großfeuer in Grünan.
Durch ein verheerendes Großfeuer wurden in der vergangenen Nacht in Grünau drei Bootsschuppen eingeäschert. Mit einem großen Aufgebot von Löjdhzügen hatte die Feuerwehr ftundenlang angeftrengt zu tun, um eine noch größere Aus. dehnung des Feuers zu verhindern. Etwa 200 Ruderund Sportboote fielen den Flammen refflos zum Opfer.
Der erste Alarm lief bei der Feuerwehr um 11.50 Uhr ein. Aus einem Bootshaus, das dem Befizer des Etablissements Klein in Grünau , Köpenicker Straße 7, gehört und in dem etwa 70 Boote lagerten loderten plötzlich die hellen Flammen empor. Das Feuer fraß sich mit rasender Schnelligkeit weiter und griff auf zwei angrenzende Bootshäuser über. Nacheinander brachen fechs Löschzüge und das in Köpenick stationierte Feuerlöschboot VI an der Brandstelle ein. Eine gewaltige Feuerlohe verbreitete Tageshelle. In turzer Zeit waren 15 Schlauchleitungen größten Kalibers gelegt und ungeheure Wassermengen wurden in das Feuermeer geschleudert. Leider konnte trotz aller Anstrengungen der Wehren von den Bootshäusern nichts mehr gerettet werden. Immerhin ist es den vereinten Bemühungen ber Wehren, die unter Leitung des Neuköllner Branddirektors Pozdziech arbeiteten, gelungen, ein viertes Bootshaus, das angrenzende Wohnhaus und das ebenfalls eine zeitlang start gefährdete Bootshaus des Berliner Yachtklubs vor der Bernichtung zu bewahren. Der Schaden ist außerordentlich hoch, zum größten Teil aber durch Versicherung gebedt,
Die Kriminalpolizei untersucht zur Zeit, ob das Großfeuer durch Brandstiftung oder Fahrlässigteit verursacht worden ist.
Meh. 16. Upril.
Drei Dacharbeiter abgestürzt. Drei Dacharbeiter find bei Reparaturarbeiten aus 14 meter Höhe abgestürzt. Zwei von ihnen waren sofort fof, der driffe liegt sterbend im Krankenhaus.
Berzweiflungstat einer jungen Frau. Sie wollte mit ihren beiden Kindern in den Tod gehen.
In der vergangenen Nacht versuchte sich die 28jährige Frau Marie S. aus der Gneisenaustraße mit ihren beiden fleinen Kindern, der siebenjährigen Gerda und dem dreijährigen Gerhard, durch Gas zu vergiften. Frau S. ist seit etwa acht Jahren verheiratet, ihr Mann ist Taxichauffeur. Obgleich das Zusammenleben durchaus glücklich war, machte der Frau ein altes Leiden sehr zu schaffen. Da auch keine Aussicht mehr auf Heilung zu bestehen schien, reifte in ihr der Entschluß, freiwillig aus dem Leben zu scheiden und die Kinder, an denen sie mit großer Liebe hing, mit in den Tod zu nehmen. Als S. gestern von seinem Nachtdienst heim tehrte, famb er zunächst teinen Einlaß und er mußte die Wohnungstür gewaltsam öffnen. Im Schlafzimmer, das völlig mit Gas angefüllt war, fand S. zu seinem Schreden Frau und Rinder in den Betten bewußilos auf. Die Feuerwehr wurde gerufen und nach langwierigen Bemühungen der Samariter fonnten alle drei ins Leben zurückgerufen werden. Der Zustand der Frau war aber so bedenklich, daß der Arzt die Ueberführung der Gasvergifteten ins
Urbanfrankenhaus anordnete.
" Beppelin" in Sevilla erwartet. Nach den Funksprüchen, die die Werft in Friedrichshafen über die Spanienfahrt von Bord des Graf Zeppelin" erhalten hat, erreichte das Luftschiff nach einer Fahrt quer über die Biscaya die Nordwestecke Spaniens , die heute früh um 4 Uhr bei Rap Drie gal passiert wurde. Bis dahin hatte das Luftschiff genau die seinerzeit vom 3. R. III auf seiner Ameritafahrt eingeschlagene Route eingehalten. Von Kap Finesterre drehte der Zeppelin dann aber auf Süblurs, um an der spanisch- portugiesischen Küste entlang Sübspanien zu erreichen. Die Schiffsleitung teilte der Werft mit, daß sie heute ungefähr um 17 Uhr in Sevilla zur Landung schreiten werde.
Zhegitenisches Alitär jchloß in Jalapa, Drizona und Berafruz die illegalen Büros der Kommunistischen Partei, Zahlreiche Kommamisten wurden verhaftet. Die Ruhe ist nirgends gestört.
Fideles Untersuchungsgefängnis.
Strafanstaltsbeamte amüsieren sich mit Gefangenen.
vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte findet| haben. Als Gegenleistung gab ihm Frey wie auch andere Beamten heute eine zum Glück nicht alltägliche Gerichtsverhandlung statt. Tips für Pferderennen. Der vierte Angeklagte, StrafAngeklagt find vier Strafanstaltsoberwacht- anstaltsoberwachtmeister M., soll gegen geringe Belohnung dem Untersuchungsgefangenen Vater verschiedene ordnungswidrige Ge meister und zwei Untersuchungsgefangene. fälligkeiten geleistet haben. Die Verteidigung liegt in Händen der Rechtsanwälte Justizrat Dr. Werthauer, Dr. Herbert Fuchs , Dr. Themal und Dr. Höhne. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Rüdert.
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Im Mittelpunkt des Prozesses steht der Kaufmann Frey. Er hatte den ihn zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten gewährten Stadturlaub zu privaten Gängen und vergnüg ten Bechereien benutzt. Und seine Begleiter, die Strafanſtalts. oberwachtmeister, hatten ihm dabei nicht nur Vorschub geleistet, sondern auch sich so manches spendierte Glas Bier gut schmecken lassen. Sie haben sich nun wegen Gefangenenbefreiung zu verantmorten, die beiden Untersuchungsgefangenen aber wegen Bestechung. Das ganze spielte Ende 1929.
Die Strafanstaltsoberwachtmeister F. und W. hatten den Auftrag erhalten, Fren auf einem Ausgang zu begleiten. Natürlich waren sie verpflichtet, der Anstaltsordnung gemäß zu handeln. Die Durchbrechung ihrer Pflichten begann aber fofort nach Verlassen des Gefängnisses. F. nahm von Frey ein Postpatet in Empfang und brachte es zum Postamt. Sein Kollege W. begab sich mit seinem Schutzbefohlenen in die Mönchklause. Sie warteten hier die Ankunft F.'s ab, um dann zum Kaufmann I. zu gehen, mit dem Fren geschäftliche Dinge zu besprechen hatte. Dann fegte man in der Mönchflaufe die Beche fort, fuhr später in einer Kraftdroschte zur Friedrichstraße und gestattete Fren allein die Imperatordiele aufzusuchen. Der feuchtfröhliche Tag wurde in der Mönchklause beschlossen.
Ermutigt durch den Erfolg des ersten Tages, war man am nächsten Tag noch gemütlicher. Diesmal begleiteten Frey die Straf anstaltsoberwachtmeister F. und H. W. gefellte sich später hinzu. Man begann wieder mit der Mönchklause, und Frey durfte nun ohne jegliche Begleitung feinen Geschäftsfreund, ein Café in der Uhlandstraße und seinen Anwalt aufsuchen. Was hatten die Beamten davon? Die Tischspesen und fünf Mark für jeden. Und dafür setzten sie leichtsinnig ihre ganze Beamtenlaufbahn auf das Spiel.
Dem Angeklagten W. werden auch andere Pflichtwidrigkeiten zur Last gelegt. Er soll für Frey von dessen Geschäftsfreund Brief fchaften abgeholt und dem ersteren auch fleine Darlehen gewährt
Löcher in die Köpfe!
Erschießen! Erschießen!
Durch die Spalten der Roten Fahne" hallt die Kommandostimme von Mar Hölz:
,, Wir deutschen Roten Frontfämpfer, wir deutschen revolutionären Arbeiter sind bereit, Schulter an Schulter mit den Rot armisten den ersten Arbeiter- und Bauernstaat zu verteidigen gegen die imperialistischen Banditen. Die Sowjetunion , bie Rote Armee hat oft genug ihren Friedenswillen bewiesen. Gerade wir deutschen Arbeiter haben die lange Geduld bewundert, mit der die fernöstliche Armee die frechen Provokationen der von den kapitalistischen Kriegstreibern ausgehaltenen Räubergenerale im Fernen Osten ertrug.
Aber wenn dann einmal die starke Fauft der Rofen Armee zum Schlage ausholt, dann haut sie Löcher in die Köpfe der Provokateure."
Wo Löcher in die Köpfe gehauen werden, fann natürlich Mar nicht fehlen. Und die berühmte Kolonne Eierschlamm ist ja auch noch da. Also, es kann jeden Augenblid losgehen, und wir friegen dann glücklich die ,, proletarische Diftatur", die in derselben Nummer des sowjetistischen Zentralorgans folgendermaßen definiert wird:
Proletarische Diftatur bedeutet: Fünfjahrplan, grandiose Entwicklung der Landwirtschaft, stürmisches Wachstum der soziali stischen Industrie, höchste Entfaltung der Technit, Aufstieg der Arbeitertlaffe, Beseitigung der Erwerbslosigkeit. Erichießung der Ausbeuter, Schmaroger und Saboteure."
Damit ja tein Zweifel darüber möglich, wer mit den er
schließlichen„ Saboteuren" gemeint ist, wird in dem nächsten Satz gleich fommentiert:
„ Die Sozialdemokratietämpft für den Kapita lismus."
Da wir also alle gleich erschossen werden, werden wir die grandiöse Entwicklung der Landwirtschaft und die höchste Entfaltung der Technik unter der segensreichen Regierung Thälmanns und Willi Leows leider nicht mehr erleben. Schade! Schade!
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Das Geheimnis des Bierfellers. Ein richtiges Konfektionslager entdeckt.
Im Zentrum Berlins liegt ein Restaurant mit dem wohllaufenden Namen„ Paradiesgarten", zu dem auch ein Bierfeller gehört. Es fiel allmählich auf, daß der Keller einen außergewöhnlich starken Zuspruch hatte. Kriminalbeamte gingen der Sache auf den Grund und kamen zu einer überraschenden Entdedung.
Der Keller war nichts weniger als ein Diebesversted, von dem freilich der Wirt nichts mußte. Mit Kisten und Kasten beladen, waren bei ihm eine gewisse Anni und ihr Freund Richard erschienen. Sie hatten eine betrübliche Geschichte erzählt. Ihr Konfektionsgeschäft in der Proving fei zusammengebrochen und mit dem Rest ihrer Waren wollten sie in Berlin Käufer suchen. Sie baten, bis dahin die Sachen in dem Keller unterstellen zu dürfen. Gegen eine geringe Entschädigung wurde das erlaubt. Die Kriminalpolizei stellte aber fest, daß der Ursprungsort der Sachen nicht in der Proving, sondern im Norden Berlins lag. Dort war vor einigen Tagen in der Königsberger Str. 7, bei der Firma Leyser, ein größerer Decdeneinbruch verübt worden, über den der Borwärts" fürzlich berichtete. Die Diebe hatten für mehrere tausend Mark Waren erbeutet. Als die Kisten und Kasten des Pärchens durchsucht wurden, fand man darin nicht nur das Diebesgut aus diesem Einbruch, sondern auch noch vieles andere: Strümpfe, Schuhe, Musikinstrumente, Mäntel usw. Anni und ihr Bräutigam haben allem Anschein nach die Beute aus verschiedenen Einbrüchen aufgetauft. Ihr beabsichtigter Trick, unter harmloser Maste alles zu verschleudern, ist ihnen mißglückt.
Neuer Flugzeugabsturz.
Pilot getötet.
Rettung des Paffagiers durch Fallschirm Darmstadt , 16. April.
Der bekannte Segel- und RefordfliegerJohannes Nehring, einer der besten deutschen Segelflieger, Mitglied der akademischen Fliegergruppe in Darmstadt , ist heute früh in der Nähe der KühkopfInsel im Allrhein abgestürzt. Nehring war mit einer Juntersmaschine zu einem meteorologischen Höhenflug in Begleitung von Dr. Steinhäuser aufgestiegen. In erheblicher Höhe fette der motor aus und die Steuerung verjagte. Dr. Steinhäuser konnte sich durch Fallschirmabsprung retten, während Nehring mit abstürzte; er fonnte nur als Leiche unter der völlig zerfrümmerten Maschine geborgen werden. Die Absturzstelle liegt in der Nähe der Mündung des Allrheins in den Rheinstrom.
Der schießwütige Portier.
Und die erfolgreiche Attacke auf den Nachtwächter.
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Auf der Anklagebank vor dem Einzelrichter 11 Arbetter. Frauen und Männer, Bewohner einer Miettajerne. Angeflagt wegen falscher Anschuldigungen. Sie haben in einer gemeinfamen Eingabe ihren Portier beim Polizeipräsidium der Bedrohung beschuldigt und gebeten, man möge ihm die Schießwaffe entziehen. Das Verfahren wurde gegen den Bortier eingestellt, gegen die Unterzeichner des Schriftsatzes aber Antlage wegen wissentlich falscher Anschuldigung erhoben.
Was ergab die Gerichtsverhandlung? Der Portier, stramm beutschnationaler Mann, ist vorbestraft wegen Körperverlegung: Als Jagdhüter hatte er auf Holzsammler geschossen. Da es in der Stadt teine Holzsammler gibt, er sich aber noch immer gewissermaßen als Jagdhüter fühlte, so schoß er auf Menschen, oder begnügte sich mit Schießandrohungen. Die Einwohner waren für ihn nichts anderes als Spitzbuben, Bagage, Kommunistengesindel, das man an die Wand stellen und über den Haufen schießen sollte. Nüchtern sah man ihn nur selten. War er betrunken, so Nur gegen eine Frau verhielt er sich ruhig. Ich habe einen zu großen Mund," sagte sie ,,, mir fann er nichts tun." Der Staatsanwalt hielt es unter solchen Umständen überhaupt nicht für erforderlich, den ,, wissentlich falsch Angeschuldigten" zu verhören. Er beantragte Freispruch und der Einzelrichter fam seinem Ersuchen nach. Weshalb aber erst diese Anklage?
Vor einigen Tagen brachte das Neue Wiener Journal" schoß er um sich her oder bedrohte die Mieter mit dem Revolver. folgende Meldung:
,, In informierten Kreisen verlautet, daß der deutsche Reichswehroberst Halm fürzlich nach dem Besuch des Chefs des Truppenamts der deutschen Reichswehr , General v. Hammerstein, in Mostau geweilt hat. Es wurde ihm zu Ehren ein offizielles Diner veranstaltet, an dem der Kriegskommissär Woroschilom sowie die obersten Kommandeure der Roten Armee teilnahmen. Dem deutschen Reichswehrobersten faß als weiter Ehrengaft, geschmückt mit dem Orden der Roten Fahne, der deutsche Kommunist mag Hölz gegenüber." Löcher in den Köpfen hat es diesmal glücklicher Weise noch nicht gegeben!
Reife zwischen Senat und Kammer. Das französische Budget aufgehalten.- Drei große Gesetze unerledigt.
Die Budgetdebatte in Rammer und Senat ist trotz der fünftägigen Reiſe des Budgets zwischen den beiden Häusern des französischen Parlaments und troß einer bis um vier Uhr nachts französischen Parlaments und troß einer bis um vier Uhr nachts fortgelegten Diskussion nicht zu Ende gekommen. Es bestehen immer noch einige tleine Meinungsverschiedenheiten, die erst im Laufe des Mittwoch nachmittag aus der Welt geschafft werden fönnen. Die endgültige Annahme des Budgets ist kaum vor Mittwoch spät abends zu erwarten.
Es bleiben also nur noch zwei Tage übrig, um das Sozialversicherungsgefeß, den neuen Steuerabbau und die Betroleum
tonvention zu genehmigen.
Frauenstimmrecht in Südafrika . Das Abgeordnetenhaus in Kapstadt hat die Ausschußberatung des Gefeßentwurfs über die Gewährung des Stimmrechts an europäische Frauen für Barla ments- und Provinzialratswahlen abgeschlossen und das Gesetz
angenommen.
Ein ähnlicher Fall spielt in Köpenid. 3wei junge Burschen verantworten sich wegen schweren Raubes. Darauf steht fünf Jahre Zuchthaus. Was war es aber für ein schwerer Ratib"? Der Malergehilfe Johann gehörte einer rechtseingestellten Wachorganisation an, der Deutschen Wachgesellschaft. Er hatte einen Fabrikbezirk zu behüten, machte mit seinem Stechschlüssel unlautere Manipulationen an der Wächuhr, um ein paar Stunden Ruhe zu haben und wurde entlassen. Mit Recht. Nun ist er auf seinen Nachfolger, einen älteren Mann, nicht gut zu sprechen. Als er eines abends mit seinem Freund etliche Mollen und Kümmel getrunten hat, ziehen sie los, um einmal zu sehen, ob der Mann überhaupt die nötige Courage, die sein Dienst erfordert, besitzt. Mit lautem Hurra gehen beide auf den alten Wächter los und rauben ihm die Insignien seiner Wächterwürde": der Pistole, der Signal pfeife, der Blendlaternen und des Steckschlüssels. Dann begeben fie sich nach Hause, um ihren Rausch auszuschlafen. Zwei Stunden später kommt die Polizei, holt sie aus dem Bett und steckt beide ins Loch. Der eine, Anstifter und Hauptschuldiger, verbringt fünf Wochen in Untersuchungshaft, der andere drei Wochen.
Der Staatsanwalt verliest in der Verhandlung den vor Angst Zitternden den Raubparagraphen, der mit fünf Jahren Zuchthaus broht, läßt aber die Raubantlage fallen und beantragt wegen Körperverlegung und Nötigung für jeden der Uebeltäter sechs Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte den Anstifter zu vier und seinen Freund zu trei Wochen Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Hat in diesem Falle die Anflage wirklich auf Raub lauten müssen? War es nötig, die unbestraften jungen Leute, die bei ihren Eltern wohnten und nicht fluchtverdächtig waren, in Untersuchungshaft zu halten?