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Ein Aufruf des Reichsbanners.

Es gibt feine Kursänderung!

Magdeburg , 23. April

Der Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold er läßt folgenden Aufruf an die Gau und Ortsvereinsvorstände und als Bundesmitglieder:

Bor sechs Jahren haben sich die orts aber bezirksweise ge meldeten, mehr oder minder parteimäßig gebundenen Schuzorgani sationen der deutschen Republikaner im Reichsbanner Schwarz- Rot Gold vereinigt. Dieser Zusammenschluß auf überparteificher Grundlage ließ in: allen deutschen Gauen die Lattraft aller Republikaner begeistert auflodern. Die staatspolitische Idee des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold mar es, die in Städten und Dörfern die wehrhaften Republikaner um die schwarzrotgoldene Fahne scharte. Gemeinsames Gut ist es, das die deutschen Republikaner ohne Unterschied von Partei und Konfession zu verteidigen haben: den Staat von Weimar .

Die Zusammenfassung der Republikaner auf überparteilicher staatspolitischer Grundlage ist in einem tonfessionell, politisch und parteiisch so zerrissenen Volfe wie dem deutschen allein schon eine nationale Tat und ein vaterländisches Verdienst von geschichtlichem Wert.

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Leider müssen wir feststellen, daß noch längst nicht alle Mitglieder der republitanischen Parteien den Beg zu uns gefunden haben. Nicht wenige ihrer Mitglieder und Organisationen stehen uns verständnistos, gleichgültig, manche fogar feindfelig gegenüber. Sie ertennen offenbar nicht, daß die Existenz und freie Betätigung aller wahrhaft demokratisch- republikanischen Barteien und Organisationen von der Erhaltung der Verfassung von Weimar und deren Ausbau im Sinne ihrer Schöpfer abhängig ist.

leber den Aufgabenfreis des Staates und die Anwendung der Gefeßgebung und Regierungsgewalt mögen die politischen Parteien, wirtschaftlichen und kulturellen Berbände mit einander ringen und fämpfen. Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold fieht nur in jenen Parteien, Berbänden und Organisationen Gegner, die Feind sind dem Staate von heute. Im Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold iſt Platz für jeden Deutschen , der das Wert von Weimar zu verteidigen willens ist. Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold steht wehrend gegen jeden, der den Boden der Verfassung verläßt.

,, Den Schiele werden sie nicht los!"

SCHIELE

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Go schreibt Herr v. Didenburg Januschau in der Kreuz- Zeitung ".

Schiele: 3mmer hopp, hopp, munter mein Pferdchen! Die höchsten Zollhürden kommen erst noch!"

Gegen die Verhetzung der Jugend.

Erlaß des Provinzialschulkollegiums Berlin- Brandenburg .

Der Vizepräsident des Provinzialschulkollegiums von Berlin | und Brandenburg , der Sozialdemokrat Rönig, hat an die ihm nachgeordneten Schulbehörden eine Berfügung gegen die politische Berheßung der Jugend gerichtet, die wir der Nachahmung empfehlen. In der beachtenswerten Verfügung heißt es: ,, Die politische Beeinflussung und Betätigung der Jugend hat besonders in den letzten Monaten einen Umfang und eine Form angenommen, die die Schule zwingen, ihnen unbedingt ihre Auf­merksamkeit zuzuwenden und der Verhegung entgegen zutreten. Dies geschieht am zweckmäßigsten dadurch, daß sie die ihr anvertraute Jugend auch

Im Rahmen der Verfassung mögen sich die Parteien foalieren und trennen, Regierungen bilden und stürzen. Die 3er­rissenheit und das Stärkeverhältnis der politischen Barteien in Deutschland bedingen es, daß mit wechselnden Mehrheiten regiert wird: Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold will in diesen Kampf der Parteien nicht eingreifen, will sich nicht als lleberpartei und nicht als Schlichtungsinstanz auf­spielen. Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold fann heute da das Gefüge der Parteien wankt und schwankt weniger denn je feinen Mitgliedern die parteipolitische Zugehörigkeit vorschreiben. Es muß dem Gewissen jedes Kameraden, vorbehalten bleiben, zu entscheiden, zur inneren Achtung vor der demokratijch- republikanischen Form ob er glaubt, feine Pflicht als Reichsbannermann mit der Mitglied. des Staates und vor seinen verantwortlichen Leifern erzieht. schaft zu dieser oder jener republikanischen Partei vereinbaren zu fönnen. Entscheidend für uns ist nicht das parteipolitische Dieser Aufgabe tann fie mur gerecht werden, wenn ihre Lehrer Befenntnis, sondern die Stellung zum Staat innerlich felbst auf dem Boden unseres Staates stehen, und seiner Berfassung. Die Ueberparteilich feit ihm dienen und wenn sie im Unterricht und persönlichen Verkehr aus im staatspolitischen Sinne hat das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold solcher Ueberzeugung heraus auf die Schüler einwirken. In der werden lassen und ihm jene Festigkeit verliehen, die es von poli- Jugend muß das Verständnis geweckt und erhalten werden tischem Wetterwechsel unabhängig und unerschütterlich macht. Die für die inneren und äußeren Schwierigteilen republikanischen Parteien haben sich im Reiche leider sehr oft ge unseres Baterlandes. Sie muß lernen, Achtung vor der trennt, innen und außenpolitische Notwendigkeiten haben sie aber ehrlichen leberzeugung des anderen zu haben und eigene Bedenten auch immer wieder zusammengeführt, und Wünsche hinter bein Wohle der Gesamtheit zuridzustellen. Der Aufruf des Reichspräsidenten an das deutsche Bolf nom 13. März dieses Jahres zeigt jedem einfichtsvollen Deutschen die Rotmendigkeit und Möglichkeit einer solchen Haltung..

Bir bedauern und verurteilen es daher auf das schärffte, daß, wenn auch nur vereinzelt, beim legten Regierungswechsel bei Des batten in unseren Reihen unfachliche Angriffe auf republitanische Parteien und deren führende Persönlichkeiten erfolgten.

Wir verwahren uns aber auch gegen unsachliche oder gar boswillige Aufbauschung und Entstellung dieser Einzelfälle 3n Zehntausenden von Veranstaltungen. hat das Reichsbanner seine Ueberparteilichkeit bewiesen. Bei den Generalversammlungen und Konferenzen des Bundes, der Gaue und der Ortsvereine fanden alle Beschlüsse von politischer Bedeutung jahraus jahrein die Zustimmung aller dem Reichsbanner Schwarz Rot- Gold angehörenden Mitglieder der republikanischen Barteien. Niemals ist eine leberstimmung oder Vergewaltigung politischer Minderheiten im Reichsbanner erfolgt.

Das Reichsbanner ficht feinen Anlaß, seinen Aufbau, seinen 3wed oder die Mittel zu deren Erreichung zu ändern, im Gegenteil: die unaufhörliche Verschärfung des Kampfes der Gegner der Republit insbesondere der Hafenkreuzler und Kommunisten 3mingt uns, mit erhöhter Energie auf der von Anfang an eingehaltenen Bahn weiterzumarschieren.

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Es gibt feinen Kurswechsel im Reichsbanner, mögen auch Faschisten oder Bolschewisten und furzsichtige Nur­Barteimänner darauf hoffen. Je härter und schärfer die Angriffe, um so mehr müssen sich die Reihen des Reichsbanners schließen. Allen Gegnern die Zähne zeigen das ist das Gebot der Stunde. Mögen die republikanischen Parteien zusammenstehen oder aus taktischen Gründen sich einmal trennen: Wir halten die uns allen gemeinsame republikanische Linie und fordern alle Männer und Jünglinge auf, dem Reichsbanner beizutreten, denn wir sind und bleiben der feste Blod der deutschen Republik.

Hörfing.

Der Bundesvorfland.

Höltermann. Crohn. Dr. Spicker. Hauff.

Der Stuttgarter Attentäter verhaftet. Er sollte eine Strafe wegen Kuppelei antreten. Stuffgart, 23. April. ( Eigenbericht.)

Der Händler Karl Stängte, der, wie gemeldet, gestern nachmittag einen tätlichen Angriff auf den mürttembergischen Justiz minister Dr. Beyerle begangen hat, fonnte heute nachmittag von der Kriminalpolizei in lllm a. d. Donau , wo er sich bei Bekannten aufhielt, verhaftet werden.

Ueber den Borgang ist noch folgendes mitzuteilen: Stängle follte eine Strafe wegen Ruppelet antreten, während seine Frau sich auch wegen Kuppelei und anderer Berfehlungen in der Strajanstalt Gotteszell befindet. Stängle verlangte von dem Minister für sich Strafaufschub und für seine Frau bedingungsloje Begnadigung. Als der Minister das ablehnte, erklärte Stängte, jezt gehe er aufs ganze und drang auf den Minister ein, der zur Abwehr einen Stuhl erhob und Lärm schlug. Als der Hausinspektor den Attentäter festzuhalten versuchte, fam im Borraum ein anderer Mann auf ihn zu, durch den der Inipettor behindert wurde, Stängle festzuhalten. Ob beide Männer im Ginverständnis gehandelt haben, war bei dem Durcheinander nicht festzustellen,

In besonderen Konferenzen wird jede Schule festzustellen haben, wie sie in den einzelnen Fächern oder Arbeitsgemeinschaften die Jugend zur Klarheit des politischen Urteils führt

und wie sie durch ein fameradschaftlich freundschaftliches Verhältnis des Lehrers zu seinen Schülern, durch eine planmäßige Einwirtung

Sündenbock für Stalin . Wechsel in der Moskauer fommunistischen Organisation. Mostau, 23. April.

Das Plenum des Mosfauer Komitees der Kommunistischen Partei hat den ersten Sekretär Des Mostauer Komitees, Baumann, von seinen Pflichten entbunden und an seine Stelle Kaganowitsch , einen der Sekretäre des Zentralfomitées,

gewählt.

Baumann war einer der entschiedensten Bertreter des Stalinschen Linksfurjes.

Der indische Kampf. Todesopfer und firenge Strafen.

New Delhi, 23. April. ( Eigenberich.) Die Ruhe, die der Winderinkraftsetzung der sogenannten Bengal­Ordonnanzen gefolgt ist, war nur vorübergehend. In Tschitta. gong griffen Truppen eine fleine Gruppe Aufständischer an, die fich auf einem Hügel verschanzt hatte. 3 wölf Inder wurden getötet, zwei schwer verwundet. Die Truppen hatten teine Verluste. In Beschawar fam es anläßlich der Verhaftung einiger Anhänger Gandhis zu Unruhen. Ein britischer Solbat murde getötet. In Fenny, etwa 80 Kilometer von Tschittagong, wurden bei einem Angriff auf die Polizeifiation ein Polizist und zwei Zivilisten getötet.

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Die Behörden sehen ihre dratonische Bestrafung non Anhängern Gandhis wegen der Berlegung der Satzgesetze fort. In Bombay wurde Swami Anant, ein Anhänger Gandhis , zu acht Monaten Rerter und einer Geldstrafe verurteilt. In Hourah

Shaw- Premiere.

Berliner Theater: Der Teufelsschüler."

Der Teufelsschüler ist eine der älteren Komödien Bernard Shaws , die früher einmal viel Erfolg gehabt hat Sie gehört nicht zu feinen stärksten. Aber so langweilig wie unter Heinz Hilperts Regie brauchte sie nicht zu wirken. Die Haupt rolle verlangt einen überlegenen und humorbegabten Darsteller. Ernst Deutsch spielt einen nervös überreizten und beseffenen, aber nicht den Shaw'schen Teufelsfchüler. Auch sonst sieht man manche Fehlbefeßzung. Erst zum Schluß ertönte stärkerer Beifall

Dgr.

auf die Schulgemeinschaft und durch eine enge Verbindung mit dem Elternhaus( Sprechstunden, Klassen- Elternabend und Elternversamm­lung) und mit dem Elternbeirat das Gefühl der Zusammengehörig­feit und das Bewußtsein der Berantwortung lebendig macht. Stoßen ihre Bemühungen auf Widerstand oder bleiben sie, weil andere von außen her einwirkende Gegenfräfte stärfer sind,' erfolglos, so wird sie auch vor strengen Maßnahmen nicht zurückschrecken dürfen. Die Schule muß dies den Schülern und Er­ziehungsberechtigten deutlich zum Bewußtsein bringen."

In der Verfügung werden zum Schluß folgende Forderungen: gestellt:

,, 1. Ueber diesen ganzen Fragenkompleg in jeder Schule zwischen dem 24. April und dem 20. Mai d. 3. in einer diesem Gegenstand gewidmeten Konferenz eingehend zu beraten. Dabei ist zu erwägen, wie im einzelnen der politischen Berheizung mit allen Mitteln er­zieherischer Beeinflussung entgegengetreten werden kann und wie int den verschiedenen Fächern und Arbeitsgemeinschaften und in einer sonst geeigneten Weise sich aufklärend wirken läßt in dem an gegebenen Sinne.

2. Ueber diese. Verhandlung ist eine ausführliche Niedera schrift bis zum 31. Mai d. I dem Provinzial dulfotlegium eingreichen

3. In den Stoffen Clternversammlungen ist im laufendert. Sommerhalbjahr diese Frage eingehend zu erörtern und den Eltern flar zu machen, daß es zu den Aufgaben der Erziehungsberechtigten gehört, die Bestrebungen der Schule zu unterstützen, wenn für ihre Kinder sich nachteilige Folgen nicht ergeben sollen.

4. lleber alle Bestrafungen von Schülern und Schüle rinnen aus diesem Anlaß ist alsbald eingehend zu berichten, damit das Provinzial- Schulfollegium prüfen fann, ob von dort aus etwas zu veranlassen ist oder ob es ratsam erscheint, dem Minister über die Angelegenheit zu berichten!"

wurde der indische Professor Bhattacharya mit 29 anderen Bera jonen verhaftet, da sie troh Widerstand der Polizei den Verfuch machten, Käufer von einem Laden mit ausländischen Stoffen fern zuhalten.

Die in altutta fürzlich verhafteten Führer der indischen nationalen Bewegung, darunter der Bürgermeister von Stal­tutta, find im Gefängnis von Afipore in den Hungerstreit ge­

treten.

Englische Strafexpedition nach Offarabien.

Basra über London , 23. April. Der englische Schoner ,, Lupin" hat eine Strafexpedition gegen einen der Stämme an der Küste von Oman unternommen und ein Dorf, in dem Unruhen vorgekommen waren, bombardiert. An Bord des Lupin" hatten vor einiger Zeit König Feissal von Irak und König Ibn Saud von Hedschas ihre Besprechung zum Abschluß eines Freundschaftsvertrages.

Frankreichs Sozialpolitik. Fortschritt der Gesetzgebung.

Paris , 23. April. ( Eigenbericht.) Die beiden ersten grundlegenden Artikel des Sozialversiche rungsgesetzes, die die Organisation der Krankenkassen, der Ait: rs. und der Invalidenversicherung regeln und die Beitragsstaffelung spa wie die Leistungen der Versicherungstassen festlegen, wurden pon der Stammer unter Dach und Fach gebracht. Einige Verbesserungs­anträge der Linken wurden abgelehnt. Gleichzeitig wurde jedoch die hartnädige Opposition der Rechten, die der frühere Finangminhter? de Lasteyrie führt, geschlagen.

Woldemaras, der ehemalige Diftator Litauens , will die Ministerwohnung froß wiederholter Aufforderung nicht räumen. Er behauptet, nicht umziehen zu können, solange er die Bücher über Memel und Wilna , die er im Regierungsauftrag schreibt, nicht fertig habe. In Kowno munden zahlreiche Kommunisten verhaftet, an geblich die Parteizentrale; in Schoulen verhaftete man zwei Frauen, die Maiflugblätter perteilten.

Der Hichechoslowakische Generalkonsul Dr. Cefer ist vorige Nacht nach einer Operation infolge Herzschwäche im Alter von 53 Jahren gestorben; er war in Berlin feit Anfang 1928 tätig.

Wegen einer aufrührerischen Rede verurteilt wurde ein arahis scher Redakteur in Jerusalem zu 12 Tagen Gefängnis und zu ein­jähriger Berbannung nach Nablus , wo er unter Polizeiaufsicht gestellt werden wird.