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märe, die Schwierigkeiten zu meistern, denen wir heute gegenüber­ständen. Das gegenwärtige System, dem er seine Mitarbeit zur Verfügung gestellt habe, liebe er nicht, aber sein Ziel wäre, eine große Rechte zu schaffen, und er rechne mit einer Million Gefolgschaft. Dann werde die Sozialdemokratie wie immer ein beachtlicher Faktor im politischen Leben bleiben, werde auch den notwendigen Gegenspieler haben.

In der Diskussion wurde Treviranus   von Hugenberganhängern heftig angegriffen Sie warfen ihm politische Fahnenflucht Dor. Er habe die Herrschaft des 3entrums in Deutschland  stabilisiert.

3m Schlußwort machte Treviramus, gereizt durch die derben deutschnationalen Angriffe, eine interessante Enthüllung: die Deutschnationalen hätten fein Recht, ihm Borwürfe wegen der Koalition mit dem Zentrum zu machen. 5ugenberg habe dem deutschnationalen Parteivorstand erklärt, er hätte unmittelbar vor dem Abschluß einer Regierungsfoalition mit dem Zentrum gestanden, die nur durch das Dazwischentreten Treviranus   zerschagen worden sei. Die Herren aus der deutfchynationalen Reichstagsfrattion fämen zwar nur früh am Tage oder spät abends nach Duntet werden zu ihm, weil sie sich noch nicht offen mit ihm zu zeigen wagen. Boshaft fügte er hinzu: Wenn der Reichstag   in den fritifden Tagen aufgelöst worden wäre, häffen die Mittelparteien einen aussichtslofen Wahlkampf gegen die Sozialdemokratie führen müffen, die in gufer Position gewesen wäre. Wir konnten diefe Regierungsteilnehmer nicht der Sozialdemokrate ans Meffer liefern!"

LangfameEntlastung des Arbeitsmarkts

3n Berlin   immer noch 316 000 Arbeitsuchende.

In der ersten Hälfte des April hat sich endlich auch auf dem Berliner   Arbeitsmartt eine spürbare Entlastung durch­gesetzt. Im Bereich des Landesarbeitsamts Brandenburg ( Berlin  , Brandenburg  , Grenzmart) fant vom 1. bis 15. April die Zahl der Arbeitsuchenden um 21 536 auf 437 532 Personen. versicherung ging in der gleichen 3eif um 20 713 auf 318 849 Per­fonen zurück. Hiervon entfallen 271 511 Personen auf die Haupt­unterstützungsempfänger und 47 338 Personen auf die Krifenunter­

98 Baumschule 98

* 1838

Autodroschke

gegen Straßenbahn

Geftern mittag 12 Uhr fließen an der Ecke Zimmer- und Charlottenstraße ein Straßen­bahnwagen der Linie 98 und eine Autodroschke zusammen, wobei auch mehrere Perfonen fchwer verletal wurden. Unser Bild zeigt die mit der Straßen­bahn zufammengefloßene und völlig zertrümmerte Aulo droschke kurz nach dem Zu­faminenprall

Mißbrauchte Schiffsmannschaften.

Die Zahl der Unterſtühungsbezieher in der Arbeitslofen- Vorläufer des Rebellenschiffes Falfe".- Waffentransport und Spritschmuggel.

stützten.

Die Zahl der Arbeitsuchenden lag Mitte April noch um fast 40 000 Perionen höher als zur Zeit der größten Arbeits­lofigteit im Katastropheuwinter 1929. Diefer Bergleich zeigt am deutlichsten, unter welchem starten Drud besonders der Berliner  Arbeitsmarkt trotz der selten günstigen Witterungsverhältniffe in diefem Frühjahr steht.

Die Entlastung des Arbeitsmarktes wurde auch in den beiden Aprilwochen ausschließlich von den Saijonberufen getragen, dagegen waren Anzeichen einer fonjunkturellen Befferung noch nicht zu verspüren. Die Anforderungen der Landwirt­schaft nach Arbeitskräften blieben auch in den letzten beiden Wochen noch gering. 3m Braunkohlenbergbau setzte sich der Abbau fori. Die zögernde Aufnahme der Bautätigkeit läßt darauf schließen, daß die allgemeine Unsicherheit in der Wirtschaft noch nicht über­

wunden ist.

Loepelmann verurteilt.

Der Nazi als Studienrat.

Der vom Provinzialschultollegium Berlin- Brandenburg Dar Käfig feines Amtes en hobene Berliner   Studienrat Loepel mann wurde am Mittwoch wegen Beleidigung des früheren preußischen Innenminifters Grzesinsti zu 300 m. Geldstrafe verurteilt. Der Antrag des Staatsanwalts lautete auf 14 Tage Gefängnis, Loepelmann, gegen den zur Zeit auch noch ein Diszipli narverfahren mit dem Ziele der Amtsenthebung schwebt, dürfte nach diesem Urteil nicht mehr in sein Amt zurückkehren. Loepelmann ist nationalsozialistischer Stadtrat.

gebracht.

Der Füllfederhalter von Locarno  . An eine Friedensausstellung verliehen und nicht zurüc Paris  , 24. April. Der goldene Füllfederhalter, mit dem seinerzeit die Unter­zeidmung des Locarno  - Vertrages vollzogen wurde, ist spurlos ver­schwunden. Der Halter, der die Form einer Gänsefeder hatte, blieb in Berwahrung der Stadtverwaltung von Locarno  . Er wurde jedoch gelegentlich der Friedensausstellung im a ag im Februar der Ausstellungsleitung geftehen und fehrte nie wieder in den Besitz der Stadt Locarno   zurück. Die holländische Polizei hat bereits bei allen Goldmarenhändlern Amsterdams und in den übrigen Großstädten Nachforschungen eingeleitet, die aber bisher ohne Ergebnis verliefen.

Fememörder und Hochverräter

Der Anstister des Parchimer Fememordes in das Verfahren

verwidelt

Detmold, 24. April.  ( Eigenbericht.)

Zu den Berhaftungen einiger nationalsozialistischer Führer in Lippe  , gegen die ein Verfahren wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs und Berleitung zum Meinets einge leitet wurde, erfahren wir, daß nun vom Oberreichsanwalt auch noch ein Verfahren wegen Borbereitung zum Hochverrat an­

hängig gemacht wurde. Die bürgerliche Breffe versucht die Sache bamit abzutun, daß der beschuldigte jezige lippische Bezirksführer der NSDAP.  , Dr. Fuhrmann aus Hiddesen  , erst seit Februar 1930 das Amt des Bezirksführers übernommen habe, während die Schriftstücke, die bei einer Haussuchung bei ihm gefunden wurden und auf die sich das Berfahren angeblich stüßen soll, bereits aus dem Herbst 1929 stammen. Damals sei aber Bruno Fride noch Bezirtsführer gewesen und Fuhrmann habe die Partelat en und damit auch die infriminierten Schriftstücke erst im Februar von Fride übernommen. Die Staatsanwaltschaft teilt dazu mit, daß das beim Oberreichsanwalt anhängige Berfahren wegen Borbereitung zum Hochperrat sich nicht allein und auch nicht in der Hauptsache gegen Dr. Fuhrmann richte.

Wie wir weiter erfahren, ist der frühere Bezirksführer Fride der fith zur Zeit in Danzig   aufhält, identisch mit dem ehemaligen Roßbacher Bruno Fride, der in den Bardhimer Feme. mordprozeß verstrict war. In der Nacht vom 31. Ma zum 1. Juni 1923 murde in Parchim  ( Mecklenburg  ) der Angehörige der Arbeitsgemeinschaft Roßbach, Walter Rabow, auf viehisde Beise von Femmäcern umgelegt". Bruno Fride gab den Mördern einen Empfehlungsbrief mit, der folgenden In halt hatte:

Der fenfationelle Hamburger Prozeß des deutsch  - venezolanischen Rebellenfchiffes Falle" ruft ähnliche Fälle mißbrauchter Schiffs mannschaften ins Gedächtnis. Um des schnöden Mammons willen setzt der Kapitän auf Wunsch des Reeders das Leben seiner Matrosen aufs Spiel, macht sie durch Versprechungen oder Gewaltandrohung feinem Willen gefügig. 3m Falle der Falke" tann es selbst nach bisherigem Verlauf der Verhandlung nicht mehr zweifelhaft fein, daß die Reeder im Borgeschmad reicher Profile für billiges Geld Schundwaffen eingekauft hatten und der Kapitän wohl wiffend, worum es ging, sich nicht scheute, die Mannschaft im Interesse der geldgierigen Reeder zu mißbrauchen.

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Für unzuständig erflärte fich vor einigen Jahren bas Seemanns amt im Falle des deutschen   Spritschmuggelschiffes, rcempft". Der Kapitän befand sich im Dienste eines amerikanischen   Boot­legers, eines Mannes, der mit der New- Yorker Unterwelt engste Beziehungen unterhielt. Brcempil" war ein Tantdampfer. Er holte sich in Danzig   Alkohol, überquerte den Ozean und legte sich awei Seemeilen vom amerikanischen   Ufer, also außerhalb der Hoheitsgrenze der Bereinigten Staaten, por Anter. Die schnellen bewaffneten Motorboote des Bootlegers eilten hin und her zwischen Prcemysl" und bem Ufer, tanften fohol und verstanden es, den Berfungen der bewaffneten Zollboote zu ent­gehen. Eines Tages waren diefe aber in der Hitze der Verfolgung zu nahe an Brcemyft" herangelommen; vielleicht hatte sich dieser auch versehentlich in die Hoheitsgrenze hineingewagt. Bie bem auch fei, er wurde beschossen, Matrojen tamen zu Schaden. Das Hamburger Seemannsamt erklärte aber, es liege fein Seeunfall Dor. Dem Kapitän wurde das Patent nicht entzogen. Der Miß­brauch der deutschen   Flagge im Dienste des amerikanischen   Sprite schmugglers blieb ungestraft... Uebrigens nicht der einzige Fall. Der deutsche Spritschmuggel nach den Bereinigten Staaten blüht. Erst vor kurzem hat der Revisionsbericht der Frankfurter All gemeinen Bersicherungs A.-G. gezeigt, daß diese Gesellschaft einen ausgiebigen Alkoholschmuggel betrieben hat.

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Brcemyfl" und" alte" waren deutsche Schiffe; hier wie dort waren Matrosen im Interesse der Reeder, nicht im eigentlichen Schiffsdienst zu Schaden gekommen. Darin das Gleichartige dieser beiden Fälle. Der Fall des englischen Dampfers Sultan von Borneo   erinnert in anderer Hinsicht an den des Dampfers Falke". Auch er schmuggelte Waffen nach Südamerika   für Auf­ständische. Kuba   rebellierte gegen sein Mutterland Spanien  . Noch war der Krieg nicht offiziell erklärt. Die Vereinigten Staaten Ameritas und Englands wetteiferten miteinander in der Versorgung der Insurgenten mit Waffen, bis England ein scharfes Ausfuhr­verbot erließ. Der englische   Parlamentarier Crawford, ein Waffen­händler gleich Prenzlau  , charterte den Dampfer Sultan von

,, Ueberbringer find Jurisch und Zenz. Beide haben auf meinen Befehl Kadow beseitigt. Bitte bringe diese beiden Leute ficher unter."

Obwohl Fride in diesem Brief sich selbst der Anstiftung zum Mord bezichtigt, wurde er vom Staatsgerichtshof zum Schuß der Republik   in der Verhandlung vom 12. bis 15. März 1929 mur wegen Begünstigung zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Dieser Empfehlungsbrief Frices für die Fememörder ist deshalb von besonderem Interesse, weil bei dem Detmolder   Verfahren gegen den Nationalsozialisten Winkelmann wegen Mord..

Borneo  ". Der Kapitän Cattl nahm in New Kastel Kohlen an Bord, angeblich für Manila  - eine Sinnlosigkeit, da Manila   fich nie mit New- Kaftler Kohle versorgen ließ. Der ,, Sultan von Borneo" durchquerte die Nordsee  , traf hier die Privatjacht des Reeders Crawford und verstaute Waffen unter den Kohlenbuntern. Dann dampfte das Schiff seinem Ziele zu, einer Bucht auf Ruba. Die Sie ahnte bunt durcheinandergewürfelte Mannschaft rebellierte. Schlimmes. Der Kapitän hielt fie mit seinen Offizieren in Schach  , besonders Auffässige wurden angeschlossen. Während der ganzen Fahrt war auch der Kapitän feines Lebens nicht sicher, bald wurde gegen ihn mit Kohle gemorfen, bald mit Schiffsbolzen. Endlich mar das Ziel erreicht. Schon in der Bucht versperrie aber plöglich ein Kanonenboot den Weg und legt fich längsseits des Sultan von Borneo  ". Die Mannschaft vertriecht sich im Innern des Dampfers, packt ihre Sachen. Der Spanier fragt, was los fei, weshalb fich niemand an Bord sehen lasse. Das Schiff habe Ruhe", erhält er zur Antwort. Was für Ladung", fragt das Kanonenboot. ,, New Raftler Kohle für Manila  ." Das scheint verdächtig. Beidrehen." Im felben Augenblid leuchten am Ufer drei rote Lampen auf, das mit den Insurgenten verabredete Zeichen: die Waffenladung wird erwartet. Der Kapitän, anstatt beizudrehen, gibt Bolldampf und rammt das Kanonenboot. Sultan von Borneo" erreicht bas Ufer. Die Infurgenten erhalten ihre Waffen. Sapitän Catt wird zum General ernannt und fämpft auf feiten der Auf ständischen...

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Auch Kapitän Sipplitt sollte venozolanischer Admiral werden und wäre es geworden, wenn del Bado nicht gefallen wäre und die Macht an sich gerissen hätte. Was vor 30 Jahren möglich gewesen ist, sollte heutzutage unmöglich erscheinen. Und ist es doch nicht. Auch der Fall des Dampfers Falte ist tein Einzelfall. Waffen­transporte deutscher Reeder über den Dzean bildeten in den letzten Jahren, wie behauptet wird, einen blühenden Geschäftszweig. Das Metta der Waffenhändler mar China in der Regel tamen aber nicht die deutschen Waffen in Frage, da deren Export durch den Bersailler Vertrag verboten ist. Hohe Frachtfäße spornten zur gegen seitigen Konkurrenz an. Und wenn der Angeklagte Brenzlau im Hamburger Prozeß den Namen des reichsten Mannes in Europa  erwähnte, den Namen Sir Bafil Saharoff, so hatte er damit viel leicht nicht ganz Unrecht. Die Waffenindustrie verfolgt in ihren Expansionsgelüften mit Hoffnungen auf Geldsegen die revolutionäre Gärung in Asien  . Sie riecht Blut und wittert Profite. Auch im Tscherwongenfälscherprozeß war die Rede von Waffengeschäften, allerdings nach dem Fernen Often. Auch der befannte Finanzmann Michael, dessen Name in Verbindung mit dem Kutister und einem anderen Berliner   Betrugsprozeß genannt wurde, soll Waffen geschäften nicht ganz fernstehen.

| wird für die Dauer der Arbeitsverfäumnis Lohn nicht ge. währt. Von der Anrechnung auf den Erholungsurlaub und Don der Lohntürzung fann abgesehen werden, wenn die Nachholung der versäumten Arbeitsstunden anderweitig sichergestellt ist. Anrechnung der gewährten Dienstbefreiung auf den Erholungsurlaub und Lohn­fürzung sollen nicht erfolgen, sofern auch für religiöse Feiertage, die nicht zugleich gefeßliche Feiertage sind, eine Anrechnung der Dienst­befreiung auf den Erholungsurlaub oder eine Lohntürzung nicht stattfindet."

Schobers Europareise.

versuchs ebenfalls ein Empfehlungsbrief Frides eine Nach Rom und Berlin  : Paris  , London  , Prag  , Budapest  . Rolle spielt, der dem Täter die Flucht erleichtern sollte. Dieser Brief ist seinerzeit bei einer Haussuchung beschlagnahmt worden.

Staatsdienst am 1. Mai.

Weitgehende Gewährung von Urlaub.

Amtlich wird mitgeteilt: Das Preußische Staatsministerium hat beschlossen, daß für die Regelung des Dienstes am 1. Mai die Bestimmungen des Jahres 1923 auch für das laufende Jahr und bis auf weiteres gelten. Demgemäß ist bis auf weiteres mie folgt zu verfahren:

,, Beamte, Angestellte und Lohnempfänger, welche zweds Teil­nahme an einer Feier am 1. Mai dem Dienst oder der Arbeit fern­bleiben wollen, haben rechtzeitig bei ihrem Dienstvorgefeßten um Befreiung vom Dienst nadzusuchen. Solajen Anträgen ist grund. Täglich überall insoweit zu entsprechen, als dadurch die notwendige Fortführung des Dienstbetriebes nicht in Frage ge­stellt wird. Bei der Entscheidung über derartige Gesuche soll nicht engherzig verfahren werden. Hiernach beantragte und bewilligte Freizeit ist bei Beamten und Angestellten auf den Erholungs urlaub anzurechnen. Das gleiche fann auf Wunsch bei Lohnempfängern geschehen. Wird von Lohnempfängern nicht aus­drücklich um Anrechnung auf den Erholungsurlaub nachgesucht, so

Wien  , 24. April.  ( Eigenbericht.) Der österreichische Bundesfangler Dr. Schober reift am Sonn­tag nach Paris  , um der französischen   Regierung emen Beluch abzustatten. Am 1. Mai reist er nach London   weiter wo Be­sprechungen mit der Arbeiterregierung stattfinden sollen. Im Ver­laufe des Mai wird Schober den Regierungen in Prag   und Buda­peft Höflichkeitsbefuche abſtatten.

3wanzig Rinder an Masern gestorben.

Paris  , 24. April.

In Chambéry   herrscht seit drei Wochen eine Maserna epidemie, der bisher 20 Kinder unter fünf Jahren zum Opfer gefallen find.- slip

Die Maizeitung ausverkauft.

Wie uns der Berlag J. H. W. Die Nachf. mitbeilt, ist die dies. abrige Maizeitung, in der unter dem Motto 40 Jatyre Mai­feier historische Beiträge von alten Stampfern aus der Zeit des Sozialistengesetzes veröffentlicht werden, bereits vergriffen. In Anbetracht der hohen Auflage von fast einer halben Million ist das ein besonderer Erfolg, den man als gutes Bor zeichen für das Gelingen der Maifeier ansehen kann.