Einzelbild herunterladen
 

Lügen um die Volksbühne.

Die Kampf" methoden der sog. Bolfsbühnen- Opposition.

Das Scheitern der von den kommunistischen Drahtziehern be­fohlenen neuen Aktion zur Revolutionierung" der Boltsbühne, über das wir berichtet haben, hat die bedauernswerten Bertreter der bolschemistischen Ideen auf dem linken Flügel der Sonderabtei­lungen" völlig aus dem Häuschen gebracht. In der kommunistischen Presse toben sie ihre Wut und ihren Schmerz aus. Die ,, Rote Fahne " tat es dieser Tage mit einer über die ganze Seite gehenden Ueberschrift auf nahezu drei Spalten ihres tostbaren Papiers.

Der Arbeitsausschuß der Sonderabteilungen, d. h. die Bertretung des radikalen Flügels innerhalb der Sonderabteilungen der Volks­bühne, war bekanntlich an den Vorstand mit einer Liste von Forde­rungen, wie die der Hinzupachtung eines eigenen Theaters zur aus­schließlichen Berfügung der Opposition usw., herangetreten und hatte sich zuletzt darauf festgebissen, daß der Vorstand der Volksbühne unter Ausschaltung aller für die nächste Spielzeit getroffenen Bor­arbeiten, unter Mißachtung aller bereits mit anderen Bühnen ge­troffenen Verträge, auch ohne Rücksicht auf das damit entstehende Risiko einer 3ubuße von etwa 150 000 Marf einer neuen, ständig in Berlin spielenden Piscator Bühne zum Leben ver­helfen solle. Der Vorstand mußte dies Verlangen ablehnen. Darauf erklärten die Mitglieder des Arbeitsausschusses ganz unzweideutig, daß dies für sie eventuell die Notwendigkeit zum Auf­bau einer neuen Organisation bedeuten würde; ja, man verriet bereits, daß man in dieser neuen Organisation die Möglich­teit sehe, die Beiträge der Boltsbühne zu unter­bieten, und nannte ein Entgelt von etwa 1,40 Mark je Platz. Bon einem Mitglied des Vorstandes wurde darauf lediglich erklärt, daß solche Taftit immerhin verständlich wäre und vielleicht sogar eine für alle Teile befriedigende Lösung bringen würde.

=

Was macht aber die tommunistische Presse aus diesem Berlauf der Verhandlungen? Boltsbühnen­vorstand will Spaltung. Ein Anschlag auf die Sonderabteilungen und die Piscator- Bühne!" überschreibt die Rote Fahne" ihren Schimpfartikel. Der arme unschuldige Arbeitsausschuß soll also ganz wider seinen Wunsch und Willen vom Borstand hinausgedrängt wer den. Und nun muß er sich gegen diesen ,, Sch and streich"( dies Wort gebraucht die Rote Fahne") zur Wehr sehen: Es gilt, eine großzügige Mobilisierungsarbeit durchzuführen, es gilt, einen wirt lichen Proteststurm der Mitgliedermassen der Volksbühne gegen den Vorstand und seine Spaltungspläne zu entfesseln."

In Wirklichkeit ist es nicht einmal der Boltsbühnenvorstand, der die Spaltung" will. Hinter dem Borstand steht vielmehr, wenn man dem Kommunistenblatt glauben darf, die Sozialdemo. kratie die dem Borstand defretiert, mittels eines Federstriches 9000 Mitglieder, den fortschrittlichsten, besten Teil der Mitglied: schaft, aus der Organisation hinauszuwerfen".

Der Borstand hat, wie man weiter erfährt, die Spaltung" überdies seit Monaten vorbereitet. Bekanntlich ergab sich die Notwendigkeit, vom 1. Januar ab für die Mitglieder der Boltsbühne beim Besuch des Theaters am Bülomplag eine Garde­robegebühr von 30 Pfennigen einzuführen, weil die Beiträge nicht mehr ausreichten, um die ständig wachsenden Kosten des Theater­betriebes zu decken. Was hat nun die ,, Rote Fahne" entdeckt? Die Einführung der Gerberobegebühr wurde lediglich beschlossen, um die gewöhnlichen" Arbeiter aus der Bolfsbühne hinauszudrängen und das Haus am Bülowplay 3u einem reinen Theater des Klein­bürgertums und der Arbeiteraristokratie" zu machen.

Das Lächerlichte ist aber wohl, daß die Lügenfahne auch noch behauptet, der hinauswurf der Radikalinskis jei der auf preis", um den die Volksbühne vom Staat übernommen, faschisiert(!) und zu einem fulturreaktionären Stühpunkt des Staates" ausgebaut werden solle. Muß man zu solchem Unfug wirklich noch ein Wort sagen?

Offenbar hat der Arbeitsausschuß, nachdem er im Interesse seiner Forderungen allerlei Drohungen ausgestoßen hatte, inzwischen Angst vor der eigenen Courage bekommen. Man sieht ein, daß die Gründung einer fommunistischen Konkurrenzorganisation gegen die Boltsbühne mit einem ungeheuerlichen Fiasta enden würde. So leugnet man jeßt, was man vor drei Tagen behauptete. Aber man beschränkt sich nicht darauf. Man unterstellt nun dem Gegner, was man selber erklärte.

Daß man bei der Gelegenheit immer von einer Spaltung" der Bolksbühne redet, ist noch ein Wig für sich. Wenn aus einer Organisation von 90 000 Mitgliedern wirklich 3000 oder 4000 aus scheidez( und größer ist der Anhang des Arbeitsausschusses der Sonderabteilung bestimmt nicht), dann muß man schon ein Mikroskop zu Hilfe nehmen, um darin eine Spalung"" zu sehen. Bollends

milom Der Führer.

Augenberg

Schiele

Hugenberg: MEIN Kurs ist der richtige, er wird gesteuert!"

Clynes und die Todesstrafe.

Ein Nachspiel zur Hinrichtung Podmores.

das Gesetz zur Farce werden zu lassen, gleichviel, wie stark der Wunsch nach einer Aenderung des Gesetzes auch sein mag. Die öffentliche Meinung lälßt sich in solchen Fragen nicht immer durch erschöpfende Kenntnisse der Angelegenheiten leiten; fie darf sich nicht an Stelle eines Gerichtshofes setzen.

Auf die Protestfundgebung des Parteitages der JLP. in Bir| zu können. Ich habe vergebens gesucht. Ich bin nicht bereit, mingham gegen die am Dienstag vollzogene Hinrichtung des mut­maßlichen Mörders Podmores hat Innenminister Clynes mit folgender Erklärung geantwortet, von der man wird zugeben müssen, gleichviel wie man zum Fall Podmores an sich und zur Todesstrafe überhaupt steht, daß sie einer gewissen Logit nicht entbehrt:

Es ist das gufe Recht des Volfes, das Gefeh zu ändern. Es iff aber die Pflicht des Ministers, das bestehende Gesetz anzuwenden." ,, Die Resolution der Unabhängigen Arbeiterpartei fordert von Es ist dies eine vielleicht allzu starre Auffassung von den mir, daß ich feierliche Entscheidungen von Gerichten, Pflichten der Exekutive gegenüber der Legislative unter der demo­Richtern und Geschworenen ignoriere und daß ich auf Pflichten der Exekutive gegenüber der Legislative unter der demo­Grund einer Auffassung über die Frage der Todesstrafe entfratischen Staatsform. Aber der Standpunkt hat zweifellos etwas scheide. Ich hoffe, daß sich fein Minister jemals durch eine solche für sich, daß es nicht angeht, die Berantwortung einem einzelnen Minister aufzubürden, solange das souveräne Bolf von seiner gesetz­unhaltbare Doktrin wird beeinflussen lassen. gebenden Macht keinen Gebrauch macht und sich also vor der eigenen Berantwortung drückt.

Ich habe den Fall tagelang geprüft in der Hoff nung, einen Grimd zu finden, um eine Begnadigung empfehlen

Peshawar für Weiße gesperrt. Rücktritt des indischen Parlamentspräsidenten.

Neu Delhi, 24. April.

Der Präsident der indischen gesetzgebenden Versamm lung, Patel, hat in einem Schreiben dem Vizekönig seinen Rücktritt als Präsident des indischen Parlaments erklärt. Das soll zum Protest gegen die Behandlung indischer politischer Gefangener geschehen sein.

Allen Europäern ist vorübergehend der Eintritt nach Peschawar verboten worden. Ausgenommen von dieser Verordnung, die eine Vorsichtsmaßnahme gegen weitere Unruhen darstellt, sind nur solche Europäer, die dienstlich in der Stadt zu tun haben.

Nach einem Bericht aus Allahabad soll Gandhi seinen Kampf gegen das Salzmonopol aufgegeben und sein Hauptinteresse dem Boykott von Alkoholst u ben gewidmet haben.

Im Bezirk Ghittagong wurde heute nachmittag ein Aufständischer getötet, der mit zwei Pistolen be­waffnet war.

wird das Wort Spaltung" lächerlich, wenn man bedentt, daß ein Rumäniens Kurs gegen Minderheiten.

Ausscheiden der berufsmäßigen Stänferer der Boltsbühne zweifellos die Bahn freimachen würde, um viele Tausende euer Mitglieder zu werben.

Was immer auch die fommunistischen Schreihälse machen wer den, der Bestand der Boltsbühne bleibt uner­schüttert. Die große Masse der Mitglieder wird das hysterische Geschrei der Roten Fahne" mitfamt ihrer Aufforderung zum Em pörungssturm" gegen die Leitung der Boltsbühne nur mit einem Hohnlachen quittieren. Gerade die Art und Weise, wie die Herrschaften vom Arbeitsausschuß ihre Sache in der Deffentlichkeit verfechten, fennzeichnet sie in ihrer ganzen Berlogenheit und Ver bohrtheit. Die Feſtnagelung ihrer Kampfmethoden scheint das beste Mittel, um die Maffen der denkenden Arbeiter enger noch als bisher mit der Volksbühne und ihrer derzeitigen Leitung zu verbinden.

Kommunisten oder Lärmmacher?

Schießerei in einem Münchener Vorort. München , 24. April. Wie die Münchener Zeitung meldet, wollten im Münchener Borort Feldmoching nachts Gendarmen zwei Kommu nist en festnehmen, die Standal machten, als plötzlich dreißig junge Burschen mit 3aunlatten und Steinen gegen die Gen­darmen vorgingen, die schließlich von der Waffe Gebrauch machen mußten. Es wurden etwa zehn Schüsse auf die Angreifer abgegeben, die in die umliegenden Gebäude flohen und von dort aus die Schüsse erwiderten. Da die Lage immer gefährlicher wurde, mußte das lleberfallkommando von München gerufen werden, das dann gegen die Kommunisten vorging. 3wei Polizeibeamte wurden durch Stein­würfe und Schläge mit Zaunlatten verletzt.

Versammlungsverbot in München .

Die von der Ortsgruppe der KPD . und ihren Hilfsorganisationen für den 1. Mai geplanten Kundgebungen unter freiem Himmel jomie sämtliche Versammlungen in geschlossenen Räumen wurden durch die Polizeidirektion München verboten. Das Verbot wurde durch Aufrufe der Kommunistischen Bartel und Ausführungen in der kommunistischen Preffe veranlaßt.

Es darf nur noch rumänisch verhandelt werden.

Bukarest , 24. April. ( Eigenbericht.)

Der Siebenbürger Regionaldirektor hat als Regie rungsmitglied des Bukarester Ministerrates und oberste Regierungs­behörde des Landes Siebenbürgen eine Verfügung erlaffen, der zu­folge der Gebrauch der Minderheitensprachen, also des Deutschen und Ungarischen , in Zukunft bei sämtlichen Ver­handlungen der Komitatsräte, der Komitatsdelegationen und der Ge­meinderäte- selbst in rein deutschen und ungarischen Gemeinden verboten ist. Die Beratungen aller offiziellen Körper­schaffen dürfen fünftig nur noch in der rumänischen Candessprache geführt werden. Erklärungen gelten als nicht abgegeben und Entscheidungen bzw. Beschlüffe als nicht gefaßt, wenn sie nicht in der Landessprache vorgetragen worden sind und rumänisch im Protokoll festgehalten werden.

*

-

Die Regierung der Bauernpartei, dort ,, Nationalzaranisten" ge­nannt, hat schnell ihre revolutionäre Herkunft verraten. Längst herrscht wieder Polizeiwillkür im Lande. Der Finanzminister Madgearu erklärte im Parlament ganz offen, daß er sich als finanzieller Diktator fühle. Während man an den notwendigsten und dringendsten Ausgaben spart, werden die Dispositions. fonds des Ministerpräsidiums und des Innenministeriums sehr gut gespeist; so hat der letztere zu dem im Generalbudget bewilligten Summen frische 10 Millionen bekommen, weil jene für das ganze Jahr bestimmten Summen in weniger als drei Monaten aufgebraucht waren für Parteizwede, indem Partei­

blätter aus ihm Subventionen bekommen werden.

Vor der sich ,, liberal" nennenden, der studentischen und der mili­

Staatstheater.

Bird Hill amnestiert?" Komödie von Lion Feuchtwanger . Ein Stüd mit viel Gehirn und wenig Gestaltung. Darum ent­gleist das Gedankenfarussell häufig. Man erfreut sich nur an Bruchy M. H. stüden und besonders am Schluß.

taristischen Realtion weicht die Regierung zurück, desto schärfer gehen ihre Organe gegen Arbeiter, Arbeitslose und Invaliden vor, die ihre Forderungen auf der Straße zu erheben wagen.

Bollendet wird das Bild dieser ,, Demokratie" durch die Erklä­rung des Innenministers Baida, er unterschreibe mit. beiden Händen den oben zitierten Erlaß des Regionaldirektors für Sichenbürgen, Dobrescu. Die rumänischen Gejeze enthalten allerdings fein Wort davon, daß es im Reiche auch andere Völker gibt als das rumänische! Ebensowenig hat aber das Vorgehen des Paschas von Siebenbürgen einen Rechtsgrund im Gesetz; der Innen­minister Vajda tritt diesem Erzchauvinisten zur Seite, obwohl der Ministerpräsident Mani u von dem Herrn Dobrescu abgerückt ist.

Neuer Sprachenterror in Südtirol .

Jnnsbrud, 24. April. ( Eigenbericht.)

Aus Südtirol wird gemeldet, daß das Verbot des Privat­unterrichts in deutscher Sprache froß des fürzlich von dem gegen­wärtigen österreichischen Bundeskanzler Schober abgeschlossenen außer­österreichisch- italienischen Freundschaftsvertrages wieder ordentlich fir eng gehandhabt wird. In lehter Zeit find wiederum zahlreiche Personen wegen Uebertretung des Verbots ffreng bestraft worden.

Spaniens Wahllisten werden hergestellt

Man läßt sich Zeit: Wahlen nicht vor Dezember.

Paris , 24. April.

Die spanische Regierung hat munmehr die Aufstellung von Wahllister angeordnet. Wahlberechtigt und wählbar ist jeder Staatsbürger, der das Alter von 25 Jahren erreicht hat. Das Frauenstimmrecht, für das nach dem Umsturz der Diftator so start Stimmung gemacht wurde, wird bei diesen Wahlen noch nicht zur Anwendung gelangen.

In der spanischen Akademie der Rechte fam es bei der Beratung der fünftigen Verfassung zu heftigen 3 wischenfällen, als ein ehemaliger Mitarbeiter der Diktatur, Argente, sich mit den heftigsten Worten gegen die geplante Verfassung wandte. Die 3wischenfälle veranlaßten den Vorsitzenden, die Sigung aufzuheben. Mehrere in der Akademie vertretene Rechtswissenschaftler haben daraufhin einen Antrag eingebracht, wonach alle Mitglieder der Akademie, die in irgendeiner Weise an der Diktatur beteiligt waren, ausgeschlossen werden sollen.

Da die Aufstellung der Listen nicht vor November beendet sein dürfte, rechnet man mit den Wahlen für frühestens Dezember over Januar.

Moskau verhöhnt Trokki.

Ein Haßartifel der Prawda".

Die Nachrichten russischer Emigrantenblätter, daß Trogti nach Rußland zurückkehren und sogar Leiter der Agrarpolitik werden solle, mußten jedem, der die vehementen Angriffe auf Stalin in Trogtis Buch kennt, unglaubwürdig erscheinen. Nun bringt die

"

Mostauer Brawda" einen außerordentlich scharfen und hämischen Artikel gegen Trogki. Er wird darin spöttisch als Wojewode" ( altrusfische Bezeichnung für Heerführer) bezeichnet, dessen Heer " allerdings auf einem Diwan bequem Platz finden würde". Die militärischen Anspielungen erklären fich dadurch, daß auf Grund von Trogtis neuen Schriften ihm vorgeworfen wird, er verfolge eine tominternfeindliche Strategie", die seine nahe bevorstehende voll­ständige Assimilierung mit dem Sozialfaschismus" er tommende Mister Trozti" bezeichnet und der Artikel schließt tennen lasse. Er wird in dem Artifel als der ,, alternde und ver­mit dem Gruß: 2uf in den Dienst der Welt bourgeoisie, Wojewode Trotzki!" Dieser Artikel zeigt deutlich genug, wie wenig an eine Rehabilitierung Troßtis gedacht wird.