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Sonnabend

26. April 1930

Unterhaltung und Wissen

Heinrich Hemmer:

Zwischen Grauen und Lachen

Das Berkehrshindernis.

Wir fuhren mit 60 Kilometer Geschwindigkeit aus Maracaibo heraus, der funkelnagelneuen Petroleumstadt, die in den letzten drei Jahren Tampico gänzlich in den Schatten gestellt hat ich ( Chauffeur Billy) und eine fesche falsche Sennorita, die in Wirt lichkeit ein politischer Flüchtling war. Gott sei dant hatten wir die in Benezuela besonders scharf gehandhabte Polizeifontrolle, der sich jeder Autofahrer über das Woher, Wohin und Weshalb ausweisen muß, glücklich passiert, fauften erlöst in die Nacht hinein beleuchten plötzlich die Lichttegel meiner Scheinwerfer etwas Langes, Schwarzes, quer über der Landstraße Liegendes. Zum Austuppeln und Bremsen war es zu spät, ich drehe die Zündung ab und gebe Bollgas. Der Wagen steht, wie von einer Titanenfaust gepackt, mit einem Rud still. Ich springe ab. Dicht vor dem Auto liegt ein Riefe Goliath Don Neger, leblos, nadt, ein Buschmesser so groß wie ein Krummfäbel reben sich.

da

Ich rüttle den Neger. Er rührt sich nicht. Habe ich ihn getötet? Es waren nur ein paar Hautabschürfungen zu sehen. Avanti" befiehlt die Sennorita. Ich schleife die Leiche zum Straßenrand,

drehe die Kurbel an

Tut tut tut, fommt ein Auto entgegen, stoppt, ein Mulatte steigt aus, Polizeiforporal: was ift's mit dem Neger? fragt er. Habt ihr ihn getötet?

Wir sind vertoren, fühle ich. Wir kommen, wie üblich, bis zur Klärung der Angelegenheit ins Gefängnis. Und von dort-? Arme Sennorita, armer Chauffeur!

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Die falsche Sennorita blieb unbeweglich auf ihrem Siz und ich stand unschlüssig beim Kühler. Der Korporal beugt sich über die Leiche. Er dreht sie hin und dreht sie her. Er tastet, er horcht, er schnuppert( wir trauen uns baum zu atmen), plöglich padt er die Leiche, legt sie übers Knie und verdrischt ihr mit aller Macht das arme, tote Hinterteil. Das geht eine Weile dann kommt neues Leben in den schwarzen Körper. Er zuckt, er strampelt, er grunzt. Zuletzt richtet er sich auf seinen Goliathbeinen empor, tortelt umher und verbreitet den Duft von 2000 Schnapsfässern. Als ihn der Korporal nach unserem Verhalten fragt, antwortet er in der Sprache des Göz von Berlichingen. Wir sind gerettet. Sennorita wirft stolz ihren Kopf hoch. Ich drehe die Kurbel an.

Drei ungemütliche Reisegefährten.

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E das alles?, bemerkte ich( der Schreiber dieses) und blies eine Rauchwolte aus mich wollte man einmal glatt ins Jenseits befördern, ohne Berhör, ohne Gefängnis, ohne alle Umstände. Ort der Handlung: Australien . Ach, welch ein gesegnetes, freies Land war Australien , ehe die Militärs hinfomen. Je mun, mir jchrieben 1915, ich mar auf Parole, wohnte in Mittagong Mosvale, und wollte nach Sidney fahren, ein paar Einfäufe zu besorgen: den polizeilichen Erlaubnisschein hatte ich in der Tasche. Es war ein grauer, schmüler Dezembermorgen. Auf einer Meinen Station reißt jemand die Türe auf: drei von der Front zurückgekehrte Soldaten, die offenbar die Nacht durchzecht hatten und blutrünstig umberblickten, famen, ein jeder eine Bulle Bisten schwenkend, grölend ins Coupé getortelt,

Zwischen fräftigen Schlucken und scheelen Blicken überziehen meine drei unheimlichen Vis- à- vis die Welt mit dem Unflat ihrer Rede, insbesondere den Krieg, das vermaledeite Deutschland und die Rede, insbesondere den Krieg, das vermaledeite Deutschland und die bloody huns".

Ich starre in den dunklen Eukalyptusbusch hinein, durch den die blutige Röte eines jener häufigen Buschfeuer bricht, auf die die blutige Röte eines jener häufigen Buschfeuer bricht, auf die die Landesflora schon so eingestellt ist, daß gewiffe Samen, statt darin zu verderben, lebensfähig werden. Als überall Feuergarben auf fladern und der Busch wie ein Riesenscheiterhaufen lodert, wende ich vor der Hitze und dem Rauch mein Gesicht in das Abteil zurüd. Da grinjen mich drei vom Feuerschein und Trunt glühende Mephisto gesichter an, und drei Flaschen werden hingereicht. Trint, Brüder. lein, trint, laffe die Sorgen zu Haus!- Bas bist du für ein

Landsmann

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ein neu eingewanderter Engländer: ein pommy? Rein waschechter Australier, eh? Vielleicht bist du etwa ein hunne, mein Mann? Sprich, daß wir es hören!

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Ich spteche einwandfreies Englisch, spreche auch breitſpuriges behäbiges Australisch wenn man mich nicht gerade aufs Korn nimmt. Jeßt fühlte ich mein Blut gerinnen. Danmart," ent nimmt. Jetzt fühlte ich mein Blut gerinnen.

schlüpft es mir unwillkürlich.

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Da lacht die Hölle auf und einer stedt mir die Flasche in den Hals: Beim Satan, wenn du ein Deutscher gewesen wärst, wir hätten dich aus dem Fenster in den brennenden Busch geworfen. Der Kammerjäger.

Ist das alles? Sagte Walter, der Exporteur. Da habe ich schon etwas Gruseligeres erlebt, und zugleich noch Komischeres. Ich reise oft geschäftlich in Columbien, denn mein Sohn hat eine vertapseite Rugel im Herzen und muß sich schonen. Im Landinnern gebricht es an Berkehrsmöglichkeiten: Tage und Wochen ritt ich auf Maultieren und da es ebenso an Hotels wie an Herbergen fehlt, war ich immer froh, wenn ich nur in einer Indiohütte schlecht und recht eine Unterkunft fand.

Eines Abends brachten mich meine Indioführer zu einem Palm­blatthäuschen, das so voll befeßt war und übel roch, daß ich es vorzog, in einer Laube zu nächtigen, unter der ich zwischen zwei Zedern eine Hängematte spannte. Bir hatten uns stellenweise mit dem Messer einen Weg durch den Urwald hauen müssen: ich war müde und schlief sogleich ein.

Ein merkwürdiges, feuchtes und zugleich filiges Gefühl an der Bange brachte mich zum Erwachen. Ich fnipfte meine Taschen­lampe an. Den Riesenleib um eine Zeder gewickelt, den Kopf herabhängend, den Rachen über mir geöffnet, figierte mich ein wahrer Draden von einer Schlange und züngelte beständig, berührte mich abermals mit ihrer gespaltenen unglaublich efligen Zunge.

Ich stieß einen marferschütternden Schrei aus. Das heißt mur

mein eigenes Mart wurde durch die wilden Hilferufe erschüttert: die Indios, die sofort herbeigelaufen famen, trümmten sich vor Lachen. Die Schlange: das war ein Haustier, ein Ungeziefer­Bertilger, der Kammerjäger des Ortes. Das Züngeln mar Aussrud der Zärtlichkeit. Wie eine gute Bandfuh leckte mir das Untier die Wange. Aber missen muß man das. Wissen muß man's!

John Schikowski : Zwei Briefe

Erinnerung an Arno Holz

Heute vor einem halben Jahr starb Arno Holz Heute vor 67 Jahren ward er geboren. Alle Versuche, diesen Einzigartigen als Menschen und als Dichter zu begreifen und zu erklären, sind bis jetzt mißlungen. Er wollte verstanden sein, aber er erschwerte es jedem, der ihm näher trat. Er war ein Einsamer und liebte die Zusammenarbeit. Er schloß sich ab von der Welt und lechzte nach deren Anerkennung. Unlösbare Widersprüche lagen in seinem Wesen, gestalteten sein Schicksal, verdarben sein Leben, das ein fast ununterbrochenes Mar­inrium war. Unter dem er unfagbar litt. Das er mit einem Minimum von Nachgiebigkeit hätte ändern können. Und das er doch nicht änderte, weil ihm jede Konzession unmöglich war. Daraus resultierte sein Unglück, darin lag die Größe, das Heldentum des Menschen Arno Holz .

Im November 1899 erhielt ich von ihm, den ich persönlich nach nicht fannte, folgende Zeilen:

Sehr geehrter Herr! Eben geht mir durch einen Freund Ihr Artifel über mich in der Neuen Zeit zu. Ich danke Ihnen herzlich! Es hat sich mit diefer Wärme vielleicht noch niemand bisher für mich verwandt. 3manzig Jahre Arbeit im Dunkeln sind heute meiner Meinung nach unumgängliche Voraussetzung für jeden auch nur einigermaßen soliden Erfolg". Auf fünf Jahre Minimum bin ich also noch gefaßt. Und sollte es auch dann noch nicht sein nun, so gehts auch so", wie die preußische Verwaltung sagt, und ich arbeite weiter. Mal muß die Schose ja doch kommen!"

doch kommen."

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Es vergingen Jahre und Jahrzehnte. Rastlose Arbeit, mangelnde Anerkennung, ungebrochene Hoffnung. Einmal muß die Schofe ja Schwerste Depressionszustände. Der Erfolg des Traumulus", den er mit seinem ihm wesensfre nden Jugendfreunde Jerschte geschaffen hatte, machte ihn nicht froh. Inzwischen hatte ich feine persönliche Bekanntschaft gemacht und mir verfehrten viel und immer freundschaftlich miteinander. Troß mannigfacher Differenzen in der Beurteilung von Menschen und Dingen. Holzens Stim­mungen wechselten, und wenn er seine schwarzen" Tage hatte, wie ers nannte, war der Unigang mit ihn nicht bequem. Er suchte Trost, aber wenn man sich bemühte, ihn zu geben, so lehnte er ab. Ein Brief, den er als Antwort auf einen Trostversuch mir schrieb, ist bezeichnend für seine Art und für sein Schicksal. Er stammt aus dem Herbst 1918.

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,, Lieber Herr Deftor! Ihr Brief ist lieb und gut. Ich schöpfe aus Ihren Worten Troft" und fange fofort- ,, dumm" nach dieser Richtung, wie stets mich zu verteidigen" an.

Sie nennen meine Einsamfeit eine gewollte. Sie ist das Refuttat traurigfter Erfahrung. Die Welt und das Leben, die mir

allerdings bei jedem Echritt, wie Sie schreiben, eine Ueberfülle von Schönheit schenkten, paralysierten dies, indem mir gleichzeitig eine Schmerzempfindlichkeit geschenkt war, eine Belle von einer Durch läffigteit, die mich neben allem Positiven alles Negative um so qualvoller und bitterer empfinden ließ. Aber das hatte wohl so fo fein? Jener jetzt gut fünfunddreißigjährige Baffionsweg, deffen Dornen von Station zu Station sich tiefer drückten, der mir fast, alle Menschen" gekostet, die mir im Leben begegnet", und der mich von allem, mas ich hätte ausführen können, mur einen, für midh, fleinen Teil ausführen lie? Im letzten, erst ganz fürzlich erschienenen ,, Dafnis" Zehntausend stand angezeigt:

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Bon Arno Holz zum Herbst 1918 vorbereitet: An Hundert

Bon Sechzig Millionen!

( ,, Sechzig", statt siebzig", da ich die soundsovielen Bollaten, Dänen, Franzosen usw., deren wir uns in mun baldiger Zukunft ja wohl faum noch länger erfreuen dürften, nicht recht hatte mit zählen wollen.)

Der 3med, den ich mit der Herausgabe dieser Schrift, die aus drei Auffäßen aus der Zeitschrift für Bücherfreunde" bestand, und von denen ich Ihnen die bereits erschienenen beiden ersten beifüge, hatte verfolgen wollen, wird Ihnen flar werden aus dem anliegenden Borwort, zugleich Einladung auf eine geplante Substriptions­ausgabe des Phantasus".

"

Der inzwischen erfolgte Zufammenbruch Deutschlands macht es mir jetzt unmöglich, meine Werbung erscheinen zu lassen, und begräbt damit für immer meine betreffende lehte Hoffnung". Ich werde also als Lyrifer" enden, wie ich als Dramatiker" endete. Mit einem aus gemeinen, fommunen, niederträchtigen, fogenannt mate­riellen Gründen unvollendet hinter mir gebliebenen Torso!-

So, liebster Herr Doftor, sieht in Wahrheit das Märchen aus von dem Manne, den Millionen um sein Genie beneiden" Hätten diese Millionen", statt ihn um sein Genie zu beneiden", jeder für einen Teil auch nur einen einzigen lumpigen Groschen zu beneiden gewefen! So aber erlahmte ihm die Lebenskraft und die Lebensfreude, die er ungezählten andern reich, reich, reich hätte weitergeben fönnen, stüdweis, und noch in feiner letzten Ejatulation" durfte und mußte er sich beklagen:

er wäre vielleicht

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Ihn liebten die Götter, er starb jung. Bon mir läßt sichs nicht sagen. Wieviel Lasten Erinnerung Empörung, Erbittrung, Erniedrigung, Demütigung

babe ich noch zu tragen?"

Beilage des Vorwärts

Indessen warf er immer wieder neue Hoffnungsanter aus. Der letzte ging auf den Nobelpreis, den er im letzten Jahrfünft seines Lebens alljährlich erstrebte. Die Aussichten besserten sich mit der Zeit. Einflußreiche Männer unterstützten die Bewerbung. Aber der sehnsüchtig erwartete blieb aus. An seinem Sterbetage rief Holz mich an. Schon sprach er verworren. Phantasierte von einer Antlage wegen Gotteslästerung, die der ,, Borwärts" wegen eines Holzschen Gedichts erhalten haben sollte, und bot seine Hilfe bei der Berteidigung an. Ich suchte ihn deshalb zu beruhigen und er tam auf den Nobelpreis zu sprechen, dessen Verteilung in jenen Tagen erwartet wurde. Er rechnete mit seinem bevorstehenden Ende und war in quälender Sorge wegen des Schicksals seiner Gattin, die er völlig mittellos hinterlassen mußte.

Bekanntlich hat Holz den Preis nicht erhalten. Aber ein gütiges Schicksal bewahrte ihn davor, diese letzte Enttäuschung noch zu erleben.

Erna Büsing:

"

Vom Bräutigam im Schlaf erfchoffen"

Bom Bräutigam im Schlaf erschossen!" Diese Beile steht als fette Ueberschrift auf dem Titelblatt einer Beitung, die ein Unter grundbahn- Fahrgast in den rhythmisch durchgeschüttelten Händen hält. Ihm gegenüber sitzen ein paar Orts- und Großstadtfremde. Sie fahren Untergrundbahn mit Bewußtsein, mit Behagen, mit Er­ftauntjein über die ausgenußten technischen Möglichkeiten und mit dem Bestreben, in diese einzigartigen Augenblicke schon gleich jetzt Erinnerungswerte für die Zukunft zu bauen. Neben dem Lejer figen täglich fahren müssende Gäste. Für sie wurde die technische Errungenschaft Untergrundbahn schon längst eine nüchterne Not­wendigkeit zur Bewältigung des Verkehrs. Die Gewohnheit degra­dierte für sie das Ereignis zur alltäglichen Begebenheit. Darum existieren für sie weder huschende Wände, noch interessant beleuchtete Tunnel oder der belebte Bahnhof einer Haltestelle. Sie sucher lyftematisch nach Abwechslung und für sie existiert daher im Augen­blick nur die Zeitungsüberschrift.

der, in der allerletzten Minute, eben vor Redaktionsschluß, diese Bom Bräutigam im Schlaf erschossen!" liest der Redakteur, Nachricht bekam und sie noch schnell unter dieser Schlagzeile heraus­gab. Die Schlagzeile zieht, er ist zufrieden, innerlich erlöst. Was müßt ihm alle Gewissenhaftigkeit, was nüßt ihm aller Fleiß, wenn er feine Notiz hat, die unter fetter Ueberschrift herauszugeben ist? Nach der Ueberschrift kauft man die Zeitung. Nach der zugkräftigen Ueberschrift schäzen Verleger und Chef den Redakteur; die Schlng= zeile wird eben zur Wertung seines Lebens. Beim Abendbrot und beim Morgenkaffee, am Stammtisch und während des wirren Nacht­schlafes denkt er an die Schlagzeile; er ist schon längst ihr Silave, jedoch meint er noch immer, sie sei für ihn die beste Stufe zum eigenen journalistischen Aufstieg.

" Bom Bräutigam im Schlaf erschossen!" liest die lilalippige Dame, die sich im Leben als geschäftstüchtige Rugnießerin der Liebe ermeijt. Unwillkürlich fröftelt sie und zieht ihren Pelzmantel höher und ein paar Buderförnchen fallen auf das tostbare Pelzwert. Sie lei Möglichkeiten und manches Hin und Bider. Schließlich hält sie benft über die Leidenschaften ihrer Berehrer nach und erwägt aller­fich selbst für sehr bescheiden und gibt sich innerlich einen Ruck, damit fie in Zukunft anspruchsvoller und an Wünschen reicher wird. Sie Gefahrenquelle ist immerhin ziemlich groß und es ist schließlich nicht falkuliert, man muß bie Konjunktur ausnuten, denn die berufliche mehr als recht und billig, wenn man sich ein Risiko bezahlen läßt.

Bom Bräutigam im Schlaf erschossen!" liest eine sorgenvolle Frau. Nachts um 12 Uhr fällt sie oft todmüde ins Bett. Aber sie schläft dann nicht ein, weil sie vielleicht bis 4 Uhr morgens rechnet, wie sie mit den paar Mark Haushaltungsgeld, die ihr zur Verfügung stehen, die Woche über auskommen soll. Dieses angestrengte Reth nen mit dem Nichts ist ein ungeheurer Verbrauch von Nerven- und Rörpertraft; unter. Ausmußung desselben Nervenstoffes schreibt ein Mann, der in der Wirtschaft, etwas gilt, einen politischen Leitartikel, oder ein Luftturner macht den Todesschwung. Die Frau aber rech­net und rechnet und die Not läuft mit ihr. Und der Mensch kommt nie vom eigenen Sein los, der Mensch denkt stets ums Ich im Kreise. So denft auch jetzt die Frau. Ach ja, die Not", und sie denkt an ihren Mann, der wird nie Schluß machen, beinahe be­

dauert sie es und bleibt endlich doch stumpf gegen das Leben und

gegen den Tod.

Bom Bräutigam im Schlaf erschossen! liest ein verwach'enes Mädel. Nach törperlicher Geltung dirigiert sich ganz von selbst das Streben ihres Lebens. Sie ist eine gute Turnerin. Bravour­leistungen fallen ihr leicht, wegen der eigenartigen. Gewichtsvertei­lung ihres Körpers. Sie wollte sich überwinden, sie wollte sich zur Schau stellen, wollte Artistin werden, als tomische Nummer auf­treten. Doch will das Publikum den Schein und nicht die Wahrheit. Die Zuschauer wollen einen Menschen, der sich komisch gibt, aber fia mollen feinen mißgestalteten Menschen. Und dann wollen sie feine Frau, über die mißgestaltete Frau will man nicht lachen. So ist dieses Mädel eingepanzert in seine große Einsamkeit. Es ist fa­natisch bedacht auf förperlich persönliche Wirkung. Auf die Er fchoffene ist es plötzlich neidisch; denn letzten Endes ist doch der einzige Wunsch dieses Mädchens, leidenschaftlich geliebt zu werden.

Die Vögel als Vielfreffer

Von allen Tieren fressen die Vögel am meisten. Das ist in erster Linie zurückzuführen auf den Stoffwechsel, der bei Bögeln viel rascher vor sich geht als bei den meisten anderen Tieren. Bei vielen Vögeln macht die tägliche Nahrungsaufnahme das Zwei- bis 3weieinhalbfache des Körpergewichts aus. Ein Elefant wird 5000 bis 6000 Kilogramm schwer; hätte er das gleiche Nahrungsbedürfnis wie ein fleiner Bogel, so müßte er jeden Tag ganze Berge von Nahrungsmitteln verzehren. Ebenso sollte es einer Hausfrau wohl sehr schwer fallen, Mann und Kinder zu sättigen, wenn diese im Verhältnis zu ihrer Größe so viel äßen wie ein Rotkehlchen oder wie ein Blaumeife. Der Falke verzehrt am Tage durchschnittlich

gegen 35 Mäuse, und dazu verzehrt er auch noch mancherlei Nah­rung. Ein Paar der fleinen Meisen führt sich in einem Jahre weit mehr als einen Zentner Insekten zu. Außergewöhnlich ge­fräßig ist auch der Kuckuck. Noch größer als in anderen Zeiten wird die Nahrungsbeschaffung der Vögel in der Zeit, da die jungen Bögel im Nest liegen. Dabei fann im allgemeinen behauptet werden, daß die Weichfresser unter den Bögeln, die Bertilger von Würmern, Fliegen usw., mehr Nahrungsmittel zu sich nehmen als die Körner­freffer.