Einzelbild herunterladen
 

Arbeitslose, pfui!

Eine Kundgebung vom Stahlhelm.

Es hat seinen Reis in die Gedankenwelt jener Organisationen zu blicken, die den Frontsoldatengeist der Kameradschaft" nach außen besonders lebhaft betonen. Das nachfolgende Rundschreiben der Stahlhelmortsgruppe Stade spricht von dieser Same­radschaft" Bände. Deshalb sei es hier im Wortlaut wiedergegeben: Der Stahlheim Stade, den 8. April 1930.

Ortsgruppe Stade

1.

An die Kameraden des Kern- und Jungsta.

2. Die soziale Fürsorge wird mit fofortiger Wirkung aufgehoben. 3. Der Beitrag beträgt 1,50 m. pro Monat.

4. Es wird darauf hingewiesen, daß kein Stahlhelmer berechtigt ist, einen Kameraden unter Hinweis auf den Stahlhelm und die bestehende Kameradschaft um Unterstützung anzugehen, ohne die Führerschaft hiervon in Kenntnis zu setzen. Sollte ein kamerad aus persönlichen Gründen einen anderen unter­ffüßen, ist dieses dem Gruppenführer zu melden.

5. Laut Bundesbeschluß ist die Aufnahme Arbeitsloser in den Stahlhelm nicht möglich.

6.

Der Führer.

Ist es da nötig, noch ein Wort hinzuzufügen? Arbeitslose werden nicht aufgenommen. Hilfsbedürftige dürfen bei den Satten, für deren Existenz sie bei dem erwarteten neuen ,, Kriegserlebnis" ihre Knochen zu Markte tragen sollen, nicht um Hilfe bitten. Und menn einer schon einem anderen aus Kameradschaft Unterstützung bot, so hat er das schleunigst zu melden. Sintemal doch die Rechte wissen muß, was die Linke tut! Frontheil!

Die Agramer Erpressungen. Bernarditsch bleibt fest.

Belgrad , 26. April.

Im Matschet- Prozeß betonte der Angeklagte Bernarditsch noch einmal, sein Geständnis bei der Polizei sei null und nichtig, da es erpreẞt worden sei. Als der Vorsitzende mit der Berlesung Don Protokollen aus der Voruntersuchung begann, hob Berteidiger Dr. Trumbitsch hervor, daß diese Protofolle ungültig seien und ihre

d

Unterzeichnung mit Drohungen und Erpreffungen erzwungen morden sei. Die Berlesung der Protokolle über die Bernehmung Bernarditsch durch den Untersuchungsrichter in Belgrad dauerte 1 Stunden. Darauf widerrief Bernardisch alle diese Angaben. Schließlich wurden noch die Protokolle verlesen, die bei der Gegen­überstellung des Bernarditsch mit den Mitangeklagten aufgenommen worden waren. Die Mitangeklagten haben behauptet, daß Ber­narditsch mit ihnen über eine terroristische Organisation gesprochen habe. Doch hatte Bernarditsch diese Angaben sofort als lügenhaft zurüdgeroiefen.

Die Wahrheit über Spanien .

Rede des Gozialistenführers.

Madrid über Paris , 26. April.

Der Sozialistenführer Brieto hielt die seit mehreren Tagen angefündigte Rebe mit dem Thema: Der politische Augenblid." Brieto machte der Diftatur den Prozeß und sprach von den Wahlen, Die Spanien feiner Ansicht nach ein monarchistisches Parla ment bringen werden. Er hat tein Vertrauen zur Red. lighteit diefer Wahlen und fordert deshalb die Linksparteien. auf, fich zusammenzuschließen, um die Republit auszurufen und nötigenfalls zur Revolution zu schreiten.

Der Redner griff nicht nur die Diktatur, sondern auch die Krone in heftigsten Wendungen an und bezeichnete sie als per­antwortlich für die Militärerhebungen. Er nannte auch ver­schiedene Persönlichkeiten mit Namen und warf ihnen vor, in ihre eigenen Taschen gewirtschaftet zu haben. Zum Schluß forderte er die Bestrafung der für die Dittatur Berantwortlichen. Während seiner Ausführungen wurde er dauernd durch Beifall und Rufe Es lebe die Republit" unterbrochen.

Russische Arbeiter wehren sich. Auffland gegen Gäuberungsfommiffion."

Charkow , 25. April. ( Ost- Express.) Bei der Durchführung der Säuberung" in der Fabrik Iljitsch" in Mariupol kam es zu scharfen Aus­cinandersetzungen zwischen den Mitgliedern der zur Revision eingetroffenen Kontrollkommission und der Arbeiterschaft. Die Arbeiter griffen zuletzt die Kom mission tätlich an, wobei einer der Jungkommunisten, die den Säuberungskommissionen immer beigegeben werden, getötet wurde.

Gatteffen am 1. Mai- versprochen.

Mostan, 26. April. ( Ost- Expreß.) Offiziell wird bekanntgemacht, daß die Arbeiterschaft Moskaus während der Maifesttage eine vergrößerte Ration von Lebens­mitteln erhalten wird. Gleichzeitig äußern aber die Sowjetblätter Besorgnisse hinsichtlich der Durchführbarkeit dieser Maßnahme, meil die Lebensmittel und Besonders das für die Fleisch versorgung notwendige Vieh von den Sowjetbehörden in vielen Bezitten zu rüdgehalten wird.

Bessedowski II und III.

Mostau über Kowno , 26. April. ( Tul.). Da die Frist für die Rückkehr des Mitgliedes der russischen Gesandtschaft in Stockholm , Dimitriemsfi, und des Marine­attachés in Stockholm , Sobolew, abgelaufen ist, sind die Todesurteile gegen diese beiden laut Beschluß des Präfidiums des Bollzugsausschusses der Sowjetunion in Kraft getreten. Das gefamte Eigentum der beiden wurde von der DGPU . zu gunsten des Staates beschlagnahmt.

Najiblatt verboten. Der Oberpräsident der Brovinz Rieder. schlesien hat die in Schweibniz erscheinende nationalsozialistische Zeitung Der Schlesische Beobachter" und ihr Stopfolatt, den Hirschberger Beobachter" wegen Berstoßes gegen das Republit ichungeles auf die Dauer von br Monoten verboten

Kulturbilder aus Thüringen .

KONDITORE

Heute

Mohrenkopfe

1.

mit Sahne

In seinem Kampf gegen die Bernegerung konfisziert Frid in einer fleinen Konditorei eine Schüssel mit Mohrenköpfen.

3.

Volkshochschule

201

チン

Da die Köpfe nur noch als Steuerobjeft benötigt werden, wird dementsprechend die Bolkshochschule gefchloffen.

2

Dabei kommt ihm eine gute Idee: Warum soll man nicht die Köpfe der Untertanen als Steuerobjekt be­nuken. Er führt also die Kopfsteuer ein.

4

Fibel

+1

Denn den einzigen für Thüringen noch benötigten gei­ftigen Gebrauchsgegenstand, das Thüringer Hafen­freuzler- Schulgebet, tönnen nur Leute ohne kopf verfaßt haben.

Die Maifeier in Sachsen .

Kein allgemeines Verbot von Demonftrationen.

Dresden , 26. April. ( Eigenbericht.) erfüllt Lenins Hoffnungen", rief ein Angestellter Mostaus am Mitrophon und fuhr dann fort: Den Sozialfaschisten müssen wir zeigen, hinter wenn die Massen stehen." Der Herr in Moskau schloß mit den prophetischen Worten: Wir werden sehen, wie sich das ganze deutsche Profetariat am 1. Mai hinter unsere Banner ftellf."

Die fädfijde Regierung gibt befannt, daß sie tein allge. meines Demonstrationsverbot zum 1. Mai erlassen werde. Die Absicht, ein derartiges Berbot zu erlassen, hat lange bestanden. Das für Leipzig und Umgegend bestehende Das für Leipzig und Umgegend bestehende Verbot aller Bersammlungen und Umzüge unter freiem Himmel soll jedoch aufrechterhalten bleiben. Es sei Borsorge ge­troffen, daß in Leipzig jeder Widerstand gegen das Berbot im Keime erstickt werde.

Mit der Untersuchung der blutigen Vorgänge in Leipzig ist der Ministerialdirektor im fächsischen Ministerium des Innern, Dr. Fritsche, betraut worden.

Leipzig , 26. April.

In einer Eingabe an das sächsische Innenminifterium verlangte der Rat der Stadt Leipzig unter Hinweis auf die Vorkommniffe beim 5. Reichsjugendtag der KPD. vom Minifterium, für die 3u funft Vorkehrungen zu treffen, um eine Wiederholung derartiger Ereignisse zu unterbinden. Es wird unter anderem empfohlen, dafür zu sorgen, daß in Zukunft Massenversammlungen und große Demonstrationszüge im Innern der Stadt durch Gesetz oder Verordnung überhaupt untersagt werden, und zwar foll fich das Verbot auf alle größeren Umzüge und Ver fammlungen politischer oder nichtpolitischer Richtung beziehen.

Moskauer Maiheke.

Um den Kampfesmut der Stoßtruppen Moskaus im Auslande zum 1. Mai zu heben, macht der russische Rundfunt Ueber= stunden. In verschiedenen Sprachen, meistens de utsch, werden blutige Heldentaten der Kommunisten an Maitagen in den letzten zehn Jahren besungen! Der Barrikadengeist vom 1. Mai 1929 in Deutschland lebt noch. Das bewies erst jetzt der Rampjesmut unferer Genossen in Leipzig . Ja, gerade die tommunistische Jugend

Hitlers Sehnsucht ungestillt.

Auch Thüringen nimmt ihn nicht. Weimar , 26. April. ( Eigenbericht.) Die Meldung, daß Adolf Hitler thüringischer Staatsbeamter werden solle, um die deutsche Staatsangehörig. teit zu erlangen, gab dem demokratischen Landtagsabgeordneten Kallenbach Anlaß zu einer Kleinen Anfrage an die Regierung, in der Auskunft darüber verlangt wurde, ob die Meldung ihre Richtig­teit habe. Die Regierung hat jeßt folgende Antwort erteilt: Die Staatsregierung hat nicht die Absicht, Herrn Adolf Hitler den Er­werb der thüringischen Staatsangehörigkeit dadurch zu ermöglichen, daß sie ihn pro forma als thüringischen Etaatsbeamten anstellt. gez. Bauch."

Der Schimpfgraf aus Königgråt.

Adalbert Sternberg tot.

Balkanische Maifeierverbote.

3n Bulgarien und Südflawien.

Sofia , 26. April. ( Eigenbericht.)

Die Regierung hat jede öffentliche Rundgebung amt 1. Mai ver boten. Sie gestattet lediglich geschlossene Bersammlungen unter Polizeiaufsicht. Schon seit Tagen entwickelt die Polizei regste Tätigkeit, um die Arbeiterschaft so einzuschüchtern, daß fie auch den geschlossenen Maifeiern fernbleibe. Der sozialistische Narod" protestiert scharf gegen die Beschlagnahme zweier Mai­aufrufe der freien Gewertschaften gegen den Faschismus und für den Achtstundertag.

Belgrad , 26. April. ( Eigenbericht.)

Die südslawische Regierung hat jegliche Demonstrationen am 1. Mai untersagt. Berstöße sollen strengstens geahndet werden.

Hungerstreif in Bulgarien .

Aus dem Gefängnis in Barna am Schwarzen Meer find legt­hin drei Politische ausgebrochen; deshalb wurde der Direttor ab gefeßt. Sein Nachfolger hat ein so brutales Regime eingeführt, daß jet 400 Gefangene in den Hungerstreit getreten find. Der Justizminister hat Untersuchung angeordnet.

Generäle. Gegen sie alle schleuderte Sternberg Geschosse von einer Art, wie sie ähnlich erst wieder Pilsudski in öffentlichen Darlegungen gebraucht hat. Man erkannte bald, daß Sternberg im Geiste des Belvedère sprach jenes Balasts, in dem Franz Ferdinand refidierte und wo man herrschgierig auf das Ende des alten Kaisers wartete. Der Alte lebt noch hundert Jahr'!"

Franz Joseph aber war so nobel, dem Sternberg die Offiziers. charge wiederzugeben, die er wegen nicht bezahlter Spielschulden

verloren hatte.

Im ganzen war Sternberg ein echter Typ feudalen Uebermuts und er hat seine Zeit überlebt, denn dem einst so mächtigen böhmischen Abel hat die tschechische Demokratie seinen Reichtum zum großen Teil, seine Vorrechte vollständig genommen.

Maroffo wird weiter befriedet".

Ein Hochplateau militärisch erobert.

neue

In der friedlichen Durchdringung" Marottos durch die französischen Kolonialtruppen ist wieder eine Dttupation zu verzeichnen. Französische Pressemeldungen aus Rabat besagen, daß französische Truppen in der Nacht zum 22. April das berüchtigte och plateau von Sgatt bejezt haben, wo die Franzosen im vorigen Jahr etwa um die gleiche Zeit empfindliche Verluste durch aufständische Eingeborene erlitten. Die Besetzung, die tampflos erfolgt sein soll, hatte den Schutz der von Diffidenten bedrohten totalen Bevölkerungsteile des betreffenden Gebietes zum Vorwand. Nach der Besizergreifung wurde wie Barijer auf dem Plateau der Bau von Befestigungs­

62 Jahre alt ist in Wien Adalbert Sternberg gestorben. In den letzten Jahren las man, feinen Ramen nur noch in Zeitungs berichten über feudale Ohrfeigenaffären und Beleidigungsprozesse. Aber in der verstoffenen Monarchie, in der Sternberg noch ein ,, Graf " war, hat er eine sehr laute Rolle gespielt. Unterin gleichen Wahlrecht das 1907 eingeführt wurde, wählten ihm die böhmischen Landgemeinden um Königgräz in den Reichsrat und dort trat Sternberg, der ehemalige Kavallerieoffizier, immer mehr als der allerordinärfte Schimpfer hervor. Was er sich an Schmähungen, fo ziemlich gegeit alle, leiftete, geht auf teine Stubbaut. Sein Haupt­ziel war aber der alte Franz Joseph mit feiner Umgebung eisgraueranlagen in Angriff genommen.

Blätter melden

-

-