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Dienstag

29. April 1930

leigatrbil, 191bedT

Unterhaltung und Wissen

Sue, der kuriose Menschenfreund

Bor neunzig Jahren wurden im Journal des Débats" die Hausstand gehörten stets drei Lataien, drei Raffepferde, drei Gala­Romane Die Geheimnisse von Paris" und Der ewige Jude  " ab- tutschen und drei Mätreffen. Das foftete viel Geld. Das Bater. gedruckt. Dieser stückweis erscheinende Zeitungsroman war eine erbe war aufgebraucht. Die Geldleiher stellten zmar einen Schuld­Neuheit, die bei den Lesern ungeheuren Beifall fand. Berfasser schein auf 150 000 Franken aus, doch ihr Kunde empfing nur 50 000. beider Werfe mar Eugène Sue  . Die Verleger rissen sich um ihn, Der Rest bestand aus Waren, unter anderem aus einem Sarglager, sie überschütteten ihn mit Gold. Da die Nummern mit den Roman  - das sich nur unter beträchtlichen Verlusten losschlagen ließ. Einen forthegungen fofort vergriffen maren, behielten die Händler einige Sarg behielt Eugène Sue   zurüd, da sich dieser megen seines Um­Exemplare zurüd. Wer lesen wollte, mußte eine Leihgebühr für fanges vorzüglich zum Aufbewahren der Garderobe eignete. Aus eine Stunde bezahlen, und dieses Leihgeschäft war eine glänzende Geldforgen fette Eugène Sue   fich hin, um sein Glück mit der Feder Spekulation. Eugène Sue   schrieb noch einige zwanzig Bände, der zu versuchen. Es gelang. Riefenerfolg blieb aus. Doch er brauchte ihn nicht mehr. Er war reich genug geworden, um als großer Herr leben zu können.

Er war ein merkwürdiger Mensch, der zugleich den Lurus und Die Armut liebte. Um die Armut zu studieren, masfierte er sich als zerlumpten Arbeiter. Er schmierte sich das Geficht mit Kohlenruß an, um bei seinen sozialen Studien nicht aufzufallen. Schließlich aber brauchte er diese Verkleidung nicht mehr, da er eine Parifer Berühmtheit ersten Ranges geworden war.

Die Pariser achtundvierziger Revolution, in der es auch schon von sozialistischen   Ansprüchen zudte, fämpfte auch um soziale Rechte des Proletariats, und das Verlangen nach diesen Rechten hatte Eugène Sue   durch seine Romane angeschürt. Er hatte vor der Deffentlichkeit die scheußlichen Elendsquartiere der Hauptstadt ge­zeigt, die Ausbeutung des fleinen Mannes, die Hilflosigkeit ver­führter Frauen und Mädchen und schließlich auch den Lebenswillen der niedrigen Klasse, die leben mollte, obwohl die begüterte Bürger­classe sie nur zum Begetieren und Leiden verurteilte. So wirkten zwei phantastische Kolportageramane ebenso stürmisch, wie die lau­

testen Bolksreden und Propagandaschriften. Deshalb ist Eugène Sue   noch heute unvergessen. Er war der Sohn eines Militärchirurgen. Sein Bater furierte den gichtischen König Ludwig XVIII.  , der sich wieder auf den Thron der Bourbonen   fezte, nachdem Napoleon   endgültig beseitigt war.

Er wurde berühmt. Seine Stadtwohnung mar ein Museum, fein Landsiz ein Paradies, in dem selbst die Kühe harmonisch abgestimmten Gloden flimperten.

Beilage des Borwärts

Und fast im selben Moment sprach der mit dem helleren Kopf gleichfalls im Schlaf:

Für Jammerer und 3meifeler ist fein Platz in unferem Lande... chrr... Alle Kraft muß angespannt werden... cherrr... Wir alle müssen wie eine eherne Säule..." Der rothaarige Passagier drehte den Kopf herum und öffnete das linte Auge. Der Hellere wandte ebenfalls den Kopf und öffnete das rechte Auge. Die beiden Augen begegneten sich. Beide Reisende begriffen, daß jeder den anderen hatte hintergehen wollen.

,, Weshalb schreien Eie?" fragte streng der Rothaarige. ,, nd weshalb schreien Sie?" Beiter sagten sie natürlich nichts zueinander. Sie schliefen nun wirklich ein. Und jeder von ihnen träumte, er fei einer gewichtigen Persönlichkeit begegnet, und es sei ihm gut gelungen, dieser Persönlichkeit Sand in die Augen zu streuen, daß sie den Befehl gab, ihn unter das Arbeitspersonal ein­zureihen, ihm Einreise-, Reise- und Quartiergelder auszuzahlen und eine Ertrafumme zur Ueberführung der Familie.

( Aus dem Ruffischen von E. Rofenthal.)

Er gab einer feiner Mätreffen den Laufpaß. Sie zertrim­merte sein Mobiliar, sie warf seine Bilder aus dem Fenster. Er mar gerade ausgegangen. Als er heimfehrte, glaubte er, es breme in feinem Hause. Er eilte die Treppen hinauf. Er fand die Dame, Die Stare find wieder da von Weinfrämpfen geschüttelt, verzweifelt und zum Selbstmord.be reit. Diese Szene erschütterte ihn fo mächtig, daß er sich erbat, die Jetzt sind die Stare schon eine ganze Weile mieder da. Es ist anderen Freundinnen zu verabschieden, und sie, die tobende Ge- uns nicht entgangen, wie das Starenpaar es mochte Anjang März liebte, als Gattin bei fidh zu behalten. Das tat er nicht, aber sein soziales Gefühl mar ermacht. Soll man sich über diese etmas gro­teste Ermedung wundern? Keineswegs. Erinnert werde an Gau­ tama Budda  , der auch ein Verschwender und Prasser war, bevor er in sich ging und ein Gott wurde.

mehr vor dem Geruch des Volfes fürchtete, da er die Stadtner­Bald wurde auch Eugène Sue   göttlich verehrt. Da er sich nicht maltungen und den Staat bestürmte, menschenwürdige Wohnhäuser und Krankenhäuser für das Proletariat zu bauen, überreichten ihm die Pariser Arbeiter eine Ergebenheitsadresse. Und darinnen wurde er mit Jesus Christus   verglichen.

fein

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sein altes Neft, ein Loch im Baum, wieder bezog. Sobald einer von uns fich im Garten bliden ließ, um die Beete zu haden, die Samen zu säen und die Zweige zu beschneiden, ertönte dos Flöten des Männchens, als wollte er uns nach der langen Ab­mesenheit begrüßen, und der fleine schwarze Kerl hüpfte munter auf seinem Ast umher. Er trillert und pfeift so inermüdlich, als wüßte er, daß sein Gesang dem Menschen die Frühjahrshoffnung in das gießt.

Hera gitar ist ein hervorragender Bogelstinmenimitator, und

Der

man sagt ihm nach, daß er flappern fann wie der Storch, zwitschern wie die Schwalbe, und flöten wie die Drossel und die Nachtigall. tommen; dann muß das Nest gerüstet sein und fein säuberlich mit Zu Anjang Mai ist die große Eierlegezeit für den Star ge

Dieser Dr. Gue beschäftigte sich mit seltsamen Ideen. Er wies wäh ein Systemi aus, nach dem die Arbeitslosen versorgt werden sollten. Strohhalmen gepolstert, damit das Weibchen es mollig und bequem rend der Terroristenzeit von 1793 nach, daß die Hinrichtung durch die Guillotine eine viehische Prozedur sei. Er meinte, die Quaieu des Todestandidaten hörten nach dem Köpfen nicht auf. Vielmehr vauere der Schmerz, den das Messer der Guillotine dem Rumpf bereite, noch an, da dieser Schmerz sich in dem Gehirn des abge­schlagenen Kopfes fonserviere. Es sei ein fürchterlicher Schmerz, auch besonders deshalb zu verdammen, weil er den politischen Gegner oder Verbrecher muhlos malträtiere. Dr. Sue empfahl dar­um aus christlicher Barmherzigkeit, man sollte die Köpfmaschine des Dr. Guillotin   abschaffen und durch Gift beseitigen, wer nach dem Gesetz dem Tode verfallen sei

Der produktive Romanschriftsteller wurde im Genuß diefer Ehrungen zum produktiven Sozialpolitiker. Er dachte zum Beispiel Man möge eine Bank gründen, die dem Arbeitslosen ein zinslojes Darlehen bewillige. Stände er wieder im Brot, dann hätte er aller­dings zurückzuzahlen. Eugène Sue   brachte das soziale Mitgefühl lionäre, deren Salons der blendende Gesellschafter eifrig besuchte, geradezu in Mode. Gleich ihm beschäftigten sich Adlige und Mit­mit dem Volf. Sah man Arbeiter mit sauberen Händen auf der Straße, jo hielt man sie häufig für verfleidete Prinzen, die sich über die sozialen Probleme unterrichten wollten. Es blieb natür lich nicht aus, daß der berühmte Schriftsteller ins Parlament ge­wählt wurde. Er saß bei der republikanischen Linken. Frankreich  und der Republikaner   mußte in die Berbannung auswandern.

eine fleißige Brüterin ist und ihre großen blauen Eier sehr sorg­hat für das Brutgeschäft. Man muß der Starin zugeben, daß sie Eheliebsten die Zeit vertreibt. Vierzehn Tage später schlüpfen die Mitgefühlfältig behandelt, während Meister Star mit Sang und Schellen seiner sie nur erst ein paar Tage älter sind, recken sie schon neugierig Jungen aus, wenn man acht gibt, hört man sie piepjen, und wenn die langen Hälse, sobald jemand an dem Nest vorbeigeht, und perren gierig die gelben Schnabel auf. Das einzige Interesse dieser fleinen Bogelfinder richtet sich, wie bei den fleinen Menschenfindern auf das Essen. Ja, sie sind so unersättlich, daß sie den Alten kaum

Seit lassen, auch selber einen Happen von den leckeren Speisen,

die Starenkinder. Ihr Hunger ist besonders groß, wenn die Federn zu madsen begiunen.

Eugène, der Sohn diejes gütigen Hofarztes, lernte zunächst auch wurde durch den Staatsstreich des dritten Rapoleon ein Staifertum, die sie ihnen herbeiholen, zu sich zu nehnten. Mehr, mehr!" piepfen die Soldatenchirurgie. Dr. Sue hatte, durch die Gnade seines. nigs einen prächtigen Weinkeller erhalten, deffen Schlüssel er forg fältig versteckte. Als der Sohn und feine Stameraden das Bersted, ein Menschenstetett, entdeckt hatten, veranstalteten sie ein Festgelage. Die geleerten Flaschen füllten sie dann wieder mit einem Saft sehr menschlicher Herkunft, doch von nämlicher Goldfarbe, auf. Erst später wurde der ungewöhnliche Geschmack der foftbaren Flaschen

entdeckt.

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Eugène Sue   reifte als Marinehilfschirurg durch Mittelmeer md Atlantik. Er liebte seinen Stand nicht, und als er Erbe eines hübschen väterlichen Bermögens murde, zog er die Uniform aus, im fortan in Paris   den Lebemann zu spielen. Seine Gesinnung mar vorläufig durchaus ,,, anti- canaille", das heißt: Er liebte das Bolt nicht. Es war ihm zu schmutzig. Es stant. Gegen üble Dünfte war er besonders empfindlich. So warf er seine Lederhand­schuhe stets nach einmaligem Gebrauch fort, um nicht den schlechten Geruch der chemischen Reinigungsmittel einzuatmen. Sein Prin zip mar, alles nach der heiligen Zahl 3 einzurichten. Zu seinem

L. Barbarisfof:

Die Sehnsucht nach Paris   untergrub feine Gesundheit. Sein pon Festmählern und Liebesfejten geschmächter Leib versagte. Die einzige Freude, die er sich noch gestatten durfte, war das reichliche Wohltun. Die Armen beteten ihren Wohltäter noch immer an. Die Priester und Monarchisten überhäuften ihn mit Schmähungen, als fie erfuhren, daß seine Schuhlinge zusammen mit der milden Gabe auch den Haß gegen die föniglichen Herrscher diefer Erde atzep­tierten.

Das ist ein furioses Stüd Menschen- und Sittengeschichte. Der französische   Literaturhistorifer Baul Ginisin hat es eben sehr flei­Big aus Archiven und Memoiren ausegraben. Man könnte ver­fucht sein, die Morai aus alledem zu ziehen und zu beweisen, daß die Lieblinge des Boltes heute aus anderent Holz geschnigt sein müssen. Aber wozu? Die Menschen und Sittengeschichte ist voll von solcher Ironie, und man wischt sie nicht einmal weg, indem man mit den Zähnen Inirscht.

198low jusq

Max Hochdorf  .

Auf der Suche nach dem lieben Futter

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Im Coupé des Wagens zweiter Klasse fizen zwei Reisende. ich ein Spezialist für alles Untaugliche und Malabuchoff unter Sie sehen sich auffallend ähnlich an Zuschnitt der Kleidung und meinen Einfluß geraten. Malabuchoff fliegt heraus. Armer Gefichtsausbrud. Berschieden nur ist die Farbe des Haupthaares Malabuchoff. Doch er ist nicht sehr zu bedauern. Er fann fich wieder der eine ist rothaarig, der andere eimas heller. emporarbeiten. Aber du? Es ist heutzutage nicht leicht bei einer maßgebenden Persönlichkeit unterzukommen. Wenn's auch mal ge­lingt, so boch selten.

Der eine trägt einen tataofarbenen Rod, der des anderen zeigt bas Gelbrot der Mohrrübe. Der eine hat eine grüne Krawatte mit blauen Tüpfeln, der andere eine blaue mit roten Pünktchen. Das ist der ganze Unterschied. Im allen übrigen gleichen fie einander. Beide rauchen, beide liegen auf der oberen Bant, scheinbar mit Zeitungslesen beschäftigt. In Wirklichkeit brüten sie gleicherweise über ihre traurigen Verhältnisse.. Nur daß es ihnen selbst verborgen bleibt.

Jeder von ihnen hängt denselben Gedanken nach.

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Der Rothaarige raucht und dentt: Da habe ich seit Ausbruch der Revolution mit dem Genossen Kalabudhoff gearbeitet. Stalabuchoff stat sich auf die Holzpersorgung und ich mit ihm, Kalabuchoff wird in be: Berwaltung des Zoologischen Gartens und in die Theater: und Sirkuspreffe durchgedrückt und ich mit ihm. Kalabuchoff geht nach Norden ich folge ihm nach Norden. Kalabuchoff geht nach Wem ich mit. Und plöglich gibt's eine Säuberung, alles wird durawühlt, und es stellt sich heraus, daß unsere Arbeit zum Teufel taugt. Armer Kalabuchoff! Doch er ist nicht gar so sehr zu bedauern: er tann sich wieder emporarbeiten. Aber du? Ach Mu Starr, meintest Kalabuchoff würde ewig die Verantwortung tragen, und du dürftest ewig den unerjezbaren Sekretär spielen. Nun versuch mal etwas Aehnliches zu finden. Mahlzeit!"

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So philosophiert der rothaarige Passagier, und mit einem Blid nach feinem Reijegefährten denkt er: Ich muß seine Bekanntschaft machen. Vielleicht gar ift er eine maßgebende Persönlichkeit. Biel. leicht findet er Gefallen an mir.

Der mit den helleren Kopf überlegte unterdes: Da habe ich feit der Revolution mit dem Genossen Malabuchoff gearbeitet, Malabuchoff wird ins Berjogungsamt gestedt und ich mit. Malabuchoff wird in die Lumpenverarbeitung verfest und ich mit. Malabuchoff erhält den Landhaustrust nebst Bestattungsmejen ich mit. Malabuchoff geht nach dem Osteich geh ebenfalls nach bem Diten. Malabughoff geht nach dem Süben und ich gehe nach bem Süben. Da plögliche Säuberung, alles mitb zu oberst gefehrt. 2es liegt in ben Abgrund. Die Sache wird ja gebreht, als jei

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Solchermaßen philosophiert der mit dem helleren Kopf. Und mit einem Blid auf feinen Reisegefährten benft er: miß feine Bekanntschaft machen. Vielleicht ist er eine gewichtige Ber. fönlichkeit. Ich muß mir Mühe geben, einen guten Einbrud auf ihn zu machen."

Und durch das trübe Fenster blidend, fagt, der Rothaarige: ,, Unfere Aufbauarbeit jdyreitet mächtig fort."

Ja, unsere Aufbauarbeit erstartt", entgegnete der mit dem helleren Kopf. Sie erweitert jidy."

Und jeder dachte vom anderen, sicher ist das ein angesehener Wirtschaftler.

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,, Auch unsere Kunit macht gewaltige Fortschritte." ,, Unsere Kunst breitet sich aus, erſtarit" bestätigte der mit dem etwas helleren Kopf. Und jeder dachte vom anderen: Sicher ist das ein angesehener Theatermann."

werden."

. ,, Leider macht das Banditenunwesen sich bei uns immer breiter. Die Banditen sind zahlreich, der Kampf gegen sie muß verschärft Das Banditenunwesen macht sich bei uns immer breiter. Der Kampf gegen dasselbe muß verschärft werden."

Und jeder dachte vom anderen, sicher ist das der Mitarbeiter irgendeiner Kontrollinftitution. So überlegten sie beide und verftummmten. Darauf fagte der rothaarige Passagier: nur unterwegs ruht man aus.

Nur unterwegs schläft man fich aus", sagte der helltöpfige

Balfagier.

lind die beiden Reisenden lehrten sich der Wand zu und fchliefen ein.

Es währte nicht lange, ba sprach der Rothaarige im Schlaf: Der Fünfjahrsplan muß in vier Jahren geschafft werben... Chrchrchrohr... Die Sturmbatterien nebft Sozialwetteifer geben bie Gewähr.:

Die unangenehmste Arbeit für das alte Starenpaar ist, das Nest in dieser Zeit sauber zu halten, denn die kleinen Starenfinder find ja auch nicht stubenrein". Deshalb müssen die Alten im Schnabel die Erkremente der jungen Tierchen hinaustragen. Eine der ersten Erziehungsaufgaben, die fie fid, angelegen fein lassen, ist daher, daß fie die Jungen lehren, den Schwanz aus dem Eingangsloch heraus zustrecken, damit das Nest sauber bleibt.

Ende Mai find die jungen Stare herangewachsen und flügge, lassen sich aber immer noch lieber von den Eltern füttern, als daß. fie fich selber schon auf die beschwerliche Nahrungsjudje begeben. Bald darauf aber verläßt die ganze Starenfamilie das Nest und begibt sich auf irgendeinen guten Futterplag. Der Garten fodt fie erst wieder an, wenn es Beeren und vor allem füße Kirschen zu fchmabulieren gibt. Der Lieblingsplag der Stare im ersten Sommer sind die Wiesen, wo, wenn sie frischgemäht sind, reiche Beute zu ergattern ift.

Im Herbst tommt für die Stare die Zeit der Mauser, die Jungen legen das mattgrüne Jugendkleid ab und bekommen einen Jchwarzglänzenden Federschmud wie die Alten, und alle Federn find mit meißen   Spizen versehen, so daß ein Star im Herbst ganz anders aussieht als die tohlschwarzen Gefellen, die uns im Früh ling zuerst unter die Augen kommen, denn die meißen   Gebcripizen muzen sich im Laufe des Winters ab. Auch der Schnabel der Stare ist im Herbst ganz schwarz und wird erst durch die winterliche Abmutung zum Frühjahr wieder zittonengelb.

Wenn allmählich keine Beeren mehr an Sträuchern und Bäumen find und die Nahrungsbeschaffung auf Schwierigkeiten stößt, verlegen bie Stare für einige Monate ihren Wohnsich nach füdlicheren Län

dern aber in milden Wintern bleiben viele auch bei uns und tonmen hier gang gut durch Doch der echie, rechte Star ist und bleibt ein Zugvogel, den uns erst der Frühling wieder mitbringt.

H. V. Brennicke.

Woher kommt der Bullergeschmack?

Der ganz eigenartige und so angenehme Geschmad der Butter war bisher ein Geheimnis der Natur. Nunmehr aber scheint men, mie Dr. Schütt in der Frankfurter Wochenschrift Die Umschau" mitteilt, den Träger des Butteraromos gesunden zu haben. Man stellte fest, daß Batterienkulturen, die in Molkereien und Margarinefabriten zur Erhöhung des Aromas verwendet werden, eine ganz bestimmte Alkoholart aufwiesen; diese zeigte sich auch reichlich in folchen Butterproben, die sich durch ein stärferes Aroma auszeichneten. Man stellte nun diesen Alkohol fünstlich her, aber da ergab sich mertwürdigerweise, daß er vollständig geruchlos war. Das Aroma mußte also non einem Begleitstoff des fohols

herrühren, und els solcher wurde Diacetyl ermittelt, das durch Einwirtung non Sauerstoff aus dem tohol entsteht. Bei der Untersuchung von Butter in Mengen von 1-2 Bjurs ergob sich, daß fie 1-2 Tausendstel Gramm des Strffes enthielten; außerdem fand man immer größere Menger des erwähnten Alkohols. Nun tennt man gewiffe Battericnarten, die im Gegensatz zu den ver­wandten Milchfäurebatterien, bie nur fäuernd wirten, Carbinol bilden; dieses geht dann durch Orydation in Diacetyl   über und rust ein träftiges Aroma hervor. Man kann jetzt diele Bakterien zu hochwertigen Aromabildnern heranzüchten und dadurch der Butter einen noch fräftigeren Geschmack verleihen. Das reine Dyicetyl ist eine hellgrüne Flüffigteit, beren Dämpfe überaus jdari und stedjend riechen. Es zeigt sich also wieder einmal, wie man in der Barfüme fabrit fchon häufig beobachtet hat, daß ein an sich schlecht riechenber Stoff in starter Berbüummg ein fehr angenehmes Aroma geber