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(17. Fortsetzung.) Marin überlegte lang«, entschloß sich scheinbar widerwillig und bedrängt. Ließ sich nicht sogleich von Duval überrumpeln. Der sollte wissen und spüren, was es hieß, ihn zum Komplicen zu haben. Endlich war es so weit, daß Marin sich seiner Aufgab« verpflichtete. Jetzt habe er gutes Spiel, dachte er. Spürte es in seinen fänden trabbeln. Gedanken durchschossen im Kreuzfeuer sein Gehirn/ Er zog die Stirn« bedenklich in Falten, ein feines ironisches Lächeln. Er wünschte von Duval Anhaltspunkte. Anhaltspunkte?" erwiderte Duval. Ich meine bestimmte Anhaltspunkte," verdichtete Marin seine Frage. Ich lebe doch jetz� schon Jahre unter diesem gelben Gesindel, aber ich habe noch nie etwas Bestimmtes hier erlebt." Der Polizei- chef zog kräftig an seiner Virginierzigarr«.Die Unbestimmtheit in diesem Land« geht so weit, daß man sich ununterbrochen in Irr- tümern ergeht." Der gut« Herr hatte gewiß etwas sehr Bestimmtes im Aug«. Aber er dachte es zu umgehen und setzte seine Erklärung fort:Es ist für mich sehr schwer, Behauptungen oder auch nur Vermutungen auszustellen, die ich letzten Endes nicht vertaten kann. Man lebt hier wie auf einer Schaukel." Duval litt offenbar an Besorgnissen. Ihnen auf den Grund zu kommen, war Marius feste Absicht. Cr drang auf ihn«in. Der Widerstand Duvals war gemacht. Sein Bedürfnis, zu sagen, was ihm schon lang« auf dem Herzen lag, war zu groß. Er gab also dem Drängen Marins gerne nach. Erhob sich, ging zu ihm und klopfte ihm vertraulich auf die Schulter.Schauen Sie, mein Freund, wenn wir schon von Anhallspunkten sprechen da erzählt man sich in der Gesellschaft, in der man auch Sie nicht selten trifft, ein« sehr drollig« Geschichte." Marin horchte auf. Aber es dürfte peinlich für Sie fein," wandte sich aalglatt der Polizeichef,zu hören, was man hinter Ihrem Rücken spricht. Man sagt Sie stünden in intimer Beziehung zu Miß Lilllan Blyth." Ohne die Wirkung seiner Worte abzuwarten, stürzte er sich in ein Meer von Erklärungen unh Entschuldigungen: Er sei natürlich von der Unrichtigkeit solcher Behauptungen, die man nur als gemeine Sensationslust bezeichnen könne, vollkommen überzeugt. Und überdies Miß Lillian. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut und Haß. Per Chevalier verlor seine Haltung. Was wollten Sie von Miß Lillian sagen?" trat ihm Marin energisch entgegen. Wer Miß Lillian kennt, wie ich, muß die Lächerlichkeit eines solchen Klatsches einsehen," stottert« der Polizeichef. Marin witterte«ine Falle. War schlau genug, sie zu um« gehen. Pflichtete Duval bei. Fügte aber hinzu: ,sWir sprachen von Anhaltspunkten." Sie sehen, wie weit Irrtümer reichen können." In Marin tauchte heimlich ein Gedanke auf: Will ihn dieser glatt«, biegsame Chavmcur nicht in eine dunkle Akton stürzen, um ihm dann den Hals zu brechen? Der Polizeichef hatte seinen Zweck nicht erreicht. Löste daher seine Unbefriedigung darüber in kühle, gemessene Freundlichkeit auf. Gab schließlich sein mißlungenes Spiel auf.Wir sprachen von Anhaltspunkten," sagte er bestimmt. Stellt« die Frage:Haben Sie schon von einem Mister D. gehört?" Und sah ihn forschend an. Marin schüttelte kaum merklich den Kopf. Mr. A? Eine dunkle Ahnung beschlich ihn. Er wurde unruhig. Mr. 5).? Sollle er den sellsamen Namen nicht schon einmal gehört haben? Es war ihm trotz allem, als müsse er den Namen die. Person kennen, als stünde er ihm gar nicht so fremd gegenüber. Wir wisien eigentlich alle nicht, wer Mister D. ist. Aber er existiert. D. ist überall und nirgends. Wir wissen jedoch, daß dieses im Augenblick noch problematisch« Wesen die Seele der revlutionären Bewegung ist. Vielleicht steht er eines Tages als Führer eines Iung-China auf. Dann werden wir ihn kennenlernen. Das hintan- zuhalten ist unsere vorläufige Aufgabe, ihn zu entdecken, die Ihnge." Ist das alles?" antwortete in Gedanken versunken Marin. ..Bis auf Vermutungen." Und die sind?" Vermutungen können vom richtigen Wege abbringen. Es ist daher bester, sie besteite zu losten." Nicht immer." suchte Marin weiter.Warum sträuben Sie sich, näljfsr darauf einzugehen?" Der«chweiß tropfte Duval van der Stirne. Sein Kragen war gänzlich durchweicht.Ich glaube" brachte er mit stockender Stimme hervor Mister Y. zu kennen. Das glauben natürlich einige, aber ich ich kenne ihn bestimmt." Das bildet doch für Sie bloß einen Lorteil." Ich glaube nicht." Duval sprach immer unsicherer. Ich wollte, ich wäre bereits so weit, wie Sie, mon Chef." Der Polizeichef warf einen kurzen, aber eindringlichen Blick auf Marin. Marin hielt die Unterhaltuttg bereits für geschlossen. Wollte aufbrechen. Duval sah sehr ermüdet aus. Er machte den Eindruck, als zerfiele er im Augenblick zu einer Jahrtausende alten Mumie. Gelb und wächsern hing die Haut an seinen Knochen. Die Finger waren gespreizt und dürr, die Knie haltlos und weich. Ein leises Zucken ging durch den ganzen Körper. Mit letztem Aufwand ersterbender Kräfte und einer Stimme, die hohl und heiser tlang, bat er Marin, »och kurze Zeit zu verweilen. Dasin schleppte er sich in einen

JLufdnefaj* Nebenraum. Marin kannte diesen Zustand an Menschen, nur an Duval war er ihm bisher fremd geblieben. Sieht dieser über- kullioierte Mensch, dieser von Natur aus vorbestimmte Repräsentant der Zivllisotion nicht wie ein Kuli aus, dachte er. Einige Minuten oerstrichen. Marin hatte unterdessen Zeit gefunden, genau zu überlegen und sich einen Plan zurechtzulegen. Mr. D. das wollte ihm nicht aus dem Kops«. In seinem Unter- bewußtsein dämmerte es. Di« letzten Worte Mr. Smiths sprachen wieder laut und eindringlich aus ihn ein. Die unsichtbar« Stimme verstärkt« sich. Die Gedanken wurden dichter und dichter, begannen Form, ein« ganz klare Form anzunehmen. Da kam der Polizeichef zurück: frisch, gesund, mit dem lebens­trunkenen Antlitz eines Welleroberers. Sein Gang war elastisch, die hochgewachsene Gestalt ausrecht, imponierend. Obwohl Marin diese jähe Verwandlung vorausalinte, war er dennoch verblüfft. Duval sprach mit außerordentlicher Lebhaftigkeit Er bat Marin, mit ihm zu kommen. Vor dem Polizeipräsidium in der Futschow-Road stand das Auto. Der Polizeichef bot Marin den Platz zu seiner Rechten an. Es ging saufend durch die Stadt. Marin war nahe daran. Duval mit dessen eigenen Worten zu begegnen:Die Unbestimmtheit in diesem Lande reicht so weit, daß man sich unuirterbrochen in Irrtümern ergeht." Und:Man lebt hier wie auf einer Schaukel." Er hätte ihn oerstanden, der Mann, dessen Aeußerlichkeit das, was sein Leben bestimmte den größten Irrtum für seine Umgebung bildet«. Marin wäre be- friedigt gewesen von dieser Art Genugwung. Doch er war bedacht- sinn, zielbewußt. Duval hatte seine Gedanken erraten. Mit leiser, aber fester Stimme fragte er Marin:Glauben Sie nun, daß ich Mr. D. kenne?" Marin verstand nicht.Ich habe nicht daran gezweifelt." Sie hiellen diese Bekanntschaft für einen Dorteil* Jetzt erst begriff Marin den Sinn der Worte Duvals. China , der menfchenverzehrende Ichthyosaurus. Und B? Natür. licht lcb-t P. In mehr als Millionen Menschen. Und sein Atem streicht giftig über das Land. Ein gefährlicher Feind. Denn er kämpft mit den Waffen seiner Gegner, l Vor den beiden Männern tauchten die Ist 15 Stock hohen Pagoden der Ehinesenstadt auf. t Schwindelhaft bizarr, gigantisch stellten sie sich gegen den blau- schwarzen Nachthimmel. Hatten die Form vieler aufeinander ge-

stülptcr Chincfenhüt« zu einer Pyramide. Unter den Hüten waren die Gesichter versteckt. Die grinsten satanisch. Es war still. Aus der Ferne kam Wiehern. Es waren Gongschläge. Die vielfältigen Ge- sichter schichteten sich zu einer», zu einenr einzig großartigen grauen- voll schönen gelben, Gesicht. Der Wagen hatte auf Duvals Wunsch gehalten. Die Wicke der beiden waretf den seltsamen Bauwerken zugekehrt. Sehen Sie das Gesicht," schrie wie besessen Duval und ballte die Muste gegen die kühn aufstrebenden Pagoden.Sehen Sie das gelbe Gesicht das Gesicht Mister Z.s?!" Aus Marin rief eine erstickende Stimme:J." Seine Augen starrten geisterhaft nach den Pagoden und nach innen.Ja ich sehe." keuchte er, griff sich an den Kopf, schloß die Augen, riß sie wieder auf. War das eine Fata Morgans? Ging der heiße Wind, der sein Hirn leer brannte? Das Gesicht D.s war das nicht das Gesicht Mr. Smiths?!!(Fortsetzung folgt.)

eBuch

Sin Grundriß des Itcllhriegs Werner Beumelburg : Sperrfeuer um Deutschland . (Verlag Gerhard Stelling, Oldenburg , 542 Seiten.) Beumelburgs Werke sind von einer tiefen Leidenschaft durchglüht. Sein« Sprache steigert sich stellenweise zu einer grandiosen Wucht, die nicht nur früheren Mitkämpfern schlaflose Nächte bereitet. Sicherlich ge- hören seine bekannten WerkeDouaumont" undFlandern " mit zu dem Besten, was die Kriegsliteratur hervorgebracht hat. Dabei liegt Beumelburgs Stärke nicht so sehr in der hin- reißenden Sprach«, als vielmehr in der Kunst, das wahre Gesicht des Krieges an den Brennpunkten der Westfront zu enthüllen. Nicht wie der Krieg dem einzelnen seinen Stempel aufdrückte, also etwa Renn. R�marque, Köppen und andere, sondern wie er sich in das Antlitz unddieSeelenderMasse hineinfraß, wie er sie in seinem Schmelztiegel innerlich und äußerlich um- schmolz. Mit seineiy neuen Buch ist Beumelburg einen Schritt weiter- gegangen.S p e r r f e u e r u m D« u t s chl a n d" ist ein auf großer Linie durchgeführter Grundriß des Weltkrieges. Kein fachhistorisches, auch kein fachstrategisches Werk, sondern« t w a s N e u e s. Es ist hier ein Gemälde entstanden, das in kühnen Zügen die entscheidenden strategischenOperationen wiedergibt, dessen Kern jedoch in dem Festhalten des �jährigen Kampfes an den Fronten, so wie ihn der Soldat erlebte, besteht. Der Versuch, das lebendige Antlitz des Krieges nicht in dem Gewirr der strategischen Probleme untertauchen zu lassen, ist Beumelburg ausgezeichnet gelungen. Dabei wird die große strategische Linie der Generalstäbe hüben und drüben kristallklar herausgearbeitet. Ueberslüssig etwas über die Sprache zu sagen. Es ist, wie bei Beumelburgs früheren Werken. ein besonders starker Eindruck, daß hier«in Mann, der den Krieg nicht verneint, der aus eigenem schwerstem Erleben nicht die letzte Konsequenz zieht, die Ding« so ein- drucksvoll gestalten kann, daß jeder Leser vor diesem Anblick des Krieges zurückschreckt. Das erst« Kapitel ist schlecht, weil es die entscheidenden acht Wochen vor dem Ausbruch des Krieges einseitig darstellt. Die Rückenstärkung Wiens durch den deutschen Kaiser bis es zu spät war. die plumpe und zugleich brutale Demarche des Herrn von Schön in Paris , die Frankreich alle Trümpfe in die Hand spielte, hätte ein so guter Ouellenkenner wie Beumelburg nicht sortlossen dürfen. Dies um so weniger, als die Forschungsergebnisse der strategisch-militärischen Kriegsgeschichte mit anerkennens- werter Objektivität benutzt worden sind. Dr. Rolf Bathc.

Rät sei= Ecke desAbend".

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Spiralen-Kreuzworträtsel.

Waagerecht: 2. Französischer Artikel: 3. Gutschein: 5. Sitz- gelegenheil: 6. norddeutsche Sladt: 8 Wort fürallein": 9.»er- storbcner Wiener Komponist: 11. modernes Fahrzeug. Senk­recht: 1. Fürwovi: 2. Auszeichnung: 4. Wasserfahrzeug: 5. Ge- birgshütt«: 7. Kindertnmkheit: 8. vornehmes Aeiissere; 10. Wüsten­tier: 11. Dachstube. Städte-Rätsel. --------- Stadt in'Preußen, ----------- Stadt in Holland , -------- Stadt in Bayern , -i----- Vtadt in Preußen, ---«tadt in Württemberg, -------- Stadt in England, ---- Stadt in der Schweiz . An Stelle der Striche sind Buchstaben zu setzen, welche Städte- namen ergeben. Die Städte liegen in den danebenstehenden Staaten. Sind die Namen richtig gefunden, so ergeben die Answngsbuchswben den Namen einer deutschen Hafenstadt.* Zahlenrätsel. 123456789- 10 Druckschrift: 2 2 4 6 10 deutsche Stadt: 3 4 7 10 2 Staat in Asien : 4 2 4 10 Nutzoogel: 5 7 6 11 6 Haus- tier: 6 16 9 Äletterpflanze: 7 10 10 9 10 11 gewerbliche Vereinigung: 8 2 11 Zeitmaß: 9 4 9 Nachtraubvogel: 10 2 3 4 6 10 Beförderungs­mittel: 11 6 7 5 unschöne Eigenschaft. Die Anfangsbuchstaben der richtig gefundenen Worte lauten gleich dem Wort in de? ersten Zecke.* Austauschrätsel. Aus nachstehenden Wörtern sind durch Austausch der Anfangs- buchstaben neu« Wörter zu bilden: Hose, Egel, Leder, Tenne, Güte, Keller. Art. Geier, Angel, Hase. Die Anfaugsbuchstaben dieser Wörter ergeben dann den Namen eines bekannten deutschen Kampf- stiegers.*

Rösselsprung. (Die Auslösung ergibt ein Gedicht von Anw Höh.)

(Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

Auflösung der Rätsel aus voriger Rummer. Silbenrätel: 1. Wandsbek : 2. Esperanto: 3. Rotation: 4. Dualismus: 5. Enjeu: 6. Telegramm: 7. Mecklenburg : 8. Znter- nationale: 9. Tschiiicherin: 10 Guano: 11. cassalleanismus: 12. 3ns; 13. Exekutive: 14. Deputation; 15. Engels: 16. realistisch: 17. Diana: 18. Eingriff: 19. Rezensent. Werdet Mitglieder der Konsum- genossenschaft!" Rösselsprung: Der Berqwald./ Du warst mein tröstlich kühles Wanderziel./ Du grüner Wald in jugendheißen Tagen./ Ich hatte dir von meinem Glücke viel,/ Von meinen Schmerzen hatt' ich mehr zu sagen./ Und wieder such' ich dich, mein dunkler Hort,/ Und deiner Wipfel sangesmöchtig Rauschen./ Heut' rede du Ich lasse dir das Wort,/ Ich habe nichts zu sagen ich will lauschen. C. F. Meyer, Veränderung: Einigkeit. Kleinigkeit. Spiralen- Kreuzworträtsel. Waagerecht:' 2. da: 3. Uri: 5. Beil; 6. David: 8. Kirmes: 9. General: 12. Karwnade: 13.Tischdame; 15. Galanterie. Senkrecht: 1. 21; 2. du; 4. Lei: 5. Band; 7. Spund: 8. Koenig : 11. Einfall: 12. Kehricht; 14. Eber- ejche: 15. Gasometer.