~ Sportund Spiel~
1. Mai
Brüder, laßt die Hand vom Schwert, Brecht den Schergen die Gewehre, Unser Recht und unsre Ehre Schützen wir am eignen Herd. Brüder sind wir allesamt,
Heil'ge Liebe uns entflammt. Flammend leuchten die Fanale, Brüder, schließet fest die Reih'n:
Unfre Internationale wird der Völkerfrühling sein! In diesem Jahre fann die deutsche Arbeiterschaft das Maifest zum vierzigsten Male in brüderlicher Einmütig feit begehen. Der Gährungsprozeß, der stets einer Revolution zu folgen pflegt, und auch der von 1918 nicht erspart blieb, ist zum Abschluß gekommen, die gesamte politisch dentfähige Arbeiterschaft marschiert wieder unter dem Banner des demokratischen Sozialismus. Der Kreis derer, denen der Sozialismus mehr ist als ein Mittel wüster Propaganda und blutiger Bruderfämpfe, ist wieder geschlossen. Die Arbeiterschaft wendet sich ab van den falschen Propheten, die glauben, mit dem Rüstzeug der Barbaren um Freiheit und Menschenrecht des Proletariats fämpfen zu können, die, verblendet von Haß und Herrschsucht, nicht nur die Macht der Arbeiterschaft, sondern auch jedes Gefühl echter Menschlichkeit brutal zerstören.
So wird der Maigedanke die alte Reinheit und Klarheit wieder gewinnen, die er sich bis zum Weltkriege bewahrt hatte. Reiner und geläuterter werden nun die Arbeiter aller Länder, die durch das Feuer des großen Völkerkrieges gegangen sind, den weltversöhnenden Gedanken der Maifeier wieder im Herzen tragen und über alle Hindernisse hinweg zu verwirklichen suchen.
Der internationale Arbeitersport steht ganz im Banne dieses Maigedankens. In vielen glanzvollen Majjenveranstaltungen hat er immer wieder den Gedanken de: Völkerversöhnung im Zeichen des demokratischer: Sozia lismus machtvoll betont. Er marschiert auch heute in den Maidemonstrationen Schulter an Schulter mit den Massen der sozialdemokra tischen Arbeiterschaft, und er fämpft mit ihr um die alten Forderungen, die schon vor 40 Jahren in Baris auf das Panier geschrieben wurden. Vor allem fordern die Arbeitersportler mehr Freizeit, denn die sportliche Arbeit ist nur dann von Nuzen, wenn sie in Licht und Sonnenschein ausgeführt werden tann. Wir fordern beffere Wohnungen, damit nicht die durch den Sport ermorbenen gesundheitlichen Werte in dumpfen, lichtlosen Räumen wieder zunichte gemacht werden. Wir fämpfen für Ju gendschuh und Jugendwohlfahrt und erheben unsere Stimme gegen jede Ausbeutung menschlicher Arbeitstraft. Wir erheben aber auch flammenden Protest gegen die Berhezung der Völker, gegen die Wiederauf rüstung zu neuen Kriegen und neuem Völker mord. Es ist heilige Ueberzeugung der Arbeitersportler, daß die Welt nur durch den demokratischen Sozialismus erlöst werden kann, und daß die Arbeiterschaft der ganzen Welt im Sozialismus vereinigt werden muß, wenn das große Werk gelingen foll.
So heben wir denn am heutigen Maijubiläumstage unsere roten Freiheitsfahnen stolz und zukunftsgläubig empur und marschieren im gleichen Schritt und Tritt in dem großen Massenheer des Proletariats!
Hebt die Fahnen in den Wind,
Laßt sie hoch zu Häupten wehen,
Unfre Brüder sollen sehen,
Das wir freie Sportler sind!
Unfrer Fahnen heilig Rot
Leuchtet uns durch Nacht und Not!
Flammend leuchten die Fanale,
Brüder, schließet fest die Reih'n:
Unfre Internationale wird der Freiheitsmorgen sein!
Auswärtige Handballer
in Berlin beim Werbetag im Süden Wie alljährlich, so veranstaltet auch dieses Jahr wieder der Bezirk Süden der Freien Turnerschaft Groß- Berlin einen Werbetag seiner Spielmannschaften auf dem Urbanplay. Es finden Spiele gegen die Mannschaften von Wittenberge , Frantfurt a. d. Oder, Landsberg a. d. Warthe und Spremberg statt. Fast alle Spiele find Rückspiele, wobei Süden die besten Spiele über legen gewinnen fonnte. Die Reihenfolge der Spiele ist folgende: Um 9 Uhr 2. Jugendmannschaft gegen Nowawes 2; um 10.10 Uhr 2. Frauenmannschaft gegen Nowawes 1; um 10.55 Uhr 4. Männer mannschaft gegen Bernau 2; um 12 Uhr Wittenberge 1( Männer) gegen Hennigsdorf ; um 13.10 Uhr Süden 1( Frauen) gegen Hennigs dorf 1; um 13.55 Uhr die 3. Männermannschaft gegen Witten berge 2; um 15 Uhr die 2. Männermannschaft gegen Landsberg 1; um 16.10 Uhr die 1. Jugendmannschaft gegen Frankfurt und um 17.15 die 1. Männermannschaft gegen Spremberg 1. Schon immer hat die starke Besucherzahl bei diesen Veranstaltungen bewiesen, daß der Bezirk Süden eine große Anhängerschaft hat. Das beim dies jährigen Werbetag zu befräftigen, werden sich die FTGB.- Handballer angelegen seien lassen.
Neues ,, Dirt Track"?
Am Sonnabend wieder Abendrennen Für gestern hatte die Gefellfaft Berliner Dirt Trad Bahnen" zu einer Besprechung eingeladen, bei der der in Motorsportkreisen bestens befannte Fachmann Bieregg über neue Richtlinien im ,, Dirt Trad" einige bemerkenswerte Ausführun gen machte. Bieregg hat draußen in Blößensee die sportliche Beitung übernommen und wenn das, was er gestern versprochen hat, auch gehalten wird, sollte es nicht schwer scheinen, ein größeres Bublifum für diesen jüngsten deutschen Sportzweig zu, interessieren.
Ju erfter- Linie will man die ganze Angelegenheit sportlich seriöser gestalten. In Zukunft sollen in stärkerem Maße als Bisher ausländische Klassefahrer herangezogen werden und dann, I
was besonders wichtig erscheint, foll Unfairnis ohne Rücksicht auf die Person des Fahrers schwer geahndet werden. Schon für den fommenden Sonnabend haben die Veranstalter ein buntes Programm zusammengestellt. Um 20 Uhr wird auf der OlympiaDirt Track Bahn( Nähe Bahnhof Beusselstraße) bei elektrischer Beleuchtung eine Veranstaltung geboten werden, die durch ihre Be fegung mit bester in- und ausländischer Klasse von allergrößtem Intereffe für alle Freunde des Motorsports sein wird. Neben den Berlinern Gebrüder Hed, Ziemer, Tennigfeit sowie Heinrichs( Ham burg ), Krons( Hamburg ), Schauer( Lüneburg ) sind die berühmten Ausländer Wood( England), Soerensen und Engström( Dänemark ) und der neue Dirt Track- Stern Stid Plevin( England) verpflichtet. Die besten Fahrer werden einen Rekordversuch über 1 Kilometer unternehmen und in einem internationalen Match ihre Kräfte meffen. Der zweite Lauf um den Goldenen Bären" wird die deutschen Fahrer am Start sehen, während sich im Internationalen Sandicap" und im 30- Runden- Mannschaftsrennen auch wieder die Ausländer beteiligen werden. Alle Rennen, mit Ausnahme des Mannschaftsrennens werden über sechs Runden gehen.
heftiges Gewitter ein; neben einem Wagen schlägt der Bliz ein, zündet in einer Scheune, und in wenigen Minuten steht der ganze Bau hell in Flammen.
In München ist Schluß der großen Fahrt. Die Ortsgruppe München des Deutschen Auto- Clubs entbietet den Heimfehrern ein frohes Willkommen, denn diese Fahrt des jungen republikanischen Klubs war ein guter Erfolg, sowohl in gesellschaft= licher wie auch sportlicher Richtung. Keine einzige größere Panne ist trotz häufig schwierigster Wege zu verzeichnen, oft war es für die bergungewohnten Herrenfahrer nicht leicht, die Berge hinauf und wieder herunter zu kommen. Aber in Verbindung mit den guten Wagen wurde durch diese Fahrt bewiesen, daß das Auto, von richtiger Hand gesteuert, ein absolut sicheres Verkehrsmittel ist. Erwähnt sei noch, daß der Fahrtleiter Dr. Mischler mit seiner Gattin die ganze schwierige Fahrt über manche tausend Kilometer durch Regen und Schnee auf einem Motorrad mit Beiwagen bewältigte eine schöne sportliche Leiſtung!
-
Grekow.
Am Sonnabend, 3. Mai, veranstaltet der Turn- und Sportverein Eiche 1896 e. V. Köpenid einen ilma bend. Es werden amei Großfilme gezeigt: Die Arbeiterturn und Sportschule, ihre Bedeutung und ihre Entstehung" und das 2. Arbeiter- Turn- und Sportfest in Nürnberg 1929. Es ergeht an alle Arbeitersportfer von Köpenick und Umgegend die Bitte, recht zahlreich den Filmabend zu besuchen. Besonders aber sind alle Partei- und Gewerk. schaftsmitglieder herzlichst eingeladen. Die Veranstaltung findet im großen Saale des Stadttheaters in Köpenick , Alter Markt, 20 Uhr, statt.
Bundestreue Vereine teilen mit:
Freie Ruderervereinigung 1913. Freitag, 2. Mai, 20% Uhr, im Girand schloß Oberschöneweide , Sizung. Jeden Dienstag und Freitag Uebungsabend im Bootshaus. In der Frauen, Jugend- und Männerabteilung werden noch Mitglieder aufgenommen. Anschrift: Herm. Madsack, Berlin N. 31, Smine. minder Str.-90.
Arbeiter- Rad- und Kraftfahrer- Bund Solidarität", Motorradfahrer. Abt. Kreuzberg : Am 1. Mai, 14 Uhr, Ziel am Start Reichenberger Str. 91. Abt. Charlottenburg : Am 1. Mai, 15 Uhr, Riel am Start Wilmers dorfer Str. 21. Bersammlungen: Abt. Kreuzberg : 2. Mai, Rindl- Quelle, Reichenberger Str. 91. Abt. Norden: 2. Mai bei Winkelsesser, Sparrstr. 3. Abt. Oberschöneweibe: 2. Mai bei Emmerich , Wilhelminenhofstr. 64. Touren Norden: Werneuchen - Freienwalbe- Faltenberg- Bernau- Berlin, 7½ Uhr Sparrstr. 3. Abt. Friedrichshain : Storfow- Bugt, 8 Uhr Landsberger Blag. Abt. Neukölln: Schorfheide, 7 Uhr Hohenzollernplay. Abt. Oberschöneweibe: 9 Uhr Bornholmer Str. 88. Abt. Charlottenburg : Müncheberg - Heinersdorf
München, 30. April. ( Eigenbericht.) Der ewig blaue Himmel" Italiens hatte sich wieder einmal bewölkt wohl um den Fahrern des Deutschen Auto- Clubs den Abschied von dem in voller Blüte stehenden Meran zu erleichtern. Die schwarzrotgoldenen Wimpel an den Kühlern sind heimatwärts gerichtet, es geht zum Resia- Paß, Italiens Grenze. Die Wolfen hängen so niedrig, daß man nach furzer Steigung bereits im Wottenmeere schwimmt, daß man in den Tälern nicht die nahen e Sonntag, 4. Mai. Abt. Kreuzberg : Rauen, 8 Uhr Schlesisches Tor, Abt. Berge sehen kann, daß die Linien des Vordermagens in ver schwommenes Grau gehüllt sind. Und dann geschieht das Wunder: die deutschen Automobilisten, die auszogen, den Frühling zu finden, sehen hinter der Wetterscheide am Finstermünzpaß in Tirol plöglich den wundervollsten blauen nordischen Himmel. Bohl gab es auch in Italien an manchen Tagen blauen Himmel, aber am Abend fehrten immer wieder die Wolken von den Bergen zurück, und die Menschen hüllten sich fester in die Mäntel.
-
Biel am Start 7 Uhr Wilhelminenhofstr. 64. Abt. Bankow: Ziel am Start Fürstenwalde- Storkow- Wusterhausen- Berlin.& ihr Wilmersdorfer Str . 2 bt. Sichtenberg: Luckenwalde - Berkenbrück , 7 Uhr Obers Ede Finomſtraße.
-
FIGB. Die Mitteilungsblätter sind heute von der Geschäftsstelle abzu holen. Zum Film- und Vortragsabend Leichtathletik" im Bortragsfaal des Bezirksamtes Kreuzberg , Dordstr. 11. find noch Karten an der Abendkaffe erhältlich. FIGB., Jugend. Auch die Jugendmitglieder der Freien Turner schaft Groß- Berlin beteiligen fich vollzählig am Sonntag, 4. Mai, an der Rundgebung aller sozialistischen Jugendorganisationen Berlins . Treffpunti 12 Uhr Bahnhof Hirschgarten.
Einzelmitglieder im A.-T. 1. Sp.-B., 1. Kreis. Die Maifeiern finden Statt: Gruppe Dft: Oberfpree, Birkenschlag am Langen Gee. Gruppe Weſt: Lindwerder. Anfang 10 Uhr. Es ist Ehrenpflicht, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Maimarken sind auf den Blägen zu haben.
Ruder- und Kann- Verein 1924 e. V. Bootshaus Rahnsdorf , Milggelperder. Monatssigung heute, Mittwoch, 20 Uhr. Sportshaus Dircksenstr. 1. Aufnahme neuer Mitglieder.
( nicht Norden). Mittwoch, 30. April, 20 Uhr, Jugendheim Bergstr. 29, Arbeiter- Lichtbild- Bund, Photogemeinschaft Naturfreunde, Abt. Neukölln
Die letzte Etappe führt uns noch einmal durch das schöne Nord tirol , hart an der Schweizer Grenze vorbei, die mächtigen Berge des Ortler - Maffios liegen seitlich und auch hier wieder, wie überall in den Alpen, werden gewaltige Straßenarbeiten ausgeführt: Teget, Infel Saffelwerder, Tegeler See . Gruppe Beft: Unterhavel, Badewisse die Alpenwelt wird dem Verkehr erschlossen, gewaltige neue Brüden wölben sich über Abgründe, Tunnel an Tunnel ist in die Felsen gesprengt es find teine Straßen für Autoraser, die Kilometer schlucken wollen; diese nicht ungefährlichen, ferpentinenreichen Wege muß man langsam befahren, damit man Muße hat, die vielen Naturschönheiten, die am, unter und über dem Wege liegen, zu genießen. Die Fahrt geht weiter, und vor ben Fahrern ragt das legte große Gebirge der Alpen auf, die Sugipize. Bis zur Hälfte ist sie nur sichtbar, denn dann kommen schon wieder die Wolfen und hindern den Blick in die Höhe. Damit den Fahrern auch keine Eigenheit dieses wetterwendischen Aprils erspart bleibe, jeßt nach Schnee und Regen und Nebel hinter Garmisch- Partenkirchen als Begrüßung auf deutschem Boden ein
Rimmer 1: Gebrauch des Gelbfilters. Gäfte willkommen,
Arbeiter Sportverein Neukölln. Bereinsvierteljahresversammlung Sonne abend, S. Mai, 19 Uhr, Bereinshaus Hermanuste. 11. Jeden Mittwoch Sport betrieb auf dem städtischen Sportplag Grenzallee. Alle Abteilungen turnen von 20-23 Uhr Walter Rathenau- Schule, Boddinstraße; männliche Jugend Mon tags, Jungmädchen und Frauen Donnerstags, Männer Freitags,
1. Areis, Arbeiter- Turne und Sportbund, Altersriegen. Laut Beschluß der Gigung vom 27. April ist der Tag der diesjährigen Altersriegenfahrt nach Reu Ruppin Ruppiner Schweiz vom 6. bis 7. September auf den 30. und 81
August vorverlegt worden. Am 25. Mai um 9 Uhr nächster Spieltag in Schöne berg, Dominicusplag. 26. Juli Babe- und Schwimmabend der Frauen und Männer der Altersriegen im Bootsbaus Vorwärts. Raffierer der Alterstiegen ist jetzt Reinhold Seißt vom Verein für Rörperkultur Proles".
,, Inarie"/ Eine Lapplandfahrt
Curt Biging, der große parteigenössische Land- und Wafferwanderer, ist mit seinem Faltbootin Lappland gewesen, ist besonders auf dem riefengroßen Jnarifee treuz und quer gefahren und hat Geschautes und Erlebtes in seinem Buch Inari ", das im Verlag der„ Büchergilde", Berlin , Dreibundstraße, erschien, in humorvoller Weise nicdergeschrieben. Unseren Wassersportlern im Arbeitersport wird die Reisebeschreibung viel Anregendes bringen; wir veröffentlichen einen furzen Auszug.
In meinen Stiefeln steht das Wasser bis obenhin, es läuft aus der Weste, aus den Rocktaschen, nasser fann ich nicht mehr werden. Ich lasse den Regen trommeln, reiße das Zelt vom Verdeck, diesmal geht es schnell mit dem Aufbauen, Rock, Weste und Gummijacke werden ausgewrungen und fliegen unters Dach, und dann wird ausgeladen. Als alles geborgen ist, ziehe ich mich im Freien aus, gieße das Wasser aus den Stiefeln, aus Hemd und Hose läuft es wie ein Schwamm. Dann springe ich ins Belt, reibe mich ab, schlüpfe in den Trainingsanzug und fuschele mich in den Schlafsack. Der Appetit ist mir vergangen, ich äußere ehrenrührige Dinge über die finnischen Volksvertreter, die das Alkoholverbot beschlossen haben. Ein guter Rognat wäre jeßt ein willkommener Troft des Leibes und der Seele. Aber ich muß mich mit einer 3igarette begnügen. Kurz nach sechs Uhr morgens schlafe ich ein. Am späten Nachmittag mache ich auf. Der Regen ist vorüber, wenn auch der Himmel noch bedeckt ist. Es wird Zeit, die naffen Sachen zu trocknen. Zwischen zwei Bäumen spanne ich zwanzig Meter Bootsleine aus, dicht am 3elt vorbei, und stüße die Mitte der Leine durch ein Paddel, daß ich in den Sand stede. Dann hänge ich den ganzen nassen Kram auf. Es sieht aus wie große Wäsche, jede Hausfrau würde ihre helle Freude daran haben.
Auf dem Strand liegt viel Treibholz, zerbrochene Bootsteile, Stücke von Rudern, ausgebleichte Aeste. Ich schäle Rinden von einer jungen Birke und mache ein Feuer an. Holz fann so naß fein, wie es will, mit der zarten, harzigen Birkenrinde bekommt man immer Feuer, fie flammt auf wie Benzin. Das feuchte Zeug qualmt und stinkt, aber das tut nichts, der Qualm vertreibt die Mücken. Dicht hinter dem Zelt beginnt niedriger Buschwald, der Boden ist bedeckt von Blaubeerkraut, und als ich einmal aus Berfehen hineintrete, fallen die Mücken in Wolfen über mich her. Es find müden mit einer besonderen Geschmacksrichtung; obwohl ich mir meine Delitateßtörperteile mit Zitronenöl eingeschmiert habe, daß ich rieche wie der Teig zu einem abgeriebenen Napftuchen, lassen fich die Müden bei ihrem Diner nicht stören. Vielleicht lieban fie abgeriebenen Napftuchen. Wer will das Seelenleben einer Mücke ergründen? Ich hoce mich so neben das Feuer, daß ich vom Qualm umhüllt bin, ich muß weinen und husten, ich fomme mir vor wie ein Räucherschinfen; aber beffer geräuchert als aufgefressen.
Als das Feuer ausgebrannt ist, find die Müden fort, fie find schlafen gegangen. Es ist das Gute an den Mücken, daß sie ihre pünktliche Tageseinteilung haben. Es gibt bestimmte Stunden, in
| denen sie nicht zu sprechen sind, möglicherweise fasten sie aus Gefundheitsrücksichten, alles ist in der Natur ausgeglichen.
Ich esse eine Schildkrötensuppe mit Gulasch und trinke ei: n Tee hinterher. Der Tee schmeckt miferabel, obwohl es ein sehr guter Tea ist, den ich aus Deutschland mitgebracht habe. Man hat mir in Lappland Kaffee trinken muß; aber ich habe nicht hören wollen schon vorher gesagt, daß Tee in Lappland nicht schmeckt, daß man Sicher hängt es vom Wasser ab wie beim Bierbrauen. Derselbe Kaffee schmeckt in Karlsbad und Wien anders als in Berlin oder Hinterpojemudel. Tee in Lappland ist Tanninbrühe, weiter nichts Wenn man überhaupt etwas schmeden will, muß man soviel Tex nehmen, daß auch die stärkste Zuckerzugabe den unangenehmen bitterlichen Geschmad nicht verdrängen kann. Manchmal ist es dod gut, wenn man auf das hört, was die Leute sagen.
In der Nacht mache ich davon auf, daß der Regen aufs Zeltdad prasselt. Er schlägt einen schönen Trommelwirbel, die Sachen, die draußen zum Trocknen hängen, werden gründlich gereinigt. Daze geht ein starkes Lüftchen; die Zeltwände, so straff sie gespannt sind, flattern hin und her. Plötzlich gibt es einen Batsch aufs Belt, irgeni etwas hat draufgeschlagen, und dann schabt dieses Etwas am Zell entlang. Ich habe so das Gefühl, als wenn eine große Take imma hin und her fährt. Allerhand schöne Geschichten von Bären fallen mir ein, und obwohl ich aus dem statistischen Atlas von Finnland weiß, daß die Bärengrenze weiter füdlich verläuft, zweifle ich doch daran, ob die Bären etwas von diesem Atlas wissen und sich nad ihm richten. Es fragt immer noch am Belt hin und her, jetzt wiri mir die Geschichte brenzlig. Leise, wie ein Indianer auf dem Kriegs. pfab, trabbele ich aus dem Schlafsack, mache ebenso leise ein paa Drudinöpfe am Belteingang auf und stecke erst den Pistolenfant und dann die Nase durch die Deffnung. Vor dem Zelt ist nichts 3* sehen, aber an der Seite fraßt es weiter.
Da hilft nun nichts, ich muß hinaus. Mit einem Ruck ret ich den Eingang ganz auf und springe vor, den Finger am Abzug fest entschlossen, mich wie ein ganper Held zu benehmen. Herun um die Ecke, die Pistole im Anschlag, da steht das Biest. Es is das Paddel, das der Wind umgerissen hat; es ist aufs Zelt gefallen, es hängt an der Leine feft, und der Wind fegt es hin und her. Es ift nichts mit dem Heldentum, aber im Grunde bin ich, doch froh daß die Bären sich so forrett nach dem statistischen Atlas von Finn land richten. Auf zwei Schritt Entfernung mit einer fleiner Browningpistole steht man doch lieber einem wildgewordenen Badde als einem zahmen Meister Betz gegenüber.
Selbst in Lappland tann es nicht ewig regnen. Am nächster Tage ist das Wetter tlar, die Sonne scheint mit einem Eifer, als wenn fie alles wieder gutmachen wollte, was sie verabsäumt hat und meine Wäschegalerie ist in furzer Zeit troden. Um das schwer beladene Boot nicht über die Steine schurren zu lassen, die in der Sand eingebettet sind, sebe ich es leer ins Wasser, treibe zwanzig Meter vom Ufer entfernt einen Pfahl in den Grund und binde das Boot daran fest. Fünfzehnmal muß ich zwischen Lagerplatz unt Boot hin und her laufen, dann ist alles verstaut, die Fahrt fann meitergehen.