M«.>©oriu; Weine treue pfeife
Ich bin an Bord der viert« Maschinist— und dies hier ist meine Pfeife: sie ist mir treu wie das Unglück. Ich habe sie vor drei oder vier Jahren in Valparaiso gekaust— sie ist aus Birn- txmmholz, braun wie die Mädchen von Samoa . Die Mädchen sind nirgends treu— aber treu ist mir meine Pfeife: habe ich Aerger, bin ich innerlich zerrissen, tue ich anderen Leuten Unrecht— dann: schnell: Vierter: Zündholz an— blitzefunk, blau quillt der Rauch— die Zunge tanzt im Munde— und hastenichgesehen: bin ich wieder ein anderer Mensch— seelisch ausgeglichen, das Blut klopft wieder vernünftig— und wer mich dann sieht, der sagt sich: Godver- dunnnich! unser Vierter ist mal wieder gut gelaunt. Jawohl, ich bin an Bord der vierte Maschinist, der unterste vom Generalstab des Schiffes— das Bindeglied zwischen Messe und Mannschaft! Und weil ich dieses Bindeglied zwischen Offizieren ui»d Mannschaft bin, darum avanciere ich nicht— trotzdem ich das Patent als erster Meister habe. Die Mannschaft, meine Heizer— offen und ehrlich gesprochen: die sind mir lieber als die Messe! In der Messe ist immer so ein bißchen von Dünkel zu finden, von Ucberhobenheit gegen die von Vorne— das ist notwendig, sagt der Olle, wir müssen uns für uns halten, wir Herren Offiziere — von wegen der Disziplin! Und dabei wirst mir der goldlitzige Kapitän so'nen schiefen Blick zu— als ob er sagen wolle: Merke dir's, Vierter! Ich aber— Pfeife heraus— ich hülle mich in Wolken— Kapitän, such mal meine Seele! Meine Seele ist vorn bei der Mannschaft, bei der Crew— wie oft sitze ich auf Freiwache im Heizerlogis— wir all« schmauchen, keiner redet ein Wort: aber alle fühlen wir: diese Raucherstunde, sie ist eine Swnde des Friedens, der inneren Beschaulichkeit, der Kameradschaft! Unsere Pfeifen verbinden die Herzen. Was mich so zu den Heizern hinzieht? Erstens, weil ich selbst fünfzehn Jahre als ganz gemeiner Stokcr die bunten Meer« der schönen Welt durch- tanzt habe— und dann dieses: unten ist mehr Ehrlichkeit als oben! Wenn der Mann von unten spricht— dann ist das ungeschminkt, dann poltert das wohl'n bißchen grob aus dem Herzen herauf— aber hinter jedem Wort steht der ganze Mensch, ungefüge Wortsätze ivohl— aber doch Bilder, Gestaltung! Sagt mal, Jungen?, habt ihr keinen Kessel? Sure, knurrt Bob Sörensen, der lange Schwede — und schon schiebt er mit dem schwarzen Kessel ab: in die Korn- büse: heiß Wasser holen— Boys, das gibt was! Und Plum-Backy, der kleine Nigger, der kleine Nigger von New-Orleans : der huscht wie'ne schwarze Maus— er hat den Schlüssel von meinem Spint, der in meiner Kabine nebe» der Koje steht— und mit dem Schlüssel wird Plum-Backy'ne kleine Zauberei vornehm«»-- er hat's schon vollbracht— er ist schon zurück, unter dem schnnerigen Jumper holt er'ne Flasche Gcnever 'raus: in Amsterdam hotte ich'n Dutzend Buddels von dem guten Stoff überholt, Gcnever ist gut für Rheumatismus und Grillen- gezirpe. Helfe dir— wie du kannst! Und steck dir die Pfeife an— freu« dich deines Lebens: übers Jahr bist du vielleicht abgesoffen? Bob Sörensen bringt gleich drei Zitronen mit, dafür gab«r dem Koch'ne Rolle Stift— und das Wasser im schwarzen Kessel ist kochend heiß-- so, go ahead: Plum-Backy— grinsend schlägt er der Geneverbuddel den Hals ab— dann: glucks-glucks, das Fenerwasser springt ins Magerwasser-- und dann: Dai, jolly fellows, yungens riecht ihr's, der Punsch ist fertig: Zitrone, Genever, Zucker, Wasser und Freude!
Wir trinken— aus großen rostigen Blechbechern, dicker Nebel kam hoch— blauer Nebel wie um Madagaskar — wir rauchen und schmauchen, wir räuchern uns selber ein: der vierte Maschinist und seine Heizer! Und die Mäuler gehen nun wie die Winschen, die Schnäbel quasseln und rasseln nur so— alles schwätzt durcheinander— See-Englisch , internationale Sprache— jeder legt sein Herz auf den Punschtisch— jeder nimmt das lange rostige Brot- und Zitronenmesser: jeder schneidet sein Herz sprachlich auf: da, haue a look: gucke hinein— so bin ich! Selbst Pipi-Green, der gelbe Asiate von der Jsle of Fvrmosa, auch der wird gesprächig— wie ein junger Affe. Um was fchwägen wir denn eigentlich— wir schwätzen um den Menschen: wir reden von der Union , von der Einigkeit aller Seeleute— unsere Sprache ist Zauberei, von allen Schiffen der Welt flattern plötzlich rote Banner— wir Arbeiter der See, wir wollen Gemeinschaft— Gemeinschaft aller Mensche» der Erde! Es glast: vier Uhr— auf Wache: hinab vor die Feuer, hinein in die Bunker zur Maschine. Der Dampf steht tief— die Maschine gibt nicht viel her— na, meine Pfeife, du meine Getreue— dich stecke ich erst mal an— nachher wird das stählerne Gliederwcrk hier unten schon besser wirbeln! Wir fahren durch böses Wasser, durch die Riffe der Malediven — auf Fahrt von Suez nach Fremantle in Australien — der wilde Monsum treibt das Schiff von Kompaß und die Strömung versetzt uns noch dazu— und dann keinen richtigen Steam—. Nach einer Stunde kommt«in Donnerwetter von oben runter, der Olle selbst steht am Sprachrohr: Vierter, da haben Sie das mal wieder mit Ihrer Verbrüderung von Vorne— die Kerle beißen ja nicht ins Feuer: los, mehr Um- drehungen: sonst reißen wir uns am Riff den Bauch auf! Na, Beerter: stäck di man wedder noch mol de Pip an Den Niedern Druck hat die andere Wach« hinterlassen— die Gencver- wache ist nicht schuld dran. So, de olle Smöker qualmt wedder— meine treue Pfeife pfeift auf dem Ollen sein dusseliges Sprachrohr -- ich lasse meinen Schmierer für«inen Augenblick allein-- dann ich bin zu den Stokern: Well bo>-8, stesm-op, ckallx—. Ha, wie sie sich freuen, meine Jungens, meine Heizer, daß ich zu ihnen kam— sie reißen die Feuertüren auf» die langen Schlsußenstangen da hinein— die Feuer aufgerührt, Fettkohle von Cardiff druff -- und dann, nach einer halben Stunde, da bläst der Kessel oben über der Kommandobrücke zischend und blütenweih seinen über- schüssigen Dampf ab. Und der Olle quasselt nun herunter: So löpt he gcd! Jawohl, Certainly, die alte Karre läuft wie auf Gummi- schuh— und gestoppt wird nicht! Ich bin von Bord der vierte, der letzte Maschinist, der knall- disalldirote, der von der Union — das Bindeglied zwischen Messe und vorn— was keiner aus der Mannschaft herausholt, das hole ich heraus: durch gute Behandlung: durch Kameradschaft, durch Menschlichkeit. Rauche, schmauche, meine treue alte Pfeif«— ich habe sie vor drei oder vier Jahren in Valparaiso gekaust. Meine Pfeif« ist treu wie das Unglück— du darfst dich nur nicht vom Unglück unter- kriegen lassen, aus jedem Sumpf rettet mich min Pip! Ich bin von Bord der vierte. Und in Fremantle -Perth will ich mooen— mit Bob Sörensen und Krischon Smolt will ich aus die Goldfelder— da woll'n wir mal'n bißchen suchen— und haben wir in Australien kein Glück, da fahren wir dann wieder zu See. Es gibt Schiff« genug— und stök di de Pip an!
Sine Sinlagsrepublih Am 30. April des Jahres 18S5 ging es in den sonst so stille» Siraßen von Rocca di Papa ungewöhnlich lebhaft zu. Rocca iA Papa ist ein kleines Landstädtchen der Provinz Rom. Das Land ringsum aber gehört dem Fürsten Colonna, und als alleiniger Grundherr kann er die Pachtplätze für die Bauern nach eigenem Gutdünken bestimmen. Darüber war also wieder einmal Streit entstanden, und«s drehte sich besonders um die Macchie, das Busch- land, das erst der Rodung bedurste, um nutzbar gemacht zu werden. Der Fürst hatte, um seinen Wünschen Nachdruck zu verleihen, de» Jutritt in seine Ländereicn gesperrt: einzelne Bauern hatten, da die Frühjahrsbestellung drängte, trotzdem die Grenze überschritten. Die Regierung drohte, eine„iinposante Macht" würde nach Rocca di Papa entsandt werden, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. So stand die Sache am 30. April. Einzelne rieten zu einer Klage gegen den Colonna, aber was sollte das helfen? Am Nachmittag zog eine Deputation zum Bürgermeister und verlangte sofortige Oeffnunz der Felder. Jener lehnte ab, unter den gewöhnlichen Ausflüchten, er sei nicht zuständig, habe bei der vorgesetzten Behörde alle erforder- lichen Schritte getan. Natürlich, er gehörte ja zu den Nobili, de» Honoratioren, was kümmerten ihn die Nöte der Bauern! Nach am selben Avend fand eine allgemeine Volksversammlung statt, und nach Vorbringung aller Beschwerden wurde einstimmig beschlossen, eine Republik zu errichten. Es fanden sich einige in der Gemeinde, die die Kunst des Schreibens verstanden, uyd so kam ein flammendes Manifest zustande, dos die Rechte der Bauern feststellte. Der Bürgermeister und der Stadtpsarrer, alle Behörden und Be- amten—..Schurken und Halunken" werden sie hier tituliert— werden abgefetzt. Dann folgt ein Satz von monumentaler Einfachheit: „Die ganze öffentliche Gewalt muß totgeschlagen werden, besonders aber der Polizist Miraculo!" Nachdem so di« Verfassunqsgrundlage geschaffen war. wollte man das frohe Ereignis gebührend feiern. Noch in der Nacht errichtete man einen Frciheitsbaum— man kannte aus den Erzählungen der Väter die Ereignisse von 1708— und umtanzte ihn mit den Rufen:„Glücklich wollen wir sein!" und „Gott und das Volk!" Dann begoß man das freudige Erlebnis mit rotem Wein. Darüber wurde die Stimmung gemütlicher, und in einem am Morgen veröffentlichten Dekret wurden die Behörden nur noch ausgefordert, eilends die Stadt zu verlassen, dann sollte ihnen nichts geschehen. Andererseits steigerte man die Forderungen bis z» einer Art primitiven Kommunismus. Inzwischen war aber der Vorfall nach Rom gemeldet worden, wo er zunächst große Heiterkeit erregte. Aber da doch etwas ge- schehen nmßte, sandte man ZI Gendarmen aus Frascati , Albans und anderen nahegelegenen Orten, die„die Ruhe wi«iderherstellen und Widerspenstige verhasten" sollten. Gegen Mittag kamen sie in Rocca di Papa an— und fanden nichts zu tun. Niemand wurde verhaftet oder gar angeklagt. Aber die Sache hatte noch ein Nach- spiel: Die Unterbringung und Verpflegung der S2 Gendarmen, zehn Tage lang, hatte 33.07 Scudi Kosten verursacht. Die sonst zuständige Provinzialkass« in Albans weigerte sich, die Zahlung zu übernehmen, da die Gendarmen in außerordentlichem Dienst verwendet worden seien. Schließlich, Ende August, fiel die Entscheidung zuungunsten der Stadt. Und da die armen Bauern selbst nichts hatten, mußten di« Nobili in die Tasche greifen und die Kosten der Republik vom 1. Mai bezahlen: wodurch die Bauern wenigstens noch ein Ver- gnügen hatten. Die Leute von Rocca di Papa sind heute noch so arm wie jez aber sie unterstehen nicht mehr den Launen übermütiger Grund- Herren. A. K. H,
üt Tdielgesdiirr und Silbersachen
(3) nur®! Alle Fcn�, Saucen- und Speisenreste nimmt es im Nu von Platten, Schüsseln, Tellern, Bestecken/ einfach herrlich in wundervollem Glanz strahlt alles wieder wie neu! Wie Diamanten glitzern und funkeln die wertvollen, silbernen Sachen. O macht Silber— und auch Kristall und Porzellan— nicht nur blendend sauber/ es pflegt und verschönt sie zugleich. Lassen Sie alle feinen Silbergedecke, Ihr edles Kristall und kostbares Porzellan auf neue bessere Art mit Q) reinigen! Der Erfolg übertrifft alle Erwartungen: Auch Ihre Gäste bewundern den herrlichen, festlichen ©-Glanz!
■j"/50b
pSkgt Silber. Kristall, Porzellan
's Aulwasch- Spül• und Reinigungsmittel für Haus- und Kuchengeräl* aller Art-