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yesetz für Elsaß-Lothringen für das Jahr 1886137 wurde in der Fassung der Beschlüsse des Landesausschusses angenommen. Die Reichskommission für Arbeiterstatistik setzt ihre Vorarbeiten zur Ermittelung über die in der Wäschefabrikation und in der Konsektions-Jndustne �herrschenden Mißstände fort. Den Vorsitzenden der verschiedenen Berufsorganisationen ist ein Schreiben zugegangen, worin sie ersucht werden, zwecks späterer Vernehmung vor der Kommission für Arbeiter-Statistik aus den betheiligten Kreisen Auskunftspersonen vorzuschlagen. Insbesondere sollen Ermittelungen über die Lohnverhältnisse, über die gesund- beitlichen Verhältnisse der Arbeiter in den Werkstätten und in den Wohnräumen der Heimarbeiterinnen, über das System der Zwischenmeister und über die Weiterungen bei der Aushändigung der Arbeit und der Ablieferung der fertig hergestellten Waaren vorgenommen werden. Mitte April sollen die Vernehmungen der Auskunsspersonen vor der Kommission stattfinden. Die Informationen des Staatssekretärs des Reichsmari ne»Amtes über die Arbeiterentlassungen in Wilhelmshaven , von denen in der Reichstagssitzung vom 13. März gesprochen wurde, scheinen sich nicht durch absolute Genauigkeit auszuzeichnen. Wenigstens meldet dasNordd. Volksblatt" in seiner Nummer vom 24. d. M. aus Wilhelms- Häven das folgende: Die Arbeiterentlassungen sind nun eingetroffen. Wie uns mitgethcilt wird, haben im Maschinenbauressort an 166 bis 200 Arbeiter die Kündigung erhalten. Davon entfallen etwa 100 aus die Maschinenbauwerkstatt, die übrigen aus die Kesselschmiede und Kupferschmiede.«Wenn wir auch die Entlassungen nach den zahlreichen Einstellungen der letzten Jahre begreiflich finden, so machen sie doch angesichts der Thatsache, daß in diese» Betrieben fast den ganzen Winter Ueberstunden gemacht worden sind und der M a r i n e m i n i st e r im Reichs- tage gesagt hat, in Wilhelmshaven fänden keine Arbeiterentlassungen statt, einen eigenthümlichen Eindruck. Der einfache Verstand der Arbeiterschaft kann den Widerspruch, der zwischen den Entlassungen und der Ueber- siundenarbeit besteht, nicht fassen, und finden die Arbeiter aus diesem Grunde die Entlassungen nicht in der Ordnung. Die Entlassungen zeigen auch wieder die ganze Windigkeit der Be- Häuptling, die von den Marinefanatikern aufgestellt wird, daß, je mehr Schiffe gebaut, desto mehr Arbeitsgelegenheit auf den Staatswerften vorhanden. In dieser Allgemeinheit ist die Be- hauptung falsch und verlogen. Die Neubauten bringen unter gewissen Umständen vermehrte Arbeitsgelegenheit, aber was eine schlimme Beigabe: forcirte Arbeit und Ueberzeit-Arbeit und dann das drohende Gespenst der Arbeiterentlassungen." Professor Delbrück hat Gelegenheit genommen, das Tischtuch entzwei zu schneiden, an dem er mit der frei- konservativen Partei getafelt. Anlaß dazu boten ihm die ge- wundencn Erklärungen, die auf seine Anfrage erfolgten, wie die Partei, sich denn jetzt zum allgemeinen Wahlrecht stelle. Herr Delbrück schreibt: Es seien auf seine Anfrage drei Antworten erfolgt: ein Leitartikel derPost"(Nr. 58), eine persönliche Ant- wort des Herrn v. Kardorff in denBerliner Neuesten Nachrichten" und eine Antwort von Herrn v. Stumm selbst in derPost"(Nr. 62) unter der EinkleidungEs wird uns geschrieben", unter der merk- würdigerweise Herr v. Stumm, wohl in der Hoffnung, dann um so weniger erkannt zu werden, versichert, man glaube, er iverde nicht antworten. Die drei Antworten stimmen in allem Wesentlichen überein. Es wird zugegeben, daß die Fraktion den von mir angezogenen Beschluß(für das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht einzutreten) gefaßt hat. Er ist auch nicht formell aufgehoben worden. Aber nichtsdestoweniger giebl man deutlich genug zu verstehen, daß man ihn nicht mehr als bindend ansehe, und Herr v. Stumm erinnert ausdrücklich daran, daß er im Reichstag bereits einmal erklärt habe, das allgemeine und gleiche Wahlrecht zwar nicht, aber das geheime abschaffen zu wollen. Damit ist der Zweck meiner Anfrage erreicht. Ich kann das Ergebnis konstatiren mit den Worten einer Zeitung, die meinen ehemaligen Fraktionsgeuossen und mir gleich unparteiisch feindlich gegen- übersteht, derGermania ", die sagt,Professor Dr. Delbrück hat darauf hingewiesen, daß nicht er, sondern die sreikonservative Reichspartei in ihren sozialpolitischen Anschauungen sich geändert hat, und damit hat er Recht behalten." ... Nur durch einen Staatsstreich, wie auch Herr v. Kardorff mit runden Worten ausspricht, kann es(das Reichstags-Wahl- recht) einmal abgeschafft werden. Ein solcher Staatsstreich würde bedeuten, daß das Kaiferthum sich mit der großen Mehrheit des Volkes in einem dauernden, unausgleichbaren Zwiespalt befinde. Und ein solcher Zwiespalt wäre der Tod. Weder wäre eine weitere gedeihliche Entwicklung im Innern, noch auch nur a lückliches Bestehen in einem auswärtigen Kriege zu erwarten. ane Wehrverfassung wie die unsere kann nur dann eine brauch- bare Armee ergeben, wenn das Volk in seiner großen Masse mit seinem Fürsten in Harmonie lebt. Ein Staatsstreich, der diese Harmonie unwiederbringlich zerstören würde, würde auch gleichzeitig den inneren Halt unserer Armeeverfassung zerstören und Deutschland damit rettungslos seinen äußeren Feinden überliefern. Bei den nächsten Wahlen wird von allen patrioti- schen Männern darauf zu achten sein, daß die Wähler darauf aufmerksam gemacht werden, ob die Kandidaten, denen sie ihre Stimme geben wollen, gewillt sind, ihnen ihre politischen Rechte unverkümmert zu erhallen. Ich gebe Herrn v. Stumm nun in ehr zu. daß ich mit einer Fraktion, die das nicht will, eine innere Gemein schaft nicht mehr habe." Bei den nächsten Wahlen" werden gerade die Männer, die sich für Patrioten halten, in das Horn des Herrn v. Stumm tuten. Die Blinden werden deshalb nicht sehend werden, weil ei» Einäugiger wie Herr Delbrück sie eindringlichst vor eineni Abgrund warnt. Den deutlichsten Beweis für die Unverbesser- lickkeit derer um Stumm liefert diePost" in folgenden Aus- sührungen: Die Sozialdemokraten sitzen im Reichstage, obwohl sie offen die Bestimmung der Verfassung, welche die Gewährung von Diäten an die Mitglieder des Reichstages verbietet, verletzen; sie werden trotz dieses offenen Verfassungsbruchs nicht nur ge- duldet, sondern als eine Partei, wie eine andere, mithin als voll- berechtigt behandelt, und man gestattet ihnen unbeschränkt, den Resonanzboden der Reichstagstribüne zur Verhetzung des Volkes gegen Reich. Staat und Gesellschaft zu mißbrauchen!" Wie naiv, zu glauben, daß diese Stumm-Gesellen zu belehren seien! G e g e n die Gewerbe-Ordnungs-Novelle. Am 24. d. M. traten eine große Anzahl hervorragender Firmen der Uniform-, Militär-Effekten und Herrenmoden-Branche im Restaurant Imperial, Unter den Linden 27, zusammen, um noch in letzter Stunde Stellung gegen den Artikel 8 tz 44 der Gewerbe- Novelle zu nehmen. Durchgehends wurde die Ueberzeugung ver- treten, daß nicht nur die Inhaber solcher Geschäfte, sondern ebenso auch die in denselben beschäftigte» zahlreichen Arbeiter und nicht zum geringsten Theil das Publikum Schaden nehmen, sofern auch in der dritten Lesung das Verbot des Detailreisens vom Reichstage bestätigt werden sollte. Es wurde deshalb ein- stimmig beschlossen, eine große Volksversammlung zum Protest gegen das gedachte Verbot ohne Verzug einzuberufen, für welche Herr Rechtsanwalt Hugo Sonnenfeld das Referat übernommen bat. Wie wir hören, sollen gleiche Protestversammlungen in Breslau , Köln , Stettin und anderen Orten stattfinden. Der verbotene Rübezahl. Das Verbot des Freiligrath'schen GedichtsAus dem schlesischen Gebirge" durch die Magdeburger Regierung ist thatsächlich erfolgt und stammt wie jetzt bekannt wird vom 9. Februar d. I. Es ordnet an. daß das Freiligrath'sche Gedicht als wenig geeignet nicht mehr zu lernen und zu behandeln und durch ein anderes zu ersetzen ist. Am zweckmäßigste» wäre es wohl zu ersetzen durch ein Gedicht des diplomatischen Barden Graf Phili Eulenburg. Wenn dann noch Prof. Knackfuß es illnstrirt, wird der veraltete Freiligrath völlig ausgestochen sein. Ans dem gastlichen Preußen ausgewiesen. DieBarmer Zeitung" berichtet:Dieser Tage traf hier in Barnten ein 8ljähriger Israelit krank von Krefeld ein und nahm die Hilse des Rabbiners unserer hiesigen jühischen Gemeinde in Anspruch, um von einem Arzt ein Rezept für sein Leiden zu erhalte». Nach seinen Verhältnissen befragt, wies er unter Vorlegung seiner Papiere nach, daß er dreißig Jahre in Deutschland gelebt und zuletzt in Krefeld sich als Kammerjäger schlecht und recht ernährt habe, unter dem 7. März aber plötzlich von seilen des dortigen Oberbürgermeister-Amts aus grund des deutsch - russischen Uebereinkominens vom 10. Februar 1834 die Auf- forderung erhalten habe, binnen vier Wochen das preußische Staatsgebiet zu verlassen, da er die russische Staats- angehörigkeit infolge seiner 30jährigen Abwesenheit von Rußland jetzt verloren habe. Der Ausgewiesene ist ein i n jeder Hinsicht unbescholtener Man n." Vielleicht findet der 81jährige Greis noch ein wildes Land, das die Ausweisungssitten der preußisch- russisch über- tünchten Zivilisation nicht kennt. Ein sehr einfaches Rezept", um anständige Leute und Zeitungsredakteure vor Untersuchungsrichter und Zeugnißzwang zu bewahren« giebt dieFrankfurter Zeitung ". Es lautet: Mittheilungen, die nach des Einsenders Meinung die Neu- gierde der Behörden nach der Person des Verfassers berechtigter oder unberechtigter Weise erwecken können, sind in einem zwei- fachen Umschlag einzusenden; aus dem inneren braucht nur das Wort Zeugnißzwang oder irgend eine Formel, etwacavs canem" zu stehen. Die Redaktion versendet alsdann den ge- schloffen gebliebenen Brief an irgend einen ihrer Korrespondenten im Auslande und erhält ihn von diesem zurück, der natürlich von den» Namen des Einsenders Kenntniß genommen hat. Erfolgt dann die Einleitung der Untersuchung gegen Unbekannt", so kann der Redakteur guten Gewissens eidlich aussagen, daß er den Einsender nicht kenne, daß aber Herr A in Paris oder Herr B in London über die Person des Un- bekannten die beste Auskunft geben könne. Die aber wird man wohl, sintemalen sich die famose Institution des Zeugnißzwangs nicht exportiren läßt, mit der peinlichen Frage verschonen. Ganz gut. Aber wir kennen ein noch viel einfacheres Rezept. Wer etwas mitzutheilen hat, läßt von sicherer und unverfänglicher and das Kouvert:c. schreiben, und läßt dann den betreffenden rief ebenfalls von sicherer und unverfänglicher Hand in den Redaktionsbriefkasten legen. Nur keine persönliche An- Näherung, krobatmu est! Im Hinblick auf die vorgerückte Fasten- zeit" darf in Neu-Brandenburg (in Mecklenburg- Strelitz ) nicht gegen das Junkerthum geredet worden. Wie nämlich derVolks-Zeitung" mitgetheilt wird, war dort von freisinniger Seite am 21. März bei der Regierung um die Ge- nehmigung einer Versammlung mit dem Thema:Der Geist des Junkerthums in der Gesetzgebung und die neuen Vorlagen des Reichstages, mit besonderer Berück- sichtignng der Zuckersteuer-Vorlage" ersucht worden, denn in Mecklenburg hängt jede Versammlung von vorheriger obrigkeit- licher Genehmigung ab. Dem Antragsteller wurde jedoch durch den Polizeimeister im Auftrage des Polizeikolleginms mitgetheilt, daß er abschläglich zu bescheiden sei. Der betreffende Bescheid lautet: Hr. m. c. orig. s. 1. r. an das Polizeikollegium in Neu- Brandenburg , um den Antragsteller im Hinblick aufdie vorgerückte Fastenzeit abschläglich zu bescheiden. Steustrelitz, 24. März 1336. Großherzogliche Landesregierung. F. v. Dewitz. M. Selmer. E. v. Blücher . Wieder neues Material für die Nothwendigkeit eines Reichs- Vereinsgesetzes! München , 26. März. In Richtigstellung einer Meldung derFrankfurter Zeitung " können dieMünchner Neuesten Nach- richten" mittheilen, daß an die bayerischen Bundesrathsbevoll- mächtigte» eine Instruktion, gegen das Börsengesetz in der Fassung der Kommisston zu stimmen, nach dem Stande der Sache nicht abe ergehen können, daß sich vielmehr die Stellungnahme der ayerischen Regierung erst aus dem weiteren Stande der Dinge ergeben werde. Die Bedenken, welche das bayerische Staats- Ministerium aus mehreren Kommissionsbeschlüffen erhoben habe, beruhten in der Gefahr, durch zu weitgehende Maßnahmen ein- heimisches Geld den ausländischen Börsen und Werthe» zuzudrängen. Oesterreich. Wien , 26. März. Abgeordnetenhaus. Die Re- gierung bringt Gesetzentwürfe ein, betr. die Neuregelung der Bezüge der aktiven Staatsbeamten, die provisorische Regelung der Bezüge der aktiven Slaatsdiener, ferner die Dotation Iber katholischen Seelsorge- Geistlich- keil, die Regelung der Bezüge der Professoren an Uni- versttäten und denselben gleichgestellten Hochschulen, die Regelung der Bezüge des Lehrerpersonals der staatlichen Mittel- schulen und der staatlichen gewerblichen Unterrichtsanstalten, endlich die Regelung der Bezüge des Lehrerpersonals der staat - lichen Lehrer-Bildungsanstalten. Sämmtliche Gesetzentwürfe ent« halten bedeutende Erhöhungen der Bezüge der genannte» Beamten; das dadurch hervorgerufene Mehrerforderniß beträgt zirka 14 Millionen Gulden. Der Motivenbericht stellt als unerläßliche Bedingung die Bedeckung des Mehrerfordenlisses durch Erhöhung der Staatseinnahmen aus der Börse»st euer, der B r a n n t w e i n- n u d B i e r st e u e r auf und macht die Vor- legung zur Sanktion abhängig von der parlamentarischen An- nähme der diesbezüglichen Steuerprojekte der Regierung. Wien , 26. März. Nach Meldung hiesiger Blätter wurde die B ü r g e r m« i st e r w a h l auf den 8. April sestgesetzt. Frankreich . Der Südbahn - Prozeß, dessen Untersuchung ihrem Ende zugehen soll, wird sich ohne großen Zwischenraum a» de» Dupas-Prozeß anschließen. Untersuchungsrichter Le Poiltevin beabsichtigt, wie es heißt, nicht allein verschiedene Bau-Unier- nehmer und Vermittler, sondern auch 3 Parlamentarier in de» Anklagezustand zu versetze». Belgien . Die einige reaktionäre Masse. Aus Brüssel wird telegraphirt: Der Staarsminister und Führer der Klerikalen Woeste gab gestern in der Kammer die Er- klärung ab, er sei bereit, mit den gemäßigten Liberalen Hand in Hand gegen die Soziali st en zu Felde zu ziehen, wenn dieselben die Familien und das Eigenthnm ernstlich bedrohen sollten. Der Ei s e n b a h n- M i- ni st erBande npereboon» erklärte, er werde die s ch r i f t- lichen Anfragen der sozialistischen Abgeord- neten unbeantwortet lassen, da die Sozialisten den tanzen Umsturz der bestehenden Gesellschaftsform anstrebten. >er Genosse Vandervelde benützte diese Gelegenheit zu einer scharfen Rede gegen die vereinigte» lleri- kalen und liberalen Reaktionäre. Brüssel, 24. März. DaS Brabanter Schwurgericht ver- urtheilte gestern die sozialistischen Brüsseler Gemeinderäthe De Bronclöre und Leken, welche in dem sozialistischen BlatteLa Conserit" die heftigsten Artikel gegen die Armee- Einrichtungen veröffentlicht und angeblich die Soldaten zum Ungehorsam auf- gereizt hatten, zu 6 Monaten Gesängniß. Italien . Rom , 25. März. Ter Senat nahm nach langer und zum theil stürmischer Debatte folgende Tagesordnung an: Der Senat hat die Erklärungen der Regierung angehört und ist über- zeugt, daß die Regierung ihre Politik gegenüber den Schwierig» leiten in der erythräischen Kolonie in einer der Würde und den Interessen des Landes entsprechenden Weise regeln wird, und geht zur Berathung der einzelnen Artikel über. Kriegsminister Ricotti erklärte, er glaube nicht, daß es nothwendig sein werde, jetzt noch weitere Truppen nach Afrika zu schicken. Die Ehre unserer Fahne» und unser Prestige werde nicht vermindert, wenn wir einen ehrenvollen Frieden schließen, der unseren Fnteressen entspricht. Für den bisherigen Krieg fehlte die Vorbereitung und das Un- recht der Regierung war vor Amba Aladschi. Die Re- gierung habe auch unrecht gehabt. Baratieri nicht ab- zuberusen. Er würde nicht Frieden schließen, wenn er nicht die Ehre und das Interesse der Kolonie rette. Ministerpräsident Rudini erklärte: Die Regierung wird Erythräa in einer starken militärischen Stellung erhalten, auf jeden Eroberungsversuch und auch aus Tigre verzichten und nicht be- stehen auf der Protektoratsklausel in einem eventuellen zukünftigen Vertrage. Das Protektorat über Abessynien war einfach das Streben eines Ministeriums, aber das Protektorat wurde niemals ausgeübt und, indem wir es aufgeben, verzichten wir auf nichts. Mit diesen Vorsätzen wird die Regierung den Krieg fortführen, wenn sie nicht einen Italien würdigen Frieden schließen kann. Bezüglich der Behauptung des Baron Blanc, er habe die Beziehungen mit England verbessert, erklärte noch Rudini, die- selbe sei durchaus unzutreffend; diese Beziehungen konnten aus dem einfachen Grunde keine Besserung erfahren, weil sie bereits die möglichst besten waren. Rudini be- stätigte, daß die über Afrika vorgefundenen Schriftstücke nicht vollständig seien und sagte, er habe von General Baldissera Duplikate der Dokumente betreffend die Uebergabe von Makalle verlangt. Baldissera habe geantwortet, daß der betreffende Bericht seit dem Verschwinden des Oberstlieutenants Galliano sehle.- Rom, 26. März. Wie es heißt, soll Menelik die Drohung ausgesprochen haben, er werde auf Massauah los- m a r s ch i r e n, wenn Italien sich nicht bald zum Frieden bequemen werde. Schweden . Stockholm , 26. März. Die erste Kammer bewilligte heute 11 780 000 Kronen zur außerordentlichen Vergröße- rung der Flotte; die zweite Kannner hat diese Bewilligung auf 5 Millionen Kronen herabgesetzt. Norwegen . Christiania , 26. März. Der Storthing lehnte mit 53 gegen 56 Stimmen den Antrag, die Apanagen des Königs und des Kronprinzen auf die früheren Beträge von 326 000 bezw. 80 000 Kronen z u e r h ö h e n, a b und be- willigte die jetzigen Beträge von 256 000 bez. 30 000 Kronen. Die Regierung brachte heute im Storthing eine Gesetzes- vorläge ein über den Anschluß Norwegens an die Bern er Konvention betreffend das literarische E i g e n t h u m. RnFland. Petersburg, 26. März. Der Senat beschäftigte sich mit der Klage des Kleinbürgers Warzin. welcher aus Befehl des Gouverneurs Rocaffewsky Prügel st rase erhalten hatte, und beschloß dem Gouverneur Vorstellungen hierüber zu machen. Ter Beschluß wurde der Sanktion des Kaisers unter- breitet. Türkei . Konstantinopel , 24. März.(Times.) Der türkische Ge- sandte Mavroyeni Bei und der erste Legationssekretär Norigian Effendi wurden wegen der zahlreichen in den Vereinigten Staaten für die Armenier kundgegebenen Sympathiebeweise von Washington abberufen. Das klingt ja so, wie der Abbruch der diplomatischen Be- ziehungen zivischeu der Türkei und den Vereinigten Staaten . Die Türken sind aber wohl zu schlau, sich zu ihren europäischen Feinden noch solche im mächtigsten Reiche der neuen Welt zn schaffen.- Amerika . Jacksondille, Florida . 26. März.>Der Flibustierdampfer Three Friends", dessen Abgang nach Kuba mit großen Waffen- und Munilionssendnngen jüngst gemeldet wurde, ist heute hierher zurückgekehrt, nachdem sein Versuch, die spanische Blockade zu durchbrechen, mißlungen ist. Afrika . Johannesburg , 26. März. Hier wird jetzt allgemein an- genommen, daß Präsident Krüger England nicht besuchen wird. N�rkei-Nschvichten. Ein neues Schriftendcrzeichniß der Buchhandlung Vorwärts ist eben ausgegeben worden. Dasselbe ist voll- ständiger als seine Vorgänger; alle neu erschienenen Partei- schriften sind aufgenommen und auch die anderen Rubriken: Nationalökonomischcs, Geschichtliches, Naturwissenschaft, Gedichte, Romane, Dramen, Verschiedenes(Zeitschriften, Photographien. Kunstblätter, Musikalien, Einbanddecken), Gesetze, Gelegenheits- kauf, sind durch Aufführung der wichtigsten Neu-Erscheimmgen ergänzt. Eine neue Rubrik:Flugschristen zur Masseuver- breituug", wird den Parteigenossen sehr willkommen sein. Wir sind überzeugt, daß das neue Schrislenverzeichuiß für Freund und Gegner ein nützlicher Wegweiser beim Studium des Sozia- lismus sein wird. Ans Sachsen . Die Parteigenossen aus dem 4. sächsischen Wahlkreise(Dresden rechts der Elbe ) faßten in einer gut besuchten Versammlung mit Zweidrittelmehrheit folgende Resolution:Die Versammlung erklärt sich gegen jede aktive Bctheiligung an der Landtagswahl unter dem neuen Wahlgesetz. weil eine Aussicht aus Erfolg nicht vorhanden ist." Dagegen wurde der Schluß dieser Resolution:Ferner hält sie es zur Wahrung der Würde der Partei wie im Interesse einer energischen, zielbewußten Agitation für nothwendig. daß unsere Abgeordneten an einem hierzu geeignete» Zeitpunkte ihre Man- date niederlegen", mit großer Mehrheit verworfen. Gleich- falls abgelehnt wurde ein Antrag, wonach das Vorgehen derSächsischen Arbeiter-Zeitung" gegenüber derLeipz. Volks- Zeitung" aus dasentschiedenste getadelt" und das Vorgehen des letztgenannten Parteiblattes fürprinzipiell richtig" erklärt werden sollte. In Freiberg beschloß eine Parteiversammlung des 9. sächsischen Reichstags-Wahlkreises einstimmig:Die Versamm- lung erklärt sich entschieden für Betheiligung an de» Landtags- wählen unter dem Dreiklassen- Wahlsystem und erblickt in der Absicht, die Landlags-Abgeordneten zu bewegen, infolge der An« nähme des Dreiklassen-Wahlsystems ihre Mandate niederzulegen, einen taktischen Fehler. Im Gegentheil erfordert es das Jnter- esse der Partei, daß die Abgeordneten bis zum letzten Singen- blick ihre Pflicht erfüllen. Die zur Landeskonferenz gewählten Delegirten des 9. Kreises sind verpflichtet, für Beibehaltung der Mandate einzutreten."