im allgemeinen erstrebe, vermehrte Berantwortung, vermehrte Mitwirkung in Wirtschaft und Gesellschaft und vermehrte Freiheit, die auch gesteigerte Pflichten bedinge. Die neue Schule möge zu einer weiteren Hebung der Arbeiterklasse beitragen.
Staatssekretär Staudinger vom preußischen Handelsministerium erwähnte in feiner Ansprache, daß das preußische Handels. ministerium sich schon seit 1891 mit der Frage der Arbeitererziehung und Arbeiterschulung befaßt habe. Der damalige Staatsminister von Berlepsch hat sich im Mai 1891 von dem Polizeipräsidenten von Richthofen über die Arbeiterschulen berichten lassen. Wilhelm Liebknecht wollte, daß die einzelnen Bildungsschulen in eine zentrale Schule zusammengefaßt werden sollen. ,, Die Ausführung unseres Wertes ist schwer
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fagte Liebfnecht doch wenn tüchtige Männer die Sache in die Hand nehmen, dann muß sie gelingen. Nur müssen die Arbeiter sich flar werden, daß sie sich selbst helfen, für ihre Ausbildung auf geistigem Gebiet selbst jorgen müssen."
In seinem Bericht über die damals eingerichteten Arbeiterschulen bemerkte der Polizeipräsident, ob das zur Zeit rege Interesse für die
ilusis
Der Erbauer der Schule, Hannes MeyerDeffau, Leiter des Bauhauses bei seiner Ansprache
teilen.
Schulen vorhalien werde, lasse sich zur Zeit nicht annähernd beur„ Der Entwicklung der Schule wird diesseits fortgesetzt eine sorg fältige Beobachtung zuteil werden."
Der Referent im Handelsministerium aber be merkte zu dem Bericht:
,, Gelesen. Mir ist nicht flat, warum der Polizeipräsident die Sache hat gehen laffen, wie sie will. Solange wir fein Unterrichtsgesetz haben, fann meines Erachtens von Aufsichts wegen der ganzen Schule ein Ende gemacht werden. Alles, was die Arbeiter lernen müssen, fönnen sie in den Fortbildungsschulen, deren Zahl die Stadt beliebig vermehren fann, lernen."
Die Anschauungen der Staatsregierungen zu diesen Schulen, fuhr der Redner fort, haben sich gewandelt. Wohl wird auch ,, diesseits fortgesetzt eine sorgfältige Beachtung der Entwicklung der neuen Schule erfolgen"... aber nicht mit Mißtrauen, sondern mit Bertrauen. Unsere Wirtschaft ist ohne die Gewerkschaften nicht zu denken. Das ist das Große und Neue an den Arbeiterschulen, daß die Männer und Frauen aus der Arbeit herausgenommen werden und entwickelt werden, daß auf die Praxis die Theorie gesetzt wird. Wir hoffen, daß der Leiter der Schue, Dr. Seelbach, der die Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf geleitet hat, auch hier die Berbindung zwischen der Schule und den Wirtschaftsschulen schlagen wird. Daß die Bundesschule der Erziehung der Arbeiterführer dienen möge, der fachlichen, technischen Bertiefung, der Ausbildung von Persönlichkeiten ist der Wunsch der preußischen Staatsregierung. Landrat Schlemminger überbrachte die Glückwünsche großer Teile der Einwohner des Kreises Niederbarnim dafür, daß es gelungen ist, diese Bildungsstätte nach Bernau zu verpflanzen. Wenn es noch nicht gelungen ist, die Sympathie der Gesamteinwohnerschaft dafür zu erringen, so sei das ein nicht allzu großes
Indische Zeitungen verschwinden.- Ungewißheit im Lande.
London , 5. Mai. dienst angeordnet. Die Europäer in Bombay , Bant. und Geschäftsleute sind von den Behörden mit Waffen versorgt worden. Die Lage in Bombay ist gespannt.
Gandhi ist in Jalalpur verhaftet worden. Er wird zur Verfügung der Regierung" gehalten. Nach ,, Times" erfolgte die Verhaftung auf Grund der Ordonnanz 25 vom Jahre 1827. Der Verhaftete wurde von den Polizeibeamten auf der Eisenbahn nach Borivli an der Linie Dort erwartete ihn ein Bombay - Baroda gebracht. Kraftwagen mit militärischer Eskorte, der ihn ,, mit unbekannter Bestimmung" abtransportierte. Nach ,, Times" wird er in Puna in Haft gehalten werden.
Zur Berhaftung Gandhis in der Nacht zum Montag werden
folgende Einzelheiten bekannt: Gandhi sprach am Sonntagabend in einer Versammlung in Surat , etwa 220 Kilometer nördlich von Bombay . In dieser Rede wandte er sich besonders an die Frauen, die er aufforderte, feinen Feldzug für gewaltlosen Ungehorsam aktiv zu unterstützen. Gandhi wurde während seiner Rede nicht gestört und nichts deutete auf die unmittelbar bevorstehende Verhaftung hin. Diese erfolgte
um 1 Uhr früh in größter Heimlichkeit. Gandhi wurde nach der Eisenbahnstation Achmedabad gebracht und dort unter Bewachung eines indischen und eines englischen Polizeibeamten in einem besonderen Salonwagen, der dem fahrplanmäßigen Zug angehängt wurde, nach Borivli gebracht. Gandhi war ruhig und gefaßt. In Borivli wartete das Auto, das ihn nach dem Gefängnis in Puna bringen sollte. Die herabgelaffenen Vorhänge des Autos und der Chauffeur in Zivil sollten nach außen den Eindruck ermeden, als handle es sich um reisende indische Damen.
Der Haftbefehl besagt, daß die Regierung seine Tätigkeit mit Besorgnis betrachte. Die rechtliche Grundlage für Gandhis Berhaftung ist eine Berordnung von 1827, welche
Freiheitsentziehung auf unbestimmte Ziet ohne gerichtliche Aburteilung
ermöglicht.
Die Verhaftung wurde in Bombay durch die Sonderausgabe einer Zeitung noch während der Nacht bekannt und hat große Erregung hervorgerufen. Der Kriegsrat" des indischen Nationalfongresses trat sofort zusammen und beschloß, den
heutigen und morgigen Tag zum Hartal, d. i. zum allgemeinen Trauertag
Zur Berhaftung Gandhis wird noch mitgeteilt, daß die britische und die indische Regierung zu der Ueberzeugung gelangt waren, daß Gandhi nicht länger in Freiheit gelaffen werden könne,
ohne daß die Ruhe in Indien schwer gefährdet werde. Es ist Vorrge getroffen worden, daß Gandhis Gesundheit nicht unter der
Haft hast leidet und daß er während seiner Gefangenschaft teine Be=
quemlichkeit entbehrt.
Indischer Arbeiterführer verhaftet.
Der Vorsitzende eines Ausschusses des Lahore - Kongresses, Dr. Ritschlem, wurde unter der Beschuldigung aufrührerischer Betätigung verhaftet. Daraufhin wurden die Geschäfte in der Stadt zum Beichen der Trauer geschlossen. Polizei. und Militärpatrouillen durchzogen die Stadt, doch fam es nicht zu Zwischenfällen.
London , 5. Mai. Wie ,, Daily Telegraph " berichtet, ist die Lage in Indien nach wie vor geeignet, die größten Besorgnisse zu erregen. Das gelte besonders für den Norden, wo eine gewisse Unruhe unter den Grenzstämmen festgestellt worden ist. Das Blatt meldet aus Bombay : Es bestätigt sich, daß sich bei den Unruhen in Peshawar Truppen eines Regiments von der Menge entwaffnen ließen. Unter den Berluften der Eingeborenen wurden mindestens 20 dadurch verursacht, daß
Panzerwagen über Leufe fuhren, die sich auf den Boden geworfen hatten in der Hoffnung, fie aufzuhalten.
Der Korrespondent weist darauf hin, daß allmählich ein bekannter Führer nach dem anderen verhaftet wird. Hunderte Blätter haben das Erscheinen eingestellt, und es ist jetzt schwierig zu erkennen, was vorgeht.
Gestohlener Zünder explodiert.
Als in Kirffi eine Anzahl Inder auf dem Wege nach der Eisenbahnstation waren, ereignete sich plötzlich in ihrer Mitte eine ihnen schwer. Man glaubt, daß einer von ihnen einen aus der Explosion. Sechs Inder wurden verwundet, zwei von hiesigen Munitionsfabrik gestohlenen Zünder bei sich trug und diesen ihnen schwer. Man glaubt, daß einer von ihnen einen aus der versehentlich fallen ließ. Die Bewachung der Munitionsfabrik und
zu machen. Anhänger Gandhis haben in den frühen Morgenstunden das Geschäftsviertel aufgesucht und die einheimischen Geschäftsleute zur allgemeinen Arbeitsruhe aufgefordert. Die Regierung hat für die regulären und für die Hilfstruppen Bereitschaftsdes Arfenals war vor einigen Tagen erheblich verschärft worden.
Schwere Autounfälle am geftrigen Sonntag.
Am geftrigen Sonntag haben sich bei dem außerordentlich ftarten Bertehr auf den Landstraßen außerhalb Berlins mehrere schwere Autounfälle ereignet. Unter den Berunglückten befinden sich mehrere Berliner , darunter eine Zahnärztin aus Moabit , die tödlich verletzt wurde.
Der Zahnarzt Dr. Albert Schragenheim aus der Flensburger Straße 19 in Moabit befand sich zusammen mit seiner um einige Jahre jüngeren Frau Erika, die gleichfalls als Zahnärztin praktizierte, auf einer Autoreise nach Italien . In Begleitung des Ehepaares war noch eine befreundete Familie, Dr. Georg Silber= stein mit seiner Frau, die in der Dortmunder Straße wohnen. Das Unglück passierte furz vor Wittenberg , als Frau Dr. Schragenheim, die am Steuer faß, ein in gleicher Richtung fahrendes Berliner Auto überholen wollte. Der Wagen geniet dabei auf den Sommerweg und saufte mit hoher Geschwindigkeit in den Chausseegraben. Das Auto überschlug sich und wurde zertrümmert. Die Infalſen erlitten fast sämtlich schwere Berlekungen, sie wurden durch andere Automobilisten, die sofort hilfsbereit eingriffen, nach dem Baul- Gerhard- Stift in Wittenberg gebracht. Dort ist Frou Dr. Schragenheim, die Mutter von zwei kleinen Kindern ist, inzwischen ihren schweren Verlegungen erlegen.
haten des Schirmes an den Tragriemen seines Körpers zu befestigen.
Der Vorfall ist um so unerklärlicher, als der Berunglückte als außerordentlich vorsichtig betannt war und von den Beamten der Luftpolizei vor dem Aufstieg mit dem Flugzeug mehrmals befragt worden war, ob alle Vorbereitungen ficher getroffen feien.
Der Standal um Stadtrat Busch. Finanzamt befchlagnahmt umstrittenen Aktienbesitz.
In der Untersuchung gegen den Stadtrat Busch hat sich jeht die Staatsanwaltschaft zu einem auffehenerregenden Schritt entschloffen. Auf Beranlaffung des Staatsanwalts Dr. Weißenberg hafte bekanntlich Kriminalfommiffar Seifert den Geschäftsfreund Buschs, den Holländer Cuifi in Rotter dam , vernommen, der nach Angabe von Busch der Hauptaftionär der Kunzendorfer Werte fein soll, bei denen der Sohn Buschs als Geschäftsführer tätig ist. Ueber die Aussagen Luttis find von der Staatsanwaltschaft bisher teine Mitteilungen gemacht worden, um die Untersuchung nicht zu gefährden, doch läßt sich aus dem Vorgehen der Behörden schon jetzt mit Sicherheit schließen, was der Holländer in Wirklichkeit ausgesagt hat. Zunächst ist Lutte über den Besuch der Schwiegertochter des Stadtrats Busch anscheinend
Unglück. Den Wünschen des Kreisausschusses und der Kreisverwal- Wieder tung lich er den Wunsch an die Schüler folgen, stets dankbar dafür Wieder ein schweres Flugzeugunglück. aufrichtig gewesen. Er gab zu, daß die junge Frau ihn
zu sein, was ihnen durch die große Arbeiterbeweguna für ihr ferneres Fortkommen beschert wird. Mögen aus dieser Schule die Leute hinausgehen, die mit einferner Tatkraft, mit eisernem Willen und Arbeitsfreudigkeit an der Fortentwicklung der Arbeiterschaft für die Zukunft tätig sind.
Beigeordneter Hillig. Bernau sagte, die Gewerkschaften fönnen stolz sein auf diesen herrlichen Bau, und die Vertreter der Stadt freuten sich, den ADGB. als forporativen Mitbürger in, ihre Reihen aufnehmen zu können. Er dankte allen. die dafür sorgten, daß die Schule in Bernau gebaut wurde, Leipart. Graßmann, Knoll und Heßler sowie dem Landrat Schlemminger und dem früheren Bürgermeister Gehride. Er wünscht dem ADGB . und seiner Schule eine ersprießliche Entwicklung.
Mit dem Spiel der Euryanthe- Ouvertüre von Weber endete der offizielle Teil der Feier, an den sich eine Besichtigung der Schule
und ihrer Einrichtungen unter Führung des Architekten Hannes Meyer anschloß.
Sodann übermittelte Genosse Otto Wels die Glückwünsche des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , und Genosse Stähr die des AfA- Bundes. Genosse Saffenbach, der die Grüße des Internationalen Bewertschaftsbundes bot, erinnerte daran, daß der Kölner Gewerkschaftsfongreß vor 25 Jahren die Schaffung einer Gewertschaftsschule beschloffen habe, die ein Jahr später errichtet wurde. Der 3GB. habe seit Jahren die Bildungsforderungen auf seinem Brogramm. Alljährlich sollen junge Genossen aus den verschiedenen Kulturländern zu Kursen herangezogen werden. Er freue sich, daß dies mun in der letzten Aug Stwohe in dieser neuen Schule geschehen könne, und hofft, daß die daran geknüpften Erwartungen erfüllt werden.
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Zwei Zote.
Bafel, 4. Mai.
Ein schweres Flugzeugunglüd ereignete sich am Sonntag nachmittag in der Nähe von Dornach bei Bajel. Ein von dem Deutschen Willi Storrer, dem Herausgeber der Zeitschrift„ Individualität", der in der Schweiz lebt, gesteuertes Flugzeug, das von Basel aufgestiegen war, wollte den Aussichtsturm auf dem 800 Meter hohen Gempen umkreisen, wo anscheinend Bekannte weilten. Das Flugzeug flog zu diesem Zweck unverhältnismäßig fief. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es abgerutscht. Es blieb dann mit den Flügeln in den Bäumen hängen und stürzte ab. Willi Storrer wurde auf der Stelle getötet, ebenso der 19 Jahre alte Wolfgang Renzberger aus Effen, der erst am Tage zuvor von Deutschland nach Dornach gekommen war. Der dritte Mitflieger, der 19 Jahre alte eutfinger aus Dornach, ist schwer verletzt.
Todessturz eines Flugartisten. Aus eigenem Versehen ums Leben gekommen.
Geldern, 5. Mai.
In der Nähe der Stadt fand ein Flugtag statt, dessen Hauptund Schlußnummer ein Fallschirmabsprung des 35 Jahre alten Fallschirmpiloten 2. Langer aus Darmstadt bildete. Kurz nach Verlaffen des Flugzeuges öffnete fich programmmäßig der Fallschirm. Plötzlich bemerkten die Zuschauer jedoch, daß der Fallschirmpilot teine Verbindung mehr mit dem Schirm hatte. Den Schirm über sich lassend, stürzte er in unmittelbarer Nähe der Zuschauer zu Boden. Der Pilot war sofort tot. Die luftpolizeiliche Untersuchung ergab, daß Langer vergessen hatte, die Karabiner
besucht und ihm mitgeteilt habe, daß eine große Berliner Auskunftei auf eine Anfrage geantwortet hätte, es sei ihr umbekannt, daß Lutki Attionar in Kunzendorf oder bei der Petrolea sei. Frau Busch habe ihn dringend gebeten, die Auskunftei zu veranlassen, eine solche Auskunft nicht mehr zu geben. Ueber fein Verhältnis zu Busch hat sich Lutki jedoch in einer überaus vorsichtigen Weise ausgedrückt. Jedenfalls hat Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißenberg sich veranlaßt gesehen, die Angelegenheit dem Finanzaint zu übergeben, da er sehr starte Zweifel an den Behauptungen des Stadtrats Busch hat und annimmt, daß Luttiin Wahrheitnur der Strohmann ist. Das Finanzamt hat daraufhin am Sonnabendnachmittag die Vermögenswerte der Petrolea und der Kunzendorfer Werte beschlagnahmen lassen.
D6 die Kunzendorfer Attien allerdings noch irgendeinen Wert besigen, ist sehr fraglich, da das Unternehmen bei einem Atbientapital von 50 000 m. Verpflichtungen in Höhe von 125 000 m. besitzt und da die Liquidation der Werke taum abzuwenden sein wird.- Im übrigen soll das Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft jezt auch auf den in den Verhandlungen des Landtagsausschusses mehrfach genannten Kaufmann Sachs ausgedehnt werden.
Ehrenplakette der Stadt Berlin für Hedwig Heyl . Der Magiftrat überreicht Frau Hedwig Heyl anläßlich ihres 80. Geburtstages am 5. Mai die Platette der Reichshauptstadt für ehrenvolle Berdienste. In einem Anschreiben heißt es: Mit besonderem Stolz erfüllt es uns, die wahre Menschenfreundin Bürgerin unserer Stadt nennen zu dürfen. Unvergessen werden Ihre Berdienste um die Ernährung der Berliner Bevölkerung in den schweren Kriegsjahren bleiben."