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BERLIN  Dienstag 6. Mai

1930

Der Abend

Erfcetat täglich anser Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition; Berlin   SW 68, Lindenfr.s

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47. Jahrgang

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Kritif am Wehretat.

Leber greift an, Groener verteidigt.

Heute vormittag waren im Haushaltsausschuß des Reichstages die Plätze der Regierungsvertreter zahlreich von Uniformen besetzt. Der Reichswehretat wird beraten.

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Abg. Stücklen( S03.) gab als Berichterstatter einen kritischen Gesamtüberblick. Die Reichswehr   berechnet, daß sie eigentlich" 5:23 Millionen Mart laufenden Zuschuß benötige, da sie nur" 502 Millionen erhalte, müsse sie also 21 Millionen Mark einsparen. Die Ersparnisse des Vorjahres, über die soviel gesprochen wor­den sei, sind in Wirklichkeit unwesentlich; jetzt werden jene da­mals gestrichenen Summen zumeist wieder angefordert. Wirt liche Ersparnisse wären nur möglich, wenn man z. B. die Zahl der Kavallerieregimenter heute 18 in ein ge­sünderes Verhältnis zu der Zahl der Infanterieregimenter heute 21 brächte, also um die Hälfte kürzte. Erfreulich sei der An fang eines Abbaues beim Wehrministerium selbst. In der Reichswehr   sind jetzt 7200 ständige und 1300 nicht ständige Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt. Daß die Reichswehr  jetzt aber schon ihre Waffen nicht mehr selbst bewache, wie der Leipziger   Fall zeige, das gehe denn doch zu weit, diese Be. wachung sei Angelegenheit der Soldaten, die dazu noch nicht zu Dornehm seien.

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Besonders notwendig sei es, eine ausreichende Anzahl Offi­ziersstellen für aufrückende Leute aus dem Mann­schaftsstande zur Verfügung zu stellen. So fäme frisches Blut in den Offiziersstand, der jetzt nationalsozialistische Zellen zeige.

In der fortgeführten Debatte nahm ein fommunistischer Redner das Wort, ohne auf die sogenannten Rußland­rüstungen einzugehen.

Der Volksparteiler Dr. Cremer wunderte sich etwas dar­über, daß im Reichswehretat alle Ausgaben gleichmäßig wachsen.

Abg. Schöpflin( S03.) verlangt eine Beantwortung der von Dr. Leber gestellten Fragen. Dr. Köhler( 3.) behält sich die Stellungnahme seiner Fraktion bis zur Beantwortung der sozial­demokratischen Fragen vor.

Reichswehrminister. Groener meinte, er müsse den Etat in seinem bisherigen Umfang unter allen Umständen auch für die Zukunft halten. Es sei selbstverständlich, daß der Wehrminister, feine Arbeit, soweit sie politisch sei, nur in vollem Einver­nehmen mit dem Reichskanzler und dem Außen­minister leiste. Das sei auch mit dem Reichskanzler Müller immer der Fall gewesen.

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Die Verhegung in der Reichswehr   nach der Abg. Stücklen  gefragt habe würde rücksichtslos bekämpft. Groener erklärte, daß er feine Mittel scheuen werde, um Zerstörung des Gehoriams aus­zumerzen. Groener hofft, in Zukunft den Weg zu finden, auf dem Leute aus dem Mannschaftſtande zum Offizier aufrüden fönnten. Man bemühe sich, darum.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat bei einer ganzen Anzahl Titel des Heeresetats Streichungen im Befrage von über 60 Millionen Mart beantragt.

Hierauf eröffnete der Sprecher der sozialdemokratischea Im Jahre 1929 hatten wir 120 000 Bewerbungen, mehr als die Fraktion Abg. Dr. Leber die Diskussion. Seine Ausführungen Hälfte der Bewerber war untauglich, im besonderen wegen der beschäftigten sich zunächst mit den verschiedenen Borfommnissen Augen, Wir wollen feine Brillenträgerin der Reichs. des letzten Jahres, der nationalsozialistischen 3ellen mehr. Angenommen wurden rund 10 000 Mann. Bei den Offi. bildung usw. Er fragte den Wehrminister, ob es mög- ziersanmeldungen waren 800 tauglich, ebenso viele untaug­lich sei, daß heute noch( entgegen den Informationen des lich, mur 130 wurden angestellt. Wehrministeriums) in den Mannschaftsräumen der Reichswehr   und auch in den Offizierskafinos fast ausnahmslos hugen

berg- Blätter ausliegen. Er tritifierte ferner den außerordent- 1500 Säufer niedergebrannt!

Erdbebenkatastrophe in Jr dien.

50 Personen unter Häusern begrab.u.

Rangoon  , 6. Mai. Ein heftiges Erdbeben, das beträchtliche Verluste an Menschenleben zur Folge hatte, ereignete sich im Bezirk von Rangoon   in Birma  ( Sinterindien). Etwa 50 Per jonen wurden durch den Einsturz von Häusern getötet und mehr als 100 verlegt. Der Sachschaden ist ebenfalls erheblich. Unter den Einwohnern von Rangoon  herrscht infolge des Erdbebens große Panik. zumal noch weitere starke Erdstöße befürchtet werden.

Den Falschen gehängt.

Weil man es in Megifo zu eilig hatte.

New York  , 6. Mai. Associated Preß   meldet aus Merito( Stadt): Während einer Banditenjagd im Staate Jalisco   wurde ein Mann gefangen, den man allgemein für den Schuldigen hielt, und den man deshalb noch in der gleichen Nacht in der Stadt Tala aufhing. Am nächsten Morgen entdeckten jedoch die Einwohner mit Schrecken, daß sie ihren Mitbürger Canuto Garcia, den Vorstand der lokalen Agrar­tommission, gehängt hatten.

Die neuen Regierungspräsidenten.

Brandenburgischer Provinzialausschuß stimmt zu.

Der Provinzialausschuß für die Provinz Brandenburg   nahm heute Stellung zu den Vorschlägen des Staatsministeriums, für den Regierungsbezirk Frankfurt   a. d. D. den Regierungsvizepräsi­denten Dr. Fißner Gumbinnen und für den Regierungs­bezirk Potsdam den Regierungspräsidenten Jänide- Breslau zu Regierungspräsidenten zu ernenneit. Der Provinzialausschuß stimmte gegen vier Stimmen dem Vorschlage des Staatsministeriums schen Partei an.

lich hohen Pferdebestand, die Tatsache, daß für Uebungen wieder drei Millionen Mart mehr angefordert sind und Die ungeheueren Waldbrände in USA.  - 35000 Mann u 35000 Mann zu. Dr. Fitner ist Sozialdemokrat, Jänicke gehört der Demokrati­

fündigte hier Streichungsanträge an. Dann aber ging er zu dem ominöfen Kapitel 15( Waffen und Munition) über, fritisierte dieses Kapitel als außerordentlich bedenklich und unübersichtlich. Es sei, so sagte der Redner, jenes

Kapitel, das am meisten Zweifel hervorrufen müsse an der Richtigkeit des Etats.

Denn die rund 75 Millionen Mart, die die deutsche   Reichswehr   für Waffen und Munition ausgebe, ständen in gar feinem Ber­hältnis zu den Ausgaben anderer Mächte. Sogar die alte faiserliche Armee habe nicht so große Summen gebraucht. Und gerade diese Zweifel berechtigten zu einer außerordentlich wichtigen Frage. Seit Monaten gehe in der Deffentlichkeit haupt­sächlich außerhalb Deutschlands   die Behauptungen um, daß Deutsch­ land   an illegalen Rüstungen beteiligt sei. Der frühere französische  Ministerpräsident Poincaré   habe nun vor einigen Tagen in einem Zeitungsauffaß diese Behauptung als eine positive Tatsache hingestellt. Es sei deshalb die Frage berechtigt, wie sich die Reichsregierung zu diesen fortwährenden Behauptungen stellt. Für den Fall, daß irgend etwas Wahres daran sei, wäre herbste Kritit notwendig. Wie wolle die Reichswehr   rechtfertigen, daß sie irgend einen Matrosen deswegen entläßt, weil er mal in einer angeblich kommunistischen Wirtschaft ein Glas Bier ge trunken habe, während ihre

Generäle in kommunistischen Hauptquartieren Fefte feierten. Aber ernster noch sei die Frage, wie würde sich eine solche Tatsache zu dem wichtigsten und vornehmsten Recht des Reichstages, dem Etatsrecht, verhalten? Beinahe das Bedenklichste wäre die Schlußfolgerung, daß ein wesentlicher Teil der deutschen   Außen­politik nicht im Auswärtigen Amt   liegt, sondern in den Händen der Generäle. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion habe schon im letzten Jahre durch ihren Sprecher, den Abg. Schöpflin, angekündigt, daß sie diese Dinge rücksichtslos durchprüfen und eventuell be­tämpfen wird. Die Zeit hierfür sei jetzt gekommen, die sozialdemo fratische Frattion muß allen illegalen Dingen den schärfften Kampf anjagen.

zur Bekämpfung.

New York  , 6. Mai.

Die Waldbrände im Staate New Jersey   haben an Ausdehnung weiter zugenommen. Bisher sind 1500 Häuser niedergebrannt. 35 000 Mann sind mit der Bekämpfung des Feuers beschäftigt. Lakehurst ist rings von Waldbränden eingeschlossen und be­findet sich, falls nicht bald Regen einsetzt, in großer Gefahr. In den anderen Staaten haben die Wald­brände nachgelassen.

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Treviranus und Schmid.

Herr Treviranus bestreitet, daß er in Essen   die Wiederein­sehung des Staatssetretärs Schmid bereits fest an gekündigt habe. Nach seiner Angabe hat er dort den Pressever­tretern erklärt, daß wegen der bevorstehenden Auflösung des Reichsministeriums für die besetzten Gebiete die Wiederbe sehung des Staatsjetretärpostens erforderlich sei. Er werde im Einvernehmen mit dem Kabinett und im Laufe der Woche das nötige veranlassen.

Das neue Funkhaus

in der Majurenallee ist im Rohbau fertig, der schon deutlich das Monumentale des Gebäudes erkennen läßt. Die Vorderfront des .Randbaues" hat eine Länge von 156 Metern