2-47.3abrgang 21. Beilage des Vorwärts 108
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Schwere Folgen des Gewitters.
Ueberschwemmungen in Berlin. - Blitzeinschläge und Verkehrsstörungen.
Geffern nachmittag tam über Groß- Berlin ein außerordentlich| In zahlreichen Gärten hat der Hagel, dessen Schlossen 7 bis schweres Gewitter zur Entladung, das mehrere Stunden andauerte 10 Millimeter im Durchmesser start waren, die Blüten von den Obstund von heftigen Wolkenbrüchen begleitet war, so daß in fast allen bäumen abgeschlagen. Besonders fiefliegende Laubenfolanien Stadtteilen durch Ueberschwemmungen größere Störungen bildeten eine einzige Wasserfläche, auf der Bretter, Kisten und allerlei Gerät umherschwammen. cintraten. Die Ueberflutungen waren stellenweise so stark, daß der Straßenverkehr lahmgelegt wurde. An mehreren Stellen schlug der Blitz ein und zündete. Die Berliner Feuerwehr wurde annähernd dreihundertmal alarmiert, um Waffergefahr zu beseitigen. Die Hilferufe liefen von 16.30 Uhr ab in so schneller Folge ein, daß jämtliche Jugwachen in erhöhten Alarmzustand versetzt werden mußten. Bis in die Nachtstunden hinein waren Motorund Dampffprizen allerorts mit Absaugarbeiten beschäftigt.
Gewitter mit so heftigen Begleiterscheinungen wie am gestrigen Nachmittag sind bei uns nicht allzu häufig. Es handelte sich um ein jogenanntes Frontengewitter", das sich an der Vorderseite von Westen her vordringender kühler Luftmassen bildete. Gegen 16 Uhr nahm der Himmel eine unheilverkündende, fchmeflig gelbe Färbung an. Dem Donnerrollen folgten gewaltige Regenmengen, die minutenlang wolkenbruchartigen Charafter trugen. Die Gullys vermochten die ungeheuren Wassermengen nicht mehr aufzunehmen und so bildeten sich in den tiefergelegenen Straßen und besonders an Bahnunterführungen Stauseen, die stellenweise eine Wassertiefe von 1½ bis 2 Meter erreichten. Die Straßen in der City waren wie ausgestorben. Messungen, die vom Amtlichen Wetterdienst vorgenommen wurden, haben ergeben, daß gestern in der Zeit von 16 bis 19 Uhr 18% Millimeter Regen gefallen ist. Eine ungeheure Menge, wenn man bedenkt, daß diese Zahl den Niederschlagsdurchschnitt eines normalen halben Monats bedeutet. Hinzu kommt, daß nach den Feststellungen des Wetterdienstes die größten Mengen im Zeitraum von fnapp einer halben Stunde niedergegangen sind. Am stärksten waren die Niederschläge Regen und Hagel. in den nördlichen, süd- und südwestlichen Bezirken. Nach dem Gewitter trat merkliche Abkühlung ein. Das Thermometer, das mittags eine Höchsttemperatur von 21 Grad Wärme angezeigt hatte, fiel auf 13 Grad.
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300 Feuerwehralarme.
Das Unwetter hatte faum eingesetzt, als bei der Berliner Feuermehr auch schon die ersten Alarme über Wasserschäden und leberschwemmungen einliefen. Allein in etwa 150 Fällen wurden Keller, zum Teil Wohnfeller und Lagerräume, mit Lebensmittelvorräten, überflutet. Besonders arg sah es an der Bahnunterführung Schöneberger Ufer und Flottwellstraße aus. Die Unterführung bildet an dieser Stelle cine richtige Mulde. Ein großer, eima 1% bis 2 Meter tiefer See hatte fidh in faum 10 Minuten gebildet, so daß der gesamte Bertehr im Augenblid lahmgelegt war. Ein Straßenbahnwagen blieb im Waffer stehen; bas Waffer umspülte bereits ben Elettromotor. Die Feuerwehr mar% Stunden an der Ueberschwemmungsstätte mit mehreren Saugpumpen angestrengt beschäftigt. Aehnlich, aber nicht ganz so schlimm, mar die Situation am Bahnhof Friedrichstraße. Fahrdamm und Bürgersteige waren zu beiden Seiten der Unterführung überschwemmt, so daß die auf dem Bahnhof ankommenden Fahrgäste zum unfreiwilligen Vermeilen gezwungen waren, bis auch hier die Feuerwehr helfend eingriff. Auch unter den vielen Unterführungen der Reichsbahn im Zuge der Nordstraße hatten sich Wasserstauungen gebildet. Die Polizei sperrte den ganzen Straßenabschnitt, bis die Feuerwehr nach über einstündiger Tätigkeit die Gefahr beseitigt hatte. Aus Lichterfelde , Mahlsdorf , Zehlendorf , Bantom, Steglitz , Tegel usw. merden gleichfalls starke Ueberschwemmungen und Verkehrsstockungen gemeldet.
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Dokumente
Protokolle
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Rist
Herausgegeben
von Esther Grenen ,, Sind Sie geständig, mit Thorwald Stirre aus Oslo identisch zu sein?" ,, Ja.
,, Sind Sie geständig. defraudiert zu haben und dann nach Dänemark geflüchtet sein, um hier bei Frau Mette Fredriksen unter falschem Namen Aufenthalt zu nehmen?" ,, Ja."
,, Wie tamen Sie gerade zu Frau Fredriksen?"
Frau Fredriksen ist meine Tante. Sie tannte mich nod) als Jungen. Ich war mit ihrem Sohn sehr befreundet gewesen. Frau Fredriksen ist ganz unschuldig. Sie wollte mich dann nur nicht verraten. Zun Sie ihr nichts."
,, Und wie stellten Sie sich das dann weiter vor? Wie lange wollten Sie überhaupt bei Frau Fredriksen bleiben?" ,, Bis November. Dann wollten mir, Maria und ich, uns in Hamburg treffen und nach Kanada auswandern." ,, Dann hat Fräulein Sandel also auch von der Defraudation gewußt?"
,, Ja, aber erst nachher, nachher. Man kann doch nicht von einem jungen Mädsten veríangen, daß es seinen Bräutigam verrät. Nicht wahr, das fann fein Mensch verlangen?" Bie tamen Sie denn überhaupt auf so einen Einfall?" " Wir waren so arm. Und wir liebten uns schon seit vier Jahren. Und dann fam die Versuchung, die Lockung des Augenblicks. Fünftausend Kronen das ist eine große Sache für zwei junge Leute, die heiraten wollen.
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Und was ist nun mit diesen fünftausend Kronen?"
Ich habe viertausendfünfhundert davon. Ich brauchte Kleider, Gepäck. Ich hatte keine ganzen Schuhe mehr. Glauben Sie, daß, wenn ich der Bank das Geld zurück erstatte müssen Sie mich dann auch noch ausliefern?"
Ich muß Sie und Fräulein Sandel selbstverständlich f jeden Fall ausliefern."
Verheerungen durch Blitschläge.
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In der Stubenrauchstraße 7 in Karolinenhof, im Norden Berlins , schlug der Bliz in das Dach eines Wochenendhauses ein und zündete. Die Flammen griffen so schnell um sich, daß die Feuerwehr, die mit zwei Löschzügen zur Stelle war, nur noch wenig retten konnte. In der Körnerstraße schlug der Blitz in eine Antennenanlage ein, die zerstört murde. Wenige Minuten später erfolgte in nächster Nähe in einem Hause der Potsdamer Straße ein weiterer Blizeinschlag. Der Blitz fuhr in den Giebel des Vorderhauses und riß große Mauerstüde her aus, die auf den Bürgersteig stürzten. Glücklicherweise war die Gehbahn völlig menschenleer, so daß niemand verletzt wurde. Außer dem waren noch mehrere„ talte Blitzschläge" zu verzeichnen, die feinen nennenswerten Schaden angerichtet haben.
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Donnerstag, 8. Mai 1930
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Der Wirbelsturm in Texas hat, wie ergänzend gemeldet wird, mehrere Städte vollständig ver. wüstet, wobei bisher 90 Personen ums Leben gekommen sind, während die Zahl der Verletzten mehrere Sundert beträgt. Die Behörden haben umfang. reiche Hilfsmaßnahmen ergriffen. Soweit sich bisher feststellen ließ, beträgt der Schaden einige Millionen Dollar.
Der Bilderfälscherffandal in Paris .
Der Enfel Millets verhaftet.
Der in den kürzlich ausgedeckten Riesenbilderfälschungsskandal verwideite Enkel des großen französischen Malers millet sowie der Maler Paul Caceau, find auf Anordnung des Untersuchungsrichters am Mittwoch vormittag verhaftet und in das Gefängnis eingeliefert worden.
Millet, der bereits vorbestraft ist und dem man nachweisen konnte, daß er auch ungedeckte Bechsel in Umlauf gebracht und verschiedene betrügerische Geschäfte begangen hatte, gab die
Schornstein als Ausstellungsrest.
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Zwischen den Lauben des Südgeländes,
,, Mich und Maria! Maria und ich zusammen per Schub nach Norwegen . Nein, nein, das überleben wir nicht. Ist es denn ganz unmöglich, daß ich hier verurteilt und bestraft werde?"
Reden Sie doch nicht so findisches Zeug. Sie werden doch selber wissen, daß man für ein in Norwegen begangenes Delift nicht in Dänemark zur Berantwortung gezogen werden kann."
,, Sie wissen nicht, was das für mich bedeutet. Nach Nor wegen zurüd! Und mein Vater und mein Onkel und die Herren Direktoren aus der Bank und dazu noch alle die Vorgesetzten. Das ist ja entsetzlich, das ist ja unmöglich!"
Weinen Sie doch nicht schon wieder. Vor allem einmal wird es nicht schon heute oder morgen sein. Sie haben Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Denn wenn auch Ihre Unschuld an der Explosion von Aarejund, an dem Berschminden der Ossipowna und alle den übrigen Beibergeschichten beinahe erwiesen, wollen sagen, höchst wahrscheinlich ist, so müssen doch noch einige wichtige Zeuginnen, wie zum BeispielWenn ich hier schuldig wäre, müßte ich also nicht ,, Natürlich nicht."
zurück?"
બાર, સાકર, ગળ્યું કાબુ ક
Herr Untersuchungsrichter, ich will Ihnen ein Geständnis machen."
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Was denn?"
,, Herr Untersuchungsrichter, ich habe alles getan, was die Leute hier mir vorwerfen. Ich habe das Mädchen, wie heißt sie doch, auf offenem Feld vergewaltigt und bin der Vater ihres Kindes. Ich habe die Gräfin Aaresund im Wald überfallen, ich habe mich an Frau Delius vergangen und an irgendeiner dreizehnjährigen Betten, ich habe Fräulein Jensen in den Tod getrieben und habe die Disipowna in dem Badehaus von Aarefund in die Luft gesprengt, mit Etrafit. Ich gestehe alles, alles, mas man nur verlangt. Nur schiden Sie mich um Gottes willen nicht per Schub nach Norwegen zurüd!"
Mensch, Sie sind ja des Teufels! Sie werden doch nicht aus lauter Feigheit, aus lauter Angst vor den Leuten in Oslo auf einmal hier die fürchterlichsten Missetaten eingeftehen.'
Ich gestehe alles, alles. Ich bin ein Ungeheuer. Und Maria, meine Braut, muß es bezeugen. Sie tönnen sie auch
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Ausstellungsbauten zeichnen sich manchmal durch besondere Zählebigkeit aus. Der eckige Rundbau am Lehrter Bahnhof , eine Erinnerung an die Kolonialausstellung, bildete durch seine verwahr. lofte Häßlid, beit einen üblen Edpunkt an der Moltfebrücke in AltMoabit. Den Bogel aber schießt jedenfalls der 30 Meter hohe, volltommen isoliert stehende Schornstein ab, der inmitten der Laubendes Südgeländes steht: er ist das letzte lleber bleibsel der großen landwirtschaftlichen Ausstellung, die im Jahre 1906 einen Teil des Südgeländes bedeckie. Der Schornstein gehörte zu einem ansehnlichen Maschinenhaus, das die ganze Ausstellung mit elektrischem Licht und Wasser( für das zahlreiche Bich) belieferte. Heute noch sieht man die massiven Fundamente, auf denen das Maschinenhaus stand. Dem Schornstein selbst fonnte man nichts anhaben. Als man auf die Idee fam, ihn zu fprengen, war die Nachbarschaft der Lauben bereits viel zu dicht geworden. Die Kosten für das Abtragen erschienen dem Magistrat zu hoch. Also ließ man ihn einfach stehen. Ein findiger Laubentolonist stieg auf den Steigeisen im Innern des Schornsteins hoch ind befestigte on der Epiße eine Riefenantenne. Is fuder Antennemmaft, Symbol der Radiotedmit, ist diefer ausrangierte Schornftein weit und breit über dem Baubengelände fichtbar. Gerade in diesen Maitagen ist ein Spaziergang zwischen den Blütenbäumen des Südgeländes ein besonderer Gemuß. Auf friedlich- unpolitischen Gassen, die noch nicht gepflastert sind, dringt man immer tiefer in das Laubenidyll: von der Selleriegasse tommt man zur Tomatengasse, von der wiederum die Kürbisgasse und die Gurkengasse abzweigen. Tiefer Frieden liegt über den Gärten. Reine Spur mehr vom Großstadtlärm. Ueber bunten Blumenstauden schaufelr Schmetterlinge, Amseln singen und der Wind bringt den Duft der blühenden Sträucher. Mit einigem Schaudern denkt man daran, daß ein amerikanisches Konsortium beinahe diese Blüteninsel im Süden des Steinmeeres zur Verbauung erworben hätte.
nicht sofort nach Oslo schicken. Sie müssen sie anhören. Sie müssen mich anhören. Alle Tage werde ich Ihnen was er zählen. Ich werde nie mehr schweigen. Sie werden sich bestimmt nicht mehr über mich ärgern müssen."
,, Herr Rist Herr Stirre, so was Idiotisches ist mir in meinem Leben noch nicht untergekommen. Denken Sie doch einmal nach. Das hat doch keinen Sinn. Ich weiß ja, was Sie mollen, Sie gaben sich ja nicht einmal Mühe, es mir zu verheimlichen. Das Ganze ist nichts als eine weitere Berzögerung, das Ganze gibt nur entsetzliche Scherereien. Diese vielen Frauen-"
,, Diese vielen Frauen fönnen doch nicht alle gelogen haben. Das jagten Sie doch selbst, Herr Untersuchungsrichter. Ich werde Ihnen alles bestätigen. Ich werde sogar noch viel mehr bestätigen. Es fommt mir schon gar nicht mehr darauf an. Ich werde-"
,, So schweigen Sie doch endlich, Sie Unglückswurm.. Oslo ist am Telephon. Ich schließe das Verhör." Kgl. Amtsgericht Sändrup, 15. Juli 1929. gez. Thorwald Stirre.
Protokoll
aufgenommen mit der Zeugin Kamma Schmitt.( Die Zeugin suchte selbst um ihre Einvernahme an.) ,, Herr Untersuchungsrichter Jakobsen, ich komme nur, um zu fragen auf Lynö geht das Gerücht, daß Sie Frau Mette Fredriksen verhaften lassen wollen und da dachte ich"
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,, Da soll doch der Donner! Deshalb kommen Sie her! Glauben also auch schon an jeden Weiberquatsch. Und ich, der ich mich schon freute, als ich Sie zur Tür reinkommen sah. Endlich einmal ein Mensch mit Bernunft, ein Mensch, mit dem man reden kann. Und dann nichts anderes als wieder ein neuer Unsinn. Frau Fredriksen soll ich verhaften lassen? Ja, warum denn, zum Teufel? Bielleicht, weil sie feine guten Manieren hat. Oder weil ich, wie diese Person fchreibt, von geradezu sadistischer Grausamkeit bin. Immer wieder nichts als neue Unannehmlichkeiten
Aber Herr Untersuchungsrichter!"
... Lassen Sie mich. Unterbrechen Sie mich nicht. Sie ahnen ja nicht. was hier vorgeht. Sie ahnen ja nicht, was dieser diot, Ihr geliebter Torben Rift, einem zu schaffen macht. Benn das so weiter ( Fortsetzung folgt.)
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